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Dieses Zitat stammt von Charlotte Perkins Gilman, der Autorin der Kurzgeschichte "The Yellow Wallpaper" (dt. "Die gelbe Tapete"). Im Zentrum der short story steht eine namenlose Protagonistin, die aufgrund ihrer anhaltenden Depression in einem Landhaus zur Ruhe kommen soll. Im Schlafzimmer dieses Hauses beschäftigt sie sich mangels anderer Beschäftigung mit der gelben Tapete an der Wand, aufgrund derer sie letztendlich den Verstand verliert.
Bist Du Dir nicht mehr sicher, was genau eine Kurzgeschichte eigentlich ausmacht und woran Du sie erkennst? Dann hilft Dir die Erklärung zu "Short Stories".
Nachdem die Geschichte im Mai 1892 veröffentlicht wurde, beklagten viele – allen voran zahlreiche Ärzte und Ärztinnen – dass sie Leser*innen in den Wahnsinn treiben würden. Dabei war dies gar nicht die Absicht der Autorin; ganz im Gegenteil: Ihr Ziel war es, anderen – vor allem jungen Frauen – zu helfen. Doch was genau ist damit gemeint, und wieso treibt eine Tapete einen jungen Menschen in den psychischen Abgrund?
"The Yellow Wallpaper" – Figuren
In "The Yellow Wallpaper" steht die namenlose Verfasserin des Tagebuchs im Vordergrund. Neben ihr spielen auch ihr Ehemann John sowie dessen Schwester Jennie nur eine wichtige Rolle.
Die namenlose Protagonistin
- eine junge Frau, die vor Kurzem erst Mutter geworden ist
- scheint an Depressionen zu leiden
- schreibt Tagebuch, welches sie vor John und Jennie versteckt
John
- der Ehemann der Protagonistin
- angesehener Mediziner
- pragmatisch
- hält nichts von Aberglauben
Pragmatisch bedeutet, sehr praktisch zu handeln, also auf dem einfachsten und effektivsten Weg zu einer Lösung zu kommen.
Jennie
- Johns Schwester
- besucht John und seine Frau regelmäßig
- unterstützt das Paar im Haushalt
"The Yellow Wallpaper" – Zusammenfassung
"The Yellow Wallpaper" wird in Form von Tagebucheinträgen geschildert, die die Protagonistin, eine junge Mutter, verfasst hat. Insgesamt gibt es zwölf Einträge.
Dass es sich um eine Mutter handelt, wird daran deutlich, dass die Protagonistin gelegentlich ein Baby erwähnt. Sie geht jedoch kaum näher auf ihr Kind ein und es wird auch nicht eindeutig klar, wer sich um es kümmert.
Die namenlose Protagonistin schildert zu Beginn das große, kunstvolle Landhaus, in das sie gemeinsam mit ihrem Ehemann John gezogen ist. Auf Wunsch ihres Mannes sollen sie dort den gesamten Sommer verbringen; Grund dafür ist die schlechte gesundheitliche Verfassung der Protagonistin. In der friedlichen Atmosphäre des Landhauses soll sie zur Ruhe kommen und sich von dem erholen, was ihr Ehemann – selber ein Arzt – als Tendenz zur Hysterie betrachtet.
Hysterie bezeichnet ein Verhalten, dass vor allem von Nervosität geprägt ist. Wer hysterisch ist, kann oft keinen klaren Gedanken mehr fassen und handelt unüberlegt.
In den Einträgen beklagt sich die Protagonistin darüber, dass ihr Ehemann ihre Klagen über ihren gesundheitlichen Zustand nicht ernst nimmt. Stattdessen, so schreibt sie, behandele er sie wie ein kleines Kind. Allmählich beginnt die Protagonistin, sich in dem Haus unwohl zu fühlen. Sie hat das Gefühl, von dem Haus ginge eine mysteriöse Atmosphäre aus. Doch auch diese Sorgen nimmt John nicht ernst.
