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Städte wachsen schneller als ihre Kapazitäten, neue Bewohner und Bewohnerinnen unterzubringen und zu versorgen. Es entstehen oft chaotische Riesenstädte, in denen Menschen um Arbeitsplätze und Unterkunft konkurrieren. Doch was sind die Ursachen und Folgen der Metropolisierung, und welche Probleme entstehen durch die Metropolisierung dabei?
Metropolisierung – Definition
Metropolen sind bevölkerungsreiche Großstädte, deren wirtschaftliche, politische, wissenschaftliche und kulturelle Bedeutsamkeit andere Städte im selben Land weit überragen. Ob eine Großstadt als Metropole kategorisiert wird, hängt vom Kontext ab: Je bevölkerungsreicher ein Land ist, umso mehr Einwohner und Einwohnerinnen benötigen Städte, um als Metropole zu gelten.
Auch wenn sich keine genaue Zahl festlegen lässt, ab wann eine Stadt als Metropole klassifiziert wird, gilt die Überschreitung von fünf Millionen Einwohnern und Einwohnerinnen als ein Richtwert.
Das Verhältnis der Bevölkerung von Metropolen im Vergleich zu anderen Teilen eines Landes wird auch demografische Primatstellung genannt und anhand des Metropolisierungsgrades festgelegt. Du berechnest den Metropolisierungsgrad, indem Du die Gesamtbevölkerung eines Landes durch die Einwohner- und Einwohnerinnenanzahl der größten Stadt teilst.
In Südkoreas Hauptstadt Seoul und dem zugehörigen Ballungsraum Sudogwon lebten 2012 mit 49 % ein großer Anteil der Gesamtbevölkerung, was einem Metropolisierungsgrad von 49 % entspricht.5
Außerdem trägt die funktionale Primatstellung – also die wirtschaftliche, politische, wissenschaftliche und kulturelle Relevanz im Vergleich zu anderen Städten desselben Landes – dazu bei, ob eine Stadt als Metropole gilt oder nicht.
Bei der Metropolisierung handelt es sich um einen Prozess, der das Gleichgewicht der ländlichen, klein- und großstädtischen Bedeutsamkeit eines Landes aus der Balance bringt.
Der Begriff Metropolisierung bezeichnet das unverhältnismäßige Bevölkerungswachstum in Metropolen verglichen mit den restlichen städtischen und ländlichen Teilen eines Landes.
Ab wann die Einwohner- und Einwohnerinnenanzahl in Metropolen als unverhältnismäßig gilt, wird anhand des Index of Primacy gemessen. Den Index of Primacy ermittelst Du anhand des Quotienten der größten und zweitgrößten Stadt eines Landes. Ist das Ergebnis größer als zwei, spricht man von starker Metropolisierung.
In Seoul lebten im Jahr 2020 circa 9,59 Millionen Menschen. Südkoreas zweitgrößter Stadt Busan hingegen hatte mit etwa 3,35 Millionen eine deutlich geringere Bevölkerung. Den Index of Primacy errechnest Du folgendermaßen: 9,59 : 3,35 = 2,86. In Südkorea spricht man daher von starker Metropolisierung.6
Metropolisierung – Ursachen
Die Ursprünge der Metropolisierung sind vielfältig und umstritten. Zu den bedeutsamsten Ursachen zählen:
- allgemeines Bevölkerungswachstum
- historische Entwicklungen
- Push- und Pullfaktoren
Ein allgemeiner Auslöser des Wachstums von Großstädten ist das Bevölkerungswachstum. Die Bevölkerung eines Landes steigt an, wenn die Geburtenraten einer Population ihre Sterberaten übersteigen, oder wenn mehr Menschen einem Land zuwandern, als abwandern. Ersteres ist überwiegend ausschlaggebend für die Metropolisierung in Entwicklungsländern, letzteres trifft mehr auf die Metropolisierung in Industriestaaten zu.
Gigantischen Metropole entstehen hauptsächlich in Entwicklungs- und Schwellenländern. Hier sind die Lebensstandards der ländlichen Bevölkerung besonders gering, sodass die Menschen aus den ländlichen Teilen in die Stadt umsiedeln. Dieser Prozess wird auch als Landflucht bezeichnet. Besonders in Schwellenländern wie Brasilien, China und Indien, gibt es viele Metropolen, zum Beispiel Sao Paulo, Shanghai, Peking, Mumbai und Delhi.
