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Tragikomödie – Definition: Tragikomödie einfach erklärt
In der fiktiven Literatur gibt es laut Definition drei Gattungen: die Lyrik, die Epik und die Dramatik. Die Dramatik beschreibt Literatur, die ursprünglich dafür geschrieben wurde, auf einer Theaterbühne aufgeführt zu werden.
Dramatische Werke wiederum werden ebenfalls in drei Kategorien unterteilt: in die Tragödie, Komödie und die Tragikomödie. Hier siehst Du eine Definition der Tragikomödie:
Die Tragikomödie ist eine Form des Dramas, in der sowohl tragische als auch komische Elemente vereint werden.
Der Begriff Tragikomödie, einfach erklärt, bedeutet so viel wie "tragische Komödie" und setzt sich aus dem "Tragik-" der Tragödie und dem "-omödie" der Komödie zusammen.
Tragikomödie – Bedeutung
Die Tragikomödie ist eine Mischform der Tragödie und Komödie. Die einzelne Bedeutung kann folgendermaßen definiert werden:
In der Tragödie möchte die Hauptfigur ihrem tragischen Schicksal entfliehen, verstrickt sich aber immer weiter ins Unglück und scheitert schlussendlich.
In einer Komödie werden menschliche Schwächen oftmals übertrieben dargestellt, sodass das Publikum zum Lachen gebracht wird. Dennoch weist die erheiternde Handlung einen Konflikt auf. In der Regel ist dieser allerdings lösbar und die Zuschauenden können mit einem glücklichen Ende rechnen.
In der Tragikomödie wechseln sich tragische und komische Merkmale ab. Das bedeutet, dass entweder ...
- ... eine tragische Situation durch komische Elemente dargestellt wird oder ...
- ... eine komische Situation durch tragische Elemente dargestellt wird.
Dabei beziehen sich die Adjektive "tragisch" und "komisch" nicht auf ihre umgangssprachliche Bedeutung, sondern auf die spezifische Charakteristika der Tragödie und Komödie.
Tragödie, Komödie, Tragikomödie – Merkmale
Eines der wichtigsten Merkmale der Tragikomödie wurde bereits mehrfach erwähnt: Sie vereint Merkmale der Tragödie mit denen der Komödie. In der folgenden Tabelle kannst Du Dir einen Überblick über die Eigenschaften der zwei Hauptdramenformen verschaffen.
Tragödie | Komödie |
geschlossene Handlung (Einheit von Ort, Zeit und Handlung) | offene Handlung (Ort, Zeit und Handlung uneinheitlich) |
Protagonistin/Protagonist gerät schuldlos in einen unlösbaren Konflikt | Protagonistin/Protagonist gerät in einen Konflikt, der durch Naivität oder Zufall gelöst wird |
traurige Grundstimmung | erheiternde Grundstimmung |
thematisiert Familie, Gesellschaft und/oder Götter | thematisiert Schwächen von Menschen |
endet in einer Katastrophe und meist mit dem Tod einer Figur oder mehrerer Figuren | endet glücklich |
Wenn Du mehr über die beiden Dramenformen wissen willst, kannst Du Dich in die Erklärungen "Tragödie" und "Komödie" klicken.
Weil die Tragikomödie eine Mischform ist, greift nicht jedes Praxisbeispiel dieselben tragischen oder komischen Merkmale auf. Es existieren also Abweichungen.
Ungeachtet dieser Abweichungen, können der Tragikomödie allgemeine Merkmale zugeordnet werden, die zumindest auf einen Großteil der tragikomischen Werke zutreffen:
Eine Tragikomödie ...
- ... spielt in einer komplexen Welt mit komplexen Charakteren.
- ... beinhaltet Charaktere, die widersprüchliche Eigenschaften besitzen.
- ... greift gleich mehrere Themen auf.
- ... besitzt mehrere Handlungsstränge.
- ... weist eine offene Dramenform auf (Ort, Handlung, Zeit sind uneinheitlich).
- ... beachtet die Ständeklausel nicht (Adel und Bürgertum treffen sich an Schnittstellen).
Tragikomödie – Entstehung
Der Begriff der Tragikomödie stammt ursprünglich vom römischen Dichter Plautus, der von 254 bis 184 v. Chr. lebte und sein Werk "Amphitruo" als Mischform der Tragödie und Komödie bezeichnete. Die beiden griechischen Philosophen und Dichter
- Aristoteles und
- Euripides
schufen ebenfalls mehrere Tragikomödien, in denen sie sich tragischer und komischer Dramenelemente bedienten.