Stattdessen verbietet er ihr, sich in irgendeiner Form körperlich oder intellektuell zu betätigen: außer leichter Haushaltsarbeit solle sie keine Anstrengungen unternehmen. Diese Verbote sollen laut John Teil ihrer Genesung sein. Allerdings fühlt sich die Protagonistin jedoch schlechter, da es ihr fehlt, unter Menschen zu sein. Das Tagebuch versteckt sie vor ihrem Ehemann.
Das Paar zieht in das Schlafzimmer in der obersten Etage des Hauses, da dieses Zimmer geräumiger ist. Die Protagonistin vermutet, dass es sich bei diesem Raum früher um ein Kinderzimmer gehandelt hatte, denn das Fenster ist vergittert, damit niemand herausfällt. Der Boden scheint vom Spielzeug verkratzt zu sein. In der Mitte des Raumes steht ein großes, schweres Bett, das festgenagelt ist. Die gelbe Tapete des Zimmers schält sich teilweise von der Wand.
Die gelbe Tapete gewinnt im Laufe der Einträge immer mehr an Bedeutung für die Protagonistin. Sie macht es sich zunehmend zur Aufgabe, das seltsame, scheinbar unzusammenhängende Muster auf der Tapete zu entschlüsseln. Je mehr sie sich damit beschäftigt, umso sicherer wird sie sich, dass von der Tapete eine böse Energie ausgeht, die sie und ihre Familie bedroht.
Die Protagonistin entzieht sich zunehmend der Aufmerksamkeit ihres Ehemannes und seiner Schwester Jennie, die das Paar öfter besucht. Die Protagonistin versucht, so viel Zeit wie möglich allein in ihrem Schlafzimmer zu verbringen, um die Tapete zu entziffern. Sie ist immer stärker davon überzeugt, dass sich hinter der Tapete eine Frau versteckt hält. Als sie ihren Ehemann dazu bringen will, das Haus umgehend zu verlassen, schenkt dieser ihr kein Glauben. Stattdessen wirft er ihr vor, keine Kontrolle über ihre Gedanken zu haben und sich besser in Selbstbeherrschung zu üben.
Der gesundheitliche Zustand der Protagonistin wird zunehmend schlechter; sie leidet immer stärker an ihrer Depression und an chronischer Müdigkeit. Ihre Besessenheit mit der Tapete wird zum wichtigsten Aspekt ihres Lebens: in immer kürzer werdenden Tagebucheinträgen versucht sie erbittert, das Muster der Tapete zu entziffern. Gleichzeitig wird sie Jennie und John immer misstrauischer, denn die beiden schenken ihr nach wie vor keinen Glauben.
Chronisch ist ein anderer Begriff für dauerhaft oder lange andauernd. Wer also an chronischer Müdigkeit leidet, ist immer müde und energielos.
Schließlich glaubt die Protagonistin, im Muster der Tapete den Umriss einer kriechenden Frau zu erkennen, die hinter der Wand gefangen ist. Daraufhin beschließt die Protagonistin, dieser Frau helfen zu müssen und sie zu befreien. Als sich der Sommer dem Ende zuneigt und die Abreise aus dem Landhaus bevorsteht, beginnt sie, die Tapete von der Wand zu kratzen.
Als wenig später aufgrund des Umzugs alle Möbel – bis auf das Bett – aus dem Zimmer entfernt wurden, schließt sich die Protagonistin in dem Raum ein. Den Schlüssel wirft sie aus dem Fenster, damit John und Jennie sie nicht aufhalten können. Sie beginnt fieberhaft, die Tapete von der Wand zu reißen.
Ab diesem Zeitpunkt verändert sich die Perspektive der Kurzgeschichte. Sie wird nun nicht mehr aus der Perspektive der Tagebuchschreiberin erzählt, sondern aus derjenigen Frau hinter der Tapete: Die Protagonistin erleidet einen Nervenzusammenbruch und ist plötzlich überzeugt, selbst die Frau hinter der Tapete zu sein. Sie beginnt, in einem Kreis im Raum umherzukriechen. Als ihr Ehemann die Tür einbricht und sie so entdeckt, wird er ohnmächtig. Die Protagonistin kriecht jedoch weiter, sogar über den reglosen Körper ihres Mannes hinweg. Damit endet das Tagebuch der Protagonistin, und somit auch die Kurzgeschichte.
