Hast Du Dich schonmal gefragt, weshalb uns bei manchen Aussagen unmittelbar ein Bild vor Augen erscheint? Ist dies der Fall, handelt es sich meist um die Verwendung einer sogenannten "Metapher". Die Metapher kann uns im alltäglichen Sprachgebrauch genauso begegnen, wie wenn wir einen (literarischen) Text lesen.
Metapher – leicht erklärt
Eine Metapher ist ein sprachliches Bild. In der deutschen Lyrik, Dramatik und Epik ist es eine der beliebtesten und verbreitetsten rhetorischen Stilmittel. Bei dieser Stilfigur der deutschen Sprache geht es oft um die "Bildlichkeit" von Sachverhalten. Gegebenheiten werden also bildlich dargestellt. Dabei stehen Bild und Ausdruck durch besondere Eigenschaften miteinander in Verbindung.
Das Wort Metapher (griech. metaphorá von metà phérein = anderswohin tragen) bedeutet soviel wie Übertragung.
Metapher – Funktion
Die Funktion der Metapher besteht im Ersetzen des eigentlich gemeinten Begriffs durch einen anderen sprachlichen Ausdruck. Die Metapher bietet eine bildhafte Wendung für einen Gegenstand, eine Eigenschaft oder ein Geschehen. Es wird eine sprachliche Bedeutungsübertragung vollzogen. Zwei Bereiche werden miteinander verbunden, die im eigentlichen Sinne nicht zusammengehören.
Metaphern gehören, wie die Metonymie und die Ironie, zu den Tropen.
Tropen sind rhetorische Stilmittel. Das Wort "Trope" ist ein Überbegriff. Dazu gehören alle Stilmittel, die etwas anderes sagen, als sie meinen. Damit wird die Sprache ausgeschmückt. Sie wird lebendiger und anschaulicher.
Metapher – Beispiel
Nachfolgend findest Du eine Metapher, die im alltäglichen Sprachgebrauch vorkommen kann, beispielhaft aufgeführt:
Die grüne Lunge der Erde.
Erklärung:
- Eigentlich gemeinter Begriff: die Regenwälder der Erde.Die Regenwälder der Erde sorgen dafür, dass Menschen ausreichend Luft zum Atmen haben, weshalb der Begriff Lunge hier die Verbindung zum Atmungsorgan darstellt. Der eigentlich gemeinte Begriff (Regenwälder) wurde durch einen bildhaften Gegenstand (grüne Lunge) ersetzt. Die Metapher springt von einem Vorstellungsbereich in einen anderen und gehört deshalb zu den sog. "Sprungtropen".
Sprungtropen sind Tropen, bei denen das Gesagte einem völlig anderen Inhaltsbereich als das Gemeinte angehört.
- Sprachlicher Ausdruck / Metapher: die grüne Lunge, die bildlich für die Regenwälder steht.Das Gesagte (die Lunge) gehört einem anderen Inhaltsbereich an als das Gemeinte (der Regenwald). Leser*innen erwarten bei dem Wort "Lunge" das Organ und müssen aus dem Kontext erschließen, was eigentlich gemeint ist. Erst wenn dieser Zusammenhang klar ist, wird das Bild verstanden. Der Widerspruch zwischen der ursprünglichen Bedeutung und dem eigentlich Gemeinten verknüpft schließlich beides zu einem Bild.
Metapher – Verwendung
Wenn Du einen normalen Ausdruck durch einen bildhaften Ausdruck ersetzen möchtest, kannst Du Dir mit diesem Stilmittel helfen. Oft kann man durch die Hilfe von Metaphern Gefühle oder Geschehnisse besser erklären oder zur Deutung bringen.
Gefühlszustand: Ihr geht es schlecht, nachdem ihr Freund mit ihr Schluss gemacht hat.
Metapher: Ihr Herz wurde gebrochen.
Erklärung:
- Das Herz wird hier als Bild benutzt, um die Gefühlslage zu verdeutlichen.Metaphern werden oft im Alltag verwendet. Dazu gehören auch Redewendungen und Sprichwörter, die über Generationen weitergegeben werden.
Dieser Gegner kann mir nicht das Wasser reichen.
Erklärung:
Sie sucht die Nadel im Heuhaufen.
Erklärung:
Hier wird zum Ausdruck gebracht, dass sich die Person auf eine nahezu unmögliche Aufgabe eingelassen hat. Wer schonmal einen Heuhaufen gesehen hat, kann sich gut vorstellen, wie schwierig es sein dürfte, darin eine Nadel zu finden.
Momentan habe ich die rosarote Brille auf.
Erklärung:
Mit diesem Satz wird verdeutlicht, dass eine Person die momentane Situation zu positiv eingeschätzt. Die Wahrheit wird positiv verzerrt wahrgenommen. Die rosarote Brille aufzuhaben wird oft Menschen nachgesagt, die frisch verliebt sind.
Metapher – Besonderheiten
Welche Besonderheiten es hinsichtlich des Stilmittels Metapher gibt, erfährst Du im Folgenden.
Synästhesie
Als Sonderform der Metapher gilt die Synästhesie. Sie verbindet unterschiedliche Sinne miteinander, zum Beispiel Töne und Farben:
"Golden wehn die Töne nieder" – Brentano: Abendständchen
Die Synästhesie bezeichnet die Koppelung verschiedener Arten der Wahrnehmung. So werden zum Beispiel Farben mit Klängen verbunden (Farben hören).
Synästhesie ist auch ein Phänomen der Wahrnehmungspsychologie. Sie bezeichnet eine besondere Form der Kognition, bei der verschiedene Gehirnareale miteinander in Verbindung stehen. Das können zum Beispiel die Areale für das Hören und das Sehen sein. Aufgrund dieser Art der Wahrnehmung können Töne mit Farben verbunden werden. 4% der Menschen weltweit haben eine Form der Synästhesie.
