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Verstädterung – Definition
Die Verstädterung ist ein Begriff für das Wachstum von Städten und ihrer Bevölkerung.
Verstädterung beschreibt die Ausdehnung, Vermehrung und Vergrößerung von Städten im Vergleich zu ländlichen Siedlungen.
Arten von Verstädterung
Man kann folgende Arten der Verstädterung unterscheiden:
- demografische Verstädterung
- Verstädterung als Städteverdichtung
- physiognomische Verstädterung
- funktionale Verstädterung
- soziale Verstädterung
Demografische Verstädterung
Die demografische Verstädterung beschreibt die steigende Anzahl der Bevölkerung, die in einem Gebiet, Land oder Staat leben.
Bei der demografischen Verstädterung werden zwei verschiedene Begriffe unterschieden: der Verstädterungsgrad und die Verstädterungsrate.
Verstädterungsgrad
Der Verstädterungsgrad, auch Verstädterungsquote genannt, gibt den demografischen Zustand an. Es wird der Anteil der Stadtbevölkerung von der Gesamtbevölkerung angegeben. Der Verstädterungsgrad untersucht und beschreibt dabei städtische und ländliche Gebiete. Es wird in drei Gebietstypen eingeteilt:
- Städte = dicht besiedelte Gebiete
- Kleinere Städte und Vororte = mittel besiedelte Gebiete
- Ländliche Gebiete = dünn besiedelte Gebiete
Global steigt der Verstädterungsgrad immer weiter an. Im Jahr 2015 lebten erstmals in der Geschichte mehr Menschen in einer Stadt als auf dem Land. Der Anteil der Bevölkerung in der Stadt stieg zwischen 1960 und 2017 von 33 % auf mehr als 54 % auf der ganzen Welt an (siehe Abbildung 1). Der Anteil der Bevölkerung auf dem Land nahm dagegen ab.
Verstädterungsrate
Die Verstädterungsrate beschreibt den demografischen Prozess. Ein demografischer Prozess bezeichnet demografische Ereignisse. Das sind Geburten und Sterbefälle, Ein- und Auswanderungen sowie Eheschließungen und -lösungen. Die Verstädterungsrate gibt den Zuwachs der städtischen Bevölkerung, also den Zuwachs des Verstädterungsgrades, an.
Verstädterung als Städteverdichtung
Die Verstädterung als Städteverdichtung gibt die Verdichtung einer ländlichen Siedlung oder einer Stadt an, sowie die Zunahme der Städteanzahl in einem bestimmten Gebiet.
Nach der Überschreitung einer bestimmten Einwohnerzahl kann eine ländlich eingestufte Siedlung zu einer Stadt umklassifiziert werden.
Die Gemeinde Blaustein in Baden-Württemberg wurde am 1. Oktober 2014 als Stadt umklassifiziert.
Eine Städteverdichtung kann auch durch eine planmäßig angelegte oder neu gegründete Stadt erfolgen.
In Deutschland wurde die Stadt Halle-Neustadt planmäßig als Chemiearbeiterstadt erbaut.
Physiognomische Verstädterung
Die physiognomische Verstädterung beschreibt die arealmäßig-bauliche Erweiterung und/oder Umstrukturierung städtischer Siedlungsformen.
Dörfliche Siedlungen werden verstädtert. Das bedeutet, dass höher und dichter gebaut wird, die Freiflächen reduziert und städtische Baustile übernommen werden.
Funktionale Verstädterung
Die funktionale Verstädterung befasst sich mit der industriellen und tertiären Verstädterung.
Tertiär beschreibt den Bereich der Wirtschaft und stellt Dienstleistungen bereit. Zu den Wirtschaftssektoren gibt es separate Erklärungen. Schau dort gerne mal vorbei!
Unter einer industriellen Verstädterung versteht man das Städtewachstum unter dem Einfluss der Industrialisierung. Die tertiäre Verstädterung beschreibt dagegen die Abhängigkeit der städtischen Verdichtung vom tertiären Sektor, also von Handel und Dienstleistungen.
