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Als Easter Rising ("Osteraufstand") oder Easter Rebellion bezeichnet man den Aufstand irischer Rebell*innen gegen die britische Besatzung von Irland. Der Aufstand fand vom Ostermontag, dem 24. April, bis zum 29. April 1916 in Dublin statt und forderte viele Tote und Verletzte.
Wenn Du mehr über Irland wissen möchtest, schau Dir die Erklärung "Irland" an. Dort findest Du alle wichtigen Informationen über die Geschichte des Landes.
Gründe für den Osteraufstand 1916
Der Osteraufstand von 1916 war kein spontanes Ereignis, sondern das Ergebnis von Jahrhunderterlangen Spannungen zwischen England (später Großbritannien) und Irland. Doch welche Ereignisse haben letztendlich zum Osteraufstand von 1916 geführt?
Besatzung durch England
Seit 1171 wurde Irland von England besetzt. Der englische König Henry II. erklärte Irland mit der Zustimmung des Papstes zum Teil Englands. Der Einfluss von England auf Irland war zu dieser Zeit aber noch sehr gering und es gab kaum Probleme zwischen Engländer*innen und Ir*innen.
Hier wird von England gesprochen, da es sich um die Zeit vor 1563 handelt als es das Königreich Großbritannien so noch nicht gab. Erst der Act of Union 1707, der das Königreich England und das Königreich Schottland vereinte, legte den Grundstein für das heutige Großbritannien. Wenn Du mehr darüber erfahren möchtest, schau Dir die Erklärung "Geschichte United Kingdom" an.
Etwa 400 Jahre später gründete der Nachfolger von Henry II., Henry VIII., die anglikanische Kirche. Als er seinen Glauben im katholischen Irland durchsetzen wollte, versuchten die Ir*innen erfolglos, sich zu wehren. 1541 wurde Irland dann der englischen Krone direkt unterstellt. Henry VIII. wurde somit auch zum König der Ir*innen.
Zu dieser Zeit siedelte Henry VIII. viele Engländer*innen nach Irland um. Das heizte den Unmut der Ir*innen noch mehr an und in den folgenden Jahrhunderten kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Ir*innen und den britischen Besatzer*innen.
Die anglikanische Kirche, oder wie sie auf Englisch heißt, Church of England, ist sowohl von der katholischen als auch von der evangelischen Kirche geprägt. Wenn Du mehr über das Thema Religion im Vereinigten Königreich erfahren möchtest, schau Dir die Erklärung "Religion in England" an.
Diskriminierung im eigenen Land
Im 17. Jahrhundert wurden einige Maßnahmen eingeführt, um die Ir*innen zu unterdrücken. Der Handel Irlands wurde eingeschränkt und der Großgrundbesitz, also der Besitz von irischem Land, lag vor allem in den Händen von protestantischen Engländer*innen. Alle Proteste gegen diese Maßnahmen wurden zerschlagen, England beschränkte die Menschenrechte der Ir*innen und machte sie zu Menschen zweiter Klasse in ihrem eigenen Land.
Zu den Einschränkungen gehörte zum Beispiel auch die Unterdrückung der irischen Kultur und Sprache. Der in Irland weit verbreitete katholische Glaube wurde verboten. Katholik*innen durften keine Schulen besuchen oder öffentliche Ämter bekleiden. Irischen Adeligen wurden ihre Titel und Ländereien weggenommen.
Viele Ir*innen wurden aus ihren Heimatorten vertrieben und mussten sich im bis dahin kaum besiedelten Westen des Landes niederlassen.
1801 wurde Irland dann mit dem (zweiten) Act of Union vollständig integriert, als Großbritannien und Irland sich zum Vereinigten Königreich von Großbritannien und Irland zusammenschlossen. Der Act of Union 1801 verschaffte irischen Abgeordneten Plätze im britischen Parlament. Die Ir*innen erhofften sich dadurch mehr Rechte und Mitbestimmung. England hoffte, dass in Irland dadurch weniger Proteste stattfänden.
Die Unzufriedenheit der Ir*innen wurde aber trotzdem immer größer. Auslöser war die große Hungersnot, die in Irland in den 1840ern stattfand. Großbritannien bot Irland keinerlei Hilfe an und so verhungerten rund eine Million Ir*innen. Eine weitere Million wanderte aus. Ein Großteil der Ir*innen floh nach Amerika. Dort gibt es bis heute eine große irisch-amerikanische Gemeinschaft.
