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Die Romantik bezeichnet aber zudem eine Epoche der Kulturgeschichte. Sie begann gegen Ende des 18. Jahrhunderts und endete Anfang des 19. Jahrhunderts. Literaturwissenschaftlich wird die Romantik von 1795 bis 1835 datiert und untergliedert sich in die Frühromantik (bis 1804), die Hochromantik (bis 1815) und die Spätromantik (bis 1835).
Romantik Literatur – Zeitraum und Hintergründe
Über welchen Zeitraum sich die Literatur der Romantik erstreckte und welche Hintergründe ihr zugrunde liegen, erfährst Du im Folgenden.
Die Romantik kann als eine gesamteuropäische geistes- und kunstgeschichtliche Epoche bezeichnet werden. Sie begann am Ende des 18. Jahrhunderts und erstreckte sich bis in die Dreißigerjahre des 19. Jahrhunderts. Deutschland bildete hierbei das Zentrum der Romantik.
Inhaltlich befassten sich die Vertreterinnen und Vertreter der Romantik mit einer grundsätzlichen Abkehr von den Idealen der Weimarer Klassik.
Bei der Weimarer Klassik handelt es sich um eine Literaturepoche, die vom Ende des 18. bis Anfang des 19. Jahrhunderts andauerte. Sie orientierte sich stark an klassischen antiken Dichtern und wurde von Goethe, Schiller, Herder und Wieland, dem sogenannten Viergestirn, vertreten und geprägt. Die Stadt Weimar war dabei zentraler Schaffens- und Geburtsort vieler berühmter Werke.
Dabei wurde insbesondere der Realitätssinn der Aufklärung infrage gestellt. Die Romantik kann somit auch als Gegenbewegung zur Weimarer Klassik gesehen werden. Die Romantikerinnen und Romantiker lehnten die immer wissenschaftlicher und technischer werdende Welt ab, denn für sie waren viel mehr die Mythen und Rätsel von Bedeutung, die mithilfe der Wissenschaft gelöst werden konnten. Es kam zu einer Sehnsucht nach dem Träumerischen, dem Geheimnisvollen und dem Unerklärbaren. Die vorherrschende Umwelt wurde als feindselig betrachtet. So dienten die Werke der Romantik dazu, den politischen Turbulenzen und den damit einhergehenden gesellschaftlichen Umbrüchen zu entkommen.
Die Aufklärung
Die Aufklärung bezeichnet eine literaturwissenschaftliche Epoche des 18. Jahrhunderts, die im Zeitraum zwischen 1720 und 1785 angesiedelt wird. Die Autorinnen und Autoren dieser Zeit sahen die rationale Vernunft als die wichtigste menschliche Fähigkeit an. Von dieser Fähigkeit ausgehend erhofften sich die Schriftstellerinnen und Schriftsteller der Aufklärung gesellschaftliche Veränderungen auf sozialer, politischer und philosophischer Ebene.
Ihr zentrales Anliegen war die Emanzipation, also Befreiung des Menschen aus strukturellen Abhängigkeiten vom Adel und der Kirche mittels ihrer Fähigkeit vernünftig und selbstständig zu denken. Neben dem Konzept der rationalen Vernunft entstand während der Aufklärung auch das empirische Erkenntnisverfahren.
Wichtige Motive der romantischen Kunst waren zudem die Freiheit des Individuums und seines schöpferischen Schaffens sowie die Weltflucht und die Sehnsucht nach dem Mittelalter.
Weiterführende Informationen zu den vorangegangenen Literaturepochen finden sich in den Erklärungen zur "Aufklärung" oder "Weimarer Klassik".
Der Begriff "Romantik" selbst entstand im 17. Jahrhundert und geht ursprünglich auf das altfranzösische Wort romanz zurück, was etwa so viel wie fantastisch oder wunderbar bedeutet. Der romantische Dichter Novalis benutzte das Wort Romantik als Erster, meinte damit aber eigentlich die „Lehre vom Roman“.
Georg Philipp Friedrich von Hardenberg (genannt Novalis) war ein deutscher Philosoph und Schriftsteller der Frühromantik. Er lebte von 1772 bis zum Jahr 1801.