Durch die funktionale Verstädterung werden einst eng verflochtene und zusammenhängende Funktionsstandorte für Wohnen, Arbeiten, Versorgen und Freizeit entmischt.
Soziale Verstädterung
Eine besondere Art der Verstädterung ist die soziale Verstädterung, die als Urbanisierung bezeichnet wird.
Unter sozialer Verstädterung (Urbanisierung) versteht man die Ausbreitung städtischer Verhaltensweisen und Lebensformen der Bevölkerung. Daraus ergeben sich räumliche Strukturen und Prozesse.
Zur Urbanisierung gibt es eine separate Erklärung. Dort erhältst Du alle wichtigen Informationen zu diesem Thema.
Das Umland und die ländlichen Siedlungen nehmen also die Wertvorstellungen und den Konsum der städtischen Bevölkerung an.
Verstädterung und Urbanisierung sind nicht das gleiche: Verstädterung bezieht sich auf die Ausweitung alter Städte durch Bautätigkeiten. Urbanisierung bezieht zusätzlich noch die Prozesse des sozialen Wandels mit ein.
Verstädterung – Ursachen
Die Hauptursache der Verstädterung ist die Landflucht, die sowohl in Industrie- als auch in Entwicklungs- und Schwellenländern zu finden ist.
Landflucht bezeichnet die Abwanderung aus unattraktiven ländlichen Gebieten in attraktive städtische Gebiete.
Entwicklungs- und Schwellenländer
In Entwicklungs- und Schwellenländern ist die Landflucht aktuell ein Massenphänomen. Weil die Arbeitslosigkeit so hoch ist und die Lebensbedingungen auf dem Land so schwierig sind, erhoffen sich die Menschen ein besseres Leben und ein höheres Einkommen in den Städten. Ein weiterer Grund ist das hohe Bevölkerungswachstum. Es gibt also viel mehr Geburten, als Sterbefälle und so nimmt die Bevölkerung in der Stadt auch immer weiter zu.
Industrieländer
In Industrieländern gibt es auch Landflucht, allerdings ist diese dort nicht so stark ausgeprägt wie in Entwicklungs- und Schwellenländern. In Industrieländern wuchsen die Städte im 19. Jahrhundert durch die Zuwanderung durch die Industrialisierung und weniger durch natürliches Bevölkerungswachstum durch Geburten.
In diesen Ländern ist heutzutage der Prozess der Verstädterung im Wesentlichen abgeschlossen. Es kommt eher zum Prozess der Stadtflucht, in dem die Menschen wieder in ländliche Regionen ziehen, weil zu viele Menschen in der Stadt leben. Man spricht hier auch von Suburbanisierung.
Zur Suburbanisierung findest Du eine eigene Erklärung. Dort wird Dir alles Wichtige erklärt.
Verstädterung – Folgen und Probleme
Durch den hohen Zuwachs in Entwicklungsländern schafft es die Stadtverwaltung gar nicht erst, das städtische Wachstum planerisch und infrastrukturell zu bewältigen. Es entstehen sogenannte Megastädte, deren Bevölkerungszahlen kaum geschätzt werden können. Auch die ökonomische und ökologische Tragfähigkeit kann nicht eingeschätzt werden. Es kommt zu dichtem Verkehr, Umweltproblemen, wie Luftverschmutzung, zu Wassernot und zur Wohnraumnot. Durch die hohe Kontaktdichte kommt es auch zu großen Hygiene- und Gesundheitsrisiken. Krankheiten können sich dadurch viel schneller ausbreiten. In weniger wirtschaftlich entwickelten Ländern kommt es zur Bildung von Armenvierteln. Diese werden als Slums (Abbildung 2) bezeichnet.
