Legende

"Um diese Person ranken sich viele Mythen und Legenden!" Sicher hast Du schon mal so einen Satz gehört. Meistens handelt es sich um eine bekannte Persönlichkeit, deren Lebensgeschichten anschließend erzählt werden. Oder der Satz kann sogar den Anfang einer fantastischen Geschichte bilden. Der Begriff der Legende begegnet Dir nicht nur in der Schule. 

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    Doch was ist eigentlich die Bedeutung einer "Legende"? Welche Merkmale hat sie und wie sieht solch ein Text aus? Eine Erklärung und ein Beispiel findest Du hier!

    Legende – Definition

    Was ist eine Legende eigentlich? Die Definition findest Du im Folgenden:

    Die Legende ist eine Textsorte aus der Gattung der Epik. Als Legende bezeichnet man eine kurze, kulturspezifische Erzählung, die in Prosa oder Versform verfasst wird. Die Inhalte von Legenden wurden früher zu feierlichen Anlässen vorgetragen.

    Ursprünglich meinte man mit dem Begriff eine religiöse Lesung, meistens aus dem Leben eines Heiligen. Später erweiterte man den Begriff auf sämtliche Geschichten in Prosa- oder Versform, die ein religiöses Ereignis behandelten oder vom Wirken eines Heiligen erzählten. Heutzutage fasst man aber auch die Lebensgeschichte von Personen oder Dinge von hoher Bekanntheit aus dem echten Leben unter die Bezeichnung „Legende“.

    Die Legende weist folglich Parallelen zu biografischen Tatsachen auf.

    Legende – Erklärung

    Wodurch zeichnet sich eine Legende aus? Eine Erklärung ihrer Eigenschaften zeigt es Dir:

    • Legenden beziehen sich auf Ereignisse, Menschen und auch Orte aus dem echten Leben.
    • Thematisch handeln sie von besonderen Menschen wie Heiligen oder auch Märtyrern.
    • Auch außergewöhnliche Vorkommnisse, wie religiöse Wunder oder bedeutsame Triumphe in einem Kampf, können in einer Legende thematisiert werden.

    Verwandte Textsorten der Legende sind das Märchen, die Sage und die Fabel. Mit diesen Textsorten verbindet die Legende, dass auch sie teilweise fiktive Elemente beinhaltet. Grundlegend basiert der Kern einer Legende aber immer auf realen Personen oder Ereignissen.

    In jeder Kultur kann man eigene Legenden finden, die für die jeweilige Kultur spezifisch sind.

    Legende – Bedeutung des Wortes

    Die Bedeutung des deutschen Wortes „Legende“ stammt ursprünglich vom lateinischen Wort legenda ab, was in der Antike die Bezeichnung für „zu lesende Schriftstücke“ war. Damals hatten Legenden also bereits die Funktion, vorgelesen zu werden.

    Mit Aufkommen des Christentums wurden sie am Namenstag eines/einer Heiligen im Gottesdienst vorgelesen. Sie erzählten vom Leben, Tod oder Martyrium der heiligen Personen. Damit sollten die religiösen Persönlichkeiten gefeiert werden.

    Als Martyrium bezeichnet man in der Religion das schwere Leiden, oftmals bis zum Tod, dass Gläubige für ihre religiösen Überzeugungen erdulden. Aber auch im allgemeinen Sprachgebrauch nutzt man den Begriff Märtyrer*in für Menschen, die für ihre Ziele und Überzeugungen schwere Qualen oder auch den Tod in Kauf nehmen.

    Heute wird nicht nur die Lesung des Textes, sondern auch das Geschriebene selbst als „Legende“ bezeichnet. Damit bildet die Legende eine eigene Textsorte.

    Legende – Person

    Als „Legende“ bezeichnet man aber auch Personen oder Dinge, die so große Berühmtheit erlangten, dass sich eigene Erzählungen um sie gebildet haben. Vor allem bei Menschen kann das schon zu Lebzeiten geschehen, wenn man eine besonders außergewöhnliche Lebensgeschichte hat.

    Muhammad Ali war ein US-amerikanischer Boxer und konnte als einziger dreimal den Titel des unumstrittenen Boxweltmeisters gewinnen. Aufgrund seiner Erfolge bezeichnete er sich bereits zu Lebzeiten als lebende Legende.

