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Aber was ist Demographie überhaupt? Womit genau beschäftigen sich diese Demograph*innen? Und wozu brauchen wir die Wissenschaft der Demographie?
Demographie – Definition
Das Wort Demographie kommt aus dem Griechischen und setzt sich aus den beiden Wörtern "demos" für "Volk" und "graphein" für "schreiben" zusammen. Sie ist also die Beschreibung des Volkes. Anders ausgedrückt kann man auch Bevölkerungswissenschaft sagen.
Die Wissenschaft der Demographie beschäftigt sich mit der Entwicklung und Struktur der Bevölkerung.
Als Bevölkerung werden alle Einwohner*innen eines bestimmten Gebiets bezeichnet.
Demographische Struktur
Die demographische Struktur wird durch mehrere demographische Faktoren beschrieben. Die Demographie beachtet aufgrund dieser Faktoren die Aspekte der Bevölkerungsentwicklung und Altersstruktur, der Bevölkerungsverteilung und der Migration.
Die Veränderung und Entwicklung der Bevölkerung nennt man demographischer Wandel.
Er analysiert meist die Bevölkerungsentwicklung eines bestimmten Staates und beachtet dabei besonders die Geburten- und Sterberaten in dem Staat, die Altersstruktur der Bevölkerung.
Mehr zum demographischen Wandel findest Du in der passenden Erklärung dazu.
Vorwiegend wird die Demographie eines einzelnen Landes genauer analysiert. Aber auch mit der Demographie der Weltbevölkerung beschäftigen sich viele Wissenschaftler*innen.
Demographische Faktoren
Demographische Faktoren sind bestimmte Informationen über eine Person oder eine Gruppe von mehreren Personen und geben einen Überblick über die Struktur der Bevölkerung.
Zu den Faktoren, mit denen sich die Wissenschaft der Demographie in ihren Fachgebieten genauer beschäftigt, gehören vorrangig das Alter und Geschlecht, die Nationalität, der genaue Wohnort und der Familienstand. Auch der Arbeitsplatz und das Einkommen, der Bildungsstand oder die Muttersprache werden in manchen Analysen der Demographie berücksichtigt.
Mithilfe der demographischen Faktoren lassen sich so genaue Aussagen über die Bevölkerung treffen und diese kann beispielsweise für eine bessere Übersichtlichkeit oder eine bestimmte benötigte Information in einzelne Teilgruppen unterteilt werden.
Fachgebiete der Demographie – einfach erklärt
Die Bevölkerung eines Landes kann mit Blick auf die einzelnen demographischen Faktoren analysiert und erforscht werden. In der Wissenschaft der Demographie gibt es dafür vier Fachgebiete, die sich Demograph*innen genauer ansehen:
natürliche Bevölkerungsentwicklung
Altersstruktur
Bevölkerungsverteilung
Migration
Natürliche Bevölkerungsentwicklung
Die natürliche Bevölkerungsentwicklung beschreibt die Entwicklung der Größe eines Volkes.
Beeinflusst wird die natürliche Bevölkerungsentwicklung von der Geburten- und Sterberate sowie der Fertilität in einem Gebiet.
Die Geburtenrate ist die Anzahl der jährlichen Geburten in einem bestimmten Gebiet im Verhältnis zur Bevölkerungsanzahl in diesem Gebiet.
Die Fertilität beschreibt die durchschnittliche Anzahl von Kindern, die eine Frau in ihrem Leben bekommt.
Die Sterberate ist die Anzahl der jährlichen Todesfälle in einem bestimmten Gebiet im Verhältnis zur Bevölkerungsanzahl in diesem Gebiet.
Ist die Geburtenrate höher als die Sterberate, spricht man von Bevölkerungswachstum und die Zahl der Einwohner*innen nimmt zu. Je höher die Fertilität der Frauen in einem Gebiet, desto höher sind die jährlichen Geburtenraten im Durchschnitt.
Liegt hingegen die Sterberate über der Geburtenrate, schrumpft die Bevölkerung und es kommt es einem Bevölkerungsrückgang.
