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Das lyrische Ich ist die Sprecherin oder der Sprecher eines Gedichts. Dabei handelt es sich um eine fiktive, von der Autorin oder dem Autor erfundene Stimme, die dem Lesenden ihre Gedanken und Gefühle mitteilt. Die Person des lyrischen Ichs bleibt meist unbekannt und ist fiktiv.
Das Gedicht "Der Kuss im Traume"
Das Gedicht "Der Kuss im Traume" (1804) von Karoline von Günderrode besteht aus vier Strophen, wobei die ersten beiden Strophen aus vier Versen und die dritte und vierte Strophe jeweils aus drei Versen bestehen.
Der Originaltitel des Gedichts lautet "Der Kuß im Traume". In der StudySmarter-Erklärung findest Du den Titel angepasst an die neue Rechtschreibung, also "Der Kuss im Traume".
Als Strophe wird ein Abschnitt in einem Gedicht bezeichnet. Strophen werden durch Absätze voneinander getrennt und bestehen aus mehreren Versen. Ein Vers entspricht einer Zeile eines Gedichts.
Es hat ein Kuß mir Leben eingehaucht,
Gestillet meines Busens tiefstes Schmachten,
Komm, Dunkelheit! mich traulich zu umnachten,
Daß neue Wonne meine Lippe saugt.
In Träume war solch Leben eingetaucht,
Drum leb ich, ewig Träume zu betrachten,
Kann aller andern Freuden Glanz verachten,
Weil nur die Nacht so süßen Balsam haucht.
Der Tag ist karg an liebesüßen Wonnen,
Es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen
Und mich verzehren seiner Sonne Gluten.
Drum birg dich Aug dem Glanze ird´scher Sonnen!
Hüll dich in Nacht, sie stillet dein Verlangen
Und heilt den Schmerz, wie Lethes kühle Fluten.1
Die Begriffserklärung zu "Der Kuss im Traume"
Da das Gedicht "Der Kuss im Traume" aus den Anfängen des 19. Jahrhunderts stammt, beinhaltet es einige veraltete oder selten gebrauchte Begriffe. Daher ist es sinnvoll, sich diese Begriffe anzusehen, bevor eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Gedicht erfolgt.
Begriff | Erklärung |
Schmachten | sich in Leid befindend nach jmd. oder etw. sehnen |
traulich | vertraulich, den Eindruck von Geborgenheit oder Gemütlichkeit machend |
umnachten | verdunkeln, verwirren |
Wonne | ein hohes Maß an Beglückung oder an Vergnügen |
Balsam | Linderung (z. B. von Schmerz), Wohltat |
karg | ohne jeden Aufwand; beschränkt (z. B. in der Menge) |
Prangen | auffällig, sichtbar, in voller Schönheit leuchten |
birgen | in Sicherheit bringen |
irdisch | zur Welt/Erde gehörend |
Lethe | Name, der so viel wie "Vergessenheit" bedeutet |
"Der Kuss im Traume" – Inhalt
Innerhalb der vier Strophen des Gedichts "Der Kuss im Traume" wird thematisiert, wie die Sehnsucht nach dem Kuss das lyrische Ich in Richtung Dunkelheit treibt. Dabei wird der Gegensatz von Tag und Nacht als Gegensatz von Schmerz und Freude begriffen.
Erste Strophe
In der ersten Strophe berichtet das lyrische Ich von einem Kuss, der dafür gesorgt hat, dass das tiefe "Schmachten" (V. 2) in seiner Brust verschwunden ist. Dieser Kuss scheint mit der Nacht verbunden zu sein, denn das lyrische Ich äußert in direkter Ansprache an die Nacht den Wunsch, dass diese es "traulich [...] umnachten" (V. 3) solle. Was sich daraus ergebe, sei "neue Wonne" (V. 4) an seinen Lippen – also ein weiterer Kuss.
Zweite Strophe
Was sich aus der "traulich[en] [...] Umnacht[ung]" (V. 3) der ersten Strophe ergibt, ist der Traum, in dem sich das lyrische Ich nun befindet. Es berichtet von dem Leben, in das es im Traum "eingetaucht" (V. 5) ist. Dies ist auch der Grund dafür, weshalb das lyrische Ich lieber im Traum, also in der Nacht, zu leben scheint, als am Tag – denn nur "die Nacht [...] haucht" (V. 8) ihm "so süßen Balsam" (V. 8) ein.
