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Zum Vergleich:
In Deutschland besteht ein Sozialversicherungssystem. Den größten Teil der medizinischen Leistungen übernehmen Krankenkassen, in die Unternehmen und Beschäftigte einzahlen. Es gibt sowohl private als auch staatliche Krankenversicherungen. Unsere Versicherungen beschäftigen sich selbstständig mit ihren Versicherten, dürfen das aber nur in einem vom Staat abgesteckten Rahmen tun.
Der Staat gibt in Deutschland also mehr Vorgaben als in den USA. Trotzdem geht der deutsche Staat nicht soweit, dass er sich auch vollständig um die Kommunikation mit Krankenhäusern, die Abwicklung, etc. kümmert. Eine solche Herangehensweise wäre bei einem verstaatlichtem Ansatz der Fall, den ebenfalls einige Länder gewählt haben.
In Schweden wird zum Beispiel so gut wie jede medizinische Behandlung direkt aus der Staatskasse gezahlt. Der Staat kümmert sich auch um den Dialog mit Gesundheitszentren und anderen Organen der medizinischen Versorgung, wie z. B. Apothekerverbänden und Krankenhausgesellschaften.
Finanzierung des Gesundheitssystems der USA
Das Gesundheitssystem finanziert sich in den USA aus drei Quellen: Aus den Versicherungen über Arbeitgeber*innen, den privaten Zahlungen von Bürger*innen und den staatlichen Programmen Medicare und Medicaid.
Versicherungen über Arbeitgeber*innen
Über die Hälfte der US-Amerikaner*innen sind zumindest teilweise über ihre Arbeitgeber*innen versichert. Diese übernehmen bestimmte Gesundheitsleistungen, je nach Versicherung und Vertrag.
Ob Zahnarztbesuche von dem Versicherungsplan abgedeckt werden oder nicht, kann sich in den USA zum Beispiel von Versicherung zu Versicherung unterscheiden.
Private Zahlungen
Mit privaten Zahlungen der Bürger*innen sind private Krankenversicherungen und die Zahlung aus eigener Tasche gemeint. US-Amerikaner*innen zahlen selbst, wenn ihre Versicherung eine medizinische Leistung nicht abdeckt. Die privaten Versicherungen folgen keinen einheitlichen Richtlinien. Jede Versicherung setzt ihre eigenen Tarife unter eigenen Regeln an.
Wie viel eine Privatversicherung in den USA kostet, ist also schwer zu sagen. Es kommt sehr auf die Versicherung und die medizinische Vorgeschichte der versicherten Person an. Man kann aber trotz der großen Unterschiede sagen, dass der minimale Preis für eine Krankenversicherung in den USA bei 200 bis 300 Dollar (170 bis 250 Euro) im Monat liegt.
Staatliche Programme
Es gibt in den USA zwei staatliche Krankenversicherungen für besonders verletzliche Gruppen: Medicare und Medicaid.
- Medicare unterstützt vor allem ältere Bürger*innen über dem Alter von 65. Jüngere Menschen kommen dann in das Programm, wenn sie eine Behinderung haben oder Dialysepatient*innen sind.
Die Dialyse ist ein medizinisches Verfahren, das die Nierenfunktion ersetzt, wenn diese nicht mehr gegeben ist.
- Medicaid übernimmt Teile der Arztkosten von Personen mit geringem Einkommen und die Behandlung von Kindern. In einigen Bundesstaaten unterstützt Medicaid auch Schwangere finanziell.
Geschichte des Gesundheitssystems der USA
Das US-amerikanische Gesundheitssystem ist ein Produkt seiner Geschichte und den kulturellen Idealen der Vereinigten Staaten.
The Great Depression – Erste Ansätze
Lange Zeit zahlten alle US-Bürger*innen ihre Behandlung schlicht selbst. Während der Weltwirtschaftskrise (engl. The Great Depression) in den 1930er Jahren wurde die Tatsache, dass viele US-Bürger*innen sich keine ärztliche Behandlung mehr leisten konnten, ein ernstes Problem. Besonders betroffen waren ältere Menschen und Arbeitslose.
Daraufhin trat 1935 der Social Security Act in Kraft, der es den Bundesstaaten erlaubte, Menschen mit Behinderung oder ohne Arbeit finanziell zu bezuschussen. Auch die ersten privaten Krankenversicherungen entstanden. Bis zum Ende der 1960er Jahre konnten versicherte Patient*innen ihre Arztrechnungen bei ihren Krankenversicherungen einreichen, die diese meistens komplett beglichen.
