Dokumentartheater

Wenn Du etwas dokumentierst, bedeutet das, dass Du Informationen sammelst, um sie später weiterzuverwenden. Dafür stellst Du allerlei Arten von Dokumenten zusammen und sammelst die wichtigsten Informationen daraus. Nach demselben Prinzip geht auch das Dokumentartheater vor. Die Theateraufführungen dieser Dramenform basieren nämlich auf Recherchearbeit.

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    Dokumentartheater Definition

    Das Dokumentartheater ist laut Definition eine Dramenform des modernen Theaters. Diese basiert nicht auf der Darbietung einer fiktiven Stückgrundlage, sondern hat es sich als Ziel gesetzt, tatsächliche historische und/oder aktuelle Ereignisse zu inszenieren. Es kann als Zusammenfassung des "Anti-Theaters", des "Theaters des Protests" sowie des "politischen Theaters" verstanden werden.

    Nach 1900 haben sich viele neue Theaterformen entwickelt. Dazu gehören u. a. das Nachkriegstheater, das Moderne Theater und das Postdramatische-Theater. Das Moderne Theater charakterisiert eine offene Form, in der mehrere Handlungsstränge gleichzeitig geschehen können. Außerdem findet die Handlung über einen ausgedehnten Zeitraum statt und es kommen verschiedene Orte sowie eine größere Anzahl an Personen vor.

    Das Anti-Theater wird auch als absurdes Theater bezeichnet. Hierbei handelt es sich um eine Theaterrichtung des 20. Jahrhunderts. Themen, mit denen sich das Anti-Theater beschäftigt, sind der Sinn und Zweck sowie die Ziele des Lebens.

    Das Theater des Protests ist ein weitgefasster Begriff. Dieser bezieht sich auf jede Theaterform, die eingesetzt wird, um gegen Ungerechtigkeiten in der Politik, Wirtschaft und soziale Missstände zu protestieren.

    Beim politischen Theater handelt es sich um eine Art des Dramas und/oder des performativen Aktes. Der performative Akt ist eine Handlung, die allein durch das Aussprechen derselben erfolgt. Diese Theaterform stellt politische Themen in den Vordergrund ihrer Darstellung.

    Was genau das politische Theater ausmacht und welche Ziele damit verfolgt wurden, erfährst Du im kommenden Abschnitt über den Gründer des politischen Theaters "Erwin Piscator".

    Dokumentartheater Entstehung

    Anfang der 1960er-Jahre fand das dokumentarische Theater Einzug in das deutsche und europäische Theater. Die Autorinnen und Autoren sowie Theaterschaffenden hatten damals das Gefühl, dass wichtige soziale und politische Fragen ihrer Zeit nicht nur anhand von ausgedachten Handlungen und Figuren aufgearbeitet werden können.

    Sie suchten sich eine neue Theaterform, um die fiktive mit der realen Welt in ein Verhältnis bringen zu können. Ziel war es, die Abgrenzung zwischen Kunst und Realität aufzuheben und dem Theater eine stärkere gesellschaftliche und politische Stellung zu geben. Inspiriert wurde das Dokumentartheater durch den Regisseur Erwin Piscator

    Erwin Piscator Dokumentartheater

    Erwin Piscator (1893–1966) war Theaterregisseur und künstlerischer sowie geschäftlicher Leiter der Freien Volksbühne in West-Berlin. Durch ihn wurde das Theater zu einem Ort der Politik und Propaganda von kommunistischen Gedanken.

    Nach dem Ersten Weltkrieg setzte sich Piscator für die Ausrichtung des deutschen Theaters hin zur Politik ein. Grund dafür waren seine eigenen politischen Ansichten und der Wunsch, die Revolution der ärmsten Bürgerinnen und Bürger zu unterstützen. Daraufhin entwickelte Erwin Piscator zeitgleich zusammen mit Bertolt Brecht in den 1920er-Jahren das Theater, das die Bedürfnisse der Arbeiterklasse vertreten sollte.

    Bertolt Brecht (1896–1956) war ein erfolgreicher deutscher Dramatiker und Lyriker des 20. Jahrhunderts. Er gilt als Gründer des "Epischen Theaters". Diese Theaterform stellt eine Verbindung zwischen dem Drama und der Epik dar. Brecht wünschte sich ein Theater, das Konflikte aufzeigen kann und sein Publikum dazu anregt, sich selbst und die Gesellschaft zum Besseren zu ändern.