Dritte Strophe
Die dritte Strophe dient schließlich der Begründung, aus der hervorgeht, weshalb das lyrische Ich den Tag meidet und diesen nicht erleben will. Er "ist karg an liebesüßen Wonnen" (V. 9) und "seines Lichtes eitles Prangen" (V. 10) schmerzt das lyrische Ich. Weiter seien es die "Gluten" (V. 11) der Sonne, die das lyrische Ich "verzehren" (V. 11).
Vierte Strophe
Weil das lyrische Ich den Tag und dessen Licht meidet, drückt es in der vierten Strophe einen Appell an sich selbst gerichtet aus. Dieser Appell besteht darin, "dem Glanze ird'scher Sonnen" (V. 12) aus dem Weg zu gehen sowie sich selbst "in Nacht" (V. 13) zu hüllen. Grund für Letzteres sei die Tatsache, dass die Nacht das "Verlangen" (V. 13) stille. Als Krönung der Nacht verweist das lyrische Ich darauf, dass diese "den Schmerz" (V. 14) heile "wie Lethes kühle Fluten" (V. 14).
"Der Kuss im Traume" – Analyse
Im Folgenden findest Du die Analyse des Gedichts "Der Kuss im Traume". Diese Analyse umfasst den Aufbau des Gedichts, darunter Reimschema und Metrum, sowie die Sprache des Gedichts, zu der u. a. die rhetorischen Stilmittel gehören.
Der Aufbau des Gedichts "Der Kuss im Traume"
Das Gedicht "Der Kuss im Traume" besteht aus zwei Quartetten und zwei Terzetten. Damit ist es der Form des Sonetts zuzuordnen.
Unter dem Begriff "Gedichtart" wird die Form eines Gedichts verstanden. Gedichte können anhand bestimmter Eigenschaften verschiedenen Gedichtformen zugeordnet werden. Die Eigenschaften, die die Gedichtform vorgibt, können etwa das Versmaß, das Reimschema oder die Vers- und Strophenzahl sein.
Ein Beispiel für eine Gedichtart ist das Sonett, das in der Zeit des deutschen Barocks als "Klinggedicht" übersetzt worden ist. Merkmal des Sonetts ist der strenge Aufbau, der sich aus zwei Strophen mit je vier Versen und zwei Strophen mit je drei Versen zusammensetzt. In der Lyrik wird eine Strophe, die aus vier Versen (Zeilen) besteht, Quartett genannt. Eine Strophe, die aus drei Versen besteht, wird hingegen Terzett oder auch Dreizeiler genannt.
Sieh Dir gerne die Erklärung "Lyrik Arten" auf StudySmarter an, wenn Du mehr über die verschiedenen Gedichtformen erfahren möchtest!
"Der Kuss im Traume" – Reimschema
Bei der ersten und zweiten Strophe des Gedichts "Der Kuss im Traume" handelt es sich jeweils um umarmende Reime mit dem Reimschema abba. Die beiden letzten Strophen weisen gemeinsam betrachtet einen verschränkten Reim mit dem Reimschema abcabc auf.
Ein umarmender Reim besteht aus zwei Reimpaaren innerhalb einer Strophe. Dabei umschließt ein Reimpaar das andere, weshalb der umarmende Reim auch umschließender Reim genannt wird. Ein Reimpaar bildet sich im ersten und vierten Vers sowie im zweiten und dritten Vers. Das Reimschema lautet daher "abba".
Ein verschränkter Reim besteht aus drei aufeinanderfolgenden Versen, die sich jeweils auf die drei darauffolgenden Verse reimen. Handelt es sich um eine Strophe mit sechs Zeilen, lautet das Reimschema "abcabc". Bei einer achtzeiligen Strophe würde das Reimschema "abcdabcd" lauten.
Den umarmenden Reim kannst Du beispielhaft anhand der ersten Strophe erkennen:
a Es hat ein Kuß mir Leben eingehaucht,
b Gestillet meines Busens tiefstes Schmachten,
b Komm, Dunkelheit! mich traulich zu umnachten,
a Daß neue Wonne meine Lippe saugt.
Bei diesem Reimschema reimt sich das letzte Wort des ersten Verses ("eingehaucht") auf das letzte Wort des vierten Verses ("saugt") sowie das letzte Wort des zweiten Verses ("Schmachten") auf das letzte Wort des dritten Verses ("umnachten").
Den verschränkten Reim kannst Du beispielhaft anhand der beiden letzten Strophen erkennen:
a Der Tag ist karg an liebesüßen Wonnen,
b Es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen
c Und mich verzehren seiner Sonne Gluten.
a Drum birg dich Aug dem Glanze ird´scher Sonnen!
b Hüll dich in Nacht, sie stillet dein Verlangen
c Und heilt den Schmerz, wie Lethes kühle Fluten.
