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Doch wie genau kann man sich eine Kalendergeschichte vorstellen? Welchen Aufbau und welche Merkmale hat diese? Ein Beispiel findest Du in dieser Erklärung.
Kalendergeschichte – Merkmale
Kalendergeschichten waren für das "einfache Volk". Sie weisen einige Merkmale auf. Doch was genau ist eigentlich eine Kalendergeschichte?
Die Merkmale einer Kalendergeschichte sind etwa,
- dass sie einfach und verständlich geschrieben ist,
- dass sie oft von nachdenklichen oder witzigen Dingen handelt,
- dass die Geschichten oft Lebensweisheiten, manchmal auch Gesundheitstipps oder Rezepte enthalten.
- Am Ende haben diese Geschichten oft eine Pointe und eine Moral.
Das Wort Pointe wird aus dem französischen abgeleitet und mit "Spitze" übersetzt. Das französische Wort pointe geht auf das spätlateinische Wort puncta zurück, was "Stich" bedeutet.
Als Pointe wird ein überraschender Schluss bezeichnet. Sie beruht auf einer plötzlichen Einsicht. Zusammenhänge zwischen Inhalten werden in einem neuen, unerwarteten Licht gesehen.
Kalendergeschichten schreiben
Du möchtest wissen, wie Du selbst Kalendergeschichten schreiben könntest? Wie Du bereits weißt, sind Kalendergeschichten kurze Erzählungen, die meistens humorvoll oder satirisch sind und oft eine moralische Lehre enthalten. Diese Kriterien solltest Du also auf jeden Fall einfließen lassen.
Kalendergeschichten – Aufbau
Um Kalendergeschichten zu schreiben, könnten folgende Schritte hilfreich sein, um den Aufbau der Geschichte zu gestalten:
1. Wähle ein Thema:
- Überlege, welches Thema Du in Deiner Geschichte behandeln möchtest.
- Es kann ein alltägliches Ereignis oder eine ungewöhnliche Situation sein.
- Mache Dir Stichpunkte oder schreibe eine kurze Zusammenfassung der Handlung der Geschichte.
- Denke über den Anfang, den Hauptteil und das Ende der Geschichte nach.
3. Entwickle eine Pointe:
- Eine Pointe ist der Höhepunkt oder das überraschende Ende Deiner Geschichte.
- Überlege, wie Du die Geschichte abschließen möchtest und welche moralische Lehre vermittelt werden soll.
4. Schreibe die Geschichte:
- Schreibe die Geschichte in kurzen, prägnanten Sätzen.
- Achte darauf, dass Deine Geschichte eine klare Struktur hat und dass die Handlung logisch und verständlich ist.
- Versuche, die Lesenden von Anfang an zu fesseln und die Spannung bis zum Ende aufrechtzuerhalten.
5. Überarbeite die Geschichte:
- Stell sicher, dass Deine Geschichte gut strukturiert und verständlich ist.
- Kann Deine Geschichte vielleicht noch interessanter und lebendiger gestaltet werden?
- Achte auf die Wortwahl und die Satzstruktur, sodass der Text angenehm zu lesen ist.
- Lasse auch jemand anderen Deine Geschichte lesen, um Feedback zu bekommen.
Du möchtest Deine Geschichte sogar veröffentlichen?
Wenn Du mit Deiner Geschichte zufrieden bist, kannst Du sie vielleicht sogar veröffentlichen. Kalendergeschichten sind oft in literarischen Zeitschriften oder Online-Magazinen zu finden, aber Du kannst sie auch in einem Blog oder auf Social-Media-Plattformen teilen.
Kalendergeschichten von Johann Peter Hebel
Kalendergeschichten wurden im 17. und 18. Jahrhundert von vielen Autoren verfasst. Einer der bekanntesten ist Johann Peter Hebel.
Johann Peter Hebel war ein deutscher Schriftsteller, Geistlicher und Lehrer. Er wurde am 10. Mai 1760 in Basel geboren und starb am 22. September 1826 in Schwetzingen. Neben den Kalendergeschichten ist er auch für die "Alemannischen Gedichte" bekannt.
Johann Peter Hebel schrieb ab 1803 Kalendergeschichten für den "Badischen Landkalender" und ab 1807 für dessen Nachfolger, den "Rheinländischen Hausfreund".
