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Sofern nicht anders gekennzeichnet, stammen alle Zitate aus "Follow the Rabbit-Proof Fence" (Univ. of Queensland Press, 2002).
Dieses Zitat aus "Follow the Rabbit-Proof Fence" (1996) von der Autorin Doris Pilkington Garimara verdeutlicht Dir in wenigen Sätzen die Bedeutung und das Ausmaß der langen Reise, die die Protagonistinnen des Buches zurücklegen. In ihrem Werk erzählt Garimara die Geschichte ihrer Aboriginal Mutter Molly sowie deren Cousinen Gracie und Daisy, die von weißen Kolonisator*innen in ein Erziehungsheim geschickt wurden. Dort sollen sie die Kultur und Sprache ihres Volkes aufgeben und sich stattdessen den Lebensstil der Weißen aneignen. Die drei schaffen es jedoch zu entkommen und machen sich gemeinsam auf die ca. 1770 Kilometer weite Reise, um zu ihren Familien zurückzukehren.
Die Aborigines sind die Ureinwohner*innen Australiens. Sie unterteilen sich in verschiedene Völker die teilweise unterschiedliche Sprachen sprechen. Insgesamt gab es vor Ankunft der Europäer*innen 250 Aboriginal Sprachen. Klick dich auch rein in die Erklärung "Aborigines"!
"Follow the Rabbit Proof Fence" – Zusammenfassung Buch
Das Buch besteht aus insgesamt acht Kapiteln. Die ersten vier befassen sich mit dem Leben der Aborigines vor Mollys Geburt, die anderen vier fokussieren sich auf Mollys Leben und die Flucht aus dem Erziehungsheim.
Die Kolonialisierung Australiens
Das Buch beginnt mit der Begegnung zweier verschiedener Völker der australischen Aborigines mit weißen Kolonisator*innen aus England Anfang des 19. Jahrhunderts. Zu Beginn sorgen die Treffen bei den jeweiligen Anführern der Völker – Kundilla und Yellagonga – noch für Optimismus und Zuversicht; sie glauben, mit den Weißen in Harmonie leben zu können. Es stellt sich jedoch schnell heraus, dass die Engländer*innen nur eine Absicht verfolgen, nämlich so viel Land wie möglich zu erobern und dabei die einheimischen Völker weitestgehend zu unterdrücken.
Der Plan der Engländer*innen geht schnell auf. Während sie zunehmend Land von den Ureinwohner*innen einnehmen, zwingen sie diese auch in großen Teilen, ihre eigenen Traditionen, Kulturen sowie Sprache aufzugeben und sich stattdessen der Kultur weißer Menschen anzupassen.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist aus dem Westen Australiens eine dicht besiedelte Kolonie geworden. Die Ureinwohner*innen wurden weitestgehend zurückgedrängt; ihre Jagdrouten wurden abgeschnitten und oft müssen sie sich mit den wenigen Gaben weißer Kolonisator*innen zufriedengeben, um zu überleben.
Im Jahre 1907 errichtet die australische Regierung durch ganz Westaustralien einen Kaninchenzaun (rabbit-proof fence), der die außer Kontrolle geratene Kaninchenpopulation davon abhalten soll, vom Osten des Landes in Richtung Küste überzuwandern. Der Plan der Regierung geht jedoch nicht wirklich auf; die Tiere lassen sich von dem Zaun kaum abhalten.
Das Leben der Aborigines unter weißer Herrschaft
Zur gleichen Zeit wird das Volk der Mardudjara, die ursprünglich frei durch das Land gezogen sind und von ihm lebten, ohne seine Ressourcen zu erschöpfen, immer wieder Opfer der Gewalt seitens der Kolonisator*innen. Das Volk lebt mittlerweile nur noch vereinzelt im ganzen Land verteilt und hat mit Hungersnöten zu kämpfen, da die meisten ihrer Jagdrouten von den Weißen kontrolliert werden.
