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Carl Ritter – Steckbrief
Carl Ritter wurde am 7. August 1779 in Quedlinburg geboren und starb am 28. September 1859 in Berlin. Er hatte fünf ältere Geschwister. Sein Vater starb früh im Alter von 38 Jahren. Ritter wurde 1785 an der Erziehungsanstalt Schnepfenthal aufgenommen, wo man bereits sein Talent zum Kartenzeichen entdeckte.
In der Abbildung siehst Du ein Porträt von Carl Ritter.
Carl Ritter – Erzieher und Reisebegleiter
1796 bestimmte der Frankfurter Kaufmann Johann Jakob Hollweg Carl Ritter zum Erzieher seiner Söhne. Als Vorbereitung dafür schickte Hollweg ihn an die Universität Halle, wo er Kameralistik studierte, aber auch viele weitere Vorlesungen, wie Theologie, Geschichte und Physik besuchte.
Kameralistik ist eine Wissenschaft, die während des 18. und 19. Jahrhunderts Kammerbeamten alle wichtigen Kenntnisse für die Verwaltung im absolutistischen Staat näherbrachte. Der Aufgabenbereich von Kammerbeamten bezog sich besonders auf die Finanzen und die Wirtschaft.
In den Jahren 1798 bis 1814 war Ritter dann Erzieher und Reisebegleiter im Dienste der Familie Bethmann-Hollweg. Als er sie in die Schweiz begleitete, begegnete Ritter Pestalozzi und seinen Lehrmethoden und erkannte die Ähnlichkeit mit seinen eigenen methodischen Überlegungen. Dazu zählte die visualisierte Veranschaulichung von Lehrinhalten, die in seinen Überlegungen Darstellungen in Form von Karten, vorwiegend Landkarten, waren.
Johann Heinrich Pestalozzi, der von 1746 bis 1827 lebte, war ein Schweizer Erzieher und Pädagoge. Er reformierte das Schweizer Schulsystem und verfasste zahlreiche Werke über seine Erziehungsmethoden.
Seit 1804 veröffentlichte Carl Ritter geographische Werke mit einer pädagogischen Ausrichtung.
Im Jahr 1813 begleitete er einen Sohn des Kaufmanns, Moritz August von Bethmann-Hollweg, zu seinem Studium nach Göttingen. Dort widmete Ritter sich dann bis 1818 als Privatgelehrter seinem wissenschaftlichen Hauptwerk „Die Erdkunde im Verhältnis zur Natur und Geschichte des Menschen“. Ein Werk, in dem er den Fokus auf die Beziehung zwischen dem Menschen und seiner Umwelt legte.
Carl Ritter – Wissenschaftliche Karriere
1819 wurde Carl Ritter für kurze Zeit Professor am Frankfurter Gymnasium. 1820 wurde er dann als Lehrer für Geographie und Statistik an die „Allgemeine Kriegsschule“ Berlin und gleichzeitig als erster Professor der Erd-, Länder-, Völker- und Staatenkunde an die Universität Berlin berufen, wo er bis an sein Lebensende blieb. Im Jahr 1825 wurde er vom außerordentlichen Professor zum Ordinarius für „Länder- und Völkerkunde und Geschichte“ ernannt.
Ein außerordentlicher Professor ist ein an der Hochschule angestellter Professor, der allerdings nicht über einen eigenen Lehrstuhl für sein Fach verfügt und weniger Mittel hat. Ein Lehrstuhl ist ein Fach, das von einem ordentlichen Professor gelehrt wird und dadurch über mehr Mittel verfügt.
Mit der Ernennung zum Ordinarius erhält der Professor einen eigenen Lehrstuhl und Mittel für Mitarbeiter und Sonstiges.
Seine Vorlesungen waren sehr beliebt und wurden von berühmten Persönlichkeiten wie Otto von Bismarck, Albrecht von Roon und Karl Marx besucht.
Otto von Bismarck (1815 bis 1898) war ein deutscher Politiker. Er war preußischer Ministerpräsident, Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes und erster Reichskanzler des Deutschen Reichs.
Albrecht von Roon (1803 bis 1879) war preußischer Generalfeldmarschall und Kriegsminister. Ihm wird ein großer Einfluss auf die preußischen Erfolge in den deutschen Einigungskriegen zugeschrieben.
Karl Marx (1818 bis 1883) war ein deutscher Philosoph, Ökonom, Gesellschaftstheoretiker, politischer Journalist und Historiker. Er ist berühmt für seine Rolle in der Arbeiterbewegung und seiner Kritik am Kapitalismus, die er in zahlreichen Werken niederschrieb.
Informationen zu den geschichtlichen Hintergründen und Ereignissen ihrer Lebenszeit bekommst Du im Fach Geschichte. Schau Dir gerne anschließend ein paar interessante Themen an.
In den Jahren 1822 bis 1855 war Carl Ritter Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaft Berlin. Die Akademie beschäftigte sich mich Forschungsfragen und wissenschaftlichen Unternehmungen, an denen sich Ritter beteiligte. Außerdem war er Gründungsmitglied der 1828 gegründeten Berliner „Gesellschaft für Erdkunde“ und war dort der erste Vorsitzende.
