Standorttheorie

Für ein Unternehmen ist es von großer Bedeutung, einen geeigneten Standort für sich zu finden. Um die optimale Lage zu finden, wurden verschiedene Standorttheorien entwickelt. Dabei werden gewissen Faktoren, die sogenannten Standortfaktoren wie Steuern in diesem Ort oder Transportkosten für die Materialien, genauer betrachtet und verglichen. Dazu sollten die Einnahmen möglichst hoch und die Ausgaben möglichst gering sein. Wäre es andersherum, könnte das Unternehmen nur sehr schwer erfolgreich sein. 

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    Standorttheorie – Definition

    Mittels Standorttheorien werden Standorte auf ihre optimalen Gegebenheiten für ein Unternehmen untersucht.

    Wichtig für die Standortwahl für unternehmerische Betriebe ist das Gewinnmotiv. Dabei ist es das Ziel, einen möglichst hohen Gewinn zu erzielen, was funktioniert, indem Produkte teurer verkauft werden, als die Herstellungskosten waren. Weitere wichtige Faktoren sind die Vergrößerung des Marktanteils, Zukunftssicherheit und die Kundschaft. Die Vergrößerung des Marktanteils bedeutet immer, dass ein anderes Unternehmen im Marktanteil sinkt.

    Ein größerer Marktanteil hat geringere Kosten und höhere Einnahmen zur Folge. Die Zukunftssicherheit ist wichtig, da ohne diese ein Unternehmen nicht mehr lange weiter bestehen kann. Eine gute Unternehmensstrategie, Kundenorientiertheit und besonders beliebte Produkte beeinflussen die Zukunftssicherheit. Vor allem auf die Kunden kommt es an. Sie nehmen die Produkte oder Dienstleistungen ab und bezahlen das Unternehmen dafür. Ohne genug Kundschaft kann ein Unternehmen nicht lange bestehen. Aus diesen und weiteren Faktoren lassen sich dann geeignete oder weniger geeignete Standorte erschließen. Diese Faktoren, auch Standortfaktoren genannt, können sich je nach Standort unterscheiden.

    Standortfaktoren

    Standortfaktoren sind hilfreich, um einen passenden Standort für ein Unternehmen zu finden und dessen Vor- und Nachteile zu berücksichtigen.

    Standortfaktoren sind sämtliche Faktoren, die auf Attraktivität eines Standortes verweisen und daher vom Unternehmen bei der Standortwahl berücksichtigt werden sollten.

    Die Standortfaktoren setzen sich aus den Gegebenheiten eines Standortes sowie dem Umfeld zusammen.

    Standortfaktoren sind unter anderem:

    • die Lage
    • die Infrastruktur
    • die Steuern
    • die Konkurrenz
    • die Mietkosten

    Mehr zu den Standortfaktoren findest Du in der Erklärung zu den Standortfaktoren allgemein.

    Standorttheorien – Unterscheidung

    Verschiedene Persönlichkeiten haben sich damit beschäftigt, was der beste Standort für ein Unternehmen ist und dazu Theorien entwickelt. Eines der bekanntesten Theorien ist die Standorttheorie nach Thünen. Weitere Standorttheorien sind die von Weber, Smith und Christaller.

    Standorttheorie Thünen – die konzentrischen Ringe

    Das Thünen Modell ist die erste Standorttheorie, die aufgestellt wurde. Dabei untersuchte Thünen, wie die Art und die Intensität der landwirtschaftlichen Produktion in Abhängigkeit von den Transportkosten bis zum Absatzmarkt räumlich variieren. Der Absatzmarkt ist dabei der Ort, an dem die Ware verkauft wird.

    Das heißt, er möchte mit seiner Theorie die optimale Ordnung der Bodennutzung, die den höchstmöglichen Reinertrag abwirft, finden. Unter dem Reinertrag versteht man den gemachten Gewinn, von dem die Ausgaben abgezogen wurden.

    Wenn Du zu Hause Äpfel pflückst und diese dann auf einem Markt verkaufst, ist der Reinertrag das, was übrig bleibt, wenn die Transportkosten sowie die Marktmiete abgezogen wurde.

