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Ethnien sind Menschengruppen mit einer gemeinsamen Kultur. Man könnte auch Stamm oder Volk sagen.
Der Regisseur Paul Haggis verdeutlicht, wie die Schicksale aller Menschen einer Gesellschaft miteinander verwoben sind. So können die Menschen aus besser gestellten Gesellschaftsschichten nicht die Augen vor den Problemen der Benachteiligten verschließen. Früher oder später kommt es zu einem Zusammenstoß, also einem crash, wie es der Titel des Films andeutet.
Paul Haggis ist auch für den Film "Million Dollar Baby" bekannt. Dieser gewann im Jahr zuvor den Oscar für den besten Film, was auch "L.A. Crash" gelang. Die Idee des Films basiert auf Paul Haggis eigener Erfahrung, denn ihm wurde bei einem Überfall sein Auto gestohlen. Hinzu kam der terroristische Anschlag auf das World Trade Center 2001, was ihn dazu brachte sich mit den Themen Rassismus und Klassenunterschiede zu beschäftigen.
"L.A. Crash" – Charaktere
Die Zusammenstöße und die persönlichen Krisen der Charaktere in "L.A. Crash" offenbaren ihnen Erkenntnisse über ihre eigene Identität und ihre Umgebung. Sie durchlaufen einen Lernprozess und hinterfragen ihre Einstellungen und Überzeugungen. Das macht die meisten Figuren in "L.A. Crash" zu dynamischen Charakteren.
Die folgenden Charaktere gelten eher als statische Charaktere und werden hier nicht charakterisiert: Cameron und Christine Thayer, Peter Waters, Daniel Ruiz und Ria.
Dynamische Charaktere durchlaufen eine Entwicklung und eine oft überraschende Wendung, während statische Charaktere unverändert bleiben und vorhersehbar handeln.
Da der Film "L.A. Crash" so viele Charaktere hat, können nicht alle in der Übersicht dargestellt werden. Du siehst hier die Zusammenstöße und Beziehungen einiger zentraler Charaktere.
Graham Waters
- gespielt von Don Cheadle
- schweigsamer Ermittler bei der Polizei
- beklagt, dass die Menschen in der Großstadt wenig Kontakt haben
- gleichzeitig hält er Menschen auf Abstand und will keine emotionale Bindung eingehen
- scheint zunächst souverän zu sein und die Kontrolle zu bewahren
- ist seinen Idealen aber nicht immer treu, so versucht er Beweismittel zu verbergen, die seinen Bruder Peter belasten könnten
John Ryan
- gespielt von Matt Dillon
- etwa 40-jähriger Polizist
- lebt mit seinem Vater zusammen
- lässt seinen Frust an anderen aus (z. B. an den Thayers)
- einerseits abgestumpft, zynisch und rassistisch
- aber auch liebevoll zu seinem Vater
- selbstlos, als er unter Einsatz seines Lebens Christine Thayer rettet
Tom Hansen
- gespielt von Ryan Phillippe
- junger Polizist, noch am Anfang seiner Karriere
- idealistisch, denkt er sei frei von Vorurteilen
- aber erschießt am Ende Peter, da er denkt, sich verteidigen zu müssen
- wird sich bewusst, dass er selbst rassistische Vorurteile hat und ist entsetzt über sich selbst
Jean Cabot
- gespielt von Sandra Bullock
- Ehefrau des Bezirksstaatsanwalts
- reich, aber verbittert und eifersüchtig
- hat rassistische Vorurteile und lässt ihre Launen an anderen aus (etwa an ihrem Hausmädchen Maria)
- erkennt später, dass Maria die Einzige ist, die sich wirklich um sie kümmert
Farhad Golzari
- gespielt von Shaun Toub
- etwa 50 Jahre alt, iranischer Einwanderer
- besitzt einen kleinen Laden
- versucht sich zu integrieren, aber hat Schwierigkeiten wegen seiner Sprachkenntnisse
- temperamentvoll, fühlt sich schnell angegriffen
Anthony
- gespielt von Chris "Ludacris" Bridges
- junger Afroamerikaner
- Kleinkrimineller, stiehlt Autos für seinen Lebensunterhalt
- fühlt sich diskriminiert und ist wütend auf weiße Menschen
- zwar brutal und kriminell, aber zeigt auch Mitgefühl, als er Flüchtlinge befreit
"L.A. Crash" – Zusammenfassung
"L.A. Crash" erzählt die Geschichten mehrerer Charaktere, die in Los Angeles immer wieder aufeinanderstoßen und sich dabei mit persönlichen Problemen sowie Vorurteilen auseinandersetzen müssen.
