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Orientalische Stadt – Definition
In der Stadtgeographie werden vier verschiedene Stadttypen unterschieden.
Ein Stadttyp ist eine Bezeichnung für Städte, die gleiche oder ähnliche Merkmale besitzen und sich deshalb in eine Gruppe einordnen lassen.
Mehr Informationen erhältst Du in den Erklärungen Stadtgeographie, Stadttypen, Lateinamerikanische Stadt, Nordamerikanische Stadt oder Europäische Stadt.
Ein Stadttyp ist die orientalische Stadt.
Die Orientalische Stadt, auch orientalisch-islamische Stadt genannt, ist ein Stadtmodell, das vereinfacht Merkmale und Prozesse von Städten des Orients darstellt.
Bei Städten im Orient geht es vor allem um Städte in Ländern Nordafrikas und Vorderasien, wie Ägypten, Saudi-Arabien oder der Iran.
Das Wort "Orient" kommt aus dem lateinischen für "sol oriens" und bedeutet so viel wie "aufgehende Sonne".
Die orientalischen Städte haben eine mehr als 5.000 Jahre dauernde Geschichte und zählen damit zu den ältesten Städten weltweit.
Die Stadt Jericho wurde beispielsweise vor mehr als 10.000 Jahren gegründet.
Durch die politische, kulturelle und soziale Expansion des Islams wurde die orientalische Stadt ab dem siebten Jahrhundert zunehmend islamisch geprägt1 – daher auch die Bezeichnung orientalisch-islamische Stadt.
Nach und nach haben sich typische Merkmale der orientalischen Städte entwickelt.
Orientalischen Stadt – Merkmale
Wie jeder Stadttyp hat auch die orientalische Stadt bestimmte bauliche Merkmale:
- Sackgassen in der Altstadt (Medina)
- ein- bis zweistöckige Häuser mit Innenhof
- die (Haupt-)Moschee im Zentrum der Stadt
- der Basar (Suq) als wirtschaftliches Zentrum
- Stadtmauer um die Altstadt
- getrennte Wohnviertel für unterschiedliche Religionen
Näheres zu den einzelnen Punkten erfährst Du weiter unten in der Erklärung.
Orientalische Stadt – Aufbau
Diese typischen Merkmale kannst Du auch im Aufbau wiedererkennen. Der ideale Aufbau der islamisch-orientalischen Stadt wurde im Jahr 1969 vom Geographen Klaus Dettmann entworfen. Martin Seger hat dann daraus im Jahr 1975 das Stadtmodell der islamisch-orientalischen Stadt entwickelt.
Ein Stadtmodell ist eine vereinfachte Darstellung der sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und räumlichen Gliederung einer Stadt.
Mehr darüber erfährst Du in der Erklärung zu den Stadtmodellen.
Orientalische Stadt – Modell
Die Altstadt
Im Zentrum befindet sich die Altstadt, die auch als Medina bezeichnet wird. In der Mitte der Altstadt befindet sich die Moschee. Um diese herum befindet sich der Markt der Stadt – auch Suq oder Basar genannt. Hinter dem Markt befindet sich ein Wohnviertel mit einem typischen Sackgassengrundriss. Typisch für einen Sackgassengrundriss sind wenige Hauptstraßen. Von den Hauptstraßen zweigen sich viele kleine und enge Sackgassen ab. Von den Sackgassen trennen sich nochmals kleine Wege ab, die direkt in das innere der Wohnhäuser gehen.
Die Sackgassen gelten als Privatbesitz der Einwohner und zählen somit als Privatsphäre.
Die Wohnviertel verschiedener ethnischer Gruppen sind voneinander getrennt. So gibt es eigene Viertel für Juden, Christen und Muslime. Man kann das auch als ethnische Segregation bezeichnen. Innerhalb der Wohnviertel befinden sich noch weitere kleinere Moscheen und Märkte. Dadurch bilden sich in den Wohnvierteln eigene Subzentren.
Subzentren beschreiben die Konzentration beispielsweise auf kleinere Nebenmärkte, statt auf den einzigen großen Markt im Stadtzentrum. Sie bilden quasi ein eigenes kleines Zentrum.
Die Altstadt wird außen von einer Stadtmauer umgrenzt, in die eine Zitadelle mit integriert war. Außerhalb der Stadtmauern befinden sich die Friedhöfe.
Ursprünglich waren viele orientalische Städte von einer Stadtmauer umgeben, die jedoch in vielen Städten unter anderem durch den Bau breiterer Straßen aufgebrochen wurden. Im Zuge des Wachstums der Städte haben die Stadtbefestigungen längst ihre einstige Wehr- und Schutzfunktion verloren.
