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Inversion – Definition
Die Bezeichnung stammt vom lateinischen inversio ab, das "Umkehrung" bedeutet. Dementsprechend bedeutet das Wort Inversion die Umkehrung bzw. Umstellung der geläufigen Wortstellung in einem Satz und somit auch des ganzen Satzbaus.
Beispielsweise wird aus der üblichen Struktur Subjekt – Prädikat – Objekt nun die Wortstellung Objekt – Subjekt – Prädikat. Das würde dann etwa so aussehen:
Ich ging über die Brücke. → Über die Brücke ich ging.
Grundsätzlich ist der Satzbau in der deutschen Sprache recht variabel. Deswegen solltest Du Inversionen auch nur dann als Stilmittel bezeichnen, wenn die Satzstruktur tatsächlich sehr befremdlich und ungewohnt scheint.
Wenn Dir ein auffälliger Satzbau z. B. während der Analyse eines Gedichts begegnet, dann solltest Du Dich zunächst fragen, welche Absicht die Dichter*innen mit der vermeintlichen Inversion verfolgt haben könnten.
Inversion – Wirkung & Funktion
Die Funktion der Inversion ist es, bestimmte Wörter voranzustellen, um sie besonders zu betonen. Das hat die Wirkung, dass Leser*innen allgemein verstärkt über den Satz und seine Formulierung nachdenken, da sie über ihn "stolpern". So können durch Inversionen gewisse Akzentuierungen geschaffen werden.
Inversionen bedient sich der/die Dichter*in in der Lyrik, um ein Reimschema oder ein Metrum einzuhalten.
Die Abfolge, in der die Reime im Gedicht angeordnet sind, bezeichnet man als Reimschema. Ein Metrum ist die festgelegte Abfolge von betonten und unbetonten Silben in einem Vers. Wenn Du mehr dazu erfahren möchtest, schau Dir die Erklärungen "Reimschema" und "Versmaß" auf StudySmarter an!
Inversion – Stilmittel
Die Inversion gehört zu den rhetorischen Stilmitteln, und zwar zu den sogenannten Satzfiguren.
Satzfiguren sind sprachliche Mittel, durch die die Struktur eines Satzes verändert und beeinflusst wird. Meist wirken sie sich auf den Satzbau aus.
Aber Inversion ist nicht gleich Inversion. Im folgenden Abschnitt lernst Du die verschiedenen Formen einer Inversion kennen.
Mehr Informationen rund um das Thema der rhetorischen Stilmittel findest Du in der Erklärung "Rhetorische Stilmittel" auf StudySmarter!
Inversion – Beispiele
Obwohl der deutsche Satzbau sehr flexibel ist, gibt es einige Umstellungsformen, die unüblich sind und daher Aufmerksamkeit erregen. Die wichtigsten Formen der Inversion und passende Beispiele lernst Du im Folgenden kennen.
Nachstellung des Adjektivattributs
Das Adjektivattribut ist ein Adjektiv, das ein Nomen näher beschreibt. Ein Attribut ist immer ein Teil eines Satzgliedes und kann daher nur mit seinem Bezugswort zusammen verschoben werden.
Normalerweise steht ein Adjektiv vor dem Subjektiv, das es beschreiben soll. Bei dieser Form der Inversion wird diese Wortstellung jedoch verändert:
"rotes Röslein" → "Röslein rot"
Wenn Du mehr zum Adjektivattribut erfahren möchtest, schau Dir die Erklärung "Adjektivattribut" auf StudySmarter an!
Voranstellung des Objekts
Bei dieser Art der Inversion wird die gesamte Satzstruktur verändert. Aus der Wortstellung Subjekt – Prädikat –Objekt wird nun Objekt – Prädikat – Subjekt oder Objekt – Subjekt – Prädikat:
"Ich koche mir eine Suppe." → "Eine Suppe koche ich mir." (O-P-S)
"Ich reite das Pferd." → "Das Pferd ich reite." (O-S-P)
Diese letztere Art der Inversion ist jedoch sehr unüblich und wird eher selten gebraucht.
Voranstellung des Prädikats
Hier wird aus der gängigen Satzstruktur ein Satz mit der Struktur Prädikat – Subjekt – Objekt oder ein Satz mit der Stellung Prädikat – Objekt – Subjekt:
"Ein Junge sah ein Schiff." → "Sah ein Junge ein Schiff."
Die Voranstellung des Prädikats kann dann als Inversion gelten, wenn es sich um einen Aussagesatz handelt. Wie Du erkennen kannst, wäre eine solche Struktur für einen Fragesatz normal ("Sah ein Junge ein Schiff?"). Im Falle eines Fragesatzes handelt es sich dann nicht um eine Inversion.
