Carl Troll Geograph
Carl Troll zählte zu einem der weltweit erfolgreichsten Geographen. Mit seinen Forschungsreisen und dessen wissenschaftlichen Erkenntnissen der Klimaklassifikation prägt er bis heute die Geoökologie und infolgedessen die Geographie. Durch seine Zeitschrift „Erdkunde – Archiv für wissenschaftliche Geographie“ gelangte es ihm, seinen internationalen Erfolg als Geograph auszubauen.
Die effektive Klimaklassifikation nach Troll/Paffen ist heute weit verbreitet. Sie teilt die Erdoberfläche in fünf Klimazonen ein, die in weitere Untergruppen unterteilt werden können.
Die Geoökologie ist eine interdisziplinäre Umweltnaturwissenschaft, die sich mit den Zusammenhängen und Wechselwirkungen der Natur sowie deren Beeinflussung durch den Menschen beschäftigt.
Die Geoökologie ist deshalb eine interdisziplinäre Wissenschaft, da sie Inhalte der Umweltwissenschaft und der Geowissenschaft verbindet.
Carl Troll Steckbrief
Carl Theodor Joseph Maria Troll war ein international bekannter deutscher Geograph und Rektor an der Universität Bonn. Er lebte von 1899 bis 1975 und wurde 75 Jahre alt.
Berühmt wurde Carl Troll durch seine Prägung des Begriffs der Geoökologie sowie der Klimaklassifikation und des Tageszeitklimas.
Mehr zum Thema Tageszeitklima findest Du in der gleichnamigen Erklärung!
Zu seinen Erkenntnissen erlangte Troll unter anderem durch Forschungsreisen und durch seine gegründete Zeitschrift „Erdkunde – Archiv für wissenschaftliche Geographie“.
Troll war zudem Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Akademien wie der Leopoldina oder Preußischen Akademie der Wissenschaften. Diese Akademien fördern zum Teil heute noch die nationale und internationale Zusammenarbeit der Naturwissenschaften.
Carl Troll Leben
Jahr | Ereignisse |
24.12.1899 | - geboren in Gabersee (heute Wasserburg) als Carl Theodor Joseph Maria Troll
- war zweiter Sohn des Arztes Dr. med. Theodor Troll und seiner Frau Elise
- Trolls Bruder war Botaniker (Wilhelm Troll)
|
1915 bis 1917 | |
1918 | - Unterbrechung der Schule wegen Kriegseinsatz
|
1919 | - beendete das Abitur
- Studium in Botanik, Geologie und Geographie an der Universität München
|
1921 und 1922 | - Promotion in Botanik und Staatsexamen für das höhere Lehramt in den Fächern Chemie, Biologie und Geographie
|
1925 | - Habilitation in Geographie
|
ab 1925 bis 1930 | - Vollassistent und Privatdozent an der Universität München
|
1926 bis 1929 | - Forschungsreise mit Maultier durch Südamerika (Forschungen in Bolivien, Südperu, Nordchile, den Anden, Ecuador, Kolumbien und Panama)
|
ab 1930 | - Leitung der Abteilung für Kolonial- und Überseegeographie an Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin (heute Humboldt-Universität)
- lernt in Berlin die Geographin und spätere Frau Elisabeth Kürschner kennen
|
1933 bis 1934 | - Forschungsreise nach Ostafrika
|
1937 | - deutsche Nanga-Parbat-Expedition im West-Himalaya sowie eine Reise in das Osthimalaya-Gebiet
|
ab 1938 | - Wechsel als Rektor an die Universität Bonn
- widmete sich dort Klimatologie, Gletscherkunde, Frostbodenkunde, Vegetationsforschung und wissenschaftlicher Luftbildforschung
|
1939 | - zweite Forschungsreise nach Ostafrika (Eritrea)
|
1947 | - gründete die Zeitschrift „Erdkunde – Archiv für wissenschaftliche Geographie“
|
1957 bis 1958 | - CDU-Mitglied im Bonner Stadtrat
- aktiv in den Ausschüssen der Stadtplanung, Schule, Bildung und Kultur
|
1963 | - Veröffentlichung der Klimaklassifikation nach Troll/Paffen
|
1966 | |
21. Juli 1975 | - Tod im Alter von 75 Jahren durch Herzversagen in Bonn
|
Tabelle 1 - Lebenslauf von Carl Troll
Unter Promotion ist die Verleihung des akademischen Grades eines Doktors oder einer Doktorin in einem bestimmten Studienfach zu verstehen.
