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Vielleicht ist Dir auch im Deutschunterricht schon einmal ein Schwank begegnet. Aber was ist überhaupt ein Schwank? Was sind seine Merkmale und was wäre ein Beispiel?
Schwank – Definition
Vielleicht haben Dir Deine Großeltern schon mal einen "kleinen Schwank aus dem Leben" oder "einen Schwank aus der Jugend" erzählt, als sie Dir etwas über vergangene Erlebnisse erzählen wollten. Hast Du Dich dabei gefragt, was ein Schwank eigentlich ist? Diese Definition sagt es Dir:
Der Begriff Schwank leitet sich vom mittelhochdeutschen Wort swanc ab, was sich mit "Hieb", "schwingende Bewegung" oder auch "Streich" übersetzen lässt. Ein Schwank ist eine kurze und lustige Erzählung aus dem Volksleben. Meistens werden zwei gegensätzliche Figuren gegenübergestellt, wobei eine der beiden als überlegen gilt.
Schwank – Merkmale
Wodurch setzt sich jedoch ein Schwank zusammen bzw. welche Merkmale markieren ihn?
Es handelt es sich um eine volksnahe, kurze, lustige Erzählung aus dem Alltag der einfachen Bürger. Zwei gegensätzliche Figuren stehen sich in der Erzählung gegenüber, wobei der eine dem anderen überlegen ist oder zumindest überlegen scheint.
- Der Schwank kann vorgelesen oder vorgespielt werden.
- Es handelt sich um ein reines Unterhaltungswerk, weshalb hauptsächlich Umgangssprache verwendet wird.
- Außerdem kommen teils schmutzige Witze und Ausdrücke vor.
- Im Allgemeinen ist der Schwank überwiegend von einem leichten und unterhaltsamen Humor geprägt.
Ein weiteres Mittel, das zur Unterhaltung in einem Schwank oft vorkommt, ist die Situationskomik.
Situationskomik entsteht durch eine komische oder lustige Situation, die zum Lachen anreizt.
Durch die Situationskomik entsteht also ein Anreiz zum Lachen. Sie ist für das einfache Volk gut verständlich und unterhaltsam.
"Ei", sagte einer von ihnen, "Licht ist doch ein Element wie Wasser. Lasst es uns mit Eimern in das Rathaus tragen." (Die Schildbürger – Das neue Rathaus)
Die gewitzte Lösung, Licht ins Rathaus zu bringen, ist ein Beispiel für die Situationskomik. Dass man Licht nicht einfangen kann, ist den Zuschauer*innen klar, deshalb würden sie nie auf diese Lösung kommen. Da sie so absurd ist, reizt sie zum Lachen an.
Die Hochzeit des Schwanks war im Spätmittelalter. Er diente hier vor allem zur Unterhaltung des einfachen Volkes.
Schwank – Form und Struktur
Ein Schwank ist in Prosaform geschrieben, wobei der Autor meist unbekannt ist. In den Anfängen wurden Schwänke zunächst in Versform verfasst, die Prosaform setzte sich aber schnell durch.
Als Prosa bezeichnet man die Form von Texten, die nicht in Versen geschrieben sind. Es handelt sich um einen nicht-rhythmisierten Fließtext, wie z. B. in Romanen.
Die meisten Schwänke erschienen nicht einzeln, sondern in gesammelten Bänden, sogenannten Schwanksammlungen. In diesen kann es immer wieder um denselben Charakter gehen, wie z. B. bei Till Eulenspiegel. Die Erzählungen können auch unabhängig voneinander sein.
Ein Schwank beginnt mit einer Einleitung, der Promythion. Darauf folgt die Erzählung und die Geschichte endet mit einem lehrreichen Nachwort, dem Epimythion.
Promythion | Erzählung | Epimythion |
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Ein besonders wichtiges Merkmal für den Schwank ist die Pointe am Ende der Erzählung.
Als Pointe bezeichnet man eine überraschende, unerwartete Wendung der Handlung.
In einem Schwank ist diese unerwartete Wendung mit einem Witz verbunden. Der Überraschungseffekt lässt den Schwank in einer besonders amüsanten Weise enden.
Schwank – Inhalt und Figuren
Wie bereits erwähnt, gibt es in einem Schwank zwei zentrale Figuren oder Figurengruppen. Diese stehen in einer Weise im Gegensatz zueinander. Dieser Gegensatz kann sich auf die Bildung (z. B. schlauer Student – einfältiger Bauer), auf den Stand (Bauer – Adeliger), oder auch auf das Alter beziehungsweise die Erfahrung (Schüler – Lehrer) beziehen. Häufig steht auch ein Ehepaar im Zentrum eines Schwanks.
