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Richard III. sehnt sich danach, König zu werden. Aus diesem Grund nutzt er Manipulation und Betrug, um sein Ziel zu erreichen. Am Ende stellt der Graf von Richmond, Henry Tudor, eine Armee auf und tötet Richard III. in der Schlacht. Richmond wird zu König Henry VII. und verspricht England Frieden.
Der volle Titel des Dramas lautet: "The Tragedy of King Richard the Third". Die Tragödie spielt um 1485, obwohl sich die eigentlichen historischen Ereignisse des Stücks über einen deutlich längeren Zeitraum abspielten, etwa von 1471 bis 1485. Hierbei war vor allem das Ende der Rosenkriege (1455 bis 1485) als historischer Hintergrund des Stücks zentral.
Die Wars of Roses ("Rosenkriege") fanden von 1455 bis 1485 statt. Die Rosenkriege waren eine Reihe von Bürgerkriegen in der englischen Geschichte. Während dieser Kriege kämpften die Adelshäuser Lancaster und York um den englischen Thron. Schließlich gewannen die Yorks. Richard II., Herzog von York, hatte vier Söhne, die die Linie fortsetzen: Edward IV., George, Herzog von Clarence und Richard III., Herzog von Gloucester. Erst Jahre später wurden die Kämpfe als Wars of Roses bezeichnet, nach den angeblichen Abzeichen der beiden Häuser: eine weiße Rose von York und die rote Rose von Lancaster.
"Richard III." Shakespeare – Charakterisierung
Neben Richard III. gibt es noch diverse weitere Charaktere in William Shakespeares Drama. Diese lassen sich grob nach ihrer Zugehörigkeit zu einer der beiden großen Dynastien des Landes oder ihrer Verbundenheit mit ihnen einteilen: Lancaster oder York.
König Richard III.
Richard, Duke of Gloucester (deutsch: "Herzog von Gloucester"), aus dem Adelshaus York, ist die zentrale Figur und Bösewicht des Dramas. Er ist körperlich entstellt und fühlt sich deshalb für den Frieden und die Liebe ungeeignet. Er entscheidet sich dafür, ein Schurke zu sein und schreckt vor nichts zurück, um König von England zu werden.
- böse und skrupellos
- machtgierig und korrupt
- sadistisch und manipulativ
- aber auch intelligent, politisch brillant und sprachgewandt
- wird zu König Richard III. gekrönt
- ist der Bruder des Königs von England, Edward IV.
Richmond
- Earl of Richmond ("Graf von Richmond"), später Henry VII.
- Neffe des verstorbenen Königs Henry VI. (König vor Edward IV.)
- Mitglied eines Zweigs der königlichen Familie Lancaster
- versammelt eine Gruppe von Rebellen, um Richard III. vom Thron zu stürzen und seine Tyrannei zu beenden
- ist der Gegenspieler Richards III.
- verkörpert im Gegensatz zu Richards III. Güte, Gerechtigkeit und Fairness
- überzeugt, dass er und seine Männer aus den richtigen Gründen kämpfen
- ermutigend
- optimistisch
- bescheiden
- wird unter anderem deshalb so positiv dargestellt, weil er die Tudor-Dynastie begründete, die zu Shakespeares Zeiten unter Königin Elizabeth I. noch England regierte
Auch wenn das Haus Tudor als solches nicht mehr existiert, stammt die noch heute (Sommer 2022) regierende Queen Elizabeth II. ebenfalls aus der Linie der Tudors.
König Edward IV.
- älterer Bruder von Richard III. und Clarence
- aus dem Adelshaus York
- zu Beginn des Stücks König von England
- mitverantwortlich für die Absetzung der Lancasters als regierendes Haus durch die Yorkisten
- widmet sich als König jedoch der Versöhnung der zwei politischen Lager
- ist sich nicht bewusst, dass Richard III. versucht ihn zu stürzen
Weitere Charaktere
Hier siehst Du weitere Charaktere, die im Drama "Richard III." vorkommen und mit Richard in Konflikt geraten.
Person | Beschreibung |
Prinz Edward und Prinz Richard, Herzog von York |
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Königin Elizabeth |
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Lady Anne |
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Margaret |
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Als im Mittelalter Könige abgesetzt wurden, wurden ihre Kinder meist auch getötet, um jede Bedrohung aus dieser königlichen Abstammungslinie auszulöschen. Die Ehefrauen der Könige hingegen wurden am Leben gelassen, weil sie als harmlos galten.
