Geschichtsdrama

Ein Drama kann sehr wandelbar sein, etwa komisch und spannend oder traurig und konfliktreich. Wird ein Konflikt oder Problem gelöst, tritt oft das Gefühl der Erleichterung ein. 

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    Doch "Drama" ist nur eine Art Sammelbegriff: Es gibt die verschiedensten Formen von Dramen, zum einen die Tragödien, in denen Konflikte durch die Handlung nicht gelöst werden können und deren Ausgang oft tragisch enden. Zum anderen gibt es die Komödien, in denen eine Konfliktlösung in der Handlung erreicht wird und alles auf ein glückliches Ende hinaus läuft.

    Eine besondere Form des Dramas ist das Geschichtsdrama. Hierbei bezieht sich das Drama auf historische Personen oder Ereignisse in der Geschichte, die möglichst auf authentischer Weise wieder gegeben werden. Historische Dramen können dafür sorgen, die Geschehnisse der Vergangenheit nicht zu vergessen und können dadurch das Handeln der Menschen beeinflussen.

    Geschichtsdrama – Definition

    Historische Dramen oder auch Geschichtsdramen als Literaturgattung waren bis zum 18. Jahrhundert sehr verbreitet. Zumeist handelt es sich bei geschichtlichen Dramen um Tragödien oder Trauerspiele. In ihrem Zentrum stehen thematisch bedeutende geschichtliche Vorkommnisse und historische Gestalten. Geschichtsdramen handeln dabei von der Vergangenheit, meinen aber auch oft genug die Gegenwart der Autoren und Autorinnen.

    Ein Geschichtsdrama schöpft sein Motiv/Thema aus historischen, vergangenen Ereignissen und gestaltet diese poetisch. Die Dramen nutzen oft den frühzeitlichen Stoff aus Krisen- oder Umbruchszeiten, um zu erklären oder zu deuten. Oft dient es dazu, aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen, um die Gegenwart oder Zukunft auf andere Art gestalten zu können.

    Geschichtsdrama – Merkmale

    • Das historische Drama bezieht seinen Stoff aus geschichtlichen Gegebenheiten und Abläufen, deren poetische Gestaltung und Grundwahrheit ineinander übergeht.

    • Es kann möglicherweise von Lesenden ein ursächlicher oder übertragener Zusammenhang zu einem aktuellen Interesse herstellt werden.

    • Ein Geschichtsdrama vergegenwärtigt Vergangenes und zeigt somit allgemeine historische Prozesse auf. Diese Prozesse können politischer, sozialer oder kultureller sowie ideologischer Natur sein und werden aus der Sicht der jeweiligen Autorin oder des jeweiligen Autors veranschaulicht.

    • Geschichtsdramen können durchaus dazu beitragen, das Handeln der Menschen zum Guten zu beeinflussen.

    • Geschichtsdramen können das Ziel haben, eine Deutung des Geschichtsverlaufs zu präsentieren und eine Lehre daraus zu ziehen.

    • Sie können als Mahnung gesehen werden, um eine Wiederholung historischer Fehler zu verhindern.

    Stationendrama

    Eine Form des Geschichtsdramas ist das "Stationendrama", der Name sagt schon viel über die Eigenschaften dieser Dramenform aus, weil es auf verschiedenen Stationen besteht.

    Das Stationendrama besteht aus einer Aneinanderreihung einzelner Szenen, oder einzelner Handlungs-Stationen, dabei können Zeit und Ort der verschiedenen Szenen unterschiedlich sein. Einzelne Szenen in einem Stationendrama sind gleichrangig.

    Es gibt keine besonders wichtige vorantreibenden Szene, die die Handlung bestimmt. Die Reihenfolge der Szenen könnte geändert werden, ohne dass es dabei inhaltlich zu Unstimmigkeiten kommt.

    Der rote Faden ist an die Figuren, besonders an die Hauptfigur, geknüpft. Eine biografische Darstellung, also die Beschreibung des Lebens einer bekannten Person oder deren Lebensstationen, entspricht somit einem Stationendrama.