Versicherungen über den Arbeitgeber im Zweiten Weltkrieg
Während des Zweiten Weltkriegs waren in den USA Löhne für eine Weile vom Staat festgesetzt. Arbeitgeber*innen konnten also nicht mit hohen Entlohnungen werben, um Arbeitskräfte für sich zu gewinnen. Also fingen sie damit an, bestimmte Gesundheitsleistungen ihrer Arbeitskräfte zu übernehmen. Zu dieser Zeit war ein Großteil der Bevölkerung unversichert. Das Modell fand Anklang und wurde beibehalten.
Ende der 1960er: Krankenversicherungen stellen Bedingungen
1965 trat eine aktualisierte Version des Social Security Act in Kraft, die Social Security Amendments. Mit diesen Beschlüssen wurden die staatlichen Absicherungen Medicare und Medicaid ins Leben gerufen.
Ende der 1960er Jahre begannen Krankenversicherungen, auf die Arzt-Patient-Beziehung Einfluss zu nehmen. Sie fingen damit an, den Patient*innen bestimmte Ärzt*innen vorzugeben, zu denen sie gehen konnten und spezifische Behandlungsanweisungen in ihren Verträgen festzulegen, die Ärzt*innen zu befolgen hatten.
1986 hatten etwa 30 Millionen Bürger*innen unter 65 Jahren keine Krankenversicherung.
Children's Health Insurance Program
1997 weitete Bill Clinton's Regierung die Unterstützung durch Medicaid auf unversicherte Kinder unter 19 Jahren aus, deren Familien ohne den Beschluss zu viel für das Programm verdient hätten. Diesen Beschluss nennt man das Children's Health Insurance Program.
Obama Care
Der als "Obama Care" bekannte Affordable Care Act soll Menschen auffangen, die im Gesundheitssystem ansonsten in der Schwebe hingen: Sie sind nicht über ihre Arbeitgeber*innen krankenversichert und haben "zu viel" Geld, um über Medicaid abgesichert zu werden. Sie sind außerdem zu jung, um in die staatliche Senioren-Versicherung Medicare zu kommen.
Der Affordable Care Act bezuschusst diese Gruppe und verpflichtet Krankenversicherungen, ihnen bestimmte Leistungen anzubieten. Der Beschluss wurde 2010, während Barack Obamas Regierungszeit, verabschiedet.
Obamas Nachfolger Donald Trump versuchte mehrfach Obamas Maßnahmen zur Absicherung von Geringverdienern rückgängig zu machen, allerdings ohne Erfolg.
Mehr über das Leben und die Amtszeit des 44. US-Präsidenten erfährst du im Artikel Barack Obama! Wenn du mehr über Donald Trump wissen möchtest, kannst du einfach auf den zugehörigen Link klicken.
Gesundheitssystem unter Joe Biden
Der neu gewählte Präsident der Vereinigten Staaten, Joe Biden, fordert Krankenversicherungsschutz für alle
US-Bürger*innen. Konservative Stimmen in der Regierung kritisieren dieses Anliegen und halten es für sozialistisch.
In den USA besteht keine Einigkeit darüber, dass jede Person ein Recht auf eine Krankenversicherung haben sollte. Diese Ansicht stammt aus dem Individualismus. Individualismus ist die Überzeugung, dass jede Person für ihr eigenes Wohl verantwortlich ist. Eine umfassende Reformierung des Gesundheitssystems steht also momentan nicht in Aussicht.
Dass die US-amerikanische Gesellschaft so großen Wert auf Individualismus legt, hängt mit ihrer generellen Einstellung zusammen. Wenn du mehr zu dem Thema erfahren willst, dann schau doch gerne mal in unseren Artikel American Way of Life rein!
Vorteile des Gesundheitssystems in den USA
Das US-amerikanische Gesundheitssystem bietet für Patienten*innen, die sich teure Behandlungen leisten können, einige Vorteile, wie zum Beispiel Innovationen, hochwertige Medizin und Autonomie.
- Medizin auf höchstem Niveau
- hoher wissenschaftliche Standards
- moderne Gerätschaften
- regelmäßige neue Innovationen
- Patient*innen können frei über Krankenversicherung entscheiden
- viel Autonomie bei Behandlung
Nachteile und Probleme des Gesundheitssystems in den USA
Neben den Innovationen und Entscheidungsfreiheiten hat das Gesundheitssystem in den USA aber auch seine Probleme. Es ist kompliziert und intransparent. Immer wieder kommen in Teilen der Bevölkerung Forderungen auf, eine universale Gesundheitsversorgung nach europäischem Vorbild zu etablieren.
Unversicherte
10% der amerikanischen Bevölkerung ist nicht krankenversichert. Wenn US-Bürger*innen eine Behandlung brauchen, müssen sie dafür also selbst aufkommen. Sie sind häufig nicht versichert, weil sie es sich nicht leisten können, einen teuren Vertrag abzuschließen. Ein großer Teil der US-Amerikaner*innen ist zumindest teilweise über Arbeitgeber*innen versichert. Wenn diese Personen jedoch ihre Arbeit verlieren, fällt damit auch ihre Versicherung weg.
