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Half Broke Horses heißt wortwörtlich ins Deutsche übersetzt "halb gezähmte/ungezähmte Pferde". Im Deutschen ist der Titel des Romans "Ein ungezähmtes Leben".
Das Werk ist in neun Kapitel und einen Epilog gegliedert, die jeweils die verschiedenen Stationen von Lilys Leben darstellen. In der Familie erzählte Geschichten bilden die Basis des Romans und wurden von fiktiven Ergänzungen der Autorin ergänzt.
Walls' ergänzte mit "Half Broke Horses" ihre eigene Autobiografie und Debütroman "The Glass Castle" ("Schloss aus Glas") über ihre außergewöhnliche Kindheit. Viele Fragen über das Leben ihrer Mutter führten dazu, dass die Autorin einen Roman über deren Kindheit veröffentlichen wollte. Jeannette Walls' Mutter, Rosemary, empfand das Leben ihrer eigenen Mutter, Lily Casey Smith, jedoch als viel spannender und überredete ihre Tochter, über sie zu schreiben. Der Roman "Half Broke Horses" wird demnach oft als "true-life novel" bezeichnet, also ein auf wahren Begebenheiten basierender Roman.
"Half Broke Horses" – Analyse Charaktere
In "Half Broke Horses" lernst Du viele Charaktere um die Protagonistin Lily Casey Smith kennen. Wie Du sie und die anderen Hauptfiguren – wie ihren Vater Robert Adam Casey, ihren Mann "Big Jim" oder ihre kleine Schwester Helen – charakterisieren kannst, erfährst Du in der folgenden Tabelle:
Charakter | Charakterisierung |
Lily Casey Smith |
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Robert Adam Casey |
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Helen Casey |
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James Holloman Smith |
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Rosemary Walls (geb. Smith) |
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Die Industrialisierung ist der Prozess, in dem ein Staat immer weniger von Hand herstellt, sondern verstärkt mit Maschinen arbeitet.
Der Kapitalismus ist ein bestimmtes Wirtschaftssystem, das den Markt als Wettbewerb sieht, auf dem sich die besten Ideen durchsetzen.
Um Dir die Beziehungen zwischen den Charakteren besser zu verdeutlichen, kannst Du Dir die Figurenkonstellation anschauen:
"Half Broke Horses" – Zusammenfassung
Der Roman ist in neun Kapitel gegliedert – die verschiedenen Phasen von Lily Casey Smiths Leben darstellen – und wird mit einem Epilog abgeschlossen.
Das Wort Epilog hat seinen Ursprung in der griechischen Sprache und bedeutet "danach" und "Wort". In einem Roman, wie "Half Broke Horses", ist ein Epilog ein Nachwort bzw. ein Schlusswort zum Roman.
Kapitel 1 – 3
Lily Casey wächst als Kind auf einer Ranch namens Salt Drew in Texas auf. Sie lernt, die Natur und die dort lebenden Tiere zu zähmen, aber auch, wie man eine Pistole verwendet und wie man Pferde zähmt (to break a horse). Mit dem Pferde zähmen verdient die Familie Casey ihren Lebensunterhalt.
Ranch ist der Begriff für eine Farm oder Bauernhof in Nordamerika, auf dem auch Viehzucht betrieben wird.
Neben diesen Aufgaben des Ranch-Lebens bringt Lilys Vater ihr Lesen, Schreiben und Rechnen bei. Als Lily älter wird, unterrichtet sie schließlich auch ihre jüngeren Geschwister Buster und Helen. Eines Tages zerstört ein Tornado das Holzhaus der Caseys, woraufhin sie nach New Mexico umziehen. Die Ranch, die die Familie jetzt bewohnt, nennen sie "Casey Ranch", kurz gesagt auch "KC Ranch".
Mit 13 Jahren beginnt Lily, ein katholisches Mädcheninternat in Santa Fe zu besuchen. Dort merkt sie schnell, dass sie den Wunsch hat, selbst Lehrerin zu werden. Sie muss die Schule jedoch bereits nach einem Jahr wieder verlassen, da ihr Vater das für sie vorgesehene Schulgeld in vier Zuchthunde investiert hat.