    Zum einen geht es um die Entfernung zwischen dem Verkaufsort und dem Feld, wo ein Produkt angebaut wird. Eine möglichst geringe Entfernung sorgt für geringere Transportkosten. Zum anderen geht es um das Volumen der Ware, die transportiert wird. Es rentiert sich mehr, wenn nur wenig Ware einen langen Transportweg hat. Es wird auch die Verderblichkeit der Ware beachtet. Bei Ware, die schnell schlecht wird, wie Milch, sind die Transportkosten höher als bei Produkten wie Getreide.

    Ein Bauer besitzt drei Felder. Zwei davon sind nur 10 Kilometer vom Zentrum, dem Verkaufsort, entfernt. Das dritte Feld liegt jedoch 70 Kilometer weit weg. Der Bauer möchte auf diesen Feldern zweimal Kartoffeln und einmal Getreide anbauen. Es lohnt sich am meisten, wenn auf den Feldern in der Nähe die Kartoffeln angebaut werden. Das liegt daran, dass es mehr Kartoffeln als Getreide sind und die Kartoffeln schneller verderben können als Getreide.

    Thünen hat festgestellt, dass sich bei verschiedenen Nutzungsarten und deren verschiedenen Transporteigenschaften unterschiedliche Standortbereiche ergeben. Dadurch ergeben sich konzentrische Ringe um das Marktzentrum herum:

    Wenn die Transportkosten auf dem Anbaugebiet zu hoch werden, beginnt ein neues Anbaugebiet und es bildet sich ein neuer konzentrischer Ring.

    Kritik

    Als Kritikpunkt der Theorie kann unrealistischen Annahmen der Gleichheit gesehen werden. Es kommt heutzutage zu Unterschieden in der Produktion und dem Verkehr. So können die Produkte heute etwa mit der Bahn, dem Flugzeug oder mittels Lkws transportiert werden. Daher kann nicht mehr verallgemeinert werden, dass weitere Transportwege mehr kosten.

    Auch die allgemeine Gültigkeit der Zonierung kann heute so nicht überall angewendet werden. Städte wachsen und das Umland verändert sich. Daher werden die landwirtschaftlichen Flächen immer weniger bewirtschaftet und die sehr ländlich gelegenen dafür umso mehr. Die konzentrischen Ringe drehen sich nahezu um.

    Zu guter Letzt kommt es auch zur Durchbrechung der Thünen´schen Ringen durch soziale Prozesse und Traditionen. Gewisse Gebiete eignen sich zum Beispiel für den Anbau von bestimmten Lebensmitteln am besten. Das bedeutet, dass etwa die Transportkosten nicht ausschlaggebend für den Strandort sind. In der modernen Welt hat die Theorie nach Thünen keine Bedeutung mehr, jedoch können in den Entwicklungsländern noch Strukturen der Theorie erkannt werden.

    Möchtest Du mehr über die Standorttheorie von Thünen lernen? Dann lies auch die Erklärung zu den Thünen´schen Ringen.

    Standorttheorie Weber – Neoklassische Standorttheorie

    Die Standorttheorie von Weber soll es möglich machen, den idealen Standort zu finden. Dabei berücksichtigt er nur drei Standortfaktoren. Das sind die Transportkosten, die Arbeitskosten und die Agglomerationswirkung.

    Transportkosten

    Die Transportkosten sind abhängig von Gewicht, Volumen und Entfernung des Produktes. Durch diese Abhängigkeit kann zwischen dem Rohstoffvorkommen und dem Konsumort ein Ort mit den niedrigsten Transportkosten bestimmt werden. Der Ort mit den geringsten Transportkosten ergibt dann den Transportkostenminimalpunkt und ist der ideale Standpunkt für die Produktion.

    Das Material, das bei der Verarbeitung an Gewicht verlieren, soll dabei am Ort des Vorkommens verarbeitet werden und das Material, das kein Gewicht verlieren oder Materialien, die überall vorkommen, sollen am Konsumort produziert werden,

    Arbeitskosten

    Nachdem der Ort mit den geringsten Transportkosten ausfindig gemacht wurde, wird geschaut, wie hoch die Arbeitskosten an diesem Ort sind. Sollte festgestellt werden, dass die Arbeitskosten woanders günstiger sind, dann muss überprüft werden, ob auch die Arbeitskosten und die Transportkosten zusammen geringer sind als an dem anderen Punkt.