    Legende – Synonym für unwahre Geschichte

    Das Wort „Legende“ wird auch bei Geschichten, die eigentlich gar nicht der Wahrheit entsprechen, verwendet. Diese Bedeutung des Begriffs stammt aus dem Mittelalter, in dem Legenden über Heilige unkritisch von deren Wundern erzählten. Auch heute noch nutzt man deshalb den Begriff auch abwertend für Vorurteile oder Behauptungen, die nicht belegt oder falsch sind.

    Es ist eine Legende, dass Jungen besser in Mathe und Mädchen besser in Deutsch sind.

    Von einer Legende kann man auch sprechen, wenn man die Erklärung zu den Abbildungen auf einer Landkarte meint, die meistens am Rand stehen. Weil es in diesem Text aber um die literarische Gattung der Legende geht, kannst Du Dir diesen Fakt für den Geografieunterricht merken.

    Legende Text – Entstehung

    Die Textart der Legende lässt sich bis in die Antike zurückführen. Die zu dem Zeitpunkt entstandenen Texte handelten von Persönlichkeiten, die aufgrund ihrer vorbildlich-religiösen Charakterzüge als Heilige verstanden wurden. Man bezeichnet diese Texte heute auch noch als Heiligenlegenden. Zur Zeit der Antike wurden die Legenden hauptsächlich mündlich weitergegeben.

    Die sogenannte "Hagiografie" ist ein Forschungsgebiet, das sich auf wissenschaftlicher Ebene mit Heiligenlegenden beschäftigt.

    In Deutschland ist primär die Legende des Jesus Christus und seiner Apostel bekannt. Ferner sind auch zahlreiche Apostellegenden, Mönchslegenden oder Bischofslegenden, wie die des heiligen Nikolaus, verbreitet.

    Als Apostel bezeichnet man die Glaubensverkünder, die die Geschichten von Jesus Christus in der Welt verbreiteten.

    Der Legende nach stieg Jesus auf einen Berg, um Jehova zu rufen. Dort betete er die ganze Nacht lang, damit er entscheiden konnte, welche Männer er auswählen sollte, um ihn zu begleiten. Am Morgen rief Jesus schließlich 12 seiner Jünger zu sich und wählte sie als Apostel aus. Ihre Namen waren Petrus, Matthäus, Andreas, Johannes, Jakobus, Thomas, Philippus, Simon, Bartholomäus, Jakobus (der Sohn des Alphäus), Thaddäus und Judas Iskariot.

    Diese 12 Männer begleiteten Jesus auf seinen Reisen, wurden von ihm geschult und sollen von Jehova auch besondere Fähigkeiten erlernt haben wie die Macht, Kranke zu heilen. Nach der Kreuzigung von Jesus Christus zogen sie in die Welt hinaus, um das Christentum zu verbreiten.

    Die genauen Taten der Apostel sind der Apostelgeschichte aufgeschrieben. Sie ist im Neuen Testament zu finden und ein Grunddokument des Christentums. In der Apostelgeschichte wird beschrieben, wie die 12 Apostel das Christentum über die jüdischen Gemeinden hinaus in der Welt bekannt machten.

    Der Überlieferung zufolge sind elf der Apostel den Märtyrertod gestorben und nur Johannes soll als Letzter friedlich verstorben sein.

    Viele der im antiken Christentum entstandenen Legenden wurden im Mittelalter zu Epen in mittelhochdeutschen Versen umgewandelt. Mit zu den bekanntesten gehören die der Epiker Hartmann von Aue, Konrad von Würzburg oder Rudolf von Ems. Während des Mittelalters entstanden sogenannte Passionare. Das sind Sammlungen von verschiedenen älteren Legenden über die Heiligen und Märtyrer christlichen Kirche.

    Ein Beispiel für eine Legendensammlung ist die "Acta Sanctorum". Sie stammt von den Jesuiten Johannes Bolland und Heribert Rosweyde. Bolland veröffentlichte im Jahr 1643 im Auftrag von Rosweyde 5 Bände "Acta Sanctorum", die aber nur die Heiligen aus den Monaten Januar und Februar enthielten. Bis heute wird sie durch die Gesellschaft der Bollandisten fortgeführt und erweitert.