Während dieser Zeit findet der Erste Weltkrieg statt. Da viele Männer sich im Krieg befinden, herrscht in Amerika ein Lehrermangel. Somit bekommt die 15-jährige Lily die Möglichkeit, ohne Abschluss als Aushilfslehrerin an verschiedenen Schulen zu arbeiten.
Doch mit dem Krieg endet auch der Lehrer*innenmangel und Lily wird schließlich entlassen. Sie kehrt auf die KC Ranch nach New Mexico zurück, stellt dort jedoch fest, dass sie nicht mehr gebraucht wird. Daraufhin beschließt sie, nach Chicago zu ziehen, wo sie eine Stelle als Dienstmädchen bekommt. Lily beginnt, wieder zu unterrichten und nimmt außerdem selbst Abendkurse, um ihren Highschool Abschluss zu machen.
Privat erleidet Lily in dieser Zeit mehrere Schicksalsschläge. Zum einen verliert sie ihre beste Freundin, die bei einem Autounfall stirbt. Zum anderen erfährt sie kurz nach ihrer Hochzeit mit Ted Covener, dass dieser ihr eine zweite Familie verheimlicht hatte und außerdem ihre gesamten Ersparnisse gestohlen hat. Daraufhin annulliert Lily die Ehe mit Ted und bewirbt sich am Teacher's College in Flagstaff im Bundesstaat Arizona.
Kapitel 4 – 6
Lily besucht wie geplant das College in Flagstaff. Kurz vor ihrem Abschluss werden jedoch ihre Ersparnisse jedoch knapp, woraufhin sie ihr Studium abbrechen muss. Trotz ihres fehlenden Abschlusses wird Lily eine Stelle als Lehrerin in Red Lake angeboten, die sie schließlich auch annimmt.
In Red Lake tritt Lily bei Pferderennen an, wobei Jim Smith auf sie aufmerksam wird. Bei gemeinsamen Fahrstunden und Reitausflügen nähern sich die beiden an.
Zur gleichen Zeit scheitern die Karrierepläne von Helen, Lilys jüngere Schwester, in Hollywood. Da Helen außerdem unehelich schwanger geworden ist, sucht sie Zuflucht bei Lily. Doch Lilly kann trotz aller Versuche nicht verhindern, dass Helen sich aufgrund ihrer Schwangerschaft das Leben nimmt.
Lily heiratet Jim Smith. Zusammen betreiben sie Jims Autowerkstatt an der Route 66 und bekommen zwei Kinder: Rosemary und Little Jim. Aufgrund der Weltwirtschaftskrise müssen Lily und Jim die Autowerkstatt jedoch aufgeben. Daraufhin wird Jim die Leitung einer Ranch in Arizona angeboten. Diese nimmt er an und somit zieht die Familie nach Arizona.
Die Route 66 war eine fast 4000 Kilometer lange Fernstraße in den USA, die die Städte Chicago im Osten und Santa Monica an der Westküste miteinander verbunden hatte. Heutzutage ist die Route 66 nicht mehr durchgängig befahrbar.
Um Geld zu verdienen, überlegt sich Lily verschiedenste Dinge. Sie macht beispielsweise Haustürverkäufe, bei denen sie versucht, anderen Leuten Lexika zu verkaufen. Auch ihre Kinder spannt sie oft in ihre finanziellen Unternehmungen mit ein: Sie sollen Flaschen sammeln, die recycelt werden können.
Schließlich erhält sie eine Lehrstelle in Peach Springs, Arizona. Lily fährt den Schulbus, arbeitet als Hausmeisterin und kocht für die Schüler*innen. Doch auch diese Jobs verliert Lily, nachdem sie einen Schüler verprügelt, der ihre Tochter und andere Mädchen belästigt hatte.
Kapitel 7 – 9
Als Rosemary und Little Jim alt genug sind, kommen die beiden auf ein Internat. Währenddessen geht Lily nach Phoenix, um dort ihren College Abschluss nachzuholen. Daraufhin bekommt sie eine Lehrstelle in Big Sandy, wo sie auch ihre Kinder Rosemary und Little Jim unterrichtet. In dieser Zeit liegt Lilys Vater in Tucson im Sterben. Um rechtzeitig zu ihm zu kommen, müssen Lily und Rosemary Benzin von Fremden erbetteln.