Wie der Roman leitet sich auch der Name der Literaturepoche vom gleichen Begriff Lingua romana ab, womit die romanischen Sprachen wie Französisch oder Spanisch gemeint sind.
Ein Roman ist die Langform einer schriftlichen Erzählung. Ausführliche Informationen zu diesem Thema finden sich in der entsprechenden Erklärung zum "Roman".
Romantik – Historische Einordnung
Die romantische Epoche stand vordergründig unter dem prägenden Einfluss der Französischen Revolution von 1789 sowie deren Folgen. Sie führte in Europa zu einem Epochenumbruch im politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereich. In Frankreich endete durch die Revolution die Herrschaft des Adels und Klerus über den restlichen, weit überwiegenden Teil der Bevölkerung. Die Kerninhalte der Revolution, "Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit", fanden über die französischen Grenzen hinaus schnellen Anklang und verbreiteten sich in Europa. Im Zuge der Französischen Revolution kam es zu einem Ende der Feudalgesellschaft, einer Trennung von Kirche und Staat und zu der Entstehung neuer Staatsformen.
Ende der Feudalgesellschaft
Die feudale Gesellschaftsordnung (Ständegesellschaft) bestand in Europa seit dem Mittelalter. Sie bedeutete eine Gliederung der Gesellschaft in Stände wie den 1. Stand (Klerus) und den 2. Stand (Adel). Diese zwei Stände umfassten nur sehr wenige Menschen und die Zugehörigkeit zu einem der beiden ersten Stände bestimmte die Geburt oder die Herkunft. Sie herrschten über den 3. Stand, die Bauern, Handwerker und Leibeigenen. Die revolutionären Kräfte in Frankreich waren Angehörige des 3. Standes und wollten die Herrschaft der kleinen Elite beenden.
Trennung von Kirche und Staat
Die Trennung von Kirche und Staat (Säkularisierung) war eine weitere Folge der Revolution von 1789. Konkret bedeutete Trennung, dass der unmittelbare Einfluss des Klerus (1. Stand) auf politische Entscheidungen unterbunden wurde. Allerdings nahm die Kirche noch bis ins 19. Jahrhundert entscheidenden Einfluss auf das Leben der Menschen.
Entstehung neuer Staatsformen
Nachdem die Revolution geglückt war und die Herrschaft des Adels beendet werden konnte, musste über eine neue Staatsordnung nachgedacht werden. Der schwindende Einfluss der Kirche und insbesondere ihre Trennung vom Staat führten in diesem Zusammenhang dazu, dass das Konzept einer Monarchie grundsätzlich infrage gestellt wurde. Die Monarchien Europas konnten ihren Herrschaftsanspruch nämlich nur mithilfe der Kirche rechtfertigen: Sie bezeichneten und inszenierten sich als Vertretung Gottes auf Erden. Durch die Trennung von Kirche und Staat entfiel auch die Legitimationsgrundlage des Herrschaftsanspruches.
Als Monarchie (altgr. "Alleinherrschaft") wird eine Staatsform bezeichnet, bei der die gesamte politische Entscheidungsgewalt bei einer Person, dem/der Monarch/in, liegt. Das Amt wird in der Regel auf Lebenszeit ausgeübt. Monarchinnen und Monarchen hatten meistens eine adelige Herkunft und übertrugen ihr Amt durch Vererbung (dynastisches Prinzip) oder (selten) durch Wahlen.
Selbstverständnis der Romantikerinnen und Romantiker
Die Künstlerinnen und Künstler der Romantik vertraten die Auffassung, dass sich die Menschen von den Idealen der Weimarer Klassik abwenden sollten. Insbesondere war ihnen wichtig, dass Empfindsamkeit, Fantasie und Übernatürliches wieder mehr Beachtung finden darf.
Menschen sollten sich stärker an der eigenen Kultur und Geschichte orientieren und nicht mehr länger an einem Ideal aus der Antike festhalten. Die Künstlerinnen und Künstler der Romantik orientierten sich somit an der Sagen- und Mythenwelt des Mittelalters.
