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Eine Disparität bezeichnet eine Ungleichheit zwischen Teilregionen innerhalb eines Staates.
Disparitäten sind meist regionaler beziehungsweise räumlicher Natur. Diese Ungleichheiten können auf verschiedenen Ebenen bestehen, wie:
- Bevölkerung,
- Gesellschaft,
- Wirtschaft.
Mithilfe des Begriffs der regionalen Disparität können die Lebensbedingungen in unterschiedlichen Räumen und Regionen verglichen werden. Der Begriff dient also auch als eine Art Gradmesser.
Räumliche Disparitäten in der EU – Definition
Die Europäische Union, abgekürzt EU, ist ein Staatenverbund, der aus 27 Mitgliedstaaten besteht und einen großen Teil von Europa ausmacht.
Im Folgenden wird auf die Disparitäten im Wirtschaftsraum der Europäischen Union eingegangen.Verwechsele diese Ungleichheiten nicht mit den Disparitäten auf dem ganzen Kontinent Europa!
Die EU ist eine der weltweit größten Volkswirtschaften und gilt als ein bedeutender Wirtschaftsraum. Nicht selten bezeichnet man die Europäische Union als einen hochmodernen und technisierten Wirtschaftsblock.
Was aber oftmals nicht beachtet wird, ist, dass es auch innerhalb der EU große Unterschiede bezüglich Lebensbedingungen und Wohlstand gibt.
Das liegt daran, dass die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit innerhalb der EU in den einzelnen Ländern unterschiedlich stark ist.
Räumliche Disparitäten – Indikatoren
Um die Disparitäten zu konkretisieren und zu vergleichen wird, in der EU meistens das BIP verwendet.
BIP steht für Bruttoinlandsprodukt und gibt an, wie hoch die wirtschaftliche Leistung innerhalb einer Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum war.
Eine weitere Möglichkeit, um räumliche Disparitäten zu untersuchen, ist, sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt anzusehen. Dafür betrachtet man die Arbeitslosenquote oder die Beschäftigungsquote.
Andere Indikatoren hängen mit der Bevölkerung im Land zusammen. Man betrachtet zum einen:
- die Anzahl an Einwanderungen
- die Anzahl an Auswanderungen
- die Differenz zwischen Zu- und Abwanderungen (sogenannter Wanderungssaldo)
Oder zum anderen:
- die Bildungschancen der Einwohner
- die Zugänglichkeit der Infrastruktur
- Preise für Miete oder Grundstücke
Des Weiteren ist es möglich, die einzelnen Ausprägungen der individuellen Wirtschaftssektoren unter die Lupe zu nehmen, oder die Ausgaben für die Forschung und die Entwicklung zu vergleichen.
Du siehst also: Es gibt eine große Anzahl an Mitteln, um die Disparitäten in einer Region oder in einem Land aufzuzeigen. Je nach dem zu betrachtenden Gebiet sollte ein anderer passender Indikator verwendet werden, da natürlich nicht jeder Indikator in jedem Sachverhalt genügend aussagekräftig ist.
Räumliche Disparitäten – Nettozahler und Nettoempfänger
Einige Länder tragen überdurchschnittlich viel zur Wirtschaft der EU bei, im Gegensatz zu anderen Mitgliedstaaten. Solche Länder bezeichnet man als sogenannte „Nettozahler“.
Solche Nettozahler sind zum Beispiel Länder wie Dänemark, Deutschland, Frankreich, Österreich oder Belgien, Niederlande und Luxemburg.
Die sogenannten „Nettoempfänger“ sind die Länder, die mehr Mittel beziehen, als dass sie zur Wirtschaft beitragen. Dies sind die ärmeren Staaten der EU, die wirtschaftlich eher rückständig sind.
Außerdem weisen solche Staaten einen geringeren Grad an Industrialisierung auf und einen höheren Landwirtschaftsanteil.
Zu den Nettoempfängern gehören zum Beispiel Portugal, Griechenland oder Staaten aus Osteuropa.
Durch diese Begriffe wird deutlich, dass es einen Unterschied zwischen den Ländern des Westens und denen des Ostens Europas gibt.
Früher konnte man in vielen Teilen der Welt ein ähnliches Muster erkennen, ein sogenanntes Nord-Süd-Gefälle. Deshalb spricht man im Falle von Europa auch häufig von einem West-Ost-Gefälle.
Räumliche Disparitäten – West-Ost-Gefälle in Europa
Die EU ist in den Jahren 2004 und 2007 hinsichtlich ihrer Mitgliederanzahl weiter gewachsen.
