Märchen Englisch

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    "Es war einmal..." – Märchen haben nicht nur etwas Zauberhaftes an sich. Im Gegenteil, viele Märchen haben eine Moral oder Lehre, die aus ihnen gezogen werden kann. Doch was genau ist ein Märchen?

    Märchen (englisch: fairy tale) sind Texte, die von fantastischen Begebenheiten erzählen. Bekannte Beispiele findest Du etwa in der Märchensammlung der Gebrüder Grimm.

    Löffelchen, Bäumchen – Märchen? Das Anhängsel -chen macht aus den meisten Worten eine Verniedlichung. Das ist auch bei dem Wort Märchen der Fall "Märchen" kommt von "Mär", was frühneuhochdeutsch "Nachricht" oder "Kunde" und "seltsame Geschichte" bedeutet. Das Wort Märchen ist also eine Verniedlichung für seltsame Geschichten.

    Märchen auf Englisch vs. Deutsch

    Grundsätzlich sind Märchen auf Englisch den Deutschen sehr ähnlich. In verschiedenen Ländern zeichnen sich allerdings unterschiedliche inhaltliche Tendenzen ab:

    Märchen auf Englisch hatten im 18. Jahrhundert oftmals fröhlichere Handlungen als beispielsweise deutsche Märchen zu dieser Zeit. Das könnte an der Situation der Erzählenden liegen: Während in Deutschland und Frankreich damals industrielle Probleme die Bevölkerung hungern ließen, war das in England nicht der Fall.

    Märchen Englisch – Arten

    Es wird zwischen vielen Arten von englischen Märchen unterschieden: Ursprünglich wurden englische Märchen mündlich überliefert. Dabei wird von Volksmärchen gesprochen.

    • Diese haben keine bekannten Schöpfer*innen, da nur der Inhalt der Geschichte weitergegeben wurde.
    • Viele Volksmärchen sind durch ihre Sammler*innen niedergeschrieben worden.
    • Die uns bekanntesten Volksmärchen wurden von den Gebrüdern Grimm gesammelt. Ein Beispiel für ein Märchen auf Englisch oder Deutsch wäre "Hänsel und Gretel".

    Eine andere Art von englischen Märchen, Kunstmärchen, hingegen sind mit dem Namen des/der Autor*in verbunden und sind von ihm/ihr verfasst. Bekannte Kunstmärchen sind z. B.

    • "Des Kaisers neue Kleider",
    • "Die Prinzessin auf der Erbse" oder
    • "Das hässliche Entlein" (alle von Hans Christian Andersen).
    • Ein Beispiel für ein englisches Kunstmärchen ist "The Happy Prince" von Oscar Wilde.

    Märchen Englisch – Kurzfassung

    Als Kurzfassung kann gesagt werden, dass Märchen meistens der gleichen Struktur folgen:

    • Erst wird der/die Held*in der Geschichte vorgestellt, dem/der die Geschichte die ganze Zeit folgt.
    • Dann wird ein Problem eingeführt, das oft übernatürlichen Ursprungs ist oder nur mithilfe von Magie gelöst werden kann.
    • Am Ende wird das Gute belohnt und das Böse bestraft. Somit gibt es ein Happy End.

    Das Happy End ist ein neueres Merkmal von Märchen. Früher endeten Märchen oft auf brutale, vergeltende Weise. Um die Moral oder Lehre des Märchens deutlich zu machen, wurde falsches Verhalten bestraft, sodass das Ende eines Märchens nicht als Happy End zu verstehen war. Allerdings haben die heutigen Märchen meistens ein gutes Ende, weil Kindern keine allzu große Angst eingejagt werden soll.

    Märchen Englisch – Merkmale

    Es gibt einige Merkmale, die für Märchen auf Englisch typisch sind und an denen diese als solche erkannt werden können. Dazu zählen etwa die Folgenden:

