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Tom Leyton ist eine Figur aus dem Roman "Running Man". Er ist ein Kriegsveteran, über den in der Nachbarschaft viele solcher Gerüchte wie im Zitat verbreitet werden. Gerüchte haben eine starke Wirkung und doch entsprechen sie selten der Wahrheit. Der Schüler Joseph Davidson, die Hauptfigur des Buches, möchte sich selbst ein Bild von Tom Leyton machen.
Ein Kriegsveteran ist eine Person, die im Krieg gedient hat.
"Running Man" ist ein Roman für junge Erwachsene und wurde von dem australischen Autor Michael Gerard Bauer geschrieben und 2004 veröffentlicht wurde. Die Geschichte beruht auf einer Kindheitserinnerung des Autors und gewann mehrere Auszeichnungen, so etwa den Jugendliteraturpreis Courier Mail 2005 People's Choice Award.
"Running Man" – Charakterisierung und Personenkonstellation
Die zentralen Figuren des Romans "Running Man" sind vor allem der junge Joseph Davidson, der Veteran Tom Leyton und der Running Man, der eigentlich Simon Jamieson heißt.
Joseph Davidson
Die Hauptperson des Romans "Running Man", Joseph Davidson, ist ein 14-jähriger Schüler. Joseph ist sehr verständnisvoll, aber still und verschlossen.
- lebt mit seinen Eltern in Ashgrove, Brisbane, Australien, in der Nachbarschaft von Tom Leyton
- talentierter Zeichner
- hat oft Albträume
- hat ein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater und wünscht sich, dass dieser präsenter wäre
- wird mit der Zeit selbstbewusster und einfühlsamer anderen Personen gegenüber
Tom Leyton
Tom Leyton wurde 1949 geboren und diente als Soldat in Vietnam. Durch seine Erfahrungen im Krieg kehrt er schwer traumatisiert nach Hause zurück.
- lebt seit 30 Jahren völlig zurückgezogen in seinem Elternhaus
- etwa Mitte 50, grüblerisch, sehr verschlossen, schweigsam
- ist für die Nachbarn mysteriös, weshalb auch Gerüchte über ihn verbreitet werden
- fühlt sich verloren
- wird von seiner Vergangenheit, dem Krieg und seiner Schuld gequält
- wollte nach seiner Rückkehr als Lehrer arbeiten, aber sein Trauma hielt ihn davon ab
- züchtet Seidenraupen
- stirbt an Herzversagen am Ende des Buches
Seidenraupen sind die Larven des Seidenspinners, einer Schmetterlingsart, die aus China stammt. Aus den Kokons der Seidenraupen wird Seide produziert.
Simon Jamieson (Running Man)
Joseph bezeichnet Simon Jamieson als Running Man, weil er unaufhörlich in gebückter Haltung durch die Straßen läuft. Seine Geschichte wird erst im elften Kapitel offenbart, als Joseph einen Zeitungsartikel über ihn und seine Familie findet.
- groß und dürr
- Kleidung ist alt und abgetragen
- hat einen gehetzten Ausdruck in den Augen
- verlor seine Frau und seine Kinder in einem Hausbrand
- läuft seit diesem Schicksalsschlag hektisch durch die Straßen und löst so Josephs Albträume aus
Weitere Charaktere
In der Tabelle findest Du eine Auflistung der Nebenfiguren in "Running Man".
Person | Beschreibung |
Laura und Peter Davidson |
|
Caroline Leyton |
|
Geraldine Mossop |
|
"Running Man" – Zusammenfassung
Die Geschichte der ungewöhnlichen Freundschaft von Tom Leyton und Joseph Davidson entwickelt sich in insgesamt 13 Kapiteln. Die Handlung des Buchs "Running Man" beginnt aus Josephs Perspektive mit der Beerdigung von Tom Leyton. Joseph fühlt sich für Toms Tod verantwortlich und versucht sich daran zu erinnern, wie alles begann.
Ein Leben lang in Schachteln – Kapitel 1 bis 6
Die Familie Davidson ist neun Jahre vor den erzählten Ereignissen nach Ashgrove, Australien in die Nachbarschaft der Leytons gezogen. Caroline Leyton kümmert sich nach dem tödlichen Autounfall ihrer Eltern seit Jahrzehnten um ihren zurückgezogenen älteren Bruder Tom. Obwohl kaum jemand Kontakt mit Tom hat, werden negative Gerüchte über ihn verbreitet, vor allem von der Nachbarin Geraldine Mossop. Sie erzählt, dass Tom gefährlich ist und einen Jungen belästigt hat.