Polysemie
Du wirst Metaphern in vielen literarischen Texten finden. Sie zu deuten ist nicht einfach, denn die Inhaltsbereiche von Gesagtem und Gemeinten sind unterschiedlich und erschließen sich oft nicht auf den ersten Blick. Zwar gibt es viele Metaphern, die Du aus dem Alltag kennst, aber Dichterinnen und Dichter erfinden gerne neue Metaphern. Sie machen ihre Texte damit mehrdeutig. Das wird auch Polysemie genannt.
Polysemie bezeichnet ein sprachliches Zeichen (zum Beispiel "Wort"), welches für verschiedene Bedeutungsinhalte oder Begriffe steht.
Als Leser*in stehst Du also vor der Herausforderung, das Bild im gegebenen Kontext zu verstehen. Dabei ist es allerdings nicht das Wichtigste, herauszufinden, wie der Dichter das Bild meint. Viel bedeutender ist, wie Du es mit Deiner Imagination und Fantasie deutest. Vor allem in der Poetik zielen Metaphern auf eine Mehrdeutigkeit (Polysemie).
Metapher – Abgrenzung
Die Metapher ist eng verwandt mit der Allegorie und dem Symbol. Die Unterschiede sind minimal und manchmal gar nicht so einfach zu erkennen.
Allegorie
In der Allegorie wird etwas Abstraktes bildlich ausgedrückt ("Justitia" mit Waage und verbundenen Augen als Bild für Gerechtigkeit).
Erklärung:
Symbol
Ein Symbol steht sinnbildlich für etwas anderes. Oft gibt es keinen erkennbaren Zusammenhang zwischen Symbol und Gemeintem. Es verbildlicht oft die wesentlichen Eigenschaften eines abstrakten Begriffs.
Erklärung:
Das Symbol ist ein einzelnes Zeichen, das für einen abstrakten Begriff steht. Das vierblättrige Kleeblatt steht für Glück, das Kreuz für das Christentum. Es ist ein Sinnbild für etwas, das allen bekannt ist und immer mit dem abstrakten Begriff verbunden wird. Es ist also allgemeingültig.
Metapher – Wirkung
Eine Metapher zeigt als bildliche Form einen schwierigen Sachverhalt auf. Somit verdeutlicht die Metapher Bekanntes und macht es leichter verständlich. Den Lesenden soll "metaphorisch" ein Licht aufgehen.
Ein Beispiel für die Wirkung der Metapher kann die nachfolgende Situation der Bodenkunde im Biologieunterricht sein: Der Biologielehrer vergleicht den nährstoffreichen Boden mit einem Bankkonto. Es ist für die Schüler nun leichter zu verstehen, da sie vertrauter mit dem Konzept eines Kontos sind:
Wenn man nur abhebt und nichts einzahlt, ist man irgendwann pleite!
Metaphern zu verstehen, ist oft nicht einfach. Du musst Gesagtes und Gemeintes zweier unterschiedlicher Bereiche miteinander verknüpfen. Das geht über das bildliche Vorstellungsvermögen hinaus. Um beide Inhaltsbereiche (Gesagtes und Gemeintes) miteinander in Verbindung zu bringen, musst Du beide Bereiche kennen und ein Verständnis dafür entwickeln, was gemeint sein könnte.
Darüber hinaus gibt es aber auch viele Metaphern, die dir aus dem Alltag bekannt sind. Diese erzeugen sofort ein Bild im Kopf. Metaphern aktivieren Emotionen und Vorstellungskraft und sie fördern die Erkenntnis. Eine Metapher zu analysieren, kann dir ein breites Bedeutungsfeld (Polysemie) eröffnen.
Metaphern – Liste
Zuletzt findest Du in der nachfolgenden Tabelle eine Auswahl an Metaphern, die Dir im Alltag häufiger begegnen können. In der linken Spalte findest Du die Metapher, in der rechten die Bedeutung dieser aufgeführt.
Metapher Liste | Bedeutung |
Jemandem nicht das Wasser reichen können. | Meint, dass die Fähigkeiten einer Person nicht ausreichen, um die einer anderen Person zu übertrumpfen. Person A kann also nicht mit Person B mithalten. |
Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. | Meint, dass jemand so nah am Geschehen ist, dass er/sie nur die Einzelheiten sieht, aber nicht das Gesamte. Es wird also etwas Offensichtliches übersehen. |
Eine rosarote Brille tragen. | Meint, dass jemand so verliebt/verblendet ist, dass er/sie nur die guten Seiten einer Person oder Situation sieht. Mögliche schlechte Seiten werden dabei vollständig ausgeblendet. |
Etwas in einem neuen Licht sehen. | Meint, dass jemand eine zuvor lange unter bestimmten Aspekten betrachtete Situation oder Sache plötzlich unter anderen Blickwinkeln sieht. Er/sie ändert also seine bzw. ihre Meinung. |
An einem gebrochenen Herzen leiden. | Meint, dass jemand stark enttäuscht wurde (oftmals bezieht sich die Wendung auf eine Liebesbeziehung). |
Metapher - Das Wichtigste
- Eine Metapher ist ein rhetorisches Stilmittel.
- Sie ersetzt den eigentlich gemeinten Begriff durch einen anderen sprachlichen Ausdruck.
- Sie werden oft im Alltag verwendet.
- Sie sind nicht einfach zu deuten und können mehrere Bedeutungen haben.
- Die Synästhesie ist eine Sonderform der Metapher.
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