Mardudjara (kurz: Mardu) ist ein Sammelbegriff für verschiedene Aboriginal Völker, die in den Wüsten Westaustraliens lebten. Sie alle sprachen die gleiche Sprache, die ebenfalls als Mardudjara bezeichnet wird.
Gleichzeitig hat sich in Jigalong ein Zentrum für Ureinwohner*innen gebildete. Dort ist es den Aborigines durch die Regierung erlaubt, ihrem nomadischen Leben zumindest teilweise nachzugehen. Auch werden sie von der Regierung mit Nahrung versorgt, dafür jedoch auch von ihnen kontrolliert und beobachtet.
Völker, die nomadisch leben, wohnen nicht an einem festen Ort. Stattdessen ziehen sie immer von einer Region zur nächsten, wo sie so lange bleiben, bis das dortige Klima oder Nahrungsangebot nicht mehr für sie günstig ist.
Mollys Kindheit und Jugend
In Jigalong kommt unterdessen ein Mädchen namens Molly auf die Welt. Sie ist die Tochter einer Aboriginal Mutter und eines weißen Kolonisators, weshalb ihre Haut viel heller ist als die der anderen. Deshalb wird sie von den anderen Kindern gehänselt, doch mit der Zeit werden immer mehr geboren, die ihr ähnlich sehen. Molly lernt ihre Cousinen Daisy und Gracie kennen, deren Väter ebenfalls weiß sind.
Im Juli 1930, als Molly 15 Jahre alt ist, werden sie und ihre beiden Cousinen ihren Familien in Jigalong von der australischen Regierung entrissen. Sie werden auf eine weite Reise zu einem Erziehungsheim namens Moore River Native Settlement geschickt, wo sie ihre gebürtige Kultur und Sprache ablegen und sich stattdessen der weißen Kultur anpassen müssen.
Das Erziehungsheim gleicht einem Gefängnis; die Betten in den dunklen Schlafräumen sind hart und unbequem, die Erzieher*innen sind sehr streng und bestrafen die Mädchen mit Peitschenhieben, wenn sie sich nicht benehmen.
Die Flucht aus dem Erziehungsheim
Eines Morgens, als die drei für kurze Zeit unbeobachtet sind, fassen sie ihren Mut zusammen und flüchten. Damit beginnt ihre neunwöchige und fast 1700 Kilometer lange Reise nach Hause. Mollys Plan ist es, den Kaninchenzaun zu finden, der sie nach Hause führen wird.
Auf dem Weg zurück zu ihren Familien sind die Familien allerlei Gefahren und Schwierigkeiten ausgesetzt. Die australische Regierung ist den Mädchen dicht auf den Fersen und versucht mit allen Mitteln, die drei wieder einzufangen und zurückzuschicken, wo eine schwere Strafe – Peitschenhiebe – auf sie wartet. Um die Mädchen zu finden, entsendet die Regierung sogenannte tracker, die die Mädchen ausfindig machen sollen.
Tracker waren Menschen, die von der Regierung eingesetzt wurden, um geflüchtete Aborigines ausfindig zu machen. Ihre Aufgabe war es, den Standort der Geflüchteten herauszufinden, damit die Polizei sie dort aufgreifen und wieder zurück in die Erziehungsheime bringen konnte.
Unterdessen müssen die Mädchen sich auf ihrem anstrengenden Weg mühsam zu Nahrung und Wasser verhelfen, ohne dabei entdeckt zu werden. Gelegentlich treffen sie auf scheinbar hilfsbereite Bewohner*innen, die ihnen zwar mit Verpflegung und einem Schlafplatz aushelfen, sie danach jedoch direkt der Regierung melden.
Obwohl die Mädchen all diesen Gefahren, den Launen der Natur sowie wilden Tieren ausgesetzt sind, schaffen sie es schließlich zum Kaninchenzaun. Als sie sich ihrer Heimat nähern, erfährt Gracie, dass ihre Mutter mittlerweile in Wiluna lebt, und bricht alleine auf, um sie zu finden. Molly und Daisy müssen den Rest des Weges alleine fortsetzen. Letztendlich schaffen sie es tatsächlich, zu ihren Familien zurückzukehren, die sie sehnsüchtig erwartet haben.