"The Yellow Wallpaper" – Analyse & Bedeutung
Die thematischen Schwerpunkte in "The Yellow Wallpaper", Aspekte der Erzählperspektive, aber auch die verwendete Sprache und die Symbolik geben Dir Aufschluss über die Schlüsselaussagen der Geschichte.
Themen
Thematisch steht die Rolle der Frau sowie der damalige Umgang mit psychischen Erkrankungen im Vordergrund der Kurzgeschichte.
Feminismus & die Rolle der Frau
"The Yellow Wallpaper" wurde im späten 19. Jahrhundert verfasst und veröffentlicht. Zu dieser Zeit waren klassische Geschlechterrollen vorherrschend. Das bedeutet, dass Frauen generell als emotional und schwach angesehen wurden. Ihre Rolle war in erster Linie auf das Dasein als Mutter und Ehefrau beschränkt; einer Arbeit außerhalb des Haushalts gingen die wenigsten nach.
Männer hingegen wurden als rational und stark angesehen. Ihre Rolle bestand dahin, finanziell für die Familie zu sorgen und sie zu beschützen. Daher waren es auch fast immer Männer, die Entscheidungen für die gesamte Familie trafen. Diese traditionelle Auffassung spiegelt sich auch in "The Yellow Wallpaper" wider:
John laughs at me, of course, but one expects that in marriage.2
Wie Du siehst, begegnet John den Sorgen seiner Frau nur mit Gelächter. Davon ist die Protagonistin jedoch nicht überrascht; ihrer Ansicht nach ist diese Reaktion selbstverständlich in der Ehe. Damit wird deutlich, wie normal diese Rollenverteilung ist, in der der rationale Mann die emotionale Frau nicht wirklich ernst nimmt.
Die Rolle der Frau, wie sie zu dieser Zeit üblich war – also als Hausfrau – wird von Johns Schwester Jennie verkörpert:
There comes John's sister. Such a dear girl as she is, and so careful of me! I must not let her find me writing. She is a perfect and enthusiastic housekeeper, and hopes for no better professsion. I verily believe she thinks it is the writing which made me sick!2
Aus diesem Zitat wird Johns Schwester als das Gegenteil der Protagonistin dargestellt: Sie verkörpert die perfekte Hausfrau, die sich keine schönere Arbeit als die häusliche vorstellen kann. Die Protagonistin befürchtet, dass Jennie in ihrer schriftstellerischen Tätigkeit den Grund für ihre Krankheit sehen könnte – schließlich sollten Frauen keine andere Arbeit als die zu Hause ausführen – weshalb sie das Tagebuch vor ihr geheim hält.
Auch vor ihrem Ehemann versteckt sie das Tagebuch. Diesem kann sich die Protagonistin immer weniger anvertrauen. Als sie ihm ihre Vermutungen und Sorgen über die Tapete mitteilt und ihren Mann bittet, gemeinsam in ein anderes Haus zu ziehen, antwortet John:
Of course if you were in any danger, I could and would, but you really are better, dear, whether you can see it or not. I am a doctor, dear, and I know.2
Auch in diesem Zitat werden die Rollenverteilungen klar: Obwohl die Protagonistin ihrem Mann mitteilt, dass sie sich sehr unwohl fühlt, glaubt John ihr nicht; im Gegenteil, er behauptet sogar, es ginge ihr besser. Er nimmt sich damit heraus, besser über den Zustand seiner Frau Bescheid zu wissen als sie selbst. Seine Entscheidung, in dem Haus zu bleiben und ihrem Wunsch nicht nachzukommen, rechtfertigt er damit, als Arzt zu wissen, was gut für sie sei und was nicht.
