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Tigerstaaten – Einfach erklärt
Tigerstaaten sind Länder in Ost- und Südostasien, die zuvor Schwellenländer waren und durch ihre Wirtschaftspolitik sich zu Industrieländern weiterentwickelten. Den größten wirtschaftlichen Aufschwung hatten die Länder in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Genaueres über Schwellenländer erfährst Du weiter unten in der Erklärung.
Ihr schneller Fortschritt wird metaphorisch mit dem Sprung eines Tigers verglichen, der besonders schnell und weit springen kann. Daher werden sie Tigerstaaten genannt.
Tigerstaaten – Definition
Unter Tigerstaaten versteht man Länder in Ost- und Südostasien, die seit den 1960ern ein schnelles Wirtschaftswachstum erlebten.
Zu den Tigerstaaten gehören Singapur, Taiwan, Südkorea und Hongkong.1
Später werden die Länder Thailand, Malaysia, Indonesien und die Philippinen als die neu dazugekommenen Tigerstaaten bezeichnet.
Wenn von den Tigerstaaten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts oder den „vier Tigerstaaten“ gesprochen wird, handelt es sich um Singapur, Taiwan, Südkorea und Hongkong und nicht die späteren Tigerstaaten.
Die Tigerstaaten erhielten ihren Namen durch den Vergleich ihres Wirtschaftswachstums mit dem weiten Sprung eines Tigers. Warum genau diese Länder zu den Tigerstaaten zählen, erfährst Du im Folgenden.
Tigerstaaten – Pantherstaaten
Eventuell ist Dir neben dem Begriff Tigerstaaten schon der Begriff Pantherstaaten begegnet.
Unter Pantherstaaten versthet man die Staaten in Südostasien, die versuchten, den wirtschaftlichen Aufstieg der Tigerstaaten nachzuahmen.
Pantherstaaten beschreiben also Staaten, die sich ähnlich wie die Tigerstaaten weiterentwickelt haben. Zu den Pantherstaaten gehören Indonesien, Malaysia, Thailand, die Philippinen und Vietnam.
Indonesien, Malaysia, Thailand und die Philippinen werden sowohl neue Tigerstaaten als auch Pantherstaaten genannt.
Nach dem schnellen wirtschaftlichen Aufstieg der Tigerstaaten vermutete man auch für die Pantherstaaten eine Chance auf ein steigendes Wirtschaftswachstum. Aufgrund der Asienkrise im Jahre 1997 wurde der Aufschwung jedoch verlangsamt, weshalb bisher keiner der Pantherstaaten sich zu einem Industriestaat weiterentwickelt haben.
Mehr zur Asienkrise erfährst Du im Folgenden!
Tigerstaaten – Merkmale
Diese Merkmale haben alle Tigerstaaten gemeinsam:
- Schwellenland als Ausgangssituation
- Schnelle Weiterentwicklung zur selben Zeit
- Hoher Anteil an ausgebildeter Bevölkerung
- Japan als Vorbildfunktion
Tigerstaaten – Schwellenländer
Die Tigerstaaten waren alle zuvor ein Schwellenland, bevor sie sich dann zu Industrieländern weiterentwickelten.
Unter Schwellenland versteht man ein Entwicklungsland, das durch ihren wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt sich dem Entwicklungsstand eines Industrielands nähert.
Zu der Zeit, in der der Begriff geprägt wurde, waren in Ost- und Südostasien nur Taiwan, Singapur, Südkorea und Hongkong Schwellenländer.
Ein Industrieland hat im Vergleich zu Entwicklungsländern mehr finanzielle Kapazitäten, eine weiter entwickeltere Technik und Infrastruktur.
Tigerstaaten – Weiterentwicklung zur selben Zeit
In dem ungefähren Zeitraum von 1960 bis 1995 hat sich die Wirtschaft von Singapur, Taiwan, Südkorea und Hongkong zur selben Zeit verbessert. Zu der Zeit begann der Prozess der Globalisierung.1
Unter der Globalisierung versteht man die Vernetzung von Ländern.
