Parenthese – Definition
Der Begriff Parenthese stammt vom griechischen parénthesis und bedeutet "Einschub". Als Parenthese wird das rhetorische Stilmittel bezeichnet, das einen Satz durch einen Einschub unterbricht. Dieser Einschub ist dabei grammatisch unabhängig vom übergeordneten Satz und enthält meist nur ergänzende Informationen, die auch ausgelassen werden können.
Daher wird die Parenthese manchmal auch Schaltsatz genannt, wenn ein vollständiger Satz eingeschoben wird. Mithilfe dieses Stilmittels können sowohl ganze Sätze als auch nur Teilsätze eingeschoben werden. Der Einschub kann durch Gedankenstriche, Klammern oder durch Kommata vom Rest des Satzes abgetrennt werden.
Parenthese – Beispiele
Die Parenthese wird sowohl schriftlich in der Literatur als auch im alltäglichen bzw. mündlichen Sprachgebrauch verwendet.
Parenthese im Alltag
Beim Sprechen wird die Parenthese häufig genutzt, besonders um spontane Gedanken zu erwähnen oder Zusammenhänge zu bereits Gesagtem herzustellen.
Der Lehrer sagt: "Heute werden wir – wie ich gestern bereits angekündigt habe – mit dem neuen Thema beginnen."
In diesem Beispiel ist kein vollständiger Hauptsatz, sondern ein Nebensatz als Einschub genutzt worden. Er ist schriftlich durch Gedankenstriche gekennzeichnet.
Auch in der Zeitung werden Parenthesen häufig gebraucht, um Informationen möglichst kompakt darzustellen.
Die Einbrecher haben – im Gegensatz zu ihrem letzten Versuch – dieses Mal Schmuck von hohem Wert und viel Bargeld erbeuten können.
In diesem Beispiel enthält die Parenthese kein Verb und liefert zusätzliche Informationen. Diese sind für das Verständnis nicht zwingend notwendig, aber könnten dennoch für die Leser*innen interessant sein.
Da es sich in den Beispielen um gesprochene Sprache handelt, können die Einschübe auch durch Kommata dargestellt werden.
Parenthese in der Lyrik
Auch in der Lyrik, also in Gedichten, können Parenthesen verwendet werden.
"Und alles dreht sich hier im Kreise,
Mit Ungestüm, wie’n toller Traum!"
(Heinrich Heine, Anno 1839)
In dem Gedicht von Heine ist die Parenthese durch Kommata eingegrenzt und enthält ebenfalls kein Verb.
"Ich sei, gewährt mir die Bitte,
In eurem Bunde der Dritte!"
(Friedrich Schiller, Die Bürgschaft)
In Schillers Ballade "Die Bürgschaft" aus dem Jahr 1799 wird ein vollständiger Aufforderungssatz eingeschoben.
Parenthese in der Dramatik
Auch in der Dramatik wird die Parenthese oft genutzt, da auf der Bühne viel gesprochen wird und die Dialoge durch Stilmittel wie die Parenthese natürlich wirken sollen.
Ein Beispiel für einen Einschub findet sich in Kleists Tragödie "Penthesilea" aus dem Jahr 1808:
"Sie schlägt, die Rüstung ihm vom Leibe reißend,
Den Zahn schlägt sie in seine weiße Brust"
Dieses Zitat stammt aus Heinrich Kleists "Penthesilea" (1986, Reclam Verlag).
In diesem Beispiel wird eine weitere, parallel stattfindende Handlung durch die Parenthese erwähnt. Dadurch wird die Hektik auf der Bühne auch in der Sprache widergespiegelt und es wird deutlich gemacht, dass mehrere Ereignisse gleichzeitig stattfinden. Die eingeschobene Wortgruppe wird durch Kommata abgetrennt.
In diesem Beispiel findet sich auch das Stilmittel "Anakoluth". Dabei wird ein Gedanke nicht folgerichtig weitergeführt, sodass der Satz auch grammatisch unrichtig werden kann, z. B. indem das Verb doppelt genannt wird.
Parenthese in der Epik
In der Epik kommt die Parenthese ebenfalls häufig zum Einsatz, zum Beispiel in Thomas Manns Roman "Buddenbrooks" von 1901:
"Und dann, plötzlich, mit einem Ruck, mit einem nervösen und eifrigen Mienenspiel – sie schluckte hinunter, und ihre Lippen bewegten sich einen Augenblick ganz schnell aneinander – ergriff sie die Feder, tauchte sie nicht, sondern stieß sie in das Tintenfass und schrieb mit gekrümmten Zeigefinger [...]"
Dieses Zitat stammt aus Thomas Manns "Buddenbrooks" (2008, Fischer Verlag).
In diesem Beispiel ist die Parenthese ein Einschub des Erzählers, der die Hauptfigur detaillierter beschreibt. Dieser Einschub ist durch Gedankenstriche gekennzeichnet.
