Entwicklungstheorien Geographie

Der Oberbegriff Entwicklungstheorien beinhaltet eine Vielzahl an Theorien, die sich alle mit der Entwicklung von Ländern beschäftigen, wobei immer unterschiedliche Ursachen und Lösungsansätze beschrieben werden.

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    Diese Zusammenfassung gibt einen Überblick über den Themenbereich Entwicklungstheorien. Die Entwicklung von Staaten, die Dependenztheorie, die Modernisierungstheorie oder die Theorie der fragmentierten Entwicklung werden in separaten Artikeln genauer erklärt. Schau doch dort mal vorbei!

    Was ist eine Entwicklungstheorie?

    Nicht jedes Land auf der Welt ist gleich entwickelt. Einige Länder stehen auf einer höheren Entwicklungsstufe als andere. Sogenannte Entwicklungstheorien können hierfür eine Erklärung anbieten.

    Eine Entwicklungstheorie ist also eine Theorie, die Erklärungen auf die Frage sucht, wieso einige Regionen oder Staaten weniger entwickelt sind.

    Die Entwicklungstheorien sind von der Entwicklungspolitik zu unterscheiden. Letztere befasst sich mit diversen Programmen, die die wirtschaftliche, soziale oder politische Situation in einem Entwicklungsland verbessern sollen.

    Die Entwicklungstheorien hingegen beschäftigen sich mit der Analyse der Situation in den verschiedenen Regionen oder Ländern. Sie versuchen also eher die spezifischen Gründe oder Ursachen für den Entwicklungsstand zu definieren.

    Entwicklung – einfach erklärt

    Was bedeutet Entwicklung im Kontext zu verschiedenen Ländertypen und Theorien?

    Länder sind bezüglich ihrer Entwicklung unterschiedlich weit fortgeschritten. Je nach Entwicklungsstand kategorisiert und betitelt man sie anders.

    Dabei gibt es verschiedene Merkmale, die die Entwicklung eines Landes beeinflussen und den Stand der Entwicklung veranschaulichen:

    • ökonomische Merkmale,
    • ökologische Merkmale,
    • demographische Merkmale,
    • gesundheitliche Merkmale,
    • soziokulturelle Merkmale,
    • politische Merkmale.

    Endogene und Exogene Theorien

    Die Entwicklungstheorien lassen sich in endogene und exogene Theorien unterscheiden. Hier wird unterschieden, ob die wesentliche Ursache für die rückständige Entwicklung eines Landes innerhalb oder außerhalb des Landes liegt.

    Endogene Theorien

    Die endogenen Theorien sehen die Ursache im Land selbst. Eine davon ist zum Beispiel die Modernisierungstheorie.

    Weitere Theorien, die sich mit den endogenen Ursachen beschäftigen, sind:

    • Theorie über niedrige Spar- und Investitionstätigkeit
    • Theorie über die Bevölkerungsexplosion
    • Theorien über den sozialen Wandel als Kreislaufprozess
    • Geodeterminismustheorie
    • Ressourcenfluchtheorie

    Exogene Theorien

    Die exogenen Theorien begründen die Unterentwicklung mit Gegebenheiten, die außerhalb der Entwicklungsländer liegen. Der allgemeine Standpunkt dieser Theorien lautet, dass meist die Industrieländer die schlechte Entwicklung im Land zu verantworten hätten. Diese verweisen dabei hauptsächlich auf die Abhängigkeit unterentwickelter Staaten von den Industrienationen. Die Probleme und Ursachen in den Entwicklungsländern selbst seien Folgen daraus.

    Theorien, die sich mit den exogenen Ursachen befassen, sind zum Beispiel:

    • Theorie der langfristigen Verschlechterung der Terms of Trade
    • Abhängigkeitstheorien

    Entwicklung von Staaten

    Sowohl der Entwicklungsstand als auch die Geschwindigkeit der Entwicklung ist je nach Staat und Region unterschiedlich.

    Nationen, die in der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung den Industrieländern nachstehen, sind die sogenannten Entwicklungsländer, die bereits erwähnt wurden.

    Je nachdem, wie weit ein Land entwickelt ist, kann man es einem konkreten Ländertyp zuordnen. Einige dieser Begriffe kennst du wahrscheinlich bereits:

    Diese Länder unterscheiden sich auf ökonomischer, sozialer und auch politischer Ebene.