Bei diesem Reimschema reimt sich das letzte Wort des ersten Verses ("Wonnen") mit dem letzten Wort des vierten Verses ("Sonnen") sowie das letzte Wort des zweiten Verses ("Prangen") mit dem letzten Wort des fünften Verses ("Verlangen"). Zuletzt reimt sich noch das letzte Wort des dritten Verses ("Gluten") mit dem letzten Wort des sechsten Verses ("Fluten").
"Der Kuss im Traume" – Metrum
Das Metrum im Gedicht "Der Kuss im Traume" ist ein fünfhebiger Jambus. In allen vier Strophen kann das Metrum des Jambus identifizieren werden, dies bedeutet, dass die erste Silbe unbetont und die zweite Silbe betont ist.
Das Metrum (auch Versmaß genannt) beschreibt den klanglichen Aufbau eines Gedichts und gibt Auskunft über die Struktur und den Rhythmus eines Gedichts. Für die Bestimmung des Metrums muss die Abfolge von Hebungen und Senkungen in einem Gedicht betrachtet werden. Betonte Silben werden als Hebungen, unbetonte Silben als Senkungen bezeichnet.
Beispielsweise versteht man unter einem Jambus einen Versfuß, der aus einer unbetonten und einer betonten Silbe besteht.
Als Versfuß wird die kleinste rhythmische Einheit eines Verses verstanden. Diese besteht aus einer Reihung von betonten und unbetonten Silben. Unterschiedliche Abfolgen von betonten und unbetonten Silben sind möglich und ergeben unterschiedliche Metren. Für mehr Informationen über die verschiedenen Metren, sieh Dir die Erklärung "Metrum" auf StudySmarter an!
Den fünfhebigen Jambus erkennst Du beispielhaft anhand des neunten Verses des Gedichts:
Der Tag ist karg an lie-be-sü-ßen Won-nen
x X x X x X x X x X x
Das große "X" markiert die jeweils eine Hebung", das kleine "x" markiert jeweils eine Senkung. Wenn Du diesen Vers laut liest, kannst Du auch anhand Deiner Betonung erkennen, was mit "Hebung" und "Senkung" gemeint ist.
"Der Kuss im Traume" – Kadenz
Als Kadenz wird die letzte Silbe eines Verses bezeichnet. In dem Gedicht "Der Kuss im Traume" lässt sich im ersten und letzten Vers der ersten beiden Strophe eine männliche Kadenz ausmachen – das heißt, dass die letzten Silben in diesen Versen betont werden. In allen anderen Versen handelt es sich jeweils um eine weibliche Kadenz – das heißt, dass die letzten Silben in diesen Versen unbetont sind.
Zur Bestimmung der Kadenz wird zunächst das Metrum bestimmt. Nachdem Du das Metrum bestimmt hast, kannst Du ermitteln, ob der jeweilige Vers auf eine betonte oder unbetonte Silbe endet. Daraufhin kannst Du die Kadenz ableiten.
Wird die letzte Silbe in einem Vers betont, spricht man von einer männlichen Kadenz, bei einer unbetonten Silbe von einer weiblichen Kadenz. Ein Sonderfall liegt vor, wenn ein Vers auf mehrere unbetonte Silben endet – in diesem Fall wird von einer reichen Kadenz gesprochen.
Die männliche Kadenz erkennst Du beispielhaft anhand des ersten Verses. Hier ist die letzte Silbe "haucht" betont:
Es hat ein Kuß mir Le-ben ein-ge-haucht
x X x X x X x X x X
Ge-stil-let mei-nes Bu-sens tiefs-tes Schmach-ten
x X x X x X x X x X x
Die Sprache des Gedichts "Der Kuss im Traume"
In dem Gedicht "Der Kuss im Traume" können verschiedene rhetorische Stilmittel identifiziert werden, die im Folgenden einer Analyse unterzogen werden.
Inversion
Im ersten Vers der ersten Strophe kann eine Inversion ausgemacht werden. Als sprachliches Mittel, bei dem die übliche Reihenfolge der Worte in einem Satz vertauscht ist, zielt die Inversion darauf ab, die Aufmerksamkeit der Lesenden auf ein bestimmtes Wort oder mehrere Wörter zu lenken.