    Erst in der Renaissance (15.-16. Jhd.) betrachtete man die Legende von einem kritischen Standpunkt aus. Erasmus von Rotterdam zog eine strikte Grenze zwischen Wirklichkeit und Fiktion, also frei erfundenen Erzählungen und historischen Tatsachen, denn Fakten könne man stets auf ihre Wahrheit hin prüfen. Nach Rotterdam galten nur die Fakten als für die humanistische Bildung des Menschen geeignet.

    Erasmus von Rotterdam (1466/67/69-1536) war ein bedeutender Gelehrter aus den Niederlanden für die Bewegung des Renaissance-Humanismus. Er arbeitete als Theologe, Priester und Philologe und schrieb zahlreiche Bücher.

    Als Humanist vertrat er die Ansicht, dass das Denken und Handeln des modernen Menschen von Bildungsidealen der griechischen und römischen Antike abgeleitet werden sollte. Beispielsweise steht das Bewusstsein für die Würde des Menschen im Zentrum.

    Auch der Urheber der Reformation, Martin Luther, vertrat den Standpunkt, dass frei erfundene Erzählungen aus der humanistischen Bildungsidee auszuschließen waren. Er begegnete hauptsächlich den Erzählungen von göttlichen Wundern mit Skepsis.

    Durch den neuen kritischen Denkansatz zur Zeit der Aufklärung im 17. Jahrhundert verlor die Legende an Attraktivität. Mit Sicherheit hast Du schon einmal die Worte "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen" gehört. Diese stammen vom Philosophen Immanuel Kant, der zu den wohl wichtigsten Denkern der deutschen Aufklärung zählt. Mit diesem Ansatz wandte man sich hin zu einer rationalen Vernunft, die den eigenen Verstand in den Vordergrund stellte und sich auch gegen Aberglaube richtete. Die religiösen Bezüge und teilweise fiktiven Elemente der Legenden widersprachen somit dem damaligen Zeitgeist.

    Erst in der Romantik erlebte die Legende einen neuen Aufschwung. Die Romantiker widersprachen der gesellschaftlichen Entwicklung, Legenden und Mythen naturwissenschaftlich erklären zu wollen. Der Wunsch nach dem Geheimnisvollen und Unerklärlichen kam erneut auf und auch das Mittelalter, in dem der mythische christliche Glauben große Bedeutung hatte, wurde wieder herbeigesehnt.

    Heutzutage sind meist Urban Legends als moderne Form der traditionellen Legenden geläufig. Solche modernen Geschichten werden auch als Großstadtlegenden bezeichnet.

    Urban Legends sind Schauergeschichten, skurrile Erzählungen oder auch Großstadtsagen, die heute mündlich, aber vor allem auch online über soziale Netzwerke verbreitet werden. Die Protagonisten sind in der Regel nicht bekannt und die Geschichten werden nach dem Prinzip "Einem Freund, einer Freundin meines Freundes ist mal xy passiert" erzählt. So lässt sich ihr Ursprung nicht zurückverfolgen und auch der Wahrheitsgehalt der Erzählung kann nicht geprüft werden.

    Eine Urban Legend ist zumeist eine fiktive Geschichte, die aus der modernen Populärkultur entstanden ist. Wie bei einer traditionellen Legende lassen sich dabei die Überreste von realen Geschichten und Personen erkennen, jedoch wurden diese so übertrieben und verfälscht, sodass die Überlieferungen schließlich den realen Bezug verloren haben.

    Legende – Merkmale

    Welche Merkmale hat eine Legende? In der Schule werden Dir wahrscheinlich am häufigsten solche Legenden begegnen, die von Heiligen oder Helden mit einem vorbildlichen Leben handeln. Diese zeichnen sich durch bestimmte Merkmale aus, während besonders moderne Legenden von diesen auch abweichen. Die folgenden Merkmale treffen deshalb auch eher auf klassische Legenden zu.

    Achtung: Besonders bei modernen Legenden oder auch Wanderlegenden sowie Volkslegenden findest Du diese Merkmale also nicht zwangsläufig.