Altersstruktur
Die Altersstruktur einer Bevölkerung wird mit sogenannten Bevölkerungspyramiden oder auch Bevölkerungsdiagrammen dargestellt.
Eine Bevölkerungspyramide stellt den Aufbau der Bevölkerung nach Altersgruppen und Geschlecht in einem Diagramm dar.
Je nach Entwicklungsstand eines Gebiets und Einfluss durch beispielsweise Migrationsbewegungen hat ein Bevölkerungsdiagramm eine ganz typische Form, aus der Wissenschaftler*innen weitere Informationen ziehen können, wie Prognosen für kommende Jahre zur Altersstruktur.
Man unterscheidet zwischen einer Pagodenform, Pyramidenform, Bienenkorbform, Glockenform, Urnenform und Pilzform.
Wie die einzelnen Formen entstehen und was sie zu bedeuten haben, kannst Du in der Erklärung zu Bevölkerungspyramiden genau nachlesen.
Bevölkerungsverteilung
Auch die räumliche Verteilung der Einwohner*innen eines Gebiets ist für Demograph*innen ein wichtiger Wert für ihre Arbeit. Sie wird als Bevölkerungsdichte bezeichnet.
Die Bevölkerungsdichte gibt die durchschnittliche Zahl der Einwohner pro Flächeneinheit in einem bestimmten Gebiet an.
Meist wird die Bevölkerungsdichte in der Einheit Einwohner/km2 angegeben. Man nennt diese Angabe dann auch arithmetische Bevölkerungsdichte.
Sie trifft eine Aussage über die Verteilung der Bevölkerung in einem Gebiet und zeigt genau, wo besonders viele Menschen leben und welche Regionen nur sehr dünn besiedelt sind.
Weitere interessante Informationen zur Bevölkerungsdichte findest Du in der passenden Erklärung dazu. Lies sie Dir gerne als Ergänzung zu dieser Erklärung durch!
Migration
Neben strukturellen Aspekten beschäftigt sich die Demographie auch mit Migration.
Migration beschreibt Wanderungsbewegungen von Menschen innerhalb eines Landes oder über Ländergrenzen hinweg.
Migration innerhalb eines Landes nennt man auch Binnenmigration. Die Migrationsbewegungen über Ländergrenzen hinweg, manchmal sogar über Kontinentalgrenzen, werden als Außenmigration bezeichnet.
Bezogen auf ein bestimmtes Gebiet, meist auf ein Land, wird zudem zwischen Emigration und Immigration unterschieden.
Emigration bezeichnet die Auswanderung aus einem bestimmten Gebiet.
Immigration bezeichnet die Einwanderung in ein bestimmtes Gebiet.
Aus der Differenz von immigrierten und emigrierten Personen ergibt sich der sogenannte Wanderungssaldo eines Gebiets. Ist der Saldo positiv sind mehr Menschen in die Region gekommen, ist er negativ sind mehr Menschen weggezogen.
Mehr zu Migration, ihren Ursachen und ihren Folgen erfährst Du in der Erklärung dazu. Schau sie Dir gerne an!
Bedeutung der Demographie
Die Entwicklung der Bevölkerung in einem Land oder auf der ganzen Welt hat große Auswirkungen auf das gesellschaftliche Zusammenleben, politische Entscheidungen, die Wirtschaft sowie die Umwelt und das Klima.
Deshalb ist es wichtig, sich mit der Wissenschaft der Demographie, also ebendieser Bevölkerungsentwicklung, zu beschäftigen und sie zu analysieren.
Mithilfe der Analyse der Demographie lassen sich viele Prognosen treffen, also Vermutungen und Vorhersagen, wie sich die Bevölkerung im Hinblick auf all ihre Fachgebiete sehr wahrscheinlich weiterentwickeln wird.
Diese Prognosen sind essenziell für die Planung von Handlungen und Maßnahmen in vielen Bereichen der Gesellschaft.
Die Einrichtung von Bildungseinrichtungen, der Bau von neuen Wohnhäusern, die Regelung des Arbeitsmarktes und des Sozialversicherungssystems sowie nächste Schritte in der Wirtschaft werden aufgrund der Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung und Altersstruktur dieser, zur Bevölkerungsverteilung sowie zu kommenden Migrationsbewegungen beschlossen.
