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Muhammad al-Idrisi – Biographie
Muhammad al-Idrisi war Geograph und Botaniker. Zudem war er ein bekannter arabischer Kartograph des Mittelalters – er hat also Regionen und Länder untersucht und auf Karten dargestellt. Al-Idrisi hat einige der fortschrittlichsten Weltkarten des 12. Jahrhunderts geschaffen.1 Somit haben seine Werke die Geschichte der Geographie stark geprägt und beeinflusst.
Ein Beispiel für eine der fortschrittlichsten Karten des 12. Jahrhunderts ist die Tabula Rogeriana.
Mehr zur Tabula Rogeriana erfährst Du weiter unten im Text.
Muhammad al-Idrisi wurde im Jahr 1100 in Sabtah, Marokko geboren, und ist im Jahr 1165/66 vermutlich in Palermo, Sizilien gestorben. Dort hat er ab dem Jahr 1138 als Berater für König Roger II., dem damaligen König von Sizilien, gearbeitet.
Das damalige Sabtah in Marokko heißt nun Ceuta und befindet sich im spanischen Nordafrika.
Man sagt, dass er einen Großteil seiner Kindheit und Jugend auf Reisen in Nordafrika und Spanien verbracht hatte, wodurch er detaillierte Informationen über die Regionen sammeln konnte. Er hat außerdem in Cordoba, Spanien studiert, und in Constantine, Algerien gelehrt. Abgesehen davon ist jedoch nicht allzu viel über ihn und seinen Lebenslauf bekannt.
Mit seinen Arbeiten hat er sowohl muslimische Geographen, zum Beispiel Ibn Battuta oder Piri Reis, als auch christliche Seefahrer wie Vasco da Gama oder Christoph Columbus beeinflusst und inspiriert.
Einflussreiche Personen für al Idrisi
Zwei Personen, die al-Idrisis Arbeiten damals besonders beeinflusst haben, sind Claudius Ptolemäus und König Roger II. Beide haben ihn auf eine unterschiedliche Art und Weise beeinflusst.
Al-Idrisi hat zur gleichen Zeit wie Roger II. gelebt, und war sein Berater.
Ptolemäus hat circa 1.000 Jahre vor ihm gelebt. Al-Idrisi hat viel von Ptolemäus Arbeiten gelernt, jedoch beruhen viele Werke von al-Idrisi auf seinen eigenen Erfahrungen.
Claudius Ptolemäus
Al-Idrisi ließ sich von Werken des berühmten griechischen Geographen Claudius Ptolemäus inspirieren.
Ptolemäus ist ein griechischer Wissenschaftler und hat circa in den Jahren 100 bis 160 in Ägypten gelebt. Er war in vielen Disziplinen tätig: In der Mathematik, Geographie, Astronomie, Astrologie und Philosophie.
Seine Werke waren sehr lange sehr einflussreich. Seine Arbeiten galten sogar noch im 18. und 19. Jahrhundert als wissenschaftliche Standardwerke in Europa.
Ptolemäus hat zum Beispiel die Breitengrade vom Äquator bis zu den Polen definiert. Hierbei stellt der Äquator 0° dar, und die Pole ±90°. Diese Definition ist bis heute gültig.
Ein Beispiel für etwas, wovon al-Idrisi inspiriert wurde, ist die Einteilung der Klimazonen der Erde. Ptolemäus hat die Welt in sieben Klimazonen eingeteilt. Er ging davon aus, dass jede Region, die sich auf denselben Breitengraden befinden, gleiche Klimabedingungen hatte.
Mehr zu Claudius Ptolemäus, dem Gradnetz der Erde und den Klimazonen der Erde findest Du in den dazugehörigen Erklärungen.
Roger II.
Roger II. war von 1130 bis 1154 ein sehr mächtiger König von Sizilien, einer italienischen Insel im Mittelmeer. Damals war Sizilien eine stets umkämpfte Region. Die Insel wurde von verschiedenen Völkern wie den Römern, den Byzantinern, den Arabern und den Normannen erobert und beherrscht.2
In der Zeit, die er regierte, hat er Sizilien zum ersten Mal in der Geschichte mit einer Zentralregierung vereint. Das heißt, unter seiner Regierung gab es das erste Mal Sizilien als Königreich. Außerdem wurde das Großreich Sizilien unter seiner Regierung offiziell als ein Teil von Europa angesehen – nicht als Teil Afrikas oder Asiens.