Rahmenhandlung – Anfang
Die erste Szene des Films "L.A. Crash", was so viel wie Zusammenprall oder Unfall bedeutet, wird dem Titel des Films gerecht: Der afroamerikanische Polizist Graham Waters und seine Kollegin, die Latina Ria, werden wegen eines Mordes zum Einsatzort gerufen. Dabei geraten sie vor Ort in einen Auffahrunfall mit der asiatisch-amerikanischen Fahrerin Kim Lee. Kim und Ria haben daraufhin eine Auseinandersetzung und werfen sich rassistische Beleidigungen an den Kopf. Bei der ermordeten Person handelt es sich um einen afroamerikanischen Mann. Diese Szene stellt auch die Rahmenhandlung des Films dar, die in der Gegenwart spielt.
Latina oder männlich Latino ist eine Kurzform des spanischen Wortes Latinoamericano ("Lateinamerikaner") und bezeichnet eine Person, die lateinamerikanische Vorfahren hat oder selbst aus Lateinamerika stammt. Die Muttersprache ist meist Spanisch oder Portugiesisch.
Szenen 1 bis 4 – Autodiebstahl
Die nachfolgenden Szenen sind Teil einer Rückblende aus dem vergangenen Tag und zeigen mehrere Geschichten, die teils miteinander verbunden sind. Ein persischer Ladenbesitzer, Farhad, versucht in einem Waffengeschäft zum Schutz vor Raubüberfällen eine Waffe zu kaufen und wir von seiner Tochter Dorri begleitet. Der weiße Waffenladenbesitzer verdächtigt Farhad ein Terrorist zu sein, da Farhad nur Persisch spricht. Der Ladenbesitzer verkauft die Waffe aber dennoch an Dorri.
In der nächsten Szene suchen zwei junge afroamerikanische Kleinkriminelle – Peter und Anthony – nach einer Luxuslimousine der Marke Lincoln, die sie stehlen sollen. Der ehrgeizige weiße Staatsanwalt Rick Cabot ist mit seiner Frau Jean in genauso einem Wagen unterwegs. Peter und Anthony bedrohen das Paar mit einer Waffe und stehlen ihren Wagen.
Die Kriminellen überfahren mit dem Auto versehentlich einen Asiaten, und zwar den Ehemann von Kim Lee, der Frau vom Auffahrunfall. Sie legen Kims Ehemann vor einem Krankenhaus ab, aber das gestohlene Auto können sie nicht mehr verkaufen, da es bei dem Unfall beschädigt wurde. Peter und Anthony müssen nun einen anderen Wagen stehlen.
Szenen 5 bis 17 – Verdächtigungen und Rassismus
Ein hispanischer Schlosser namens Daniel soll die Schlösser im Haus der Cabots austauschen, weil die Kriminellen Peter und Anthony durch den Autodiebstahl die Autoschlüssel und damit auch die Wohnungsschlüssel haben. Jean verdächtigt Daniel, Mitglied einer Gang zu sein und will die Schlösser nochmals austauschen lassen. Daniel kehrt zu seiner Tochter Lara nach Hause zurück. Weil sie sich vor Schießereien wegen Vorfällen im alten Viertel fürchtet, zieht Daniel ihr zur Beruhigung einen ausgedachten, unsichtbaren Umhang an, der kugelsicher sein soll.
Die hispanische Bevölkerung (Hispanics) lebt in den USA und umfasst alle Einwohner mit hispanoamerikanischer oder spanischer Herkunft.
Mittlerweile sind die Streifenpolizisten John Ryan und Tom Hansen auf der Suche nach dem gestohlenen, schwarzen Lincoln. Dabei hält Ryan den Fernsehproduzenten Cameron Thayer und seine Frau Christine an, weil sie ebenfalls einen schwarzen Lincoln fahren und im ersten Moment als die gesuchten Autodiebe verdächtigt werden. Ryan zeigt offen seinen Rassismus gegenüber dem afroamerikanischen Paar und tastet Christine auf demütigende Weise ab. Hansen ist fassungslos und möchte Ryan nicht mehr als Partner.
