Deindustrialisierung

Im Folgenden sollst du eingeführt werden in das komplexe Thema Deindustrialisierung. Hierbei wird zunächst eine klare Definition präsentiert und der Prozess im Detail erklärt. Wirtschaftliche und politische Verstrickungen werden ebenso beleuchtet wie historische Entwicklungen und Beispiele in Deutschland. Der Fokus hier liegt besonders auf dem Ruhrgebiet und dem damit verbundenem Strukturwandel. Da die Deindustrialisierung eine globale Entwicklung ist, werden auch die Auswirkungen auf Bildungssektoren, sowie auf Nachhaltigkeit und Globalisierung besprochen. Dieser Artikel bietet dir somit einen umfassenden Überblick anhand von konkreten Beispielen und historischen Verläufen.

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    Deindustrialisierung: Definition und Einfach Erklärt

    Die Deindustrialisierung bezeichnet einen sozioökonomischen Wandel, bei dem der Industriesektor eines Landes im Verhältnis zur gesamten Wirtschaft an Bedeutung verliert. Dies kann durch einen Rückgang der industriellen Produktion, der Beschäftigung in der Industrie und/oder des Anteils der Industrie am Bruttoinlandsprodukt verstanden werden.

    Ist eine Stadt beispielsweise stark auf Stahlproduktion ausgerichtet und die Stahlwerke werden aufgrund von Wirtschaftskrisen oder technologischem Wandel geschlossen, so ist dies ein Fall von Deindustrialisierung.

    Deindustrialisierung Bedeutung und Ursachen

    Für ein Verständnis der Bedeutung der Deindustrialisierung, ist es hilfreich, sie im Kontext der unterschiedlichen Wirtschaftssektoren zu betrachten. Die Ökonomie eines Landes kann im Allgemeinen in folgende Sektoren unterteilt werden:
    • Primärsektor (Landwirtschaft, Fischerei etc.)
    • Sekundärsektor (Industrie und verarbeitendes Gewerbe)
    • Tertiärsektor (Dienstleistungen)
    In der Regel findet in entwickelten Ländern eine Verschiebung von Primär- und Sekundärsektor hin zum Tertiärsektor statt. Die Deindustrialisierung kann durch mehrere Faktoren ausgelöst werden, dazu gehören:
    • Wirtschaftlicher Wettbewerb
    • Technologischer Wandel
    • Globalisierung
    • Veränderungen in der Arbeitsgesellschaft

    Zum Thema technologischer Wandel und Deindustrialisierung kann die Automatisierung in der Produktion als Beispiel genannt werden. Durch maschinelle Produktion können Produkte schneller und kosteneffizienter hergestellt werden. Dies führt jedoch dazu, dass Arbeitsplätze in diesem Bereich reduziert werden und der Industrieanteil am Arbeitsmarkt abnimmt.

    Deindustrialisierung und Wirtschaft: Der eng verwobene Prozess

    Deindustrialisierung ist eng mit wirtschaftlichen Prozessen verknüpft. Sie kann das Ergebnis wirtschaftlicher Entwicklung oder Anzeichen wirtschaftlicher Probleme sein. Die Deindustrialisierung kann volkswirtschaftliche Auswirkungen haben und ist oftmals verbunden mit:
    • Anstieg der Arbeitslosigkeit
    • Abwanderung von Arbeitskräften
    • Verlust von Fertigkeiten und Wissen in der verarbeitenden Industrie

    In Großbritannien, wo in den 1980er Jahren eine starke Deindustrialisierung stattfand, stieg die Arbeitslosigkeit stark an. Viele Industriebetriebe mussten schließen, wodurch tausende von Arbeitskräften ihre Stellen verloren. Dies führte zu erheblichen sozioökonomischen Problemen in den betroffenen Regionen.

    Deindustrialisierung und Politik: Einflüsse und Auswirkungen

    Politische Entscheidungen können einen allgemeinen Einfluss auf den Prozess der Deindustrialisierung haben. Entscheidungen zu internationalen Handelsabkommen, Steuervorschriften, Umweltgesetzen oder Investitionen in Technologie können den Industriesektor beeinflussen. Regierungen haben in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle, um negative Auswirkungen auf Arbeitnehmer zu mildern und neue Entwicklungsperspektiven zu schaffen.

