Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind; Er hat den Knaben wohl in dem Arm, Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.
In der Schule wirst Du darüber vielleicht eine Gedichtanalyse schreiben müssen. Doch wie ist der Aufbau einer Gedichtanalyse und welche Formulierungen können dabei helfen?
Gedichtanalyse schreiben – Definition
Wenn Du eine Gedichtanalyse schreiben sollst, hilft es Dir vielleicht, zunächst den Begriff "Analyse" zu betrachten.
- Von einer Analyse ist immer dann die Rede, wenn etwas in seine kleinsten Bestandteile zerlegt, sortiert und bewertet wird.
- Auch Texte im Fach Deutsch werden in ihre Elemente aufgelöst und im Anschluss untersucht.
Die Definition der Gedichtanalyse findest Du nachfolgend:
Bei der Gedichtanalyse wird ein Gedicht in seine Einzelteile zerlegt, um Merkmale, die den Inhalt, die Sprache und die Struktur betreffen, herauszuarbeiten. Die Gedichtanalyse ist eine spezielle Form der Textanalyse.
Lyrische Werke sind an ihrer Gedichtform zu erkennen, was bedeutet, dass sie aus Versen und Strophen bestehen. Darüber hinaus stehen in lyrischen Werken Gefühle, Gedanken und Stimmungen thematisch im Mittelpunkt, denen vor allem durch verschiedene Stilmittel Ausdruck verliehen wird. Beispiele für Formen von Gedichten sind die Ballade, die Elegie, die Ode, die Hymne oder das Volkslied.
Die Einzelteile, in die ein Gedicht zerlegt werden kann, sind Strophen, Verse und auch Silben, welche im Rahmen der Gedichtanalyse auf ihr Reimschema, Versmaß und Stilmittel untersucht werden. Im Anschluss an die Analyse erfolgt eine Interpretation. Dabei wird die Wirkung der Erkenntnisse aus der Gedichtanalyse untersucht.
Gedichtanalyse schreiben
Wie lässt sich eine Gedichtanalyse schreiben? Damit der Aufsatz alle wichtigen Informationen enthält, eine logische Struktur besitzt und sprachlich gut verständlich ist, gilt es, einige Schritte zu beachten.
- Allgemein gilt, dass die Gedichtanalyse, wie die meisten Aufsatzformen, im Präsens verfasst wird.
- Außerdem besteht sie aus einer Einleitung, einem Hauptteil und einem Schluss.
Gedichtanalyse – Übung zur Vorbereitung
Als Übung bzw. Vorbereitung auf die Gedichtanalyse können Dir vielleicht einige Tipps helfen.
- Verschaffe Dir zunächst einen Überblick über das Werk.
- Lies das Gedicht aufmerksam mehrmals durch, um Dir einen Eindruck vom Inhalt des Gedichts zu machen.
- Auf diese Weise wirst Du auch auf Details aufmerksam, die Dir bei einmaligem Lesen vielleicht nicht aufgefallen wären.
Anschließend sollten folgende Schritte anhand des Textes bearbeitet werden:
- Markiere Unklarheiten am Rand des Textes, um danach ihre Bedeutung zu klären.
- Wenn es auffällige Zusammenhänge zwischen einzelnen Strophen gibt, markiere auch diese.
- Fasse den Inhalt jeder Strophe kurz zusammen.
- Überlege dabei bereits, was der Autor mit dem Gedicht aussagen möchte.
- Bestimme die Gedichtform, das Versmaß und das Reimschemades lyrischen Werkes.
- Markierungen im Text können Dir dabei helfen.
- Untersuche den Text auf Stilmittel.
- Ordne das Gedicht zeitlich einer literarischen Epoche anhand der Merkmale im Text zu.
All diese Schritte werden bereits bearbeitet, bevor mit dem Schreiben der Arbeit begonnen wird, denn all diese Informationen machen den Großteil des Aufsatzes aus.
Gedichtanalyse – Aufbau
Ebenfalls vor dem Schreiben sollte der Aufbau einer Gedichtanalyse festgelegt werden, da anhand von diesen Informationen der Aufsatz verfasst wird. So kann sichergestellt werden, dass keine wichtigen Inhaltspunkte vergessen werden.