Ironischerweise behauptet er, er würde direkt umziehen, sobald seine Frau ernsthaft in Gefahr wäre, was seiner Ansicht nach jedoch nicht der Fall ist. Doch gerade mit dem Verbleib in dem Landhaus bringt er die Protagonistin in Gefahr, denn so ist sie weiterhin der gelben Tapete ausgesetzt, die sie schließlich in den Wahnsinn treiben wird.
Indem die Autorin das tragische Schicksal der Protagonistin schildert, deutet sie auf die Gefahren hin, die von traditionellen Geschlechterrollen ausgehen. Sie setzt sich dafür ein, dass Frauen – vor allem im Hinblick psychischer Erkrankungen – in ihren Sorgen und Ängsten ernster genommen werden.
Psychische Erkrankungen
"The Yellow Wallpaper" gewährt einen Einblick darin, wie psychische Erkrankungen – vor allem bei Frauen – im 19. Jahrhundert behandelt worden sind. Viele der Beschwerden wurden nicht wirklich ernst genommen, sondern schnell als hysterisch abgetan. So glaubt John beispielsweise, seine Frau neige zur Hysterie, stattdessen leidet sie jedoch an etwas ganz anderem:
Why, I wouldn't have a child of mine, an impressionable little thing, live in such a room for worlds. I never thought of it before, but it is lucky that John kept me here after all, I can stand it so much easier than a baby, you see.2
Dieses Zitat gibt Aufschluss darüber, an welcher Erkrankung die Protagonistin tatsächlich erkrankt sein könnte. Obwohl sie den Raum mit der gelben Tapete furchtbar findet, hält sie es dort besser aus, als Zeit mit ihrem Baby zu verbringen. Es ist also gut möglich, dass die Protagonistin an einer postpartaler Depression leidet.
An dieser Art von Depression erkranken viele Frauen nach der Geburt ihres Kindes. Es fällt ihnen schwer, sich ihrem Baby mit Zuneigung und Hingabe zu widmen; oft löst die Erkrankung auch schwere Angststörungen und Panikattacken aus.
Postpartale Depression betrifft zwischen 10 und 20 Prozent aller Mütter. Sie äußert sich durch Traurigkeit bis hin zu starken körperlichen Beschwerden, Teilnahmslosigkeit und Hoffnungslosigkeit. In besonders schweren Fällen verursacht diese Form der Depression sogar Selbstmordgedanken. Auch bei Männern kann eine postpartale Depression auftreten, sie sind jedoch deutlich seltener betroffen (5 %).
Obwohl die Protagonistin an einer ernst zu nehmenden Krankheit leidet, sieht ihr Ehemann dies ganz anders. Seine Einstellung zur gesundheitlichen Verfassung seiner Frau wird aus diesem Tagebucheintrag deutlich:
John is away all day, and even some nights when his cases are serious. I am glad my case is not serious! But these nervous troubles are dreadfully depressing. John does not know how much I really suffer. He knows there is no REASON to suffer, and that satisfies him.2
Wie Du siehst, hält John den Zustand seiner Frau nicht für besorgniserregend. Dabei leidet sie an Symptomen, die sie sehr belasten, doch davon weiß John nichts – oder möchte es auch nicht wissen. Seiner Ansicht nach gibt es für seine Frau keinen Grund, zu leiden: Er glaubt, all ihre Beschwerden könnten durch ein wenig mehr Selbstkontrolle eingedämmt werden.
Um die Genesung seiner Frau zu beschleunigen, verordnet er ihr Bettruhe und untersagt ihr außerdem, sich in irgendeiner Form körperlich oder geistig anzustrengen. Dazu zählt auch das Besuchen von Bekannten:
Dear John! He loves me very dearly, and hates to have me sick. I tried to have a real earnest reasonable talk with him the other day, and tell him how I wish he would let me go and make a visit to Cousin Henry and Julia. But he said I wasn't able to go, nor able to stand it after I got there; and I did not make out a very good case for myself, for I was crying before I had finished.2
In diesem Zitat wird das ganze Dilemma um die Bedeutung von psychischen Erkrankungen deutlich: John glaubt, seiner Frau durch die auferlegte Bettruhe und dem Verbot, sich in der Gesellschaft anderer abzulenken, zu helfen. Er glaubt, sie sei in keiner Verfassung, um sich mit anderen Menschen zu treffen.