Finanzielle Probleme von Versicherten
Aber auch Versicherte kommen wegen Arztrechnungen häufig in finanzielle Schwierigkeiten. 25% der versicherten US-Bürger*innen haben trotz der Absicherung Probleme, ihre medizinischen Rechnungen zu bezahlen. Das liegt daran, dass jede Versicherung seine eigenen Tarife und Bedingungen festlegt. Es passiert also häufig, dass die Behandlung von Versicherten nicht von der Krankenversicherung finanziert wird, da sie im Tarif nicht enthalten ist.
Dann kann es schnell zu extrem hohen Arztrechnungen kommen. Rund 650.000 US-Amerikaner*innen gehen jährlich bankrott, weil sie ihre medizinischen Rechnungen nicht bezahlen können.
Kostspielige Behandlungen und Arzneimittel
Verwaltungskosten sind in den USA sehr teuer
Patient*innen müssen mitunter für Löhne und Kosten möglicher Gerichtsverhandlungen ihrer Ärzt*innen aufkommen
Zuschlag für die Finanzierung von Technologien und Innovationen
Jedes Krankenhaus darf seine Preise eigenständig festlegen, weshalb diese häufig undurchschaubar sind und unlogisch erscheinen
Medikamente in den USA sind extrem teuer
Durchschnittliche Amerikaner*innen geben jährlich ungefähr mehr als das Doppelte für Medikamente aus als durchschnittliche Deutsche.
Für eine normale Geburt im Krankenhaus zahlt man in den USA um die 10.000 Dollar, in Deutschland 1.500–2.000 Euro. Einen Krankenwagen zu rufen kostet in Deutschland eine Selbstbeteiligung von 10 Euro, die Krankenkasse zahlt die restlichen 300–500 Euro. In den Vereinigten Staaten zahlt man dafür 2.500 Dollar.
Der Kontrast ist noch dramatischer, wenn man bedenkt, dass in den USA Leistungen in vielen Fällen nicht (komplett) von Versicherungen übernommen werden und Privatpersonen zumindest einen Teil aus eigener Tasche zahlen müssen.
Teures System, mittelmäßige Ergebnisse
Die USA sind das einzige industrialisierte Land ohne universale Gesundheitsversorgung für jeden. Trotzdem gibt der Staat jährlich rund 10.348 Dollar pro US-Amerikaner*in aus, um deren Gesundheit sicherzustellen. Das sind insgesamt 3,8 Billionen Dollar oder 3,3 Billionen Euro. Damit haben die Vereinigten Staaten das teuerste Gesundheitssystem weltweit.
Gesundheitssystem USA – Das Wichtigste auf einen Blick
- Das Gesundheitssystem in den USA finanziert sich aus drei Quellen: Aus den Versicherungen über Arbeitgeber, staatlichen Programmen und privaten Zahlungen unversicherter Bürger*innen.
- Die individualistische Sicht auf die Gesundheitsversorgung der Bürger*innen ist in den USA stark vom American Way of Life und dem American Dream geprägt.
- Das System hat den Vorteil, dass zahlende Patient*innen Zugang zu modernen Behandlungen haben.
- Die Nachteile sind, dass jährlich 650.000 US-Amerikaner*innen bankrottgehen, weil sie ihre medizinischen Rechnungen nicht mehr begleichen können. Zudem ist das System intransparent.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Gesundheitssystem USA
Wie wird das Gesundheitssystem in USA finanziert?
Das US-amerikanische Gesundheitssystem finanziert sich aus drei Quellen: Aus den Versicherungen über Arbeitgeber, den staatlichen Programmen Medicare und Mediaid und den privaten Zahlungen unversicherter Bürger*innen.
Wie viel kostet eine Krankenversicherung in den USA?
Wie viel eine Krankenversicherung in den USA kostet, hängt von vielen Faktoren ab. Unter 200 bis 300 US-Dollar (170 bis 250 Euro) zahlen aber nur die Wenigsten im Monat.
Wie ist das Gesundheitssystem in Amerika?
Das Gesundheitssystem in den USA ist weitesgehend privatisiert.
Warum ist das amerikanische Gesundheitssystem so teuer?
Das US-amerikanische Gesundheitssystem ist vor allem deshalb so teuer, weil die Preise für medizinische Behandlungen und Medikamente in den USA so hoch sind. Das wiederum liegt an hohen Verwaltungskosten, überdurchschnittlichen Gehältern für medizinisches Personal und weiteren Aufschlägen, für die man in den USA bei einer Behandlung aufkommen muss.
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