Caroline schlägt Joseph vor, ihren Bruder Tom als Modell für sein Schulprojekt einer Porträtzeichnung zu wählen. Joseph ist jedoch unsicher, ob er das Angebot annehmen soll. Ab diesem Zeitpunkt setzen Josephs Albträume aus seinen Kindheitstagen wieder ein. Er träumt vom Running Man, einer dürren und wild aussehenden Gestalt. Er trägt diesen Namen, da er immer gehetzt durch die Straßen rennt. Joseph traf ihn erstmals mit acht Jahren und der Anblick des Running Man verfolgt ihn bis heute. Er ist sich jedoch bewusst, dass er den Traum nur loswerden kann, indem er sich dem Running Man stellt.
Frau Mossop redet Josephs Mutter ein, dass Tom eine Gefahr für Joseph sei. Joseph bekommt das Gespräch mit und auch, dass sie ihm nicht zutrauen, das Haus der Leytons zu betreten. Dies führt zu seiner Entscheidung, Tom als Model für seine Porträtzeichnung zu wählen. Während der ersten Sitzung entsteht zwischen den beiden Charakteren eine Verbindung, weil Joseph erkennt, dass auch Tom mit persönlichen Ängsten zu kämpfen hat.
Tom stellt Joseph seine Seidenraupen vor, die zu einem gemeinsamen Interesse werden. Joseph erkennt, dass die Seidenraupen nicht außerhalb von Kartons überleben können, woraufhin Tom ihm das Gedicht "The Silkworm" von Douglas Stewart zeigt. Das Gedicht beschreibt den Lebenszyklus der Seidenraupen:
All their lives in a box! [...] But hush, they say in themselves, we are in prison.1
Joseph zeichnet mehrere Skizzen von Tom und merkt, dass sie leblos wirken, da er Tom noch besser kennenlernen muss.
Zu tief in einem Traum – Kapitel 7 bis 13
In den Ferien sehen Joseph und Tom sich fast täglich und beobachten die Veränderungen der Seidenraupen. Dabei geben sie Dinge über sich preis, die bisher niemand über sie weiß. Tom offenbart, dass er an Wunder geglaubt hat und Joseph erzählt ihm vom von seiner Angst vor dem Running Man. Tom gibt zu bedenken, dass der Running Mann möglicherweise nicht das Monster ist, für das Joseph ihn hält, sondern ein missverstandener Mann.
Schließlich erzählt Tom, wie ihm und seiner Einheit im Vietnamkrieg eine Falle gestellt wurde. Dabei kamen alle seine Kameraden und sein bester Freund Mick ums Leben. Seit diesem Zeitpunkt glaubt Tom nicht mehr an Gott oder an Wunder. Zu Hause konnte er seinen Beruf als Lehrer nicht weiter ausüben und musste stattdessen in einer Nervenklinik behandelt werden. Dort rettete er die Eier der Seidenraupen, die für ihn den Kreislauf des Lebens und Sterbens und seine Sinnlosigkeit symbolisieren.
Während des Kalten Krieges beteiligten sich die USA und auch Australien 1964 im Vietnamkrieg, der von 1955 bis 1975 andauerte. Der Krieg sollte den Vormarsch des Kommunismus in Asien stoppen. Der Kommunismus ist eine politische Idee und besagt, dass alles, was für den Lebensunterhalt nötig ist, allen Menschen gehören soll. Nordvietnam war kommunistisch orientiert und wurde von China und der Sowjetunion unterstützt. Die Sowjetunion war ein Staat in Asien und in Osteuropa und bestand von 1922 bis 1991. Zu diesem Staat gehörten Russland, die Ukraine und zwölf weitere Staaten. Südvietnam wurde von amerikanischen Soldaten aus den USA unterstützt. Die Weltmächte kämpften dabei um ihren Einfluss in Asien. Weitere Informationen über den Kalten Krieg findest Du in der Erklärung "Cold War".
Joseph hat eine weitere Begegnung mit dem Running Man während eines Gewitters unter einem Wartehäuschen einer Bushaltestelle, als er für Tom eine Schachtel Seidenraupen als Spende zu einer Schule bringen soll. Joseph ist zwar panisch, aber versucht seine Angst zu überwinden, indem er dem Running Mann die Seidenraupen zeigt. Daraufhin zitiert der Running Man die erste Zeile des Gedichts von Douglas Stewart, indem es um Seidenraupen geht. Joseph erkennt das Gedicht wieder, denn es ist das gleiche, das Tom Leyton ihm gezeigt hatte.