    Wir haben zwei Standpunkte. Ort A wurde als idealer Ort der Transportkosten gesehen. Diese betragen dort nur 200 € pro Monat. Die Arbeitskosten liegen bei 400 €. Beim Betrachten der Arbeitskosten wird festgestellt, dass diese an Ort B mit 200 € deutlich geringer sind. Nach der Berechnung stellt man fest, dass an Ort B die Transportkosten und die Arbeitskosten zusammen nur bei 500 € liegen und nicht bei 600 € wie Ort A.

    Sollte man wie in dem Beispiel einen Standpunkt finden, bei dem die Transportkosten und die Arbeitskosten geringer sind, lohnt es sich den Standort zu wechseln. Ist der erste Standpunkt günstiger, behält man den vorherigen Standpunkt.

    Agglomerationswirkung

    Agglomeration meint die Ansammlung von etwas. Die Agglomerationswirkung ist demzufolge der Vorteil, der entsteht, wenn mehrere Unternehmen an einem Standort sind. Wenn somit Ersparnisse entstehen, da etwa Lagerräume geteilt werden können, sollten die Gesamtkosten aus der Agglomerationswirkung, den Transportkosten und den Arbeitskosten neu berechnet werden. Sollten die Gesamtkosten geringer als beim vorherigen Standpunkt sein, dann kann aufgrund der Ersparnisse der Standpunkt gewechselt werden.

    Kritik

    Die Standorttheorie nach Weber ist sehr vereinfacht und idealisiert und kann so nicht direkt in die Realität umgesetzt werden. Des Weiteren gibt es noch andere Standortfaktoren, die für die Entscheidung wichtig sein könnten. Dazu zählen etwa die Infrastruktur oder Umweltfaktoren. Zudem sind nicht für alle Unternehmen die Transportkosten gleich wichtig. Welche Rolle die Transportkosten einnehmen, hängen davon ab, wie viel transportiert werden muss.

    Mehr zu dieser Theorie kannst Du in der Erklärung zur Standorttheorie Weber erfahren!

    Standorttheorie Smith

    David M. Smith hat neoklassischen Standorttheorie erweitert oder genauer gesagt verbessert. Für die richtige Wahl des Standortes werden die gesamten Kosten sowie auch die Einnahmen einbezogen. Auch weiter individuelle Faktoren wie das Können des Unternehmens, die Steuern an diesem Ort und die Regionalpolitik werden betrachtet.

    Standorttheorie Christaller – Modell der zentralen Orte

    Das Standortmodell von Walter Christaller ist ein räumliches Verteilungsmuster, welches auf die Größe, die Lage, die Verteilung und auf die Bedeutung der Städte eingeht. Dabei wird von einem Idealraum ausgegangen, indem überall die gleiche Bevölkerungsdichte, Bedürfnisse und Kaufkraft herrscht.

    Der zentrale Ort ist der Angebotsort. In diesem werden regionale Güter oder Dienstleistungen für die Bevölkerung angeboten. Es gibt dort jeweils eine innere und eine äußere Reichweite. Die innere Reichweite gibt den Radius an, in dem keine Konkurrenz sein sollte, damit genug Produkte verkauft werden können. Der äußere Radius gibt an, bis wohin das Produkt verkauft wird. Durch den Bedeutungsüberschuss der zentralen Orte werden auch die ländlicheren Umgebungen mit abgedeckt.

    Die Bedingungen, damit diese Theorie anwendbar ist, sind eine gleiche Bevölkerungsdichte auf der Fläche, gleiche Bedürfnisse der Bewohner und eine gleiche Kaufkraft.

    In Oberzentren kann die Bevölkerung Produkte des täglichen Bedarfs, aber auch periodische Produkte, die seltener gekauft werden müssen, wie Kleidung erwerben. Auch episodische Produkte wie Möbel sind zu erwerben. Alles liegt sehr zentral. In Mittelzentren ist die Zentralität geringer und es können nur tägliche und periodische Produkte gekauft werden. In den Unterzentren herrscht eine sehr geringe Zentralität und es können nur tägliche Produkte erworben werden.