1630 wurde die Tragikomödie zur beliebtesten Dramenform der französischen Klassik. Die tragicomédie, die französische Version der frühen Tragikomödie, zeichnete sich vor allem durch
- ihre adeligen Figuren und
- die geschlossene Handlung aus.
Zusätzlich blieb die Protagonistin oder der Protagonist am Leben, wobei dieser Umstand nicht immer ein glückliches Ende bedeutete.
Die Form der Tragikomödie, die Dir in dieser Erklärung vorgestellt wird, entwickelte sich erst Mitte des 20. Jahrhunderts unter dem prägenden Einfluss von Friedrich Dürrenmatt.
Tragikomödie – Dürrenmatt
Friedrich Dürrenmatt lebte von 1921 bis 1990 und gilt als der wichtigste Begründer der Tragikomödie. Dürrenmatt sah in der vorherrschenden aristotelischen Dramentheorie ein Problem:
Laut Aristoteles solle die Tragödie das Gedankengut der Zuschauerschaft durch Kummer und Angst reinigen. Dürrenmatt lehnte diese Theorie allerdings ab, weil sie voraussetze, dass die Zuschauenden ein hohes Maß an Moral und Verstand haben müssen und diese Bedingung nicht gewährleistet werden können.
Er selbst definierte die Tragikomödie als einzige dramatische Form, die den Menschen das wirklich Tragische vermittle und die Läuterung der Gedanken und Seele erreiche. So soll die Mischform der Tragödie und Komödie folgende Bedingungen erfüllen:
- positive und negative Beweggründe für das Handeln der Figuren werden vermischt
- das Handeln scheitert durch einen Zufall
- aufzeigen, dass durch den Zufall einer Katastrophe nicht entgangen werden kann
Dürrenmatt spricht dem Zufall eine bedeutende Rolle zu. So erklärt er folgende Regeln für den Zufall als maßgebliches Mittel einer Tragikomödie:
(1.) Die schlimmstmögliche Wendung ist nicht voraussehbar. Sie tritt durch Zufall ein.
(2.) Die Kunst des Dramatikers besteht darin, in einer Handlung den Zufall möglichst wirksam einzusetzen. [...]
(3.) Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall zu treffen.
(4.) Planmäßig vorgehende Menschen wollen ein bestimmtes Ziel erreichen. Der Zufall trifft sie dann am schlimmsten, wenn sie durch ihn das Gegenteil ihres Ziels erreichen: Das, was sie befürchteten, was sie zu vermeiden suchten.1
Wenn Du mehr über den wichtigsten Begründer der Tragikomödie erfahren möchtest, dann schau Dir die Erklärung zu "Friedrich Dürrenmatt" an.
Tragikomödie – Beispiele
Nachdem die theoretischen Fakten zur Tragikomödie genannt wurden, findest Du hier eine Ansammlung der bekanntesten tragikomischen Beispiele:
- "Der Hofmeister" (1774) von Jakob Michael Reinhold Lenz
- "Die Ratten" (1911) von Gerhart Hauptmann
- "Der Hauptmann von Köpenick. Ein deutsches Märchen" (1931) von Carl Zuckmayer
- "Der Besuch der alten Dame" (1956) von Friedrich Dürrenmatt
- "Die Physiker" (1962) von Friedrich Dürrenmatt
Tragikomödie – "Besuch der alten Dame"
Ein Vorzeigebeispiel für die Tragikomödie bietet Friedrich Dürrenmatt mit seinem "Besuch der alten Dame" von 1956. Die Tragikomödie spielt in der verarmten Kleinstadt Güllen. Als die Milliardärin Claire Zachanassian in die Stadt kommt, hoffen die Menschen auf eine bessere und finanziell abgesicherte Zukunft. Claire bietet eine Milliarde für den Tod von Alfred Ill, ihrem ehemaligen Geliebten. Am Ende stirbt Claires ehemaliger Geliebter tatsächlich, weil die Bewohnenden der Kleinstadt Reichtum über Moral stellen.
Charakteristik der Tragikomödie
Dürrenmatts Werk trägt den Untertitel "Eine Tragische Komödie". Das Tragische spielt sich dabei im Inneren der Figuren ab, das Komische in den Handlungen. Deutlich wird diese Mischung gleich zu Beginn der Geschichte, als Claire in Güllen eintrifft. Alles wirkt komisch und merkwürdig:
- die Begrüßung,
- die Reden,
- die Versammlung.
Gleichzeitig sind es einige Formulierungen der alten Dame, die dem Publikum einen ersten Hinweis auf die Tragik geben.