Während Roger II. herrschte, hat sich die Hauptstadt Palermo zu einer der reichsten Hauptstädte im Mittelmeerraum und Europa entwickelt. Hier lebten viele Menschen aus unterschiedlichen kulturellen und religiösen Hintergründen zusammen. Byzantinische Griechen, muslimische Araber, jüdische Sizilianer und andere Völker lebten Seite an Seite, was für die damalige Zeit sehr ungewöhnlich war.
Roger II. war zwar offiziell christlich, jedoch sprach er Arabisch und hatte des Öfteren Auseinandersetzungen mit der römischen Kirche. Er hatte sich beispielsweise geweigert, Kreuzzüge gegen die Muslime zu führen.
Roger II. und Muhammad al-Idrisi
Al-Idrisi war ab dem Jahr 1138 Berater des sizilianischen Königs Roger II. Er erhielt von ihm den Auftrag, eine aktualisierte Weltkarte zu erschaffen. Diesen Auftrag konnte er dank des multikulturellen Großreichs, das Roger II. regierte, gut erfüllen.
In Sizilien konnte man nämlich auf viele Reisende und Händler treffen, die aus weit entfernten Regionen kamen. Außerdem konnte Al-Idrisi Geographen und Reisende in die Welt schicken, um das benötigte Wissen zu sammeln. Basierend auf mündlichen Überlieferungen konnte er sich ein detailliertes Bild einer Region verschaffen.
Die Begriffe hier werden nicht gegendert, denn damals gab es fast nur männliche Händler und Geographen. Frauen hatten zu dieser Zeit meist andere Aufgaben und blieben zu Hause.
Roger II. war ein Intellektueller und interessiert an Bildung und Forschung. Die Verbindung zur arabischen Kultur führte dazu, dass er al-Idrisi bei seinen Wissenschaften unterstützen wollte.
Somit kam es zustande, dass al-Idrisi im sizilianischen Königreich unter Roger II. unterstützt wurde, die Wissenschaft voranzutreiben.
Al Idrisi – Werke
Al-Idrisis Karten bildeten oft die Gegenden ab, die vielen europäischen Bewohnerinnen und Bewohner nicht zugänglich waren.
Da al-Idrisi ein muslimisch-arabischer Bewohner Siziliens war, hatte er dank seiner sprachlichen Fähigkeiten auch Zugang zu Westafrika oder den arabischen Halbinseln.
Durch seine geographische Lage hatte er vermutlich Kontakt zu Leuten, die in China, Indien und Zentralasien waren. Vielleicht ist er damals sogar selbst in die Regionen gereist. Genau überliefert wurden solche Details jedoch nicht.
Dadurch, dass er auf diese Regionen seine Schwerpunkte gesetzt hatte, war Nordeuropa in seinen Schriften dementsprechend nicht sehr detailreich. Da Sizilien im Süden Europas lag, wurden Süd- und Mitteleuropa zum Teil mehr abgebildet.
Wichtige geographische Werke des Mittelalters sind die Tabula Rogeriana, die Al-Idrisi Weltkarte und sein Kompendium.
Tabula Rogeriana
Die Tabula Rogeriana ist mitunter eine der detailliertesten und somit fortschrittlichsten Karten des Mittelalters. Al-Idrisi hat fast 15 Jahre lang am Hofe des Königs Roger II. daran gearbeitet. 1138 wurde sie von Roger II. in Auftrag gegeben und 1154 wurde sie fertiggestellt. Sie heißt durch ihren Auftraggeber auch "die Karte von Roger".
Auf ihr wird der gesamte eurasische Kontinent und der Norden Afrikas dargestellt. Außerdem ist sie gesüdet. Das heißt, dass der Süden oben, und der Norden unten ist. Das Mittelmeer ist relativ groß auf der rechten Bildhälfte zu sehen. Anhand dessen Größe kann man die damalige Wichtigkeit des Meeres erkennen.
Die meisten Karten sind genordet. Das trifft auch auf die modernen Karten zu, die wir kennen.
Die Karte ist arabisch beschrieben und die arabische Halbinsel mit Mekka, der heiligen Stätte, wurde in der Mitte platziert.