Das Buch endet mit einem Epilog, in dem Dir die Autorin vom weiteren Schicksal der Mädchen erzählt. Gracie hat es nie geschafft, zu ihrer Mutter zurückzukehren; sie wurde auf dem Weg von der Regierung eingefangen und zurück nach Moore River geschickt. Auch Molly endete letztendlich wieder im Erziehungsheim, wo auch ihre Tochter – die Autorin – aufwuchs.
Epilog bedeutet so viel wie Nachwort, das Du am Ende von Büchern oder Filmen findest. Ein Epilog enthält abschließende Bemerkungen und ist somit das Gegenteil zum Prolog, dem Vorwort.
"Follow the Rabbit Proof Fence" – Charaktere
Molly ist die Mutter der Autorin und gleichzeitig auch die Protagonistin des Buches. Zum Zeitpunkt der Handlung ist sie ein 15-jähriges Mädchen, die als Tochter einer Aboriginal Mutter und eines weißen Vaters in Jigalong aufwächst. Gemeinsam mit ihren Cousinen wird sie ins ein weit entferntes Erziehungsheim geschickt, von wo aus die Mädchen auf Mollys Vorschlag ausbrechen.
Auf dem langen, beschwerlichen Weg zurück entpuppt sich Molly als die Anführerin der Gruppe. Ihre Tapferkeit und ihr Durchsetzungsvermögen helfen den Mädchen, die gefährliche Reise zu meistern. Außerdem verfügt Molly über gute Kenntnisse über das Land, wodurch sie immer wieder für Nahrung und Unterkunft sorgen kann.
Daisy, deren Vater ebenfalls weiß ist, ist etwas jünger als Molly, jedoch genauso durchsetzungsfähig wie sie. Als sie gemeinsam mit Molly und Gracie die lange Reise antritt, erweist sie sich als äußerst anpassungsfähig und robust.
Gracie hingegen ist die ängstlichste der dreien und beklagt sich am meisten über die widrigen Umstände der Reise. Kurz bevor die Mädchen in Jigalong ankommen, trennt sie sich von der Gruppe, um ihre Mutter in Wiluna zu finden. Auf dem Weg dorthin wird sie von der Polizei aufgegriffen und zurück zum Moore River Native Settlement geschickt.
"Follow the Rabbit Proof Fence" – Analyse
Dem Buch kannst Du einige Aspekte entnehmen, die es sich zu analysieren lohnt. Dazu gehören neben der verwendeten Symbolik des Kaninchenzauns auch die zentralen Themen sowie die Erzählperspektive.
Die Symbolik des Kaninchenzauns
Der rabbit-proof fence ("Kaninchenzaun") wurde 1907 errichtet und trennte über 1100 Meilen den Westen vom Osten Australiens. Sinn und Zweck des Zauns bestand darin, die schnell-wachsende Kaninchenpopulation davon abzuhalten, von den Buschlandschaften des Ostens in die Küstenregionen des Westen Australiens zu wandern.
Da er vom Norden zum Süden verlief, war er gleichzeitig auch ein wichtiger Wegweiser für die Ureinwohner*innen Australiens, die sich mit seiner Hilfe orientieren konnten:
There was much excitement when the girls reached the rabbit-proof fence. The fence cut through the country from south to north. It was a typical response by the white people to a problem of their own making. Building a fence to keep the rabbits out proved to be a futile attempt by the government of the day. For the three runaways, the fence was a symbol of love, home and security.
Aus dem Zitat kannst Du herleiten, dass der Zaun ein Symbol für zwei völlig unterschiedliche Dinge ist. Einerseits symbolisiert er für die drei Mädchen, dass sie sich ihrem Zuhause und damit auch ihren geliebten Familien nähern. Somit vermittelt der Zaun ihnen ein Gefühl von Liebe, Geborgenheit und Sicherheit.