Daniel soll das Schloss an der Eingangstür von Farhads Laden reparieren. Als Daniel ihm sagt, dass er die gesamte Tür ersetzen müsste, denkt Farhad dass er betrogen wird und dass Daniel ihm eine Tür verkaufen will. Am nächsten Tag findet ein Einbruch in Farhads Laden statt und seine Versicherung will den Schaden wegen der unzureichenden Tür nicht übernehmen.
Nach einem Streit zwischen Christine und Cameron fährt Cameron zur Arbeit. Christine möchte sich mit ihm versöhnen, findet ihn aber nicht vor und fährt aufgelöst zurück nach Hause. Auf dem Weg gerät sie in einen Autounfall und wird unter ihrem auf dem Dach liegendem Auto eingeklemmt. Der Polizist Ryan kommt zufällig in diesem Moment vorbei und will Christine befreien. Sie möchte zunächst nicht, dass Ryan sie anfasst, da er rassistisch ist und sie bei der Polizeikontrolle belästigt hat. Dennoch riskiert Ryan sein Leben und rettet Christine.
Szenen 18 bis 24 – Missverständnisse und Eskalation
Farhad greift zur Waffe und konfrontiert Daniel vor seinem Haus, weil er glaubt, dass dieser am Einbruch in seinem Laden schuld ist. Daniels Tochter Lara rennt hinaus und springt ihrem Vater in die Arme. Farhad schießt in diesem Moment, aber die Waffe ist mit Platzpatronen gefüllt und niemand kommt zu Schaden.
Platzpatronen sind Patronen für Waffen, die jedoch keine Kugel enthalten. Stattdessen entsteht nur ein Knallgeräusch, das einen tatsächlichen Schuss nachahmt.
Währenddessen wird Cameron Thayer von Peter und Anthony wegen seines ebenfalls schwarzen Lincolns überfallen. Als die Polizei auftaucht, läuft Peter davon und Anthony steigt zu Cameron in den Wagen, da er das Auto dennoch stehlen will. Cameron weigert sich auszusteigen und fährt los.
Bei einer Polizeikontrolle erkennt Tom Hansen den Produzenten wieder und lässt ihn weiterfahren, nachdem er verdächtigt wurde, den Wagen gestohlen zu haben. Anthony versteckt sich während der Kontrolle und wird nicht entdeckt. Anstatt Anthony zu verraten, belehrt Cameron ihn darüber, wie sich ein Schwarzer zu verhalten hat und dass Anthonys kriminelle Lebensweise beschämend ist.
Tom Hansen nimmt nach Dienstschluss einen Anhalter mit, bei dem es sich um Peter handelt. Sie geraten in einen Streit und als Peter nach seinem Talisman, einer St. Christopherus-Figur, in seiner Brusttasche greift, erschießt Hansen ihn. Er glaubte, dass Peter eine Pistole ziehen wollte. Die Leiche lässt er am Straßenrand liegen.
Ein Talisman ist ein Gegenstand, der dem Träger oder der Trägerin Glück bringen soll.
Rahmenhandlung – Ende
Die Szene wechselt zurück zum Tatort aus der Anfangsszene. Dabei findet der Polizist Waters am Straßenrand Peters Heiligenfigur. Bei näherer Betrachtung der Leiche erkennt Waters, dass es sich um seinen Bruder handelt. Als ihre Mutter davon erfährt, wirft sie Waters vor, nicht nach seinem verschwundenen Bruder gesucht zu haben, weil ihm seine Arbeit wichtiger war als seine Familie.
Währenddessen fährt Anthony mit einem gestohlenen Lieferwagen, an dem er zufällig vorbeikam und in dem noch der Autoschlüssel steckte, zu einer Autowerkstatt. Der Lieferwagen gehört dem asiatischen Mann, den Anthony und Peter mit dem ersten gestohlenen Auto überfahren haben und der scheinbar ein Menschenhändler war. Denn im Wagen findet er mehrere angekettete kambodschanische Flüchtlinge und lässt sie im Viertel Chinatown frei. Der Film endet mit einem ungewöhnlichen Schneefall über Los Angeles.
Das Königreich Kambodscha wurde 1970 in den Vietnamkrieg verwickelt und musste Bürgerkriege und Völkermorde durchleben. Deshalb flohen Menschen aus dem Land. Ihre Situation wurde dabei von Menschenhändler*innen – modernen Sklavenhändler*innen – ausgenutzt.
