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Aber was bedeutet das eigentlich, wer regelt den Welthandel und wie sieht es mit der Entwicklung des Welthandels aus?
Welthandel – einfach erklärt
Handel mit Gütern, Dienstleistungen oder auch Kapital, also Vermögen, bestimmt in vielen Staaten der Welt die Wirtschaft des Landes.
Dabei wird zwischen dem sogenannten Binnenhandel und dem Außenhandel unterschieden.
Binnenhandel beschreibt den Handel von Gütern, Dienstleistungen und Kapital innerhalb der Grenzen eines Staates oder eines Staatenbündnisses.
Außenhandel beschreibt den Handel von Gütern, Dienstleistungen und Kapital über diese Grenzen hinweg.
Beim Binnenhandel müssen die Unternehmen oder Staaten keine Zölle bezahlen. Beim Außenhandel hingegen werden Zölle für die gehandelten Waren verlangt.
Zölle sind Zahlungen, die immer dann anfallen, wenn man Waren aus einem Land hinaus oder in ein Land hineinbringen möchte.
Sie werden von Zollbehörden an den Grenzen eines Landes eingefordert.
Diese Zölle sind oft eine große Hürde im weltweiten Handel, dem Welthandel. Durch sie werden Produkte aus dem Ausland teurer, um die zusätzlichen Kosten auszugleichen. Das wiederum senkt oftmals die Verkaufszahlen. Deshalb fordern einige Staaten immer wieder niedrigere oder gar keine Zölle an Grenzen.
Hier kannst Du eine solche Zollstelle an einer Grenze sehen:
Welthandel – Definition
Wird der Außenhandel nicht nur beispielsweise zwischen zwei Nachbarländern betrieben, sondern weitet sich auf alle Kontinente aus, nennt man den Welthandel.
Der Welthandel beschreibt alle Handelsströme von Gütern, Dienstleistungen und Kapital zwischen den verschiedenen Staaten der Erde.
Die Handelsströme können hier in sogenannte Importe und Exporte unterschieden werden. Import meint dabei die Einfuhr einer Ware in ein Land hinein, Export meint dagegen die Ausfuhr einer Ware aus einem Land heraus.
Wie stark ein Staat am Welthandel teilnimmt und wie viel Ware ein Land importiert und exportiert, ist weltweit sehr unterschiedlich.
Die USA haben im Jahr 2021 etwa Produkte im Wert von 1.800 Milliarden US-Dollar exportiert. Die Niederlande hingegen haben in diesem Jahr Produkte im Wert von rund 800 Milliarden US-Dollar exportiert, also mit etwa 1.000 US-Dollar weniger gehandelt. Trotzdem gehören beide Nationen zu den größten Exportländern weltweit.6
Freier Welthandel und Protektionismus
Unterschiede im Welthandel zeigen sich auch in der Handelspolitik der einzelnen Staaten. Mit ihrer Handelspolitik regeln Länder ihre Importe und Exporte und verfolgen dabei bestimmte Ziele.
Freihandel
Die meisten Staaten der Erde versuchen ihren Außenhandel möglichst frei zu gestalten, man nennt das dann auch Freihandel. Auch der Welthandel soll möglichst frei gestaltet werden.
Im Freihandel sollen wenige Handelshemmnisse geschaffen werden, damit es für Staaten einfacher ist, Ware zu importieren und zu exportieren.
Handelshemmnisse sind unter anderem Zölle und Importquoten.
Importquoten beschränken den Import von Ware in ein Land durch konkrete Zahlen, die nicht überschritten werden dürfen. Es kann unter anderem sein, dass ein Land nur eine bestimmte Anzahl an Autos aus dem Ausland importieren möchte, dafür gibt es dann eine solche Quote.
Auch unterschiedliche Standards für Umwelt- und Arbeitsschutz stehen freiem Handel im Weg und sind damit Handelshemmnisse.
Um Handelshemmnisse abzubauen, schließen sich oft mehrere Staaten zu einem Bündnis zusammen. Innerhalb dieses Bündnisses werden dann meistens Zölle an Ländergrenzen abgeschafft und gemeinsame Gesetze zum Außenhandel beschlossen.