Bei einer Inversion werden bestimmte Wörter vorangestellt, um sie besonders zu betonen. Darüber hinaus denken die Lesenden allgemein verstärkt über den Satz und seine Formulierung nach, da sie beim Lesen über den Satz "stolpern". So können durch Inversionen gewisse Akzentuierungen geschaffen werden. Sieh Dir doch die Erklärung "Inversion" auf StudySmarter an, wenn Du mehr über dieses rhetorische Stilmittel erfahren möchtest!
Im ersten Vers lässt sich eine Inversion finden:
"Es hat ein Kuß mir Leben eingehaucht" (V. 1)
Statt die gängigere Wortstellung "Ein Kuss hat mir Leben eingehaucht" zu verwenden, zielt das lyrische Ich mit der Umstellung des Subjektes ("ein Kuß") darauf ab, den Kuss in den Vordergrund der Aussage zu stellen. Damit werden die Lesenden allein durch die Satzstellung darüber informiert, dass dem Kuss eine wichtige Bedeutung in dem Gedicht zukommt.
Mehr zum Kuss findest Du im Abschnitt "Symbole", da der Kuss eines der zentralen Symbole des Gedichts darstellt.
Personifikation
In der ersten Strophe des Gedichts kann zudem eine Personifikation identifiziert werden. Das lyrische Ich spricht in direkter Ansprache zur Nacht: "Komm, Dunkelheit! mich traulich zu umnachten" (V. 2) und weist so indirekt auf die innige Verbundenheit mit der Nacht hin.
Der Begriff Personifikation stammt vom lateinischen Wort persona und bedeutet übersetzt "Charakter, Rolle, Maske". Das rhetorische Stilmittel verleiht Tieren, Pflanzen oder Gegenständen menschliche Charakterzüge, Eigenschaften oder Handlungen. Wenn Du mehr über dieses Stilmittel erfahren möchtest, sieh Dir gerne die Erklärung "Personifikation" auf StudySmarter an!
Dabei verleiht das lyrische Ich der Nacht durch die Personifikation außerdem menschliche Züge, denn die Nacht sorgt hier für Geborgenheit, sodass das lyrische Ich dieser "traulich" (V. 2), also vertraut, gegenübersteht.
Antithese
In der zweiten Strophe des Gedichts kann eine Antithese identifiziert werden. Als Antithese wird ein Entgegenstellen von Gedanken oder Begriffen verstanden. Das bedeutet, dass gegensätzliche Wörter oder Gedanken in einem Satz oder einer Satzfolge gegenübergestellt werden.
"Kann aller andern Freuden Glanz verachten" (V. 7)
Hier ist zu erkennen, dass das lyrische Ich den Begriff "Freuden" gemeinsam mit dem Begriff "verachten" verwendet und somit zwei Begriffe gegenübergestellt werden, die im gängigen Sprachgebrauch nicht gemeinsam verwendet werden. Schließlich beinhaltet das Nomen "Freuden" eigentlich etwas Positives, wohingegen das Verb "verachten" einen negativen Zustand oder eine negative Einstellung beschreibt.
Werden die übrigen Verse der zweiten Strophe analysiert, kann der Zweck der Antithese in dieser Strophe verstanden werden. So deutet das lyrische Ich an, dass es das mit dem Kuss verbundene Leben nur "in Träume[n]" (V. 5) erfahren hat. Deswegen lebt es allein in Träumen, die mit dem Zustand der Nacht einhergehen und letztlich dafür sorgen, dass es all die "andern Freuden" (V. 7) des Tages verachtet, unabhängig davon, wie viel "Glanz" (V. 7) ihnen innewohnt.
Ellipsen
In dem Gedicht "Ein Kuss im Traume" lassen sich in den Versen 4, 6 und 7 außerdem mehrere Ellipsen, also Wortauslassungen, identifizieren.
Die Ellipse ist ein rhetorisches Stilmittel, das die Auslassung von Wörtern oder Satzteilen in einem Satz bezeichnet. Dennoch bleibt bei der Ellipse die Bedeutung des eigentlichen, vollständigen Satzes auch in seiner gekürzten Form erhalten, auch wenn die Grammatik des Satzes unvollständig ist. Sieh Dir doch die Erklärung "Ellipse" auf StudySmarter an, wenn Du mehr über dieses Stilmittel erfahren möchtest!
Die Ellipse kannst Du beispielhaft anhand des sechsten Verses erkennen, da das Wort "um" in dem Vers weggelassen wurde:
"Drum leb ich, ewig Träume zu betrachten" (V. 6)
Die Ellipse sorgt in diesem Beispiel dafür, dass der Aussage des Satzes eine gezielte Wirkung zukommt. Das bedeutet, dass die Lesenden ohne umfangreicher Ausschweifungen und lange Sätze darüber informiert werden, dass das lyrische Ich allein der Träume wegen lebt. Hierbei wird das Wesentliche, nämlich die Sehnsucht nach der Dunkelheit des lyrischen Ichs, in den Vordergrund gerückt.