Voranstellung des Genitivattributs
Das Genitivattribut wird auch als Beifügung im zweiten Fall bezeichnet. Es ist ein Teil eines Satzgliedes und hat daher immer ein Bezugswort. Man erfragt den Genitiv mit "Wessen?", daher drück das Genitivattribut eine Zugehörigkeit aus.
Normalerweise findest Du das Genitivattribut nach dem Substantiv, auf das es Bezug nimmt. Bei dieser Form der Inversion ist dies allerdings nicht der Fall:
"Zornige Blitze des Himmels" → "Des Himmels zornige Blitze"
Weitere Informationen zum Genitivattribut findest Du in der Erklärung "Genitivattribut" bei StudySmarter!
Voranstellung des Prädikativs
Der Prädikativ wird u. a. auch als Gleichsetzungsnominativ bezeichnet und ist ein Satzglied, das eng mit dem Prädikat eines Satzes verbunden ist und dieses erweitert. Der Prädikativ steht im gleichen Fall wie das Subjekt bzw. das Objekt, mit dem es zusammengehört.
Der Prädikativ tritt fast nur in Verbindung mit folgenden Verben auf: werden, bleiben, heißen, sein, scheinen. Man nennt sie auch Kopulaverben. Im folgenden Beispiel ist der Prädikativ markiert:
"Deine Arbeit ist gut."
"Meine Oma ist wieder gesund."
Normalerweise steht der Prädikativ hinter dem Kopulaverb und meist am Ende des Satzes.
Bei einer Inversion wird er nun aber vorangestellt, um den Prädikativ besonders zu betonen:
"Gut ist deine Arbeit."
"Gesund ist meine Oma wieder."
Inversion – Abgrenzung zu anderen Stilmitteln
Mit der deutschen Sprache geht eine Variabilität des Satzbaus einher. Es gibt zwar auch andere Stilmittel, die eine ungewöhnliche Satzstellung aufweisen, jedoch nicht mit einer Inversion zu verwechseln sind.
Inversion vs. Epiphrase
Als Epiphrase bezeichnet man einen Nachtrag in Form eines Wortes oder einer Wortgruppe. Dieser Nachtrag wird einem Satz angefügt, der bereits syntaktisch vollständig ist.
Das Wort "syntaktisch" bezieht sich auf die Syntax eines Satzes. Die Syntax ist die Verbindung von Wörtern zu Sätzen und Wortgruppen. Der Begriff bezeichnet ebenfalls den grammatikalisch richtigen Satzbau.
"Ich mag Kuchen – nicht."
"Da kommt er, mein Liebster."
Sowohl "nicht" als auch "mein Liebster" ergänzen einen syntaktisch vollständigen Satz in diesen Beispielsätzen nachträglich. Um eine Inversion handelt es sich dabei nicht, denn bei diesem Stilmittel wird die Wortstellung in einem Satz nicht zwangsläufig umgekehrt.
Inversion vs. Parenthese
Unter dem Begriff Parenthese versteht man einen eingeschobenen Satz oder Teil eines Satzes, der vom übergeordneten Satz grammatisch unabhängig ist. Meist geschieht der Einschub mittels Gedankenstriche, Kommata oder Klammern.
Im folgenden Zitat aus Friedrich Schillers Ballade "Die Bürgschaft" aus dem Jahr 1798 ist ein Einschub enthalten:
Ich sei, gewährt mir die Bitte, In eurem Bunde der dritte!
Bei "gewährt mir die Bitte" handelt es sich um eine Parenthese, die mit Kommata in den vollständigen Satz "Ich sei [...] in eurem Bunde der dritte!" eingeschoben wird. Der Einschub ist vom übergeordneten Satz grammatisch unabhängig. Somit wird der eigentliche Satz in seinem üblichen Satzbau nicht verändert. Deswegen handelt es sich bei einer Parenthese nicht um eine Inversion. Den Einschub könntest Du theoretisch entfernen.
Eine ausführliche Erklärung über das Stilmittel "Parenthese" findest Du bei StudySmarter!
Inversion vs. Hyperbaton
Das Hyperbaton beschreibt die Trennung zweier Satzglieder, die syntaktisch zusammengehören. Sie werden durch einen Einschub anderer Wörter getrennt. Die Satzstruktur wird dabei umgestellt.
Allerdings kann der Begriff auch als Sammelbegriff für Stilmittel dienen, die den üblichen Satzbau verändern. Dazu würden z. B. die Inversion und die Parenthese gehören.
Im Folgenden findest Du ein Beispiel für das Hyperbaton als Stilmittel.
"Umarme mich, Sohn, denn ich liebe dich." → "Mich, Sohn, umarme, denn ich liebe dich."