Im Artikel "Hungersnot Irland" findest Du weitere Informationen zur großen Hungersnot in Irland in den 1840ern.
Home-Rule
Der Begriff Home-Rule ("Selbst-Regierung") bezeichnet die Bestrebung der Ir*innen, ein eigenes Parlament innerhalb des Vereinigten Königreichs zu bekommen. Bis 1920 wurde Irland von der britischen Regierung in London regiert. Die Home-Rule Bewegung wollte diese Fremdregierung beenden.
Im britischen Parlament gab es immer wieder Gesetzesvorlagen, die eine Selbst-Regierung von Irland erreichen wollten. Diese Selbst-Regierung wurde vor allem von katholischen Nationalist*innen im Süden Irlands unterstützt. Die protestantischen Ir*innen im Norden Irlands waren hingegen Befürworter*innen des Vereinigten Königreichs von Großbritannien. Insgesamt viermal (1886, 1893, 1912 und 1914) wurde die Vorlage im Parlament vorgestellt.
1914 wurde die Home-Rule schließlich genehmigt. Kurze Zeit später brach jedoch der Erste Weltkrieg (1914–1918) aus. Die Umsetzung des Gesetzes wurde daher verschoben. Die Befürworter*innen der Home-Rule wollten aber nicht länger warten. Sie nutzten das Chaos, das der Beginn des Ersten Weltkriegs ausgelöst hatte und planten den Osteraufstand.
Ziele des Osteraufstands
Unter den Überlebenden der Hungersnot und den Auswander*innen wuchs immer mehr der Wunsch nach Unabhängigkeit und Freiheit für ihre Heimat. Ihr Ziel war es, Irland zu einem souveränen, also unabhängigen Staat zu machen und die vollständige politische, wirtschaftliche und kulturelle Unabhängigkeit von Großbritannien zu erlangen. Im Folgenden findest Du eine kurze Beschreibung der einzelnen Gruppierungen, die am Osteraufstand von 1916 teilgenommen haben.
Teilnehmende des Osteraufstands
In den Jahren 1858/59 gründete sich die geheime nationalistische Organisation Irish Republican Brotherhood (IRB) in Dublin. Die IRB war eine revolutionäre Gemeinschaft innerhalb der Irish Volunteers, einer nationalistischen Organisation, mit ungefähr 16.000 Mitgliedern. Zu den Führern der IRB gehörten unter anderem Patrick Pearse und Tom Clarke.
Zur gleichen Zeit gründete sich in New York City die Fenian Brotherhood. Sie bestand aus Ir*innen, die wegen der Hungersnot ausgewandert waren. Zu den Gründern der amerikanischen Gesellschaft gehörten unter anderem John O'Mahony, John O'Leary und Michael Doheny. Die Aufgabe der Brotherhood war es, Geld und Waffen für den Osteraufstand zu besorgen.
Unterstützt wurden die IRB und die Fenian Brotherhood außerdem durch die Irish Citizen Army (ICA), die aus Arbeiter*innen aus Dublin bestand und sich gebildet hatte, als 1913 ein Generalstreik irischer Arbeiter*innen missglückt war.
Republikaner*innen verfolgen das Ziel eines republikanischen Staates. Das Wort "Republik" kommt von dem lateinischen Begriff res publica und bedeutet "Gemeinwesen". Eine Republik ist also eine Staatsform, in der das Volk die Entscheidungsgewalt hat. Die Regierung besteht aus vom Volk gewählten Vertreter*innen. Diese Vertreter*innen machen die Gesetzte. Das Gegenteil von einer Republik ist die Monarchie oder Diktatur.
Für Nationalist*innen ist ihre Nation, also ihr Land, sehr wichtig. Sie finden ihr Land am besten und möchten selbst entscheiden, wie sie es gestalten. Nationalismus kann dazu führen, dass andere Nationen herabgesetzt und als weniger wert angesehen werden. Für irische Nationalist*innen steht die Unabhängigkeit Irlands von Großbritannien an erster Stelle.
Zusammenfassung des Osteraufstands in Dublin
21. April 1916
Der Osteraufstand wurde von Patrick Pearse, Tom Clarke und anderen Anführern der Irish Republican Brotherhood geplant und sollte landesweit am Ostersonntag 1916 stattfinden.