Ein genereller Anstieg der Bevölkerung erklärt zwar, weshalb die absoluten Einwohner- und Einwohnerinnenzahlen von Großstädten ansteigen, jedoch nicht, warum sich die Bevölkerungsanteile in Großstädten mehr vermehren als an anderen Orten. Um diesen Prozess zu erklären, gibt es verschiedene Theorien.
Metropolisierung – Historische Entwicklungen
In Europa und Nordamerika entwickelten sich infolge der Industrialisierung und funktionalen Konzentration bereits Mitte des 20. Jahrhunderts Mega-Städte. Im Zuge der Industrialisierung kam es zur Urbanisierung: Durch die vermehrten Erwerbsmöglichkeiten in der Industrie zog die ländliche Bevölkerung zunehmend in die Städte, welche sich rasant in bevölkerungsreiche Funktionszentren entwickelten.
Ein Beispiel in Deutschland ist das Ruhrgebiet, welches aufgrund seiner früheren funktionalen Relevanz und dem starken Bevölkerungswachstum im 20. Jahrhundert als Metropole Ruhr bezeichnet wird.
In Lateinamerika, Afrika und Südostasien liegt der Ursprung von Megastädten hauptsächlich in der Kolonialisierung.
Der Begriff Kolonialisierung bezeichnet die Herrschaft einer kulturell fremden Gruppe über Einheimische, und beinhaltet die brutale Unterwerfung und Ausbeutung von lokaler Bevölkerung, Natur und Ressourcen.
Mit dem Ziel von Kontrolle und Effizienz wurden Haupt- oder bedeutenden Hafenstädten zum politischen und wirtschaftlichen Zentrum der Kolonialherrscher. Diese Überzentralisierung hatte zur Folge, dass auch nach dem Rückzug der Kolonialmächte vor allem in diesen Städten die Bevölkerung rasch anstieg.
Mehr zum Thema Kolonialisierung findest Du in dieser Erklärung zum Imperialismus.
Metropolisierung – Push- und Pullfaktoren
Nach der Entstehung von Metropolen wird ihr weiteres Wachstum durch sogenannte Push- und Pull-Faktoren begünstigt.
Als Push- und Pullfaktoren bezeichnet man Beweggründe für Wanderungsbewegungen, die durch die unterschiedliche Attraktivität von Ab- und Zuwanderungsgebieten entstehen.
Menschen wenden sich also einerseits aufgrund schlechter Lebensbedingungen vom Leben auf dem Land ab, und werden andererseits von den Erwartungen gegenüber dem Leben in der Stadt angezogen. Besonders in den Metropolräumen von Entwicklungsländern wird die Differenz zwischen den Lebensbedingungen von Land und Stadt sehr deutlich.
In der folgenden Tabelle findest Du eine Übersicht einiger relevanter Push- und Pull-Faktoren, die als Ursachen der Metropolisierung betrachtet werden.
Push-Faktoren auf dem Land | Pull-Faktoren der Metropolen |
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Tabelle 1 - Push- und Pull-faktoren als Ursache der Metropolisierung
Metropolisierung – Folgen
Die Folgen der Metropolisierung werden auch als Metropolisierungseffekte bezeichnet. Der Prozess der Metropolisierung hat diverse positive und negative Aspekte, zu den bedeutsamsten Auswirkungen zählen:
- Zentralisierung
- Effizienzsteigerung
- Befriedigung von Grundbedürfnissen
- fehlende Kapazitäten (Unterbringung, Sanitärversorgung)
- Verbreitung von Krankheiten
- Kriminalität und Gewalt
- Umweltbelastungen (Luft- und Wasserverschmutzung)
- Armut
- sozial-räumliche Trennung
- Gentrifizierung
- Marginalisierung
Metropolisierung – Vorteile
Zu den vergleichsweise wenigen positiven Folgen der Metropolisierung zählt vor allem die Zentralisierung. Die geringen Distanzen begünstigen die Zusammenarbeit verschiedenster Fachgebiete und fördern somit Fortschritt in Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. Zudem kommt es zur Effizienzsteigerung – das bedeutet einem verbesserten Verhältnis zwischen Aufwand und Ergebnis – da kürzere Wege mit geringeren Kosten verbunden sind.