Währenddessen wird die Ranch, auf der Familie Smith lebt, von den Besitzer*innen verkauft. Daraufhin zieht die Familie nach Phoenix.
In Phoenix unterrichtet Lily an einer großen Highschool. Als es einen Schneesturm in Arizona gibt, wird Jim, der ein erfahrener Rancher ist, angefragt, dort zu helfen. Somit wird Jim in der Stadt bekannt und zieht vor allem das Interesse und die Aufmerksamkeit der örtlichen Buchhalterin auf sich.
Lily denkt, dass ihr Ehemann sie betrügt und spioniert ihm daraufhin zusammen mit Rosemary nach. Dabei bestätigt sich Lilys Verdacht nicht. Danach beschließt die Familie, die Stadt zu verlassen.
Die Familie zieht nach Horse Mesa, Arizona, wo Lily die Kinder des Dorfes unterrichtet und sich außerdem in der demokratischen Partei engagiert. Auch in Horse Mesa müssen Little Jim und Rosemary wieder auf ein Internat.
Beide Kinder gehen nach ihrem Highschool Abschluss auf die Arizona State University.
Auf der Universität lernt Little Jim Diane kennen, heiratet sie, bricht sein Studium ab und wird stattdessen Polizist. Rosemary hingegen lernt Rex Walls, einen Air-Force Piloten kennen. Nachdem Rex' Militärdienst endet, heiraten Rosemary und Rex und fahren in die Flitterwochen.
Epilog
Im abschließenden Epilog erzählt Lily, dass Rex ständig den Job wechselt und die beiden oft miteinander in Streit geraten. Nichtsdestotrotz fühlt Lily eine innige Verbindung zu Jeanette, der dritten Tochter von Rex und Rosemary. Lily ist sich sicher, dass ihre Enkel ein aufregendes Leben vor sich haben werden. Sie glaubt jedoch auch, dass sie allesamt das Zeug dazu haben, auch die schwersten Zeiten durchzustehen.
"Half Broke Horses" – Timeline
Lilys Leben spielt sich, wie Du in der Kapitelübersicht schon gelesen hast, über die Zeit verteilt in vielen verschiedenen Orten in den USA ab. Die Tabelle zeigt Dir die Timeline der Geschichte von Lily Casey Smith und die einschneidendsten Ereignissen.
Jahr | Ereignis |
1901 |
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1911 |
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1912 |
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1916-1919 |
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1919 |
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1930 |
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1932 |
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1934 |
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1939 |
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1942 |
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1956 |
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1960 |
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"Half Broke Horses" – Orte
Auf der folgenden Karte sind Lilys Aufenthaltsorte eingezeichnet, damit Du ihre Stationen besser nachvollziehen kannst.
Erzählperspektive und Sprache in "Half Broke Horses"
"Half Broke Horses" wird aus Lilys Perspektive geschildert, es handelt sich also um einen Ich-Erzähler. Das bedeutet, dass Du als Leser*in Einblick in die persönlichen Gedanken und Gefühle der Protagonistin hast. Da Du somit selber nachvollziehen kannst, wie sie in bestimmten Situationen denkt oder fühlt, wirken ihre Handlungen und Entscheidungen authentischer.
Wenn Du mehr über die verschiedenen Erzählperspektiven erfahren willst, schau Dir die Erklärung "Point of View" an.
Außerdem verwendet die Autorin abwechselnd direkte und indirekte Rede, um wiederzugeben, was in verschiedenen Situationen gesagt wurde. Dieser Wechsel macht die Erzählungen dynamischer und nahbarer: Es wirkt, als würde Lily Dich als Leser*in in ihren Kopf blicken:
"I can‘t hold on any longer," she said. "Yes, you can," I told her. "You can because you have to." We were going to make it, I told them. I knew we would make it because I could see it in my mind.1
Die Verwendung von direkter (wörtlicher) Rede hilft hier, um die Dynamik der Situation zu unterstreichen. Durch die darauffolgende Wiedergabe von Lilys Gedanken – nämlich, dass sie den Ausgang der Situation vor ihrem geistigen Auge sehen konnte – erhälst Du Einblick in ihr Innenleben und ihre innere Entschlossenheit. Dadurch kannst Du auch ihre Äußerungen und ihr Optimismus in der Situation besser nachvollziehen.