Zeilen von Douglas Stewarts Gedicht finden sich auch auf dem Originalcover des Buches "Running Man".
Als Joseph Tom bei ihrem nächsten Treffen davon erzählt, kommentiert Tom, dass man eine Person nie direkt so wahrnimmt, wie sie wirklich ist und deshalb oft falsch über sie urteilt. Joseph entdeckt in Toms Sammlung alter Zeitungsausschnitte einen Artikel über den Running Man, dessen eigentlicher Name Simon Jamieson ist. Als junger Mann verlor er seine Frau und Kinder bei einem Hausbrand.
Josephs und Toms Freundschaft wächst und Joseph gelingt es, Toms Mauer aus Selbsthass zu überwinden. Jedoch muss Joseph den älteren Mann zur Rede stellen, als Frau Mossop behauptet, dass Tom während seiner Tätigkeit als Lehrer der Schule verwiesen wurde, weil er angeblich einen Schüler bedrängt hat. Als Tom Joseph nicht von seiner Unschuld überzeugen kann, erhält er von Joseph eine Zeichnung, auf der Tom als Teufel abgebildet ist.
Daraufhin bittet Tom Joseph um ein weiteres Treffen und erklärt Tom die Ursache für die Gerüchte: Im Krieg hat Tom einen vietnamesischen Jungen erschossen, der ihn und seine Kameraden in Vietnam in die Falle gelockt hatte. Der Junge aus der Schule hatte Tom durch sein asiatisches Aussehen an dieses Erlebnis erinnert. Deshalb hat er ihn umarmt und um Verzeihung angefleht, was als Belästigung aufgefasst wurde. Tom konnte seinen Lehrerjob nicht wieder aufnehmen.
Ein Blitz von Freude – Kapitel 14 bis 17
Joseph und seine Mutter Laura sind in großer Sorge, als sie hören, dass die Minen, in denen sich Josephs Vater aufgrund seiner Arbeit als Ingenieur befindet, eingestürzt sind. Joseph bereut es, sich nicht von seinem Vater verabschiedet zu haben. Jedoch hatten ihn seine Wut und Enttäuschung über die wiederholte Entscheidung des Vaters, die Familie wegen seines Jobs zu verlassen, davon abgehalten. Es stellt sich kurz darauf heraus, dass Josephs Vater zur Zeit des Einsturzes nicht in den Minen war.
Am Morgen sieht Joseph, dass der Maulbeerbaum vor seinem Fenster voller goldener Kokons ist, die Tom an den Zweigen befestigt hat. Diese sollten Joseph trösten und von seinen Sorgen um seinen Vater ablenken. Dabei erlitt Tom ein Herzversagen und Joseph findet ihn auf dem Boden liegend. Kurz bevor Tom stirbt, sagt er, dass Joseph sein Wunder war.
Ein Kokon ist eine Art Gehäuse, das einige Insekten zum Schutz um sich herum bauen. Manchen Tieren dient es auch als Behälter während einer Veränderung, wie etwa der Raupe, die als Schmetterling aus dem Kokon schlüpft.
Joseph fühlt sich für Toms Tod verantwortlich, doch Caroline beteuert, dass er Toms Leben gerettet hat. Joseph stellt sein schlussendlich beendetes Porträt von Tom vor seinen Sarg. Auf Toms Beerdigung ist auch der Running Man. Joseph dankt ihm für sein Kommen und spricht einen Segen, den er von Tom gelernt hat. In der nächsten Nacht träumt Simon Jamieson, dass er mit seiner Familie wiedervereint wird. Josephs Albträume vom Running Man hören auf.
"Running Man" – Interpretation und Analyse
Die Handlung des Romans "Running Man" ist in drei Geschichten unterteilt und behandelt Themen wie traumatische Erlebnisse, die Bewältigung eigener Ängste sowie Vorurteile und Voreingenommenheit.
Aufbau
Die Handlungszeit des Romans lässt sich im 21. Jahrhundert einordnen und der Handlungsort ist das Stadtviertel Ashgrove in Brisbane, Australien. Die Geschichte ist in eine Rahmenhandlung eingebettet, die die Beerdigung von Tom Leyton beinhaltet. Das erste Kapitel leitet Dich in die Rahmenhandlung ein und wird im 17. Kapitel wieder aufgegriffen. Die Kapitel von "Running Man" sind in drei Teile mit jeweils eigenen Namen unterteilt (die Überschriften in der Zusammenfassung sind auch die Überschriften der drei Teile). Der Epilog am Ende des Buches bietet Dir einen Ausblick auf die Zukunft der Charaktere.