- Hebel war maßgeblich an der Neugestaltung des badischen Landkalenders beteiligt.
- Er schlug vor, den Textanteil zu vergrößern.
- Hebel war nicht nur Redakteur, sondern verfasste jedes Jahr selbst bis zu 30 Geschichten für den Kalender.
- Hebels Geschichten enthielten Neuigkeiten, abgewandelte Märchen und Ähnliches.
- Seine wohl bekanntesten Kalendergeschichten sind "Unverhofftes Wiedersehen" und "Kannitverstan".
Kalendergeschichte Beispiel – "Kannitverstan"
Ein Beispiel für eine Kalendergeschichte ist "Kannitverstan". Der Name bedeutet auf Deutsch "kann nicht verstehen". Die Geschichte erzählt von einem Handwerksburschen aus Tuttlingen, der zum ersten Mal in seinem Leben die holländische Weltstadt Amsterdam besucht.
Der Handwerksbursche ist vor allem von einem prächtigen Haus und einem großen Schiff, das kostbare Waren an Bord hat, angetan.
… fiel ihm sogleich ein großes und schönes Haus in die Augen, wie er auf seiner ganzen Wanderschaft von Tuttlingen bis nach Amsterdam noch keines erlebt hatte …“
„… ein großes Schiff seine Aufmerksamkeit erregte …“
Alle Zitate stammen, wenn nicht anders gekennzeichnet, aus Johann Peter Hebels' "Schatzkästlein" (1986, Ditzingen: Reclam)
Der Bursche fragt die Menschen nach dem Besitzer von beidem und erhält jedes Mal die Antwort "Kannitverstan" ("Ich kann euch nicht verstehen"), denn die Menschen in Amsterdam verstehen den jungen Handwerksburschen nicht.
„Der Mann aber, der vermutlich etwas Wichtigeres zu tun hatte und zum Unglück gerade soviel von der deutschen Sprache verstand als der Fragende von der holländischen, nämlich nichts, sagte kurz und schnauzig: »Kannitverstan« und ging weiter.“
Der Handwerksbursche denkt, dass Kannitverstan ein Familienname ist und ist umso beeindruckter, dass diesem nicht nur das Haus, sondern auch das Schiff gehört. Gleichzeitig ist er betrübt, denn er selbst ist arm. Er hadert mit seinem Schicksal.
„.Jetzt ging er wieder zurück und stellte eine recht traurige Betrachtung bei sich selbst an, was er denn selbst für ein armer Teufel sei unter soviel reichen Leuten in der großen weiten Welt.“
Kurz darauf trifft er auf einen Trauerzug und fragt, wer der Verstorbene sei. Wieder erhält er die Antwort: „Kannitverstan.“ Nun empfindet der Bursche sein Schicksal nicht als mehr schlimm, denn Kannitverstan ist trotz seines Reichtums verstorben.
„… und wenn es ihm wieder einmal schwer fiel, dass so viele Leute in der Welt so reich seien und er so arm, so dachte er nur an den Herrn Kannitverstan in Amsterdam, an sein großes Haus, an sein reiches Schiff und an sein enges Grab.“
Bedeutung
Die Kalendergeschichte "Kannitverstan" ist eine Erzählung, die leicht verständlich ist. Die Kernaussage erschließt sich mühelos. Der Handwerksbursche erkennt, dass jeder im Tod gleich ist, egal ob arm oder reich. Dies stellt die Pointe der Geschichte dar. Außerdem enthält diese die Moral: Gibt dich mit dem zufrieden, was du hast.
Bereits zu Hebels Lebzeiten wurde "Kannitverstan“ bekannt. Gemeinsam mit anderen Kalendergeschichten wurde sie in Schulbücher aufgenommen. Weitere bekannte Kalendergeschichten von Hebel sind "Unverhofftes Wiedersehen", "Der silberne Löffel", "Der Spaziergang am See" und viele mehr.
Kalendergeschichte: im Kontext ihrer Zeit
Kalendergeschichten waren vor allem im 17. und 18. Jahrhundert, der Zeit der Aufklärung, verbreitet und beliebt. Die Menschen jener Zeit begannen Regeln, die bis dahin als Norm galten, zu hinterfragen. Vor allem die Naturwissenschaften trugen ihren Teil dazu bei, das Denken und Handeln der Menschen zu verändern. Sie bekämpften den Aberglauben und ersetzten ihn nach und nach durch ein aufgeklärtes, modernes Weltbild.