    Tigerstaaten

    Eine weitere Länderkategorie sind die Tigerstaaten. Jedoch lassen sie nicht auf den Entwicklungsstand eines Landes schließen, sondern bezeichnen nur eine Gruppe von Nationen.

    Laut Definition werden unter dem Begriff Tigerstaaten die Länder Südkorea, Singapur, Taiwan, Hongkong, Thailand, Malaysia, Indonesien und die Philippinen zusammengefasst.

    Thailand, Malaysia, Indonesien und die Philippinen wurden allerdings erst später in die Begriffsdefinition aufgenommen.

    Wieso heißen diese Länder aber Tigerstaaten?

    Der Begriff "Tigerstaaten“ wurde in den 80er-Jahren populär und bezeichnet die damals aufstrebenden Schwellenländer. Diese befanden sich zu jener Zeit in einer rasanten Entwicklung und wurden mit der Kraft und Schnelligkeit eines Tigers verglichen.

    Die Bezeichnung "Tigerstaaten" sollte einen kraftvollen, zum Sprung ansetzenden Tiger verbildlichen.

    Durch eine gezielte Wirtschaftspolitik sowie den beginnenden Prozess der Globalisierung erfuhren die Tigerstaaten einen ökonomischen Aufschwung.

    Dies geschah zum Beispiel durch die Verlagerung der Produktionsstandorte in Länder mit niedrigen Herstellungs- und Lohnkosten.

    Die Entwicklung dieser Staaten lassen sich in die Phasen Aufschwung, Depression und die Asienkrise unterteilen.

    Was genau in diesen Phasen passiert, welche Risiken und Probleme für die Tigerstaaten bestehen und mit welchem demographischen Trend diese Länder zu kämpfen haben, kannst du in den entsprechenden Artikeln nachlesen!

    Entwicklungsstrategien

    Eine Entwicklungsstrategie ist ein Entwurf für das zukünftige und langfristige Vorgehen eines Landes, mit dem Ziel, die Defizite und Rückstände eines Landes auszugleichen.

    Die Strategien werden benutzt, um die Entwicklung in Entwicklungsländern voranzubringen. Sie werden vor allem im Rahmen der Entwicklungspolitik benutzt, da sie verschiedene Maßnahmen definieren, welche ein rückständiges Land wirtschaftlich unterstützen sollen.

    Mögliche Entwicklungsstrategien sind:

    • Abkopplungsstrategie – fordert eine Trennung von Entwicklungsländern und dem Weltmarkt (Deglobalisierung)
    • Grundbedürfnisstrategie – hierbei stehen wirtschaftliche Interessen im Hintergrund
    • Polarisierungsstrategie – einzelne Gebiete werden verstärkt gefördert, wobei diese Förderung die Wirtschaft in der Umgegend ebenso ankurbeln soll
    • Balanced Growth Strategie – hier sind alle Investitionen aufeinander abgestimmt und sollen ein gleichgewichtetes Wirtschaftswachstum fördern

    Neben diesen eher bekannteren Strategien gibt es eine Reihe weiterer Entwicklungsstrategien, die sich jeweils auf andere Vorgehensweisen fokussieren.

    Welche Entwicklungstheorien gibt es?

    Einige Theorien beschäftigen sich spezifisch mit den Entwicklungsstadien der einzelnen Länder. Hierbei gibt es verschiedene Ansätze:

    Die Dependenztheorie

    Die Dependenztheorie ist eng verwandt mit den Entwicklungstheorien und fasst mehrere Hypothesen zusammen. Diese versuchen die Blockade der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung zum Beispiel in Lateinamerika zu erklären.

    Die Dependenztheorie ist ein Oberbegriff für eine Vielzahl an Annahmen, die die Existenz von hierarchischen Abhängigkeiten zwischen den Industrieländern und den Entwicklungsländern hervorheben wollen.

    Eine der Kernaussagen dieser Theorie ist es, dass die Abhängigkeit der Entwicklungsländer von den Industrieländern die Hauptursache für die Unterentwicklung sei.

    In diesem Punkt stimmen sich beide Varianten der Theorie überein:

    • Die marxistische Variante,
    • Die strukturalistische Variante.

    Dieser Ansatz entstand Mitte der 1960er-Jahre und bildet das Gegenstück zur Modernisierungstheorie. Hierbei wird die Unterentwicklung lateinamerikanischer Länder durch exogene Faktoren ausgelöst, wie zum Beispiel die Folgen des Kolonialismus.

