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Um diese Unterschiede zu reduzieren, gibt es Entwicklungszusammenarbeit. In dieser Erklärung erfährst Du alles über Entwicklungszusammenarbeit, ihre Ziele, Kritikpunkte und die Rolle der EU.
Entwicklungszusammenarbeit – Definition
Entwicklungszusammenarbeit (EZ) bezeichnet die Zusammenarbeit von Ländern, um weltweit wirtschaftliche, soziale, ökologische und politische Entwicklung zu fördern. Dazu werden Menschenrechte und Demokratie gefördert und Armut bekämpft, um Unterschiede im Entwicklungsstand zu minimieren. Entwicklungszusammenarbeit bezeichnet also die Zusammenarbeit von Ländern auf technischer, personeller und finanzieller Ebene.
Der Entwicklungsstand bezeichnet das Ausmaß der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung eines Landes.
Mit Entwicklung meint man den Prozess der Verbesserung der Lebensqualität aller Menschen - dazu zählen verschiedene Aspekte. Um den Entwicklungsstand von Ländern zu ermitteln, werden die folgenden Faktoren betrachtet und gemessen.
• Lebensstandard, gemessen am pro-Kopf-Einkommen
• Gesundheit, gemessen an der Lebenserwartung bei der Geburt
• Bildung, gemessen am Alphabetisierungsgrad und der Schulbesuchsdauer
Diese Faktoren ergeben dann zusammen einen Wert – den sogenannten Human Development Index (HDI). So kann man den Entwicklungsstand verschiedener Länder miteinander vergleichen.
Wenn Du noch mehr zum Thema Human Development Index (HDI) erfahren möchtest, findest Du hier eine Erklärung.
Entwickelte Länder haben also vergleichsweise hohe Lebensstandards, eine gute Gesundheit und höhere Bildung. Länder mit einem niedrigen Entwicklungsstand bezeichnet man als Entwicklungsländer. Durch Entwicklungszusammenarbeit werden diese Länder in ihrem Entwicklungsprozess auf verschiedenen Wegen unterstützt.
Entwicklungszusammenarbeit beschreibt die Zusammenarbeit von Industriestaaten mit Entwicklungsländern mit dem Ziel der Entwicklungsförderung.
Früher wurde anstatt Entwicklungszusammenarbeit überwiegend der Begriff Entwicklungshilfe verwendet. Dieser erweckt jedoch den Eindruck, Entwicklungsländer seien ausschließlich Empfänger von Hilfeleistungen und keine gleichberechtigten Partner. Der neue Begriff repräsentiert diese Partnerschaft treffender.
Entwicklungszusammenarbeit – Ziele
Entwicklung besteht in der Beseitigung verschiedener Arten von Unfreiheiten, die den Menschen wenig Wahlmöglichkeiten lassen und ihnen kaum ermöglichen, vernünftig zu handeln.(Amartya Sen)
Entwicklungszusammenarbeit dient dem übergeordneten Ziel, die allgemeine Lebensqualität weltweit langfristig zu verbessern und internationale Unterschiede in der sozioökonomischen Entwicklung zu minimieren.
Sozioökonomische Entwicklung kombiniert soziale und wirtschaftliche Aspekte. Die wirtschaftliche Situation wird also in Verbindung mit gesellschaftlichen, politischen und demografischen Prozessen betrachtet.
Um dieses große Ziel zu erreichen, muss man sich zunächst auf wünschenswerte Entwicklungsziele für alle einigen. Diese basieren auf bestimmten Vorstellungen davon, welche Faktoren zur Lebensqualität beitragen. Dazu zählen:
• Lebensunterhalt: die Fähigkeit seine Grundbedürfnisse decken zu können (Wasser, Nahrung, Unterkunft, Kleidung)
• Selbstwertgefühl: ein Gefühl von Wertschätzung, Selbstachtung und Selbstbestimmung
• Freiheit: die Möglichkeit bei Entscheidungen frei aus verschiedenen Alternativen zu wählen
Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, ist jede Entwicklungszusammenarbeit darauf ausgelegt, die wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen und politischen Verhältnisse auf lange Sicht weltweit zu verbessern. Dies bedeutet konkret, dass langfristig versucht wird, Armut zu bekämpfen, und Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit zu fördern. Außerdem wird auch vorbeugend agiert, da durch Entwicklungszusammenarbeit neue Konflikte und Krisen verhindert werden sollen.