Seine Annahme wird auch dadurch bestätigt, dass seine Frau anfängt zu weinen. Er glaubt, darin ihren Hang zur Hysterie sowie ihren Mangeln an Selbstkontrolle zu sehen. Stattdessen liegt es jedoch näher, dass sie weint, weil sie so frustriert ist und sich nicht verstanden fühlt.
Da die Protagonistin durch die verordnete Bettruhe und dem Verbot freudiger Aktivitäten (schreiben, arbeiten, andere Menschen treffen) keine Möglichkeiten mehr hat, sich abzulenken, wird sie immer isolierter. Dadurch findet sie immer mehr Zeit, um sich mit der Tapete in ihrem Schlafzimmer zu beschäftigen. Ihre zunehmende Besessenheit mit der Tapete an der Wand bahnt schließlich den Weg für ihren Nervenzusammenbruch.
Erzählperspektive und Sprache
Die Kurzgeschichte wird aus der Perspektive der Protagonistin erzählt. Vermittelt wird ihre Sicht auf ihr Umfeld und ihr Innenleben genauer genommen durch Tagebucheinträge, die sie mehr oder weniger regelmäßig verfasst. Somit hast Du als Leser*in damit einen Einblick in das Innenleben – also die Gefühle und Gedanken – der Protagonistin.
Da es sich im Grunde genommen um einen Ich-Erzähler handelt, ist für Dich als Leser*in jedoch nicht eindeutig bestimmbar, ob die Protagonistin stets die Wahrheit erzählt. Durch diese Perspektive hast Du nur Einsicht in ihre Gedanken und Wahrnehmungen einer Situation; über die persönliche Sichtweise der Anderen – etwa der von John – sowie deren Innenleben erfährst Du nichts.
Einen Überblick zu den verschiedenen Erzählperspektiven findest Du in der Erklärung "Point of View."
Durch den von der Autorin gewählten Sprachstil, in der die Protagonistin ihre Tagebucheinträge verfasst, erhältst Du darüber hinaus weiter Aufschluss über den Charakter der Protagonistin:
On a pattern like this, by daylight, there is a lack of sequence, a defiance of law, that is a constant irritant to a normal mind... You think you have mastered it, but just as you get well underway following, it turns a back-somersault and there you are. It slaps you in the face, knocks you down, and tramples upon you. It is like a bad dream.2
Wie Du siehst, beschreibt die Protagonistin die Tapete sehr detailliert und ausführlich. Die Verwendung vieler Metaphern (it turns a back-somersault) sowie die abstrakten Beschreibungen deuten darauf hin, dass die Protagonistin nicht nur ein ausgeprägtes Innenleben, sondern auch ein Talent für Worte und Sprache hat.
Bist Du Dir nicht mehr sicher, was eine Metapher ist? Dann hilft Dir die Erklärung "Rhetorische Stilmittel".
Somit wirkt das Verbot ihres Ehemanns, sich kreativ zu betätigen, noch dramatischer: Ihr fehlt eine bedeutsame Möglichkeit, sich zu beschäftigen. Möglicherweise bleibt ihr langfristig sogar eine versprechende Karriere als Schriftstellerin verwehrt, denn die traditionellen Geschlechterrollen der damaligen Zeit sahen es nicht vor, dass eine Frau außerhalb des Haushalts arbeitet.
Symbolik
Die gelbe Tapete, die der Geschichte auch ihren Namen verleiht, ist das prägnanteste Symbol der Handlung. Sie verdeutlicht die zunehmende Verschlechterung des psychischen Zustands der Protagonistin. Schon früh in der Geschichte bereitet die Tapete der ihr Unbehagen, denn das Muster ergibt für sie keinen Sinn:
But, on the other hand, they connect diagonally, and the sprawling outlines run off in great slanting waves of opitc horror, like a lot of wallowing seaweeds in full chase.