Die Tigerstaaten haben den Beginn der Globalisierung genutzt, um ihre Wirtschaftspolitik anzupassen und somit einen ökonomischen Aufschwung zu erleben. Denn durch die Globalisierung wurde der weltweite Handel gefördert und die Tigerstaaten konnten also an mehr Konsumierende ihre Produkte verkaufen.
Mehr zur Globalisierung erfährst Du in der Erklärung dazu!
Tigerstaaten – Hoher Anteil an ausgebildeter Bevölkerung
Im Vergleich zu anderen Entwicklungsländern hatten die Tigerstaaten bereits in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen höheren Anteil an Personen mit einem Schulabschluss.1
In Südkorea waren 1964 über 90 % der Kinder im Grundschulalter in der Grundschule und im Jahre 1979 waren 90 % der Jugendlichen im Oberstufenalter in einer weiterführenden Schule.7
Das war vorteilhaft für die Tigerstaaten, da sie mehr Beschäftige als Entwicklungsländer hatten. Die Arbeiten konnten nur von Menschen mit einer höheren Bildung verrichtet werden.
Tigerstaaten – Japan als Vorbildfunktion
In den 1980ern, in denen der Begriff Tigerstaat populär wurde, war Japan bereits ein Industriestaat. Die Tigerstaaten nutzten daher Japan als Vorbild bei der Koordinierung ihrer Wirtschaftspolitik. Japan begann in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch Produktionen in der Textilindustrie und Elektronikindustrie mit Unternehmen aus amerikanischen und europäischen Ländern zu konkurrieren.
Die Produkte aus Japan waren für Konsumierende oftmals attraktiver, da die Preise im Vergleich zu den westlichen Produkten niedriger waren. Das lag an den geringeren Produktionskosten und niedrigeren Löhnen der Arbeitenden in Japan.
Die Tigerstaaten folgten der Strategie Japans und produzierten Textil- und Elektronikprodukte, deren Preise niedriger als die japanischen Produkte waren. Die Unternehmen der Tigerstaaten erzielten dies durch noch geringere Produktionskosten vergleichsweise zu Japan und einer Vielzahl von Arbeitenden mit einem niedrigen Lohn.
Somit wurden die Tigerstaaten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Exporteure in der Textilindustrie und der Elektronikindustrie.2
Tigerstaaten – Entwicklung
Die Entwicklung der Tigerstaaten kann in folgende Teile aufgeteilt werden:
- Ausgangssituation
- Aufschwung
- Weiterentwicklung
Tigerstaaten – Ausgangssituation
Die Ausgangssituation der Tigerstaaten war eine hohe Bevölkerungsdichte und ein Rohstoffmangel. Aufgrund des Rohstoffmangels waren die Länder von dem Import aus dem Ausland abhängig.3
Um sich von dieser Abhängigkeit zu lösen, beschlossen die Tigerstaaten eine importsubstituierende Industrialisierung zu betreiben. Das bedeutet, die Staaten fokussierten sich darauf, in die inländischen Unternehmen zu investieren, während sie sich aus dem Weltmarkt zurückzogen.1
Tigerstaaten – Aufschwung
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Koreakrieg begannen ein Großteil der Länder auf der Welt ihre Grenzen für den Handel zu öffnen. Das war besonders vorteilhaft für die Tigerstaaten, die ihre Wirtschaftspolitik zu der Zeit ändern wollten.
Da die inländischen Unternehmen durch die Investitionen der Tigerstaaten nun bereit waren, in dem Weltmarkt mit anderen Unternehmen zu konkurrieren, spezialisierten sie sich nun auf eine exportorientierte Wirtschaftspolitik.
Export beschreibt den Verkauf von Gütern, Dienstleistungen und geistigem Eigentum an das Ausland.
Unternehmen und ihre Arbeitenden in den Tigerstaaten fokussierten sich darauf, Produkte herzustellen, die für den Export gedacht waren. Durch eine exportorientierte Wirtschaft konnten sie mit westlichen Industrieländern mehr handeln als andere Entwicklungsländer.
Des Weiteren hatten die Tigerstaaten zum Beginn der 1960er mehr ausgebildete Arbeitende als andere Entwicklungsländer und aufgrund ihrer hohen Bevölkerungsdichte eine große Anzahl an möglichen Beschäftigten.
