Folgen Shakespeares Sonnets eigentlich einem gleichen Aufbau? Und welche Themen werden behandelt?
Sonett von Shakespeare Liste
Shakespeare hat insgesamt 154 Sonnette geschrieben. Eine Liste aller Shakespeare Sonnette würde so aussehen:
- Sonett 1
- Sonett 2
- Sonett 3
- Sonett 4
- Sonett 5
- ...
- Sonett 154
William Shakespeare hat seinen lyrischen Werken nämlich keine "normalen" Titel gegeben, sondern sie durchnummeriert.
Shakespeare Sonnet – Aufbau
Die Sonnets von Shakespeare folgen meist einem klaren Aufbau und einer ähnlichen Struktur:
- 14 Verszeilen
- Verse sind in drei Quartette (Vierzeiler) und einem abschließenden Paar (Zweizeiler) unterteilt
- Die Quartette werden auch als Strophen bezeichnet.
- Versform: jambische Pentameter
- fünf betonte und fünf unbetonte Silben pro Zeile wechseln sich ab
- Reimschema = "Shakespeare-Sonett"-Schema ABAB CDCD EFEF GG
- In jedem Quartett reimen die erste und dritte Zeile sowie die zweite und vierte Zeile miteinander.
- Im Zweizeiler reimen beide Zeilen miteinander.
Das Sonett hat seinen Ursprung im 13. Jahrhundert in Italien und wird auf den Dichter Francesco Petrarca zurückgeführt. Die ursprüngliche Form des Sonettes besteht dabei aus 14 Versen mit jeweils zwei Quartetten und zwei Terzetten.
In der Renaissance wurde das Sonett auch in England zur beliebten Dichtungsform. Zusammen mit anderen Dichtern begann William Shakespeare, lyrische Stücke in der Sonett-Form zu verfassen. Shakespeares Sonette weichen in der Struktur von der ursprünglichen Form des Sonettes ab – deshalb nennt man seine Sonette die Shakespearean sonnets.
Wie der Aufbau eines klassisches Shakespearean sonnet aussieht, zeigt Dir die folgende Abbildung noch einmal anschaulich:
Abb. 1 - Shakespeaean Sonett Aufbau Beispiel – Sonett 18
Shakespeare Sonnet – Themen und Inhalt
Bei einem Großteil der 154 Sonette handelt es sich um Liebesgedichte. Die Sonette von Shakespeare behandeln also oft Themen wie Liebe, Schönheit, Vergänglichkeit und Zeit. Sie sind bekannt für ihre sprachliche Schönheit und ihre Fähigkeit, komplexe Gefühle und Gedanken auf beeindruckende und zugleich prägnante Weise auszudrücken.
- Shakespeares Sonette haben dramatische Elemente, unterscheiden sich aber von seinen Theaterstücken.
- Seine Sonette setzen sich mit sehr persönlichen Themen (z. B. Liebe, Lust und Untreue) auseinander.
- Obwohl die Gedichte autobiografisch wirken, ist zu wenig über William Shakespeares Leben bekannt, um dies zu belegen.
Jedes Sonett kann einzeln gelesen werden oder im Zusammenhang mit den vorhergehenden und nachfolgenden Sonetten. Den Gedichtband kann man in folgende Abschnitte einteilen:
Shakespeare Sonnet Themen |
Sonette 1 bis 126 | - wenden sich alle an einen jungen adligen Mann
- Shakespeare bricht mit den Konventionen der damaligen Zeit
- Die meisten Gedichte richten sich sonst an eine fair lady.
- Doch wird in den Sonetten 1 bis 126 wird ein fair youth (oft auch the young man) zum Objekt der Zuneigung.
- unklar, ob es sich um eine sehr enge Freundschaft zwischen dem lyrischen Ich und dem jungen Mann handelt oder um eine homosexuelle Liebesbeziehung
- Themen: Unsterblichkeit, die Schönheit des jungen Mannes, Altern und Eifersucht
- Sonette 78 bis 86 werden auch Rival Poet Sonnets genannt
- Der rival poet tritt als der Rivale des lyrischen Ichs auf.
- Beide kämpfen um die Zuneigung und Gunst des jungen Mannes kämpfen.
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Sonette 127 bis 152 | - richten sich an eine mysteriöse Dark Lady (dunkle Dame)
- leidenschaftlich und obszön
- vor allem im Vergleich zu Sonetten 1 bis 126
- Das lyrische Ich scheint die Dark Lady gleichzeitig zu lieben und zu hassen.
- Themen: Lust, Untreue, Gefahren von Liebe
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Sonette 153 & 154 | - bekannt als Greek Sonnets
- Handlungen und Figuren aus der griechischen und römischen Mythologie tauchen auf
- z. B. Liebesgott Amor, um über das Objekt seiner Liebe – hier vermutlich immer noch die Dark Lady – zu reden
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Shakespeare Sonnet – Analyse und Interpretation
Um Dir bei Deiner Analyse und Interpretation zu helfen, werden im folgenden Textabschnitt anhand der bekanntesten Sonette Shakespeares Analysehilfen und Interpretationsbeispiele gegeben.