In jedem Fall ist eine(r) der beiden Figuren (-gruppen) der anderen überlegen. Es ist auch möglich, dass der Unterlegene unterschätzt wird und am Ende als der Überlegene aus der Geschichte hervorgeht.
Die beiden Figuren befinden sich in einem Streit oder einer Auseinandersetzung. Durch eine List gewinnt einer der beiden am Ende. Ob es sich dabei um den Überlegenden oder den Unterliegenden handelt, bleibt offen. Am Ende gibt es meistens eine Pointe, das heißt eine überraschende, unerwartete Wendung, die ebenfalls eine lustige Wirkung haben kann.
In der folgenden Übersicht kannst Du die wichtigsten Elemente des Handlungsverlaufs eines Schwanks noch einmal nachvollziehen.
Schwänke – Beispiele
Es gibt zahlreiche Beispiele für Schwänke. "Till Eulenspiegel" und "Die Schildbürger" gehören wohl zu den berühmtesten:
Schwank Beispiel – Till Eulenspiegel
Die Schwanksammlung zu Till Eulenspiegel erschien erstmals 1510 und wurde schnell zum Bestseller. Der Autor blieb dabei unbekannt.
- Laut der Erzählung wurde Till Eulenspiegel in einem sächsischen Dorf namens Knetlingen geboren.
- Er zieht später durch verschiedene Orte quer durch Deutschland, um seine Streiche auszuüben.
- Dabei verkauft er sich gerne als dumm und überlistet seine Gegenspieler letztlich, weil er schlauer ist, als er vorgibt und daher unterschätzt wird.
- Er wird oft als Narr mit entsprechender Mütze dargestellt.
Viele seiner Streiche beruhen darauf, dass er Aussagen und Redensarten zu wörtlich nimmt. Auf diesem typischen Merkmal für Till Eulenspiegel beruht auch das heutige Sprichwort "Du Eulenspiegel".
"Den Teufel an die Wand malen."
Wenn Till Eulenspiegel eine solche Redensart hört, würde er sie nicht im übertragenen Sinne verstehen, sondern tatsächlich einen Teufel an die Wand malen. Dabei bleibt zu bedenken, dass er damit bezweckt, seine Mitmenschen auszutricksen und nur so tut, als würde er den wahren Sinn nicht verstehen.
Auf diese Weise macht er sich über seine Mitmenschen lustig und kritisiert unterschwellig Missstände der Zeit.
Schwank Beispiel – Die Schildbürger
Das nächste Beispiel für einen Schwank ist "Die Schildbürger".
- Die Schildbürger wohnen in dem fiktiven Dorf Schilda und verüben Streiche.
- Die Urfassung (wahrscheinlich 1597) wurde unter dem Titel "Lalenbuch" veröffentlicht.
- In dieser ersten Version waren es noch die Lalenbürger, die in dem Ort Lalenburg lebten.
- Name des Ortes und der Figuren wurden aber bereits in einer Fassung, die ein Jahr später erschien, zu Schilda und Schildbürger geändert, die auch ihre damalige und heutige Berühmtheit erlangten.
- Der Autor dieser Schwanksammlung ist ebenfalls nicht bekannt.
Wie auch Till Eulenspiegel waren die Schildbürger ursprünglich für ihre Klugheit bekannt. Deshalb wurden sie von zahlreichen Herrschern aus der Umgebung gerufen, um für sie zu arbeiten und Probleme zu lösen. Das führte dazu, dass die Stadt Schilda immer leerer wurde und schließlich fast nur die Frauen zurückblieben. Um nicht mehr von anderen Herrschern aufgrund ihrer Klugheit herbeigerufen zu werden, verkauften sich die Schildbürger für dumm.
"Die Schildbürger sähen Salz."
Während einer Hungersnot herrscht ein Mangel an Salz. Daher haben die Schildbürger beschlossen, das Salz selbst anzubauen. Immerhin sieht Salz Zucker sehr ähnlich und Zucker lässt sich sähen und ernten.
"Die Schildbürger fangen das Sonnenlicht ein."
Als Zeichen ihrer Anerkennung bauen die Schildbürger ein Rathaus, vergessen dabei aber die Fenster. Als das Rathaus fertiggestellt wird, ist es deshalb stockfinster darin. Daher beginnen sie, das Licht mit Behältern einzufangen und ins Rathaus zu tragen.