Erzählperspektive
Die Geschichte in "Running Man" wird vor allem aus der eingeschränkten Perspektive des Ich-Erzählers (first-person narrator) Joseph Davidson geschildert. Nur im Epilog wechselt die Perspektive zum allwissenden Erzähler (Third-Person Omniscient Narrator), sodass Du als Leser*in vom Traum des Running Man erfährst und dass Joseph keine Albträume mehr hat. Durch den Ich-Erzähler kannst Du Josephs Prozess des Erwachsenwerdens nachvollziehen.
Der Prozess des Erwachsenwerdens wird auch als Adoleszenzprozess bezeichnet. Du begleitest die Figur bei ihrem Eintritt in das Erwachsenenalter. Dabei ist die Hauptfigur auf der Suche nach ihrer eigenen Identität und ihr Abschied von der Kindheit steht oft mit Todesmotiven in Verbindung (in diesem Fall: Tod der Seidenraupen, Tom Leytons Tod).
Stil und Sprache
Der Autor nutzt in seinem Buch "Running Man" Alltagssprache, die poetische und jugendsprachliche Elemente enthält. Die jugendsprachlichen Elementen oder Slang-Ausdrücke, also informell und umgangssprachliche Begriffe, halten sich aber sehr in Grenzen, auch wenn man diese vor allem in Dialogen erwarten würde. Außerdem wird das Buch durch lyrische Ergänzungen, wie etwa Gedichte, durchbrochen.
Der Text enthält außerdem viele Zitate und Anspielungen auf andere Texte. Das nennt sich Intertextualität. So lehnt sich das Buch thematisch an das zitierte Gedicht "The Silkworm" von Douglas Stewart an. Zitiert wird auch aus dem Gedicht "The Tiger" von William Blake, als es um die Frage geht, ob Gott das Gute und auch das Böse auf der Welt geschaffen hat:
Did He who made the Lamb make thee?1
Das thee bezieht sich dabei auf einen Tiger. Dabei steht das harmlose Lamm für das Gute und das Raubtier für das Böse auf der Welt. Ein weiteres vorkommendes Gedicht ist "Homecoming" von Bruce Dawe. Das Gedicht kritisiert die Auswirkungen eines Krieges auf den Menschen, was Dir am Beispiel Tom Leyton und dem Vietnamkrieg gezeigt wird.
Symbole
Die zentralen Symbole in "Running Man" sind die Seidenraupen und der Maulbeerbaum.
Seidenraupe
Ein Symbol, welches sich durch den gesamten Roman zieht, ist die Seidenraupe. Das Tier ist Basis für die Freundschaft von Tom und Joseph. Die Seidenraupe spielt zuerst in Tom Leytons Kindheit eine wichtige Rolle und ist für ihn ein Zeichen, dass Gott Gebete erhört und dass es Wunder gibt.
Der Lebenszyklus einer Seidenraupe repräsentiert auch Tom Leytons Leben und seinen Charakter. Seine zurückgezogene und verschlossene Lebensweise wird mit einem Kokon aus Düsternis und Verzweiflung verglichen. Toms Leben geht zusammen mit dem Lebenszyklus des Seidenspinners zu Ende.
Maulbeerbaum
Der Maulbeerbaum ist ein Symbol für Hoffnung und Enttäuschung. Tom Leyton glaubt als Kind, bei diesem Baum Seidenraupen zu finden, da er weiß, dass sie Maulbeerblätter fressen. Er wird aber enttäuscht und verliert seinen Glauben an Gott, denn trotz seiner Gebete findet er keine Seidenraupen. Erst als er zufällig einen Karton mit Seidenraupen erhält, kehrt seine Hoffnung, dass Gott existiert, zurück.
Der Maulbeerbaum symbolisiert damit auch Toms Zweifel an seinem Glauben. Er ist zunächst überzeugt, dass bei seiner Suche nach den Seidenraupen seine Gebete erhört wurden. Im Vietnamkrieg aber kann er sich nicht mehr auf Gebete verlassen, da diese ihn und seine Kameraden nicht vor Schaden und Leid bewahrt haben.