Abb. 2 - SlumQuelle: bloomberg.com
Entwicklung der Verstädterung
Der Anteil von Land- und Stadtbevölkerung verändert sich täglich. Die Abbildung 3 zeigt den Anteil der Stadt- und Landbevölkerung an der Weltbevölkerung. Entwicklungs- und Schwellenländer sind hellgrau gekennzeichnet, Industrieländer dunkelgrau. Im Jahr 1950 lebten 29,6 % (hellgrau und dunkelgrau) der Weltbevölkerung in Städten. Im Jahr 2015 lebten schon mehr als die Hälfte (54,1 %) in Städten. Bis 2050 wird vermutet, dass sich der Anteil noch auf 66,4 % erhöhen wird. Dieser hohe Anstieg wird vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern, mit 54,7 %, und weniger in den Industrieländern, mit 11,7 %, erwartet.
Verstädterung – Deutschland
Die Abbildung 4 zeigt den Anteil der Stadtbevölkerung in Deutschland von 2000 bis 2020. Während im Jahr 2000 75 % der Bevölkerung in der Stadt lebten, steigt der Verstädterungsgrad bis 2011 auf 77,2 % steil an. Bis 2020 stieg der Wert nur noch leicht auf 77,5 % an.
Im Osten von Deutschland vermutet man, dass ein Drittel der Bevölkerung bis 2035 vom Land in die Stadt ziehen wird. Grund dafür sind fehlende Arbeitsplätze, schließende oder weiter entfernte Geschäfte und Schulen, Handwerksbetriebe, Arztpraxen und Banken. Für die ländlichen Bewohner verschlechtert sich dadurch die Lebensqualität, weil die Wege immer weiter werden.
Verstädterung – Das Wichtigste
- Verstädterung = die Ausdehnung, Vermehrung und Vergrößerung von Städten im Vergleich zu ländlichen Siedlungen
- Arten: demografische Verstädterung, Verstädterung als Städteverdichtung, physiognomische Verstädterung, funktionale Verstädterung, soziale Verstädterung
- Bei der demografische Verstädterung unterscheidet man Verstädterungsgrad und -rate.
- Soziale Verstädterung = Urbanisierung: bezieht zusätzlich noch die Prozesse des sozialen Wandels mit ein.
- Hauptursache für Verstädterung ist die Landflucht.
- Die Landflucht ist in Entwicklungs- und Schwellenländer viel höher als in Industrieländern.
- Die Menschen erhoffen sich ein besseres Leben und ein höheres Einkommen in den Städten.
- In Industrieländern nimmt die Verstädterung nicht mehr viel zu.
- Folgen und Probleme: Umweltprobleme, Wassernot, Wohnraumnot, Hygiene- und Gesundheitsrisiken, Bildung von Slums.
- Entwicklung: Die Stadtbevölkerung wird in Entwicklungs- und Schwellenländer von 40,6 % (2015) auf 54,7 % (2050) ansteigen.
- In Deutschland stieg der Verstädterungsgrad von 2000 bis 2011 auf 77,2 % stark an, stieg bis 2020 jedoch nur noch leicht auf 77,5 % an.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Verstädterung
Was versteht man unter Verstädterung?
Verstädterung beschreibt die Ausdehnung, Vermehrung und Vergrößerung von Städten im Vergleich zu ländlichen Siedlungen.
Was ist der Unterschied zwischen Urbanisierung und Verstädterung?
Verstädterung bezieht sich auf die Ausweitung alter Städte durch Bautätigkeiten.
Urbanisierung bezieht zusätzlich noch die Prozesse des sozialen Wandels mit ein.
Welche Bereiche der Erde sind von der Verstädterung besonders betroffen?
Besonders betroffen von der Verstädterung sind Entwicklungsländer und Schwellenländer. In diesen Ländern ist die Landflucht nämlich deutlich ausgeprägter als in den Industrieländern.
Welche Gründe gibt es für die Verstädterung?
Für die Verstädterung ist die Landflucht einer der Hauptursachen. In Entwicklungs- und Schwellenländern erhoffen sich die Menschen ein besseres Leben mit einem höheren Einkommen in der Stadt. Auch das Bevölkerungswachstum nimmt in den Städten immer mehr zu.
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