Die Romantikerinnen und Romantiker sahen in den Gesellschaften des Mittelalters die letzte kulturelle Entwicklungsstufe vor der Aufklärung, in der eine universale oder "Ganzheitskultur" gegenwärtig war. Größtenteils lässt sich diese Bewertung des Mittelalters aus heutiger Sicht jedoch als verklärt bewerten, weil die Grundlage für die romantische Sichtweise auf das Mittelalter aus Mythen und Sagen entstammt und nicht auf den tatsächlichen, historischen Begebenheiten des Mittelalters beruht. Dennoch sahen Menschen in der Romantik das Mittelalter als das "Goldene Zeitalter".
Im Kern ging es den Romantikerinnen und Romantikern darum, dass das Menschenbild der Weimarer Klassik angeblich unvollständig war. Dieses wurde entscheidend durch die Aufklärung geprägt und sah vor, dass nur in rationalen Kategorien gedacht werden solle. Nach Auffassung der Vertreterinnen und Vertreter der Romantik sollten diese rationalen Denkkategorien nicht abgeschafft, sondern ergänzt werden. Über rationales Denken hinaus sollten auch unerklärliche, fantastische und träumerische Aspekte zum menschlichen Denken und Empfinden hinzukommen.
Die rationale Vernunft als grundlegendes Konzept der Aufklärung sieht vor, dass sich Erkenntnisse jeglicher Art auch ohne sinnliche Wahrnehmung des zu untersuchenden Gegenstands gewinnen lassen. Rationale Vernunft bedeutet konkret das Erkennen von Mustern oder Gesetzmäßigkeiten, aus denen sich Regeln und Bedingungen ableiten lassen. Werden die Muster zutreffend erkannt, also eine korrekte Regel und eine korrekte Bedingung festgelegt, dann ist die Schlussfolgerung einer neuen Aussage möglich.
Es bestand eine Sehnsucht nach der Schönheit und Unverfälschtheit der Wildnis, von der sich die Menschheit seit der Aufklärung immer weiter entfernte.
Ein Zustand, in dem sowohl rationales Denken, als auch übernatürliche Empfindungen und Träume möglich sind, wurde als "universal poetisch" bezeichnet und kennzeichnete das Hauptanliegen von Künstlerinnen und Künstlern der Romantik. Sie sahen dies als einen Zustand der Einheit von Körper und Geist. Weitere Erläuterungen zu diesem Aspekt findest Du im Abschnitt zur Frühromantik weiter unten.
Romantik Literatur – Phasen und Zentren
Wie bereits erwähnt, war Deutschland das Zentrum dieser Literaturepoche. Die Romantik lässt sich zudem in drei zeitliche Phasen und Zentren untergliedern: die Frühromantik, auch Jenaer Romantik genannt, die Hochromantik, auch Heidelberger Romantik genannt und die Spätromantik, welche auch als Berliner Romantik bezeichnet wird.
Frühromantik (1798-1804) – Merkmale
Die Phase der Frühromantik wird als "Jenaer Romantik" bezeichnet. Ursächlich dafür ist der Umstand, dass die Universitätsstadt Jena damals ein geistiges Zentrum Europas war. Wichtige Vertreterinnen und Vertreter der Geisteswissenschaften wirkten dort zusammen und erschufen das romantische Weltbild, wozu insbesondere der Wunsch nach einer "Universalpoesie" gehörte.
Das Konzept der Universalpoesie wurde von Friedrich Schlegel (1772-1829) geprägt. Einerseits meinte er damit die Erweiterung des Menschenbildes der Klassik um ein Denken und Wirken jenseits von rationalen Kategorien. Zudem sollten auch verschiedene geisteswissenschaftliche Disziplinen und Kunstformen miteinander kombiniert werden, wie Literatur und Philosophie. Die daraus resultierenden Mischformen wurden dann als "Universalpoesie" bezeichnet.
Wichtige Vertreter der Frühromantik waren unter anderem der Dichter Friedrich von Hardenberg (1772-1801), der unter seinem Pseudonym "Novalis" bekannt wurde sowie August Wilhelm Schlegel (1767-1845) und Friedrich Schlegel (1772-1829).