Kalendergeschichten waren, neben der Bibel, die einzigen gedruckten Texte in den Haushalten der ärmeren Bürger. Dadurch hatten sie einen großen Einfluss auf die Menschen, die diese Geschichten mit Begeisterung lasen. Sie wurden unterhalten, informiert und auch belehrt. Aber nicht wie in der Kirche durch Predigten, sondern durch unterhaltsame, witzige Geschichten aus dem Alltag normaler Menschen.
Die Aufklärung wird auf die Zeit von etwa 1650 bis 1800 datiert. Es war die Zeit, in welcher Strukturen, die den Fortschritt behinderten, durch rationales Denken überwunden wurden. Überholte Vorstellungen und Ideologien wurden kritisiert und die Naturwissenschaften setzen sich immer mehr durch.
Themen wie Emanzipation, Bildung, Bürgerrechte, Menschenrechte und das Gemeinwohl hatten in der Zeit der Aufklärung ihre Geburtsstunde.
Moderne Kalendergeschichte
Gibt es auch moderne Kalendergeschichten? Auch heute werden gern kurze Geschichten geschrieben. Zwar werden sie nicht mehr auf Kalenderblättern gedruckt, aber Du kannst sie in Büchern oder im Internet lesen. Kurze Geschichten mit einer Pointe und manchmal auch mit einer Moral finden sich dabei unter verschiedenen Namen.
Es gibt etwa Postkartengeschichten (Postkartenkrimis), aber auch tatsächlich Kalendergeschichten. Manche Autor*innen schreiben zu besonderen Zeiten kurze Geschichten, um sie dann mit ihren Leser*innen zu teilen.
Gerade zur Weihnachtszeit gibt es immer wieder solche Aktionen. Einer oder mehrere Autor*innen schreiben kurze Geschichten für einen Weihnachtskalender. Darin geht es oft um witzige oder nachdenkliche Themen. Diese Geschichten werden gesammelt und dann zum Anfang des Monats Dezember veröffentlicht.
Genau wie bei Deinem Weihnachtskalender wird jeden Tag ein Türchen geöffnet.
Kalendergeschichte - Das Wichtigste
- Kalendergeschichten schreiben:
- Kalendergeschichten sind kurze Geschichten, die belehren und unterhalten sollen.
- Kalendergeschichten Aufbau:
- Wähle ein Thema.
- Mache Dir Stichpunkte.
- Entwickle eine Pointe.
- Schreibe die Geschichte.
- Überarbeite die Geschichte.
- Kalendergeschichten Merkmale:
- Sie sind für die "einfachen" Leute geschrieben und sind deshalb leicht verständlich.
- In Kalendergeschichten geht es um nachdenkliche oder witzige Dinge.
- Am Ende der Geschichte gibt es eine Pointe und eine Moral.
- Kalendergeschichte Beispiel:
- Ein bekannter Autor für Kalendergeschichten war Johann Peter Hebel.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Kalendergeschichte
Was ist typisch für eine Kalendergeschichte?
Typisch für eine Kalendergeschichte ist, dass es eine kurze, unterhaltsame Geschichte ist. Sie sind leicht verständlich und haben eine Pointe und eine Moral.
Was ist eine Kalendergeschichte in der 7. Klasse?
Eine Kalendergeschichte in der 7. Klasse ist zum Beispiel eine Geschichte von Johann Peter Hebel. Er hat viele Geschichten geschrieben, z. B. "Der silberne Löffel" oder "Kannitverstan".
Wie ist der Aufbau einer Kalendergeschichte?
Wichtig für den Aufbau einer Kalendergeschichte ist, dass sie sehr kurz ist. Es wird etwas aus dem Alltag erzählt, was alle Menschen leicht verstehen können. Am Ende der Geschichte gibt es eine Pointe und eine Moral.
Warum ist Kannitverstan eine Kalendergeschichte?
Kannitverstan ist eine kurze Geschichte von einem Handwerksburschen. Es wird eine kurze, leicht verständliche Geschichte erzählt, die am Ende eine Pointe und eine Moral hat.
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