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Stadtgeographie – Definition
Die Stadtgeographie ist ein bedeutendes Teilgebiet der Humangeographie. Sie befasst sich unter anderem mit der Stadtentwicklung, städtischen Prozessen und diversen Stadtmodellen. Dabei werden gesellschaftliche, sozioökonomische und politische Prozesse berücksichtigt. Auch externe Einflussfaktoren wie die Globalisierung oder interne Prozesse, welche eine Stadt prägen, werden betrachtet. Wie man sieht, ist die Stadtgeographie stark verflochten mit anderen interdisziplinären Teilgebieten wie der Wirtschafts- oder Bevölkerungsgeographie.
Ebenso ist die Stadtgeographie auch eng verbunden mit anderen Wissenschaften wie der Soziologie, Ethnologie oder Architektur. Deshalb wird sie auch als Teil der interdisziplinären Stadtforschung verstanden.
Stadtgeographie – Ziel
Ziel der Stadtgeographie ist es, die Strukturen, Funktionen und Prozesse einer Stadt unter Berücksichtigung verschiedener Entwicklungen und Probleme zu erforschen. Diese Erkenntnisse werden analysiert und dokumentiert. Auf Mikroebene wird die Stadt als Ganzes mit ihren jeweiligen Vierteln untersucht. Hingegen werden auf Mesoebene Stadt-Umland-Beziehungen betrachtet. Zuletzt werden auf Makroebene ganze Städtesysteme analysiert. Dadurch können Strukturen, Prozesse und mögliche Problematiken moderner Städte erforscht und prognostiziert werden.
Merkmale einer Stadt
Um die Stadtgeographie besser verstehen zu können, bietet sich an, erst einmal die Merkmale einer Stadt genauer zu betrachten. Aus geographischer Sicht müssen folgende funktionale, physiognomische und sozialgeographische Kennzeichen erfüllt sein, damit eine Stadt vorliegt:
- Mindestgröße: Es liegen je nach Land verschiedene Richtwerte vor, ab welcher Zahl an Einwohnern und Fläche ein Gebiet als Stadt bezeichnet werden kann.
- Siedlungskörper: Liegt eine geschlossene Ortsform vor, so spricht man von einem kompakten Siedlungskörper. Auch dies ist ein Kennzeichen einer Stadt. Dabei sind vorwiegend eine hohe Bebauungsdichte sowie vorwiegend mehrstöckige Gebäude im Zentrum der Stadt gegeben.
- Zentralität: Unter Zentralität versteht man den funktionalen Bedeutungsüberschuss einer Stadt gegenüber seinem Umland. Das bedeutet, dass das Angebot einer Stadt höher ist als die Nachfrage. Eine Stadt bietet mehr Dienstleistungen und Waren, als ihre Bürger benötigen. Daher bietet die Stadt auch für das Umland Arbeitsplätze, Versorgungs- und Bildungseinrichtungen und vieles mehr.
- Hohe Wohn- und Arbeitsplatzdichte: Hier wird die Relation zwischen Einwohnern bzw. Arbeitsplätzen und Fläche betrachtet. Wie schon bei der Zentralität erläutert, bietet eine Stadt mehr Arbeitsplätze, als die Einwohner benötigen.
- Stadt-Umland-Beziehungen: Aufgrund der Zentralität, welche Städte aufweisen, entwickeln sie gewisse Beziehungen zu ihrem Umland. Während im Umland lebende Personen die Arbeitsplätze, Dienstleistungen und Freizeiteinrichtungen der Städte nutzen, profitieren die Städte wiederum vom Umland (z.B. durch Freizeitmöglichkeiten oder Bereitstellung von Versorgungsanlagen).
- Differenzierung der Raumstruktur: Eine Stadt besteht aufgrund ihrer funktionalen Differenzierung aus verschiedenen Vierteln, die jeweils eigene Funktionen erfüllen (z.B. Wohn- oder Industriegebiete). Auch liegt eine sozialräumliche Differenzierung der Wohnbevölkerung aufgrund von unterschiedlichen Miet- und Bodenpreisen und eine ethnische Differenzierung aufgrund der Ansammlung bestimmter ethnischer Gruppen innerhalb eigener Viertel vor.