Die Beschäftigten in der Produktion erhielten einen niedrigen Lohn und die Produktionskosten waren nicht besonders hoch. Das führte zu niedrigen Preisen für die Konsumierenden und überzeugte ausländische Unternehmen, ihre Produktionsstandorte in diese Länder zu verlagern.
Zudem begannen die Tigerstaaten in den 1980ern in die Arbeitsbereiche in der Wissenschaft und Technik zu investieren.
Somit war die Effizienz der Herstellung höher und der Preis der Produkte niedriger, was attraktiver für die Konsumierenden war und zu wirtschaftlichen Gewinnen in den Tigerstaaten führte.1
Tigerstaaten – Weiterentwicklung
Später jedoch konnten andere Entwicklungsländer durch niedrigere Produktionskosten im Vergleich zu den Tigerstaaten, die Produktionen der ausländischen Unternehmen in ihre Länder verlagern. Die Tigerstaaten reagierten darauf mit Investitionen in die Bildung der Bevölkerung und die Förderung der Qualität ihrer Produkte.
Folglich spezialisierten sich die Tigerstaaten darauf, hochwertige Produkte herzustellen, was mit einem höheren Lohn und Produktionskosten verbunden ist.2
Zu hochwertigen Produktionen gehört etwa die Chipherstellung von TSMC, einem Unternehmen in Taiwan. Ihre Chips werden unter anderem bei Großunternehmen wie Apple oder Qualcomm verwendet.
Tigerstaaten – Fluggänsemodell
Das Fluggänsemodell ist ein Modell, das die wirtschaftliche Entwicklung einiger asiatischer Länder darstellt. Besonders trifft das Modell auf die Tigerstaaten zu.
Bei dem Fluggänsemodell wird die Entwicklung der Staaten und ihre Wirtschaft mit dem Verhalten von Fluggänsen verglichen. Wie es bei Gänsen eine führende Gans gibt, so gibt es auch ein Land, welches die anderen Länder „anführt“ und eine Vorbildfunktion erfüllt. Im Fall der asiatischen Länder ist das anführende Land Japan.4
Tigerstaaten – Probleme
Jedoch gab es trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs Probleme und Konsequenzen, die die Tigerstaaten bewältigen mussten. Zu ihnen gehören unter anderem:
- Asienkrise
- Weniger Arbeitsplätze
- Landflucht
- Rohstoffmangel
Tigerstaaten – Asienkrise
Der wirtschaftliche Gewinn der Tigerstaaten stieg stetig, bis zur Asienkrise im Jahre 1997. Durch eine Vielzahl von Kreditvergaben an inländische Unternehmen in asiatischen Ländern kam es dazu, dass mehr Kredite vergeben wurden als die Unternehmen zurückzahlen konnten.
Somit hatten die Unternehmen Schulden und konnten diese nur durch mehr Kredite abzahlen. Folglich gab es in mehreren asiatischen Ländern ein negatives oder verlangsamtes Wirtschaftswachstum, was auch die Tigerstaaten betroffen hat.
Die Tigerstaaten konnten sich von dem Rückschlag erholen, aber das Wirtschaftswachstum vor der Asienkrise konnte nicht mehr übertroffen werden.5
Tigerstaaten – Weniger Arbeitsplätze
Durch die Verlagerung der Produktionsstandorte von ausländischen Unternehmen in andere Entwicklungsländer gingen auch Arbeitsplätze in den Tigerstaaten verloren. Dazu gehören Arbeitsplätze, besonders in der Produktion und im Niedriglohnbereich.
Da sich die Tigerstaaten auf die Herstellung von Produkten mit höherer Qualität spezialisiert haben, benötigen die Unternehmen qualifiziertere Arbeitende als in vorherigen Produktionen. Geringqualifizierte Arbeitssuchende haben dadurch geringere Chancen, eine Arbeitsstelle zu finden, während eine Qualifikation an Wichtigkeit gewinnt.