Die unlogischen Musterverläufe versetzen die Protagonistin anfangs in Aufruhr, doch allmählich gewöhnt sie sich daran. Je mehr sie sich mit der Tapete beschäftigt, desto besessener wird sie von der Idee, das Muster zu entschlüsseln:
At night in any kind of light, in twilight, candle light, lamplight, and worst of all by moonlight, it becomes bars! The outside pattern I mean, and the woman behind it as plain as can be.2
Eines Tages glaubt sie, hinter der Tapete den Umriss einer Frau zu entdecken. Allmählich ist die Protagonistin davon überzeugt, dieser Frau helfen zu müssen und sie zu befreien, indem sie die Tapete von der Wand reißt. Dabei handelt es sich um eine Wahnvorstellung, die als Folge des immer schlechter werdenden psychischen Zustands der Protagonistin eintritt.
Somit symbolisiert die Tapete den zunehmenden psychischen Verfall der Protagonistin. Da ihr Ehemann ihre Sorgen und Ängste nicht ernst nimmt und sie zur Bettruhe zwingt, hat sie mehr Zeit, sich mit der Tapete zu beschäftigen – was letztlich zu ihrem Nervenzusammenbruch führt.
"The Yellow Wallpaper" – Interpretation der Schlüsselstelle
Die Kurzgeschichte erreicht ihren Höhepunkt, als die Protagonistin glaubt, selbst die Frau hinter der Tapete zu sein. Dass es so weit kommt, wird bereits vorher in den Tagebucheinträgen der Protagonistin deutlich:
It is so pleasant to be out in this great room and creep around as I please! I don't want to go outside. I won't, even if Jennie asks me to. For outside you have to creep on the ground, and everything is green instead of yellow. But here I can creep smoothly on the floor, and my shoulder just fits in that long smooch around the wall, so I cannot lose my way. 2
Wie Du siehst, ist die Protagonistin so sehr von der gelben Tapete eingenommen, dass sie es vorzieht, drinnen zu bleiben und dort auf dem Boden zu kriechen, statt herauszugehen. Sie ist überzeugt, dass ihre Schulter perfekt in die Eindellung entlang der Wand passt, die ihr so den Weg vorgibt.
Damit wird der Höhepunkt der Geschichte bereits angedeutet. Als die Protagonistin schließlich allein ist, sperrt sie sich in dem Zimmer ein und reißt die Tapete von der Wand. Sie glaubt, die dahinter eingesperrte Frau befreien zu können:
"I've got out at last," said I, "in spite of you and Jane. And I've pullled off most of the paper, so you can't put me back! Now why should that man have fainted? But he did, and right across my path by the wall, so that I had to creep over him every time! 2
Manche Literaturwissenschaftler*innen sind der Annahme, dass es sich bei der Erwähnung des Namen "Jane" in diesem Zitat bloß um einen Druckfehler handelt, und damit eigentlich Johns Schwester Jennie genannt ist. Es ist jedoch auch möglich, dass der Name der Protagonistin Jane ist.
Dass sie über sich selbst in der dritten Person spricht, deutet darauf hin, dass sie sich durch den Nervenzusammenbruch vollständig von ihrer eigenen Identität gelöst hat. Sie ist stattdessen selbst zur Frau hinter der Tapete geworden ist, die jetzt nicht mehr zurück eingesperrt werden kann.
Sie kann aus dieser Sicht auch nicht nachvollziehen, wieso John – der hier bloß noch als "dieser Mann" bezeichnet wird, als würde sie nicht wissen, dass es sich um ihren Ehemann handelt – ohnmächtig geworden ist. Stattdessen kriecht sie weiter im Kreis, sogar über seinen am Boden liegenden Körper hinweg.