    Zum Thema Politik und Deindustrialisierung kann als Beispiel die US-amerikanische Politik der 1970er und 1980er Jahre herangezogen werden. Durch die Liberalisierung der internationalen Finanzmärkte und die Förderung der Globalisierung war die amerikanische Industrie einem starken internationalen Wettbewerb ausgesetzt. Dies führte zu einer weitreichenden Deindustrialisierung, insbesondere in den traditionellen Industriestädten des sogenannten "Rostgürtels".

    Deindustrialisierung in Deutschland: Ein historischer Überblick

    In Deutschland wurde der Prozess der Deindustrialisierung in den 1970er Jahren deutlich spürbar, als die sogenannte "Strukturkrise" den Industriesektor traf. Insbesondere in den traditionell industriell geprägten Regionen wie dem Ruhrgebiet, führte der Verlust von Arbeitsplätzen im Kohlebergbau und in der Stahlindustrie zu erheblichen wirtschaftlichen und sozialen Umwälzungen.

    Deindustrialisierung Ruhrgebiet: Ein konkretes Beispiel

    Das Ruhrgebiet, Deutschlands ehemaliger Kohlenpott, ist ein herausragendes Beispiel für Deindustrialisierung. Einst das Zentrum der deutschen Kohle- und Stahlindustrie, begann die Region ab den 1950er Jahren einen schmerzhaften Strukturwandel durchzumachen.

    1957 Schließung der ersten Zeche an der Ruhr
    1960er Anfang der Kohlekrise und erster massiver Arbeitsplatzverlust in der Bergbauindustrie
    1970er Schließung zahlreicher Zechen und Stahlwerke, hohe Arbeitslosenzahlen
    1980er - 1990er Strukturwandel und Umstellung auf Dienstleistungssektor

    Einst Standorte von Kohlegruben und Stahlwerken sind heute Standorte von Universitäten, Technologiezentren und Freizeitparks. Beispielsweise wurde auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Zollverein - heute UNESCO-Weltkulturerbe - ein Kultur- und Bildungszentrum errichtet.

    Deindustrialisierung und Strukturwandel: Aufeinander folgende Phänomene

    Zumeist folgt auf den Prozess der Deindustrialisierung ein Strukturwandel der Wirtschaft. Im Falle Deutschlands war dies der Übergang von einer auf Produktion großer Volumina ausgerichteten Industriewirtschaft hin zu einer wissensbasierten Ökonomie und einem Dienstleistungssektor. Hierbei spielten technischer Fortschritt, Innovation und Qualifikation der Arbeitskräfte eine zentrale Rolle.

    Strukturwandel bezeichnet sowohl Veränderungen in der Wirtschaftsstruktur eines Landes - im Hinblick auf die Verteilung des Bruttoinlandsprodukts und der Beschäftigten auf die verschiedenen Wirtschaftssektoren - als auch innerhalb eines Wirtschaftssektors.

    Deindustrialisierung und Nachhaltigkeit: Der Zusammenhang

    Deindustrialisierung kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf Nachhaltigkeitsaspekte haben. Auf der einen Seite kann der Rückgang der Industrieproduktion zu einer Reduzierung von Umweltverschmutzung und Ressourcenverbrauch führen. Dem gegenüber steht das Risiko von sozialen Verwerfungen, wenn der Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft ohne ausreichende soziale Absicherung für die betroffenen Arbeitskräfte erfolgt. Besonders im Kontext von Nachhaltigkeit ist deshalb der gezielte Strukturwandel hin zu zukunftsfähigen Industrien und Dienstleistungen von großer Bedeutung. Die Transformation der fossilen Industrie zu nachhaltigen und erneuerbaren Energieanbietern ist beispielsweise eine große Herausforderung, aber auch eine Chance für nachhaltige Entwicklung.