Der äußere Stadtbezirk
Die orientalische Stadt wurde ab dem 19. Jahrhundert durch den westlichen Einfluss verändert und überformt. So wurde auch die Altstadt etwas verändert. Diese wird von großen Durchgangsstraßen zerschnitten. Solche Durchgangsstraßen führen direkt zum Basar. Entlang der Ausfallstraßen haben sich viele Geschäfte angesiedelt – zum Teil auch aus dem ehemaligen Basar.
Außerhalb der Stadtmauer haben sich neue Stadtviertel gebildet.
Die Stadtviertel sind funktional gegliedert in Wohnen, Geschäftszentrum und Gewerbe. Die Wohnviertel sind nach dem Einkommen der Menschen getrennt. Dieses wird auch als soziale Segregation bezeichnet. Die Oberschicht wohnt in modernen Wohnvierteln an der Einkaufs- und Geschäftsstraße. Die Mittelschicht wohnt um dieses Viertel und die Altstadt herum.
Weil die Ober- und Mittelschicht es sich leisten konnten, aus der Altstadt zu ziehen, wurde diese vernachlässigt. Es kam zur Slumbildung.
Ein Slum ist ein dicht besiedeltes Wohnviertel der Unterschicht, das aus schwacher Bauqualität und Infrastruktur besteht.
Die Oberschicht ist nach einiger Zeit an die Geschäftsstraßen gezogen und die Unterschicht konnte in den äußeren Stadtbezirk ziehen. Die Unterschicht wohnt heute am abgewerteten Stadtrand. Der Großteil des Basars hat sich in das moderne Stadtviertel in der Einkaufs- und Geschäftsstraße angesiedelt. Der alte Basar gilt nur noch als Touristenattraktion.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die am westlichen Stil orientierten Modernisierungen zur Folge haben, dass die traditionellen orientalischen Stadtstrukturen und Lebensformen zunehmend an Bedeutung verlieren und auch teilweise zerstört werden.
Orientalische Stadt – Beispiel
Hier sind ein paar Beispiele aufgelistet, die den Stadttyp einer islamisch-orientalischen Stadt wiederspiegeln:
- Teheran (Iran)
- Dschidda (Saudi-Arabien)
- Herat (Afganistan)
- Aleppo (Syrien)
- Doha (Katar)
- Damaskus (Syrien)
Orientalische Stadt - Das Wichtigste
- Ein Stadttyp ist eine Bezeichnung für Städte, die gleiche oder ähnliche Merkmale besitzen und sich deshalb in eine Gruppe einordnen lassen.
- Die Orientalische Stadt, auch orientalisch-islamische Stadt genannt, ist ein Stadtmodell, das vereinfacht Merkmale und Prozesse von Städten des Orients darstellt.
- Die orientalischen Städte sind die ältesten Städte weltweit.
- Die orientalischen Städte wurden im 7. Jahrhundert vom Islam und im 19. Jahrhundert durch den Westen beeinflusst.
- Ein Stadtmodell ist eine vereinfachte Darstellung der sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und räumlichen Gliederung einer Stadt.
- Aufbau der Stadt (innen nach außen): Hauptmoschee, Basar, Sackgassengrundriss, Stadtmauer mit Zitadelle, neues Stadtviertel
- Beispiele für orientalische Städte: Teheran (Iran), Dschidda (Saudi-Arabien), Herat (Afghanistan), Aleppo (Syrien), Doha (Katar), Damaskus (Syrien)
Nachweise
- geohilfe.de: Die orientalisch-islamische Stadt – Merkmale und Stadtentwicklung. (01.09.2022)
- diercke.westermann.de: Modell der orientalisch-islamischen Stadt. (01.09.2022)
- klett.de: Infoblatt Die orientalische Stadt. (01.09.2022)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Orientalische Stadt
Wie ist eine orientalische Stadt aufgebaut?
Im Zentrum der Orientalischen Stadt befindet sich die Hauptmoschee und der Souk/Basar. Um dieses Zentrum herum befinden sich die Gassen der Altstadt mit eigenen Nebenzentren. Am Rand befindet sich eine ringförmige Stadtmauer und außerhalb dieser sind die Wohnviertel angesiedelt.
Wie nennt man eine orientalische Altstadt?
Die orientalische Altstadt nennt man Medina.
Was sind die Merkmale einer orientalischen Stadt?
- Sackgassen in der Altstadt (Medina)
- ein- bis zweistöckige Häuser mit Innenhof
- die (Haupt-)Moschee im Zentrum der Stadt
- der Basar (Suq) als wirtschaftliches Zentrum
- Stadtmauer um die Altstadt
- getrennte Wohnviertel für unterschiedliche Religionen
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