Hochromantik (1804-1815) – Merkmale
Das Zentrum der Hochromantik war Heidelberg. Deshalb wird diese Phase der Hochromantik auch "Heidelberger Romantik" genannt. Sie war stark von den Koalitionskriegen gegen Napoleon geprägt. In dieser Zeit voll schneller Veränderungen und kriegerischem Leid hinterfragten viele Menschen in Europa die eigene kulturelle Identität und strebten nach einem Nationalgefühl, mit dem sie sich identifizieren konnten. In der Folge suchten viele Vertreterinnen und Vertreter dieser Phase nach nationalen Traditionen und hatten ein starkes Interesse an Volkspoesie, Volksmärchen und Fabeln. Diese wurden zum Teil gesammelt, überarbeitet und veröffentlicht.
Wichtige Vertreter dieser Phase waren unter anderem die Brüder Jacob (1785-1863) und Wilhelm Grimm (1786-1859). Ihre Sammlung von Volksmärchen, heute bekannt als "Grimms Märchen", gelangte zu weltweiter Berühmtheit. Neben den Gebrüdern Grimm gelten Persönlichkeiten wie Joseph von Eichendorff (1788-1857), Clemens Brentano (1778-1842) und Achim von Arnim (1781-1831) zu den bekanntesten Schriftstellern der Hochromantik.
Märchen sind Erzählungen, die auf überlieferten Stoffen basieren. In den Geschichten tauchen meist übernatürliche Kräfte und Figuren auf.
Weitere ausführliche Informationen findest Du in der Erklärung Märchen.
Spätromantik (1816-1835) – Merkmale
Die Phase der Spätromantik wird auch als "Berliner Romantik" bezeichnet. Damals war Berlin ein Ort, in dem viele Anhängerinnen und Anhänger der Romantik ihren Lebens- und Schaffensmittelpunkt hatten. Inhaltlich wurden in dieser Phase die Ansätze der vorangegangenen Phasen aufgegriffen. Neu war eine verstärkte Fokussierung auf Mystik und Unheimliches.
Zu den bekannten Vertreterinnen und Vertreter dieser Phase gehörten unter anderem E.T.A. Hoffmann (1776-1822), Bettina von Arnim (1785-1859) sowie Ludwig Tieck (1773-1853).
Schwarze Romantik (1816-1848)
Ungefähr zeitgleich mit der Spätromantik entstand auch eine Strömung, die als "Schwarze Romantik" bezeichnet wird. Inhaltlich wurde die dunkle Seite der menschlichen Psyche thematisiert, vorrangig Ängste und Abgründe. Vorbildhaft für die Strömung war der englische Gothic Novel, eine Art Schauerroman. E.T.A. Hoffmann (1776-1822) ist der bekannteste Vertreter dieser Strömung in Deutschland.
Romantik Literatur – Merkmale und Themen
Wichtige Themen, Motive und Merkmale der Literatur der Romantik waren die Entfremdung, die Gefühle, Liebe, Subjektivität und das Unbewusste, die Psyche des Menschen (positive wie negative Seiten), die Flucht in Traum- und Fantasiewelten, die Ablehnung des Gegenwärtigen etablierten und die Sehnsucht nach dem Absoluten, das nie erreicht werden kann.
In der Romantik wird eine einfache, volkstümliche Sprache verwendet, bei der Fremdwörter vermieden werden. Sie ist zudem sehr stark Ich-bezogen. Die Sprache der Werke kann auch der literarischen Sprache Mittelalters nachempfunden sein. Im Gedicht "Nachts" von Joseph von Eichendorff wird die einfache Ich-bezogene Sprache deutlich:
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff war ein wichtiger Schriftsteller und Lyriker der deutschen Romantik. Er wurde im Jahr 1788 in Polen geboren und ist im Jahr 1857 in Polen gestorben.
Die Literatur der Romantik folgt keiner vorgegebenen, klassischen Form mehr. So verschmelzen Erzählungen, Märchen, Lieder und Gedichte ebenso miteinander wie Wissenschaft, Philosophie und Poesie.
Romantik – Motive
In der Romantik gibt es unterschiedliche charakteristische Motivkreise, wie den Motivkreis der Sehnsucht und Liebe oder den Motivkreis der Politik. Diesen Motivkreisen können die einzelnen, zuvor benannten, Merkmale zugeordnet werden.