    Erwin Piscator verfolgte mit seinem politischen Theater das Ziel, den kommunistischen Gedanken im Volk zu unterstützen und zu vertiefen.

    Der Begriff "Kommunismus" stammt vom lateinischen Wort communis ab und bedeutet übersetzt "gemeinsam". Wenn von Kommunismus gesprochen wird, ist damit eine herrschafts- und klassenlose Gesellschaft gemeint, in der Gemeinschaft und Gleichheit eine Basis bilden.

    Die Begründer des Kommunismus sind Karl Marx und Friedrich Engels. Sie träumten von einer idealen Gesellschaft, in der es kein Arm oder Reich und keine Ungerechtigkeit gab.

    Die Grundidee lautet: Alles, was für den Lebensunterhalt erforderlich ist, sollte allen Menschen gemeinsam gehören. Privateigentum ist damit verboten und Produktionsmittel und -werke, Häuser oder Ländereien werden zu kollektivem Besitz der Gesellschaft.

    Auch die Tiere, von denen die Menschen leben, gehören dazu, ebenso wie die Häuser, in denen die Menschen wohnen. Nach dieser Vorstellung, die es schon im Altertum gab, sollen alle Dinge, die gemeinsam hergestellt werden, auch gerecht untereinander verteilt werden.

    Das politische Theater sollte die breite Masse unterhalten, politische Botschaften klar kommunizieren, aktuelle Ereignisse einbringen und das Interesse der Zuschauerinnen und Zuschauer beibehalten können.

    Nach der Aufführung von sechs Stücken musste Erwin Piscator sein Proletarisches Theater jedoch aufgeben. Es wurde auf Anweisung des Berliner Polizeipräsidenten im April 1921 wieder geschlossen, da es keine Genehmigung für eine gewerbliche Tätigkeit erhielt.

    1962 übernahm Piscator die Leitung der Freien Volksbühne in West-Berlin. Hier verhalf er der Dramatik des Dokumentartheaters zum Durchbruch, indem er die politischen Dokumentarstücke von Heinar Kipphardt, Peter Weiss und Hans Helmut Kirst uraufführte.

    Dokumentartheater – Methoden und Merkmale

    Das Dokumentartheater wird aufgrund seiner Methoden auch als "Recherchetheater" bezeichnet. Das liegt daran, dass vor den Aufführungen dieser Theaterform oftmals lange Zeiträume für Recherchearbeit anstehen. Diese ist wichtig, da sie die Grundlage für das Theaterstück herstellt. Dafür werden Dokumente aller Art als Quellen verwendet:

    • Interviews
    • Fotos
    • Reportagen
    • Reisen
    • Filme
    • Flugblätter
    • Akten
    • Zeugenaussagen
    • Reden

    Außerdem verwendet das Dokumentartheater Laiendarstellerinnen und Laiendarsteller anstelle von Schauspielerinnen und Schauspielern. Diese sollen von Situationen oder Erfahrungen berichten, die ihnen selbst widerfahren sind. Mithilfe ihrer authentischen Geschichten und den recherchierten, historisch belegten Fakten soll die Theateraufführung unverfälscht werden.

    Ein Laie/eine Laiin, ist eine Person, die keine Fachkenntnisse zu einem bestimmten Themenbereich hat. Laiendarstellerinnen und Laiendarsteller haben keine schauspielerische Ausbildung bzw. üben die Schauspielerei nicht hauptberuflich aus.

    Je nachdem, welches Thema das Theaterstück und seine Darstellerinnen und Darsteller anspricht, möchte das Dokumentartheater mithilfe seiner Authentizität und Glaubwürdigkeit das Publikum dazu anregen, sich gründlich und kritisch mit ihrer eigenen Geschichte bzw. der Geschichte ihres Landes auseinanderzusetzen.