    • Wundersame Elemente: Magie und Zauberei
    • Feste Charaktere: Hexen, Zauberer, Prinz*essinnen, Drachen, Zwerge etc.
    • Durch die Charaktere haben Märchen auch ihre englische Übersetzung erhalten: fairy tale heißt wörtlich übersetzt "Feengeschichte".
    • Oft haben Figuren für sie typische Eigenschaften (z. B. sind Hexen hässlich und böse).
    • Gut und Böse sind klar voneinander getrennt. Es gibt selten Charaktere, die sowohl gut als auch böse sind.
    • Oft stereotype Handlungen: der/die Held*in zieht in die Welt hinaus, das Böse muss bekämpft werden, etc.
    • Feste sprachliche Formeln (z. B. Once upon a time... oder They lived happily ever after.)
    • Oft kommen Zaubersprüche oder magische Verse vor (z. B. Mirror, mirror on the wall, who's the fairest of them all?)
    • Märchen sind ein Produkt der Zeit, zu der sie erzählt wurden: Soziale Umstände oder Wünsche entsprechen oft denen der damals lebenden Menschen.
    • Märchen wurden lange nur mündlich überliefert, weitergegeben und verbreitet.
    • Märchen sind frei erfunden, also ein Produkt der Fantasie.
    • Meist haben Märchen ein glückliches Ende und die Bösen werden bestraft (oft auf eine brutale Art, wenn nicht sogar mit dem Tod).

    Englische Märchen – Beispiele

    Viele der Märchen, mit denen Du aufgewachsen bist, gibt es auch im Englischen. Märchen haben oft verschiedene Versionen, die dem Land, in dem sie erzählt werden, angepasst sind. Durch die mündliche Überlieferung hat sich die Geschichte ebenso verändert: Die Erzählenden haben Dinge hinzugefügt oder weggelassen. Hier folgen nun einige Beispiele der bekanntesten englischen Märchen:

    "Catskin"

    Ein wohlhabender Mann, der einen Sohn wollte und jedoch eine Tochter bekam, möchte diese verheiraten und fortschicken. Eine "Hühnerfrau" rät der Tochter, sich Mäntel zu wünschen, um sich verheiraten zu lassen: Einen Mantel aus Silber, einen aus Gold, einen aus Federn und einen aus "Katzenhaut" – Catskin.

    Mit dem Mantel aus Katzenhaut läuft die Tochter weg und findet bei einem Lord Arbeit. Der Lord lässt einen Ball stattfinden, den das Mädchen in ihrem Silber-Mantel besucht. Der Lord verliebt sich in sie und veranstaltet erneut einen Tanz, den das Mädchen in ihrem Mantel aus Gold besucht. Später findet noch ein weiterer Ball statt, auf dem sie den Feder-Mantel trägt.

    Nach dem dritten Ball folgt der Lord dem Mädchen und sieht, wie sie sich nach dem Ball wieder ihren Katzenhaut-Mantel überzieht. Obwohl seine Mutter dagegen ist, beharrt der Lord darauf, dass er das Mädchen heiraten möchte. Als seine Mutter das Mädchen in ihrem Gold-Mantel sieht, stimmt sie der Hochzeit zu.

    Der Lord und das Mädchen – sie wird Catskin genannt – bekommen einen Sohn und Catskin bittet ihren Mann herauszufinden, was mit ihrem Vater geschehen ist. Der Lord findet den Vater. Dieser hatte keine weiteren Kinder bekommen und sagt, er würde all sein Hab und Gut hergeben, um seine Tochter wiederzusehen. So bringt Catskins Ehemann ihren Vater mit zu seinem Schloss. Catskin vergibt ihrem Vater und lädt ihn ein, den Rest seines Lebens bei ihnen zu wohnen. So leben sie happily ever after.

    "Catskin" ist eine Wiedererzählung von "Cinderella" bzw. "Aschenputtel" – eine Frau wird durch die Liebe eines wohlhabenden Mannes aus ihrer unvorteilhaften Lage befreit.

    "Jack and the Beanstalk"

    Jack ist der Sohn einer armen Bauernfamilie. Eines Tages tauscht er die Kuh der Familie gegen eine Handvoll magischer Bohnen ein. Er pflanzt die Bohnen ein und sie wachsen bis hoch in die Wolken. Aus Neugierde klettert Jack die Bohnenranke hinauf und findet sich, oben angekommen, in dem Schloss eines unfreundlichen Riesen wieder.

    Jack trickst den Riesen aus und findet bei ihm viele Schätze, die seiner Familie gestohlen wurden. Er nimmt die Schätze mit und flieht die Bohnenranke hinunter. Der Riese verfolgt ihn. Doch Jack wird ihn los, indem er die Ranke fällt. Der Riese stürzt und stirbt. Am Ende hat Jack seine Familie mit den Schätzen reich gemacht.