Gleichzeitig wird jedoch auch deutlich, dass der Zaun für das Unwissen der weißen Kolonisator*innen steht: Sie verstehen nichts vom Land und schaffen Probleme, die sie selbst jedoch nicht oder nur schlecht lösen können.
Die Kaninchenplage wurde durch die Ankunft weißer Menschen ausgelöst, die die Kaninchen überhaupt erst nach Australien brachten. Dort vermehrten sich die Tiere so schnell, dass ihre Anzahl bald außer Kontrolle geriet.
Das steht stellvertretend für den Umgang mit dem Land: Die weißen Kolonisator*innen haben die Einheimischen, die im Einklang mit der Natur leben und nie mehr für sich selbst beanspruchen, als sie zum Überleben brauchen, gewaltvoll zurückgetrieben und teilweise in großen Zahlen ermordet.
Erzählperspektive
"Follow the Rabbit-Proof Fence" wird aus der dritten Person erzählt. In diesem Fall weißt Du sogar ganz genau, wer die Geschichte erzählt, nämlich die Autorin Doris Pilkington Garimara selbst. Um die Geschichte ihrer Mutter so detailgetreu wie möglich wiederzugeben, hat Garimara einerseits viel recherchiert, andererseits zahlreiche Interviews mit ihrer Mutter sowie deren Cousine Daisy geführt. Aus den so gewonnenen Informationen und Anekdoten konnte sie so Stück für Stück eine zusammenhängende Geschichte schreiben.
Bist Du Dir nicht mehr sicher, welche Erzählperspektiven es gibt? Dann hilft Dir die Erklärung "Erzählperspektiven".
Wie Dir vielleicht beim Lesen aufgefallen ist, wechselt der point of view ("Standpunkt") der Geschichte gelegentlich. Zwar gibt Garimara hauptsächlich mündliche Berichte ihrer Mutter und Daisy wieder und berichtet somit aus der Sicht der Charaktere. Manchmal distanziert sich die Erzählerin jedoch auch von der Handlung und nimmt eine Haltung als Außenstehende ein, um Dich als Leser*in über historische Fakten aufzuklären oder ihre eigene Meinung zu äußern.
Themen
In "Follow The Rabbit Proof Fence" werden zwei wichtige zentrale Themen behandelt: zum einen Rassismus und Kolonialismus der weißen Kolonisator*innen sowie die Bedeutung von Familie und (kultureller) Herkunft für die Aborigines.
Rassismus und Kolonialismus
Mit der Ankunft weißer Kolonisator*innen in Australien begann im späten 18. Jahrhundert die geplante Ausbeutung und Ausrottung der australischen Ureinwohner*innen. Dass die Europäer*innen eine große Gefahr für das Leben der Aborigines darstellen, wurde den einheimischen Völkern schnell klar:
The entire Aboriginal population grew to realize what the arrival of the European settlers meant for them: it was the destruction of their traditional society and the dispossession of their lands.
Wie Du dem Zitat entnehmen kannst, ahnten die Aborigines bereits, dass die Ankunft der Weißen ihre Lebensweise bedrohen und letztendlich auch zerstören würde. So wurden sie im Laufe der Zeit immer weiter von ihrem Land verdrängt, ihre Jagdrouten wurden zerstört und letztendlich hing ihr Überleben sogar in großen Teilen von den Essensgaben der Weißen ab.
Viele Kinder der Aborigines – vor allem die, die von einem weißen Mann gezeugt wurden – wurden außerdem ihren Familien entrissen und in Erziehungsheime gebracht. Dort wurden sie gezwungen, ihre eigene Kultur und Sprache für die der Weißen aufzugeben. Falls sie sich weigerten, drohten ihnen schwerwiegende Strafen, wie beispielsweise Peitschenhiebe.