Achte bei der Analyse und Interpretation immer darauf, die Sonette von Shakespeare auch im Kontext zu betrachten. Nicht nur der historische Kontext ist dabei wichtig – viele der Sonette haben zusammenhängende Handlungen und können dadurch in Verbindung gebracht werden.
Bekannte Shakespeare Sonnets – Interpretation Sonett 18
Shakespeares bekanntestes Sonett ist das Sonett 18. Hier beginnt das lyrische Ich mit einem Vergleich seines Geliebten mit einem Sommertag – wobei die Person, an die sich das Sonett richtet, lieblicher und milder als ein Sommertag ist:
Shall I compare thee to a Summer's day?
Thou art more lovely and more temperate: (...) (l. 1–2)
Weitere solcher Vergleiche findet man in den ersten zwei Quartetten. Während der Sommer windig, heiß oder zu kurz ist, steht im dritten Quartett, dass der Geliebte des lyrischen Ichs das Gegenteil dieser unangenehmen Extreme ist.
- Die vorhergehenden Sonette handelten davon, dass der Geliebte des lyrischen Ichs Kinder zeugen soll, um seine Schönheit für immer zu erhalten.
- Sonett 18 eröffnet eine neue Perspektive dazu:
- Die Schönheit des Geliebten wird bereits durch dieses Sonett verewigt.
- Die Unsterblichkeitsidee war eine beliebte Thematik in der Lyrik der englischen Renaissance.
In Shakespeares Sonett wird das vor allem in den folgenden zwei Versen deutlich:
(...) So long as men can breathe or eyes can see, So long lives this, and this gives life to thee. (l. 13–14)
Mit diesen Versen meint das lyrische Ich, dass, solange Menschen dieses Sonett lesen werden, auch sein Geliebter darin weiterleben wird.
Verglichen mit den meisten von Shakespeares Sonnets ist das Sonett 18 in relativ unausgeschmückter Sprache geschrieben. Trotzdem finden sich folgende Stilmittel wieder:
Interpretation Sonett 18 |
Rhetorische Frage | "Shall I compare thee to a Summer's day? (...)" (l. 1) |
Vergleiche (hier z. B.:) | "(...) Thou art more lovely and more temperate (...") (l. 2) |
Alliteration | "(...) fair from fair (...)" (l. 7) |
Anapher | - "(...) often [...]And every (...)" (l. 6–7)
- "(...) Nor lose [...]Nor shall (...)" (l. 10–11)
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Metapher | "(...) Sometimes too hot the eye of heaven shines (...)" (l. 5) |
Ellipse | "(...) Thou art more lovely and more temperate (...)" (l. 2) |
Personifikation | "(...) Nor shall death brag thou wander'st in his shade (...)" (l. 11) |
Wiederholungen | - "fair" (l. 7, l. 10)
- "eternal" (l. 9, l. 12)
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Bekannte Shakespeare Sonnets – Interpretation Sonett 29 Deutsch
Im Sonett 29 sind Unzufriedenheit, Eifersucht und die Auswirkung von Liebe auf das Leben die Hauptthemen.
- Das lyrische Ich beschreibt sich selbst als ein unglückseliger Mensch.
- Weder das Glück, die Menschen oder Gott sind ihm freundlich zugewandt.
- Das zeigt sich bereits in den ersten beiden Versen des Sonettes.
- Dort beklagt das lyrische Ich, dass es in Ungnade gefallen ist.
- Nicht nur in den Augen der Menschen, sondern mit dem Schicksal selbst.
When, in disgrace with fortune and men's eyes,
I all alone beweep my outcast state (...) (l. 1–2)
Das lyrische Ich ist unzufrieden mit seinem Leben und wünscht sich, genauso reich und glücklich zu sein wie diejenigen um ihn herum. Doch sobald das lyrische Ich von seinem Geliebten spricht, ändert sich seine Haltung – die Liebe seines Geliebten bereichert das lyrische Ich und stimmt es milde:
(...) For thy sweet love remembered such wealth brings (...) (l. 13)
Folgende Stilmittel kann man unter anderem in Sonett 29 finden:
Interpretation Sonett 29 |
Personifikation | "(...) For sullen earth sings hymns at heaven's gate. (...)" (l. 12) |
Enjambement | "(...) For thy sweet love remembered such wealth bringsThat then I scorn to change my state with kings." (l. 13–14) |
Anapher | "(...) And trouble...And look upon (...)" (l. 3–4) |
Vergleich | "(...) Like to the lark at break of day arising (...)" (l. 11) |
Bekannte Shakespeare Sonnets – Interpretation Sonett 130
Sonett 130 ist Teil der Dark Lady Sonette. Hier schildert das lyrische Ich das Aussehen seiner Geliebten. Dabei sind die Beschreibungen keineswegs vorteilhaft:
My mistress' eyes are nothing like the sun; (...) (l. 1)
Hier sagt das lyrische Ich zum Beispiel, dass die Augen seiner Geliebten überhaupt nicht der Sonne ähneln. Das Erscheinungsbild der beschriebenen Frau ist dabei das genaue Gegenteil der damaligen Schönheitsideale.