    Sachlichkeit im Dokumentartheater

    Dennoch handelt es sich bei dem Dokumentartheater nicht um ein bloßes Nachspielen von wahren Begebenheiten. Die Regisseurinnen und Regisseure streben Realismus an. Um ihre Theaterstücke auf die wesentlichen Hauptaussagen zu konzentrieren, nehmen die sie sich die künstlerische Freiheit, die Materialien zu kürzen. Um die Authentizität der Geschichte zu bewahren, wird im Dokumentartheater außerdem eine nüchterne und sachliche Sprache verwendet.

    Das Publikum soll nicht durch Emotionen oder aufsehenerregende, unerwartete Ereignisse vom Inhalt des Dargestellten abgelenkt werden. Im dokumentarischen Theater ist es besonders wichtig, dass alle vorgenommenen Kürzungen und Änderungen der Materialien den Sinn der tatsächlichen Aussagen beibehalten und diese dadurch unverfälscht bleiben.

    Peter Weiss, ein wichtiger Theoretiker und Vertreter des dokumentarischen Theaters, nennt als Beispiele für die formale und sprachliche Überarbeitung des dokumentarischen Materials unter anderem:

    • eine Zusammensetzung aus gegensätzlichen Elementen, gleichartigen Beispielbildern, kontrastierenden Formen und wechselnden Größenverhältnissen,

    • die Variation eines Themas,

    • die Steigerung eines Themas im Verlauf,

    • die Einfügung von Störungen und Dissonanzen,

    • Karikaturen der Figuren,

    • die Vereinfachung von drastischen Situationen,

    • Zusammenfassungen in Form von Liedern,

    • Instrumentalbegleitung,

    • Geräuscheffekte,

    • Berichterstattungen, die unterbrochen werden können (z. B. durch einen Monolog oder Traum)

    Ziel dieser sprachlichen Bearbeitung ist es, "das Typische" des dokumentierten Gegenstandes zu verdeutlichen. Durch die Verarbeitung des Rohmaterials soll ein Überblick geschaffen werden.

    Dokumentartheater heute

    Ein erneutes Aufleben des Dokumentartheaters fand im deutschsprachigen Raum Ende der 1990er-Jahre statt und hält bis heute an. Erstmals wurden Aussagen und Ansichten angezweifelt und moralisch eindeutige Aussagen konnten nicht mehr ohne Weiteres getroffen werden. Das Ziel ist dennoch dasselbe geblieben: Die Bühne soll zu einem Erlebnisraum werden und dem Publikum ermöglichen, über sich und die Umwelt nachzudenken.

    Vertreter Dokumentartheater

    Einige der bedeutendsten Vertreterinnen und Vertreter des zeitgenössischen dokumentarischen Theaters sind:

    • das Regiekollektiv: Rimini Protokoll

    • Boris Nikitin

    • Milo Rau

    • Volker Lösch

    • Andres Veiel

    • das Duo: Hans-Werner Kroesinger & Regine Dura

    Hans-Werner Kroesinger und Andres Veiel erinnern eher an das klassische Dokumentartheater. Die Mitglieder des Rimini Protokoll stehen für die Anregung neuer Definitionen des Theaters und für das Wiederaufleben des dokumentarischen Theaters in der heutigen Zeit.

    Das Theater-Label "Rimini Protokoll" wurde im Jahr 2000 von Helgard Haug, Stefan Kaegi und Daniel Wetzel gegründet. Seitdem arbeiten sie innerhalb unterschiedlicher Gruppierungen unter diesem Namen. Das Regiekollektiv möchte die Mittel des Theaters erweitern und neue Perspektiven für die Realität schaffen. Dafür übertragen sie unter anderem soziale Räume und Ordnungen in theatrale Formen. Für viele ihrer Stücke ist die Interaktivität und der kreative Umgang mit Technik charakteristisch.

    In ihren Projekten stehen die Darstellerinnen und Darsteller im Zentrum. Diese bezeichnen sie als "Expertinnen und Experten aus der Wirklichkeit" bzw. als "Spezialistinnen und Spezialisten". Der Unterschied zu Laiinnen und Laien ist, dass die Protagonistinnen und Protagonisten nicht versuchen, Theater zu spielen. Sie spielen sich selbst, anstelle von Figuren aus dramatischen Texten. Dadurch kommt bei jeder Aufführung ein neuer Auftritt zustande.