Habilitation meint den Erwerb der Lehrberechtigung an Hochschulen (als Professor*in) durch die Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit.
Emeritierung ist die Entbindung eines Hochschullehrenden von den alltäglichen Pflichten des Lehrbetriebs.
Carl Troll war während seines Lebens Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Akademien und zu seinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen zählen insgesamt 360 Titel. Neben seinem internationalen Erfolg als Geograph hatte Troll mit seiner Frau Elisabeth Kürschner neun Kinder.
Carl Troll Forschungsreise
Carl Trolls Forschungsreisen waren die Grundlage für seine wissenschaftlichen Arbeiten und Erkenntnisse. Er reiste für seine Forschungen in verschiedene Länder auf unterschiedlichen Kontinenten. Darunter reiste er nach:
Carl Troll in Südamerika
In den Jahren 1926 bis 1929 unternahm Carl Troll seine erste große Forschungsreise nach Südamerika. Zu dieser Zeit war er an der Universität München als Vollassistent und Privatdozent am Geographischen Institut angestellt. Ermöglicht wurde ihm die Reise durch staatliche und private Gelder sowie durch seine Berufstätigkeit in Südamerika.
Troll reiste rund zweieinhalb Jahre mit dem Maultier durch Südamerika und stellte geographische und botanische Forschungen in Bolivien, Südperu, Nordchile, den Anden, Ecuador, Kolumbien und Panama an.
Er sammelte dort etwa 16.000 Bögen getrocknete Pflanzen und Pflanzenteile und nahm circa 10.000 Kilometer Routenskizzen auf.
Dass diese Reise zu seinen wichtigsten gehörte, betätigte er in einer Rückschau selbst:
Das Erlebnis der tropischen Gebirgsnatur und der Anpassung der Menschen an diese wurde zur Grundlage für die meisten meiner späteren Arbeiten über Pflanzenkleid, Klimaklassifikation, Bodenkunde, Schneedecke und Gletscher, Geomorphologie und Kulturgeographie.1
Carl Troll in Ostafrika
Carl Trolls Forschungsreise nach Ostafrika ging von September 1933 bis August 1934. Aufgrund seiner Erkenntnisse und Erfahrungen aus seiner Südamerikareise konnte Troll nun die Gebirge in Afrika mit den tropischen Gebirgen Amerikas vergleichen.
Carl Trolls Nanga-Parbat-Expedition 1937
Die Nanga-Parbat-Expedition war die dritte Expedition einer Mannschaft des ehemaligen Deutschen Reiches im Himalaya-Gebirge. Ziel war es, den 8.125 Meter hohen Berg „Nanga Parbat“ zu besteigen, nachdem die ersten beiden Versuche 1932 und 1934 gescheitert waren.
Neben Carl Troll nahm auch der erfahrene Bergsteiger Karl Wien an der Expedition teil. Wien begleitete Carl Troll bereits bei seiner Afrika-Expedition. Zudem waren noch andere Bergsteigende, medizinisches Fachpersonal und Einheimische anwesend.
Während der Expedition ereignete sich ein Unglück, bei dem alle Expeditionsteilnehmenden durch eine Lawine im Camp starben, darunter auch Karl Wien. Lediglich Troll und ein weiter Wissenschaftler überlebten das Unglück, da sie sich zwecks Forschungsarbeiten im Tal aufhielten.
Carl Troll Zeitschrift
Carl Troll gründete 1947 die Zeitschrift „Erdkunde – Archiv für wissenschaftliche Geographie“. Durch diese gelang ihm der Schrift- und Wissensaustausch zwischen nationalen und internationalen Forschenden der Geographie.
Die Fachzeitschrift besteht bis heute und widmet sich den gesamten Inhalten der Geographie. Darin sind grundsätzlich veröffentlichte Beiträge zur physischen Geographie, als auch zur Humangeographie zu finden.
Mehr zum Thema Humangeographie und physische Geographie erfährst Du in den entsprechenden Lernsets und Erklärungen.
Troll verfolgte das Ziel, die Zeitschrift von einem deutschen hin zu einem internationalen Kommunikationsmittel der Geographie zu entwickeln. Dieses Ziel wird auch noch heute, nach seinem Tod, verfolgt.