Gedichtanalyse – Gliederung
Wie die meisten Aufsatzarten besteht der Aufbau bzw. die Gliederung der Gedichtanalyse aus den drei Teilen Einleitung, Hauptteil und Schluss:
Aufbau einer Gedichtanalyse |
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- Hauptteil
- Inhalt → Thema des Gedichts, lyrisches Ich
- Form → Verse, Strophen, Reimschema, Metrum, Kadenzen
- Sprache → sprachliche Auffälligkeiten, Stilmittel, Wortarten, Satzbau, Zeitform
- Wenn es in der Aufgabenstellung verlangt wird, folgt an dieser Stelle eine Interpretation:
- Wirkung der Erkenntnisse aus der Analyse
- Stimmung und Gefühle des Gedichts
- Zusammenhang zwischen Inhalt und sprachlicher Gestaltung des Gedichts
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Achte darauf, ob in der Aufgabenstellung eine Interpretation des Gedichts verlangt wird, oder ob das Gedicht nur analysiert werden soll. Bsp.: "Analysiere das vorliegende Gedicht hinsichtlich…", "Analysiere und interpretiere das vorliegende Gedicht…".
Gedichtanalyse – Einleitung
Die Einleitung ist der kürzeste Teil der Gedichtanalyse und umfasst lediglich zwei bis drei Sätze. In einem ersten Einleitungssatz werden alle formalen Merkmale des Textes genannt.
Informationen im Einleitungssatz:
- Titel des Gedichts
- Autorenname
- Erscheinungsjahr
- evtl. Erscheinungsform (z. B. Gedichtsammlung)
- Gedichtart
- Thema des Gedichts
- literarische Epoche
- Deutungshypothese
In der Deutungshypothese wird kurz das Thema des Gedichts zusammengefasst und eine Vermutung über die Intention des Autors angestellt. Die Deutungshypothese wird dann im Verlauf der Arbeit beruhend auf den Erkenntnissen der Analyse bestätigt oder widerlegt.
Das folgende Beispiel veranschaulicht die Einleitung einer Gedichtanalyse:
Die Ballade "Erlkönig" von Johann Wolfgang von Goethe wurde im Jahr 1782 veröffentlicht und zählt zu den bekanntesten Werken des deutschen Dichters. Zeitlich kann das Gedicht der Epoche des Sturm und Drang zugeordnet werden. Das Gedicht beschreibt, wie ein Vater mit seinem halluzinierenden Sohn durch den nächtlichen Wald reitet. Dabei sieht der Sohn den Erlkönig und hört ihn rufen, um das Kind in sein Reich zu locken. Im Folgenden wird das Gedicht hinsichtlich inhaltlicher und sprachlicher Aspekte analysiert.
Gedicht analysieren – Hauptteil
Der Hauptteil ist der längste und wichtigste Teil der Gedichtanalyse. Darin werden die Gliederungspunkte Inhalt, Form und Sprache ausformuliert, sowie (je nach Aufgabenstellung) die Erkenntnisse der Analyse interpretiert.
Inhalt
Im Hauptteil wird als Erstes der Inhalt anhand von Sinnabschnitten kurz zusammengefasst. Bei Gedichten entsprechen die Sinnabschnitte meist den einzelnen Strophen. Generell kann der Beginn eines neuen Sinnabschnitts aber daran erkannt werden, dass sich die Zeitform ändert oder die Stimmung wechselt, ein anderer Sprecher den Inhalt wiedergibt oder eine andere Situation dargestellt wird.
Außerdem wird in diesem Gliederungspunkt untersucht, ob ein lyrisches Ich im Gedicht auftritt und wer sich hinter dem lyrischen Ich verbergen könnte.
Das lyrische Ich ist der Sprecher des Gedichts, der von sich aus in der Ich-Form spricht. Das lyrische Ich darf nicht mit dem/der Autor*in des Gedichts verwechselt bzw. gleichgesetzt werden!
Form
Die Form eines Gedichts wird anhand von vier Aspekten untersucht.
Verse und Strophen
Eine Zeile in einem Gedicht wird als Vers bezeichnet. Mehrere Verse hintereinander bilden eine Strophe, was die Bezeichnung für einen Absatz in einem Gedicht ist.