    Religiöse Inhalte

    Legenden wurden ursprünglich verbal als Heiligengeschichten vorgetragen und verbreitet. Besonders im Mittelalter erfreuten sie sich deshalb großer Beliebtheit. Daher erkennt man häufig religiöse Inhalte in den Heiligenlegenden. Dabei kann es sich um heilige Personen handeln, die gottgefällig gelebt oder sich im Namen ihrer Religion geopfert haben. Genauso können aber auch bedeutsame religiöse – vorwiegend christliche – Ereignisse wie Wunder, Kämpfe oder auch Heilungen thematisiert werden.

    Christliche Figuren

    Im Zentrum einer Legende stehen berühmte religiöse Persönlichkeiten und deren Leistungen. Die Figuren sind häufig Märtyrer, Ordensstifter, Heilige oder Apostel, aber auch Mönche und Wunderheiler. Innerhalb der Legende werden sie heldenhaft dargestellt, um als Vorbilder für das eigene Handeln zu gelten. Oft werden die Protagonisten beim Namen genannt.

    In modernen Legenden sind die handelnden Personen auch normale Menschen, Politiker oder Prominente. Sie müssen nicht mehr unbedingt einen Bezug zum Christentum haben.

    Realitätsnähe

    Obwohl Legenden außergewöhnliche Begebenheiten thematisieren und dabei auch gerne mit fiktiven Elementen arbeiten, basieren sie auf realen Ereignissen. Sowohl die Orts- und Zeitangaben, als auch die Protagonisten und Schauplätze einer Legende entsprechen in ihrem Kern der Realität.

    So geht es um Personen, die wirklich einmal gelebt haben, und tatsächlich bestehende Schauplätze.

    Deswegen findest du innerhalb der Legenden nicht nur die Namen der handelnden Figuren, sondern auch die tatsächlichen Namen der Handlungsorte sowie konkrete Zeitangaben.

    Historischer Kern

    Da eine Legende bedeutende Figuren oder Ereignisse in den Vordergrund stellt und immer eine Nähe zur Realität bewahrt, hat sie auch stets einen historischen Kern. Dadurch sind Legenden auch oft an Fakten angelehnt, auf denen die Erzählung aufgebaut wird. Durch übertriebene Darstellungen oder Ausschmückungen werden diese allerdings häufig in den Hintergrund gestellt.

    Legenden Beispiele – Verschiedene Formen

    Unter den Legenden lassen sich verschiedene Formen identifizieren. Die folgenden Beispiele zeigen diese auf.

    Die klassische Legende, die sich mit religiösen Geschichten oder dem Wirken heiliger Personen befasst, kann als Heiligenlegende bezeichnet werden. Es gibt aber auch noch weitere Arten von Legenden. So existiert noch die Volkslegende, die sich auch mit dem vorbildlichen Handeln von Persönlichkeiten beschäftigt, dabei aber nicht unbedingt auf den christlichen Glauben zurückgreift sowie die Wanderlegende.

    Heiligenlegende

    Die Heiligenlegende zielt darauf ab, das Volk moralisch sowie religiös zu belehren. Sie stammt aus der Antike. Besonders im Mittelalter berichtete sie häufig unkritisch über Wunder, Erscheinungen sowie das Leben oder den Tod von Heiligen. Besonderer Fokus wird dabei auf das Verkünden einer bestimmten Glaubenswahrheit gelegt, sodass vor allem das göttliche Heilwirken thematisiert wird.

    Zu den klassischen Heiligenlegenden des Christentums gehören unter anderem die Legende von Sankt Martin oder dem heiligen Nikolaus. Heiligenlegenden sind zumeist in schriftlicher Form überliefert und werden deshalb auch literarisch gerne aufgegriffen.

    Die Legende des Sankt Martin beruht auf den Ereignissen im Jahre 334. Im Winter soll der Bischof Martin von Tours auf einen unbekleideten Mann getroffen sein. Daraufhin zerteilte Martin seinen Mantel mit seinem Schwert in zwei Teile und gab dem Bettler eine Hälfte. Jedes Jahr am Martinstag erinnern wir uns an ihn.