Die arabische Halbinsel wird auch der Nahe Osten genannt. Dieser Sammelbegriff beschreibt die Länder Bahrain, Jemen, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Irak, Israel, Jordanien, Libanon und Syrien.
In dieser Abbildung siehst Du die Tabula Rogeriana, die fortschrittlichste Weltkarte des Mittelalters.
Al-Idrisi – Weltkarte
Eine genauso wichtige Karte wie die Tabula Rogeriana ist al-Idrisis Weltkarte. Auch diese Karte ist gesüdet.
Diese Karte ist insofern interessant, als man hier sehen kann, dass al-Idrisi den antiken geographischen Vorstellungen folgt. Die antiken Vorstellungen sind größtenteils von Ptolemäus inspiriert worden: Sowohl Ptolemäus als auch al-Idrisi teilten nämlich die Welt in sieben Zonen ein, die horizontal zum Äquator sind. Auf der Karte sehen sie ein wenig gekrümmt aus.
Zentral gelegen ist die arabische Halbinsel, das Zentrum der islamischen Welt.
Auf Al-Idrisis Weltkarte ist Europa mit den Verbindungen zum Schwarzen Meer unten rechts auf der Karte zu erkennen. Zudem ist Afrika mit dem Nil zu sehen, dessen Abzweigung in den Atlantik führt.
Al-Idrisi – Kompendium
Ein Kompendium ist ein kurz gefasstes Lehrbuch, das einen Überblick über ein meist sehr umfangreiches Thema zeigt.
Al-Idrisis Kompendium "The Excursion of the One Who Yearns to Traverse the Horizons" oder auf Deutsch "Die Exkursion von jemandem, der sich danach sehnt, die Horizonte zu durchqueren" ist ein sehr wichtiges Werk der mittelalterlichen Geographie. Es enthält neben den Beschreibungen von den untersuchten Regionen auch Bilder und die beiden oberen Karten.
In diesem Kompendium befinden sich neun Manuskripte, wobei sieben davon Karten enthalten. Diese Manuskripte, also handgeschriebene Bücher, beschreiben die Regionen, zu denen er gereist ist oder von welchen er mündliche Beschreibungen erhalten hat.
Diese Manuskripte fassen all all sein geographisches Wissen zusammen. Durch den detailreichen Umfang wurde dieses Werk Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte, für das Studium der Geographie genutzt.
Kartographie im Mittelalter
Wie die Welt aussieht, ist schon immer eine zentrale Frage der Menschheit gewesen. Aus dieser Frage ist die Disziplin der Kartographie entstanden.
Die Kartographie beschreibt die Disziplin der Kartenherstellung. Sie beschäftigt sich also mit der Darstellung der Erde oder anderen Himmelskörpern mit Hilfe von topographischen oder thematischen Karten.
Die typische Weltkarte, wie die meisten sie heute kennen, ist nur eine Art, die Welt auf einer Karte darzustellen. Man kann nämlich ein drei-dimensionales rundes Objekt wie die Erde, nicht wirklichkeitsgetreu auf einem rechteckigen, zweidimensionalen Papier darstellen.
Es wird immer eine Verzerrung der Form, des Winkels oder der Größe geben. Es liegt also an der kartographierenden Person zu entscheiden, wie er oder sie die Welt darstellt. Deswegen gibt es keine objektive Darstellung der Welt, denn Karten sind immer menschengemacht und somit subjektiv.
Arabische Weltkarten Mittelalter
Karten sagen viel über die Zeit und die Kultur aus, in der sie entstanden sind, denn sie spiegeln die Weltanschauung wider. Auch die Karten von al-Idrisi zeigen, wie die Welt im arabischen Mittelalter gesehen wurde.
Sie zeigen, dass das Mittelmeer und die arabischen Halbinsel zentral waren. Durch die arabische Beschriftungen kann man erkennen, dass Arabisch eine wichtige Sprache in der Region und Zeit war.
Gleichzeitig erkennt man aber auch, dass al-Idrisis Karten die Regionen auf der Erde eher sachlich beschreiben. Sie versuchen nicht, die Welt mithilfe einer Religion zu erklären.
Merkmale arabischer Weltkarten
Die arabischen Weltkarten von Al-Idrisi kann man anhand einiger Merkmale erkennen.