"Richard III." Shakespeare – Zusammenfassung
Richard III. ist eine klassische Tragödie. Kennzeichnend für diese Form des Dramas ist der schicksalhafte Konflikt der Hauptfigur und das unausweichliche Scheitern dieser Figur. Ein weiteres Merkmal ist die Unterteilung in fünf Akte.
Nach einem langen Bürgerkrieg zwischen der königlichen Familie von York und der königlichen Familie von Lancaster genießt England unter König Edward IV. und den siegreichen Yorks eine Zeit des Friedens. Richard von Gloucester, der Bruder von König Edward IV., ärgert sich über seine körperliche Missbildung und ist eifersüchtig auf die Macht seines Bruders. Richard III. ist entschlossen, die Krone Englands für sich zu gewinnen, koste es, was es wolle.
König Richard III. ist den meisten Menschen unter William Shakespeares Darstellung bekannt. Shakespeare bezeichnet Richard III. als poisonous bunch-back'd toad1 ("giftige Kröte mit Buckel"). Daher denken die meisten Menschen an einen humpelnden, buckligen Mann mit einem verkümmerten Arm, wenn sie sich König Richard III. bildlich vorstellen. Dieses Erscheinungsbild soll die bösen Taten Richards III. widerspiegeln.
Spätere Untersuchungen von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen stellten jedoch fest, dass König Richard III. kein humpelnder, buckliger Mann mit einem verkümmerten Arm war. König Richard III. hatte Skoliose im Jugendalter, eine seitliche Verdrehung der Wirbelsäule.
Erste Schritte zur Macht – Erster Akt
In der Exposition werden der Schauplatz und die Figuren vorgestellt, hauptsächlich die Hauptfigur Richard III. Er verkündet den Lesenden, dass er ein Schurke werden möchte, da er missgebildet und somit für das Böse bestimmt sei. Richard III. plant durch Verrat und Täuschung an den Thron zu gelangen.
Als Schurke wird eine Person bezeichnet, die moralisch verwerflich handelt, also böse Taten verübt.
Zunächst gelingt es ihm, die Witwe Lady Anne überzeugen, ihn zu heiraten, obwohl er ihren Ehemann Edward, Prinz von Wales, aus dem Haus Lancaster, ermordet hat. Er wirbt um Lady Anne, als sie den Trauerzug ihres Schwiegervaters, König Henry VI. (den Richard III. ebenfalls ermordet hat), begleitet.
Als Nächstes plant Richard III. die Inhaftierung seines Bruders Clarence im Tower of London, die ihm letztendlich auch gelingt, indem er ihn als Verräter darstellt. Kurz darauf töten Richards III. angeheuerte Attentäter Clarence.
Richards III. Regentschaft – Zweiter Akt
Im zweiten Akt setzt die aufsteigende Handlung ein. Die Hauptfigur Richard III. treibt die Handlung voran, handelt vorausschauend und leitet die ersten Schritte zur Erlangung der englischen Krone ein. Bestürzt vom Tod seines Bruders Clarence, erkrankt König Edward IV. schwer und verstirbt wenig später. Richard III. wird an seiner Stelle zum Regenten ernannt, unterstützt von Herzog von Buckingham.
Margaret, die Ehefrau des getöteten Königs Henry VI., Königin Elizabeth, Edwards IV. Frau, und die verwitwete Herzogin von York, Richards III. Mutter, betrauern die Situation.
Richard III. wird König – Dritter Akt
Im dritten Akt erlangt das Drama seinen Höhepunkt mit der Erreichung des Ziels, auf das die Hauptfigur hingearbeitet hat. Um zunächst jegliche Ansprüche auf die Krone abzuwehren, sperrt Richard III. seine Neffen Prinz Edward und Prinz Richard und in den Tower of London ein. Richard III. tötet die Hofadeligen, die den Prinzen treu ergeben sind. Dann lässt Richard III. die mächtigen Verwandten von Königin Elizabeth verhaften und umbringen, um jedem Anspruch auf die Krone entgegenzutreten.
Richard III. behauptet, dass die Kinder vom verstorbenen König Edward IV., also seine Neffen, unehelich sind und somit keinen Anspruch auf die Krone haben. Damit wäre Richard III. der nächste Anwärter auf den Thron. Herzog Richard III. wird zum König Richard III. ausgerufen.