    Worin genau aber die Ursachen für diese Abhängigkeit und die daraus resultierende Unterentwicklung liegen und welche Lösungen verschiedene Theoretiker vorschlagen, erfährst du in dem eigenen Artikel zur Dependenztheorie.

    Die Modernisierungstheorie

    Diese Art der Theorie erklärt den Entwicklungszustand eines Landes hauptsächlich anhand von endogenen Ursachen.

    Im Allgemeinen ist eine Modernisierungstheorie eine Theorie, die Prozesse der Modernisierung und Ursachen für die Moderne erklären will.

    Die Modernisierungstheorie ist das Gegenstück zur Dependenztheorie: Letztere versucht die Unterentwicklung mancher Staaten mit exogenen Faktoren zu erklären, wohingegen die Modernisierungstheorie die Ursache in endogenen Faktoren begründet.

    Dies bedeutet, dass die Unterentwicklung sich in den eigenen Merkmalen jenen Landes begründet. Man kann demnach sagen, dass laut der Theorie die Unterentwicklung aus dem eigenen Bestehen und Agieren resultiert und nicht durch das anderer Länder.

    Es gibt innerhalb der Modernisierungstheorie verschiedene Theoreme. Diese sind zum Beispiel das Differenzierungstheorem, das Mobilisierungstheorem, das Partizipationstheorem, das Säkularisierungstheorem und das Theorem der Konfliktinstitutionalisierung.

    Was genau es aber mit diesen Theoremen auf sich hat oder welche Schritte für die Modernisierung eines Staates gemacht werden müssen, erfährst du in dem separaten Artikel zur Modernisierungstheorie.

    Die Theorie der fragmentierten Entwicklung

    Die Theorie der fragmentierten Entwicklung beruht auf der Grundannahme, dass die Globalisierung eine umfassende Entwicklung der rückständigen Länder erschwert oder gar unmöglich macht.

    Denn der Misserfolg von anderen Entwicklungstheorien, wie der Dependenz- und Modernisierungstheorie, und die stetig voranschreitende Globalisierung hat dazu angeregt, die bisherigen Theorien und Zusammenhänge grundlegend zu überdenken.

    Die Zeit hat gezeigt, dass die praktischen Maßnahmen der Entwicklungspolitik den Entwicklungsländern nicht in ihrer Weiterentwicklung helfen konnten.

    Fragmentierende Entwicklung meint, dass am globalen Wettbewerb und seinen positiven Effekten nie ganze Länder und deren ganze Bevölkerung, sondern immer nur bestimmte Orte teilhaben können.

    Als einzige Lösung wird ein Wertewandel präsentiert.

    Was genau mit Wertewandel gemeint ist und wieso bisherige entwicklungspolitische Maßnahmen fehlgeschlagen sind, erfährst du in dem Artikel über die Theorie der fragmentierten Entwicklung.

    Nachhaltige Entwicklung

    Nachhaltige Entwicklung beschreibt eine Entwicklung von Ländern, Staaten oder Regionen, die zwar den Bedürfnissen der jetzigen Generationen dient, ohne aber die Möglichkeiten und Ressourcen zukünftiger Generationen zu gefährden.

    Diese nachhaltige Entwicklung wird benötigt, da jeder Mensch mehr oder weniger von den limitierten Ressourcen der Erde Gebrauch macht. Deshalb betrifft auch der Nachhaltigkeitsbegriff alle Personen und alle Bereiche unseres Lebens und das nachhaltige wirtschaftliche Handeln wird demnach zur Aufgabe einer ganzen Gesellschaft.

    Ein Beispiel für die Umsetzung nachhaltiger Entwicklung ist die Agenda 2030, die insgesamt 17 politische Ziele umfasst.

    Welche Ziele dies konkret sind oder wie diese umgesetzt werden, welche Problemdimensionen es bei dieser Entwicklungsform gibt oder wie das Konzept historisch überhaupt entstanden ist, erklären wir dir im Artikel nachhaltige Entwicklung.

    Agenda 2030

    Die nachhaltige Entwicklung steht international zur Diskussion, weshalb 2015 im Rahmen der Agenda 2030 der Vereinten Nationen hierfür insgesamt 7 Ziele festgelegt wurden. Sie werden auch "Sustainable Development Goals (SDGs) genannt. Am 01. Januar 2016 trat die Agenda 2030 in Kraft.