"L.A. Crash" – Analyse
"L.A. Crash" gehört zum Genre des Dramas. In Dramen müssen die Charaktere gewisse Lebenskrisen überstehen, werden oft vor lebensverändernde Entscheidung gestellt oder müssen sich in ihrem Leben neu orientieren. Bei gesteigertem Drama, wie es bei dem Film "L.A. Crash" der Fall ist, spricht man vom Melodrama. So kannst Du die Figuren im Film dabei beobachten, wie sie in nur zwei Tagen mehrere aufregende Ereignisse und starke Emotionen durchleben.
Die Geschichten der verschiedenen Charaktere sind in eine Rückblende eingebettet, die lediglich zwei Tage umfasst. Die Rahmenhandlung zu dieser Rückblende ist dabei die Mordermittlung an einem Afroamerikaner, geleitet vom Polizisten Peter Waters. Der reale Handlungsort des Films "L.A. Crash" ist die Großstadt Los Angeles, die sich im Bundesstaat Kalifornien, in den USA, befindet. Die Handlungszeit des Films lässt sich im 21. Jahrhundert, nach dem Terroranschlag auf das World Trade Center 2001, einordnen. Das erkennst Du an der Terroranschuldigung gegen den Iraner Farhad.
Die verwobenen Geschichten der Charaktere sind wie folgt in die Rahmenhandlung eingebettet:
Filmische Mittel
Die Atmosphäre und der Effekt der zusammenlaufenden Handlungsstränge werden im Film "L.A. Crash" vor allem durch die Kameraführung, Beleuchtung, den Schnitt und die Musik erzeugt. Der Film bedient sich einer episodischen Erzählweise (short cuts), wodurch verschiedene Geschichten in kurzer Zeit erzählt werden.
Die Szenen werden aus verschiedenen Perspektiven gefilmt. Nahaufnahmen zeigen Dir häufig die Gesichter der Charaktere, was ihre Emotionen verstärkt. Sie lenken Deine Aufmerksamkeit auf Gegenstände, wie etwa die St. Christopherus-Figur in Peters Hand und verdeutlichen Dir ihre Wichtigkeit. Nahaufnahmen beschränken außerdem Deine Perspektive und verstärken die beängstigende Stimmung.
Weitere Aufnahmen sind over-the-shoulder-shots ("Aufnahmen über die Schulter"), bei denen Du das Geschehen heimlich mit beobachtest. Die Vogelperspektive, also ein Herabschauen von oben, verdeutlicht die Isoliertheit der Charaktere. Im Film dominieren dunkle und kühle Töne, wodurch die Bedrohlichkeit der Stadt und der Ereignisse verstärkt werden. Durch die Schnitttechnik shot-reverse-shot ("Schuss-Gegenschuss"), bei der zwischen den Charakteren hin- und hergewechselt wird, sowie durch schnelle Schnittwechsel werden dramatische Konfrontationen verdeutlicht.
Die Musik in "L.A. Crash" ist eher ruhig und anmutig und wird teils durch Gesang ergänzt. Bei ähnlichen Situationen und Stimmungen wird die gleiche Musik eingesetzt, sodass dadurch ein Motiv oder eine Stimmung hervorgehoben wird, wie etwa bei beiden Autoüberfällen. Die Musik verknüpft zudem aufeinanderfolgende Szenen. Der abschließende Song "In the Deep" von Kathleen York, greift in seinem Liedtext die Themen des Films wie den Verlust von Selbstsicherheit und von Prinzipien auf.
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Symbole in "L.A. Crash"
Im Film "L.A. Crash" tauchen einige Elemente auf, die eine symbolische Bedeutung haben, wie etwa Peters St. Christopherus-Figur, Waffen, der unsichtbare Umhang und der Schneefall, der den Film abschließt.
St. Christopherus-Figur
Hierbei handelt es sich um eine kleine Figur des Heiligen Christopherus, der als Schutzherr der Reisenden gilt. Hansen und Peter besitzen beide diese Figur. Peter führt die Figur oft als Glücksbringer bei sich und glaubt an ihre Wirkung, auch wenn Anthony ihn deswegen nach dem ersten Autodiebstahl aufzieht:
Yeah, make sure you get that. Because without him, things coulda gone […] wrong tonight.1
Im Zitat äußert sich Anthony sarkastisch und glaubt nicht an solche Talismane, denn trotz des Glücksbringers haben sie einen Menschen überfahren. Ironischerweise hat die Figur sogar einen gegenteiligen Effekt: statt Peter zu schützen, sorgt sie letztendlich dafür, dass er erschossen wird, weil Hansen denkt, dass er statt der Figur eine Waffe hervorholen möchte.