Ein Kind gilt als unehelich, wenn die Eltern bei seiner Geburt nicht verheiratet sind. In Königsfamilien bedeutete es, dass dieses Kind weniger respektabel war und seinen rechtlichen Anspruch auf den Thron verlor.
Richards III. Schreckensherrschaft – Vierter Akt
Der vierte Akt besiegelt den Fall der Hauptfigur einer Tragödie. Richard III. schickt angeheuerte Mörder los, um seine Neffen zu töten. Richards III. Schreckensherrschaft hat dazu geführt, dass das einfache Volk Englands ihn fürchtet und dass sich fast alle Adligen des Hofes von ihm entfremdet haben, sogar sein treuer Begleiter Buckingham. Ein Herausforderer, der Earl of Richmond, ein Nachkomme der Familie Lancaster, stellt sich Richard III. entgegen und viele Adlige schließen sich Richmond an.
König Richard III. versucht in der Zwischenzeit seine Macht zu festigen. Er lässt seine Frau Anne ermorden, damit er die Prinzessin Elizabeth, Tochter der Königin Elizabeth und seines verstorbenen Bruders Edward IV., heiraten kann. Auch wenn die Prinzessin Elizabeth seine Nichte ist, würde die Heirat seinen Anspruch auf den Thron sichern. Aber Königin Elizabeth schafft es, ihm zuvorzukommen. Sie verspricht heimlich, ihre Tochter mit Richmond zu verheiraten.
Vor allem in Königshäusern war es früher akzeptiert und gängig, dass innerhalb der Familie geheiratet wurde.
Richards III. Fall – Fünfter Akt
Die Geschichte endet im fünften Akt mit einer Katastrophe für die Hauptfigur. Richmond marschiert aus Frankreich nach England ein. In der Nacht vor der Schlacht wird Richard III. von einem schlimmen Traum heimgesucht, indem die Geister aller Menschen auftauchen, die er jemals ermordet hat und ihn verfluchen. Außerdem sagen die Geister Richard III. voraus, dass er am nächsten Tag sterben wird.
In der Schlacht am nächsten Morgen wird Richard III. getötet und Richmond als König Henry VII. gekrönt. Der neue König verspricht England eine neue Ära des Friedens.
"Richard III." Shakespeare – Analyse der Sprache
Das Drama "Richard III." ist größtenteils im Blankvers geschrieben. Ein Blankvers ist eine ungereimte Verszeile, bestehend aus einem fünfhebigen Jambus und männlichen sowie weiblichen Kadenzen. Diese Versform ermöglichte es Shakespeare, flexibler zu schreiben und Gespräche realistischer wiederzugeben. Es gibt auch Charaktere, wie etwa Bürger*innen, die in Prosa, also in Alltagssprache, sprechen, um Standesunterschiede zu verdeutlichen. Im Gegensatz dazu sind die Gespräche des Adels in Versform gehalten.
Wenn Du Dein Wissen zum Jambus und Kadenzen auffrischen möchtest, dann schau doch in die Erklärungen "Metrum Englisch" oder "Vers Englisch".
Shakespeare verwendet außerdem häufig Antithesen, also entgegengesetzte Beschreibungen, um die Gegensätze der Häuser York und Lancaster zu verdeutlichen. Er benutzt auch das literarische Mittel der dramatischen Ironie. Das bedeutet, dass Du als Lesende*r über mehr Informationen verfügst, als die Charaktere des Stücks. So etwa, wenn Du Richards III. Lügen in seinen Dialogen durchschaust, da Du bereits weißt, was er plant. Die Charaktere des Stücks haben diese Information aber nicht. Zudem verleiht schwarzer Humor der Geschichte eine moderne und ironische Ebene.
Sprachlich, besonders für Richard III. und seine Wirkungskraft als Charakter, wichtig ist das Mittel der Rhetorik, also der Redekunst. So benutzt Richard III. bestimmte Mittel, um seine Zuhörer*innen von seinen Aussagen zu überzeugen und zu einer bestimmten Handlung zu bewegen.