    Die Legende des heiligen Nikolaus beruht auf den Bischof Nikolaus von Myra, der im 4. Jahrhundert für sein Volk unverhofft Getreidelieferungen besorgte. Dadurch konnte er den nagenden Hunger stillen. Jedes Jahr am 6. Dezember, an seinem Todestag, feiert man den Nikolaustag.

    Volkslegende

    Die Volkslegende ist mit der Volkssage verwandt und legt den Fokus nicht unbedingt auf den christlichen Glauben, sondern vor allem auf das vorbildliche Handeln einer bekannten Persönlichkeit. Dabei können Ritter oder Freiheitskämpfer – aber in der modernen Zeit auch Politiker oder Prominente – die Hauptpersonen sein, ohne, dass diese unbedingt mit Religion zusammenhängen.

    Um diese berühmten Personen hat sich dann aufgrund ihrer Bekanntheit eine Legende entwickelt. Ziel der Volkslegenden ist, dass die Leser*innen diese Personen als Helden ansehen und sie als Inspiration wahrnehmen.

    Eine bekannte Volkslegende ist die des Ungeheuers von Loch Ness. Das Monster von Loch Ness, auch "Nessie" genannt, soll eine große Kreatur mit einem langen Hals und mehreren Buckeln sein. Angeblich soll Nessie auch einem Dinosaurier ähnlich sehen. Das Ungeheuer soll im Loch Ness, einem Süßwassersee in Schottland, leben. Seit der ersten datierten Erwähnung des Monsters von Loch Ness im Jahr 565 gab es bis in die heutige Zeit immer wieder Erwähnungen von angeblichen Sichtungen oder Beweisen für seine Existenz.

    Wanderlegenden

    Wanderlegenden sind Legenden, die grundsätzlich den gleichen Inhalt aufweisen und sich nur in Details voneinander unterscheiden. So ändern sich etwa die Personen oder der Handlungsort. Man kann so aber im Laufe der Zeit dieselbe Geschichte an unterschiedlichen Orten, mit verschiedenen Hauptfiguren finden. Es kann sogar dazu kommen, dass ein und dieselbe Tat verschiedenen Personen zugeschrieben wird. Die Geschichte und ihr Inhalt "wandern" also.

    Da dieses Phänomen des Wanderns von Inhalten oder Charakteren auch manchmal bei einer Anekdote auftritt, wird der Begriff "Wanderlegende" teilweise synonym für die sogenannten Wanderanekdoten verwendet. Anders als Legenden lässt sich bei Wanderanekdoten aber selten ein wahrer Kern finden.

    Eine bekannte Wanderlegende ist das Urteil des Königs Salomo. Einst stritten sich zwei Frauen um dasselbe Neugeborene und behaupteten beide, die Mutter des Kindes zu sein. Da befahl König Salomo, das Kind mit dem Schwert zu zerteilen, sodass jede Mutter eine Hälfte bekommen könnte. Daraufhin verzichtete eine der Frauen auf das Kind, um ihm das Leben zu retten und zeigte somit, dass sie die wahre Mutter war.

    Solche weisen Entscheidungen werden heute auch noch als „salomonisches Urteil“ bezeichnet und die Geschichte lässt sich mittlerweile nicht nur in der Bibel, sondern auch in weiteren religiösen Schriften finden.

    Unterschied zwischen Legende, Sage, Fabel und Märchen

    Eine Schwierigkeit beim Erkennen einer Legende ist ihre Ähnlichkeit zu verwandten Textarten. Weil es schwierig sein kann, die Legende von anderen Textsorten zu unterscheiden, findest Du nachfolgend einige Punkte, in denen sich die Textarten Fabel, Märchen, Mythos und Sage von der Legende unterscheiden:

    LegendeFabelMärchenSage
    • hoher Realitätsanspruch
    • frei erfundene Texte
    • mündliche Überlieferung
    • hoher Realitätsanspruch
    • klare örtliche Zuordnung und zeitliche Einordnung
    • keine konkreten Informationen über Raum und Zeit
    • spielen außerhalb von Raum und Zeit
    • deshalb keine konkreten Informationen darüber
    • Zeiten und Schauplätze werden eindeutig benannt
    • Bezug zu Heiligen oder religiösen Personen
    • eindeutige Person oder Situation im Fokus der Handlung
    • Tiere, die menschenähnlich agieren
    • stehen für einen gewissen Stereotypen
    • keine eindeutigen Charaktere
    • Figuren sind typisiert
    • selten konkrete Personen
    • Beispiel: statt "Prinzessin xy" nur "die Prinzessin"
    • konkrete Personen
    • Fabelwesen kommen vor, werden aber deutlich gemacht
    • beruhen auf (angeblichen) Vorkommnissen der Vergangenheit oder Biografien
    • religiöser Bezug
    • Bezug zu historischen Ereignissen
    • keine religiösen Elemente