Die Figur verdeutlicht die Unvorhersehbarkeit des Lebens und des Schicksals. Sie spielt auch, wie die Charaktere und deren Entwicklung, mit den Erwartungen der Zuschauenden. So bietet die Figur nicht den erwarteten Schutz und die Charaktere verhalten sich nicht immer so, wie sie es anfangs andeuten. Ein Beispiel ist der Polizist Ryan, der trotz seines offenen Rassismus eine Afroamerikanerin rettet.
Waffen
Waffen stellen eine materielle Form der Macht dar. Viele Figuren scheinen zu glauben, dass eine Waffe sie bei Problemen und Konflikten schützen wird. Polizeibehörden etwa benutzen Schusswaffen, um sich sicher zu fühlen und die Kontrolle über Situationen zu behalten.
In Wirklichkeit schützt die Waffe ihre Nutzer nicht, sondern vergrößert nur die Folgen ihrer Fehlentscheidungen. Farhad begeht fast einen Mord an Daniels Tochter Lara und Hansen ermordet den unschuldigen Peter durch einen Schuss. Waffen symbolisieren im Film "L.A. Crash" Bedrohung, Gewalt und versteckte Unsicherheiten.
Die Bedrohung erkennst Du auch an Daniels Tochter Lara, die sich wegen eines Knallgeräuschs verängstigt unter dem Bett versteckt. Im alten Wohnviertel hatte sie bereits schlechte Erfahrungen mit Waffen und dem Schaden, den sie anrichten können, gemacht. Diese Erfahrung begleitet sie und äußert sich in Unsicherheit.
Daniel schenkt seiner Tochter Lara einen unsichtbaren, ausgedachten Umhang und versichert, dass er sie auch vor Schüssen schützen würde. Als Vater möchte Daniel seine Tochter vor den grausamen Realitäten der Außenwelt schützen. Deshalb denkt er sich den unsichtbaren Schutzumhang aus, der damit für familiäre Stärke und Sicherheit steht.
Schneefall
Schneefall kommt nicht nur am Ende, sondern auch bereits am Anfang des Films "L.A. Crash" vor. Es ist so besonders, da Schnee in Los Angeles in der Realität sehr selten vorkommt. Das nutzte der Regisseur Paul Haggis als Symbol für Hoffnung und als Zeichen, dass alles möglich ist. Der ungewöhnliche Schneefall zeigt, dass trotz aller schlimmen Ereignisse, Vorurteile und negativen Gefühle Gutes in der Welt ist.
Das siehst Du zum Beispiel an Anthony. Du kannst im Film sehen, dass Anthony ein Krimineller ist und sich nicht davor scheut, Gewalt und Waffen zu benutzen, um seine Ziele zu erreichen. Dennoch beschließt er die Flüchtlinge, die er im Lieferwagen findet, freizulassen und gibt ihnen sogar etwas Geld für Essen. So zeigt "L.A. Crash", dass sogar ein Krimineller oder ein Rassist, wie der Polizist Ryan, der Christine aus dem brennenden Auto rettet, eine gute Tat vollbringen können.
Zentrale Themen und Motive in "L.A. Crash"
Der Film "L.A. Crash" behandelt viele Themen und Motive, die das Leben in den USA kritisch beleuchten, so etwa die amerikanische Gesellschaft und die vorherrschende Kriminalität und Gewalt. Weitere Themen sind die Isolation des Menschen in der modernen Gesellschaft, Rassismus und Vorurteile.
Amerikanische Gesellschaft
Paul Haggis problematisiert im Film "L.A. Crash" die dunklen Seiten der großen multikulturellen Stadt Los Angeles. Dabei spiegelt er im Kleinen die Probleme der Gesellschaft wider, die im Großen in den ganzen USA zu finden sind. Der Film "L.A. Crash" kommentiert die Trennung in Ethnien und Gesellschaftsschichten in den USA, die teilweise in abgegrenzten Gebieten, wie zum Beispiel Chinatown, leben. Damit widerlegt er das Ideal des melting pot ("Schmelztiegel"). Paul Haggis kommentiert selbst:
It's an odd life we live in Los Angeles, a city that uses freeways and wide boulevards to divide people by race and class. [...] We no longer truly feel the touch of strangers as we bruch past them on the street.2
Er spielt auf die Spaltung von Arm und Reich an und darauf, dass die Menschen kaum Berührungspunkte mehr haben. Das ist ein Nährboden für Vorurteile, Missverständnisse und Gewalt, wie Du im Film sehen kannst.