"Half Broke Horses" – Themen
Es gibt einige Themen, die den gesamten Roman über eine zentrale Rolle spielen und damit auch in Lilys Leben von wichtiger Bedeutung sind. Dazu gehören:
- Technologie & Fortschritt
- Geschlechterrollen
- American Dream
- US-Geschichte
- Half Broke Horses
Technologie & Fortschritt
Lily wächst in einer Zeit mit sehr vielen technologischen Entwicklungen auf. Elektrizität, Autos, Telefone – plötzlich gibt es zahlreiche neue Erfindungen, die das Leben der Amerikaner*innen grundlegend verändern. Dieser technologische Fortschritt begleitet auch die persönliche Entwicklung von Lily.
Besonders von Bedeutung sind Transportmittel. Mit dem Pferd reitet Lily oft einige Tage lang, muss in der Wildnis übernachten und ist dadurch sehr vom Wetter abhängig. Als sie mit der Eisenbahn nach Chicago reist, dauert die Reise nur vier Tage, während sie mit ihrem Pferd mehrere Wochen gebraucht hätte.
Einen noch größeren Einfluss als die Eisenbahn hat jedoch das Auto auf Lily. Als sie mit fast 30 Jahren lernt, zu fahren, ist sie begeistert von den Vorteilen eines Autos:
I discovered that I loved cars even more than I loved horses. Cars didn't need to be fed if they weren't working, and they didn't leave big piles of manure all over the place. Cars were faster than horses, and they didn't run off or kick down fences. They also didn't buck, bite, or rear, and they didn't need to be broke and trained, or caught and saddled up every time you needed to go somewhere. They didn't have a mind of their own. Cars obeyed you.1
Auch wenn Lily Pferde liebt, findet sie Autos als Transportmittel eindeutig bequemer, praktischer und angenehmer. Sie schätzt es, dass Autos weniger Pflege und keine Pausen benötigen, nicht gefüttert werden müssen, schneller sind und nicht von Launen heimgesucht werden. Ein Pferd muss man außerdem erst mühsam zähmen und vor jeder Reise zäumen und satteln, wohingegen ein Auto sofort einfach benutzt werden kann.
Geschlechterrollen
"Half Broke Horses" spielt in einer Zeit, in der eindeutig festgelegt war, wie Männer und Frauen jeweils zu handeln haben und welche Aufgaben ihnen zukamen. Diese Festlegung bezeichnet man auch als klassische Geschlechterrollen. Es handelt sich dabei also um vorgeschriebene, akzeptierte Verhaltensweisen für das entsprechende Geschlecht, die je nach Kultur variieren können.
Beispielsweise sehen manche Kulturkreise vor, dass die Hauptaufgabe der Frau darin besteht, als Mutter und Ehefrau für häusliche Harmonie zu sorgen, während Männer für die finanzielle Sicherheit der Familie verantwortlich sind.
Abweichungen von diesen Geschlechterrollen waren zu der Zeit, in der "Half Broke Horses" spielt, sehr unüblich. Da Frauen selten selber arbeiteten, war es umso wichtiger, einen Mann zu heiraten, der für ihr finanzielles Wohl garantieren konnte.
Man erwartete im Gegenzug von Frauen, dass sie sanft, attraktiv, anpassungsfähig und etwas unterwürfig sein sollten – diese Eigenschaften treffen nicht gerade auf Lily zu. Daher befürchtet Lilys Mutter, dass ihre Tochter aufgrund ihrer "unfeinen" Art keinen Mann finden würde.
Außerdem hatte Bildung für Frauen einen geringeren Stellenwert als für Männer. Falls eine Familie zu wenig Geld hatte, genossen zuerst die Jungen eine akademische Ausbildung, da sie die Versorger ihrer späteren Familien werden sollten. So ist beispielsweise Buster bereits zwei Jahre früher als Lily zur Schule gegangen. Im Gegensatz zu seiner Schwester musste er seine Ausbildung auch nicht aufgrund von Geldproblemen abbrechen.
American Dream
Auch der American Dream stellt in "Half Broke Horses" ein zentrales Thema dar. Doch was genau bedeutet der Begriff eigentlich?