    Der Unterschied zwischen der Legende und einer Sage ist am schwersten zu erkennen, da beide Textarten einen gewissen Realitätsanspruch haben. Um die Legende von der Sage zu unterscheiden, kannst Du Dir aber merken, dass traditionelle Legenden immer von Heiligen berichten, während in einer Sage keine religiösen Bezüge zu finden sind!

    Legende – Beispiele

    Auch wenn es zahlreiche Beispiele für Legenden gibt, haben im Laufe der Zeit einige von ihnen besonders große Bekanntheit erlangt. Deswegen findest Du hier einige Beispiele für bekannte Legenden, die schon lange bestehen und überliefert wurden, aber auch für eine moderne Urban Legend.

    Die Legende von Jeanne d'Arc

    Ein Beispiel für eine Volkslegende ist die Legende von Jeanne d'Arc, die auf historischen Fakten beruht. Rückwirkend wird sie ebenfalls als Heiligenlegende betrachtet.

    Jeanne d'Arc ist eine französische Nationalheldin, die im 15. Jahrhundert lebte. Unter anderem ist sie auch als Jungfrau von Orléans oder Johanna von Orléans bekannt und wird als Heilige im römisch-katholischen Glauben verehrt. Im Hundertjährigen Krieg von 1337 bis 1453 kämpfte sie als Befreiungskämpferin für Frankreich.

    Sie verhalf ihrem Land zum Sieg über die Engländer und Burgunder und brachte Karl VII. zu seiner Königssalbung nach Reims. Dadurch wurde sie als „Retterin von Frankreich“ gefeiert.

    Nach Frankreichs Niederlage in der Schlacht von Compiègne wurde sie an die Engländer ausgeliefert. In einem Kirchenprozess sollte sie wegen Hexerei und Ketzerei verurteilt werden. Das Urteil wurde durch den Bischof von Beauvais, Pierre, Cauchon, gesprochen, der auf der Seite der Engländer stand. Jeanne d´Arc wurde wegen Verstößen gegen die kirchlichen Gesetze verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

    Mit der Aufhebung des Urteils 24 Jahre später wurde sie zur Märtyrerin erklärt, da sie für ihren Dienst an Frankreich von der Kirche verurteilt wurde und in den Tod gegangen ist. Erst 1909 wurde sie vom Papst Pius X. selig gesprochen und elf Jahre darauf sprach Papst Benedikt XV. sie heilig und erklärte sie zur 2. Patronin Frankreichs.

    Die Legende der Bloody Mary

    Mit großer Wahrscheinlichkeit hast Du die Legende der Bloody Mary schon mal gehört. Bloody Mary ist die Spukgestalt einer modernen Volkslegende, beziehungsweise Urban Legend. Vor allem in den USA und Großbritannien ist die Legende bekannt. Der rachsüchtige Geist, der in Spiegeln lebt, taucht in vielen Horrorfilmen auf (zum Beispiel in "Paranormal Activity" oder auch in einer Folge der Serie "Supernatural").

    Der Geist ist an eine Frau angelehnt, die als Mary Worth, Mary Wales oder Mary Name im 17. Jahrhundert in Massachusetts gelebt haben soll. Da Marys Gesicht entstellt gewesen sein soll, wurde sie von Kindern "Bloody Mary" genannt. Außerdem sei sie als Hexe in Salem erhängt oder verbrannt worden. Andere sagen wiederum, dass sie von ihrem Liebhaber ermordet worden sei. Auch soll sie die Fähigkeit besessen haben, die Zukunft vorauszusagen.