Ein bekanntes Beispiel für ein solches Staatenbündnis ist die Europäische Union. Innerhalb der EU werden zum Beispiel keine Zölle an den Grenzen der einzelnen Mitgliedsstaaten verlangt und es wurden gemeinsam Gesetze und Regelungen zum Handel miteinander festgelegt.
Das erleichtert den Binnenhandel der EU enorm und die Europäische Union ist so sogar der größte Binnenmarkt weltweit.2
Du möchtest mehr über das Staatenbündnis Europäische Union wissen? Dann schau gerne bei der Erklärung dazu vorbei!
Protektionismus
Der Gegensatz zum Freihandel ist der sogenannte Protektionismus. Durch diese Handelspolitik wollen Staaten ihren Binnenhandel schützen und stärken. Dafür bauen diese Länder viele Handelshemmnisse auf und versuchen so, Importe und Exporte größtenteils zu verhindern. Das kann nur eine bestimmte Branche betreffen oder auch die gesamte Wirtschaft des Landes.
Ist etwa die Autoindustrie in einem Staat noch nicht weit entwickelt und hat auf dem internationalen Markt keine Chance gegen große Konkurrenten, versucht das Land diese Branche besonders zu schützen und vor allem zu stärken.
Wenn zum Beispiel keine Autos aus dem Ausland importiert werden dürfen, müssen die Einwohner und Einwohnerinnen die Autos von der inländischen Autoindustrie kaufen. Dadurch steigen die Gewinne der Unternehmen und sie werden stärker und konkurrenzfähiger.
Entwicklung des Welthandels
Schon vor mehreren Jahrhunderten haben Menschen von verschiedenen Kontinenten miteinander gehandelt. Damals wurde vor allem mit Gütern wie Gewürzen oder Stoffen Handel betrieben. Transportiert wurden die Waren zu dieser Zeit überwiegend mit großen Handelsschiffen.
Mit dem Prozess der Industrialisierung im 19. Jahrhundert in vielen Staaten, wie den europäischen Ländern und Amerika, entwickelte sich auch der weltweite Handel. Mit neuen Erfindungen wie der Lokomotive und großen Dampfschiffen konnte ab dieser Zeit viel mehr Ware schnell und über weite Strecken transportiert werden. Das erleichterte den globalen Handel enorm.
Die Industrialisierung beschreibt die Entwicklung eines Staates vom Agrarstaat hin zum Industriestaat und ist von vielen Erfindungen und Neuheiten geprägt. Mehr dazu findest Du in der gleichnamigen Erklärung.
Das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen GATT Mitte des 20. Jahrhunderts war ein weiterer großer Schritt in der Entwicklung des Welthandels. Durch die Vereinbarungen, die mit diesem Ankommen getroffen wurden, wurde der internationale Handel freier und die weltweiten Exporte und Importe nahmen in den folgenden Jahrzehnten stark zu.
Im Jahr 1948 betrug der Wert aller weltweiten Exporte etwa knappe 60 Milliarden US-Dollar. 1970 hatte sich dieser Wert schon mehr als verfünffacht und lag bei knapp 320 Milliarden US-Dollar.1
Was genau das GATT-Abkommen regelt, kannst Du im Kapitel zur Regelung des Welthandels genauer nachlesen.
Welthandel – Globalisierung
Nach der Industrialisierung vieler Staaten treibt bis heute vorwiegend die Globalisierung den Welthandel voran. Anders betrachtet beeinflusst auch der Welthandel die Weiterentwicklung der Globalisierung, die beiden Prozesse begünstigen sich also gegenseitig.
Die Globalisierung bezeichnet einen Prozess, bei dem alle Teile der Welt immer stärker, schneller und besser miteinander vernetzt werden.
Durch diese Vernetzung der Kontinente und Staaten werden immer wieder neue und bessere Möglichkeiten für Handel geschaffen.