"The Yellow Wallpaper" – Über die Autorin Charlotte Perkins Gilman
Charlotte Perkins Gilman wurde am 3. Juli 1860 im amerikanischen Connecticut geboren. Im Laufe ihres Lebens wurde sie vor allem für ihre schriftstellerischen Tätigkeiten sowie für ihren Einsatz als Frauenrechtlerin bekannt.
"The Yellow Wallpaper" ist ihr erfolgreichstes Werk. Da Gilman selbst an einer postpartaler Depression litt und eine ähnliche Behandlung erfuhr wie die Protagonistin, hat die Kurzgeschichte autobiografische Züge. Das bedeutet, dass Gilman in "The Yellow Wallpaper" viele Aspekte ihres eigenen Lebens verarbeitet.
Im Jahr 1932 erkrankte Gilman an Brustkrebs. Drei Jahre später, am 17. August 1935, begang sie Suizid. In einem Abschiedsbrief begründete sie ihre Entscheidung damit, einen schnellen, selbstbestimmten Tod einem langsamen und qualvollen vorzuziehen.
Neben "The Yellow Wallpaper" gehören diese Werke zu ihren bekanntesten:
- "In this our World" (1893)
- "Women and Economics" (1901) ("Mann und Frau")
- "The Home: its Work and Influence" (1913) ("Unser Heim, sein Einfluß und seine Wirkung")
- "Moving the Mountain" (1910)
- "Herland" (1915)
- "Unpunished" (1929) ("Mr. Vaughns Ende")
The Yellow Wallpaper - Das Wichtigste
"The Yellow Wallpaper" ist eine 1892 veröffentlichte Kurzgeschichte der amerikanischen Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Charlotte Perkins Gilman.
Im Fokus der Geschichte steht eine namenlose Protagonistin, die an einer postpartalen Depression leidet. Von ihrem Ehemann nicht ernst genommen, beschäftigt sie sich zunehmend mit der gelben Tapete in ihrem Schlafzimmer. Sie glaubt bald, dass sich hinter ihr eine Frau befindet, die sie befreien muss.
Die Kurzgeschichte behandelt zentrale Themen wie die Behandlung psychischer Erkrankungen sowie traditionelle Geschlechterrollen im 19. Jahrhundert.
Die Geschichte wird durch Tagebucheinträge der Protagonistin geschildert. Sie schreibt in detaillierter, bildlicher Sprache.
Den Höhepunkt erreicht "The Yellow Wallpaper", als die Protagonistin die Tapete von der Wand reißt und glaubt, selbst die Frau hinter der Wand zu sein.
Die Autorin litt selbst an postpartaler Depression, weshalb die Kurzgeschichte viele Aspekte aus ihrem eigenen Leben aufgreift.
Nachweise
- Charlotte Perkins Gilman (1913). Why I Wrote the Yellow Wallpaper. Bedford Books.
- Charlotte Perkins Gilman (1892). The Yellow Wallpaper. Bedford Books.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema The Yellow Wallpaper
Was ist die Bedeutung hinter "The Yellow Wallpaper"?
Mit "The Yellow Wallpaper" kritisiert die Autorin das traditionelle Rollenbild der Frau und dass Frauen oft nicht ernst genommen werden. Mit der Kurzgeschichte weist die Autorin auf die fatalen Folgen hin, die eintreten können, wenn Männer Frauen im Hinblick ihrer Erkrankungen keinen Glauben schenken.
Wie wird Feminismus in "The Yellow Wallpaper" dargestellt?
In "The Yellow Wallpaper" kritisiert die Autorin, dass Frauen oft nicht ernst genommen werden, vor allem, wenn es sich um psychische Erkrankungen handelt. Durch die traditionellen Geschlechterrollen werden Frauen oft als emotional und instabil angesehen, weshalb oft Männer Entscheidungen für sie treffen.
Wer schrieb "The Yellow Wallpaper"?
Charlotte Perkins Gilman ist die Autorin von "The Yellow Wallpaper".
Wer ist die Hauptfigur in "The Yellow Wallpaper"?
Die Hauptfigur ist eine namenlose junge Mutter, die die Geschichte in Form von Tagebucheinträge erzählt.
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