Schwank – Historische Einordnung und Vermächtnis
Die ersten Schwankdichtungen entstanden im 13. Jahrhundert. Wie zuvor erwähnt, waren diese zunächst in Versform geschrieben, die Prosaform setzte sich später durch. Besonders beliebt und präsent war der Schwank im Hoch- und Spätmittelalter (15. bis 17. Jahrhundert).
Die Gesellschaft der damaligen Zeit war von drei Ständen geprägt: den Bauern beziehungsweise der einfachen Bevölkerung, dem Adel und dem Klerus (Äbte, Priester, Mönche etc.). Der Schwank war in erster Linie für die einfache Bevölkerungsschicht und deren Unterhaltung vorgesehen.
Auch im Barock war der Schwank weiterhin präsent. Er bildete allerdings einen Gegenpol zu den gängigen Motiven des Barocks. Während diese meist eine besonders schwere Bedeutung und Ernsthaftigkeit in sich trugen und religiös geprägt waren, brachte der Schwank eine Leichtigkeit und einfache, unbedeutende Komik mit sich. Damit richtete er sich gegen den Geist der Zeit.
Die Literaturepoche des Barock (ca. 1600–1750) war unter anderem von den Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges geprägt. Die Armut und Missstände in der Bevölkerung spielten dabei eine entscheidende Rolle.Zentrale Motive des Barocks waren:
- Vanitas: Vergänglichkeit
- Memento Mori: Bedenke, dass du sterben wirst!
- Carpe Diem: Nutze den Tag!
Wenn Du mehr zur Literaturepoche "Barock" wissen möchtest, lies Dir gerne den Artikel auf StudySmarter dazu durch.
Der Schwank setzte im Mittelalter einen bedeutenden Grundstein für die Komik. Während die Dichtform des Schwanks in der frühen Neuzeit allmählich an Bedeutung verlor, blieb der Kern der Komik erhalten und übertrug sich in andere Formen der Dichtung, wie die Theaterposse.
Der Begriff Posse leitet sich vom französischen Wort bosse ab, was sich mit "Beule" oder "Bildhauerarbeit" übersetzen lässt. Übertragen auf den Begriff der Theaterposse ist darunter ein komisches Theaterstück zu verstehen. Die Witze sind dabei noch etwas schmutziger als beim Schwank. Die Posse hatte in Deutschland im 18. Jahrhundert ihre Hochzeit.
Auch die heutigen Formen der Komik (Sitcoms, Comedyshows, Witze usw.) sind in ihrer grundlegenden Idee und Entstehung auf den Schwank zurückzuführen.
Schwank - Das Wichtigste
- Schwank Definition:
- Ein Schwank ist eine kurze und lustige Erzählung aus dem Volksleben.
- Zwei gegensätzliche Figuren stehen sich in der Erzählung gegenüber, wobei der eine dem anderen überlegen ist oder überlegen scheint.
- Die Erzählung endet in der Regel mit einer Pointe.
- Schwank Merkmale:
- Ein Schwank diente in erster Linie der Unterhaltung des einfachen Volkes.
- Der Aufbau eines Schwanks setzt sich aus einem Promythion (Einleitung), der Erzählung selbst und einem Epimythion (lehrhaftes Fazit) zusammen.
- Schwank Beispiel:
- Bekannte Beispiele für Schwanksammlungen sind "Till Eulenspiegel" und "die Schildbürger".
- Besonders beliebt und präsent war der Schwank im Hoch- und Spätmittelalter (15.– 17. Jahrhundert). Er war in erster Linie zur Unterhaltung der einfachen Bevölkerung vorgesehen.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Schwank
Was ist ein Schwank?
Ein Schwank ist eine kurze und lustige Erzählung aus dem Volksleben. Meistens werde zwei gegensätzliche Figuren gegenübergestellt, wobei eine als überlegend dargestellt wird.
Ist Till Eulenspiegel ein Schwank?
Till Eulenspiegel ist eins der bekanntesten Beispiel für einen Schwank. Er stellt sich dumm und trickst seine Gegenspieler durch eine List aus.
Woher kommt das Wort Schwank?
Das Wort Schwank kommt vom mittelhochdeutschen Wort swanc, was sich mit Hieb, schwingende Bewegung oder auch Streich übersetzen lässt.
Welche Merkmale hat ein Schwank?
Ein Schwank hat folgende Merkmale:
- kann vorgelesen oder vorgespielt werden.
- ist einn reines Unterhaltungswerk, weshalb hauptsächlich Umgangssprache verwendet wird.
- ist überwiegend von einem leichten und unterhaltsamen Humor geprägt.
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