Standortanalyse

Um den besten Standort für ihr Unternehmen zu finden, machen Unternehmer*innen eine sogenannte Standortanalyse.

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    Was genau eine Standortanalyse ist und wie sie abläuft, erfährst Du hier.

    Standortanalyse – Definition

    Eine Standortanalyse ist die Berechnung, Recherche und Bewertung verschiedener Standortfaktoren. Sie hilft bei der Auswahl eines geeigneten Standorts für ein Unternehmen.

    Ihren Ursprung fand die Standortanalyse im sogenannten Thünen Modell, das bereits im Jahr 1826 von Johann Heinrich von Thünen erstellt wurde.

    Später beschäftigte sich auch Alfred Weber mit der Bedeutung von Standorten in der Wirtschaft und entwickelte die Standorttheorie Weber, die Grundlage für die heutige Standortanalyse.

    Mehr zum Thünen Modell und der Standorttheorie Weber findest Du in den gleichnamigen Zusammenfassungen.

    Standort – Definition

    In der Wirtschaftsgeographie bezeichnet der Begriff Standort den geographischen Ort, an dem sich ein Unternehmen befindet.

    Der richtige Standort hat großen Einfluss auf den Erfolg eines Unternehmens und wird deshalb mithilfe der Standortanalyse sorgfältig ausgewählt.

    Je nach Branche, Unternehmensgröße und Organisationsstruktur ist ein bestimmter Standort für unterschiedliche Unternehmen unterschiedlich gut geeignet.

    In der Wirtschaftsgeographie wird bei der Definition des Standorts zudem zwischen den Begriffen Makro- und Mikrostandort unterschieden.

    Makrostandort

    Als Makrostandort bezeichnet man Standorte im überregionalen Zusammenhang.

    In überregionalem Zusammenhang stehen große Gebiete mit nahezu oder völlig gleichen Standortfaktoren. Das kann sich etwa auf die politische Lage, die Gesetzgebung zu Steuern und Subventionen, die Wirtschaftslage oder das Arbeitsrecht beziehen.

    Diese Standortfaktoren gleichen sich oft in Teilen eines Kontinents, wie Süd-Ost-Asien, in Staatengruppen, in einzelnen Staaten oder in Regionen innerhalb eines Staates. Diese Gebiete werden demnach als Makrostandorte bezeichnet.

    Ein Beispiel für einen Makrostandort ist die Staatengruppe Europäische Union.

    In der EU gelten in allen Mitgliedsstaaten bestimmte Vorgaben und Gesetze, die eingehalten werden müssen, wie das Regierungssystem der Demokratie.

    Dadurch gleichen sich viele Standortfaktoren in allen Mitgliedsstaaten der EU. Die Wirtschaftslage etwa ähnelt sich aufgrund der gemeinsamen Währungsunion und auch die Arbeitnehmergesetze werden EU-weit gleich geregelt.

    Mikrostandort

    Als Mikrostandort bezeichnet man Standorte im regionalen Zusammenhang.

    Im regionalen Zusammenhang stehen Regionen in direkter Umgebung. Das kann etwa eine Stadt, ein einzelnes Stadtviertel oder eine Straße in der Nachbarschaft sein.

    Auch an Mikrostandorten gleichen sich die Standortfaktoren meist völlig. Beispiele dafür sind hier die Grundstücks- und Mietpreise, die Kundennähe, die Verkehrsanbindung oder die Fixkosten für Strom, Wasser und Müllentsorgung.

    Ein Beispiel für einen Mikrostandort ist das Stadtviertel Altstadt-Lehel in München.

    Das Stadtviertel liegt sehr zentral in der Großstadt, ist aber flächenmäßig mit rund 3 km2 relativ klein.

    Die Verkehrsanbindung beispielsweise ist also im ganzen Viertel gleich ausgebaut und damit ein Standortfaktor des ganzen Viertels.

    Auch die sehr hohen Mietpreise und begrenzten Immobilien gleichen sich in der Altstadt.

    Standortanalyse – Faktoren

    Die Faktoren, die eine Standortanalyse betrachtet und bewertet, sind sogenannte Standortfaktoren.

    Standortfaktoren sind Eigenschaften eines Ortes oder einer Region, die die Attraktivität und Qualität dieses Ortes für Unternehmen bestimmen.

    Der Standort für ein Unternehmen kann mithilfe der Standortfaktoren bewertet werden. Sie sind die Bewertungskriterien, nach denen sich eine Standortanalyse richtet und deshalb der essenzielle Kern der Analyse.

    Standortfaktoren werden zur Unterscheidung in zwei Kategorien unterteilt – die harten und weichen Standortfaktoren.