    Offenes und geschlossenes Drama

    Die aristotelische Dramentheorie stammt von dem griechischen Gelehrten Aristoteles (384 - 322 v. Chr.). In seinem Werk "Poetik" legte er die Charakteristika des "Klassischen Dramas" fest. Die Handlung, Zeit und Ort eines klassischen Dramas sollten einheitlich bleiben. Nebenhandlungen und Ortsveränderungen waren ausgeschlossen. Da die Handlung in einem Drama möglichst an einem Tag stattfinden sollte, waren auch Zeitsprünge auszuschließen. Die Bezeichnung hierfür war das "geschlossenes Drama". Diese strengen Regeln dienten für Literatinnen und Literaten über mehrere Jahrhunderte als wichtige Vorlage, mit der sie ihre Werke aufbauten.

    Das offene Drama hingegen beinhaltet meist mehrere gleichgestellte Handlungen, insgesamt ist eine lockerere Struktur der einzelnen Szenen vorzufinden. Die Handlung kann mehrere Jahre umfassen und es können verschiedene Handlungsorte dargestellt werden.

    Ebenso wenig werden in einem Stationendrama die Regeln nach Aristoteles beachtet. Es gibt oft Nebenhandlungen, die Einheit von Zeit und Ort ist nicht vorhanden. Damit zählt das Stationendrama zu den offenen Dramen.

    Definition nach Dirk Niefanger – Geschichtsdrama

    Noch vor wenigen Jahrzehnten wurde geleugnet, dass die Gattung des Geschichtsdramas in Deutschland mehr als 500 Jahre alt sei.

    Dirk Niefanger (1960) ist ein deutscher Literaturwissenschaftler, der seit 2003 als Professor für "Neuere deutsche Literaturwissenschaft" an der Universität Erlangen-Nürnberg lehrt.

    In seinem 2005 erschienenem Buch lag sein Forschungsschwerpunkt auf dem Thema "Geschichtsdrama der frühen Neuzeit 1495-1773". Gleichzeitig stellte er in dieser Studie die erste umfassende literaturgeschichtliche Erfassung und Darstellung des Geschichtsdramas der Frühen Neuzeit dar.

    Niefanger analysierte in einer Studie ältere Werke sehr präzise und interpretierte sie neu. Er setzt sich mit der Definition, Darstellung und den Merkmalen des Geschichtsdramas auseinander. In seiner Forschung geht es nicht um eine genaue authentische Darstellung des Geschichtsdramas der Geschichte, sondern um mögliche historische Wahrheiten.

    Diese sind in der Literatur bereits seit dem 15. Jahrhundert zu finden und somit bestätigt er die Aussage, dass Geschichtsdramen schon seit mehr als fünfhundert Jahren existieren. In dem folgenden Zitat beschreibt er die Merkmale, die ein Geschichtsdrama ausmachen.

    "Theatertexte sind als Geschichtsdramen zu analysieren, wenn sie Zeichen enthalten, die eine historische Authentizität des Dramengeschehens setzen. Das heißt natürlich nicht, dass die Geschichtsdramen die Geschichte, objektiv abbilden. Sie müssen lediglich, Authentizität behaupten. Die Handlung sollte zudem als nicht nur irgendwie vergangenes, sondern als historisches Geschehen identifizierbar werden" 1

    Geschichtsdrama – Vertreter und Beispiele

    Ein berühmter Vertreter des historischen Dramas ist Friedrich Schiller (1759-1805). In seinen Dramen thematisierte er große historische Stoffe.

    Friedrich Schiller und sein Werk "Wallenstein" (1798/99)

    Angeregt durch seine Auseinandersetzung mit dem Dreißigjährigen Krieg, begann er 1798 an der Dramen-Trilogie "Wallenstein" zu schreiben.

    Der Dreißigjährige Krieg, der 1618 begann und 1648 endete, zählt zu den längsten und blutigsten Kriegen Europas. Wenn Dich das Thema interessiert, kannst Du gerne im Fach Geschichte nachschauen.

    Das Drama handelt von dem Schicksal der historischen Person Albrecht Wenzel Eusebius (1583-1634), genannt Wallenstein. Er war der oberste kaiserliche Feldherr. Im Drama geht es um Wallensteins Versuche, einen Reichsfrieden zu schaffen. Doch ihm wurden diese Versuche als Hochverrat ausgelegt, woraufhin er 1634 ermordet wurde. Wallenstein gehörte zu einer der bekanntesten Persönlichkeiten des Dreißigjährigen Krieges.