    Neben diesen beiden berühmten Märchen gibt es auch noch weitere bekannte Beispiele für englische Märchen, wie z. B.:

    • "Schneewittchen" – "Snow White"
    • "Rapunzel" – "Rapunzel"
    • "Hänsel und Gretel" – "Hansel and Gretel"
    • "Frau Holle" – "Mother Holle"
    • "Rumpelstilzchen" – "Rumpelstiltskin"
    • "Mr. and Mrs. Vinegar"

    Märchen werden auch parodiert. Das heißt, es wird sich über ihre oft ähnliche Form lustig gemacht. Ein erfolgreiches Beispiel dafür ist "Shrek". Anstelle eines hübschen Prinzen, der die Prinzessin aus ihrer Einsamkeit rettet, macht sich hier ein Oger auf die Reise und erlebt seine Version eines Märchens.

    Bekannte Verfasser*innen von englischen Märchen

    Hier werden Dir einige Verfasser*innen englischer Märchen vorgestellt:

    • Joseph Jacobs war ein australischer Märchen- und Geschichtensammler des 19. und 20. Jahrhunderts. Er machte "Jack and the Beanstalk", "The Three Little Pigs" und viele weitere englische Märchen und Fabeln bekannt.
    • Juliana Horatia Ewing: Die britische Kinderbuchautorin des 19. Jahrhunderts schrieb "A Flat Iron for a Farthing", "Mrs. Overtheway's Remembrances" und viele weitere Geschichten.
    • Oscar Wilde: Du kennst den irischen Schriftsteller vielleicht durch seinen Roman "The Picture of Dorian Gray". Er hat auch Geschichten verfasst, die als Märchen verstanden werden können. Dazu zählen z. B. "The Happy Prince" und "The Nightingale and the Rose". Wilde lebte und schrieb im 19. Jahrhundert.
    • Robert Southey, der im 18. und 19. Jahrhundert im Vereinigten Königreich berühmt wurde, ist als Verfasser von "Goldilocks and the Three Bears" bekannt. Er verfasste weitere Gedichte und Geschichten, wie z. B. "After Blenheim".

    Märchen-ähnliche Textsorten

    Märchen sind nicht die einzigen Texte, die der Fantasie entspringen. Es gibt auch Fabeln, Mythen, Sagen und Legenden, die sich alle fantastischer Elemente bedienen. Auch diese Geschichten existieren in verschiedenen Sprachen und unterschiedlichen Versionen.

    Fabeln Englisch

    (Englische) Fabeln sind oft keine Prosatexte, sondern in Versen festgehalten. Alleinstellendes Merkmal einer (englischen) Fabel sind die vermenschlichten, nicht menschlichen Lebewesen als Figuren. Meistens sind es Tiere, die sprechen können und sich auch sonst wie Menschen verhalten.

    Eine englische Fabel ist z. B. "The Moth and the Star", in der eine Motte nicht von Lampen und Lichtern auf der Welt angezogen wird, sondern versucht, einen Stern zu erreichen. "The Three Little Pigs" ist eine weitere bekannte Fabel.

    Mythen Englisch

    (Englische) Mythen (Singular: Mythos) sind Erzählungen, welche oft den Anspruch auf Wahrheit erheben. Sie erzählen von Dämonen, Göttern und anderen Helden.

    Ein bekannter Mythos ist zum Beispiel die Geschichte von Romulus und Remus. Die beiden Zwillingsbrüder wurden von einer Wölfin aufgezogen. Als Erwachsene wollten sie eine Stadt gründen. Dabei kam es jedoch zu einer Auseinandersetzung, in der Romulus Remus getötet und die Stadt Rom allein gegründet haben soll.

    Sagen und Legenden Englisch

    Im Gegensatz zu Märchen basieren (englische) Sagen und Legenden auf einem Funken Wahrheit. Diese Wahrheit kann in dem Ort oder der Zeit liegen, zu der die (englische) Sage oder Legende stattfand oder einem anderen Aspekt der Geschichte. Sowohl Sagen als auch Legenden haben mit den Märchen gemein, dass sie übernatürliche oder fantastische Elemente beinhalten. Diese werden hier jedoch mit wahren Begebenheiten oder Personen verbunden – ein Kern der Geschichte ist also wahr.

    • Legenden entstehen oft, indem im Nachhinein eine Handlung, die tatsächlich so geschah, heldenhafter und interessanter gemacht wird, bis sie letztlich mehr eine Geschichte als eine Erinnerung ist.
    • Sagen sollten oft Dinge erklären, für die noch keine Erklärung bekannt war. So wurden z. B. Naturphänomene in Sagen erklärt. Indem sie eine (Entstehungs-) Geschichte bekamen, waren sie für die Menschen greifbarer.