Tom stirbt, als er Seidenraupenkokons an den Maulbeerbaum hängt. Diese Kokons sollen Joseph zeigen, dass es Wunder gibt und dass Joseph die Hoffnung, dass es seinem Vater gut geht, nicht aufgeben darf. Diese Szene zeigt zugleich, dass auch Toms Glaube an Gott wiederhergestellt ist. Tom hatte nach so vielen Jahren der Isolation den Glauben verloren, jemals sein Trauma zu überwinden oder einen Freund zu finden. Dass Joseph in sein Leben getreten ist, kommt Tom wie ein gottgesandtes Wunder vor.
Themen von "Running Man"
Es gibt einige Themen, die im Buch "Running Man" im Einzelnen untersucht werden können. Das sind einerseits Themen wie Familienverhältnisse, der Umgang mit Vorurteilen und der Identität. Weitere Themen sind menschliches Leiden oder der Umgang mit traumatischen Erlebnissen.
Umgang mit Vorurteilen
Frau Mossop verkörpert in ihrer Figur Vorurteile und gesellschaftliche Wertvorstellungen. Sie zeigt, wie gefährlich die Auswirkungen von Gerüchten und schnellem Urteilen sein können. Sie kennt Tom Leyton kaum und doch ist er für sie ein Sonderling. Sie hat mitbekommen, dass es einen Vorfall an Toms Schule gab, bei dem er ein Kind belästigt haben soll. Jedoch kennt sie die Hintergründe nicht und weiß nicht, was wirklich geschehen ist.
Ihre Behauptungen sind aber gefährlich für Toms Ruf und führen dazu, dass Tom sich umso mehr isoliert, um nicht den Urteilen der Gesellschaft ausgesetzt zu sein.
Perception is not what we see, but what we think we see.1
Wie der Running Man in diesem Zitat sagt, beruhen Urteile oft auf einem Schein. Joseph entscheidet sich, diesen Gerüchten nicht blind zu glauben und Tom näher kennenzulernen. Michael Gerard Bauer thematisiert damit den Kampf gegen Vorurteile und dass es sich lohnt, hinter die Fassade eines Menschen zu sehen. "Running Man" appelliert daran, keine gefährlichen und voreiligen Schlüsse zu ziehen.
Umgang mit Trauma und Ängsten
Der Umgang mit traumatischen Erlebnissen und Ängsten ist ein zentrales Thema im Buch "Running Man".
Als Trauma versteht man eine sehr einschlägige und schmerzhafte Erfahrung im Leben eines Menschen, wie etwa ein Unfall oder ein Verlust. Das kann den Menschen und seinen Umgang mit seiner Umwelt verändern. Dabei bleibt die schmerzhafte Erfahrung und die Erwartung, dass so etwas wieder passiert, bestehen. In den meisten Fällen führt das zu Angstzuständen und zur Einschränkung des normalen Lebens.
Tom Leytons großes Trauma entstand durch seine Kriegserlebnisse in Vietnam, nachdem seine Kameraden und sein bester Freund getötet wurden. Als Reaktion erschießt er das vietnamesische Kind, das den Soldaten die Falle gestellt hatte. Das löst einen Nervenzusammenbruch aus und auch psychiatrische Behandlung kann Tom nicht helfen. Er bricht bei dem Anblick eines asiatischen Schülers zusammen, da dies sein Trauma wieder wachruft.
I've been afraid to wonder, to dream, because of the nightmares in my head.1
Hier offenbart Tom bei einem Gespräch mit Joseph, wie ihn seine Albträume, die aus seinem Trauma entstehen, davon abhalten, zu träumen und ungezwungen zu leben. So verbringt er über 30 Jahre isoliert in seinem Haus. Die Begegnung mit Joseph und die Empathie des Jungen bringt Tom dazu, über das Erlebte zu sprechen. Das hilft ihm dabei, sein Trauma langsam zu verarbeiten und seine Lebensfreude wiederzugewinnen.
Josephs Trauma hingegen entstand durch den Running Man, jedoch ist die Bedrohung, vor der er sich fürchtet, nicht real. Dennoch löst die Gestalt schreckliche Albträume und Ängste aus. Joseph bewältigt sein Trauma, indem er erfährt, wer der Running Man ist und was der Grund für sein Verhalten ist. Joseph hat Verständnis für Simon Jamieson und überwindet seine Ängste. Er bietet Simon sogar seine Hilfe an.