    Die Ziele der Agenda 2030 sollen dazu dienen, weltweit ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen und dabei gleichzeitig die natürliche Lebensgrundlage langfristig und dauerhaft bewahren.

    Die genauen Ziele der Agenda 2030 sowie Informationen zu den teilnehmenden Staaten, erfährst du in unserem Artikel zu diesem Thema!

    Wealth-Flow-Theorie

    Die Wealth-Flow-Theorie beschäftigt sich mit dem Transfer von Gütern, Dienstleistungen, Geld und sozialen Bindungen zwischen den einzelnen Generationen. Sie wird auch Theorie des langfristigen Geburtenrückgangs genannt.

    Diese Annahmen beschäftigen sich überwiegend mit dem ökonomischen und rationalen Zusammenhang von Geburtenraten und wirtschaftlichen Faktoren. Sie umfassen sechs Ausgangsthesen.

    Die Theorie sagt aus, dass, sobald von Eltern keine langfristigen wirtschaftlichen "Vorteile" von Kindern mehr sehen (zum Beispiel eine gesicherte finanzielle Versorgung und Pflege im Alter), nimmt die Geburtenrate ab. Außerdem beschäftigt sich die Wealth-Flow Theorie mit dem Individualismus, der auch ein möglicher Grund für den Geburtenrückgang sein könnte.

    Um mehr über die Wealth-Flow-Theorie zu erfahren, kannst du unseren Artikel zu diesem Thema lesen!

    Entwicklungstheorien Geographie – Das Wichtigste

    • Eine Entwicklungstheorie ist eine Theorie, welche Erklärungen auf die Frage sucht, wieso einige Regionen oder Staaten weniger entwickelt sind.
    • Länder lassen sich hinsichtlich ihrer Entwicklung in eine Kategorie einteilen.
    • Die Entwicklungstheorien lassen sich in endogene und exogene Theorien unterscheiden.
    • Länder, die in der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung den Industrieländern nachstehen, sind die sogenannten Entwicklungsländer.
    • Tigerstaaten bezeichnet eine Gruppe von Schwellenländern, die in den 80er-Jahren einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebten.
    • Es gibt verschiedene Entwicklungstheorien, wie etwa die Dependenztheorie, die Modernisierungstheorie, die Wealth-Flow-Theorie, die Theorie der nachhaltigen Entwicklung oder die Theorie der fragmentierten Entwicklung.
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    Entwicklungstheorien Geographie
    Häufig gestellte Fragen zum Thema Entwicklungstheorien Geographie

    Welche Entwicklungstheorien gibt es?

    Man unterscheidet bei den Entwicklungstheorien zwischen den exogenen und endogenen Theorien. Zu beiden Unterscheidungen gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Theorien.

    Was bedeutet Entwicklung in Erdkunde?

    Länder lassen sich anhand von verschiedenen Merkmalen einer Entwicklungsstufe zuteilen. Dabei unterscheidet man zwischen:

    • Entwicklungsländern
    • Schwellenländern
    • Transformationsländern
    • Industrieländern.

    Der Entwicklungsstand wird von verschiedenen endogenen und exogenen Faktoren beeinflusst. 

    Was sind globale Disparitäten?

    Disparitäten sind Unterschiede, welche zwischen einzelnen Regionen, Staaten oder Kontinenten bestehen können. Viele Länder sind ärmer und weniger entwickelt als andere.

    Was versteht man unter Unterentwicklung?

    Unterentwicklung beschreibt den rückständigen Zustand eines Landes. Entwicklungsländer sind in verschiedenen Bereichen weniger weit entwickelt als Industrieländer. Meistens bezieht sich der Begriff aber vor allem auf die wirtschaftliche Situation des Landes.

    Welche Entwicklungsstrategien gibt es?

    • Abkopplungsstrategie – fordert eine Trennung von Entwicklungsländern und dem Weltmarkt (Deglobalisierung)
    • Grundbedürfnisstrategie – hierbei stehen wirtschaftliche Interessen im Hintergrund
    • Polarisierungsstrategie – einzelne Gebiete werden verstärkt gefördert, wobei diese Förderung die Wirtschaft in der Umgegend ebenso ankurbeln soll
    • Balanced Growth Strategie – hier sind alle Investitionen aufeinander abgestimmt und sollen ein gleichgewichtetes Wirtschaftswachstum fördern
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