Die Parenthese wird in der Epik besonders häufig zur Darstellung der wörtlichen Rede genutzt.
"Das ist nur ein Stück Fleisch», sagt er, «Muskeln», sagt er, «ist nicht schlimm, das wächst nach. […]"
In diesem Fall wird durch die Parenthese die Anwesenheit eines Erzählers verdeutlicht, der das Geschehen beschreibt und Auskunft gibt, wer spricht und wie gesprochen wird.
Dieses Zitat stammt aus Wolfgang Herrndorfs "Tschick" (2012, Rowohlt Taschenbuch Verlag).
Parenthese – Wirkung
Die Parenthese erhält von Leser*innen mehr Aufmerksamkeit, da sie sich vom Rest des Satzes abhebt. Dies kann verschiedene Wirkungen hervorrufen. Die wichtigsten werden im Folgenden näher erläutert.
Parenthese – Verdichtung
Durch eine Parenthese können viele Informationen kompakt in einem Satz verdichtet werden. So kann man weniger Sätze schreiben und erhöht den Informationsgehalt eines Textes. Das wird z. B. in Zeitungsartikeln genutzt.
"Klimaschutz, so hat das höchste Gremium der deutschen Rechtsprechung festgelegt, muss vom Gesetzgeber so gestaltet und konkret gefasst sein, dass auch die Kinder, Enkel und Nachgeborenen ihre freiheitlichen Grundrechte in der Zukunft ausüben können."
(Frankfurter Allgemeine Zeitung: Im Namen der Freiheit, 2021)
Allerdings sollte man darauf achten, nicht zu viele Parenthesen in einem Satz zu verwenden, da sonst die Lesbarkeit des Textes eingeschränkt wird.
Parenthese – Beeinflussung
Da auch Kommentare als Parenthese in einen Satz eingeschoben werden können, kann der Einschub auch eine Wertung vornehmen und so die Leser*innen beeinflussen.
Dies kann zum Beispiel durch den Erzähler eines Werkes geschehen, der aus seiner Perspektive von einem Geschehen berichtet und dabei seine Meinung oder sein Wissen einbringt:
"Eduard – so nennen wir einen reichen Baron im besten Mannesalter – Eduard hatte in seiner Baumschule die schönste Stunde eines Aprilnachmittags zugebracht, um frisch erhaltene Pfropfreiser (Pflanzenveredelung) auf junge Stämme zu bringen."
Die Leser*innen wissen in diesem Beispiel nur durch den Erzählerkommentar, dass Eduard ein reicher Baron ist.
Parenthese – Betonung
Durch die Betonung können unter anderem Missverständnisse oder Unklarheiten vorgebeugt werden, da eine Aussage oder Meinung deutlich gemacht wird.
So betont im folgenden Beispiel der Wiener Politiker Johann Maier in einer Rede während einer Nationalratssitzung 1998 die Position seiner Partei:
"Die Sozialdemokratische Partei – lassen Sie mich das in aller Deutlichkeit sagen – wird gegen derartige Vorhaben, auch wenn sie im Wege der direkten Demokratie an dieses Haus herangetragen werden, immer Widerstand leisten!"
Auch in diesem Zitat ist die Parenthese vom Hauptsatz unabhängig und durch Gedankenstriche erkennbar.
Parenthese – Störung
Manchmal kann durch eine Parenthese die Fortführung eines Gedankens gestört werden, sodass die Leser*innen den Satz noch einmal von vorne lesen müssen. Ein Beispiel hierfür ist der folgende Satz:
Wenn ich etwas am frühen Morgen nicht mag – mein Gott, diese Sachen, die gerade vor sich gehen, bringen mich aus dem Konzept – dann ist es kalter Kaffee.
Im Beispiel drückt die Person durch den Einschub ihre spontanen Gedanken aus, obwohl sie eigentlich gerade einen anderen Satz begonnen hat. Die Parenthese passt dabei nicht direkt zum Hauptsatz, denn in diesem wird ein anderer Gedanke geschildert. Daher können Leser*innen unter Umständen durch den Einschub verwirrt sein.
Parenthese - Das Wichtigste
- Eine Parenthese ist ein grammatisch unabhängiger Einschub in einen anderen Satz oder Teilsatz.
- Die Parenthese wird genutzt, um Gedanken zu erwähnen, Zusammenhänge herzustellen oder Informationen hinzuzufügen oder knapp zu formulieren.
- Bei der Parenthese können ganze Sätze (Schaltsätze), Teilsätze oder Wortgruppen eingeschoben werden.
- Die Parenthese kann eine Verdichtung von Informationen bewirken, Leser*innen beeinflussen, Aussagen betonen oder bewusst den Lesefluss stören, um die Aufmerksamkeit zu erregen.
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