Unternehmen werden international, haben also nicht mehr nur einen Sitz, sondern mehrere Sitze in verschiedenen Staaten. Diese sogenannten multinationalen Unternehmen gehören zu den wichtigsten Akteuren im Welthandel.
Auch die Möglichkeit der Kommunikation über Ozeane hinweg vereinfacht Handelsprozesse, so können unter anderem unkompliziert Verträge über das Internet geschlossen werden.
Durch die starke Vernetzung der Staaten entstehen auch große Abhängigkeiten der Länder voneinander. Das macht den Welthandel besonders krisenanfällig. Hängt der Handel einer Ware etwa von wenigen Ländern ab, die plötzlich nicht mehr ausreichend Ware produzieren können oder schließen viele Länder ihre Grenzen, bricht der weltweite Handel zusammen und kann nicht mehr wie gewohnt stattfinden.
Ein sehr aktuelles Beispiel für eine solche weltweite Handelskrise ist der Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Die beiden Staaten gehören mit 18,8 % und 9,1 % der weltweiten Exporte zu den weltweit fünf größten Exportländern für Weizen.3 Einige Staaten weltweit sind also von der Weizenproduktion dieser beiden Staaten abhängig.
Durch den Krieg wird in der Ukraine ein Großteil der Ernte zerstört und beide Länder reduzieren den Export von Weizen stark. In vielen Ländern der Welt wird das Getreide deshalb bereits knapp und den Menschen dort droht Hunger.
Welthandelsströme
Während der Entwicklung des Welthandels sind weltweit große Unterschiede zwischen den Staaten und Kontinenten der Erde entstanden.
Die am stärksten ausgeprägten Handelsströme von Gütern, Dienstleistungen und Kapital zwischen Ländern, auch Welthandelsströme genannt, finden zwischen den größten Exportländern der Welt statt.
Im Jahr 2020 waren die fünf stärksten Exportnationen China, die USA, Deutschland, Japan und Frankreich.4
Vor allem Entwicklungsländer fallen im weltweiten Vergleich weit zurück. Sie machen meist nur einen geringen Teil des weltweiten Handels aus und können mit starken Industriestaaten wie China und den USA nicht mithalten.
Das liegt vorrangig daran, dass ihre Industrie kaum entwickelt ist und sie deshalb nur in der Lage sind, landwirtschaftliche Produkte zu exportieren. Diese sind jedoch viel billiger als etwa Autos und bringen deshalb viel weniger Gewinne im Außenhandel.
Welthandel – Regelung
Damit der Handel zwischen den Staaten geregelt abläuft und keine unfairen Absprachen getroffen werden oder einzelne Länder zu viel an Macht gewinnen, muss der Welthandel fair und gerecht geregelt und überwacht werden.
Welthandelsorganisation WTO
Der internationale Handel von Gütern, Dienstleistungen und Kapital wird hauptsächlich von der Welthandelsorganisation, kurz WTO, geregelt und überwacht.
Die Welthandelsorganisation WTO ist eine unabhängige Organisation zur Förderung und Überwachung des freien Welthandels.
Sie wurde im Jahr 1995 auf Grundlage des GATT-Abkommens gegründet und legt die grundsätzlichen Regeln für den Welthandel fest. Zudem überwacht sie alle Akteure des weltweiten Handels und stellt so einen fairen Ablauf des Welthandels sicher. Aktuell sind 164 Staaten Mitglied der WTO.
Ziele der Welthandelsorganisation sind ein möglichst freier Welthandel ohne Handelshemmnisse und das Verhindern von Benachteiligung einzelner Länder im Wettbewerb.
Um diese Ziele erreichen zu können, handelt die WTO nach drei Grundsätzen:
- Meistbegünstigungsprinzip: alle Länder müssen von den Mitgliedern gleich behandelt werden
- Inländerprinzip: gleicher Umgang mit inländischen und ausländischen Gütern, Dienstleistungen und Kapital
- Gegenseitigkeitsprinzip: die Ergebnisse und Vorteile einer Verhandlung zwischen Ländern müssen ausgewogen sein
Abkommen der Welthandelsorganisation
Die grundlegenden Regeln für den Welthandel hält die Welthandelsorganisation in verschiedenen Abkommen zwischen allen Mitgliedsstaaten fest.