    Kritik

    Das Standortmodell von Christaller ist nicht mehr passend für die heutige Zeit, da sich die Raumplanung verändert hat. Zudem wird in dem Modell von Menschen ausgegangen, die rational handeln, was in der Realität so nicht umsetzbar ist und Bereiche wie die Verwaltung oder die Politik werden komplett außer Acht gelassen.

    Möchtest Du mehr über die Raumplanung erfahren? Dann lies doch auch die Erklärung dazu durch.

    Standorttheorie nach Pred

    Allan Pred hat eine Standorttheorie entwickelt, die im Gegensatz zu den anderen Standorttheorien auf verhaltenswissenschaftlichem Ansatz beruht. Er ging davon aus, dass die Qualität zur Entscheidung eines neuen Standortes von den Fähigkeiten und den Informationen des Unternehmens abhängt.

    Das bedeutet dennoch nicht, dass Unternehmen mit ähnlichen Informationen und Fähigkeiten denselben Standort wählen würden. Auch persönliche Präferenzen und Zufälle führen zu verschiedenen Standorten.

    Zudem kann sich der Informationsstand des Unternehmens, durch neue Kommunikationsmittel oder dem Nachahmen von Standorten anderer Firmen verändern. Erst dadurch kommt es zu einem Denken, das zweckgerichteter ist und zu dem perfekten Standort führt.

    Die größten Unterschiede zu den anderen Theorien ist, dass die gängigen Standortfaktoren keine Rolle spielen. Das ist zugleich auch einer der größten Kritikpunkte.

    Kritik

    Die Standortfaktoren spielen kaum eine Rolle und es wird auch die Kundschaft nicht mit betrachtet. Trotzdem wurde das Modell mehrfach in der Richtigkeit bestätigt.

    Standorttheorie – Das Wichtigste

    • Standorttheorien sind Theorien zur Wahl des optimalen Standortes.

    • Die Standortwahl ist abhängig von den Standortfaktoren.

    • Thünen hat in seiner Standorttheorie die optimale Ordnung der Bodennutzung für den höchstmöglichen Reinertrag untersucht.

    • Bei Standorttheorie nach Weber wurde der Standort anhand der Transportkosten, dem Arbeitsmarkt und der Agglomerationswirkung gewählt.

    • Smith hat die Standorttheorie von Weber erweitert.

    • Pred hat ein Standortmodell auf verhaltenswissenschaftlicher Basis entwickelt.


    Nachweise

    1. spektrum.de: Industriestandorttheorien. (02.09.2022)
    2. klett.de: Infoblatt Webers optimale Standortwahl. (02.09.2022)
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    Standorttheorie
    Häufig gestellte Fragen zum Thema Standorttheorie

    Welche Standorttheorien gibt es?

    Es gibt mehrere Standorttheorien. Zu den bekanntesten gehören beispielsweise die Standorttheorie nach Weber, auch als neoklassische Standorttheorie bekannt und die Standorttheorie nach Thünen.

    Ist die Standorttheorie von Weber heute noch gültig?

    Die Standorttheorie von Weber ist nur von 3 Standortfaktoren abhängig, jedoch ist die Wahl eines Standortes, gerade in der heutigen Zeit, von noch vielen anderen Standortfaktoren abhängig. Deshalb kann gesagt werden, dass die Standorttheorie nach Weber heutzutage nicht mehr allzu relevant ist, jedoch wichtige Aspekte zur Standortwahl nennt.

    Was sind Standortfaktoren in der Geographie?

    Standortfaktoren in der Geographie sind Kriterien, die helfen darüber zu entscheiden, welcher Standort für ein Unternehmen geeignet oder auch ungeeignet ist. Nach ihnen richtet sich die Standortwahl. Meistens werden die Standortfaktoren in weiche und harte Standortfaktoren unterschieden.

    Was sind weiche Standortfaktoren?

    Weiche Standortfaktoren sind Standortfaktoren, die nicht gemessen werden können. Sie basieren auf subjektiven Einschätzungen.

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