Der Motivkreis der Sehnsucht und Liebe
Zu den Motiven und Merkmalen der Sehnsucht und Liebe gehören die blaue Blume, das Nachtmotiv, die Sehnsucht, das Reisen und die Hinwendung zur Natur.
Motive | Merkmale |
Die blaue Blume | Die blaue Blume ist das wichtigste Symbol der Romantik. Sie repräsentiert die Sehnsucht nach dem Unerreichbaren. Sie symbolisiert die Sehnsucht und Liebe und verknüpft Mensch, Natur und Geist miteinander. Zudem fördert sie das Streben nach der Erkenntnis der Natur und infolgedessen des Selbst. Erstmalig benutzte der Dichter Novalis in seinem Roman "Heinrich von Ofterdingen" das Symbol einer blauen Blume. |
Das Nachtmotiv | In Träumen, die in der Nacht stattfinden, kommen Menschen mit ihrer inneren Gefühlswelt in Berührung. In der Nacht sind außerdem weitere Motive dieser Epoche verankert: Das Unheimliche, die Vergänglichkeit, der Tod und nicht alltägliche, obskure Phänomene. |
Die Sehnsucht | Durch die damalige politische und soziale Situation wurde bei vielen Menschen ein Gefühl der Sehnsucht hervorgerufen. Dieses Gefühl bezog sich auf unterschiedliche Wünsche, wie die Sehnsucht nach einer idealen Welt, dem Unendlichen, der Ferne oder auch die Sehnsucht danach, dass Grenzen aufgebrochen oder überschritten wurden. |
Das Reisen | Ein weiteres Motiv der Romantik ist das Reisen und die Reiselust. Viele Künstlerinnen und Künstler der Epoche verspürten einen Drang nach Freiheit und fernen Orten. Sie wollten sich selbst verwirklichen und Grenzen überschreiten. Hier spielt auch das Fluchtmotiv eine Rolle. |
Die Hinwendung zur Natur | Die Idealisierung der Natur nimmt in der Literaturepoche der Romantik eine zentrale Rolle ein. Sie fungiert als Gegenpol zu den als lebensfeindlich verstandenen und durch die Industrialisierung immer dichter und enger (mehr Einwohner und Gebäude) werdenden Städte. Die Natur war hingegen der Ort, an dem die Romantiker ihre Sehnsucht nach schönen und geheimnisvollen Dingen und Begebenheiten ausleben konnten. |
Georg Philipp Friedrich von Hardenberg (genannt Novalis) war ein deutscher Philosoph und Schriftsteller der Frühromantik. Er lebte von 1772 bis zum Jahr 1801.
Der Motivkreis des Unheimlichen
Zu den Motiven und Merkmalen des Unheimlichen gehören die Orte der Sehnsucht, das Spiegelmotiv und das Schwellenmotiv. In der nachfolgenden Tabelle findest Du die Motive der Romantik in Bezug auf den Motivkreis "das Unheimliche" samt ihrer Merkmale aufgelistet.
Motive | Merkmale |
Das Spiegelmotiv | Spiegel werden in der Romantik als Symbol für eine Schnittstelle zwischen Realität und Irrealität benutzt. Einerseits zeigt ein Spiegel ganz real das Spiegelbild desjenigen Menschen, der in ihn hineinschaut. Auf der irrealen Ebene hingegen bedeutet "in den Spiegel schauen" u. a. zu überprüfen, ob man mit sich selbst und den eigenen Handlungen zufrieden ist. Im Motiv des Spiegels wird zudem die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen deutlich. Ein anschauliches Beispiel hierfür ist das Märchen von Schneewittchen, wo der Spiegel auch eine Rolle spielt. |
Orte der Sehnsucht | Schauplätze der Romantik waren Ruinen, Friedhöfe, dunkle Wälder, alte Burgen, Höhlen, Moore und andere Naturlandschaften. |
Das Schwellenmotiv | Schwellenmotive markieren die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit. Hierzu zählen das Zwielicht, die Dämmerung, der Mondschein oder auch ein einfacher Blick aus dem Fenster. |
Der Motivkreis der Politik
Zum Motiven und Merkmalen der Politik gehören die Weltflucht, die Verklärung des Mittelalters und die Ablehnung des Gegenwärtigen (Gesellschaftskritik). In der nachfolgenden Tabelle findest Du die Motive der Romantik in Bezug auf den Motivkreis "Politik" samt ihrer Merkmale aufgelistet.