Roger Casement, ein Mitglied der Irish Volunteers, wurde Anfang 1916 nach Berlin geschickt, um von Deutschland Waffen für die IRP zu besorgen. Damals befand sich Deutschland mitten im Ersten Weltkrieg gegen die Brit*innen. Da Irland und Deutschland den gleichen Feind hatten, schickte Deutschland ein U-Boot und einen Frachter mit 20.000 Gewehren und Munition in das verbündete Land.
In Irland kam jedoch niemand, um die Waffenlieferung anzunehmen. Allerdings war es den Brit*innen gelungen, deutsche Funksprüche abzuhören und so erfuhren sie von dem Schiff. Als die Brit*innen das Schiff stellen wollten, entschied sich der Kapitän dazu, es mitsamt seiner Ladung in die Luft zu sprengen. Alle Waffen wurden somit zerstört. Roger Casement wurde festgenommen und später erhängt.
22. April 1916
Nachdem Eoin MacNeill, der Anführer der Irish Volunteers, von der missglückten Waffenlieferung erfahren hatte, sagte er den geplanten Osteraufstand ab. Patrick Pearse und Thomas Clarke wollten jedoch nicht aufgeben. Die Rebellion spaltete sich. Ein Teil der Irish Volunteers entschied sich, zusammen mit Großbritannien gegen Deutschland im Ersten Weltkrieg zu kämpfen. Der andere Teil machte sich auf den Weg nach Dublin, um den Osteraufstand zu verüben.
Der Osteraufstand am 24. April 1916
Am 24. April 1916, Ostermontag, besetzten Pearse und Clarke mit 1.560 Irish Volunteers und 200 Mitgliedern der Irish Citizen Army Dublin. Ohne die deutsche Lieferung bestand die Bewaffnung der Rebell*innen aus alten, eingeschmuggelten Waffen, für die es kaum Munition gab. Die wenigen modernen Gewehre waren aus britischen Vorräten gestohlen. Ein Großteil der Rebell*innen war nur mit Spießen, Spitzhacken, Brecheisen, Vorschlaghämmern und anderen provisorischen Waffen ausgestattet.
Trotzdem gelang es den Rebell*innen strategisch wichtige Gebäude, wie zum Beispiel die Dubliner Hauptpost (General Post Office, siehe Abbildung 2) zu besetzen. Dort verkündete Pearse die Unabhängigkeit Irlands von Großbritannien und die Geburt der Republik Irland. Kurz darauf wurde die Post zum Hauptquartier der Rebell*innen erklärt. Von dort aus wurde versucht, zahlreiche andere Gebäude zu stürmen und auch die Dubliner Bahnstationen wurden angegriffen.
Eine Gruppe der ICA um Sean Connolly versuchte die britische Verwaltung im Dublin Castle einzunehmen. Dieser Versuch scheiterte jedoch, obwohl der Angriff überraschend kam und nur wenige britische Soldat*innen das Verwaltungsgebäude schützten. Letztendlich mussten sich Connolly und seine Leute in die Dubliner City Hall zurückziehen, wo sie isoliert und unter Beschuss mehrere Tage ausharrten. In dieser Zeit rückte britische Verstärkung an.
Ähnlich verliefen die Angriffe der anderen Rebellengruppen. Die irischen Rebell*innen konnten die britischen Soldat*innen zwar überraschen, aber selten etwas gegen deren Überzahl ausrichten. Der Ostermontag endete für die irische Seite sieglos.
25. April 1916
Die britische Regierung verhängte das Kriegsrecht über Dublin, was bedeutet, dass für die britische Armee Sondergesetze im Kampf gegen die Rebellen galten. Die Besetzung der Dubliner Bahnhöfe und Häfen war fehlgeschlagen und tausende britische Soldat*innen konnten die Rebell*innen einkreisen. Es wurden schwere Waffen wie Maschinengewehre und Kanonen genutzt und auch vom Wasser aus wurde das Hauptquartier der Rebell*innen im Postgebäude beschossen.
26. bis 28. April 1916
Die britische Regierung schickte weitere Soldat*innen nach Dublin. Etwa 6.000 britische Soldat*innen standen den 1.500 schlecht bewaffneten irischen Rebell*innen gegenüber. Eine Woche lang stand Dublin unter Dauerbeschuss und zahlreiche Rebell*innen und Zivilist*innen starben.
29. April 1916
Die letzte kleine Gruppe Rebell*innen unter der Führung von Pearse versammelte sich in der Moore Street. Auch diese Gruppe konnte jedoch nichts mehr gegen die britische Übermacht unternehmen. Um den Tod weiterer Zivilist*innen zu verhindern, entschloss Pearse sich am 29. April dazu, sich bedingungslos zu ergeben.