Der American Dream ("amerikanische Traum") bezeichnet die Überzeugung, dass es jede*r, egal welcher Herkunft, durch Entschlossenheit und harte Arbeit vom "Tellerwäscher zum Millionär" (from rags to riches) schaffen kann.
Lily wächst in einfachen Verhältnissen auf dem Land auf. Umso größer ist ihr Wille, dieser Armut zu entkommen, um sorgenfreier leben zu können. Dabei ist ihre Arbeitsmoral von großem Wert, denn dadurch schafft sie es, nach schweren Schicksalsschlägen wieder auf die Beine zu kommen. Als ihr erster Ehemann Ted sie beispielsweise um ihr gesamtes Ersparnis bringt, lässt sie sich davon nicht unterkriegen. Stattdessen überlegt sie sich, wie sie wieder an Einkommen kommt und nimmt mehrere Jobs an.
Schließlich schafft Lily es, nach viel harter Arbeit und zahlreichen Hindernissen in ihrem eigenen Haus in einer idyllischen Landschaft zu leben. Sie liebt ihren Beruf und alle ihre Geldsorgen gehören der Vergangenheit an. Somit konnte sich Lily ihren American Dream erfüllen.
Bei Lilys Schwester Helen sieht es jedoch ganz anders aus. Auch Helen ist weggezogen, um sich ihren Traum von einer Schauspielkarriere zu erfüllen. In Hollywood schafft sie es jedoch nicht, sich als Schauspielerin zu etablieren; der Erfolg bleibt aus. Ihr ist es also nicht gelungen, ihren American Dream zu verwirklichen.
Falls Du mehr über den Mythos des amerikanischen Traums erfahren möchtest, hilft Dir die Erklärung "American Dream".
Geschichte der USA
Die Geschichte Amerikas im 20. Jahrhundert spielt immer wieder eine Rolle in "Half Broke Horses". Du erfährst, wie die verschiedenen historischen Ereignisse Lily und ihre Familie beeinflussen. Zum Beispiel:
- Nur wegen des Mangels an Lehrer*innen im Ersten Weltkrieg bekommt Lily eine Aushilfsstelle.
- Durch die Wirtschaftskrise verlieren Lily und Jim trotz großer Bemühungen ihre Werkstatt und müssen wieder als Angestellte arbeiten.
- Der Zweite Weltkrieg sorgt für Rationierungen von zum Beispiel Benzin, sodass die Fahrt zu Lilys sterbendem Vater erschwert und verzögert wird.
Falls Du mehr über die größte Wirtschaftskrise in der Geschichte der USA wissen möchtest, dann schau doch bei der Erklärung "Great Depression" vorbei.
Half Broke Horses als Symbol
Breaking Horses, also das "Zähmen von Pferden", ist nicht nur titelgebend für den Roman, sondern spielt auch metaphorisch eine wichtige Rolle.
Beim Zähmen passt man die Verhaltensweisen von Wildtieren den Anforderungen des Menschen an. Dabei gewinnen die Tiere an Zutrauen zum Menschen und verlieren den Drang zu wilden Verhaltensmustern.
Mit dem Zähmen von Pferden verdient Lilys Familie ihren Lebensunterhalt, daher wird sie schon sehr früh damit konfrontiert. Wie sich herausstellt, hat Lily ein außerordentliches Gespür für die Arbeit mit Pferden und eine Begabung dafür, sie zu zähmen. Das wird ihr im Laufe ihres Lebens immer wieder zum Vorteil.
Als sie beispielsweise gerade nach Red Lake gezogen ist, gelingt es ihr, das wilde Pferd des Hilfssheriffs Rooster zu zähmen:
I became known as Lily Casey, the mustang-breaking, poker-playing, horse-race-winning schoolmarm of Coconino County.1
Roosters Pferd galt eigentlich als unzähmbar. Indem Lily es jedoch geschafft hat, das Pferd reitbar zu machen, verschafft sie sich einen Ruf als die Frau, die Wildpferde zähmt. Damit verschafft sie sich Respekt und Ansehen in ihrem Umfeld.