Es ist wichtig, Entwicklung immer als eine Kombination verschiedener Faktoren zu betrachten. Wirtschaftliche Erfolge reichen nicht aus, um ein Land als 'entwickelt' zu betrachten, da auch andere Aspekte die Lebensqualität beeinflussen. Die Golfstaaten zum Beispiel sind wirtschaftliche starke Länder mit vergleichsweise hohen Pro-Kopf-Einkommen. Es mangelt dennoch an sozialen Faktoren, wie Freiheiten und Gleichberechtigung für alle. Besonders wenige Freiheiten haben dort häufig Frauen.
Nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit
Um diese Ziele zu erreichen und langfristig für weltweite Entwicklung zu sorgen, ist es wichtig, auch zukünftige Generationen und die Umwelt zu bedenken. Von nachhaltiger Entwicklungszusammenarbeit spricht man also, wenn die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generationen gedeckt werden, ohne dass die Bedürfnisse zukünftiger Generationen gefährdet werden.
Konkret bedeutet das darauf zu achten, natürliche Ressourcen und Ökosysteme rücksichtsvoll zu nutzen. Humanitäre Hilfe allein reicht also nicht aus, um langfristige Ziele zu erreichen. Für nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit braucht es immer eine Kombination aus sozialen, wirtschaftlichen und ökonomischen Aspekten.
Ein Beispiel für nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit sind Landwirtschaftsprojekte. Kleinbauern werden dabei unterstützt und darin ausgebildet, wie sie mit nachhaltigen Landwirtschaftsmethoden ohne teure Pestizide, Technik oder genmanipuliertes Saatgut ihr Einkommen generieren können. Es werden also zeitgleich Lebensstandards der Menschen und die Umwelt gefördert.
Entwicklungszusammenarbeit – Beispiele
Entwicklungszusammenarbeit kann in verschiedenen Formen stattfinden. Zum einen gibt es sogenannte bilaterale Entwicklungszusammenarbeit - das bedeutet zweiseitig. Diese Form der Entwicklungsarbeit beschreibt die Zusammenarbeit der Industrieländer und ihren Partnerländern auf einer finanziellen, technischen und personellen Ebene.
Wenn Deutschland Entwicklungsländern Geld zu günstigen Bedingungen leiht oder Experten und Expertinnen bestimmter Fachbereiche die Regierungen der Partnerländer beraten, spricht man von bilateraler Entwicklungszusammenarbeit. Diese Kooperation findet direkt zwischen zwei Partnerstaaten statt.
Zum anderen gibt es multilaterale Entwicklungszusammenarbeit. Diese findet nicht direkt zwischen zwei Staaten, sondern mithilfe von Organisationen statt. Konkret bedeutet das, Industrieländer leisten Zahlungen an Organisationen, welche das Geld verwalten und in unterschiedliche Projekte investieren. Häufig handelt es sich dabei um sogenannte NGOs (non-governmental organisations), die dann humanitäre Hilfe leisten.
NGO’s (non-governmental organisations) sind nicht staatliche, unabhängige Organisation, die häufig international ausgerichtet sind und soziale Interessen verfolgen.
Bekannte Beispiele für NGOs in der Entwicklungszusammenarbeit sind:• Ärzte ohne Grenzen: leisten medizinische Versorgung in Entwicklungsländern und Kriegsgebieten• Amnesty International: setzen sich weltweit für Menschenrechte ein• Viva con Agua: bieten Projekte zur Förderung von Zugang zu sauberem Wasser
Entwicklungszusammenarbeit besteht außerdem aus verschiedenen Maßnahmen zur Unterstützung: Diese können materiell oder immateriell sein.