    Friedrich Schiller setzte damit Wallenstein ein Denkmal in seiner sehr umfangreichen Geschichte des Dreißigjährigen Krieges. 1799 vollendete Schiller seine Dramen-Trilogie, seine literarische Darstellung entsprach weitgehend den historischen Fakten.

    Johann Wolfgang von Goethe: "Götz von Berlichingen" (1773)

    Ein weiteres sehr bekanntes historisches Drama stammt von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832).

    Inspiriert von der historischen Figur Götz von Berlichingen (1480-1562) schrieb Goethe ein Geschichtsdrama, welches in der ersten Fassung 1771 entstand. Das Stück gilt als ein Hauptwerk des Sturm und Drang. Ähnlich wie sein Götz wollte auch Goethe mit diesem Stück Grenzen durchbrechen.

    Der Sturm und Drang ist eine Epoche der deutschen Literaturgeschichte. Sie erstreckt sich über den Zeitraum von 1765 bis 1790. Die Sprache in dieser Zeit war emotional aufgeladen und ausdrucksstark. Mehr zu diesem Thema findest Du unter "Sturm und Drang" auf StudySmarter.

    Die Stürmer und Dränger hielten eigentlich strenge Richtlinien des Dramas ein, die auf den berühmten Philosophen und Gelehrten Aristoteles zurückführten. Goethe jedoch hielt sich bei seinem Werk nicht an die klassischen Vorgaben von Aristoteles: In seinem Stück sind es über fünfzig Orte, in denen Götz von Berlichingen auftrat. Auch in der Darstellung der Zeit beschränkte sich Goethe nicht, wie vorgegeben, auf einen Tag, sondern die Handlung zog sich über eine längere Zeit hin.

    Götz von Berlichingen war ein Reichsritter und ein Freiheitskämpfer im schwäbischen Bauernkrieg, der sich auch für die Rechte der Bauern einsetzte. Im Kampf verlor Götz seine rechte Hand, welche durch eine Prothese ersetzt wurde und ihm den Beinamen "mit der eisernen Hand" verlieh. Sein Leben war durch zahlreiche Fehden der damaligen Zeit bestimmt. Er selbst nennt fünfzehn Kriegsereignisse in eigenen Angelegenheiten und gibt zudem an, Königen und Kurfürsten gedient zu haben. Zu dieser Zeit flackerte ein letztes Mal das Rittertum auf. Götz starb 1562.

    Goethe setzte, wie Schiller mit Wallenstein, dem historischen Götz von Berlichingen ein literarisches Denkmal, indem er das berühmte Götz-Zitat verwendete:

    Vor Ihro Kayserliche Majestät, hab ich, wie immer schuldigen Respect. Er aber, sags ihm, er kann mich im Arsche lecken, Wohlgemerkt im Arsch, nicht am Arsch.2

    Geschichtsdrama – Filme

    Zu einer neuen Form der Dramatik gehört das Filmdrama. Durch die Filmindustrie ist es möglich, viele historische Themen aufzugreifen und zu filmisch zu verarbeiten. Etliche Filme, denen als Vorlage ein Drama aus der Vergangenheit dient, haben es in der Kinowelt aufgrund der hohen Besucherzahlen bis auf die vorderen Plätze der Ranglisten geschafft.

    Maria Stuart, Königin von Schottland

    "Maria Stuart, Königin von Schottland" basiert auf Schillers Werk und ist ein britisches historisches Filmdrama von der Regisseurin Josie Rourke und dem Drehbuchautor Beau Willimon. In diesem Film wird der Kampf zwischen Maria Stuart und der Königin Elisabeth I. um den englischen Thron thematisiert.

    Maria Stuart - Das Original

    • Das Trauerspiel "Maria Stuart" stammt von Friedrich Schiller und wurde 1800 am Weimarer Hoftheater uraufgeführt.