    Ein gutes Beispiel dafür bietet hier die Energiewende in Deutschland. Diese hat das Ziel, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren und erneuerbare Energien zu fördern. Im Zuge dessen erfolgt ein Strukturwandel im Energiesektor, der sowohl die Deindustrialisierung bestimmter Bereiche (z.B. Kohleverstromung) als auch die Förderung neuer Industrien (z.B. erneuerbare Energien und Energieeffizienz) umfasst.

    Die Folgen der Deindustrialisierung: Gründe und Auswirkungen

    Die Auswirkungen der Deindustrialisierung sind in vielen Industrienationen deutlich spürbar und sie können sowohl positiv als auch negativ sein. Ein positives Beispiel wäre der allgemeine Übergang hin zu einer wissensbasierten Wirtschaft, die weniger ressourcenintensiv ist und mehr Möglichkeiten für hochqualifizierte Arbeit bietet. Auf der anderen Seite können die negative Auswirkungen drastisch sein, einschließlich steigender Arbeitslosigkeit und sozialer Unzufriedenheit in Regionen, die stark von schrumpfenden Industrien abhängig sind.

    Deindustrialisierung im Kontext der Globalisierung

    Globalisierung bezeichnet das zunehmende Ausmaß der Vernetzung und Interdependenz zwischen Ländern in vielen Bereichen, von Handel und Investitionen über Kultur bis hin zu Politik und Umweltschutz.

    Die Globalisierung hat einen starken Einfluss auf die Deindustrialisierung. Aufgrund der zunehmenden Offenheit der Märkte und der Freiheit des internationalen Handels haben viele Unternehmen Produktionsstandorte in Länder mit geringeren Produktionskosten verlegt. Dies führt zu einem Rückgang der industriellen Produktion in den entwickelten Ländern.
    • Outsourcing: Viele Unternehmen verlegen ihre Produktionsstätten in Länder mit niedrigeren Lohnkosten und geringerer Umwelt- und Sozialregulierung.
    • Unternehmenstechnologien: Mit der Globalisierung der Technologie können Unternehmen nun auf globale Lieferketten zurückgreifen, wo Teile und Produkte oft in multiple Länder für Endmontage gefertigt und dann exportiert werden.
    In diesem Kontext kann die Deindustrialisierung als Teil einer globalen Arbeitsteilung verstanden werden, in der verschiedene Länder und Regionen auf bestimmte Segmente der Wertschöpfungskette spezialisiert sind.

    Deindustrialisierung und Bildung: Auswirkungen auf den Bildungssektor

    Die Deindustrialisierung hat auch weitreichende Auswirkungen auf den Bildungssektor. Sie kann die Nachfrage nach bestimmten Qualifikationen und Berufen verringern und die Nachfrage nach anderen erhöhen. Zum Beispiel kann die Verlagerung von Fertigungsarbeitsplätzen zu Dienstleistungs- und Technologiejobs einen höheren Bedarf an fortgeschrittener Ausbildung und Qualifikation in diesen Bereichen schaffen. Dies kann wiederum die Anforderungen an das Bildungssystem verändern, das sich anpassen muss, um die Studenten auf die neuen Arbeitsmarktanforderungen vorzubereiten.

    Dieser Prozess wird als "Skill-Bias-Veränderung" bezeichnet, da er dazu führt, dass die Nachfrage nach hochqualifizierten und niedrig qualifizierten Arbeitskräften steigt, während die Nachfrage nach mittleren Qualifikationen abnimmt.