Beispiele für materielle Unterstützung sind Kredite oder finanzielle Zuschüsse für Projekte in Empfängerländern. Immaterielle Entwicklungszusammenarbeit bezeichnet die Bereitstellung von nicht finanziellen Mitteln wie Beratung durch Experten und Expertinnen, Wissen oder Fortbildungsmöglichkeiten.
Entwicklungszusammenarbeit – Kritik
Auch wenn Entwicklungszusammenarbeit sehr vielversprechend klingt, gibt es einige Kritikpunkte. Die folgenden Faktoren zählen zu den relevantesten Kritikpunkten.
Eigeninteressen
Häufig sind Gelder von Geberstaaten an bestimmte Bedingungen geknüpft, die teilweise eher den Industriestaaten als den Entwicklungsländern dienen. Dazu zählen etwa Verpflichtungen wie die Beschäftigung von Firmen aus dem Geberland. Ein Beispiel: Die USA verknüpfen Gelder zur Förderung von Infrastruktur in Entwicklungsländern häufig damit, dass sie US-amerikanische Firmen mit dem Bau beauftragen müssen. So entsteht zwar Infrastruktur, aber das Geld fließt zurück in die Vereinigten Staaten.
Korruption
Auch Korruption – also Gelder zur Entwicklungshilfe zum eigenen Vorteil zu missbrauchen – ist ein häufiger Kritikpunkt. Immer wieder gibt es Fälle, in denen NGOs Gelder für Scheinprojekte sammeln, die am Ende gar nicht in die Entwicklung fließen. Ein weiteres Problem können korrupte Systeme in Empfängerstaaten sein, sodass Gelder am Ende Einzelpersonen anstatt der Allgemeinheit zugutekommen.
Abhängigkeit
Außerdem kann eine Abhängigkeitsdynamik entstehen, in denen Entwicklungsländer ihre Eigenständigkeit verlieren. Deshalb reicht materielle Unterstützung allein nicht aus! Für nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit braucht es häufig mehr als finanzielle Unterstützung, sondern Hilfe zur Selbsthilfe.
Generalisierung
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Verallgemeinerung von Konzepten ohne den Kontext zu berücksichtigen und sich an die lokalen Gegebenheiten anzupassen. Nur weil etwas in einem Land oder einer Region funktioniert, muss das nicht zwangsläufig auch woanders der Fall sein.
Bildungsprojekte wie der Bau von Schulen sind sehr beliebt und können in vielen Fällen gut zur langfristigen Entwicklung von Ländern beitragen.
Werden jedoch Schulen in Regionen gebaut, in denen Kinder zu sehr in die Hausarbeit oder die landwirtschaftlichen Aktivitäten der Eltern eingebunden sind, bleiben die Schulen häufig leer. Daher ist es wichtig, auf den Kontext zu achten und zu überlegen, welche Projekte an welcher Stelle am sinnvollsten sind.
EU Entwicklungszusammenarbeit – Bedeutung
Die Europäische Union (EU) und ihre 27 Mitgliedsstaaten stellen jährlich etwa 60 % der finanziellen Mittel für internationale Entwicklungszusammenarbeit zur Verfügung. Damit ist die EU der weltweit größte Geber und hat Entwicklungsbeziehungen und -abkommen mit über 160 Ländern. Neben finanzieller Unterstützung bringt sich die EU auch in technischer und personeller Zusammenarbeit ein.
Der starke Einfluss der EU in Entwicklungszusammenarbeit und -politik liegt daran, dass die EU ein wichtiger Handelspartner vieler Entwicklungsländer ist. Durch Handelsbeziehungen hat die EU ein Eigeninteresse daran, dass ihre Partnerschaften bestehen bleiben. Auch die Kolonialisierung spielt eine wichtige Rolle: Viele der heutigen Machtverhältnisse und Entwicklungsunterschiede zwischen Ländern findet ihren Ursprung in der Kolonialzeit.
Kolonialisierung bezeichnet das Erschließen fremder Länder, welches mit der Vereinnahmung des Lebensraums anderer Menschen einherging und häufig eine brutale Unterwerfung und Ausbeutung von lokaler Bevölkerung und Natur bedeutete.