Symbole
Das Gedicht "Der Kuss im Traume" verrät bereits durch seinen Titel etwas über sein kennzeichnendes und wiederkehrendes Symbol – den Kuss.
In der Literatur, insbesondere in der Lyrik, wird das rhetorische Stilmittel des Symbols zur vereinfachten Darstellung eines Sachverhalts verwendet. Symbole sind Zeichen, die für einen Sachverhalt stehen. Häufig wirken sie etwas abstrakt, da nicht immer klar ist, was das jeweilige Symbol meint oder wofür es steht.
Ein Beispiel für ein bekanntes Symbol kann die blaue Blume in der Epoche der Romantik genannt werden. Gedeutet wird die blaue Blume als Symbol für die Sehnsucht des Unerreichbaren und Unendlichen sowie als Symbol der Verbindung zwischen Mensch und Natur.
Wenn Du mehr über Symbole erfahren möchtest, schau Dir gern die Erklärung "Symbol" auf StudySmarter an!
Der Kuss kann im Gedicht als Symbol einer leidenschaftlichen und herbeigesehnten Liebe gedeutet werden. Während der Kuss zu Beginn für das "eingehaucht[e]" (V. 1) Leben des lyrischen Ichs sorgt, stillt er gleichzeitig dessen "tiefstes Schmachten" (V. 2) und steht in direkter Verbundenheit mit der Dunkelheit, die dafür sorgt, dass das lyrische Ich diesen Kuss erneut erhält ("Komm, Dunkelheit! mich traulich zu umnachten / Daß neue Wonne meine Lippe saugt", V. 3-4).
Insofern kann angenommen werden, dass der Kuss zwar leidenschaftlich, aber nicht real ist, denn das lyrische Ich benötigt die Nacht, um erneut einen Kuss zu erhalten.
Ein weiteres Symbol stellt die Nacht dar, der in der Epoche der Romantik eine kennzeichnende Stellung für den Tod und die Vergänglichkeit sowie nicht alltägliche Phänomene zukommt. Dabei wurde die Nacht ebenfalls als Instrument genutzt, um die innere Gefühlswelt sowie das Unterbewusstes zu offenbaren. Zu diesen Gefühlen gehörten Weltschmerz und Melancholie, aber auch jene Sehnsucht, die das lyrische Ich in "Ein Kuss im Traume" offenbart.
Das Nomen "Weltschmerz" bezieht sich auf einen Zustand, in dem die oder der Einzelne Schmerz oder Traurigkeit in Bezug auf die Gegebenheiten der Welt verspürt. Hierzu gehören auch die eigenen Erwartungen oder Wünsche, die mit den Zuständen der Welt nicht einhergehen.
Demnach kann die Nacht als Symbol einer Liebessehnsucht gedeutet werden, die in direkter Verbindung mit dem Symbol des Kusses steht.
Die bereits im Symbol des Kusses angedeutete leidenschaftliche Liebe kann in Verbindung mit dem Symbol der Nacht als unerfüllte Liebe analysiert werden. Das lyrische Ich gibt an, dass es nur in Träumen in "solch Leben eingetaucht" (V. 5) war und nur "die Nacht so süßen Balsam" (V. 8) habe. Dies lässt darauf schließen, dass die Nacht Wünsche ermöglicht, die der Tag nicht erfüllen kann.
"Der Kuss im Traume" – Interpretation
Anhand der folgenden Interpretationsansätze kannst Du die Bedeutung des Gedichts "Der Kuss im Traume" erschließen.
Der Kuss im Traum als Sinnbild einer herbeigesehnten Liebe
Wie Du bereits durch die Deutung des Symbols des Kusses erfahren hast, kommt diesem im Gedicht eine zentrale Rolle zu.
Das lyrische Ich ruft die Dunkelheit herbei, um seine Sehnsucht durch einen Kuss zu stillen. Unklar ist hierbei, ob das lyrische Ich diesen Kuss allein im Zustand des Träumens anstrebt, oder ob es einen solchen Kuss bereits in der Realität, also am Tag, erhalten hat und nun auf eine Fortsetzung des Kusses im Traum hofft.
Weil das lyrische Ich die Dunkelheit – also die Nacht – herbeisehnt, ist davon auszugehen, dass der Kuss im Traum als Sinnbild für eine herbeigesehnte Liebe steht. Dabei wird das Leben allein im Traum als vollkommen betrachtet: "in Träume war solch Leben eingetaucht" (V. 5).