Rhetorik
Das Stück beginnt damit, dass Richard III. in einem inneren Monolog darlegt, warum er sich für den Weg des Bösen und für die Täuschung entschieden hat. Er fühlt sich für den Frieden wegen seiner Missbildung ungeeignet und möchte stattdessen den Thron Englands besteigen. Im Laufe des Stücks erkennst Du, wie Richard III. seine rhetorischen Fähigkeiten einsetzt, um andere zu manipulieren. Richards III. Rhetorik ist dabei von Heuchelei und Unwahrheiten geprägt.
Ein innerer Monolog ist ein Selbstgespräch in Gedanken, in dem ein Charakter seine Gefühle und Gedanken in der Ich-Perspektive darlegt.
Eines der wichtigsten Beispiele ist sein langes Gespräch mit der Witwe des Prinzen Edward von Wales, Lady Anne. Sie wünscht ihm zu Anfang den Tod und am Ende – selbst zu Richards III. Überraschung – stimmt sie zu Richard III. zu heiraten. Anne erkennt später, dass sie Opfer seiner Rhetorik war und sich zu leicht von seinen Schmeicheleien umgarnen ließ.
Ein weiteres Beispiel für Richards III. Rhetorik findest Du im vierten Akt, als Richard III. bereits zum König gekrönt ist. Er fragt Königin Elizabeth um Hilfe, um ihre Tochter (seine Nichte), die ebenfalls Elizabeth heißt, zu umwerben. Die Königin verabscheut Richard III., sie wünscht ihm den Tod und ist von seiner Bitte überrascht. Du siehst hier, dass Richard III. sich nicht um moralische Fragen kümmert (Richard hat schließlich alle männlichen Mitglieder ihrer Familie ermordet) und versucht, alle Hindernisse durch geschickte Rhetorik zu überwinden, so sagt er:
If I did take the kingdom from your sons, To make amends I'll give it to your daughter.
Richard III. gibt zwar offen zu, dass er Elizabeths Söhnen das Land geraubt hat, verspricht aber im selben Atemzug dieses ihrer Tochter zu geben. So lenkt er von einer schlechten Tat (dem Stehlen des Landes) direkt zu einer vermeintlich guten Tat (die Aufopferung dieses Landes für die junge Elizabeth) über und kann so die Königin besänftigen und überzeugen.
Schwarzer Humor
Shakespeare macht häufiger Gebrauch von schwarzem Humor und Wortspielen, wodurch das Drama makaber, aber ebenso unterhaltsam sein kann. So siehst Du das zum Beispiel im Gespräch zwischen den angeheuerten Mördern, die Richards III. Bruder Clarence töten sollen.
I hope my holy humour will change; 'twas wont to hold me but while one would tell twenty. [...]
'Faith, some certain dregs of conscience are yet within me.
Einer der Mörder spricht hier über sein schlechtes Gewissen, dass ihn beschleicht, wenn er einen Mord begeht. Er sagt, dass dieses Gewissen sonst nur für zwanzig Sekunden anhielte, aber beim geplanten Mord von Clarence noch ein Rest von Gewissen übrig sei. Die Männer sprechen über einen Mord, als wäre es ein harmloses Unterfangen und scherzen darüber, dass ein schlechtes Gewissen nur ein flüchtiges Gefühl ist.
Die Äußerungen wirken in der Szene durch den Einsatz von schwarzem Humor makaber. So können einige Dialoge, wie etwa im Beispiel, trotz ihres tragischen Inhalts als komisch empfunden werden. Ein Großteil der Komik ergibt sich aus der Unfähigkeit einiger Figuren, Richards III. Doppelzüngigkeit zu erkennen oder zu verstehen.
Wortwahl und Bildsprache
Ein Großteil der Sprache des Stücks äußert sich in einer harschen Wortwahl. Damit bringen die Personen in Richards Umfeld ihren Hass auf ihn und ihr Entsetzen über seine Taten zum Ausdruck. Lady Anne zum Beispiel verflucht den Mörder ihres Mannes mit intensiven und beängstigenden Bildern. Als in derselben Szene Richard III. auftaucht, wird sie noch direkter und extremer in ihrer Wahl der Beleidigungen. So nennt sie ihn fiend1 ("Scheusal"), the devil1 ("der Teufel") oder lump of foul deformity1 ("Geschwulst einer üblen Missbildung").