Mehr zum Thema Kolonialisierung findest Du in dieser Erklärung zum Imperialismus.
Durch den extremen Entwicklungsvorsprung, den viele europäische Länder im Zuge der Kolonialisierung gewannen, und den Nachteilen, die damit für andere Länder entstanden, kann die Entwicklungszusammenarbeit der EU als notwendige Kompensierung betrachtet werden.
EU Förderung Entwicklungszusammenarbeit
Die europäische Entwicklungszusammenarbeit begann im Jahr 1963 mit dem Yaoundé-Abkommen. Das Ziel des Abkommens war der Abbau von Handelshemmnissen zwischen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und ihren ehemaligen Kolonien. Mit der Zeit gewann die Entwicklungszusammenarbeit der EU an Bedeutung und weitete sich in verschiedene Formen und Abkommen aus.
Seit 2001 ist die zentrale Anlaufstelle für die Entwicklungszusammenarbeit das Amt EuropeAid. Von hier aus werden alle Projekte und Programme zur Entwicklungszusammenarbeit koordiniert. Jährlich sind rund 5-10 % des EU-Gesamthaushalts für die Entwicklungszusammenarbeit vorgesehen. Diese Mittel werden dann durch verschiedene Methoden verteilt – teils durch bilaterale und teils durch multilaterale Entwicklungszusammenarbeit.
Der europäische Entwicklungsfonds (EEF) ist ein Instrument, welches nicht aus dem Haushalt, sondern aus direkten Beiträgen der Mitgliedstaaten finanziert wird. Dieser wurde 1957 gegründet und ist das wichtigste Instrument für die Finanzierung von Projekten in Afrika, in der Karibik und im Pazifik.
EU Entwicklungszusammenarbeit - Das Wichtigste
- Entwicklungszusammenarbeit bedeutet die Zusammenarbeit von Staaten, um weltweit die wirtschaftliche, soziale, politische und ökologische Entwicklung zu fördern
- Ziel ist es, die Lebensqualität aller Menschen weltweit zu fördern
- Entwicklungszusammenarbeit beruht auf der Vorstellung, dass Lebensunterhalt, Selbstwert und Freiheit für alle Menschen wichtig sind
- Man unterscheidet zwischen bilateraler und multilateraler Entwicklungszusammenarbeit
- Entwicklungszusammenarbeit basiert auf materieller und immaterieller Unterstützung
- Die EU ist weltweit am meisten in Entwicklungszusammenarbeit involviert: Sie stellt 60 % der finanziellen Mittel und hat Entwicklungsbeziehungen zu über 160 Ländern
Nachweise
- Todaro; Smith (2015). Economic Development. Pearson
- bundesregierung.de: Die Europäische Entwicklungszusammenarbeit. (12.06.2022)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema EU Entwicklungszusammenarbeit
Was ist die europäische Entwicklungszusammenarbeit?
Die europäische Entwicklungsarbeit ist die Zusammenarbeit der EU mit Entwicklungsländern, die langfristig darauf abzielt, die Lebensqualität aller Menschen zu verbessern und weltweite Unterschiede zu minimieren.
Wie hilft die EU Entwicklungsländern?
Die EU hilft Entwicklungsländern, indem sie mit weltweit über 160 Ländern zusammenarbeitet und jährlich über 60 % der finanziellen Mittel für internationale Entwicklungsarbeit zur Verfügung stellt.
Was ist das Ziel der Entwicklungspolitik?
Das Ziel der Entwicklungszusammenarbeit ist es, die wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen und politischen Verhältnisse weltweit zu verbessern, und somit die Lebensqualität aller Menschen zu fördern.
Warum arbeiten die EU-Länder zusammen?
Die EU pflegt gemeinsame Handelsbeziehungen zu vielen Entwicklungsländern, und hat somit ein gemeinsames Interesse daran, die Entwicklung dieser Länder zu fördern. Außerdem haben viele EU Länder eine Vergangenheit als Kolonialmacht und tragen somit Verantwortung für die heutigen Unterschiede im Entwicklungsstand.
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