- Viele Informationen über Anatolien, den Bereich rund um das Mittelmeer und arabische Halbinseln
- Europa weniger detailreich
- Die Welt in sieben Klimazonen
- Arabische Schrift
- Die Karten sind gesüdet
- Keine religiöse Erklärung der Welt
Insgesamt sind die Ortsnamen, die auf den Karten abgebildet sind, nicht leicht zu identifizieren, da die Namen der Orte meist mündlich an al-Idrisi weitergegeben worden sind.
Im Vergleich zu anderen Karten sind al-Idrisis Karten weniger religiös, sondern eher wissenschaftlich geprägt. Er versucht nicht einen Glauben zu vermitteln. Vielmehr versucht al-Idrisi, die Regionen der Welt so objektiv wie möglich zu beschreiben.
Ebstorfer Weltkarte
Zuletzt siehst Du hier ein anderes Beispiel darüber, wie Karten das Weltbild widerspiegeln, nämlich die Ebstorfer Weltkarte.
Die Ebstorfer Karte ist mit 3,50 x 3,50 Meter die größte Weltkarte des Mittelalters. Sie stammt aus dem Benediktinerinnenkloster Ebstorf in der Lüneburger Heide und ist circa in den Jahren 1320 bis 1330 entstanden.
Abgebildet sind die damals bekannten drei Kontinente Asien, Europa und Afrika. Die Welt ist im Körper von Jesus Christus. Sein Kopf, Hände und Füße geben die Himmelsrichtungen an. Jerusalem, der Mittelpunkt des Christentums, ist auf der Karte im Zentrum der Welt verortet.
Verglichen mit al-Idrisis Karte kann man sagen, dass diese Karte sehr viel offensichtlicher die christliche Überzeugung vermittelt.
Sowohl al-Idrisis Karten und die Ebstorfer Karte versuchen, die Welt zu beschreiben und erklären. Dies tun die beiden Karten jedoch auf einer anderen Weise. Durch diese Darstellungen kann man also gut visuell erkennen, wie genau die Welt gesehen wurde.
Al Idrisi – Das Wichtigste
- Muhammad al-Idrisi war ein arabischer Kartograph, Geograph und Botaniker des Mittelalters.
- Er hat als Berater für König Roger II. gearbeitet, dem König Siziliens, und wurde von Claudius Ptolemäus Theorien inspiriert.
- Im Jahre 1154 hat er die Weltkarte Tabula Rogeriana fertiggestellt, eine der umfangreichsten Karten des Mittelalters.
- Seine Karten zeigen das Weltbild, dass damals das Mittelmeer und die arabischen Halbinsel als zentrale Orte des Weltgeschehens angesehen worden sind.
Nachweise
- Britannica.com: Muhammad al-Idrisi. (28.07.2022)
- Britannica.com: Roger II. (29.07.2022)
- Abbildung 1: Tabula Rogeriana von Muhammad al-Idrisi (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:TabulaRogeriana.jpg) by Konrad Miller licensed by CC0 (https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de).
- Abbildung 2: Weltkarte von Muhammad al-Idrisi (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Al-Idrisi%27s_world_map.JPG?uselang=de) licensed by CC0 (https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de).
- Abbildung 3: Ebstorfer Weltkarte (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ebstorfer-stich2.jpg) by Kolossos (https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Kolossos) licensed by CC0 (https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de).
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Al Idrisi
Wer ist Al-Idrisi?
Muhammad al-Idrisi war ein arabischer Kartograph, Geograph und Botaniker des Mittelalters. Er hat einige der fortschrittlichsten Weltkarten des 12. Jahrhunderts geschaffen.
Für was ist Al-Idrisi bekannt?
Al-Idrisi ist bekannt für die im Jahre 1154 fertiggestellte Weltkarte Tabula Rogeriana.
Welches Weltbild vermittelt die arabische Weltkarte des Al-Idrisi?
Die arabische Weltkarte des Al-Idrisi vermittelt ein Mittelmeer-zentriertes Weltbild. Der Fokus liegt außerdem mehr auf arabischen Ländern als auf europäischen. In diesem Weltbild spiegelt sich die Theorie von Ptolemäus wider, dass die Welt in sieben Klimazonen eingeteilt wurde.
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