    Einige Mythen und Sagen aus Großbritannien sind z. B. "Die Herrin der Quelle", "Die Schlacht von Goddeu" oder "Eine Geschichte von Drystan". Ansonsten gibt es die meisten Dir bekannten Legenden oder Sagen auch auf Englisch. Eine englische Legende ist "Dick Whittington and His Cat".

    Vergleich der Märchen-ähnlichen Textsorten

    Hier findest Du eine Übersicht zu den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen den anderen Textarten und Märchen:

    TextartGemeinsamkeiten mit MärchenUnterschiede zu Märchen
    Fabel
    • fantastische Elemente
    • frei erfunden
    • keine Orts- oder Zeitangabe
    • es gibt eine Moral in der Geschichte
    • Fabeln haben meistens eine*n Verfasser*in, der/die namentlich bekannt ist.
    • Die stereotypen Charaktere sind Tiere und selten Menschen.
    Mythos
    • fantastische Elemente
    • Wahrheitsanspruch
    Sage
    • fantastische Elemente
    • anonym und mündlich überliefert
    • können Auskunft über religiöse oder soziale Realitäten geben
    • Wahrheitskern: spezifischer Ort oder spezifische Zeit – Antworten auf z. B. Naturphänomene
    Legende
    • fantastische Elemente
    • Wahrheitskern: spezifischer Ort und Zeit
    • Es geht oft um Vorbilder, deren Handlungen erstrebenswert waren.
    • Naturgesetze werden nicht aufgehoben.
    • Legenden haben oft religiöse Persönlichkeiten im Fokus, die die Handlung durch ihr wahres Leben beeinflusst.
    • Die Charaktere haben Namen (nicht z. B. "die Hexe", sondern Wilhelm Tell).

    Märchen Englisch – Das Wichtigste

    • Märchen sind Texte, die von fantastischen Begebenheiten erzählen.
    • Weitere Textarten, die sich fantastischer Elemente bedienen, sind: Mythen, Fabeln, Legenden und Sagen.
    • Märchen haben mehrere kennzeichnende Merkmale: wundersame Elemente (Magie und Zauberei), feste Charaktere (Hexen, Zauberer, Prinz*essinnen etc.), typische Eigenschaften der Figuren (z. B. Hexen sind hässlich und böse), gut und böse sind klar voneinander getrennt etc.
    • Märchen unterscheiden sich in mündlich weitergegebene Märchen, die sich Volksmärchen nennen und niedergeschriebene Märchen, die eine*n Autor*in haben. Die Letzteren heißen Kunstmärchen.
    • Märchen folgen meist einem bestimmten Aufbau: Der Hauptcharakter der Geschichte wird vorgestellt. Es eröffnet sich ein Problem, das gelöst werden muss. Es ist entweder selbst von magischer Natur oder nur mithilfe von Zauberei zu lösen. Dann wird das Gute belohnt, das Böse bestraft und die Geschichte endet mit einem Happy End.
    • Beispiele für englische Märchen sind unter anderem: "Jack and the Beanstalk" und "Catskin".
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    Häufig gestellte Fragen zum Thema Märchen Englisch

    Was sind die Merkmale von Märchen?

    Märchen haben mehrere kennzeichnende Merkmale: 

    • wundersame Elemente – Magie, Zauberei
    • feste Charaktere – Hexen, Zauberer, Prinz*essinnen, Drachen, Zwerge, etc. 
    • typische Eigenschaften (z. B. sind Hexen hässlich und böse)
    • gut und böse sind klar voneinander getrennt; es gibt selten Charaktere, die sowohl gut, als auch böse sind
    • oft stereotype Handlungen – die Held*in zieht aus, das Böse muss bekämpft werden, etc. 

    Wie ist ein Märchen aufgebaut?

    Märchen folgen meist einem bestimmten Aufbau: Die Hauptperson der Geschichte wird vorgestellt. Es eröffnet sich ein Problem, das gelöst werden muss, das entweder selbst magischer Natur ist oder nur mithilfe von Zauberei zu lösen ist. Dann wird das Gute belohnt, das Böse bestraft und die Geschichte endet heutzutage meist mit einem Happy End. 

    Was sind die typischen Märchen?

    Typische Märchen sind z. B. "Aschenputtel" ("Cinderella"), "Rotkäppchen" ("Little Red Riding Hood"), "Dornröschen" ("Sleeping Beauty"), "Rumpelstilzchen" ("Rumpelstiltstkin") oder "Hänsel und Gretel" ("Hansel and Gretel").

    Was gibt es neben Märchen noch für Arten?

    Es gibt noch einige Märchen-ähnliche Textsorten, zum Beispiel Fabeln, Sagen, Legenden, Mythen.

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