Tigerstaaten – Landflucht
Da die Industrien hauptsächlich in den Großstädten zu finden sind, sind Teile der ländlichen Bevölkerung in den Tigerstaaten in die Städte gezogen. Diesen Vorgang nennst Du Landflucht.
Unter Landflucht versteht man die Wanderung von Teilen der ländlichen Bevölkerung in die Städte.
Einer der Hauptgründe sind die Arbeitsplätze in den Unternehmen und ihrer Produktion.
Das führt dazu, dass in den Städten eine hohe Bevölkerungsdichte entsteht, während in ländlichen Räumen ein Bevölkerungsverlust vorliegt. Das führt zu einem Wohnungsmangel und einer Konkurrenz um Arbeitsplätze in den Städten.
In und um Seoul, der Hauptstadt von Südkorea, leben circa 20 Millionen Einwohner. Das sind ungefähr 40 % der gesamten südkoreanischen Bevölkerung.6
Tigerstaaten – Rohstoffmangel
Indem sich die Tigerstaaten auf die Industriewirtschaft, insbesondere die Elektronikindustrie, spezialisiert, werden auch primär nur Rohstoffe für die Produktionen verbraucht. Dadurch entsteht ein Rohstoffmangel, was bereits vor dem wirtschaftlichen Aufstieg der Tigerstaaten ein Problem für die Länder war.
Tigerstaaten – Das Wichtigste
- Zu den Tigerstaaten gehören Singapur, Südkorea, Taiwan und Hongkong. Die neu dazugekommenen Tigerstaaten sind Malaysia, Indonesien, Thailand und die Philippinen.
- Der Begriff Tigerstaaten wurde in den 1980ern geprägt und beschreibt das schnelle Wirtschaftswachstum asiatischer Schwellenländer von ungefähr 1960 bis 1995.
- Die Tigerstaaten hatten ähnliche Ausgangssituationen und verwendeten ähnliche Wirtschaftsstrategien.
- Die Tigerstaaten erreichten den wirtschaftlichen Aufschwung durch eine Industriewirtschaft, die exportorientiert ist.
- Das Fluggänsemodell beschreibt die wirtschaftliche Entwicklung von asiatischen Ländern mit einem führenden Land als Vorbild.
- Die Tigerstaaten mussten unter anderem Probleme wie die Asienkrise 1997, Arbeitsplatzmangel, Landflucht und Rohstoffmangel bewältigen.
- Pantherstaaten sind Länder, die eine ähnliche Entwicklung wie die Tigerstaaten erleben, jedoch die Weiterentwicklung zum Industriestaat noch nicht erreicht haben.
Nachweise
- borgenmagazine.com: The Development of the Four Tigers. (12.09.2022)
- wondriumdaily.com: Asian Tigers: Economics and the Development of the Asian Nations. (12.09.2022)
- rechnungswesen-verstehen.de: Tigerstaaten. (13.09.2022)
- Flüchter (2008). Wachstum und Schrumpfung in Ost- und Südostasien. bbsr.bund.de (16.09.2022)
- ginmon.de: Was ist die Asienkrise. (13.09.2022)
- wissen.de: Südkorea - Bevölkerung. (16.09.2022)
- Perez (2010). Schooling Levels and the Growth of the Four Asian Tigers. ocw.mit.edu (25.09.2022)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Tigerstaaten
Wer gehört zu den Tigerstaaten?
Zu den Tigerstaaten gehören Singapur, Taiwan, Südkorea und Hongkong. Später auch Thailand, Malaysia, Indonesien und die Philippinen.
Sind Tigerstaaten als Schwellenländer zu bezeichnen?
Tigerstaaten sind nur teilweise als Schwellenländer zu bezeichnen. Einige der Tigerstaaten haben sich bereits zu Industrieländern weiterentwickelt.
Was versteht man unter Tigerstaaten?
Unter Tigerstaaten versteht man Länder in Ost- und Südostasien, die seit den 1960ern ein schnelles Wirtschaftswachstum erlebten.
Warum heißen Tigerstaaten Tigerstaaten?
Tigerstaaten heißen Tigerstaaten, da das schnelle Wirtschaftswachstum der Länder mit einem weiten Sprung eines Tigers verglichen wird.
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