Das Wappentier von Richard von Gloucester – das Symbol seiner Familie – ist das Wildschwein. In Bezug auf dieses Wappentier werden Wildschwein- und Schweinebildern sowie Witze verwendet, um Richard III. und seine Verwandten zu verhöhnen. Schweine werden nämlich häufig stereotypisch als gierige und schmutzige Tiere betrachtet. So beschreibt zum Beispiel Richmond Richard III. als wretched, bloody and usurping boar1 ("elendes, verdammtes und alles an sich reißendes Wildschwein"). Usurping boar deutet auch darauf hin, dass Richard ein Usurpator ist, also ein unrechtmäßiger König, der den Thron mit Gewalt an sich gerissen hat.
"Richard III." – Zentrale Themen und Motive
Auch heute noch sind die Themen, die Shakespeare in seinem Drama "Richard III." aufwirft, aktuell und universell. Das zentralste Thema des Stücks ist das Verhältnis von Moral und Unmoral. Verrat dominiert viele Handlungsstränge und bösartiger Ehrgeiz treibt die Hauptfigur des Stückes voran. Das Thema der Macht, wem diese zusteht und wie diese genutzt wird, wird von vielen Charakteren des Stücks aufgegriffen. Das Schicksal beschäftigte außerdem nicht nur die Charaktere des Stücks, sondern auch die Menschen zu Shakespeares Zeiten.
Moral und Verrat
Als Margaret, die Witwe des toten Königs Henry VI., Richard III. für seine abscheulichen Taten verflucht, glaubt sie, dass er noch Reste eines Gewissens in sich trägt und dass diese ihn verfolgen und quälen werden:
The worm of conscience still begnaw thy soul!1
Übersetzt bedeutet dieser Satz so viel wie: "Der Wurm des Gewissens nagt noch an deiner Seele." Trotz dieses Fluches und der Warnung, entscheidet sich Richard III. weiterhin absichtlich für unmoralisches Verhalten, um seine Ziele zu verfolgen. Ein Beispiel für Richards III. unmoralisches Verhalten ist der Versuch, seine Nichte Elizabeth zu heiraten. Dafür plant er seine Frau Anne zu töten und macht vor mörderischem Verrat an allen um ihn herum nicht halt.
Im Stück "Richard III." steht das Thema Verrat häufig im Dienste von Richards III. Ehrgeiz und seinem Machtstreben. Es ist neben Heuchelei und Manipulation eines von Richards III. Mitteln, um sein Ziel, den Thron Englands, zu erreichen. Richard III. verrät und belügt fast jede Person in seiner Umgebung, sogar seinen treusten Verbündeten Buckingham.
Richards III. Verhalten hat Konsequenzen, und zwar seinen Tod. Dadurch wird die moralische Ordnung am Ende von "Richard III." wieder hergestellt. Dafür ist eine Kraft verantwortlich, die sich in der Figur des Richmond manifestiert. Er führt die Rebellion gegen Richard an und tötet ihn schließlich in der Schlacht.
Ehrgeiz und Macht
Ehrgeiz ist eine große motivierende Kraft für eine Handlung und treibt diese voran. Richards III. Ehrgeiz wird jedoch durch seine unmoralische Haltung verdorben. Sein Ehrgeiz entspringt dem gefährlichen Wunsch, sich an der Welt zu rächen, weil er körperlich und moralisch entstellt ist.
Zu Beginn des Stücks kommentiert Richard selbst, wie friedlich das Land nach den militärischen Auseinandersetzungen geworden ist. Er erklärt, wie seine Unsicherheit und sein Selbsthass ihn zu einem Außenseiter in dem nun friedlichen Land gemacht haben. Er sei ungeeignet für die Liebe und den Frieden. Deshalb beschließt er, dies durch böse Taten auszugleichen und seine Macht, die er als König erlangen möchte, zu missbrauchen.
Sobald Richard III. zum König ausgerufen wird, versucht er nicht mehr, den Anschein eines guten Herrschers zu wahren und verfolgt eine offen mörderische Taktik:
Shall I be plain? I wish the [princes] dead, And I would have it suddenly perform'd.1
In dem Zitat spricht Richard III. von den Prinzen, die er im Tower of London gefangen hält. Er befiehlt, die Prinzen zu ermorden. Seine grausamen Absichten werden nicht mehr durch vorsichtige Metaphern und Andeutungen verdeckt, sondern ausdrücklich befohlen. Richard III. ist ganz und gar zu dem Schurken geworden, der er versprochen hatte zu sein. Macht bedeutet für ihn nicht das Wohlergehen des Reiches und seines Volkes, sondern Mittel zur Rache. Dabei möchte er Rache an ganz England nehmen, da er sich nicht zugehörig fühlt.