Carl Ritter – Seine Konzepte und Erkenntnisse nach seinem Tod
Zu seinen Lebzeiten wurde Carl Ritter sehr geachtet. Er etablierte die Geographie als Studienfach. Nach seinem Konzept sollten dadurch Erdkunde, Naturwissenschaften, Geschichte und Völkerkunde zur neuen Wissenschaft Geographie zusammengefasst werden.
Wenn Du Dich für Geschichte interessierst, findest Du hier noch viele weitere Erklärungen zu geschichtlichen Themen.
Nach Ritters Tod gerieten er und seine Arbeit jedoch schnell in Vergessenheit. Ihm wurde seine wissenschaftlichen Leistungen abgesprochen. Andere Geographen wurden mit Forderungen laut, die Geographie so zu verstehen, dass man eigene wissenschaftliche Forschungen beziehungsweise Untersuchungen im Gelände betreibt. Ritter hingegen hatte sich in seiner Forschung auf Reiseberichte von Forschungsreisenden und Erfahrungen anderer bezogen, diese zusammengefasst und ausgewertet.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg begann eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Ritter. Dort fand seine Leistung als Geograph Anerkennung und Würde. Einige seiner Konzepte wurden übernommen, wie der Universalismus seines Ansatzes, der unter Geographie nicht mehr streng nur die Länderkunde verstand, sondern viele weitere Aspekte einschloss.
Mehr Informationen zum Zweiten Weltkrieg findest Du in der Erklärung dazu im Fach Geschichte.
Außerdem legte Ritter den Fokus auf das menschliche Einwirken auf die Umwelt und die historische Entwicklung von Mensch und Kultur durch geographische Umstände. In anderen Worten: die Beziehung zwischen Mensch und Natur.
Das umfasst Fragen, wie: Wie beeinflusst der Mensch die Natur durch sein Einwirken auf die Umwelt? Wie hat die Natur den Menschen beeinflusst? Welche Unterschiede gibt es nach natürlichen Gegebenheiten in der Kultur der Menschen?
Carl Ritter und Alexander von Humboldt
Alexander von Humboldt (1769 bis 1859) war ein Forschungsreisender und Naturforscher. Auf seinen Forschungsreisen nach Amerika und Asien entdeckte und erforschte er viele neue Pflanzen- und Tierarten ebenso wie Länder.
Carl Ritter und Alexander von Humboldt arbeiteten etwa 30 Jahre zusammen in Berlin. Sie beide gelten als Begründer der modernen Geographie, wobei Ritter dabei die Kultur- und Humangeographie sowie die Länderkunde zugeschrieben werden und Humboldt die physische Geographie.
Wenn Alexander von Humboldt Dich interessiert, findest Du in der Erklärung zu ihm noch mehr Informationen. Auch zur Humangeographie findest Du eine eigene Erklärung.
Ihre erste Begegnung hatten die beiden im Jahr 1807. Ritter war von Humboldts Forschungsreise nach Südamerika beeindruckt und Humboldt interessierte sich für die sechs Karten von Europa, die Ritter erstellt hatte.
Die nächste Begegnung fand auf einer Reise Ritters im Jahr 1824 mit August Bethmann-Hollweg nach Paris statt. In einen regelmäßigen Austausch und engeren Kontakt kamen Ritter und Humboldt aber erst, als Humboldt nach Berlin zurückkehrte.
Ritter und Humboldt gründeten dann gemeinsam eine Gruppe von Reformern, die sich der Entwicklung der Geographie zu einer modernen Wissenschaft widmeten.
Reformer sind Personen, die eine Umgestaltung oder Neuordnung eines bestimmten Bereichs oder Themas anstreben und sich dafür einsetzen.
Carl Ritter – Geograph
Carl Ritter gilt neben Alexander von Humboldt als Begründer der modernen Hochschulgeographie. In seinem Konzept wurden Erdkunde, Naturwissenschaften, Geschichte und Völkerkunde zu der neuen Wissenschaft Geographie vereint. Ritters Werke als Geograph sind allerdings aufgrund des Fehlens einer wissenschaftlichen Bibliographie nur schwer überschaubar und viele seiner Werke blieben unvollendet.
Eine Bibliographie ist ein Verzeichnis von Werken eines bestimmten Autors.
Carl Ritter – Forschungstätigkeit
Eine zentrale Eigenart Ritters Forschungstätigkeit war, dass er Räume anhand von geographischen Merkmalen, anstatt nur anhand von politischen einordnete – er setzte Grenzen also mithilfe der Geographie, denn politische Grenzen wurden meist durch Kriege oder Politik entschieden und haben sich im Verlauf der Zeit vielfach geändert.
Die deutschen Grenzen haben sich zum Beispiel das letzte Mal im Jahr 1990 mit der Deutschen Wiedervereinigung geändert.
Mehr zur Wiedervereinigung Deutschlands gibt's im Fach Geschichte.
