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Mehrkernmodell – Definition
Eines von den drei Stadtmodellen der Chicagoer Schule ist das Mehrkernmodell von Chauncy Harris und Edward Ullman. Diese gehen auf die Stadtstruktur ein.
Unter einer Stadtstruktur versteht man die Unterscheidung der baulichen Struktur einer Stadt. Das meint unter anderem den Grundriss, die bauliche Substanz und die Strukturen der Nutzung und der Wirtschaft.
Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist, dass Städte so auch mehrere Kerne mit verschiedenen Funktionen haben können. Es ist eine Weiterentwicklung des Ringmodelles.
Unter einem Stadtmodell allgemein betrachtet, versteht man eine vereinfachte Darstellung der Stadt. Dabei liegt der Fokus auf dem räumlichen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Aspekten.
Das Mehrkernmodell ist ein spezifisches Stadtmodell, das mehrere Kerne haben kann. Um diese bilden sich dann weitere Zonen.
Das Mehrkernmodell stellt gezielt die Nutzung der Teilbereiche in den Fokus.
Stadtmodelle der Chicagoer Schule
Es gibt drei verschieden Stadtmodelle der Chicagoer Schule. Das Mehrkernmodell ist mit den zwei anderen Modellen eines der klassischen Strukturmodelle, die auf die Stadtentwicklung eingehen.
Die Modelle basieren auf mehreren empirischen Untersuchungen.
Damit Du das Mehrkernmodell genau verstehst, bekommst Du noch eine kurze Erklärung zu den anderen Modellen.
Ringmodell nach Burgess
Das Ringmodell besteht aus fünf Zonen. Diese sind ringförmig angeordnet. Die Menschen leben dort wirtschaftlich, sozial und räumliche getrennt. Dies liegt zum Beispiel an höheren Preisen in der Nähe des Stadtzentrums.
Für weitere Informationen hierzu kannst Du in der Erklärung zum Ringmodell lesen.
Sektorenmodell nach Hoyt
Homer Hoyt entwickelte das Ringmodell weiter und so entstand das Sektorenmodell. Es teilt die Stadt in verschiedene Sektoren anhand der Bodenpreise ein. Je nach Mietpreis wird ein Sektor von der Unter-, Mittel- oder Oberschicht bewohnt.
Wenn Du mehr Informationen zum Sektorenmodell haben möchtest, lies die Erklärung zum Sektorenmodell.
Mehrkernmodell nach Harris und Ullman
Die zweite Weiterentwicklung des Ringmodells ist das Mehrkernmodell. Das Modell ist das neueste Modell und relativ realistisch im Gegensatz zu den anderen beiden Modellen. Es hat den Vorteil, dass neue Zentren entstehen, wenn die Stadt wächst. Die Nutzung der Teilbereiche liegt im Fokus.
Mehrkernmodell – Entstehung
Das Mehrkernmodell wurde im Jahr 1945 von den Stadtgeographen Chauncy Harris und Edward Ullman entwickelt. Sie waren unzufrieden mit dem Ringmodell und dem Sektorenmodell. Sie kritisierten, dass es nur einen Kern gab. Ihrer Meinung nach ist das Stadtzentrum genauso ein Kern wie die Industrie. So entwickelten sie das Ringmodell weiter.
Das Modell sollte es zudem möglich machen, dass die Zonen unterschiedliche Formen und Größen haben können. Außerdem sollten nicht alle Kerne vom Stadtzentrum abhängig sein, sondern eine eigene Funktion haben.
In dem Mehrkernmodell ist es so, dass sich neue Kerne bilden, wenn die Stadt wächst. Um diese Kerne herum bilden sich dann weitere Zonen. So ist das Modell realer als die beiden Vorgänger der Chicagoer Schule.
Das Mehrkernmodell von Chauncy Harris und Edward Ullman ist durch die realistischere Darstellung einer Stadt wichtig für die Analyse von Städten in der ganzen Welt geworden. Kein Modell kommt einer Stadt so nah, wie das Mehrkernmodell mit den mehrere Zonen und den zentralörtlichen Funktionen.
Bedenke: Ein Modell ist eine vereinfachte Abbildung der Wirklichkeit und wird in der Forschung genutzt um Phänomene oder Prozesse zu untersuchen und zu beschreiben. Modelle bilden dabei nie die komplette Realität ab, sondern sind auf einen festgelegten Ausschnitt reduziert.
Mehrkernmodell – Aufbau
Harris und Ullman stellten in ihrem Modell die Nutzung der einzelnen Teilbereiche und Funktionen der Stadt in den Vordergrund. Das Stadtmodell geht von einer mehrkernigen Gliederung der Stadt aus, die sich zum Teil durch sektorale Entwicklungen in der Kernstadt und durch Suburbanisierung bzw. Überwachsen von engeren Umlandgemeinden ergibt. Daher auch der Name dieses Modells. Um ursprünglich selbstständige Siedlungskerne lagern sich Stadtteile unterschiedlicher raumfunktionaler Prägung an.