Motive | Merkmale |
Die Weltflucht | Die Romantikerinnen und Romantiker empfanden die gesellschaftlichen Entwicklungen ihrer Zeit als negativ und lehnten diese vollumfänglich ab. Da sie Angst davor hatten, die Geborgenheit zu verlieren, flüchteten Sie sich in die Melancholie und in fantastische Welten. Diese Flucht ermöglichte es Ihnen, sich vom gesellschaftlichen Leben zu distanzieren. |
Die Verklärung des Mittelalters | In der Epoche der Romantik kam es zu einer Idealisierung des Mittelalters. Die Romantikerinnen und Romantiker waren so sehr von den Sagen und Mythen des Mittelalters begeistert, dass sie die Missstände nicht mehr beachteten. |
Die Ablehnung des gegenwärtig Etablierten | Romantische Autorinnen und Autoren verstanden sich als gegensätzlich zum bestehenden Bürgertum. Es wurde vor allem moralisch kritisiert, dass Angehörige des Bürgertums angepasst seien und das Erreichen von wirtschaftlichen Erfolgen das Wichtigste sei. Zusammengefasst wurden bürgerliche Menschen, als "Spießbürger" abgetan. |
Romantik – Stilmittel und Kennzeichen
Die literarischen Werke der Romantik folgen den Stilmitteln und Kennzeichen der romantischen Ironie, der Synästhesie und der progressiven Universalpoesie.
Die romantische Ironie
Das Stilmittel der romantischen Ironie ist gleichzeitig auch ein zentrales Merkmal der Romantik.
Hierbei wird vorausgesetzt, dass die Autorinnen und Autoren über ihren Werken stehen. Hierdurch erhalten sie die Macht, die von ihnen selbst erstellten Bilder, Erzählungen und Geschichten wieder zu vernichten.
Bei der romantischen Ironie wird vorausgesetzt, dass die Autorinnen und Autoren über ihren Werken stehen. Hierdurch erhalten sie die Macht, die von ihnen selbst erstellten Bilder, Erzählungen und Geschichten wieder zu vernichten. Dieses Merkmal wird allerdings nicht in jedem Werk der Romantik angewandt. So unterhalten sich in der Komödie "Der gestiefelte Kater" von Ludwig Tieck zwei Figuren über die Qualität des Stückes. Hierdurch wird deutlich, dass sich das Werk selbst als Werk erkennt und wahrnimmt.
Ludwig Tieck war ein deutscher Schriftsteller, Dichter, Herausgeber und Übersetzer. Er war ein Vertreter der Romantik und lebte vom Jahr 1773 bis zum Jahr 1853.
Die romantische Ironie ist nicht in jedem Werk verankert. Wenn Du das Merkmal der also nicht finden kannst, so bedeutet dies nicht, dass das vorliegende Werk nicht aus der Romantik stammt.
Weiterführende Informationen findest Du in den Erklärungen zu den Themen "Ironie" und "Komödie".
Die Synästhesie
Die Sprache der Romantikerinnen und Romantiker ist geprägt von einem Stil, der mit Klängen und Farben arbeitet. So entstehen z. B. bildliche Assoziationen und die Lesenden sind imstande, das Gelesene auf verschiedenen Sinnebenen wahrzunehmen.
"Die Wälder rauschen" oder "Die Melodie schmeckt nach Liebe".
Die progressive Universalpoesie
Die progressive Universalpoesie kann als eine bestimmte, romantisch geprägte Art von Literatur beschrieben werden. Sie verknüpft alle literarischen Gattungen (Lyrik, Dramatik und Epik) und vereint auch die Literatur selbst mit der Philosophie, die Kunst mit der Wissenschaft und die Kritik mit der Rhetorik (Lehre von der wirkungsvollen Gestaltung der Rede). Ihr Bestreben ist es, synästhetisch alle Sinne anzusprechen. Hierbei versucht sie Traum und Wirklichkeit, das echte gesellschaftliche Leben und die Poesie in einer Wechselbeziehung zu bringen.