Reimschema
Die Verse in einem Gedicht können sich reimen. Das ist der Fall, wenn der letzte betonte Vokal und die darauffolgenden Laute gleich klingen. Die Form der Anordnung der Endreime in einem Gedicht wird Reimschema genannt. Bei Reimen wird zwischen dem reinen und dem unreinen Reim unterschieden. Beim reinen Reim klingen die Wörter ab dem letzten betonten Vokal gleich, während sie beim unreinen Reim nur ähnlich klingen.
- Reiner Reim: Fluss – Kuss
- Unreiner Reim: Blick – Glück
Darüber hinaus wird zwischen unterschiedlichen Arten von Reimschemata unterschieden. Zu den wichtigsten Reimschemata zählen:
Versmaß
Der Versmaß, auch Metrum genannt, beschreibt den klanglichen Aufbau eines Gedichts und bestimmt den Rhythmus eines lyrischen Werkes. Daher ist für die Bestimmung des Metrums die Abfolge der betonten und unbetonten Silben entscheidend. Die betonten bzw. unbetonten Silben werden auch als Hebungen und Senkungen bezeichnet. Durch die unterschiedliche Anzahl an Silben, sowie Hebungen und Senkungen ergeben sich vier verschiedene Versmaße.
Unterschieden wird zwischen:
- dem Jambus → besteht aus einer unbetonten und einer betontenSilbe
- dem Trochäus → besteht aus einer betonten und einer unbetonten Silbe
- dem Daktylus → besteht aus einer betonten und zwei unbetonten Silben
- dem Anapäst → besteht aus zwei unbetonten und einer betonten Silbe
Kadenz
Die Kadenz ist die Betonung der letzten Silbe eines Verses und nimmt wie das Metrum Einfluss auf den Rhythmus und die Stimmung eines Gedichts. Die letzte Silbe kann entweder betont oder unbetont sein. Insgesamt wird zwischen drei verschiedenen Kadenzen unterschieden: der männlichen, der weiblichen und der reichen Kadenz. Zur Bestimmung der Kadenz werden, ähnlich wie beim Versmaß, die letzten beiden Silben im Vers betrachtet.
- Männliche (stumpfe) Kadenz: unbetont-betont
- Weibliche (klingende) Kadenz: betont-unbetont
- Reiche (volle) Kadenz: betont-unbetont-unbetont
Mehr zu diesen Themen findest Du in den Erklärungen "Versmaß", "Strophe" und "Reimschema" auf StudySmarter.
Sprache
Den wichtigsten Teil der Analyse stellt die Untersuchung der sprachlichen Merkmale dar. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei auf die folgenden Aspekte gelegt werden:
- Kommt eine Wortart (z. B. Adjektive oder Verben) besonders häufig im Gedicht vor?
- Welche Art des Satzbaus wird verwendet? Schreibt der/die Autor*in lange Satzgefüge (Hypotaxen) aus Haupt- und Nebensätzen oder kurze Hauptsätze (Parataxen)? Sind Sätze vorhanden, die über mehrere Verse hinausgehen oder strophenübergreifend sind?
- Welche Stilmittel sind in dem Gedicht zu finden?
Erstrecken sich Sätze über mehrere Verse oder Strophen, werden sie als Enjambement bezeichnet.
Interpretation
Je nach Aufgabenstellung kann auch eine Interpretation der Erkenntnisse verlangt sein. In diesem Schritt wird darauf eingegangen, welche Wirkung die Sprache und die formalen Merkmale des Gedichts auf den Leser haben und ob durch die sprachlichen Mittel eine besondere Stimmung oder Gefühle erzeugt werden.
Gedichtanalyse – Schluss
Im Schluss der Gedichtanalyse werden die Erkenntnisse aus dem Hauptteil noch einmal kurz zusammengefasst. Außerdem wird die Deutungshypothese aus der Einleitung aufgegriffen und bewertet, ob sie sich basierend auf den Ergebnissen der Analyse bestätigt hat. Falls dies nicht zutrifft, wird die These an dieser Stelle korrigiert.
Gedichtanalyse – Formulierungen
Für das Schreiben einer Gedichtanalyse kannst Du Dir einige Formulierungen aneignen, die Deinen Text abwechslungsreicher gestalten. Vor allem der Einleitungssatz sowie die Sätze zur Überleitung können schon vor dem Schreiben des Aufsatzes formuliert werden, da sie immer dem gleichen Muster folgen.