Wenn Du Dir die Abbildung 3 vom Mehrkernmodell anschaust, fällt auf, dass die grundlegenden Elemente aus den anderen klassischen Stadtmodellen auch hier vorhanden sind. Es gibt ein Stadtzentrum bzw. Central Business District (CBD), das den Mittelpunkt der Stadt bildet. Dort befinden sich Geschäfts- und Verwaltungsgebäude sowie das wirtschaftliche und politische Zentrum.
Direkt daran grenzt der Kern der Leichtindustrie und des Großhandels an. Dort werden Konsumgüter produziert und weiterverkauft. Ein weiterer Kern ist der von der Schwerindustrie für Eisen und Stahl. Dafür wird viel Platz benötigt. Somit ist es eher am Stadtrand gelegen.
Um diese Kerne sind die Wohnviertel der Unter- und Mittelschicht angeordnet. Dazu gehört Zone 4, die inmitten der Industriekerne liegt. Es dient als Wohnviertel für Fabrikarbeiter und der Bevölkerung mit geringem Einkommen. Zone 6 ist eher zentral gelegen und grenzt am Stadtzentrum an. Die Industrie ist nicht gleich daneben. Es verläuft bis fast an den Stadtrand und ist somit ein Wohnviertel für Bewohner mit mittlerem Einkommen. Durch die Reihenhäuser ist es gut zu erkennen.
Im suburbanen Raum sind locker bebaute Oberschichtgebiete angesiedelt. Das wird Zone 7 genannt und ist als Wohnviertel geprägt von Einfamilienhäusern. Zwischen der Zone 6 und Zone 7 liegt das regionale Geschäftszentrum in der Zone 5. Dort findet man Einkaufszentren und Freizeitangebote. Die Zone 8 ist der Wohnvorort und Zone 9 der Industrievorort.
Wichtig ist dabei, dass die Stadt in diesem Modell wachsen kann. Je größer also die Stadt ist, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sich weitere Kerne herausbilden, um die sich die Stadt mit ihren sonstigen Funktionen organisiert.
Mehrkernmodell – Kritik
Kritisiert wird allerdings, dass Harris und Ullman den Begriff „Kern“ nicht genau definiert haben. Sie meinten damit verschiedene Zonen, wie das Stadtzentrum und die Industrie. Zudem wird der wichtige Faktor der vertikalen Differenzierung, also der Zusammenhang von Nutzen und Gebäudehöhe, in dem Modell nicht beachtet.
Mehrkernmodell – Stadt Beispiel
Beispiele für das Mehrkernmodell zu nennen ist schwierig, da Städte nicht explizit einem Modell folgen. Es bestehen im besten Fall Parallelen zwischen der Stadt und dem Modell. So kann es auch dazu kommen, dass eine Stadt mit mehreren Modellen Ähnlichkeiten hat oder mit keinem.
Berlin hat von der Struktur her am meisten Ähnlichkeit mit dem Mehrkernmodell. Das liegt unter anderem daran, dass die Stadt aus verschiedenen Orten entstanden ist und somit mehrere Kerne besitzt. Mit der Zeit wird Berlin immer größer.
Dasselbe gilt für Hamburg. Hamburg besteht aus kleineren Städten und hat somit auch mehrere Kerne. Auch Wien ähnelt dem Mehrkernmodell sehr stark.
Viele der größeren Städte besitzen Ähnlichkeit zum Mehrkernmodell. Das liegt daran, dass die ursprüngliche Stadt wächst und ehemalige Vororte somit später mitten in der Stadt liegen und mit dazu gehören. So entstehen mehrere Stadtkerne. Um diese Kerne bilden sich dann weitere Zonen.
Mehrkernmodell – Das Wichtigste
- Das Mehrkernmodell ist ein wichtiges Stadtmodell aus dem Jahre 1945 von Chauncy Harris und Edward Ullman.
- Weiterentwicklung von den anderen zwei Modellen aus der Chicagoer Schule
- Das Mehrkernmodell geht davon aus, dass eine Stadt mehrere Kerne haben kann.
- es bilden sich mehr Kerne, wenn die Stadt wächst und um die Kerne bilden sich dann Zonen mit verschiedenen Funktionen
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Mehrkernmodell
Welche Stadtmodelle gibt es?
Es gibt von der Chicagoer Schule das Ringmodell, das Sektorenmodell und das Mehrkernmodell.
Was versteht man unter Stadtstruktur?
Unter einer Stadtstruktur versteht man die baulichen Struktur einer Stadt. Diese wird in den Modellen unterschieden.
Wie funktioniert das Mehrkernmodell?
Das Mehrkernmodell kann mehrere Kerne haben. Wenn die Stadt wächst, können sich neue Kerne bilden. Um diese Kerne entstehen dann neue Zonen.
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