    Im 19. Jahrhundert entwickelte sich dann eine Mutprobe unter Jugendlichen. Und zwar sollte man Bloody Mary heraufbeschwören, indem man sich vor einen Spiegel stellte, in völliger Dunkelheit nur eine brennende Kerze in den Händen hielt und dreimal "Bloody Mary" rief. Derjenige oder diejenige, der/die fest an die Existenz des Geistes glaubte, sollte sie statt des eigenen Spiegelbildes im Spiegel sehen.

    Die Legende von Robin Hood

    Eine weitere Legende, die Dir vielleicht durch Filme bereits bekannt ist, ist die Legende von Robin Hood. Robin Hood war der Held einiger mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Balladen. Als Räuber mit einfacher Herkunft bestahl er die reichen Adeligen und gierigen Geistlichen. Während er in der mittelalterlichen Zeit überwiegend als grausam dargestellt wurde, entwickelten sich die Geschichten rund um den Dieb zunehmend positiver.

    So wurde er zum Sinnbild für soziale Gerechtigkeit und zum Patrioten Großbritanniens, da er seine Beute den Armen überließ. Im 13. Jahrhundert wurde die Redewendung "Robin Hood" in England für Gesetzesbrecher verwendet. Ob wirklich ein Held mit dem Namen existierte, ist unklar.

    Stereotypisch für Robin Hood sind Pfeil und Bogen.

    Legende – Das Wichtigste

    • Legende Definition:
      • Legenden sind kurze, kulturspezifische Erzählungen, die in Prosa oder Versform verfasst werden.
    • Legende Bedeutung:
      • Die Tradition der Legenden reicht bis in die Antike zurück.
    • Legende Erklärung:
      • Traditionelle Legenden behandeln oft religiöse Erzählungen über heilige Personen und religiöse Ereignisse.
      • Orts- und Zeitangaben, Protagonisten und Schauplätze entsprechen in ihrem Kern der Realität.
      • Schauplätze und handelnde Figuren werden deshalb beim Namen benannt.
    • Legende Merkmale: Heiligenlegenden, Volkslegenden, Wanderlegenden:
      • Heiligenlegenden konzentrieren sich darauf, das Volk auf moralischer und religiöser Ebene zu belehren.
      • Volkslegenden legen den Fokus auf ein vorbildliches Handeln.
      • In Wanderlegenden unterscheiden sich die Schauorte und Handlungsträger.
    • Heutzutage sind meist Urban Legends, also moderne Volkslegenden und Großstadtlegenden geläufig.
    • Verwandte Textsorten zur Legende sind Märchen, Sagen und Fabeln.
    Häufig gestellte Fragen zum Thema Legende

    Wie schreibe ich eine Legende?

    Beim Schreiben einer Legende muss man darauf achten, die Schauplätze und Charaktere beim Namen zu nennen. Außerdem benötigt man konkrete Zeitangaben, damit der historische und reale Kern der Legende deutlich wird. Man kann aber beim Schreiben einer Legende auch übertriebene Darstellungen nutzen, um den realen Kern in den Hintergrund zu rücken.

    Was macht eine Legende aus ?

    Eine Legende macht aus, dass sie immer einen realen Kern hat. Auch wenn in einer Legende fiktive Elemente vorkommen oder von religiösen Ereignissen erzählt wird, ist das Geschehen an wahre Fakten angelehnt und bewahrt eine gewisse Realitätsnähe.

    Was gibt es für Legenden?

    Es gibt verschiedene Legenden, darunter Heiligenlegenden und Volkslegenden. Erstes konzentriert sich darauf, das Volk auf moralischer und religiöser Ebene zu belehren. Volkslegenden legen den Fokus auf ein vorbildliches Handeln. Auch gibt es Wanderlegenden, bei denen der Inhalt derselbe bleibt, aber die Schauorte und Handlungsträger abweichen.

    Was gehört in eine Legende?

    Eine Legende hat zunächst einen hohen Realitätsanspruch, weshalb in eine Legende eine klare örtliche und zeitliche Einordnung gehört. Außerdem findet man in tradtionellen Legenden einen Bezug zu religiösen Personen oder auch in modernen Legenden den Bezug zu anderen prominenten Persönlichkeiten. Zu einer Legende gehört außerdem ein wahrer historischer Kern sowie häufig ein religiöser Bezug.

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