    Eine andere Unterteilung ist die Einteilung in quantitative und qualitative Standortfaktoren. Diese entspricht der Einteilung in harte und weiche Faktoren, weshalb man die Begriffe hart und quantitativ sowie weich und qualitativ jeweils gleichsetzen kann.

    Harte beziehungsweise quantitative Standortfaktoren sind Eigenschaften einer Region, die sich genau berechnen lassen.

    Sie sind vorwiegend für die langfristige Unternehmensplanung entscheidend.

    Ein Beispiel für einen harten Standortfaktor ist die Höhe der Mietpreise für Büro- oder Produktionsgebäude an einem Standort.

    Weiche beziehungsweise qualitative Standortfaktoren sind Eigenschaften einer Region, deren Wert von einer subjektiven Einschätzung abhängt.

    Diese Faktoren sind hauptsächlich relevant für den Wettbewerb eines Unternehmens sowie die Mitarbeiterzufriedenheit.

    Ein Beispiel für einen weichen Standortfaktor ist das Bildungsangebot an einem Standort.

    Genaueres zu harten und weichen Standortfaktoren und weitere Beispiele dazu findest Du in der zusätzlichen Zusammenfassung zum Thema.

    Eine Standortanalyse durchführen

    Eine Standortanalyse führt ein Unternehmen meist in seiner Gründungsphase durch, um den besten Standort zu finden. Aber auch bei einer Expansion oder Verlagerung einer Firma kann eine Standortanalyse von großem Nutzen sein.

    Je nach Art und Ziel des Unternehmens gehen die Verantwortlichen dabei etwas unterschiedlich vor, denn nicht jeder Standort ist für jedes Unternehmen gleich gut geeignet.

    Die gängigste Methode für eine solche Standortanalyse ist die Nutzwertanalyse. Dabei wird durch eine systematische Gewichtung und Bepunktung im positiven Zahlenbereich einzelner Standortfaktoren der verschiedenen möglichen Standorte der beste Standort ermittelt.

    Auch die sogenannte Profilmethode ist ein systematisches Bepunktungssystem und wird häufig bei einer Standortanalyse angewandt. Dabei werden auch die Standortfaktoren gewichtet und bepunktet. Der Unterschied zu Nutzwertanalyse besteht nur darin, dass bei der Profilmethode nicht nur im positiven Bereich, also beispielsweise zwischen 1 und 10 bewertet wird, sondern genauso im negativen Zahlenbereich, also beispielsweise von -5 bis 5.

    Standortanalyse Schritt für Schritt

    Ein Unternehmen führt meist zuerst eine Makrostandortanalyse durch, um sich für einen geeigneten Großraum zu entscheiden. Nach der Makrostandortanalyse wird dann an mehreren Standorten innerhalb dieses Großraums eine Mikrostandortanalyse durchgeführt. Aus den Mikrostandorten wird dann die endgültige Wahl getroffen.

    Der Ablauf der Standortanalyse ist in beiden Fällen gleich aufgebaut und besteht aus fünf zentralen Schritten:

    1. Auflistung relevanter StandortfaktorenIm ersten Schritt listet das Unternehmen alle Standortfaktoren auf, die für die aktuelle Standortwahl relevant sind. Das unterscheidet sich je nach Unternehmen stark.

    2. Aufstellen einer Rangfolge der StandortfaktorenDie ausgewählten Standortfaktoren werden im zweiten Schritt in eine Rangfolge gebracht, um so später eine Gewichtung vornehmen zu können. Denn nicht jeder Standortfaktor ist gleich wichtig für die Suche eines neuen Standorts.

    3. Auswahl mehrerer möglicher StandorteEine Standortanalyse dient zum Vergleich mehrerer Standorte, um so den geeignetsten zu finden. Deshalb werden im dritten Schritt mehrere Auswahlmöglichkeiten festgelegt, die dann genauer analysiert werden.

    4. Analyse und Bewertung der relevanten Standortfaktoren an den möglichen StandortenIn Schritt vier wird die Grundlage für den Vergleich der verschiedenen Standorte geschaffen. Dazu werden alle relevanten Standortfaktoren, die anfangs aufgelistet wurden, an all diesen Standorten jeweils berechnet und untersucht. Anschließend werden die einzelnen Faktoren mit Punkten bewertet, je nachdem, wie sehr sie an einem Standort zutreffen. Je höher die Punktzahl, desto besser werden sie erfüllt.