Das Komische und das Tragische stehen im gesamten Stück in einem ständigen Wechselverhältnis zueinander. So ist es komisch, dass die Güllener einerseits den Mord an Alfred Ill ablehnen, gleichzeitig aber Dinge kaufen, die sie nicht bezahlen können, wodurch sie sich in die Situation bringen, Claires Bedingung doch erfüllen zu müssen.
Claire hat keinerlei Skrupel, ihre Ziele durchzusetzen, parallel ist sie aber auch sentimental und sucht die Orte ihrer ersten Liebe auf. Claire wirkt gleichzeitig
- lächerlich und
- grauenvoll.
Durch die Widersprüchlichkeit ihrer Person und die Komplexität ihres Charakters, sowie derer der Kleinstadtbewohner und das wechselseitige Verhältnis der Tragik und Komik gehört "Der Besuch der alten Dame" zu den Tragikomödien.
Du möchtest Dich intensiver mit Dürrenmatts Tragikomödie auseinandersetzen? Dann klick Dich in die Erklärung "Der Besuch der alten Dame" auf StudySmarter.
Tragikomödie – Das Wichtigste
- Tragikomödie – Definition: Die Tragikomödie, einfach erklärt, ist eine Form des Dramas, in der sowohl tragische als auch komische Elemente vereint werden.
- Tragikomödie – Bedeutung:
- kann tragische Situationen durch komische Elemente darstellen
- kann auch komische Situationen und tragische Elemente beinhalten
- "tragisch" und "komisch" bezieht sich auf die Merkmale der Tragödie und Komödie
- Tragödie, Komödie, Tragikomödie – Merkmale:
- vereint komische und tragische Merkmale
- greift meist mehrere Themen in einer komplexen Welt mit komplexen Figuren auf
- offene Handlung; teilt sich in mehrere Handlungsstränge
- Ständeklausel wird nicht beachtet
- Charaktere besitzen widersprüchliche Charaktereigenschaften
- Tragikomödie – Dürrenmatt:
- Friedrich Dürrenmatt prägte die Tragikomödie
- sah sie als einzig wirklich tragische Dramenform an
- entwickelte außerdem Regeln für den Zufall innerhalb der Tragikomödie
- Tragikomödie – Beispiele: Drei bekannte Beispiele für Tragikomödien sind:
- "Der Hofmeister" (1774) von Jakob Michael Reinhold Lenz
- "Die Ratten" (1911) von Gerhart Hauptmann
- "Der Besuch der alten Dame" (1956) von Friedrich Dürrenmatt
- Tragikomödie – "Besuch der alten Dame": Die Tragikomödie spielt in der verarmten Kleinstadt Güllen dessen Dorf Reichtum über Moral stellt.
Nachweise
- Friedrich Dürrenmatt (1998). Die Physiker. Diogenes Verlag.
- nur-muth.com: Filmlexikon. Was ist eine Tragikomödie? (21.10.2022)
- woerterbuchnetz.de: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Tragikomödie. (21.10.2022)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Tragikomödie
Was macht eine Tragikomödie aus?
Eine Tragikomödie macht aus, dass sie komische und tragische Elemente vereint.
Was ist typisch für eine Tragödie?
Typisch für eine Tragödie sind folgende Merkmale:
- tragische Grundstimmung; unlösbarer Konflikt
- gewisse Figuren (Ständeklausel; Adel)
- schicksalhaftes Scheitern einer Heldin bzw. eines Helden
- die drei aristotelischen Einheiten
- Handlung
- Zeit
- Ort
Was ist der Unterschied zwischen Komödie und Tragödie?
Der Unterschied zwischen Komödie und Tragödie ist die Stimmung. Eine Tragödie hat eine geschlossene Handlung und eine traurige Grundstimmung. Die/der Held*in gerät in einen unlösbaren Konflikt, der meist in einer Katastrophe und dem Tod mehrerer Figuren endet. Die Komödie hat eine offene Handlung, in der die/der Held*in durch Zufall oder Naivität in einen lösbaren Konflikt gerät. Eine Komödie endet glücklich.
Wieso ist "Der Besuch der alten Dame" eine Tragikomödie?
"Der Besuch der alten Dame" ist eine Tragikomödie, weil die Figur Claire Zachanassian widersprüchliche Charakterzüge aufweist. Außerdem denkt und fühlt das Volk tragisch, aber handelt komisch/lustig. Die Kleinstadtbewohner leben in einer komplexen Welt.
Was ist eine Tragikomödie?
Eine Tragikomödie ist eine Form des Dramas, in der sowohl tragische als auch komische Elemente vereint werden.
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