Im Mai 2004 traten folgende Länder der EU bei: Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern.
Im Januar 2007 sind die Länder Bulgarien und Rumänien der Europäischen Union beigetreten.
Durch diese Erweiterungen vergrößerten sich allerdings bereits bestehende Disparitäten in der EU, da sich die Spanne des sogenannten Wohlstandsgefälles vergrößerte.
Ein Wohlstandsgefälle beschreibt den Sachverhalt, dass der Wohlstand innerhalb eines Landes oder auch international ungleich verteilt ist.
Im Jahr 2007 lag dieses Wohlstandsgefälle bei fast jeder siebten Region bei über 125 % des EU-Durchschnitts. In jeder vierten Region lag es unter 75 %. Dies lässt darauf schließen, dass sich die räumlichen Disparitäten mit dem Beitritt neuer Länder verschärft hat.
Dies liegt daran, dass viele der osteuropäischen Staaten wirtschaftliche Probleme haben, da sie noch mit der Umstellung von einem sozialistischen Wirtschaftssystem auf ein marktwirtschaftliches System zu kämpfen haben. Viele dieser Länder waren nämlich ein Teil des Sowjetimperiums.
Es gibt aber beispielsweise auch Länder, denen diese Umstellung gelungen ist. Dazu zählen die Slowakei oder Slowenien.
Jedoch herrschen nicht nur Unterschiede zwischen den einzelnen EU-Ländern, es gibt auch Disparitäten innerhalb der einzelnen Staaten. Dabei handelt es sich meistens um starke Gegensätze zwischen wirtschaftlich starken und wohlhabenderen Aktivräumen sowie unterentwickelten Passivräumen. Letztere weisen meistens Strukturprobleme auf.
Ein Strukturproblem ist ein tiefgreifendes Problem langfristiger Natur, das aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Struktur einer Region oder eines Marktes besteht.
Sogar in Deutschland lässt sich der Fall eines West-Ost-Gefälles beobachten, da der deutsche Osten wirtschaftlich schwächer ist, als der reichere Westen des Landes.
Zu Deutschland findest Du auf StudySmarter einen eigenen Themenblock. Dort kannst Du zum Beispiel mehr über die Disparitäten nachlesen.
Räumliche Disparitäten – Nord-Süd-Gefälle in Europa
Genauso wie Ost-West-Gefälle gibt es auch die bereits erwähnten Nord-Süd-Gefälle. Hierbei hebt sich der reichere Norden vom wirtschaftlich schwachen Süden ab.
Auch diesen Fall gibt es zwischen den Mitgliedstaaten EU sowie innerhalb einzelner Länder.
Durch die Finanz- und Wirtschaftskrise wurden diese Disparitäten in Europa zwischen Süden und Norden immer dominanter.
Am Beispiel Italien wird das Nord-Süd-Gefälle innerhalb eines Landes gut verdeutlicht. Der nördliche Teil des Landes ist hoch industrialisiert und daher auch wohlhabender, wohingegen die südlichen Regionen sind eher schwach entwickelt sind.
Aber Achtung:
Nicht in jedem Land ist der Süden der wirtschaftlich schwächere Teil des Gefälles! In Deutschland ist es zum Beispiel vor allem der Süden, der reicher und wirtschaftlich entwickelter ist.
Räumliche Disparitäten – Peripherie und Zentrum
Ergänzend dazu muss man sagen, dass der Fall eines Nord-Süd-Gefälles nur teilweise zutreffend ist. Oftmals besteht nämlich in wohlhabenden Länder auch ein Gegensatz.
Dieser Gegensatz wird im Zentrum-Peripherie-Modell beschrieben. Dabei gibt es wohlhabendere Zentren, die sich von der unterentwickelten umliegenden Peripherie abheben.
Österreich ist hierfür ein passendes Beispiel. Das Land ist eines der reicheren europäischen Länder, weist aber trotzdem in einigen ländlichen Regionen wirtschaftliche Defizite auf.
Ein anderes Beispiel für das Zentrum-Peripherie-Modell ist Frankreich: Zwischen dem wohlhabenden Paris und der wirtschaftlich schwächeren Bretagne herrschen große Unterschiede.
Räumliche Disparitäten – Zentrale Räume in Europa
Es gibt in Europa, beziehungsweise der EU, einige Länder und Städte, die wirtschaftlich besonders stark sind. Man bezeichnet diese Orte auch als Erfolgsregionen Europas.