- Sozioökonomische Struktur: Der sekundäre und tertiäre Berufssektor dominiert in der Stadt. Zum sekundären Sektor gehören unter anderem Industrie und Baugewerbe, zum tertiären vor allem Dienstleistungen und Handel. Auch gelten Städte als Innovationszentren, in welchen sich zuletzt auch bestimmte charakteristische Lebensformen herausbilden (z.B. hohe Anonymität oder viele Alleinlebende).
Wichtige Forschungsrichtungen der Stadtgeographie
Die Stadtgeographie lässt sich in sieben Forschungsrichtungen unterteilen. Die Reihenfolge richtet sich hierbei nach ihrer Entstehung:
- Morphogenetische Stadtgeographie
- Funktionale Stadtgeographie
- Kulturgenetische Stadtgeographie
- Sozialgeographische Stadtforschung
- Quantitative Stadtgeographie
- Verhaltensorientierte Stadtgeographie
- Angewandte Stadtgeographie
Morphogenetische Stadtgeographie (seit ca. 1910)
Die morphogenetische Stadtgeographie untersucht die physischen, äußeren Merkmale einer Stadt. Hierbei werden beispielsweise Gestaltung von Grund- und Aufriss der Stadt und ihre Entstehung betrachtet.
Funktionale Stadtgeographie (seit ca. 1925)
Wie der Name schon verrät, wird hier die Funktion einer Stadt genauer analysiert. Dabei werden funktionale Raumeinheiten (z.B. Wohnviertel, Innenstadt etc.) innerhalb einer Stadt betrachtet.
Kulturgenetische Stadtgeographie (seit ca. 1950)
Die kulturgenetische Stadtgeographie betrachtet die Folgen kultureller, aber auch historischer Unterschiede auf die Entwicklung von Städten.
Sozialgeographische Stadtforschung (seit ca. 1950)
Die sozialgeographische Stadtforschung untersucht Handlungen bestimmter sozialer Gruppen innerhalb einer Stadt und ihre Folgen auf die städtischen Prozesse.
Quantitative Stadtgeographie (seit ca. 1960)
Diese Forschungsrichtung untersucht bestehende Modelle und Theorien zu Städten und ihren Entwicklungen mithilfe von geostatistischen Methoden.
Verhaltensorientierte Stadtgeographie (seit ca. 1970)
Die verhaltensorientierte Stadtgeographie befasst sich mit der Wahrnehmung und Beurteilung von städtischen Strukturen durch die Einwohner und ihre Folgen auf das Verhalten der Bevölkerung.
Angewandte Stadtgeographie (seit ca. 1975)
Bei der angewandten Stadtgeographie geht es um die Weiterentwicklung der Städte. Bestehende Theorien und Modelle werden hierbei genutzt, um beispielsweise die Stadt zu erneuern oder den Verkehr innerhalb der Stadt zu beruhigen. Diese Forschungsrichtung ist daher stark praxis- und planungsorientiert.
Stadtentwicklung, städtische Prozesse und Stadtmodelle
Wie bereits anfangs erwähnt, befasst sich die Stadtgeographie vorwiegend mit Stadtentwicklungen, städtischen Prozessen und Stadtmodellen. Was es damit auf sich hat, erfährst Du im Folgenden.
Stadtentwicklung
Bei der Stadtentwicklung handelt es sich, wie der Begriff schon verrät, um alle Entwicklungen einer Stadt. Sie umfasst neben räumlichen Veränderungen auch strukturelle Entwicklungen, zu denen unter anderem auch ökonomische, demografische, kulturelle oder soziale Faktoren gehören. Die Stadtentwicklung befasst sich beispielsweise mit der historischen Stadtentwicklung, der Stadtentwicklung im 20. und 21. Jahrhundert und zuletzt auch der nachhaltigen Stadtentwicklung, welche gerade in der heutigen Zeit von besonderer Relevanz ist.
Wusstest Du schon? Siedlungen, die später auch zu Städten wurden, wurden vor allem in der Nähe von Gewässern gebaut. Diese eigneten sich nämlich hervorragend als Transport- oder Handelswege, aber auch um sich vor Feinden abzuschotten. Wenn Du mehr über die Wasserversorgung in Bezug auf die Stadtentwicklung lernen willst, dann klick Dich gerne in die Erklärung zu diesem Thema!
Wenn Du mehr über die Stadtentwicklung erfahren willst, dann klick Dich doch mal in die Erklärung dazu rein!