    5. Vergleichen der Standorte durch Nutzwertanalyse oder ProfilmethodeDer fünfte Schritt ist der Kern der Standortanalyse. Hierbei findet zuerst mithilfe eines Bewertungssystems eine Gewichtung der einzelnen Standortfaktoren mit Punkten statt. Je höher die Zahl, desto wichtiger der Standortfaktor.Berechnet man nun für jeden einzelnen Standort die Gesamtpunktzahl, indem man die Gewichtung mit der Bewertung multipliziert, erhält man eine Rangliste der Standorte nach Eignung. Der Standort mit den meisten Punkten gilt als der beste und geeignetste Unternehmensstandort.

    Standortanalyse – Beispiel

    Damit Du Dir die Durchführung einer Standortanalyse besser vorstellen und die einzelnen Schritte nachvollziehen kannst, findest Du hier das Beispiel für eine Standortanalyse für eine kleine private Bäckerei.

    Die Makrostandortanalyse wird in diesem Beispiel nicht durchgeführt, da für die Bäckerei nur eine Kleinstadt als Standort infrage kommt. Die Kleinstadt ist damit der Makrostandort, innerhalb dessen jetzt einer von zwei möglichen Mikrostandorten ausgewählt werden muss. Das Beispiel ist also eine Mikrostandortanalyse.

    1. Auflistung relevanter Standortfaktoren

    Für die Mikrostandortwahl einer kleinen, eigenständigen Bäckerei in einer Kleinstadt sind Faktoren, die in der ganzen Stadt gleich sind, wie Stromkosten, irrelevant.

    Wichtige Standortfaktoren, die hier beachtet werden müssen, sind das Einzugsgebiet potenzieller Kund*innen, die Häufigkeit von Laufkundschaft, die Nähe zu Konkurrenz, die Räumlichkeiten und der Mietpreis für den Laden.

    2. Aufstellen einer Rangfolge der Standortfaktoren

    Am wichtigsten für die neue Bäckerei ist der Mietpreis. Ein neuer Betrieb macht anfangs meist wenig Gewinn, weshalb die Mietkosten nicht zu hoch sein dürfen.

    Auch die Laufkundschaft ist für eine Bäckerei sehr essenziell, da spontane Käufe den größten Anteil des Umsatzes von Bäckereien ausmachen. Sie steht damit kurz hinter den Mietpreisen im Ranking auf Platz zwei.

    Die Räumlichkeiten sind ebenfalls notwendig. Die Größe spielt dabei weniger eine Rolle, jedoch können sich die Besitzer*innen der Bäckerei keine Renovierung leisten und benötigen einen fertig beziehbaren Laden.

    Die Nähe zur Konkurrenz sollte ebenfalls beachtet werden, ist aber nicht als so wichtig zu sehen, wie die ersten drei Plätze. Befinden sich beispielsweise zwei Bäckereien in derselben Straße, bedeutet das zwar einen kleinen Verlust an Kund*innen, dennoch ist der Erfolg der Bäckerei dadurch nicht existenziell bedroht.

    Das Einzugsgebiet potenzieller Kund*innen landet bei diesem Ranking auf dem letzten Platz. Zwar sind Stammkund*innen für den Umsatz wichtig, sie machen allerdings nur einen kleinen Teil der Einnahmen aus.

    3. Auswahl mehrerer möglicher Standorte

    Innerhalb der Kleinstadt müssen nun mehrere Orte ausgewählt werden, die als Standort für eine Bäckerei infrage kommen.

    Die erste Möglichkeit wäre ein gemütlicher, aber etwas renovierungsbedürftiger Laden in einem Wohngebiet. In der Nachbarschaft wohnen besonders viele Familien und Senioren. Andere Geschäfte gibt es nicht.

    Die zweite Option wäre ein ebenfalls kleiner, fertig ausgebauter Laden am Stadtplatz im Kern der Kleinstadt. Am Stadtplatz und in den Straßen darum gibt es neben anderen Restaurants, Cafés und Bäckereien viele Einkaufsmöglichkeiten und einen Wochenmarkt.

    4. Analyse und Bewertung der relevanten Standortfaktoren an den möglichen Standorten

    In diesem Beispiel wird das Zutreffen der Standortfaktoren mit Punkten von 1 bis 5 bewertet. Je höher die Zahl, desto mehr wird der Standortfaktor erfüllt. Die genaue Bepunktung siehst Du in der Tabelle unten.

    Im Wohngebiet werden das Einzugsgebiet, die Nähe zur Konkurrenz und die Mietpreise als sehr positiv bewertet. Die Laufkundschaft jedoch fehlt und auch die Renovierung wäre sehr negativ.

    Am Stadtplatz hingegen gibt es reichlich Laufkundschaft und einen perfekt eingerichteten Laden. Dafür steigen hier jedoch die Mietpreise an und auch die Konkurrenz nimmt stark zu. Das Einzugsgebiet verkleinert sich zwar, da dort weniger Leute wohnen, ist aber dennoch vorhanden.