Geografisch liegen diese Regionen alle in einem ovalen Gebiet, das sich von Stockholm und Oslo im Norden, über Paris und London und den deutschen Raum, mitsamt der Schweiz, bis in den Westen von Österreich erstreckt.
Oft werden diese Zentralräume als „Blaue Banane“ bezeichnet.
Die „Blaue Banane“ beschreibt den europäischen Großraum, welcher zwischen dem Atlantik und dem Mittelmeer liegt und der eine zentrale Rolle in der Wirtschaft einnimmt.
Diese bandförmige Region ist von großer Bedeutung, da sie durch den Prozess der Urbanisierung und der Verdichtung der Bevölkerung sowie des Verkehrs ein starker wirtschaftlicher Raum ist.
Räumliche Disparitäten in Europa – Ursachen
Es gibt unterschiedliche Ursachen für regionale Disparitäten. Jedoch wurden alle Faktoren durch die Industrialisierung verstärkt. Einige Regionen profitierten besonders stark von ihr, da sich die industriellen Prozesse vorwiegend auf die Städte oder die bereits bestehenden Aktivräume auswirkte.
Naturräumliche Ausstattungen
Ein Grund, weshalb Disparitäten bestehen, ist, dass einige Regionen mit anderen naturräumlichen Gegebenheiten ausgestattet sind. Damit ist gemeint, dass manche Regionen zum Beispiel über wirtschaftlich wertvolle Ressourcen verfügen, die in anderen Teilen des Landes nicht vorkommen.
Regionen mit brauchbaren Rohstoffen und Ressourcen haben daher eine bessere Wirtschaft.
Historische und politische Einflüsse
Eine weitere Ursache liegt in den historischen und politischen Einflüssen, die eine Region oder ein Land geprägt haben.
Diese fallen in den jeweiligen Ländern unterschiedlich aus, sorgen aber dafür, dass die wirtschaftliche Entwicklung in einer Region gehemmt wird, oder immerhin nicht gefördert wird.
Räumliche Disparitäten in Europa – Abbau
Räumliche Disparitäten so weit es geht zu minimieren, ist die Hauptaufgabe der EU-Raumordnungspolitik.
Man möchte es durch den Ausgleich der bestehenden Strukturprobleme schaffen, dass der politische Einigungsprozess einfacher wird. Wichtig hierbei ist es, dass jede Region ihre eigene Kultur und Identität behält, aber dennoch Anschluss an die wirtschaftlich starken Teilgebiete findet.
Als Leitspruch könnte man dieses Ziel mit „Einheit und Vielfalt“ verständlich beschreiben.
Räumliche Disparitäten in Europa - Das Wichtigste
- Eine Disparität bezeichnet eine Ungleichheit zwischen Teilregionen innerhalb eines Staates.
- Auch in der EU gibt es starke Unterschiede bezüglich des Lebensstandards der Menschen, was daran liegt, dass die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit innerhalb der EU in den einzelnen Ländern unterschiedlich stark ist.
- Um die Disparitäten zu konkretisieren und zu vergleichen, wird in der EU meistens das BIP verwendet, es gibt aber eine große Anzahl an verwendbaren Indikatoren.
- Nettozahler sind Länder, welche überdurchschnittlich viel zu der Wirtschaftsleistung beitragen. Nettoempfänger erhalten überdurchschnittlich viel aus dem „Topf“.
- Die Disparitäten bestehen meistens in einem West-Ost-Gefälle oder in einem Nord-Süd-Gefälle.
- Zentralräume in Europa werden häufig als Teil der „Blauen Banane“ bezeichnet.
- Die Ursachen für räumliche Disparitäten liegen oftmals in naturräumlichen Ausstattungen oder historischen oder politischen Einflüssen.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Räumliche Disparitäten in Europa
Was ist eine räumliche Disparität?
Eine räumliche Disparität ist eine Ungleichheit zwischen Teilregionen innerhalb eines Staates, einer Region oder eines Kontinents.
Wie entstehen räumliche Disparitäten?
Räumliche Disparitäten entstehen oft aufgrund von naturräumlichen Ausstattungen oder historischen oder politischen Einflüssen.
Was sind regionale Disparitäten in der EU?
In der EU gibt es räumliche Disparitäten zwischen einzelnen Ländern.
Diese Disparitäten bestehen meistens in einem West-Ost-Gefälle oder in einem Nord-Süd-Gefälle.
Es gibt jedoch auch Unterschiede innerhalb der einzelnen Länder.
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