Den Ureinwohner*innen wurde so über Jahrhunderte lang körperliche sowie psychische Gewalt angetan. Indem Garimara die Geschichte ihrer Mutter und deren Cousinen erzählt, verdeutlicht sie das Ausmaß der Gräueltaten des Kolonialismus und Rassismus der weißen Menschen. Sie macht darüber hinaus deutlich, welchen Einfluss die Kolonialisierung auf die Geschichte Australiens und somit auf die Völker der Ureinwohner*innen hat, die bis heute für Gerechtigkeit kämpfen.
Wusstest Du, dass die australische Regierung sich erst im Jahr 2008 offiziell bei den Völkern der Aborigines entschuldigt hat? Am 13. Februar 2008 hielt der damalige Premierminister Kevin Rudd eine Rede, in die er sich stellvertretend für das Leid, dass den einheimischen Familien durch australische Behörden angetan wurden, entschuldigt. Die Rede ist heute bekannt als "The National Apology".
Familie und kulturelle Identität
Da Mollys Vater weiß ist, ist ihre Hautfarbe heller als die der anderen Kinder. Aus diesem Grund wird sie als junges Mädchen oft von den anderen ausgeschlossen und gehänselt:
As she grew older, Molly often wished that she didn't have light skin so that she didn't have to play by herself. Most of the time she would sit alone, playing in the red dusty flats or in the riverbed depending where her family had set up camp. The dust-covered child stood out amongst her darker playmates. The Mardu children insulted her and said hurtful things about her. Some told her that because she was neither Mardu or wudgebulla she was like a mongrel dog.
Wudgebulla ist eine Bezeichnung für Menschen, die nicht zu den Aborigines gehören, wie beispielsweise Menschen mit weißer Hautfarbe. Mongrel bedeutet Mischlingshund.
Das Zitat verdeutlicht Dir, wie sehr Molly unter den Gemeinheiten der anderen Kinder leidet, bloß weil ihre Haut anders aussieht. Ihre Situation verbessert sich erst, als immer mehr Kinder zur Welt kommen, die ein weißes Elternteil haben. So lernt Molly auch ihre Cousinen Daisy und Gracie kennen, die die gleiche Hautfarbe haben wie sie.
Auch der südafrikanische Comedian Trevor Noah erlebte einen ähnlichen Konflikt aufgrund seiner hellen Hautfarbe. Wenn Dich dieses Thema näher interessiert, schau Dir gerne die Erklärung "Born A Crime" an.
Kinder wie sie stehen jedoch unter der Beobachtung der Regierung. Ab einem bestimmten Alter werden sie ihren Familien entrissen und in Erziehungsheime geschickt, wo sie die Kultur und Sprache ihrer Familie aufgeben sollen.
Dass die Mädchen von dort aus ausbrechen und damit zahlreiche Gefahren auf sich nehmen, nur um wieder zu ihren Familien zurückzukehren, zeigt ihre Verbundenheit zu ihrer Herkunft und Kultur. Der Gedanke daran, wieder mit ihnen vereint zu sein und nach ihren eigenen Bräuchen leben zu können, gibt ihnen genug Kraft für die Gefahren, Ängste und Zweifel, die ihnen auf der Reise begegnen werden.
Die Verbundenheit der Mädchen zu ihrer Kultur und ihren Familien wird Dir auch daran deutlich, dass die drei sich untereinander immer wieder als Schwestern bezeichnen, obwohl sie strenggenommen "nur" Cousinen sind.
"Follow the Rabbit Proof Fence" – Interpretation der Schlüsselstelle
Eine wichtige Schlüsselstelle in "Follow the Rabbit Proof Fence" ist der Moment, in dem Molly, Daisy und Gracie von dem Moore River Native Settlement fliehen. Die Mädchen nehmen mit ihrer Flucht nicht nur die Gefahren der weiten Heimreise auf sich, sondern auch die Strafen, die sie erwarten würden, falls man sie erwischt.
Eine Gruppe von jungen Aborigines, die vor den Mädchen versucht hatten zu fliehen, wurde erwischt und als Strafe in ein Verließ gesperrt. Dort bekamen sie tagelang nichts zu essen außer ein wenig Brot und Wasser. Außerdem wurde ihnen der Kopf kahl geschoren, bevor man sie vor den Augen der anderen auspeitschte.
