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Bedeutung des Nomadismus
Der Nomadismus hat sich vor allem aus praktischen Gründen entwickelt. Früher zogen Völker den Wildtieren hinterher, um sie jagen zu können oder wanderten von einem Ort zum nächsten, wenn das Essen knapp wurde. Durch diese Lebensart haben sich auch unterschiedliche Sitten, Bräuche und Sprachen entwickelt.
Definition von Nomadismus
Der Begriff Nomadismus findet seine Herkunft im griechischen Wort nomádes, was so viel bedeutet wie “in einer Herde umziehend”. Völker, die ein nomadisches Leben führen, sind also nicht sesshaft, sondern ziehen als eine Gemeinschaft von Ort zu Ort weiter.
Nomadismus – einfach erklärt
Nomadismus meint im Grunde alles, was sich auf das Leben und die Lebensart von wandernden Hirtenvölkern bezieht.
Der Nomadismus ist eine traditionelle Lebens- und Wirtschaftsform, in der Menschengruppen als Wandervölker zusammenleben. Sie sind nicht sesshaft und verweilen mindestens wenige Tage, aber höchstens 20 Jahre an einem Ort.
Nomadismus kann man deshalb auch mit dem Begriff “Wanderhirtentum” gleichsetzen.
Nomad*innen sind wandernde Volksgruppen ohne festen Wohnsitz.
Als nomadisch wird alles bezeichnet, was im Sinne dieses Lebensstils ist, also “nach Art der Nomad*innen”.
Nomadenvölker können sich in ihrer Größe sehr unterscheiden. Insgesamt bilden diese aber die Gesamtheit mehrerer Familienstämme.
Ursprung des Nomadismus
Die Spuren des Nomadismus gehen weit in der Geschichte zurück. Schon im 4. Jahrtausend v. Chr. etablierte sich die Lebensform zur Anpassung an die Bedingungen in Trockengebieten. In der vorkolonialen Zeit spielten Nomadenstämme eine bedeutende Rolle für den interkontinentalen Handel und verdienten sich dadurch einen anerkannten Status. Später entwickelte sich das zum Gegenteil und Nomad*innen wurden aufgrund ihrer grenzüberschreitenden Wanderungen bekämpft und unterdrückt.
Viele heutige Kulturen wurden vom Nomadismus mitgeprägt. Auch die drei “Wüstenreligionen” Judentum, Christentum und Islam finden ihren Ursprung in Nomadenvölkern.
Die Bedeutung des heutigen Nomadismus ist allerdings etwas anders. Im Vergleich zu früheren Lebzeiten, sind heute Staaten, sowie deren Grenzen und Landfläche, rechtlich geregelt und verteilt.
Auch für wichtige Prozesse, wie den internationalen Handel, nimmt der traditionelle Nomadismus keine große Bedeutung mehr ein. Der Lebensstil rückt daher immer mehr in den Hintergrund der Gesellschaft.
Mehr zu den heutigen Herausforderungen und Problemen des Nomadismus erfährst du später in der Erklärung
Verbreitungsgebiete des Nomadismus
Die verschiedenen nomadischen Völker verteilen sich über den gesamten Globus. Sehr ausgeprägt ist der Lebensstil allerdings in Steppengebieten, Halbwüsten, den Savannen Nordafrikas, so wie Vorder- und Zentralasiens.
Bekannte Wandervölker sind unter anderem die Mongolen (in der Mongolei, China und Russland), das Volk der Tuareg (vor allem Ost-Sahara, in der Sahelzone), die Aborigines (Australien) und die Inuit (in Grönland und Kanada).
Merkmale des Nomadismus
Der Lebensraum von Nomad*innen begrenzt sich meist auf trockene Wüsten, Steppen und Tundren. Essenzielle Wasserquellen wie Brunnen haben also Einfluss auf die nomadische Bewegung, da oft große Distanzen überwunden werden müssen. Ihr Überleben sichern sich die Wandervölker durch Viehzucht und Weidewirtschaft.
Nomadismus – Landwirtschaft
Weidewirtschaft umfasst jegliche Landwirtschaft, die auf der Basis von Viehweiden aufbaut. Im Nomadismus wird hauptsächlich Fernweidewirtschaft betrieben, wobei teilweise weit entfernte Weideflächen genutzt und durch Wanderungen erreicht werden. Saisonale Mängel an Trinkwasser und Futter für die Herdentiere werden durch das Weiterwandern der Nomadenstämme überwunden.
Nomadismus – Viehzucht
Tiere werden hauptsächlich als Nutztiere für Nahrung oder Kleidung gehalten und nur selten für Fleischerzeugnisse.