Grenzen anhand von geographischen Merkmalen dagegen sind deutlich standhafter. Sie werden anhand geographischer Gegebenheiten wie Klimazonen oder Vegetation unterschieden. Den diese Gegebenheiten verändern sich kaum beziehungsweise nur sehr langsam.
Außerdem war die Kartographie, die Darstellung von Erdteilen auf Karten, ein zentraler Bestandteil seiner Forschungen. So erstellte er zum Beispiel Karten nach biogeographischen und klimatischen Merkmalen.
Die Biogeographie beschreibt Verbreitungen von Tier- und Pflanzenarten auf der Erde.
Carl Ritters Forschungsschwerpunkt bildeten die Beziehungen zwischen der natürlichen Umwelt und dem Menschen und seiner Kultur. Dieser Ansatz bildete die Grundlage für die Kulturökologie.
Ritter befasste sich zudem mit der historischen Geographie. In seinem Hauptwerk „Die Erdkunde im Verhältnis zur Natur und zur Geschichte der Menschen“ behandelt er die Kontinente Afrika und Asien. In Reiseberichten erzählt er überdies über seine Reisen durch ganz Europa: Er bereiste Italien, England, Schottland, Irland, Griechenland, die Balkanländer und die Alpen.
Wenn Du mehr über die Kontinente Afrika, Asien und Europa wissen willst, findest Du Informationen dazu in den jeweiligen Erklärungen. Auch zu den Alpen kannst Du mehr in einer eigenen Erklärung nachlesen.
Carl Ritter – Afrika
Ein besonderes Interesse hatte Ritter an Afrika. Den ersten Band seines Werks über Erdkunde widmete er diesem Kontinent. Durch seine Beschäftigung mit Afrika wurde er zum radikalen Gegner der Sklaverei und des Sklavenhandels.
Das verband ihn mit Alexander von Humboldt, der dieselben Ansichten teilte. Ein besonderes Augenmerk legte er auf die Kolonie Liberia, von der er erwartete, dass sie Einfluss auf die Entwicklung der Zivilisation des gesamten Kontinents nehmen würde.
Ritter glaubte an traditionell christlich-religiöse Werte, aber von der angeborenen „Höherwertigkeit“ der Weißen, von der zu seinen Lebzeiten die meisten Menschen überzeugt waren, war er nicht überzeugt. Er lehnte des Weiteren die calvinistisch geprägte Prädestinationslehre ab.
Die calvinistisch geprägte Prädestinationslehre besagt, dass das Schicksal der Menschen von Gott vorherbestimmt ist.
Ritter setzte sich sehr für die Afrikaforschung ein. Er vermittelte Heinrich Barth mit der preußischen Gesandtschaft zu London, von der er im Jahr 1849 mit dem Londoner Foreign Office, das Auswärtige Amt der Englischen Regierung, als Teilnehmer an der Sahara-Sudan-Expedition nach Afrika geschickt wurde.
Ziele solcher Expeditionen waren Informationen über den Menschenhandel dort sowie der Aufbau von Handelskontakten zu den Anführern der islamischen Stämme im Sudan.
Heinrich Barth (1821 bis 1865) gilt als Begründer der Afrikaforschung. Auf zahlreichen Expeditionen erforschte er die Wüsten, Gebirge und Urwälder Afrikas. Eine Besonderheit zur damaligen Zeit war seine Aufgeschlossenheit den Einwohnern und Einwohnerinnen gegenüber, ebenso wie Anhängern und Anhängerinnen des Islams.
Carl Ritter – Das Wichtigste
- Carl Ritter gilt neben Alexander von Humboldt als Begründer der modernen Geographie als Wissenschaft.
- Im Jahr 1825 erhielt er seinen eigenen Lehrstuhl für Länder- und Völkerkunde und Geschichte an der Universität Berlin, wo er bis zu seinem Lebensende als Professor tätig war.
- Seinem Konzept zufolge sollte die Geographie eine neue Wissenschaft zusammengesetzt aus Erdkunde, Naturwissenschaften, Geschichte und Völkerkunde sein.
- Ritters Forschungsschwerpunkt war die Beziehung zwischen der natürlichen Umwelt, dem Menschen und seiner Kultur – die Grundlage der Kulturökologie.
Nachweise
- sammlungen.hu-berlin.de: Biographie, Carl Ritter. (22.09.2022)
- kreis-hz.de: Bildungshaus Carl Ritter: Biographie Carl Ritters. (22.09.2022)
- J. B. Metzler (2021). Alexander von Humboldt-Handbuch. Springer-Verlag GmbH Deutschland.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Carl Ritter
Für was ist Carl Ritter berühmt?
Carl Ritter ist neben Alexander von Humboldt dafür berühmt, Begründer der modernen Geographie zu sein. Nach seinem Konzept setzt sich die Geographie aus der Erdkunde, den Naturwissenschaften, der Geschichte und der Völkerkunde zusammen.
Wann lebte Carl Ritter?
Carl Ritter lebte vom 7. August 1779 bis zum 28. September 1859.
An was forschte Carl Ritter hauptsächlich?
Carl Ritters forschte hauptsächlich an der Beziehung zwischen der natürlichen Umwelt, dem Menschen und seiner Kultur.
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