Seit 2007 werden die Publikationen der Zeitschrift vollständig in der englischen Sprache herausgegeben, um Lesende auf der ganzen Welt anzusprechen. Daher heißt die Zeitschrift seit 2008 „Erdkunde – Archive for Scientific Geography“ und ist seit 2011 auch online frei zugänglich.
Carl Troll Klimaklassifikation
Die Klimaklassifikation wurde 1963 von Carl Troll und dem Geographen Karlheinz Paffen veröffentlicht. Das Modell bezieht sich auf die weltweiten klimatischen Unterschiede im Wechsel der Jahreszeiten. Darunter betrachten Troll und Paffen die Zusammenhänge zwischen den örtlichen Klimata und der jeweiligen natürlichen Vegetation.
Der Begriff Klima beschreibt den durchschnittlichen Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort innerhalb eines bestimmten Zeitraums.
Die beiden Wissenschaftler entwickelten eine Klimakarte, die in fünf Klimazonen aufgeteilt ist:
- die polare/subpolare Klimazone
- die kaltgemäßigteboreale Zone
- die kühlgemäßigte Zone
- die warmgemäßigte Subtropenzone
- die Tropenzone
Diese fünf Hauptklimazonen werden wiederum in weiter 34 Klimatypen unterteilt.
Weitere Informationen zu den Klimazonen findest Du in der entsprechenden Erklärung!
Für die Einteilung nutzten Troll und Paffen drei Klimaelemente – Sonneneinstrahlung, Temperatur und Niederschlag. Klimaelemente sind meteorologische Elemente, die zur Beschreibung des Klimas genutzt werden.
Diese Klimaelemente verknüpften sie mit der natürlichen Vegetation der Regionen. So entstand eine klimatische Einteilung der Erde, die zugleich die verschiedenen Vegetationszonen berücksichtigt.
Alles zum Thema Klima findest Du in dem dazugehörigen Lernset!
Carl Troll – Das Wichtigste
- Carl Troll (1899 - 1975) war ein deutscher Geograph und Rektor an der Universität Bonn.
Er prägte den Begriff der Geoökologie, der Klimaklassifikation und des Tageszeitklimas.
Troll unternahm mehrere Forschungsreisen, darunter Reisen durch Südamerika, Ostafrika und die Antarktis.
Carl Troll und Karlheinz Paffen entwickelten eine Klimakarte, die die Erde in fünf Hauptklimazonen einteilt – die Klimaklassifikation nach Troll/Paffen.
1947 gründete Troll die Fachzeitschrift „Erdkunde – Archiv für wissenschaftliche Geographie“, die dem Schrift- und Wissensaustausch zwischen nationalen und internationalen Forschenden dient.
Nachweise
- rheinische-geschichte.lvr.de: Carl Troll. (09.11.2022)
- diercke.westermann.de: Jahreszeitenklimate nach Troll/Paffen. (11.11.2022)
- geo.fu-berlin.de: Klimaklassifikation nach Troll/Paffen. (11.11.2022)
Wie stellen wir sicher, dass unser Content korrekt und vertrauenswürdig ist?
Bei StudySmarter haben wir eine Lernplattform geschaffen, die Millionen von Studierende unterstützt. Lerne die Menschen kennen, die hart daran arbeiten, Fakten basierten Content zu liefern und sicherzustellen, dass er überprüft wird.
Content-Erstellungsprozess:
Lily Hulatt ist Digital Content Specialist mit über drei Jahren Erfahrung in Content-Strategie und Curriculum-Design. Sie hat 2022 ihren Doktortitel in Englischer Literatur an der Durham University erhalten, dort auch im Fachbereich Englische Studien unterrichtet und an verschiedenen Veröffentlichungen mitgewirkt. Lily ist Expertin für Englische Literatur, Englische Sprache, Geschichte und Philosophie.
Lerne Lily
kennen
Inhaltliche Qualität geprüft von:
Gabriel Freitas ist AI Engineer mit solider Erfahrung in Softwareentwicklung, maschinellen Lernalgorithmen und generativer KI, einschließlich Anwendungen großer Sprachmodelle (LLMs). Er hat Elektrotechnik an der Universität von São Paulo studiert und macht aktuell seinen MSc in Computertechnik an der Universität von Campinas mit Schwerpunkt auf maschinellem Lernen. Gabriel hat einen starken Hintergrund in Software-Engineering und hat an Projekten zu Computer Vision, Embedded AI und LLM-Anwendungen gearbeitet.
Lerne Gabriel
kennen