Ein weiterer Vorteil ist die Befriedigung von Grundbedürfnissen. In Entwicklungsländern ist die Versorgung von Grundbedürfnissen in Städten trotz vieler Probleme allgemein höher als in ländlichen Gebieten.
Metropolisierung – Probleme
Doch die Metropolisierung bringt auch viele Probleme mit sich: Die Kapazitäten lebensnotwendiger Einrichtungen können nicht mit dem starken Bevölkerungswachstum mithalten. Daher sorgen mangelnde Unterkünfte, fehlende Wasser- und Stromversorgung sowie medizinische Unterversorgung dafür, dass die Grundbedürfnisse von großen Teilen der Bevölkerung auch in der Stadt nicht erfüllt werden.
Unzureichende Abwasser- und Abfallentsorgung verursachen gemeinsam mit Luft- und Wasserverschmutzung mangelhafte Hygienezustände. Häufig ist der Zugang zu sauberem Wasser stark eingeschränkt. Das Ergebnis sind rapide und großräumige Verbreitungen von Krankheiten, welche viele Menschen daran hindern zu arbeiten. Es entsteht ein Kreislauf: Armut verhindert Gesundheit, während Krankheiten Armut fördern.
Zum Thema Wasserzugang haben wir ebenfalls eine spannende Erklärung für Dich!
Aus der Unterversorgung, des ungebremsten Flächenwachstums und der Armut resultieren außerdem Kriminalität, Gewalt und enorme Verkehrs- und Umweltbelastungen. Die Metropolisierung schadet somit vielen Menschen und dem Klima.
Eine weitere problematische Folge der Metropolisierung ist die soziale Segregation, also die wachsende Kluft zwischen armen und reichen Bevölkerungsgruppen. Diese wirtschaftliche Polarisierung von riesigen Städten führt zu infrastrukturellen Inselmustern: Einerseits gibt es die unterversorgten Gebiete der Armen, andererseits die geschützten Wohngebiete der Mittel- und Oberschichten.
Die wohlhabenden Schichten bewohnen geschützte, abgetrennte Stadtviertel, die sogenannten Gated Communities. Diese aus den USA stammende Wohnform ermöglicht den Privilegierten eine räumliche und soziale Trennung von der übrigen Stadtbevölkerung und deren Problemen – unter anderem durch hohe Zäune, private Sicherheitsdienste und Zutrittsverbote.
Eine weitere Folge der Metropolisierung kann die Gentrifizierung sein: Auf dem Wohnungsmarkt werden durch die hohe Konkurrenz einkommensschwächere Einwohner und Einwohnerinnen durch andere mit höheren Einkommen verdrängt.
Mehr zum Thema Gentrifizierung erfährst Du in dieser Erklärung.
Metropolisierung – Marginalisierung
Die starken sozioökonomischen Disparitäten, also die sozialen wirtschaftlichen Unterschiede in Großstädten resultieren in räumlicher Marginalisierung der Armen. Dieser Vorgang führt zu sogenannten Marginalsiedlungen.
Der Begriff Marginalisierung ist ein Fachwort für die gesellschaftliche Verdrängung und das Ausschließen von bestimmten Menschen oder Gruppen. Marginalsiedlungen sind großräumige informelle Unterbringungen, in denen die armen Teile der Bevölkerung auf vielseitige Arten ihre Unterbringung und ihr Überleben sichern.
Sie werden in Slums und randstädtische Hüttensiedlungen unterteilt. Slums befinden sich in der Nähe des Stadtkerns, und sind von hoher Wohndichte, heruntergekommener Bausubstanz und sozialen Problemen gekennzeichnet. Doch nur ein Bruchteil der Zugezogenen wohnt in Slums, deutlich mehr Menschen bewohnen randstädtische Hüttensiedlungen. Diese erstrecken sich überwiegend in peripheren Stadtgebieten, und sind ebenfalls von Armut geprägt.