Das liegt unter anderem daran, dass anhand des Viehbestands im Nomadismus der Wohlstand der Gemeinde gemessen wird.
Folgende Tierarten findet man oft im Nomadismus:
- Schafe
- Ziegen
- Kamele
- Dromedare
Aufgrund der trockenen und heißen Konditionen sind Dromedare oder Kamele bei Hirtenvölkern sehr beliebt, da sie Dürreperioden mithilfe ihrer Wasserspeicher gut überbrücken können.
Formen des Nomadismus
Die Lebensart der Nomadenvölker ist von bestimmten Faktoren abhängig. Es wird deshalb zwischen verschiedenen Formen des Nomadismus unterschieden.
Vollnomadismus
Der Vollnomadismus bezeichnet eine Lebensform durch Wanderbewegung des gesamten Nomadenvolkes inklusive Viehherde. Unterkünfte, wie zum Beispiel Zeltbehausungen, sind also nur übergangsweise. Durch die dauerhafte Mobilität der Gruppe wird kein Ackerbau betrieben und das Überleben hauptsächlich durch Vieherzeugnisse gewährleistet.
Die Tuareg sind einer von mittlerweile wenigen Nomadenstämmen, die einen vollnomadischen Lebensstil führen.
Halbnomadismus
Der Halbnomadismus, auch Seminomadismus genannt, ist die häufigste Form des nomadischen Lebensstils. Es gibt Dauersiedlungen, die normalerweise von Frauen, Kindern und den älteren Gemeindemitgliedern bewohnt werden.
Dort wird Weidewirtschaft in Form von Ackerbau betrieben, während ein Teil des Hirtenvolkes zu regelmäßigen Wanderungen mit den Viehherden aufbricht.
Die meisten Nomadenvölker leben halbnomadisch. Ein Beispiel ist das Nomadenvolk der Senovia Rios Figueroa in Peru.
Horizontalnomadismus
Der Flachlandnomadismus bzw. Horizontalnomadismus stellt eine ausschließlich horizontale Wanderbewegung dar. Da sich die Wandervölker nur auf dem Flachland bewegen, konzentrieren sie sich hauptsächlich auf Weidewirtschaft und wechseln diese im saisonalen Rhythmus.
Eine spezielle Form des Horizontalnomadismus ist der Wüstennomadismus. Weiter oben im Text wurden bereits die Tuareg als Beispiel für eine Gruppe von Wüstennomad*innen genannt.
Vertikalnomadismus
Es gibt auch Nomadenvölker, die Täler als Winterwandergebiete nutzen und im Sommer vor allem Gebirge als Aufenthaltsort bevorzugen. Diese Wanderbewegung des Nomadenvolkes verläuft hauptsächlich über Gebirgslandschaften, also nur vertikal. Deshalb bezeichnet man diese Art des Nomadismus als Bergnomadismus oder Vertikalnomadismus.
Aufgrund der Höhenherausforderung in den Bergen legen die Völker geringere Wanderbewegungen zurück als im Flachlandnomadismus. Diese Lebensart wird besonders häufig vom Gemeinden in Steppengebieten gewählt. So können die Dürreperioden der Tallandschaften im Sommer überbrückt werden. In Herden werden dabei nur Ziegen und Schafe mitgeführt.
Das Thema Nomadismus geht häufig mit dem Begriff Transhumanz einher. Man unterscheidet hier zwischen der vertikalen Wanderbewegung in nomadischen Völkern als Lebensart und dem klassischen Hirtentum. Transhumanz meint also Fremdhirten, die mit Viehherden wandern, wie zum Beispiel die Almwirtschaft in den Alpen. Es handelt sich vor allem um die kurzzeitige Wanderbewegung mit Viehherden.
Nomadismus – früher und heute
Unsere Gesellschaft befindet sich in einem stetigen Wandel, was auch Nomadenvölker beeinflusst. Für die Landwirtschaft geht immer mehr Weidefläche verloren, Drang zur Sesshaftigkeit und politische Grenzen erschweren den nomadischen Lebensstil. Traditioneller Handel rückt in den Hintergrund, wodurch Ackerbau, Handwerk und Lohnarbeit mittlerweile einen wichtigen Bestandteil des Überlebens im Nomadismus ausmachen.
Probleme des Nomadismus in der Landwirtschaft
Weiter oben in der Erklärung sind wir bereits genauer auf die Funktion der nomadischen Landwirtschaft eingegangen. Obwohl der Ackerbau essenziell für nomadische Völker ist, werden landwirtschaftliche Arbeiten immer unzugänglicher.