    5. Vergleichen der Standorte durch Nutzwertanalyse

    In diesem Beispiel findet die Gewichtung der Standortfaktoren mit Punkten von 1 bis 4 statt und richtet sich nach der Rangliste aus Schritt zwei. Je höher die Zahl, desto wichtiger der Standortfaktor. Die genaue Punkteverteilung kannst Du in der Tabelle unten sehen.

    Nach der Multiplikation von Gewichtung und Bewertung für jeden Standortfaktor sowie die Addition dieser Werte für jeden Standort, wird der Laden im Wohngebiet mit 36 Punkten bewertet, der Laden am Stadtplatz mit 49. Damit ist nach der Systematik eine Bäckereieröffnung am Stadtplatz sinnvoller und rentabler.

    StandortfaktorenGewichtungWohngebietStadtplatz
    Mietpreise442
    Laufkundschaft415
    Räumlichkeiten315
    Nähe zur Konkurrenz242
    Einzugsgebiet152
    gesamt3649

    Tabelle 1 - Bewertung der Standorte

    Gewichtung: 1 = unwichtig; 4 = sehr wichtig

    Bewertung Standorte: 1 = trifft kaum zu; 5 = trifft völlig zu

    Eine Standortanalyse ist also ein essenzieller Schritt bei der Gründung oder Expansion eines Unternehmens. Am Beispiel kannst Du sehen, dass die einzelnen Schritte logisch aufgebaut sind und so jedes Unternehmen ganz einfach einen geeigneten Standort mithilfe einer individuellen Standortanalyse finden kann.

    Mehr zum Thema Standorte findest Du in den Erklärungen zur Standorttheorie und den Standortfaktoren. Schau sie Dir gerne an!

    Standortanalyse – Das Wichtigste

    • Eine Standortanalyse ist die Berechnung, Recherche und Bewertung verschiedener Standortfaktoren und hilft bei der Auswahl eines geeigneten Unternehmensstandorts.
    • In der Wirtschaftsgeographie bezeichnet der Begriff Standort den geographischen Ort, an dem sich ein Unternehmen befindet. Dabei wird zwischen Makro- und Mikrostandort unterschieden.
    • Standortfaktoren sind Eigenschaften eines Ortes oder einer Region, die die Attraktivität und Qualität dieses Ortes für Unternehmen bestimmen. Es gibt quantitative und qualitative Standortfaktoren.
    • Die gängigste Methode für eine Standortanalyse ist die Nutzwertmethode.
    • Ein Unternehmen kann sowohl eine Makrostandortanalyse als auch eine Mikrostandortanalyse durchführen. Die Schritte bleiben dabei immer gleich.
    • Eine Standortanalyse besteht aus fünf zentralen Schritten.

    Nachweise

    1. Spektrum.de: Standortfaktoren. (27.05.2022)
    2. Thema-standortanalyse.de: Klassische Verfahren zur Standortanalyse. (28.05.2022)
    Häufig gestellte Fragen zum Thema Standortanalyse

    Wie mache ich eine Standortanalyse?

    Eine Standortanalyse machst du in fünf Schritten.

    Dabei suchst du nach relevanten Standortfaktoren und möglichen Standorten.

    Diese Standorte bewertest und vergleichst du anhand des Zutreffens der Standortfaktoren und anhand der Gewichtung der Standortfaktoren.

    Eine Nutzwertanalyse oder die Profilmethode liefert dir dann durch Multiplikation der Werte der Gewichtung und der Bewertung den geeignetsten Standort.

    Was ist die Standortanalyse?

    Die Standortanalyse ist die Berechnung, Recherche und Bewertung verschiedener Standortfaktoren.

    Sie hilft bei der Auswahl eines geeigneten Standorts für ein Unternehmen.

    Was gehört zu einer Standortanalyse?

    Zu einer Standortanalyse gehört die Auflistung und das Ranking relevanter Standortfaktoren für ein Unternehmen sowie die Auswahl mehrerer möglicher Standorte.

    Auch die Analyse und Bewertung der Standortfaktoren und das abschließende Vergleichen der Standorte gehören zu den Schritten einer Standortanalyse.

    Was muss man bei einer Standortanalyse beachten?

    Bei einer Standortanalyse muss man beachten, dass je nach Art und Ziel des Unternehmens eine andere und individuelle Vorgehensweise gebraucht wird.

    Das liegt daran, dass je nach Branche, Unternehmensgröße und Organisationsstruktur ein bestimmter Standort für unterschiedliche Unternehmen unterschiedlich gut geeignet ist.

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