    Inspiriert wurden Hans-Werner Kroesinger und Andres Veiel von ihren Vorgängern:

    • Rolf Hochhult

    • Heinar Kipphardt

    • Peter Weiss

    Diese deutschen Dramatiker der Nachkriegszeit griffen in den 1960er-Jahren Erwin Piscators Konzept auf. Grund dafür war, dass sie ein politisches Theater in Deutschland entwickeln wollten. Zu ihren bekanntesten Stücken gehören: "Der Stellvertreter", "In der Sache J. Robert Oppenheimer" und "Die Ermittlung".

    Peter Weiss – Dokumentartheater

    Peter Weiss wurde am 8. November 1916 in Berlin geboren. Er war Schriftsteller, Maler und Filmemacher und galt als einer der wichtigsten Theoretiker und Vertreter des dokumentarischen Theaters. 1968 definierte er in seinen "Notizen zum dokumentarischen Drama" die Merkmale des Dokumentartheaters anhand von 14 Thesen. Hierbei bezog er sich ausschließlich auf die dokumentierende Form.

    Peter Weiss beschreibt das dokumentarische Theater als ein "Theater der Berichterstattung". Laut ihm entziehe sich das Dokumentartheater jeder Erfindung. Die Informationen für die Stücke werden aus glaubwürdigem Material bezogen und der Inhalt wird unverändert auf der Bühne geschildert. Nur die Zusammenstellung und formale Bearbeitung des Materials werden als künstlerischer Eingriff gestattet. Dadurch kann diese Theaterform eine kritische Auswahl der Informationen bieten und sich auf ein bestimmtes Thema konzentrieren.

    Die Thematik des Dokumentartheaters kann grundsätzlich unterschiedlich sein. Hauptsächlich handelt es sich jedoch um ein politisches Theater.

    Ziele des Dokumentartheaters nach Peter Weiss

    Laut ihm ist es die Aufgabe des dokumentarischen Theaters, Ungleichheiten darzustellen. Dabei werden keine individuellen Konflikte thematisiert, sondern sozial-ökonomische. Im Gegensatz zu der heutigen Darstellungsweise setzt Peter Weiss nicht den Anspruch auf Objektivität.

    Das Publikum kann Peter Weiss zufolge mehr in die Handlung einbezogen werden, als es in einem richtigen Prozesssaal möglich wäre. Die Zuschauerinnen und Zuschauer können zu Anklägerinnen und Ankläger, Angeklagten und zu Teilnehmenden der Untersuchungskommission werden. Das Dokumentartheater kann dadurch die Form eines Gerichtshofes annehmen.

    Beispiel für das Dokumentartheater nach Peter Weiss

    In einem seiner bekanntesten dokumentarischen Theaterstücke "Die Ermittlung. Oratorium in 11 Gesängen" stellte er den Ausschwitz-Prozess (1963–1965) dar. Dabei hat er den Prozess nicht in ganzer Länge wiedergegeben. Stattdessen hat er sich auf einzelne Aussagen der Angeklagten, der Zeuginnen und Zeugen sowie der Angehörigen des Aufsichts-, Sanitäts- und Wachpersonals spezialisiert. "Die Emittlung" hat es in der Spielzeit 1965/1966 geschafft, das meistgespielte Gegenwartsstück der Bundesrepublik zu werden.

    Dokumentartheater Beispiele

    Neben dem Stück "Die Ermittlung" von Weiss (1965) inszenierte Erwin Piscator in den 1960er-Jahren noch zwei weitere bekannte Theaterstücke des Dokumentartheaters. Dazu gehören Beispiele wie "In der Sache J. Robert Oppenheimer" von Kipphardt (1964) und als erste Aufführung "Der Stellvertreter" von Hochhuth (1963).

    Der Stellvertreter – Dokumentartheater

    Am 20. Februar 1963 wurde das dokumentarische Theaterstück "Der Stellvertreter" von Rolf Hochhuth – auch als "christliches Trauerspiel" bekannt – an der freien Volksbühne in Berlin uraufgeführt. Das Theaterstück ist aus fünf Akten zusammengesetzt und wurde in freien jambischen Versen geschrieben.