Damit steht der Kuss auch in direkter Verbindung mit dem Leben, und es kann angenommen werden, dass das Leben dem lyrischen Ich nur durch den Kuss lebenswert erscheint. Hierauf weist das Verb "eingetaucht" (V. 5) hin, das für die Intensität des Lebens stehen und gleichzeitig als Metapher einer intensiven Lebenszeit dienen kann. Schließlich kann sich die Begrifflichkeit "in etwas eintauchen" auf einen intensiven, mitunter zeitlich begrenzten, Zustand beziehen.
Als Metapher wird ein sprachliches Bild bezeichnet, das so viel wie "Übertragung" bedeutet. Wenn Du mehr über das rhetorische Stilmittel der Metapher erfahren möchtest, sieh Dir die Erklärung "Metapher" auf StudySmarter an!
Im Folgenden findest Du einige Interpretationsansätze zu den Inhalten der einzelnen Strophen.
Die erste Strophe: Der Kuss in der Nacht
Anhand des Gedichteinstiegs "Es hat ein Kuß mir Leben eingehaucht" (V. 1) ist zu erkennen, dass das lyrische Ich den zentralen Inhalt des Gedichts bereits thematisiert: den Kuss und die damit verbundene Sehnsucht.
Der darauffolgende Ausruf "Komm, Dunkelheit! mich traulich zu umnachten" (V. 2) führt in Form der Personifikation die Bedeutung der Nacht für diesen Kuss auf. Das lyrische Ich macht deutlich, dass es allein die Nacht ist, die ihm "neue Wonne" (V. 4), also einen neuen Kuss, zu geben imstande ist.
Die zweite Strophe: Das Leben in den Träumen
In der zweiten Strophe macht das lyrische Ich deutlich, dass es aufgrund der Träume allein die Nacht ist, die ein lebenswertes Leben verspricht. Weil "nur die Nacht so süßen Balsam haucht" (V. 8), verachtet es "aller andern Freuden Glanz" (V. 7). Hiermit wird vorweggenommen, was in der dritten Strophe folgt: Die Begriffe "Nacht" und "Tag" werden einander gegenübergestellt und das Leben in den Träumen wird als besonders bedeutsam hervorgehoben.
Hier kann außerdem die Frage aufkommen, weshalb das lyrische Ich allein in der Nacht träumt und am Tag der Sehnsucht nicht z. B. in Form von Tagträumen nachkommt.
Die dritte Strophe: Der Schmerz des Tages
In der dritten Strophe werden die Begriffe "Nacht" und "Tag" gegenübergestellt. Dabei erfahren die Lesenden, weshalb das lyrische Ich der Nacht mehr Bedeutung als dem Tag beimisst: Der Tag erscheint dem lyrischen Ich reizlos und "karg an liebesüßen Wonnen" (V. 9). Hiermit können die fehlenden Küsse und die nicht gestillte Sehnsucht nach der leidenschaftlichen Liebe gemeint sein.
Wird diese Strophe weiter analysiert, fällt des "Lichtes eitles Prangen" (V. 10) auf. Hier kann ein Rückbezug auf das bereits erörterte Symbol der Nacht erfolgen. Denn während der Tag nur das Sichtbare und nicht die innere Gefühlswelt bereithält, offenbart die Nacht das Unbewusste und daher die Leidenschaft, die am Tag verdeckt ist.
Mit der fehlenden Leidenschaft am Tag kann nun der Kuss gemeint sein. Dieser Zustand am Tag schmerzt das lyrische Ich: "Und mich verzehren [des Tages] Sonne Gluten" (V. 11). Demnach besteht der Schmerz des Tages im Fehlen des Kusses und somit auch im Fehlen der leidenschaftlichen Liebe, nach der sich das lyrische Ich sehnt.
Dabei ist es möglich, dass das lyrische Ich diese leidenschaftliche Liebe zwar empfindet, sie aber nicht ausleben kann, weshalb es sich zugleich nach dem Ausleben dieser Liebe sehnt.
Die vierte Strophe: Die Nacht stillt das Verlangen
In der vierten Strophe verlangt das lyrische Ich, den Schmerz des Tages durch das Herbeiführen der Nacht aufzulösen. Dabei richtet es einen Appell an sich selbst, indem es seine eigenen Augen davor warnt, sich vor "dem Glanze ird'scher Sonnen" (V. 12) in Sicherheit zu bringen. Als Grund hierfür nennt es die Nacht, die allein dafür sorgen könne, das Verlangen des Kusses und der leidenschaftlichen Liebe zu stillen. Ferner heile die Nacht den Schmerz, "wie Lethes kühle Fluten" (V. 14).