"Umarme mich, Sohn, denn ich liebe dich." → "Umarme, Sohn, mich, denn ich liebe dich."
Hier bildet "umarme mich" eine syntaktische Einheit, die durch das Wort "Sohn" getrennt wird.
Im engeren Sinne bezeichnet das Hyperbaton einen Einschub zwischen Wortpaaren, die syntaktisch zusammengehören. Bei einer Inversion wird lediglich der gebräuchliche Satzbau umgestellt, ohne dass syntaktisch zusammengehörende Wörter (z. B. "umarme mich") künstlich auseinandergerissen werden.
Inversion – Gedicht
In der Ballade "Der Erlkönig" von Johann Wolfgang von Goethe aus dem Jahr 1782 sind viele Inversionen enthalten. Ein paar Beispiele findest Du in den folgenden Zitaten.
Eine Ballade ist ein Gedicht, in dem von einer handlungsreichen, oft tragischen Begebenheit erzählt wird.
Johann Wolfgang von Goethe lebte von 1749 bis 1832. Er war ein deutscher Dichter und Naturforscher und gehört zu den bedeutendsten Begründern der deutschen Dichtung.
Die dritte Strophe der Ballade lautet:
Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel' ich mit dir;
Manch' bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.
Durch die Voranstellung des Objekts im zweiten Vers der dritten Strophe zielt der Dichter darauf ab, dass sich dieser Vers mit dem vorangegangen reimt. In der Umgangssprache würde man das Subjekt voranstellen und den Satz so formulieren: "Ich spiel' mit dir gar schöne Spiele."
In der folgenden vierten Strophe heißt es:
Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise verspricht? –
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
In dürren Blättern säuselt der Wind.
Auch hier erkennst Du eine Voranstellung des Objekts im letzten Vers der Strophe. Dadurch kann "Wind" auf "Kind" gereimt werden. Aus "Der Wind säuselt in dürren Blättern" wird "In dürren Blättern säuselt der Wind".
Auch in der letzten Strophe können zwei Inversionen aufgezeigt werden:
Dem Vater grauset's; er reitet geschwind,
Er hält in Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Mühe und Not,
In seinen Armen das Kind war tot.
Aus "Er hält das ächzende Kind in seinen Armen" wird "Er hält in Armen das ächzende Kind". Dadurch wird nicht nur ein Reim ermöglicht, sondern auch der kritische gesundheitliche Zustand des Kindes wird betont.
Statt "Das Kind in seinen Armen war tot" schreibt Goethe "In seinen Armen das Kind war tot". Mittels dieser Inversion wird betont, dass der Sohn in Armen seines eigenen Vaters starb. Außerdem endet die Ballade – wie es für Balladen typisch ist – tragisch: mit dem Tod des Kindes. Die Verbindung zwischen den Wörtern "Kind" und "tot" wird durch die Inversion verstärkt.
Wenn Du mehr zu diesem Gedicht und seinem Hintergrund erfahren möchtest, schau Dir die Erklärung "Der Erlkönig" auf StudySmarter an.
Inversion - Das Wichtigste
- Unter dem Begriff Inversion versteht man die Umkehrung der gängigen Wortstellung in einem Satz.
- Die Inversion ist ein stilistisches Mittel und gehört zu den Satzfiguren.
- Bei der Inversion kann die übliche Satzstruktur Subjekt–Prädikat–Objekt verändert werden. Weitere Formen der Inversion sind die Nachstellung des Adjektivattributs und die Voranstellung des Genitivattributs, des Objekts, des Prädikats oder des Prädikativs.
- Durch Inversionen werden die vorangestellten Wörter betont und somit die Aufmerksamkeit der Leser*innen erregt. Das Stilmittel kann in der Lyrik auch zur Aufrechterhaltung eines bestimmten Reimschemas oder Metrums dienen.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Inversion
Was ist ein Beispiel für eine Inversion?
Von einer Inversion spricht man, wenn die gängige Wortstellung in einem Satz umgekehrt wird. Beispielsweise wir aus „Ich ging über die Brücke” dann „Über die Brücke ich ging”.
Was für eine Wirkung hat eine Inversion?
Durch die Voranstellung bestimmter Wörter, werden diese hervorgehoben. Außerdem regt eine Inversion die Leser*innen dazu an, über den ungewöhnlichen Satz nachzudenken. Mittels Inversionen können zudem Reimschema und Metrum eines Gedichtes beibehalten werden.
Was ist eine Inversion im Deutschunterricht?
Im Deutschunterricht ist die Inversion ein rhetorisches Stilmittel. Von einer Inversion spricht man, wenn die gängige Wortstellung in einem Satz umgekehrt wird. Beispielsweise wir aus „Ich ging über die Brücke” dann „Über die Brücke ich ging”.
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