Die Idee des melting pot besagt, dass alle einwandernden Menschen in den USA ihre Identitäten mit sich bringen, die wie in einem Schmelztiegel miteinander verschmelzen. Es entsteht eine neue, homogene Identität, und zwar die amerikanisch nationale Identität.
Kriminalität und Gewalt
Kriminalität und Gewalt sind nicht nur in Los Angeles große Probleme, sondern spielen fast überall in den USA eine Rolle. Dabei siehst Du im Film, wie Unsicherheiten und Ängste diese Probleme verstärken. Der Polizist Ryan zum Beispiel hat unterbewusst Angst davor, dass ein*e Afroamerikaner*in eine Waffe besitzt und eine Bedrohung ist, weswegen er einen Mord begeht. So ist auch die Diskussion der Waffenkultur (gun culture) in den USA mit erhöhter Kriminalität und Gewalt verwoben und wird im Film "L.A. Crash" kritisiert.
In den USA zeichnet sich die Waffenkultur durch die Verhaltensweisen, Einstellungen und Überzeugungen in Bezug auf Schusswaffen und deren Verwendung durch Zivilist*innen aus. Dabei ist die Meinung zwischen Befürworter*innen und Gegner*innen gespalten. Die USA verzeichnen den höchsten Waffenbesitz weltweit und durch den zweiten Zusatzartikel (Second Amendment) der amerikanischen Verfassung ist der Waffenbesitz verfassungsrechtlich geschützt.
Weitere kriminelle Vergehen in "L.A. Crash" sind Diebstahl, Hauseinbrüche und Menschenhandel. "L.A. Crash" demonstriert, dass Waffen und Gewalt keine Lösung sind und im Endeffekt keinen Schutz bieten, sondern die Situationen nur verschlimmern.
Der Satz, den Jean Cabot voller Wut äußert, nachdem das Auto der Cabots gestohlen wurde, benennt ein häufig vorkommendes Gefühl der Charaktere in "L.A. Crash":
I am angry all the time... and I don't know why.1
Irgendwann wird Jean sich aber bewusst, dass sich ihre Wut in irrationalem Verhalten gegenüber anderen Menschen äußert. So ist auch Farhad wütend auf die Situation, in der er sich befindet: Er fühlt sich wegen der Einbrüche in seinem Laden unsicher und ihm wurde aufgrund von rassistischen Verdächtigungen keine Waffe zum Schutz verkauft. Diese Wut lässt er am Schlosser Daniel aus.
Solche negativen Emotionen sind häufig Auslöser für Gewalt und Konfrontationen. Der Film appelliert daran, die tieferen Gründe wie Vorurteile, Isolation und Verbitterung hinter der Gewalt zu hinterfragen. Auch die Spaltung der Gesellschaft und die Ausweglosigkeit in ärmeren Schichten bringt Gewalt und Kriminalität hervor. So hat der Kriminelle Anthony das Gefühl, dass er als Afroamerikaner aufgrund seiner Hautfarbe nicht in allen Bezirken Los Angeles willkommen ist und dadurch weniger Optionen hat, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.
Rassismus und Vorurteile
Von der ersten Szene an konfrontiert Dich der Film "L.A. Crash" mit dem Thema Rassismus und seiner Allgegenwart in der (amerikanischen) Gesellschaft. Dabei zeigt Paul Haggis, dass jede Figur in irgendeiner Weise von rassistischen Vorurteilen betroffen ist – entweder als Opfer oder als Täter*in rassistischer Aggressionen. Indem "L.A. Crash" das Thema aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, zeigt der Film die Komplexität der Rassendiskussion in den USA.
[...] this white woman sees two Black guys who look like UCLA students strolling down the sidewalk and her reaction is blind fear. I mean, look at us, dawg! Are we dressed like gang-bangers? Huh? No. Do we look threatening?1
In dieser Szene reagiert Anthony auf den ängstlichen Blick von Jean Cabot. Obwohl die beiden Männer unauffällig gekleidet sind, sogar wie Studenten, und nur durch die Stadt laufen, werden sie angeschaut wie gang-bangers, also wie Mitglieder einer kriminellen Bande. Anthony ist sich bewusst, dass Jeans Angst lediglich auf seiner Hautfarbe und ihren rassistischen Vorurteilen beruht.