Tom und Joseph lernen, dass sie nicht vor ihren Ängsten fliehen können und sich diesen stellen müssen. Beide Charaktere tun es, indem sie sich öffnen und darüber sprechen. Joseph macht dabei eine emotionale Entwicklung durch: Seine Empathie und sein Fremdverstehen für andere Menschen wächst. Dadurch kann er besser nachvollziehen, was diese durchmachen.
Menschliches Leid und Glaube an das Göttliche
Die Frage, ob es Gott wirklich gibt, wenn doch so viel Leid auf der Welt herrscht, durchzieht die Geschichte von "Running Man". Tom verliert in seiner Kindheit kurzzeitig den Glauben an Gott, als sein Gebet, Seidenraupen zu finden, nicht erhört wird. Daraufhin erhält er plötzlich einen Karton von Seidenraupen geschenkt. Das kommt ihm wie ein Wunder vor und er glaubt, dass Gott seine Gebete doch erhört hat.
But where was God's speed when I stood frozen to the spot and watched Mick get blown apart?1
Im Vietnamkrieg verliert er diesen Glauben wieder, da er selbst schwere Verluste ertragen und viel Leid erfahren musste. Im Zitat äußert er seine Frustration und seinen Unglauben. Der Segen, God's speed ("Gottes Segen"), der den Soldaten mit auf den Weg gegeben wird, kommt ihm trügerisch vor, da es seinen Freund Mick nicht vor Schaden bewahrt hat. Erst Joseph bringt Tom dazu, wieder zu glauben. Mit seinen letzten Worten an Joseph bedankt sich Tom dafür, dass er sein Wunder war.
Joseph zweifelt ebenfalls an seinem Glauben an Gott, als er denkt, dass sein Vater in den Minen in Gefahr ist. Er versucht zwar zu beten, wie er es früher getan hat, aber glaubt, dass ihn Gebete nicht weiterbringen. Dass sein Vater unversehrt zurückkehrt, sieht er eher als eine Aneinanderreihung aus Zufällen, als ein Wunder oder als Erfüllung seiner Gebete.
"Running Man" – Michael Gerard Bauer
Michael Gerard Bauer (siehe Abbildung 3) wurde am 10. August 1955 in Brisbane, Australien geboren. Er studierte an der University of Queensland die Fächer Englisch, Wirtschaftswissenschaften und Pädagogik. In Brisbane arbeitete er als Lehrer an einer weiterführenden Schule. Bauer lebt noch heute mit seiner Frau Adriana, die als Lehrerin arbeitet, und seinen beiden Kindern Meg und Joseph in Ashgrove. Er ist mittlerweile hauptberuflich Schriftsteller. "Running Man" war sein erstes Buch, das er 2004 in Australien veröffentlichte.
Weitere Werke des Autors sind:
- die Trilogie "Don't Call Me Ishmael" ("Nennt mich nicht Ismael") aus dem Jahr 2006
- "Dinosaur Knights" (2008)
- "Just A Dog" (2010)
Running Man Buch - Das Wichtigste
- Das Buch für junge Erwachsene "Running Man" wurde 2004 in Australien und 2007 in Deutschland vom australischen Autor Michael Gerard Bauer veröffentlicht.
- Inhalt: Der stille, aber emphatische Joseph Davidson lernt im Rahmen eines Schulprojekts seinen mürrischen und älteren Nachbarn Tom Leyton kennen. Die Freundschaft, die sich zwischen den beiden Charakteren entwickelt, hilft Joseph seine Albträume und Angst vor dem Running Man zu bewältigen. Tom kommt die Freundschaft einem Wunder gleich und er kann dadurch sein Trauma aus dem Vietnamkrieg verarbeiten.
- Die Hauptmotive des Buches sind: Trauma und Ängste, Identität, menschliches Leiden, Glaubensfragen, Wunder, Vorurteile
- Symbole sind die Seidenraupen und der Maulbeerbaum.
Nachweise
- Bauer, Michael Gerard (2004). Running Man. Omnibus Books.
- Möbius (2014). Running Man von Michael Gerard Bauer: Königs Erläuterungen Spezial. Bange Verlag.
- Palupi (2017). Personality Change of the Main Character, Tom Leyton, as Influenced by the Minor Character, Joseph Davidson, in Michael Gerard Bauer's The Running Man. Sanata Dharma University.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Running Man Buch
Wer schrieb "Running Man"?
Der australische Autor Michael Gerard Bauer schrieb den Roman "Running Man".
Wer ist die Hauptperson in "Running Man"?
Die Hauptperson ist der 14-jährige Joseph Davidson.
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