    Deindustrialisierung: Beispiele und Geschichte

    Die Geschichte der Deindustrialisierung ist reich an Beispielen aus verschiedenen Regionen und Ländern. Es lassen sich die folgenden Schlüsselbeispiele nennen:
    Deutschland Ruhrgebiet: Mit den Sinkenden Kohlepreisen wurde die Schließung vieler Kohleminen in den 1950ern und 1960ern notwendig. Dies führte zu einem starken Strukturwandel in der Region.
    Vereinigtes Königreich Industrielle Revolution: Das Vereinigte Königreich galt als "Wiege der industriellen Revolution", welche im 18. Jahrhundert begann und erst im 20. Jahrhundert durch die Deindustrialisierung abgelöst wurde.
    Vereinigte Staaten Rostgürtel: Die Regionen um die Großen Seen waren die industriellen Herzen Amerikas. Mit dem Rückgang der industriellen Produktion in den 1980er Jahren waren sie besonders stark von der Deindustrialisierung betroffen.
    Diese Beispiele zeigen, wie unterschiedlich der Prozess der Deindustrialisierung verlaufen kann und welche vielfältigen Auswirkungen er auf Regionen und Länder haben kann.

    Deindustrialisierung - Das Wichtigste

    • Definition Deindustrialisierung: Sozioökonomischer Wandel, bei dem der Industriesektor eines Landes im Verhältnis zur gesamten Wirtschaft an Bedeutung verliert.
    • Ursachen Deindustrialisierung: Wirtschaftlicher Wettbewerb, technologischer Wandel, Globalisierung, Veränderungen in der Arbeitsgesellschaft.
    • Deindustrialisierung und Wirtschaft: Kann Anstieg der Arbeitslosigkeit, Abwanderung von Arbeitskräften und Verlust von Fertigkeiten und Wissen in der verarbeitenden Industrie zur Folge haben.
    • Deindustrialisierung in Deutschland: Beginn in den 1970er Jahren, insbesondere im Ruhrgebiet sichtbar durch Strukturkrise im Industriesektor.
    • Deindustrialisierung und Nachhaltigkeit: Kann zu Reduzierung von Umweltverschmutzung und Ressourcenverbrauch führen, birgt jedoch Risiko sozialer Verwerfungen.
    • Deindustrialisierung im Kontext der Globalisierung: Durch Offenheit der Märkte und Freiheit des internationalen Handels Rückgang der industriellen Produktion in entwickelten Ländern.
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    Häufig gestellte Fragen zum Thema Deindustrialisierung
    Was bedeutet Deindustrialisierung?
    Deindustrialisierung bezeichnet den Prozess eines strukturellen Wirtschaftswandels, bei dem der Anteil der Industrie an der Gesamtwirtschaft eines Landes abnimmt. Dies kann durch den Verlust von Arbeitsplätzen in der Industrie und eine Zunahme im Dienstleistungssektor gekennzeichnet sein.
    Wann war die Deindustrialisierung in Deutschland?
    Die Deindustrialisierung in Deutschland begann etwa in den 1970er Jahren, als durch strukturelle Veränderungen und Internationalisierungsprozesse die Industrie schrumpfte und sich die Wirtschaft stärker auf den Dienstleistungssektor ausrichtete.
    Was passiert bei der Deindustrialisierung?
    Bei der Deindustrialisierung verlagert sich die wirtschaftliche Aktivität von der produzierenden Industrie hin zu Dienstleistungssektoren. Dies führt zu einem Rückgang der Industriearbeitsplätze, einer Zunahme von Arbeitsplätzen im Dienstleistungssektor und oft zu strukturellen Veränderungen in der Gesellschaft und Wirtschaft.
    Wie wirkt sich Deindustrialisierung auf die Wirtschaft aus?
    Deindustrialisierung führt zu einem Rückgang der industriellen Aktivitäten in einer Region oder Wirtschaft, was den Verlust von Arbeitsplätzen in der Produktion zur Folge hat. Außerdem kann es zu Strukturwandel führen, wobei der Dienstleistungssektor an Bedeutung gewinnt und die lokale Wirtschaft destabilisiert werden kann.
    Was sind die Hauptursachen für Deindustrialisierung?
    Die Hauptursachen für Deindustrialisierung sind wirtschaftlicher Strukturwandel, Automatisierung und Digitalisierung, Verlagerung der Produktion ins Ausland aufgrund niedrigerer Kosten und veränderte international Handelsbedingungen. Diese Faktoren führen dazu, dass Industriearbeitsplätze verloren gehen und Industriegebiete an Bedeutung verlieren.
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