In der griechischen Mythologie bezeichnet der Begriff "Lethe" einen Fluss, dessen Namen übertragen so viel wie "Vergessen" bedeutet. Im antiken Griechenland war der Glaube verbreitet, dass Menschen, die vor ihrem Tod vom Wasser des Flusses "Lethe" trinken, jegliche Erinnerung an ihr vergangenes Leben verlieren. Dies sollte dazu führen, dass sie wiedergeboren werden können.
Wenn die Nacht den Schmerz wie die Fluten des Flusses "Lethe" heilt, ist davon auszugehen, dass das lyrische Ich den Schmerz des Tages vergessen möchte. Dies verweist in Verbindung mit den anderen Interpretationsansätzen auf die Liebe, die möglicherweise einseitig oder schlicht unbefriedigt ist.
Abschließend kann zusammengefasst werden, dass das Gedicht "Ein Kuss im Traume" die schmerzvolle Sehnsucht des lyrischen Ichs thematisiert. Diese wird durch den Kuss in der Nacht und dort wiederum in Erscheinung des Traums gestillt. Hinweise auf eine einseitige oder unbefriedigende Liebe finden sich in der Gegenüberstellung von Tag und Nacht und weisen auf das enttäuschte (Liebes-)Leben des lyrischen Ichs hin.
"Der Kuss im Traume" – Literarische Epoche
Karoline von Günderrodes Gedicht "Der Kuss im Traume" wurde im Jahr 1804 veröffentlicht. Diese Zeit ist der literarischen Epoche der Romantik zuzuordnen.
Die Romantik ist eine literarische Epoche, die auf den Zeitraum von ca. 1795 bis 1835 datiert ist. Im Mittelpunkt stand die Freiheit des Individuums und dessen schöpferisches Schaffen sowie die Weltflucht und die Sehnsucht nach dem Mittelalter.
Den Vertretenden der Romantik ging es darum, dass in ihren Augen das Menschenbild der Weimarer Klassik unvollständig war. Dieses sah vor, dass nur in rationalen Kategorien gedacht werden sollte.
Bei der Weimarer Klassik handelt es sich um eine Literaturepoche, die vom Ende des 18. bis Anfang des 19. Jahrhunderts andauerte. Sie orientierte sich stark an klassischen antiken Dichtern und wurde von Goethe, Schiller, Herder und Wieland, dem sogenannten Viergestirn, vertreten und geprägt.
Sieh Dir doch die Erklärung "Weimarer Klassik" auf StudySmarter an, wenn Du mehr über diese Literaturepoche erfahren möchtest!
Nach Auffassung der Vertretenden der Romantik sollten diese rationalen Denkkategorien nicht abgeschafft, sondern ergänzt werden. Über rationales Denken hinaus sollten auch unerklärliche, fantastische und träumerische Aspekte zum menschlichen Denken und Empfinden hinzukommen.
Ein Zustand, in dem sowohl rationales Denken, als auch übernatürliche Empfindungen und Träume möglich sind, wurde als "universal poetisch" bezeichnet und kennzeichnete das Hauptanliegen von Künstlerinnen und Künstlern der Romantik. Sie sahen diesen Zustand als einen Zustand der Einheit von Körper und Geist.
Im Allgemeinen bestand eine Sehnsucht nach der Schönheit und Unverfälschtheit der Wildnis, von der sich die Menschheit seit der Aufklärung immer weiter entfernte.
Die literarische Epoche der Aufklärung wird auf den Zeitraum von ca. 1720 bis 1785 datiert. Der wohl bedeutendste Vertreter dieser Epoche ist der Philosoph Immanuel Kant (1724-1804). Die Autorinnen und Autoren dieser Zeit sahen die rationale Vernunft als die wichtigste, menschliche Fähigkeit an. Von dieser Fähigkeit ausgehend erhofften sich die Repräsentantinnen und Repräsentanten der Aufklärung gesellschaftliche Veränderungen auf sozialer, politischer und philosophischer Ebene.
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"Der Kuss im Traume" – die Autorin Karoline von Günderrode
Die Autorin des Gedichts "Der Kuss im Traume", Karoline von Günderrode, wurde im Jahr 1780 in Karlsruhe (Baden-Württemberg) geboren und starb im Jahr 1806 in Winkel (Hessen). Sie war eine deutsche Dichterin, die insbesondere durch ihre schwermütigen Gedichte bekannt ist. Zur literarischen Schöpfung Günderrodes zählen neben den zahlreichen Gedichten auch Briefe und Dramen.