Gegen Ende des Stücks führt der rechtschaffene Richmond eine Rebellion gegen König Richard III. an und stellt damit den Frieden und die Harmonie im Land wieder her. Richmonds Rebellion ist moralisch gerechtfertigt, weil Richard seine Macht missbraucht hat. Er hat sich den Thron durch Mord (einschließlich Kindermord) und Betrug angeeignet: Er ist ein illegitimer König geworden. Das bedeutet, dass er keinen rechtmäßigen Anspruch auf den Thron hat.
Schicksal
In Richard III. wird Schicksal durch göttliche Vergeltung bestimmt, in dem unmoralisches Verhalten eine eigene Strafe nach sich zieht. Zudem sieht Richard seine körperliche und moralische Missbildung als Zeichen dafür, dass er nie dazu bestimmt war, gut zu sein. Stattdessen sei er für das Böse vorgesehen, unfähig, gegen sein Schicksal anzukommen.
Am Ende des Stücks verliert er alles und wird für seine tyrannischen und mörderischen Taten auf dem Schlachtfeld mit dem Tod bestraft. Das Universum hat in Form der göttlichen Gerechtigkeit die Ordnung der Dinge wiederhergestellt.
"Richard III." Shakespeare – Interpretation
"Richard III." hat viele Szenen, die sich für eine Analyse eignen. Eine der Schlüsselszenen, die den Höhepunkt markiert, ist Richards Krönung.
Politisch gesehen spielt das Stück in einem Zeitalter königlicher Macht, in dem das Land von einem Monarchen oder einer Monarchin mit absoluter Macht regiert wird. Das heißt, er/sie allein bestimmt, was im Land geschieht. Die allgemeine Annahme der Zeit war, dass der König oder die Königin von England von Gottes Gnaden regiert. Gott erwählt also die Monarch*innen und bestimmt damit auch, wer einen moralisch guten Charakter hat. Dieser Annahme wird durch die Ereignisse in "Richard III." widerlegt.
Wie Du in dem Stück sehen kannst, hat die Übernahme der Krone Englands wenig mit der Gerechtigkeit Gottes und der göttlichen Eignung des Monarchen oder der Monarchin zu tun. Die Übernahme der Krone erfolgt durch Machtmissbrauch und Manipulation. Richards III. Krönungsszene ist ein deutliches Beispiel für seine manipulativen und rhetorischen Fähigkeiten.
Richard III. erfährt, dass das Volk ihn nicht unterstützt, woraufhin er mit Buckingham einen Plan schmiedet. Er gibt in dieser Szene vor, ein demütiger und gottesfürchtiger Mann ohne persönliches Machtbestreben zu sein. Richard III. inszeniert ein Theaterstück im Theaterstück. Der Bürgermeister, die Bürger*innen und Buckingham bitten Richard III., die Krone anzunehmen, die er zweimal ablehnt. Nachdem er die versammelten Bürger*innen entmutigt und Buckingham gehen lassen hat, ruft er Buckingham zurück und sagt:
I am not made of stones,
But penetrable to your kind entreaties,
Albeit against my conscience and my soul.1
Er versichert damit, dass er nicht aus Stein sei, sondern gefühlvoll und sich nicht gegen die Bitten der Bevölkerung stellen könne. Der gespielte Widerwille, den Thron zu besteigen, und seine angeblich moralische Berufung, den Thron nicht einem illegitimen Herrscher wie Prinz Edward zu überlassen, sind Richards III. größte manipulative Schachzüge.
Nicht nur seine Schauspielkunst und Lügen, sondern auch seine rhetorischen Fähigkeiten bringen Richard abermals ans Ziel. Er nimmt Argumente gegen sich selbst vorweg, bevor jemand anderes diese gegen Richard vortragen kann. So kommt er seinen Feinden zuvor:
I do suspect I have done some offense
That seems disgracious in the city's eye,
And that you come to reprehend my ignorance.1
In diesem Zitat drückt er seine Besorgnis darüber aus, dass die Bürger*innen etwas gegen ihn haben oder denken, er habe etwas verbrochen. Da er so offenherzig ist, vermuten die Bürger*innen nicht, dass er Böses im Sinn haben könnte. Der Bürgermeister versichert ihm, dass die Bürger*innen ihn als König wollen. Richard bringt daraufhin selbst Argumente vor, warum er nicht König werden sollte, bevor es jemand anderes tun kann. Dieses Schauspiel lässt es so aussehen, als ob Richard widerwillig zur Annahme der Krone gedrängt wird.