Dass Lily bereits in frühem Alter gelernt hat, mit wilden Pferden umzugehen, zeichnet sich auch in ihren Denkmustern ab:
People are like animals.1
Wie Du siehst, vergleicht sie beispielsweise den Charakter von Menschen mit Tieren – genauer gesagt zieht sie Parallelen zwischen Menschen und Pferden. Als Lehrerin sieht sie ihre Aufgabe darin, ihre Schüler*innen "zähmen", wie sie als Kind Pferde zähmte.
Ihre eigene Tochter zu zähmen – also sie nach ihren Wünschen zu erziehen – gelingt ihr jedoch nicht vollständig:
Jim put his arm around me and we watched them take off up the street, heading out into open country like a couple of half-broke horses.1
In diesem Zitat beschreibt Lily den Augenblick, in dem sie und ihr Mann Jim gemeinsam ihre Tochter Rosemary und deren Mann Rex davonziehen sehen. Das junge Paar führt ein unbeständiges Leben; Rex wechselt ständig den Job und Rosemary versucht, sich als Malerin zu etablieren. Die beiden ziehen ständig von einem Ort zum anderen und führen nicht gerade ein geregeltes Leben, weshalb Lily sie mit half-broke horses vergleicht. Sie hält sie also für nur halb gezähmte Pferde, die zu größtenteils nach ihrem eigenen Willen leben.
"Half Broke Horses" – Interpretation der Schlüsselstelle
Die Timeline von "Half Broke Horses", die sich über fast 60 Jahre erstreckt, gibt keinen eindeutigen Spannungsbogen her – viel mehr sind es immer wiederkehrende Höhen und Tiefen mit vielen entscheidenden Wendepunkten. Eine Schlüsselstelle, die Dir Aufschluss über Lilys Charakter gibt, ist jedoch der Moment, in dem sie von Teds Doppelleben erfährt. Bevor ihr dies bewusst wird, mag sie es eigentlich, mit ihm verheiratet zu sein:
I was sharing my life for the first time, and it made the hard moments easier and the good moments better.1
Obwohl Lily großen Wert auf ihre Unabhängigkeit legt, gefällt es ihr, in ihrer Ehe jemanden zu finden, mit dem sie die Ereignisse ihres Lebens teilen kann. Somit werden die schweren Momente einfacher und die schönen umso schöner.
Als Lily jedoch eines Morgens die Straße überquert, wird sie angefahren. Der Fahrer möchte wissen, ob es Lily gut geht, doch ihrer Meinung nach sah der Unfall schlimmer aus, als er tatsächlich war.
"I'm okay," I said. "I used to break horses. One thing I know how to do is take a fall."1
Sie möchte nicht den Eindruck erwecken, schwach zu sein. Lily macht sofort klar, dass sie eine widerstandsfähige Frau ist: da sie wilde Pferde zähmen könne, wisse sie, wie man fällt und schließlich wieder aufsteht. Hier lässt eine Vorausdeutung (foreshadowing) auf den weiteren Verlauf vermuten, dass Lilys Erfahrung mit dem Fallen von Bedeutung sein wird.
Der Fahrer besteht trotzdem darauf, Lily in die Notaufnahme zu bringen. Von dort aus soll sie ihren Mann über sein Büro kontaktieren. Die Kontaktperson im Büro meint, dass Ted nicht auf Geschäftsreise, sondern nur in der Mittagspause sei und seine Frau nicht Lily, sondern Margret heiße. In diesem Moment wird Lily klar, dass sie von ihrem Ehemann betrogen worden ist:
I felt like the floor was tilting underneath me.1
Es stellt sich heraus, dass Ted die ganze Zeit über ein Doppelleben geführt hatte, und parallel zu Lily noch eine andere Frau und Familie hat. Diese Erkenntnis gibt Lily das Gefühl, den Halt unter ihren Füßen zu verlieren. Es wird ihr klar, dass sie die ganze Zeit viel weniger Kontrolle und Wissen über die Vorgänge in ihrem Leben hatte, als angenommen.
Lily muss also einen schweren Schicksalsschlag verkraften, und im übertragenden Sinne fällt sie wieder. Aber wie sie den Fall vom Rücken ungezähmter Pferden bisher immer überstanden hatte, kommt sie auch nach diesem Rückschlag wieder auf die Beine. Selbst von besonders emotionalen und persönlichen Problemen lässt sie sich also nicht unterkriegen.