Die Hauptprobleme der Nomad*innen:
- Privatisierung von Landflächen
- zunehmende Verwendung der Flächen für Bewässerungswirtschaft
- Mechanisierung der Landwirtschaft
Das Überleben der Völker wird somit immer schwieriger, da ihnen die wichtigste Nahrungsquelle zunehmend verwehrt wird. Außerdem wird es für nomadische Völker auch immer schwieriger, Zugang zu Fluss- und Grundwasser zu erlangen.
Probleme des Nomadismus durch das Klima
Änderungen der Wetterverhältnisse, sowie Extremwetter in Form des Klimawandels machen auch Nomadenvölkern sehr zu schaffen. Aus dem Klimawandel resultierende Prozesse, wie die Desertifikation, verschlechtern die Lebensbedingungen enorm und erfordern unter anderem neue Wanderzyklen der Nomadenvölker.
Soziale Probleme des Nomadismus
Der demografische Wandel lässt die Erdbevölkerung weiter wachsen.
Der demografische Wandel meint die Veränderung der Bevölkerungsentwicklung. Auszeichnend dafür sind besonders die Altersstruktur, Sterbe- und Geburtenrate sowie die Zahl der Ein- und Auswander*innen.
Dadurch, dass Wasser und Land knapper und vermehrt zum Privatbesitz werden, herrscht großes Konfliktpotenzial. Für die Nomad*innenstämme wird es zunehmend schwerer Landnutzungsrecht zu erhalten, wenn sie sich gegen die sesshaften Anwohner*innen durchsetzen müssen.
In Westafrika werden verstärkt Konflikte zwischen wohnhaften Bäuer*innen und Nomad*innen sichtbar. Agrarfläche und überlebensnotwendige Ressourcen sind hier durch die wachsende Bevölkerung ein seltenes Gut. Immer häufiger führen diese Differenzen auch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen.
Einhergehend mit den wachsenden Herausforderungen werden Nomad*innen mit ihrer Existenz immer mehr an den Rand der Gesellschaft gedrängt und leben eher in ärmlichen Verhältnissen.
Diese Art von Verdrängung individueller Bevölkerungsgruppen bezeichnet man auch als Marginalisierung.
Zwar wird der traditionelle Nomadismus von der Gesellschaft eher als rückständig wahrgenommen. Jedoch hat sich inzwischen auch eine moderne Art entwickelt. Der sogenannte digitale Nomadismus bezeichnet die moderne Lebensweise von Städter*innen, die globalisierten Jobs an verschiedenen Orten nachgehen. Ein gängiger Begriff für Menschen, die sich für diese Lebensweise entscheiden, ist digital nomad.
Nomadismus - Das Wichtigste
- Der Nomadismus ist eine traditionelle Lebens- und Wirtschaftsform von Hirtenvölkern.
- Verteilung der Wanderhirtenvölker über die gesamte Erde
- Vollnomadismus ist eine Lebensform in kompletter Wanderbewegung, Halbnomadismus ist ein Wanderhirtentum mit Dauersiedlungen für einen Teil des Volkes.
- Unterscheidung der Wanderbewegung in Horizontal- und Vertikalnominalismus
- Gefährdung der Existenz des traditionellen Nomadismus durch gesellschaftliche Veränderungen, Klimawandel und Bevölkerungswachstum
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Nomadismus
Was versteht man unter Nomadismus?
Nomadismus ist die Bezeichnung für eine traditionelle Lebens- und Wirtschaftsform. Menschengruppen mit diesem Lebensstil leben als Wandervölker zusammen und sind nicht sesshaft. Sie verweilen zwischen ein paar Tagen und mehreren Jahren an einem Ort und betreiben Weidewirtschaft und Viehzucht.
Welche Probleme haben die Nomaden?
Probleme der Nomad*innen gehen mit dem gesellschaftlichen und klimatischen Wandel einher. Die Mechanisierung der Landwirtschaft und Ausweitung der Bewässerungswirtschaft erschweren die nomadische Weidewirtschaft. Zunehmendes Bevölkerungswachstum sorgt für Konfliktpotential um überlebenswichtige Ressourcen und Landflächen. Die Marginalisierung des Nomadismus nimmt dadurch immer stärker zu.
Wo gibt es Nomaden?
Nomad*innen gibt es in vielen Ländern auf der ganzen Welt. Am häufigsten findet man nomadische Völker allerdings in Steppengebieten, Halbwüsten, in den Savannen Nordafrikas, sowie Vorder- und Zentralasiens. Ein bekannter Stamm von Nomad*innen in der Sahelzohne sind beispielsweise die Tuareg.
Was ist nomadisch?
Nomadisch bedeutet so viel wie "nach Art der Nomad*innen". Der Begriff meint alles, was im Sinne des Lebensstils im Nomadismus ist. Ein nomadisches Volk ist also ein Volk von Nomad*innen.
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