Entscheidend für Richards Ziel ist, dass er als rechtmäßiger König akzeptiert wird. Richard III. betont, dass er zur Krone gedrängt wurde und diese eine "Last" (load) sei. Sollte er in Zukunft irgendeine Schuld auf sich laden, wird Richard III. von dieser befreit, da er die Krone nicht gewollt hatte. So gelingt es Richard III. durch Lügen, Manipulation und Rhetorik Englands Volk zu täuschen und sich ein so hohes Amt wie das des Königs anzueignen.
Über William Shakespeare
William Shakespeare war ein englischer Dramatiker und Schauspieler. Seine Komödien und Tragödien gehören zu den bedeutendsten Bühnenwerken und sind die am häufigsten aufgeführten und verfilmten. Seine Werke umfassen etwa 38 Dramen, epische Versdichtungen sowie 154 Sonette (vierzehnzeilige Gedichte).
- 1564 in Stratford-upon-Avon geboren
- besuchte eine Grammar School in England, wo er sich Wissen über Poetik und Rhetorik aneignete
- 1599 war er Mitbesitzer des Globe Theatre in London, wodurch er Wohlstand und Einfluss erlangte
- mit 18 Jahren heiratete er Anne Hathaway und hatte mit ihr drei Kinder
- als Geschäftsmann war es ihm möglich, sich finanziell an vielen Schauspiel- und Theaterorganisationen zu beteiligen
- lebte während der Herrschaft von Königin Elisabeth I.
- das elisabethanische Zeitalter, ist berühmt für die Blüte des Theaters – mit Shakespeare im Zentrum
- Shakespeare war Mitglied in der Schauspieltruppe Lord Chamberlain's Men, später als King's Men bekannt
- King's Men war als beste Schauspielgruppe Londons angesehen und trat häufig am Hof der Königin auf
Möchtest Du mehr über Shakespeares Werke erfahren? Schau Dir gerne auch die Erklärungen zu "Hamlet", "Macbeth" und "Romeo und Juliet" an.
Richard III Shakespeare - Das Wichtigste
- "Richard III." ist ein historisches Schauspiel, das 1597 von William Shakespeare verfasst wurde.
- Handlung: Richard von Gloucester ist der jüngere Bruder des Königs von England, Edward IV. Er möchte auf bösartige und unmoralische Weise den Königstitel an sich reißen, steht aber weit hinten in der Thronfolge. Deswegen nutzt er Manipulation und Betrug, um sein Ziel zu erreichen. Auch wenn Richard III. zum König Richard III. ausgerufen wird, wird er von seinem Feind, Richmond aus dem Haus Tudor getötet.
- Richard III. ist überwiegend im Blankvers geschrieben.
- Zentrale Themen:
- Moral und Verrat
- Ehrgeiz und Macht
- Schicksal
- Schlüsselszene: In der Szene siehst Du, wie Richard III. Manipulation, Lügen und Rhetorik verwendet, um vom englischen Volk als rechtmäßiger König anerkannt zu werden. Er nimmt den Bürger*innen alle schlechten Äußerungen über ihn vorweg und verleitet sie dazu, ihm die Krone anzubieten.
Nachweise
- Shakespeare (1994). King Richard III / König Richard III. Reclam.
- Charles (2020). William Shakespeare. Richard III: Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe (English Edition). Bange Verlag.
- Shakespeare.org.uk: Richard III Synopsis and plot overview of Shakespeare's Richard III. (21.07.2022)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Richard III Shakespeare
Was ist mit Richard III. passiert?
Wegen seiner grausamen Taten passiert es, dass Richard III. von Richmond getötet und als Herrscher abgesetzt wird.
Wie stirbt Richard III.?
Richard III. stirbt in einem direkten Kampf gegen Richmond in einer Schlacht.
Wofür war Richard III. bekannt?
Richard III. war für seine Skrupellosigkeit und Bösartigkeit sowie seine Missbildung bekannt.
Was bot Richard III. für ein Königreich?
In seinem Ausruf "A horse! A horse! My kingdom for a horse!" bot Richard III. ein Pferd für ein Königreich.
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