    Rolf Hochhuths Stück setzt sich mit der Haltung des Vatikans zum Holocaust auseinander. Es stellt sich die Frage der moralischen Schuld der katholischen Kirche in der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Dadurch bricht Hochhuth mit dem damaligen Tabu, dass man die Kirche nur als Hüterin moralischer Werte darstellen dürfe.

    Inhaltsangabe "Der Stellvertreter"

    Das Drama "Der Stellvertreter" erzählt die Geschichte, wie der Jesuitenpater Riccardo Fontana durch eine Begegnung mit dem SS-Offizier Kurt Gerstein von den Verbrechen der Nationalsozialisten in den Konzentrationslagern erfährt.

    Gerstein hofft, durch die Mitgliedschaft bei der Waffen-SS Informationen über den Völkermord an den Juden an die Öffentlichkeit bringen zu können. Seinen Vorwürfen wird jedoch keine Aufmerksamkeit geschenkt. Weder von der internationalen Regierung noch der protestantischen oder der katholischen Kirche.

    Daher versucht Riccardo Fontana, sich beim "Heiligen Vater"Gehör zu verschaffen. Er wünscht sich, dass das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, Papst Pius XII., in aller Öffentlichkeit Stellung gegen das deutsche Regime bezieht und gegen die Gewalttaten protestiert. Als Antwort wird ihm zu einem Ferienaufenthalt auf dem vatikanischen Besitz Castel Gandolfo geraten. Hier soll er sich mithilfe von Spaziergängen und leichter Lektüre beruhigen.

    Nachdem alle Versuche, den Papst zu einem Protest zu bewegen, erfolglos bleiben, legt der Jesuitenpater selbst den gelben Judenstern an. Als letzten Versuch lässt er sich mit den anderen jüdischen Deportierten nach Auschwitz bringen.

    Kurt Gerstein versucht noch den Pater zu retten, aber dieser hat die Entscheidung getroffen, mit den Juden zu sterben. Das Drama endet, als der Doktor Gersteins Betrug bemerkt, ihn verhaften lässt und Riccardo hinrichtet.

    Figuren in "Der Stellvertreter"

    Drei Parteien treten in diesem Drama gegeneinander an:

    • Das NS-Regime, das durch den Doktor und Karl Adolf Eichmann vertreten wird
    • Die Kirche, die durch Papst Pius XII., Pater Riccardo Fontana und den apostolischen Nuntius vertreten wird
    • Der Saboteur Kurt Gerstein

    Dabei stellen Kurt Gerstein, der ein SS-Hygienespezialist war, und Papst Pius XII. echte historische Figuren dar.

    Die Stellvertreter-Debatte

    Die Uraufführung dieses Stückes löste einen großen Skandal aus. Die Frage, ob Papst Pius XII. Schweigen während des Holocaust gerechtfertigt war, beantwortet Rolf Hochhuth mit einem deutlichen Nein. Mit dem Theaterstück unterstellt Hochhuth dem Kirchenoberhaupt, dass er die Schandtaten des NS-Regimes minimieren hätte können. Hochhuth wühlt damit die Gegenwart auf. Er erreicht das grundsätzliche Ziel des Dokumentartheaters: dass die Menschen sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen.

    "Der Stellvertreter" soll verdeutlichen, dass jeder Mensch frei entscheiden kann. Der Papst ist Stellvertreter für das Bild der Menschheit.

    Papst Pius XII., bürgerlich Eugenio Pacelli, wurde am 2. März 1876 in Rom geboren. 1901 begann seine Karriere im Staatssekretariat des Vatikans. Er amtierte von 1917 bis 1925 als Titularbischof in München. 1920–1929 diente er als Apostolischer Nuntius im Deutschen Reich. Er war grundlegend am Zustandekommen des Staatskirchenvertrags von Papst Pius XI. beteiligt.

    Am 2. März 1939 folgte er seinem Vorgänger auf den Heiligen Stuhl. Im Zweiten Weltkrieg hielt er an strikter Neutralität fest. Papst Pius XII. verstarb am 9. Oktober 1958 in Castel Gandolfo.