Anstatt eine Lösung für die Beseitigung dieser Vorurteile anzubieten, regt "L.A. Crash" an, dass sich die Zuschauenden selbst herausfordern und über ihre Erfahrungen und Einstellungen nachdenken. Der Film setzt ein Statement gegen den Einsatz von Hass und Gewalt, um sich anderen gegenüber mächtig zu fühlen. Die Betrachtenden werden aufgefordert, sich zu fragen, was ihre eigene Position bei dem Thema ist und was sie tun können, um die Erfahrungen anderer zu verstehen und sie zu unterstützen.
Isolation
Das Thema der Isolation und fehlendem Miteinander in "L.A. Crash" greift der Ermittler Waters direkt zu Beginn des Films im Gespräch mit Ria auf:
In L.A., nobody touches you. We're always behind this metal and glass. I think we miss that touch so much, that we crash into each other, just so we can feel something.1
Waters kritisiert, dass sich in Los Angeles niemand berühren würde, da alle nur in ihren Autos wie in metallenen Behältern sitzen. Durch Autounfälle wird zwangsläufig ein Kontakt hergestellt. Das ist eine Metapher für die Isolation in der modernen Gesellschaft. Obwohl die Menschen in großen Städten unter so vielen Menschen leben, ist doch jeder in metallenen Behältern der modernen Gesellschaft versteckt und nimmt andere Menschen nicht wahr. Das führt zur Sehnsucht nach menschlichen Kontakten, was im schlimmsten Falle in Konfrontationen gesucht wird.
Wenn Du mehr über Metaphern und rhetorische Stilmittel erfahren möchtest, dann schau doch in die Erklärung "Stilmittel Englisch".
Es entsteht auch eine Teilung in Bezirke nach verschiedenen Ethnien, wie etwa Chinatown. Chinatowns bildeten sich in den USA aufgrund von Fremdenfeindlichkeit, was viele Chinesen in diese Bezirke trieb. Diese waren vom Rest der Gesellschaft abgeschottet und werden heute noch vor allem von Asiat*innen bewohnt, die wenig integriert sind. Paul Haggis kritisiert, dass in der US-amerikanischen Gesellschaft zu wenig Miteinander und dafür viele Parallelgesellschaften existieren. Das führt zu Misstrauen, Furcht und Missverständnissen.
"L.A. Crash" – Interpretation
Im Drama "L.A. Crash" können die Zusammenstöße der Charaktere als Allegorie gedeutet werden, die die verwobenen Schicksale aller einzelnen Menschen in einer Gesellschaft verdeutlichen soll. Paul Haggis zeigt, dass die Menschen sich nicht vor einander verstecken oder abgrenzen können. Zwar existieren Viertel und Behälter (Autos, Häuser) in denen sie sich zu verstecken versuchen, aber früher oder später werden die Menschen mit den Problemen der Gesellschaft und ihrem eigenen Wesen konfrontiert.
Eine Allegorie ist eine indirekte Aussage, bei der ein Element aufgrund seiner Ähnlichkeit als stellvertretendes Zeichen einer anderen Sache eingesetzt wird.
So eine Konfrontation erleben der weiße Polizist Ryan und die Afroamerikanerin Christine in einer Schlüsselszene des Films. Du konntest Ryans Rassismus deutlich in der Szene erkennen, als er die Thayers aufgrund ihrer Hautfarbe verdächtigt hat, die Diebe des gesuchten Lincolns zu sein. Er nutzte zudem seine Machtposition als Polizist aus, um Christine zu demütigen und zu belästigen.
Auch in anderen Szenen kannst Du erkennen, dass Ryan rassistisch veranlagt ist. Ein Zitat, das Ryan gegenüber seinem Kollegen Hanson äußert, nachdem er erfährt, dass dieser nicht mehr mit Ryan zusammenarbeiten möchte, verdeutlicht seine Voreingenommenheit:
Wait 'till you've been on the job a few more years. Look at me [...] Wait 'till you've been doing it a little longer. You think you know who you are? You have no idea.1
Ryan sagt damit aus, dass Hanson nach einigen Jahren im Polizeidienst seine Prinzipien und Einstellungen überdenken wird und noch gar nicht weiß, wer genau er im Inneren ist. Damit deutet Ryan an, dass auch Hanson als Polizist mit unterschiedlichen Ethnien Erfahrungen machen wird und dadurch seiner Meinung nach eine rassistische Einstellung unvermeidbar ist.