Gedichtanalyse – Beispiel zur Formulierung eines Einleitungssatzes
- Das Gedicht ... von ..., welches im ... veröffentlicht wurde, handelt von .... Zeitlich ist das Werk der literarischen Epoche ... zuzuordnen. Im Folgenden wird das Gedicht auf ... untersucht.
Gedichte beschreiben – Beispiele für Formulierungen im Hauptteil
Für den Hauptteil kann man sich bereits im Voraus Formulierungen zur Überleitung von einem inhaltlichen Gliederungspunkt zu einem anderen überlegen. Da die Aspekte Inhalt, Form und Sprache untersucht werden, sollten die Formulierungen auf diese Aspekte hindeuten. Mögliche Formulierungen findest Du in der folgenden Tabelle:
Gedichtanalyse schreiben deutsch – Beispiele für Formulierungen |
Die 1. Strophe des Gedichts von Vers ... bis ... beschreibt... |
In der 2. Strophe, die die Verse ... bis ... umfasst, wird auf ... eingegangen |
Ein Aspekt, der inhaltlich besonders hervorsticht, ist... |
Das Gedicht besteht aus ... Strophen, die jeweils aus ... Versen bestehen. |
Die Verse X und Y werden einander gegenübergestellt, da... |
Das Gedicht weist ein ... Reimschema auf. |
Darüber hinaus besitzen die Verse weibliche/männliche/reiche Kadenzen. |
Das Gedicht besteht aus einem Jambus/Trochäus/... . |
Durch die verwendeten Adjektive/Verben/Nomen erzeugt der/die Autor*in... |
Der/die Autor*in nutzt ..., um ... zu verdeutlichen. |
Gedichtanalysen schreiben – Beispiele für Formulierungen im Schluss
- Die Deutungshypothese zu Beginn der Arbeit hat sich bestätigt/nicht bestätigt, da...
- Mit der Aussage des Gedichts weist der Autor darauf hin, dass...
- Zusammenfassend ist festzuhalten, dass...
- Letztlich bleibt anzumerken, dass...
Gedichtanalyse - Das Wichtigste
- Eine Gedichtanalyse schreiben Deutsch: Bei der Gedichtanalyse wird ein Gedicht in seine Einzelteile zerlegt, um Merkmale, die den Inhalt, die Sprache und die Struktur betreffen, herauszuarbeiten.
- Gedichtanalyse Übung:Vor dem Schreiben einer Gedichtanalyse sollten einige Vorbereitungen getroffen werden, wie
- das mehrfache Lesen des Textes,
- das Markieren von Unklarheiten und
- die zeitliche Einordnung des Gedichts.
- Gedicht analysieren: Außerdem sollten bereits die Gedichtform, das Versmaß und das Reimschema bestimmt und der Inhalt kurz zusammengefasst werden.
- Gedichtanalyse Aufbau: Eine Gedichtanalyse besteht aus drei Teilen: Einleitung, Hauptteil und Schluss.
- Gedichtanalyse Einleitung:
- Die Einleitung ist der kürzeste Teil der Gedichtanalyse und umfasst lediglich zwei bis drei Sätze.
- In einem ersten Einleitungssatz werden alle formalen Merkmale des Textes genannt, z.B.:
- Titel des Gedichts
- Autorenname
- Erscheinungsjahr
- Gedichtart
- Gedichtanalyse Hauptteil:
- Im Hauptteil der Gedichtanalyse werden der Inhalt, die Form und die Sprache untersucht.
- Auch kann eine Gedichtinterpretation der Erkenntnisse aus der Analyse erforderlich sein.
- Gedichtanalyse Schluss:
- Hier werden die Erkenntnisse aus dem Hauptteil noch einmal kurz zusammengefasst.
- Die Deutungshypothese aus der Einleitung wird aufgegriffen und bewertet.
- Gedichtanalyse Formulierungen: Formulierungshilfen können unter Anderem sein:
- Das Gedicht ... von ..., welches im ... veröffentlicht wurde, handelt von ....
- Die 1. Strophe des Gedichts von Vers ... bis ... beschreibt...
- Die Deutungshypothese zu Beginn der Arbeit hat sich bestätigt/nicht bestätigt, da...
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