    Dokumentartheater – Kritik

    Viele Theatermacherinnen und Theatermacher lehnen den Begriff des Dokumentartheaters für die Beschreibung ihrer Arbeiten ab. Das Dokumentartheater ist nicht unumstritten und wird immer wieder aus den verschiedensten Gründen kritisiert. Ein Kritikpunkt ist das Fehlen der Kunst. Des Weiteren heißt es, das Dokumentartheater würde die verwendeten Dokumente subjektiv auswählen und dadurch die Wirklichkeit verfälschen.

    Dennoch erfährt das Dokumentartheater großen öffentlichen Zuspruch. Ein positiv bewerteter Aspekt ist das Thematisieren von verschwiegenen und verdrängten Problemen.

    Dokumentartheater Das Wichtigste

    • Dokumentartheater Definition: Das Dokumentartheater ist eine Dramenform des modernen Theaters. Es kann als Zusammenfassung des "Anti-Theaters", des "Theaters des Protests" und des "politischen Theaters" verstanden werden. Das Dokumentartheater will tatsächliche historische und/oder aktuelle Ereignisse inszenieren. Dafür bezieht es sich auf echte geschichtliche Belege (Interviews, Fotos, Filme, Flugblätter, Reden).
    • Vertreter Dokumentartheater: Rolf Hochhuth, Heinar Kipphardt und Peter Weiss gelten als Vorgänger und Regisseure der bekanntesten Theaterstücke des klassischen Dokumentartheaters. Zu den bedeutenden Akteurinnen und Akteuren des zeitgenössischen dokumentarischen Theaters gehören das Rimini Protokoll, Milo Rau und Andres Veiel.
    • Peter Weiss Dokumentartheater: Peter Weiss beschreibt das dokumentarische Theater als ein "Theater der Berichterstattung". Laut ihm entziehe sich das Dokumentartheater jeder Erfindung. Die Informationen für die Stücke werden aus glaubwürdigem Material bezogen und der Inhalt wird unverändert auf der Bühne geschildert.
    • Dokumentartheater Beispiele: Neben dem Stück "Die Ermittlung" von Weiss (1965) inszenierte Erwin Piscator in den 1960er-Jahren "In der Sache J. Robert Oppenheimer" von Kipphardt (1964) und "Der Stellvertreter" von Hochhuth (1963).
    • Der Stellvertreter Dokumentartheater: "Der Stellvertreter" von Rolf Hochhuth ist aus fünf Akten zusammengesetzt und wurde in freien jambischen Versen geschrieben. Das Stück setzt sich mit der Haltung des Vatikans zum Holocaust auseinander.
    • Das Dokumentartheater heute wird dafür kritisiert, dass es nicht künstlerisch sei und die Regisseurinnen und Regisseure die Dokumente subjektiv auswählen und dadurch die Wirklichkeit verfälschen. Trotz Kritik erfährt es großen öffentlichen Zuspruch, da es sich mit verschwiegenen Problemen auseinandersetzt und die Moral der Gesellschaft anzweifelt.

    Nachweise

    1. Balzer (1986). Rolf Hochhuth: Der Stellvertreter. Diesterweg Verlag.
    Häufig gestellte Fragen zum Thema Dokumentartheater

    Was bedeutet Dokumentartheater?

    Das Dokumentartheater ist eine Dramenform des modernen Theaters. Diese Theaterform basiert nicht mehr auf der Darbietung einer fiktiven Stückgrundlage. Das Dokumentartheater will tatsächlich historische und aktuelle Ereignisse inszenieren. Dafür greift es auf dokumentarische Quellen aller Art zurück.

    Wann entstand das dokumentarische Theater?

    Das dokumentarische Theater entstand Anfang der 60er Jahre im deutschsprachigen und europäischen Theaterraum. Inspiriert wurden die Künstler*innen der Nachkriegszeit von Erwin Piscators politischen Theater der 20er Jahre. 

    Was sind Merkmale des Dokumentartheaters?

    Das Dokumentartheater beruht auf wahren Begebenheiten, die es sachlich und neutral darstellt. Es soll das Publikum zum Nachdenken anregen und nicht durch heftige Emotionen von der Hauptaussage ablenken.

    Welche Autoren gibt es beim Dokumentartheater?

    Autoren des Dokumentartheaters sind beispielsweise Boris Nikitin, Milo Rau, Volker Lösch und Andres Veiel.

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