Im Sinne der Allegorie spiegelt Ryan als Charakter eine aktuelle Problematik in den USA wider. Der Anteil an afro- und lateinamerikanischen Gefängnisinsassen in den USA ist überdurchschnittlich hoch, was auch auf die rassistische Einstellung vieler amerikanischer Polizisten zurückgeführt wird. Hanson wird sich dieser Problematik am Ende des Films bewusst, als er einen Afroamerikaner erschießt und sich seine eigenen Vorurteile eingestehen muss.
Ryan ist ebenfalls gezwungen, sich seinen rassistischen Vorurteilen zu stellen. In seinem Fall muss er diese in einem entscheidenden Moment überwinden, denn in einem lebensgefährdenden Moment spielt für Ryan Christines Ethnie keine Rolle mehr.
Während der Rettung kommen sie sich zwangsläufig körperlich näher und im Gegensatz zu ihrem ersten Treffen bittet er sie um ihre Erlaubnis, über sie fassen zu dürfen und zieht sogar ihren Rock zurecht, um sie zu bedecken. Nach der geglückten Rettung hält Ryan die weinende Christine in seinen Armen und tröstet sie. So wird es Ryan ermöglicht, sein rassistisch motiviertes Verhalten gegenüber Christine wiedergutzumachen und seine Einstellung zu hinterfragen.
Paul Haggis verdeutlicht mit dieser Szene, dass die Menschen in einer Gemeinschaft aufeinander angewiesen sind. Weil in einem multikulturellen Land wie den USA Ethnien und Gesellschaftsschichten meistens getrennt und distanziert sind, appelliert der Film "L.A. Crash" an die Notwendigkeit des menschlichen Miteinander.
LA Crash - Das Wichtigste
- "L.A. Crash" ist ein amerikanisches Filmdrama vom Regisseur Paul Haggis aus dem Jahr 2004, der in Los Angeles spielt.
- Inhalt: Der Film vereint mehrere Geschichten von Charakteren aus verschiedenen Gesellschaftsschichten und mit unterschiedlichen Ethnien in schicksalhaften Zusammenstößen. Dabei müssen die Charaktere, wie die Polizisten Graham Waters, Tom Hansen und John Ryan, Farhad, Daniel, Peter, Anthony, die Thayers und die Cabots in unterschiedlichen Verwicklungen über ihre Prinzipien reflektieren.
- Der Film "L.A. Crash" behandelt Themen wie Rassismus, Gewalt, Kriminalität, Isolation, Spaltung der Gesellschaft und Vorurteile.
- Vorkommende Symbole sind Waffen, die St. Christopherus-Figur und ein ausgedachter Schutzumhang.
- Die Zusammenstöße der Charaktere in "L.A. Crash" werden durch den Titel, der so viel wie Aufprall bedeutet, angedeutet und können als Allegorie interpretiert werden, die die verwobenen Schicksale aller einzelnen Menschen und die Angewiesenheit auf menschliches Miteinander widerspiegeln.
Nachweise
- Haggis (2005). L.A. Crash. ApolloProScreen Filmproduktion.
- Seipp (2006). Crash is not my L.A. nationalreview.com (03.08.2022)
- Goyette (2011). White Power: An Analysis of Racial Tensions in “Crash”. ejournals.bc.edu (04.08.2022)
- britannica.com: Crash. (04.08.2022)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema LA Crash
Wann erschien der Film "L.A. Crash"?
Der Film erschien im Jahr 2004.
Wer sind die Hauptfiguren in "L.A. Crash"?
Die Hauptfiguren sind nicht eindeutig, da es mehrere gibt. So wären die Polizisten Graham Waters, John Ryan und Tom Hansen zu nennen. Weitere Charaktere sind der iranische Ladenbesitzer Farhad, der Schlosser Danile, die Kriminillen Anthony und Peter und die Ehepaare Thayer und Cabot.
Was ist die Handlung von "L.A. Crash"?
Die Handlung spielt in Los Angeles und bringt mehrere Menschen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten und mit unterschiedlichen Ethnien in schicksalhaften Begegnungen zusammen. Es geht um Konfrontationen und Zusammenstöße, die auf rassistischen Vorurteilen basieren.
Wie kann "L.A. Crash" interpretiert werden?
"L.A. Crash" kann als Kritik an Rassismus, an moderner Isolation und an Gewalt interpretiert werden. Der Film appelliert an menschliches Miteinander und Verständnis.
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