Dass sie dieses hohe Risiko eingehen, verdeutlicht Dir als Leser*in zwei wichtige Aspekte. Auf der einen Seite illustriert es, wie unerträglich die Bedingungen im Erziehungsheim waren, was wiederum die Grausamkeit des Kolonialismus betont. Dieser stellte Aboriginals damals vor die Wahl: entweder, sie fügen sich der weißen Kultur und geben ihre dafür vollständig auf, oder sie riskieren den Tod.
Auf der anderen Seite verdeutlicht die Flucht, wie sehr die Mädchen selbstbestimmt und im Einklang mit ihrer Kultur, ihrer Sprache und gemeinsam mit ihren Familien leben möchten. Aus diesem Wunsch schöpfen sie die Tapferkeit und den Mut, um den weiten, gefährlichen Weg zurück auf sich zu nehmen. Wie schlecht die Chancen realistisch betrachtet für sie stehen, wird im folgenden Zitat von Mrs. Flanagan deutlich, die die Mädchen zu Beginn ihrer Reise mit Essen und warmen Kleidern versorgt:
Those girls are too young to be wandering around in the bush. They'll perish for sure. They don't know this part of the country. And the three of them with just dresses on. It's a wonder they didn't catch a cold. I'll have to report this to Mr. Neal for their own good before they get lost and die in the bush. It's my duty.
Wie Du aus dem Zitat entnehmen kannst, ist sich Mrs. Flanagan sicher, dass die Mädchen die Reise nach Hause nicht überleben werden. Sie glaubt, sie seien dafür zu jung, zu schlecht vorbereitet, und hätten nicht genug Kenntnisse über das Land, um zurückzukehren. Sie denkt, sie müsse die drei vor ihrem eigenen Schicksal bewahren, und sie daher den Behörden melden. Mrs. Flanagans Einstellung teilen fast alle Menschen, auf die die drei Mädchen unterwegs treffen. Dass sie sich davon nicht abhalten lassen, verdeutlicht Dir zusätzlich ihre Willenskraft und ihren Wunsch, wieder mit ihren Familien vereint zu sein.
"Follow the Rabbit Proof Fence" – Film
Das Buch wurde im Jahr 2002 unter dem Titel "Rabbit-Proof Fence" verfilmt. Regie führte Phillip Noyce und das Drehbuch schrieb Christine Olsen. Tianna Sansbury verkörperte Daisy und Laura Monagahn übernahm die Rolle der Gracie. Molly wurde von Everlyn Sampi gespielt.
Die Handlung des Films folgt sehr eng dem Original von Doris Pilkington Garimara. Nichtsdestotrotz gibt es einige Unterschiede vor allem bezüglich Gracies Schicksal. Diese werden Dir in der Tabelle einmal verdeutlicht:
Buch | Film |
Gracie trennt sich von der Gruppe, um ihre Mutter in Wiluna aufzusuchen. | Der angeblichen Aufenthaltsort der Mutter ist eine Falschinformation. Sie wurde absichtlich von der Behörde verbreitet, um Gracie in eine Falle zu locken. |
Molly und Daisy setzen den Weg nach Jigalong fort, nachdem Gracie sie verlassen hat. | Molly und Daisy kehren um, um Gracie zu folgen. |
Molly und Daisy sind nicht bei Gracie, als diese von der Polizei aufgegriffen wird. | Molly und Daisy erleben mit, wie Gracie gefangen genommen wird, können jedoch nichts unternehmen. |
Der Film endet außerdem mit den Worten von der echten Molly Craig und Daisy Craig Kadibill, die sich rückwendend an die Zuschauer*innen äußern.