    • Das Stück spielt im 16. Jahrhundert in England: Maria Stuart – die Königin von Schottland – musste aus ihrem eigenen Land fliehen und suchte Zuflucht bei ihrer Großcousine Elisabeth I.

    • Marias Anspruch auf den englischen Thron sorgte dafür, dass Elisabeth sie verhaften und hinrichten ließ.

    • "Maria Stuart" orientiert sich am Aufbau des klassischen Dramas und wahrt die drei aristotelischen Einheiten von Handlung, Ort und Zeit weitestgehend.

    Die Rivalität zwischen Maria Stuart, der Königin von Schottland und Königin Elisabeth I. von England und Irland endet in im Geschichtsdrama von Schiller mit der Hinrichtung Maria Stuarts. In dem Filmdrama "Maria Stuart, Königin von Schottland" wird gleich zu Anfang die Szene der Enthauptung gezeigt, um danach die geschichtlichen Ereignisse von 1587 rückwirkend zu erzählen: Zwei Frauen, mit Intelligenz und Durchsetzungsvermögen ausgestattet, agieren in einer Welt, die von Männern bestimmt wird. Im Verlauf der Handlung lassen die beiden Königinnen immer wieder zu, dass sie zu Marionetten dieser Männer werden.

    Götz von Berlichingen

    In einem weiteren historischen Filmdrama begegnet der Zuschauende der historischen Figur Götz von Berlichingen. Der Film "Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand" ist ein deutscher Spielfilm von Wolfgang Liebeneiner von 1979. Dem Film lag das gleichnamige Geschichtsdrama von Johann Wolfgang von Goethe zugrunde. Dieser Spielfilm gilt bis heute, als eine weitgehend wortgetreue Verfilmung der historischen Figur Götz von Berlichingen, einem Reichsritter und Freiheitskämpfer im schwäbischen Bauernkrieg.

    Geschichtsdrama - Das Wichtigste

    • Historische Dramen oder auch Geschichtsdramen als Literaturgattung waren bis zum 18. Jahrhundert sehr verbreitet. Zumeist handelt es sich um Tragödien oder Trauerspiele.
    • In ihrem Zentrum stehen thematisch bedeutende geschichtliche Ereignisse und historische Gestalten.
    • Geschichtsdramen haben das Ziel, eine Deutung des Geschichtsverlaufs zu präsentieren und eine Lehre daraus zu ziehen.
    • Zu den bekannten Vertretern des historischen Dramas des 18. Jahrhunderts gehören Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller.
    • Berühmte Werke historischer Dramen sind "Wallenstein" von Schiller und "Götz von Berlichingen" von Goethe.
    • Auch in Spielfilmen wie "Schindlers Liste" und "Das Leben der anderen" werden historische Dramendargestellt, sie tragen dazu bei, sich mit den Dramen der Geschichte auseinanderzusetzen.

    Nachweise

    1. Dirk Niefanger (2005). Geschichtsdrama der Frühen Neuzeit 1495-1773. Max Niemeyer Verlag Tübingen.
    2. Volker Neuhaus (1999). Erläuterungen und Dokumente zu Johann Wolfgang Goethe: Götz von Berlichingen. Reclam, Philipp
    Häufig gestellte Fragen zum Thema Geschichtsdrama

    Was ist ein Geschichtsdrama?

    Ein Geschichtsdrama schöpft sein Motiv/Thema aus historischen, vergangenen Ereignissen und gestaltet diese poetisch. Die Dramen nutzen oft den frühzeitlichen Stoff aus Krisen- oder Umbruchszeiten, um zu erklären oder zu deuten, wie etwas geworden ist.

    Wer ist Dirk Niefanger?

    Dirk Niefanger ist ein deutscher Literaturwissenschaftler, sein Buch "Geschichtsdrama der frühen Neuzeit" erschien 2005.

    Wer waren die Vertreter des Geschichtsdramas?

    Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe sind berühmte Vertreter des Geschichtsdramas. 

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    Um welche Dramenform (geschlossene oder offene Form) handelt es sich bei "Götz von Berlichingen" (1773) ein Werk von Goethe. 

    Friedrich Schiller schrieb 1798 "Wallenstein". Mit welchem Krieg setzte sich Schiller in seinem Werk auseinander?

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