Die Universalpoesie ist progressiv, weil sie sozusagen ewig im Werden ist. Es gibt keine abgeschlossene Handlung in den Erzählungen, es sind viel mehr einzelne Fragmente. Das unvollendete Stück Literatur hat also eine große Bedeutung. Die Werke werden also ganz bewusst als Fragment belassen oder haben ein offenes Ende.
Durch die fragmentarische (unvollständige) subjektive (persönliche) Schreibweise wird der Eindruck eines authentischen Gedankenflusses hervorgerufen.
Beispiele für die progressive Universalpoesie, den Gedankenstrom und die fragmentarisch subjektive Schreibweise sind Josef von Eichendorffs (1788 - 1857) Novelle "Aus dem Leben eines Taugenichts" oder auch der Roman (liegt nur als Fragment vor) "Heinrich von Ofterdingen" von Novalis (1772 - 1801).
Eine Novelle ist eine Erzählung mit einem mittleren oder kürzeren Umfang. Sie beschäftigt sich mir einem einzigen Sachverhalt, dessen geradliniger Handlungsverlauf zum Ziel gelangt.
Romantik – Literaturgattungen
Im nachfolgenden Abschnitt werden die Besonderheiten verschiedener Gattungen in der romantischen Epoche kurz erläutert. Ganz zentral war in der Romantik der Wunsch nach einer Universalpoesie, also einem Verschmelzen der verschiedenen Gattungen.
Unter den epischen Literaturformen werden besonders der Roman, die Novelle und das Kunstmärchen verbreitet. Der Roman ist jedoch als die dominierende Textart anzusehen. Sie wird durch Volksmärchen, Lieder und Briefe ergänzt.
Ein Roman ist die Langform einer schriftlichen Erzählung. Während Volksmärchen auf überlieferten Stoffen basieren, sind die Autorinnen und Autoren von Kunstmärchen bekannt.
Ausführliche Informationen findest Du in den Erklärungen "Epische Literaturformen", "Roman", "Novelle" und "Kunstmärchen".
Lyrik der Romantik
Die Lyrik war in der Romantik wohl die beliebteste Gattung, weil in Gedichten ausgezeichnet der innere Gefühlszustand beschrieben und thematisiert werden kann. Im Sinne der Universalpoesie konnten zudem erzählerische, also epische, Elemente einbezogen werden.
Die romantische Lyrik war hinsichtlich des Aufbaus wie ein Volkslied aufgebaut: Strophen mit vier bis sechs Versen, die im Kreuzreim formuliert sind.
Ausführliche Informationen findest Du in den Erklärungen "Lyrik" und "Kreuzreim".
Drama in der Romantik
Das Drama hatte in der Romantik eine eher unbedeutende Rolle. Dies lag hauptsächlich daran, dass Dramen eher nach festen vorgegebenen Regeln ablaufen und eine Vermischung verschiedener Kunstformen deshalb stark erschwert war. Auch wenn es freiere Formen des Dramas gibt, so konnten die Sehnsucht nach dem Übersinnlichen und die fantastischen Elemente besser in anderen Formen dargestellt werden (Lyrik und Epik). Dennoch entstanden einige Dramen wie die bereits erwähnte märchenhafte Komödie "Der gestiefelte Kater" (1797) von Ludwig Tieck.
Die Dramatik ist eine literarische Gattung, bei der Lust- und Trauerspiele im Vordergrund stehen. Es handelt sich also um ein Bühnenstück, bei dem es meist um einen zentralen Konflikt geht. Dieser Konflikt wird entweder aufgelöst, oder endet in einer Katastrophe.
Ausführliche Informationen zu diesem Thema finden sich in der Erklärung zum "Drama".
Autorinnen und Autoren der Romantik
Nachfolgend findest Du jeweils eine Auflistung zu den wichtigen Autorinnen und Autoren und zu den bedeutenden Werken der Romantik.