"Follow the Rabbit Proof Fence" – Autorin Doris Pilkington
Die Autorin des Buches, Doris Pilkington Garimara (siehe Abbildung 3), wurde 1937 in der Balfour Downs Station in der Nähe von Jigalong, Australien, geboren. Als junges Mädchen wurden sie mit ihrer jüngeren Schwester Anabelle von ihrer Familie entrissen, während ihre Mutter Molly im Krankenhaus lag. Die beiden wurden – wie ihre Mutter damals – zum Moore River Native Settlement geschickt, um sich dort der weißen Kultur anzupassen.
Garimaras Mutter Molly wurde ebenfalls später zurück ins Camp geschickt, schaffte es jedoch erneut, gemeinsam mit Anabelle zu entkommen. Garimara selbst blieb gemeinsam mit ihrer Tante Daisy zurück. Garimara machte eine Ausbildung zur Krankenschwester und wurde Mutter von sechs Kindern. Im Laufe der Zeit begann sie, die Geschichten ihrer Tante und auch später ihrer Mutter zu sammeln und zu einer Reihe von Büchern zusammenzufügen, die das Schicksal der Stolen Generation illustrieren.
Die Stolen Generation bezieht sich auf die Kinder der Aborigines, die zwischen 1905 bis 1967 von der australischen Regierung ihren Familien entrissen und in Erziehungsheime gebracht wurden. Näheres zu diesem Thema erfährst Du in der Erklärung "Stolen Generation".
Garimara starb im Alter von 76 Jahren in der australischen Hauptstadt Perth an den Folgen von Krebs.
Rabbit Proof Fence - Das Wichtigste
- "Follow the Rabbit-Proof Fence" ist ein 1996 veröffentlichtes Buch von Doris Pilkington Garimara.
- Es behandelt den wachsenden Konflikt zwischen australischen Aborigines und den weißen Kolonisator*innen. Im Fokus steht dabei die Flucht der drei Mädchen Molly, Daisy und Gracie aus einem weißen Erziehungsheim. Die drei nehmen eine weite Reise durch das ganze Land auf sich, um wieder mit ihren Familien vereint zu sein.
- Dem Rabbit-Proof Fence, der durch das ganze Land verläuft, kommt dabei eine wichtige Bedeutung zu: Er dient den Mädchen nicht nur als Orientierung auf dem Weg nach Hause, sondern symbolisiert auch den schlechten Umgang der weißen Kolonisator*innen mit dem Land und seinen Menschen.
- Das Buch thematisiert somit den Rassismus und Kolonialismus der Weißen, die bis heute Auswirkungen auf die Ureinwohner*innen Australiens haben.
- Das Buch wurde im Jahr 2002 verfilmt. Der Film "Rabbit-Proof Fence" wurde mehrfach ausgezeichnet.
Nachweise
- Abb. 1 – Rabbit proof fence von Library and Information Service of Western Australia (LISWA) via Wikicommons (User: Agnte). (https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Rabbit-proof-fence-000876d.jpg)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Rabbit Proof Fence
Was geschieht in Rabbit Proof Fence?
In Rabbit Proof Fence werden die drei Aboriginal Mädchen Molly, Daisy und Gracie von der australischen Regierung ihren Familien entrissen und in ein Erziehungsheim gebracht. Dort sollen sie ihre Kultur und Sprache aufgeben und sich stattdessen den Lebensstil weißer Menschen aneignen. Die drei brechen jedoch aus dem Heim aus und begeben sich gemeinsam auf die 1700 Kilometer weite Reise durch ganz Australien, um zu ihren Familien zurückzukehren.
Was geschieht mit Gracie Fields in Rabbit Proof Fence?
Gracie trennt sich von der Gruppe, um ihre Mutter in Wiluna aufzusuchen. Auf dem Weg wird sie jedoch von der Polizei aufgegriffen und zurück ins Erziehungsheim gebracht.
Ist Rabbit Proof Fence eine wahre Geschichte?
Ja. In Rabbit Proof Fence erzählt die Autorin die Geschichte ihrer Mutter Molly und deren zwei Cousinen, die tatsächlich aus dem Erziehungsheim ausgebrochen und zurück zu ihren Familien gelaufen sind.
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