Folgen des Osteraufstands von 1916
Der Osteraufstand endete für die Ir*innen erfolglos. Die Rebell*innen mussten sich geschlagen geben. Große Teile Dublins wurden zerstört und der Osteraufstand forderte viele Opfer. Tausende Menschen wurden verletzt und es gab 590 Tote. Davon waren:
- 374 irische Zivilist*innen,
- 116 britische Soldat*innen,
- 77 tote Aufständische und
- 23 Polizist*innen.
Pearse und 14 weitere Anführer*innen der Rebell*innen wurden zum Tode verurteilt und erhängt.
Unabhängigkeit Irlands
Der Osteraufstand endete jedoch nicht vollkommen erfolglos. Dublins Innenstadt war nach den Aufständen ein Trümmerfeld (siehe Abbildung 3) und ein Großteil der Bevölkerung machte die Rebell*innen dafür verantwortlich. Die blutige Niederschlagung des Aufstands und die brutalen Hinrichtungen der Rebellenführer brachten jedoch große Teile der Bevölkerung auf die Seite der Rebell*innen. Immer mehr Ir*innen setzten sich nun für die Unabhängigkeit Irlands ein und wählten bei den folgenden Wahlen im Jahr 1918 die Sinn-Fein Partei, die sich für eine unabhängige irische Republik einsetzte.
Ein Jahr nach dieser Wahl begann der irische Unabhängigkeitskrieg zwischen den Unionist*innen, also den Ir*innen, die eine Verbindung zu Großbritannien erhalten wollten, und den irischen Nationalist*innen, die ein unabhängiges, geeintes Irland anstrebten. Die Regierung in London versuchte, diesen Krieg mit dem Government of Ireland Act zu beenden. Das Gesetz wurde am 23. Dezember 1920 verabschiedet und teilte die irische Insel in zwei Teile: "Südirland" (Republic of Ireland) und Nordirland. Beide Teile erhielten eine eigene Regierung.
Trotzdem hörten die Spannungen in Irland nicht auf, sondern wurden durch die Teilung Irlands nur weiter angefeuert. Der Unabhängigkeitskrieg fand seinen Höhepunkt in den 1960er Jahren und konnte erst 1998 mit dem Good Friday Agreement beigelegt werden. Bis heute können jedoch noch Überreste der Teilung in Irland gefunden werden. So gibt es in Belfast in Nordirland z. B. sogenannte Peace Walls, die ähnlich wie die Berliner Mauer die Stadt spaltet.
Ausführlichere Informationen findest Du in den Erklärungen "Nordirlandkonflikt" und "Karfreitagsabkommen".
Osteraufstand - Das Wichtigste
- Der Osteraufstand fand am 24. April 1916 in Dublin statt. Ziel des Aufstands war die Unabhängigkeit Irlands von Großbritannien.
- Auslöser des Osteraufstands von 1916 war die jahrhundertelange Besetzung Irlands durch Großbritannien und die daraus resultierende Unterdrückung der Ir*innen.
- Der Aufstand wurde von verschiedenen irisch-republikanischen Gruppierungen geplant: Den Irish Volunteers, der Irish Republican Brotherhood (IRB), der Fenian Brotherhood und der Irish Citizen Army (ICA).
- Eine missglückte Waffenlieferung aus Deutschland und die Spaltung der Rebellion führten zum Scheitern des Aufstands.
- Nach einer Woche wurde der Aufstand vom britischen Militär zerschlagen. Es gab 600 Tote und Tausende Verletzte.
Nachweise
- Abb. 3: The picture "Eden Quay, May 17 1916" by Thomas Johnson Westropp is in the public domain: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Eden_Quay,_May_17_1916_95947838x.jpg
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Osteraufstand
Wann war der Osteraufstand?
Der Osteraufstand fand zwischen dem 24. April 1916 und dem 29. April 1916 statt.
Was war das Ziel des Osteraufstands in Irland?
Irische Republikaner*innen wollten die britische Herrschaft in Irland beseitigen und unabhängig werden.
Wie viele Tote gab es beim Osteraufstand?
Beim Osteraufstand gab es 590 Tote und Tausende Verletzte.
Wo genau fand der Osteraufstand statt?
Der Osteraufstand fand in Dublin, der Hauptstadt Irlands, statt.
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