Autor/ Autorin | Titel berühmter Werke |
Joseph von Eichendorff (1788 – 1857) |
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E.T.A Hoffmann (1776 – 1822) |
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Novalis (1772 -1801) |
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Clemens Brentano (1778 - 1842) |
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Mary Shelly (1797 – 1851) |
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Friedrich Schlegel (1772 - 1853) |
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Ludwig Tieck (1773 - 1853) |
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Romantik Literatur – Das Wichtigste
- Die Romantik ist eine Epoche der Kulturgeschichte, die literaturwissenschaftlich von 1795 bis 1835 datiert wird. Sie untergliedert sich in die Frühromantik (bis 1804), die Hochromantik (bis 1815) und die Spätromantik (bis 1835) und stand vorwiegend unter dem prägenden Einfluss der Französischen Revolution von 1789 sowie deren Folgen.
Im Kern des Selbstverständnisses romantischer Autorinnen und Autoren stand der Vorsatz einer Abwendung von den Idealen der Weimarer Klassik. Zudem sollten neben dem rationalen Denken der Aufklärung auch Fantasie und Irrationales einen Platz erhalten.
In Frühromantik entsteht das Konzept der Universalpoesie.
Vertreterinnen und Vertreter der Hochromantik suchten nach nationalen Traditionen und hatten ein starkes Interesse an Volkspoesie, Volksmärchen und Fabeln. Bei der Flucht in märchenhafte Welten ging es primär um ein geistiges Entfliehen aus der kriegerischen Realität.
In der Spätromantik wurden inhaltlich die Ansätze der vorangegangenen Phasen aufgegriffen. Neu war eine verstärkte Fokussierung auf Mystik und Unheimliches.
Die wichtigsten Motive der Romantik sind: Rückbesinnung auf die Natur, Flucht in Traum- und Fantasiewelten, Glorifizierung des Mittelalters sowie eine Ablehnung des gegenwärtig Etablierten.
Das wichtigste sprachliche Stilmittel der Romantik ist die Synästhesie. Auch die romantische Ironie ist ein Merkmal.
Nachweise
- Eichendorff (1826). Hartwig Schultz. Eichendorff Gedichte. In chronologischer Folge. Insel Verlag.
- Deutschbuch Orientierungswissen (2021), Cornelsen.
- Duden (2020), 28. Edition. Duden.
- Deutschbuch für die Oberstufe (2016), Literatur und Film: Analyse, Interpretation und Erörterung. Cornelsen
- Novalis (2015). Gesammelte Werke. Jazzybee Verlag.
- Hoffman (2016). Der Sandmann. CreateSpace Independent Publishing Plattform.
- Tieck (2013). Franz Sternbalds Wanderungen. PACs Verlag.
- Tieck (2019). Gesammelte Gedichte von Ludwick Tieck. Musaicum Books.
- Schlegel (2016). Lucinde. Ein Roman. Holzinger.
- Shelly (2013). Frankenstein. Severus Verlag.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Romantik Literatur
Was ist Romantik in der Literatur?
Die Romantik ist eine literaturgeschichtliche Epoche, die von 1795 bis 1835 datiert wird. Inhaltlich befassten sich die Romantiker und Romantikerinnen mit einer Abkehr von den Idealen der Weimarer Klassik und stellten den Rationalismus der Aufklärung in Frage. Wichtige Motive der romantischen Kunst waren die Freiheit des Individuums und seines schöpferischen Schaffens sowie Weltflucht und Sehnsucht nach dem Mittelalter.
Was ist typisch für Gedichte der Romantik?
Typisch waren inhaltlich vor allem Beschreibungen innerer Gefühlszustände von Menschen. Im Sinne der Universalpoesie konnten zudem erzählerische, also epische, Elemente einbezogen werden.
Romantische Lyrik war hinsichtlich des Aufbaus wie ein Volkslied aufgebaut: Strophen mit vier bis sechs Versen, die im Kreuzreim formuliert sind.
Was sind Merkmale der Romantik?
Die wichtigsten Merkmale der Romantik sind die Rückbesinnung auf die Natur, die Flucht in Traum- und Fantasiewelten, eine Glorifizierung des Mittelalters sowie eine Ablehnung des gegenwärtig Etablierten.
Was wollte man in der Romantik erreichen?
Die Künstler und Künstlerinnen der romantischen Epoche wollten eine Abkehr von den Idealen der Weimarer Klassik erreichen. Ihnen war wichtig, dass Empfindsamkeit, Fantasie und Übernatürliches wieder mehr Beachtung finden darf.
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