"Half Broke Horses" – Autorin Jeannette Walls
Jeannette Walls ist die Tochter von Rosemary und Rex Walls, die am 21. April 1960 in Phoenix, Arizona auf die Welt gekommen ist. Walls hat drei Geschwister: zwei Schwestern und einen Bruder. Jeanettes Familie schlug an keinem Wohnort für lange Zeit Wurzeln; stattdessen zogen sie immer wieder um und waren zeitweise sogar obdachlos.
Mit 17 zog Jeannette zu ihrer Schwester Lori nach New York. Mit Hilfe von Darlehen, Zuschüssen, Stipendien und einem Job in einer Anwaltskanzlei an der Wall Street, wo sie Telefondienst machte, konnte Walls ihren Bachelor-Abschluss in den Freien Künsten am Barnard College in New York absolvieren.
Im Laufe ihres Lebens schrieb Jeannette Walls für unterschiedliche Publikationen. Dazu gehören:
- New York Magazine
- Esquire
- MSNBC
- USA Today
2005 veröffentlichte Walls schließlich das Memoir "The Glass Castle", das Einblicke in ihr Leben und ihre dysfunktionale Familie gewährt. Das Werk kam bei Kritiker*innen sehr gut an, wurde über vier Millionen Mal verkauft und in 31 Sprachen übersetzt.
Im Jahr 2009 veröffentlichte Jeannette Walls schließlich ihren ersten Roman unter dem Namen "Half Broke Horses: A True-Life Novel", der auf dem Leben ihrer Großmutter Lily Casey Smith beruht. Das Werk wurde von den Herausgebern der New York Times Book Review zu einem der zehn besten Büchern des Jahres 2009 gekürt.
Neben "Half Broke Horses" veröffentlichte Jeanette Walls außerdem folgende Werke:
- "Dish: The Inside Story on the World of Gossip" (2000)
- "The Silver Star" (2013)
- "Hang the Moon: A Novel" (voraussichtlich 2023)
Half Broke Horses - Das Wichtigste
- "Half Broke Horses" ist ein 2009 erschienener Roman von Jeannette Walls.
- "Half Broke Horses" Zusammenfassung: Der Roman erzählt die Lebensgeschichte von Lily Casey Smith, die Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA auf dem Land aufwächst und im Laufe ihres Lebens viele verschiedene Hürden überwinden muss. Das Leben verschlägt sie immer wieder an unterschiedliche Orte, wo sie sich neuen Aufgaben stellen muss.
Der Roman wird aus der ersten Person – also aus Lilys Sicht – erzählt.
Zentrale Themen, die in "Half Broke Horses" behandelt werden, sind Technologie & Fortschritt, Geschlechterrollen, der American Dream, Aspekte der US-Geschichte sowie die Symbolik von Half Broke Horses.
Der Roman gehört zum Genre der "true life novel" und basiert somit auf wahren Begebenheiten.
Nachweise
- Walls (2009). Half Broke Horses. Simon & Schuster.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Half Broke Horses
Zu welchem Genre gehört "Half Broke Horses"?
"Half Broke Horses" von Jeannette Walls gehört zum Genre der “true-life novel”. Damit bezeichnet man einen Roman, der auf wahren Begebenheiten basiert. Er kann auch unter folgenden Genres eingeordnet werden: autobiografischer Roman, biografische Fiktion, Memoiren oder historische Fiktion.
Wann wurde "Half Broke Horses" veröffentlicht?
"Half Broke Horses" wurde erstmals am 6. Oktober 2009 von Simon & Schuster Inc. veröffentlicht.
Was bedeutet "Half Broke Horses"?
"Half Broke Horses" bedeutet auf Deutsch “halb gezähmte (bzw. ungezähmte) Pferde”. Es ist ein immer wiederkehrendes Symbol in dem gleichnamigen Roman von Jeannette Walls für wilde Verhaltensweisen. Auf Deutsch heißt der Titel daher passend “Ein ungezähmtes Leben”.
Ist "Half Broke Horses" eine wahre Geschichte?
"Half Broke Horses" ist eine Geschichte nach wahrer Begebenheit. Die Autorin ergänzte die in der Familie mündlich übermittelten Geschichten mit fiktionalen Erzählungen, um Lücken zu füllen oder um ins Detail zu gehen.
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