Beispielsweise die Reform des Sozialversicherungssystems hängt von solchen Prognosen ab.
Laut Prognosen soll in naher Zukunft der Großteil der Menschen im Rentenalter sein.
Die Renten dieser Personen werden von Zahlungen der arbeitenden Generationen getragen. Machen diese jedoch in der Zukunft nur noch einen kleinen Teil der Bevölkerung aus, reichen diese Zahlungen nicht aus, um alle älteren Generationen ausreichend zu bezahlen.
Deshalb muss die Politik nun aufgrund der Prognosen zur zukünftigen Altersstruktur an einer Reform des Systems arbeiten und so das Problem lösen.
Demographische Entwicklung der Weltbevölkerung
Seit der Zeit der Industrialisierung wächst die Weltbevölkerung bis heute rasant an. Bis zum Jahr 2100 soll es laut den Vereinten Nationen bereits knappe 11 Milliarden Menschen auf der Erde geben. Das sind rund 3 Milliarden mehr als im Jahr 2020.1
Und auch andere demographische Faktoren wie die durchschnittliche Lebenserwartung oder die durchschnittliche Fertilität haben sich in den letzten Jahrzehnten weltweit entwickelt. Durch eine höhere Lebenserwartung und eine niedrigere Fertilität sind die Sterberaten sowie die Geburtenraten weltweit gesunken.
Dennoch herrschen zwischen einzelnen Kontinenten und Ländern große demographische Unterschiede in natürlicher Bevölkerungsentwicklung, Altersstruktur, Bevölkerungsdichte und Migrationsbewegungen.
Mehr zu den Hintergründen, Ursachen und Problemen, die sich jeweils für die Länder ergeben, findest Du in der Erklärung zum Bevölkerungswachstum.
Demographie in Entwicklungsländern
Entwicklungsländer sind Länder, die sich noch vor oder in der Phase der Industrialisierung befinden und so wirtschaftlich und gesellschaftlich weniger fortschrittlich und entwickelt sind.
Die Demographie in Entwicklungsländern ist aufgrund von extrem hohen Geburtenraten besonders geprägt durch ein explosives Bevölkerungswachstum.
Dadurch ist das Durchschnittsalter der Bevölkerung dort meist sehr jung.
Gründe für die hohen Geburtenraten und das explosive Wachstum der Bevölkerung in Entwicklungsländern werden Dir in der Erklärung zu Bevölkerungswachstum genauer erklärt.
Auch die Bevölkerungsdichte ist in diesen Ländern aufgrund einer zu großen Bevölkerung grundsätzlich sehr hoch.
Aufgrund der Unterentwicklung, Armut und einer hohen Arbeitslosigkeit besteht die Migration überwiegend aus Emigration aus dem Land in reichere, weiter entwickelte Länder, durch die sich viele eine bessere Zukunft erhoffen.
Demographie in Industrieländern
Industrieländer sind Länder, die den Prozess der Industrialisierung bereits abgeschlossen haben und deren Wirtschaft und Gesellschaft deshalb sehr weit entwickelt ist.
In Industrieländern ist die Demographie von einem sehr geringen Bevölkerungswachstum geprägt. In manchen hoch entwickelten Staaten kommt es auch zu einem Bevölkerungsrückgang durch extrem niedrige Geburtenraten. Ein großes Problem, das dadurch entsteht, ist die Überalterung der Gesellschaft und nur wenig Nachwuchs in den nachkommenden Generationen.
Die Bevölkerungsdichte unterscheidet sich in Industrieländern meist regional sehr stark. Große Städte werden oft zu Ballungsräumen, Regionen mit einer besonders hohen Bevölkerungsdichte, wohingegen ländliche Regionen dünner besiedelt sind.
Die Migration in Industrieländern ist oft von Immigration durch Flüchtlinge und Arbeitsuchende aus ärmeren Ländern geprägt.
Demographie in Deutschland
Gemessen am Bruttoinlandsprodukt gehört Deutschland zu den am weitesten entwickelten und wohlhabendsten Industrieländern der Welt.2 Die Demographie Deutschlands ist deshalb sehr typisch für ein Industrieland.