Die wichtigsten drei Abkommen der WTO sind:
- Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen GATT mit dem Ziel Zölle zu senken und den Welthandel mit Gütern freier zu gestalten
- Allgemeines Übereinkommen über den Handel mit Dienstleistungen GATS zur Regelung des Welthandels mit Dienstleistungen
- TRIPS-Abkommen zum Schutz geistiger Eigentumsrechte wie Patente und Urheberrechte
Mehr zur Welthandelsorganisation findest Du in der gleichnamigen Erklärung dazu.
Welthandelskonferenz UNCTAD
Neben der Welthandelsorganisation spielt auch die Welthandelskonferenz UNCTAD der Vereinten Nationen eine Rolle bei der Regelung des Welthandels.
Sie fand erstmals im Jahr 1964 in Genf statt, um neue Regeln für den weltweiten Handel aufzustellen. Die Welthandelskonferenz entstand damals aufgrund von Forderungen einer Gruppe von Entwicklungsländern, die unzufrieden mit der starken Benachteiligung von weniger weit entwickelten Ländern im Welthandel waren.
Ziele der UNCTAD waren und sind bis heute die Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung schwächerer Staaten und die Anpassung von Handelspolitik und Entwicklungspolitik. Die Handelsstrategien sollen die Entwicklung von Staaten also keinesfalls einschränken oder behindern.
Welthandel – Das Wichtigste
- Der Welthandel beschreibt alle Importe und Exporte zwischen den verschiedenen Staaten der Erde.
- Die Außenhandelspolitik von Staaten kann als Freihandel oder Protektionismus definiert werden.
- Wichtige Schritte in der Entwicklung des Welthandels sind die Industrialisierung und Globalisierung.
- Die größten Welthandelsströme finden zwischen weit entwickelten Industrieländern statt.
- Geregelt wird der Welthandel von der Welthandelsorganisation und der Welthandelskonferenz.
Nachweise
- Statista.com: Entwicklung der weltweiten Exporte im Warenhandel von 1948 bis 2021. (15.07.2022)
- European-union.europa.eu: Handel. (15.07.2022)
- Destatis.de: Export von Lebensmitteln und Tierfutter: Ukraine und Russland mit hohem Weltmarktanteil. (15.07.2022)
- Destatis.de: Ausfuhr von Waren. (15.07.2022)
- Bmwk.de: Welthandelsorganisation. (15.07.2022)
- Statista.de: Die 20 größten Exportländer weltweit im Jahr 2021. (27.07.2022)
- Abbildung 1: Zoll 70 Jahre (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/41/Zoll_70_Jahre.jpg/1280px-Zoll_70_Jahre.jpg) von Webertom (https://commons.wikimedia.org/w/index.php?title=User:Webertom) unter der Lizenz CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Welthandel
Wie funktioniert Welthandel?
Welthandel funktioniert durch Importe und Exporte zwischen den verschiedenen Staaten der Erde. Sie handeln mit Gütern, Dienstleistungen und Kapital.
Wer bestimmt den Welthandel?
Der Welthandel wird von der Welthandelsorganisation WTO und der Welthandelskonferenz UNCTAD bestimmt.
Sie legen die Regeln für den Welthandel fest und überwachen alle Akteure des weltweiten Handels.
Wie begann der Welthandel?
Der Welthandel begann vor allem mit dem Prozess der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Weitere große Schritte in der Entwicklung des Welthandels waren das GATT-Abkommen und die Globalisierung.
Warum gibt es Welthandel?
Durch den Welthandel können alle Länder der Erde miteinander einfacher handeln. So kann man die verschiedensten Produkte auf der ganzen Welt kaufen und nutzen.
Auch treten die Länder so in Konkurrenz, wodurch ihre Wirtschaftsleistung verbessert wird. Denn nur Länder, die eine gute Wirtschaftsleistung in einer Branche haben, können sich gegen andere durchsetzen.
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