Aufgrund der Benachteiligungen der Frau in der Gesellschaft war die Dichterin bestrebt darin, sich durch beharrliches Lernen selbst aus den Bildungsbeschränkungen heraus zu helfen. Sie befasste sich deshalb u. a. mit Literatur, Philosophie, Mythologie und Latein.
Einige ihrer Gedichte gelten als die schönsten Gedichte der europäischen Romantik. Darunter das Gedicht "Hochroth", das thematisch durch seine Todessehnsucht an die typische Schwermütigkeit von Günderrodes Gedichten erinnert.
Zentrales Thema der Dichterin war der Konflikt der beschränkten Frau, die sowohl einen Mann liebte, als auch nach Selbstverwirklichung strebte.
Im Alter von 24 veröffentlichte Günderrode ihr erstes Buch "Gedichte und Phantasien" unter einem Pseudonym. Die beiden Dichter Johann Wolfgang von Goethe und Clemens Brentano reagierten mit wohlwollender Überraschung auf diese erste Veröffentlichung.
Im Laufe ihres Lebens machte die Autorin das Schreiben zu ihrem Lebensmittelpunkt. Viele ihrer Werke gelangten unter dem männlichen Pseudonym "Tian" an die Öffentlichkeit.
Die Dichterin wurde von ihren Zeitgenossinnen und Zeitgenossen als "zu männlich" wahrgenommen – dies sowohl in ihrem Dasein als Frau als auch in ihrer Dichtung. Neben zwei für Günderrode wichtigen Liebesverhältnissen, die mitunter aufgrund ihrer rebellischen Art der bürgerlichen Gesellschaft und des klassischen Rollenbilds gegenüber scheiterten, schied Günderrode im Jahr 1806 freiwillig aus dem Leben.
"Der Kuss im Traume" - Das Wichtigste
- Das Gedicht "Der Kuss im Traume" wurde im Jahre 1804 von der Dichterin Karoline von Günderrode verfasst.
- Innerhalb von vier Strophen beschreibt das lyrische Ich dabei die Sehnsucht nach der Dunkelheit, die wächst, da es sich nach einem Kuss sehnt. Die Nacht ermöglicht es, diese Sehnsucht zu stillen, in dem der Kuss im Traum auftaucht.
- Das Gedicht "Der Kuss im Traume" ist der Form des Sonetts zuzuordnen – es besteht aus zwei Quartetten und zwei Terzetten.
- Das Metrum im Gedicht "Der Kuss im Traume" ist ein fünfhebiger Jambus.
- Der Kuss kann im Gedicht als Symbol einer leidenschaftlichen und herbeigesehnten Liebe gedeutet werden.
- In dem Gedicht werden die Begriffe "Nacht" und "Tag"einander gegenübergestellt und das Leben im Traum wird als besonders bedeutsam hervorgehoben.
- Die Sehnsucht des lyrischen Ichs wird durch den Kuss in der Nacht und dort wiederum in der Erscheinung des Traums gestillt.
- Karoline von Günderrodes Gedicht "Der Kuss im Traume" ist der literarischen Epoche der Romantik zuzuordnen.
Nachweise
- www.deutschland-lese.de: Der Kuß im Traume. (27.06.2022)
- www.fembio.org: Karoline von Günderrode. (27.06.2022)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Der Kuss im Traume
Ist der Kuss im Traume ein Sonett?
Das Gedicht "Der Kuss im Traume" ist der Form des Sonetts zuzuordnen. Es besteht aus zwei Quartetten und zwei Terzetten.
Wovon handelt das Gedicht "Ein Kuss im Traume"?
Innerhalb von vier Strophen beschreibt das lyrische Ich die Sehnsucht nach der Dunkelheit, die aufgrund des Erhalts eines Kusses wächst. Dabei ermöglicht es die Nacht, diese Sehnsucht zu stillen, in dem der Kuss im Traume auftaucht.
Wer hat das Gedicht "Ein Kuss im Traume" verfasst?
Die Dichterin Karoline von Günderrode verfasste das Gedicht "Ein Kuss im Traume".
Wer war Karoline von Günderrode?
Karoline von Günderrode war eine deutsche Dichterin, die insbesondere durch ihre schwermütigen Gedichte bekannt ist. Zur literarischen Schöpfung Günderrodes zählen neben den zahlreichen Gedichten auch Briefe und Dramen.
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