Städtische Prozesse
Wie schon angeklungen, verändern sich Städte stetig. Diese Entwicklungen nennt man auch städtische Prozesse. Aufgrund der oben beschriebenen Charakteristika einer Stadt gibt es eine Vielzahl von städtischen Prozessen, die wichtigsten sind jedoch die Gentrifizierung, Suburbanisierung, Urbanisierung, Verstädterung und Metropolisierung.
Genaueres über städtische Prozesse erfährst Du in den oben verlinkten Erklärungen.
Stadtmodelle
Stadtmodelle sollen Städte in vereinfachter Form darstellen. Dabei geht es nicht lediglich um den Umriss einer Stadt, sondern auch um ihre ökonomischen, sozialen und kulturellen Merkmale. Unterscheiden lässt sich zwischen den Stadtmodellen nach Chicagoer Schule und den regionalspezifischen Stadtmodellen.
Stadtmodelle nach Chicagoer Schule
Die Chicagoer Schule entwickelte Stadtmodelle, die vorwiegend nordamerikanische und europäische Städte beschreiben. Dazu gehören:
- Das Ringmodell nach Burgess von 1925/29
- Das Sektorenmodell nach Hoyt von 1939
- Das Mehrkernmodell nach Harris und Ullman von 1945
Regionalspezifische Stadtmodelle
Auch nach Region lassen sich charakteristische Stadtmodelle herausarbeiten. Zu diesen gehören:
- die europäische Stadt
- die nordamerikanische Stadt
- die lateinamerikanische Stadt
- die orientalische Stadt
Wenn Du mehr über die jeweiligen Stadtmodelle erfahren willst, dann klick Dich doch mal in die Erklärung dazu rein!
Stadtgeographie - Das Wichtigste auf einen Blick
- In der Stadtgeographie werden zum einen siedlungsinterne Strukturen und die zugrunde liegenden Prozesse untersucht, zum anderen aber auch Beziehungen zwischen Städten bzw. Städten und kleineren Siedlungen sowie die Stadtentwicklung und ihre Probleme.
- Es gibt sieben Teilbereiche der Stadtgeographie, nämlich die morphogenetische Stadtgeographie, die funktionale Stadtgeographie, die kulturgenetische Stadtgeographie, die sozialgeographische Stadtforschung, die quantitative Stadtgeographie, die verhaltensorientierte Stadtgeographie und die angewandte Stadtgeographie.
- Es gibt sieben Teilbereiche der Stadtgeographie, nämlich die morphogenetische Stadtgeographie, die funktionale Stadtgeographie, die kulturgenetische Stadtgeographie, die sozialgeographische Stadtforschung, die quantitative Stadtgeographie, die verhaltensorientierte Stadtgeographie und die angewandte Stadtgeographie.
- Auf Basis der Merkmale einer Stadt wurden in der Vergangenheit zahlreiche verschiedene Stadtmodelle entwickelt, etwa die klassischen Modelle der Chicagoer Schule oder bestimmte regionalspezifische Modelle.
- In der Stadtgeographie sind die Stadtentwicklung und die damit verbundenen verschiedenen städtischen Prozesse zentral. Da immer wieder neue städtische Prozesse in den Gang gesetzt werden, können sich eine Stadt und die umliegenden Gegenden entwickeln.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Stadtgeographie
Was sind physiognomische Merkmale?
Physiognomische Merkmale einer Stadt sind Merkmale, die das äußere Erscheinungsbild beeinflussen, zum Beispiel die Hochhausbebauung im Stadtzentrum.
Was ist eine funktionale Gliederung einer Stadt?
Eine funktionale Gliederung einer Stadt bezeichnet die Einteilung in Teilräume, die sich nach der jeweils vorherrschenden Nutzung oder Funktion unterscheiden.
Was macht eine Stadt aus?
Eine Stadt ist dicht bebaut, besitzt ein Kern-Rand-Gefälle bezogen auf beispielsweise die Wohn- und Arbeitsstättendichte und ist funktional gegliedert. Zudem arbeitet die Stadtbevölkerung meist im sekundären oder tertiären Sektor.
Wie ist eine europäische Stadt aufgebaut?
Eine europäische Stadt ist meistens hinsichtlich ihrer Funktion in vier Stadtteile gegliedert: City, citynahe Wohn- und Gewerbeviertel, Außenzone der Städte und Stadt-Umland. Die City bildet den Stadtkern, also die eigentliche Innenstadt.
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