Das Schönheitsideal des Elizabethan Age waren rote Lippen, Augen wie die Sterne oder Sonne, weiße Haut und blondes Haar. Solche Merkmale waren das Ideal für eine fair lady. Klick Dich auch in die Erklärung "Eizabethan Age" rein!
Wegen dieser Abweichung vom Schönheitsideal wird das Sonett 130 oft als Satire zu den Liebesgedichten der damaligen Zeit gesehen.
- Dort war nämlich nahezu immer die "perfekte Frau" das Objekt der Zuneigung.
- In Sonett 130 ist das jedoch anders.
- Die Geliebte des lyrischen Ichs braucht keine falschen Vergleiche, um schön zu sein.
- Das lyrische Ich liebt die hier beschriebene Frau, obwohl sie keineswegs perfekt ist.
Diese Aussage bestätigt sich im Zweizeiler am Ende des Sonettes:
(...) And yet, by heaven, I think my love as rare
As any she belied with false compare. (l. 13–14)
Diese Stilmittel sind unter anderem in Sonett 130 zu finden:
Interpretation Sonett 130 |
Vergleich | "My mistress' eyes are nothing like the sunCoral is far more red than her lips' red. (...)" (l. 1–2) |
Metapher | "(...) If hairs be wires, black wires grow on her head. (...)" (l. 4) |
Enjambment | "(...) And in some perfumes is there more delight,Than in the breath that from my mistress reeks. (...)" (l. 7–8) |
Alliteration | - "My mistress' (...)" (l. 1)
- "(...) white, why (...)" (l. 3)
- "(...) I grant I never saw a goddess go; (...)" (l. 11)
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Anapher | "(...) If snow be white [...]If hair be wires (...)" (l. 3–4) |
William Shakespeare
William Shakespeare wurde am 23. April 1564 als Sohn eines Handschuhmachers in Stratford-upon-Avon geboren. Über seine Bildung sind keine offiziellen Nachweise erhalten geblieben. Man geht jedoch davon aus, dass er die grammar school (brit. Englisch für "Gymnasium") King's New School besuchte, die sich auf die Geisteswissenschaften spezialisierte.
Abbildung 2: Porträt von William Shakespeare
Shakespeare heiratete im November 1582 Anne Hathaway. Mit ihr hatte er drei Kinder, wobei sein einziger Sohn im Alter von elf Jahren verstarb. Shakespeare selbst starb an seinem Geburtstag, dem 23. April 1616 in Stratford-upon-Avon, im Alter von 52 Jahren.
Neben den 154 Sonetten schrieb Shakespeare noch weitere Gedichtsammlungen, historische Dramen (z.B. "Henry IV"), Komödien (z.B. "A Midsummer Night's Dream") und Tragödien (z.B. "Hamlet").
Wusstest Du, dass manche Historiker vermuten, dass Shakespeare nicht der rechtmäßige Urheber der 154 Sonette und seiner restlichen Werke ist? Da aber über sein Leben nur wenig bekannt ist, lässt sich dies weder beweisen noch widerlegen.
Als der wohl bekannteste britische Dichter inspirierte und beeinflusste Shakespeare mit seinen Werken viele weitere Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Noch heute werden seine Theaterstücke regelmäßig auf Bühnen in der ganzen Welt neu interpretiert und aufgeführt.
Shakespeare Sonnet — Das Wichtigste
- Shakespeare verfasste insgesamt 154 Sonette, die in einem Gedichtband 1609 veröffentlicht wurden.
- Shakespeare Sonnet Aufbau:
14 Verszeilen
Verse sind in drei (Vierzeiler) und einem abschließenden Zweizeiler unterteilt
Versform: jambische Pentameter
Reimschema = ABAB CDCD EFEF GG
- Shakespeare Sonnet Themen
- behandeln persönliche Themen (meist auf die Liebe bezogen)
- z. B. Schönheit, Lust und Eifersucht
- Sonette 1 bis 126: gerichtet an einen jungen Mann (fair youth) – dargestellt als "unschuldige" Zuneigung
- Sonette 127 bis 152: gerichtet an die Dark Lady – eher leidenschaftlich und obszön
- Sonette 153 und 154: Greek Sonnets – nehmen Figuren und Handlungen aus griechischer und römischer Mythologie, um die Handlung zu beschreiben
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