Slums werden meist als Orte des Elends und der Hoffnungslosigkeit dargestellt – dabei erarbeiten die Bewohner und Bewohnerinnen einfallsreiche Systeme, um wirtschaftlichen und sozialen Aufstieg zu erzielen. Der Staat ist oft damit überfordert, der Bevölkerung von Slums und Hüttensiedlungen effektiv zu helfen. Somit entwickeln sich aus der Not heraus eigene Dynamiken – es entstehen kommunale Vereinigungen, gemeinschaftliche Arbeit und kleine Unternehmen.
Metropolisierung – Lösungsansätze
Lange wurden illegale Wohnsiedlungen und Slums gewaltsam aufgelöst und abgerissen, jedoch führte das lediglich zu einer Verschiebung der Probleme innerhalb der Metropolen.
Nachhaltigere Lösungsansätze zielen darauf ab, die Lebensbedingungen auf dem Land zu verbessern, um die Metropolisierung von vornherein zu verhindern. Ein weiterer Ansatz verfolgt das Ziel, die Wanderungsbewegungen auf andere Mittel- und Kleinstädte zu verteilen.
Andere Möglichkeiten der Problembewältigung sind eine verbesserte Zusammenarbeit der verschiedenen Regionen und Verwaltungsebenen, eine Entscheidungsfindung im Dialog mit Betroffenen, sowie politische Dezentralisierung.
Metropolisierung – Das Wichtigste
- Metropolen sind bevölkerungsreiche Großstädte, deren wirtschaftliche, politische, wissenschaftliche und kulturelle Bedeutsamkeit andere Städte im selben Land weit überragt.
- Der Prozess der Metropolisierung bezeichnet die Vergrößerung des Abstands von Einwohner- und Einwohnerinnenanzahl und funktionaler Relevanz zwischen einer Metropole und dem Rest des Landes.
- Die Ursachen der Metropolisierung sind vielseitig, heute gilt die Hoffnung auf bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen in großen Städten als Hauptmotiv.
- Die Metropolisierung hat nur wenige positive Folgen und geht mit zahlreichen Problemen einher.
- Eine besonders problematische Folge der Metropolisierung ist die soziale Segregation der Bevölkerung, welche mit der Bildung von Marginalsiedlungen einhergeht.
Nachweise
- klett.de: Infoblatt Metropolisierung. (21.09.2022)
- spektrum.de: Metropolisierung. (21.09.2022)
- klett.de: Megapolisierung der Entwicklungsländer. (21.09.2022)
- statista.de: Asien - Die zehn größten Städte im Jahr 2022. (21.09.2022)
- internationalepolitik.de: Rastlos in Seoul. (21.09.2022)
- statista.de: Südkorea - Die zehn größten Städte im Jahr 2020. (21.09.2022)
- Abbildung 2: Ein Slum in Puerto Viejo (Chile) (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Puerto_Viejo_2016.JPG) by Farisori (https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Farisori) licensed by CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en).
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Metropolisierung
Was macht eine Metropole aus?
Eine Metropole wird durch ihre hohe Bevölkerung (demografische Primatstellung) sowie wirtschaftliche, politische, wissenschaftliche und kulturelle Relevanz (funktionale Primatstellung) im Vergleich mit anderen Teilen des Landes ausgezeichnet.
Was versteht man unter Metropolisierung?
Unter Metropolisierung versteht man das unverhältnismäßige Bevölkerungswachstum in Metropolen verglichen mit den restlichen städtischen und ländlichen Teilen eines Landes.
Wie entsteht eine Metropole?
Eine Metropole entsteht, wenn die Bevölkerung einer Stadt immer weiter wächst, sich der Abstand zum ländlichen Raum und anderen Städten vergrößert und die Stadt zeitgleich zum Zentrum von Politik und Wirtschaft wird.
Was sind die Merkmale einer Metropole?
Die Merkmale einer Metropole sind eine hohe Einwohner- und Einwohnerinnenanzahl mit steigender Tendenz, sowie wirtschaftliche, politische, wissenschaftliche und kulturelle Bedeutsamkeit.
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