Seit den 1970er-Jahren liegt die Geburtenrate in Deutschland unter der Sterberate, die Fertilität ist seit dem Baby-Boom nach dem 2. Weltkrieg extrem gesunken und beträgt laut dem Statistischen Bundesamt im Jahr 2022 nur rund 1,5 Kinder pro Frau. In Deutschland lässt sich deshalb ein Bevölkerungsrückgang beobachten.
Ein besonders großes Problem, das dadurch entsteht, ist die Überalterung der Gesellschaft in Deutschland. Der Anteil an über 65-Jährigen wächst stetig, wohingegen die nachkommenden Generationen immer kleiner werden. Vor allem das Sozialversicherungssystem droht deshalb zusammenzubrechen.
Die Bevölkerungsdichte Deutschlands unterscheidet sich sowohl zwischen dem Osten und Westen des Landes, als auch zwischen den städtischen Ballungsräumen und den ländlichen Regionen stark.
Deutschland ist aufgrund der weit entwickelten Gesellschaft und Wirtschaft sowie der sicheren politischen Lage ein sogenanntes Einwanderungsland.
Nach den Berechnungen des Statistischen Bundesamtes ist der Wanderungssaldo in Deutschland für das Jahr 2022 positiv und auch in den letzten Jahren gab es mehr Zu- als Abwanderungen.
Vor allem Arbeitsuchende aus ärmeren Ländern, oft aus dem Osten Europas sowie nicht deutsche EU-Bürger*innen, aber auch Geflüchtete aus Kriegsgebieten immigrieren häufig nach Deutschland.
Genauere Informationen zur demographischen Entwicklung Deutschlands und ihren Hintergründen kannst Du in der Erklärung zum demographischen Wandel nachlesen.
Demographie – Das Wichtigste auf einen Blick
- Die Wissenschaft der Demographie beschäftigt sich mit der Entwicklung und Struktur der Bevölkerung und beachtet dabei demographishe Faktoren wie Alter, Geschlecht, Nationalität und Wohnort.
- Die vier wichtigsten Fachgebiete der Demographie sind die natürliche Bevölkerungsentwicklung, die Altersstruktur, die Bevölkerungsverteilung und die Migration.
- Die Veränderung und Entwicklung der Bevölkerung nennt man demographischer Wandel.
- Mithilfe der Analyse der Demographie lassen sich viele Prognosen im Hinblick auf die Entwicklung der Bevölkerung treffen, die essenziell für die Planung von Handlungen und Maßnahmen in vielen Bereichen der Gesellschaft sind.
- Die Demographie der Weltbevölkerung unterscheidet sich je nach Entwicklungsstand eines Landes stark.
- In Deutschland ist die Demographie besonders von einem Bevölkerungsrückgang geprägt.
Nachweise
- Statista.com: Prognose zur Entwicklung der Weltbevölkerung von 2010 bis 2100. (26.05.2022)
- Statista.com: Ranking der 20 Länder mit dem größten Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2021. (26.05.2022)
- Destatis.de: Statistisches Bundesamt. (26.05.2022)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Demographie
Was versteht man unter Demographie?
Unter Demographie versteht man die Wissenschaft, die sich mit der Entwicklung und Struktur der Bevölkerung beschäftigt.
Dabei werden die Aspekte der Bevölkerungsentwicklung und Altersstruktur, der Bevölkerungsverteilung und der Migration genauer betrachtet.
Was sind demographische Faktoren?
Demographische Faktoren sind bestimmte Informationen über eine Person oder eine Gruppe von mehreren Personen und geben einen Überblick über die Struktur der Bevölkerung.
Beispiele dafür sind Alter, Geschlecht, Nationalität und Wohnort.
Was ist eine demographische Struktur?
Eine demographische Struktur beschreibt die Bevölkerung im Hinblick auf demographische Faktoren.
Was sind demographische Unterschiede?
Demographische Unterschiede sind Unterschiede in den Werten der einzelnen demographischen Faktoren einer Bevölkerung.
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