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Wasserversorgung in der Antike
Wasser wurde in der Antike nicht nur zum Trinken genutzt, sondern auch, um den Alltag der Menschen angenehmer oder gar luxuriöser zu gestalten. Die Griechen erklärten das Wasser sogar zu einem Kultobjekt in Form von Heiligtümern und verwendeten es für sogenannte kultische Reinigungen. Wasser wurde dazu zum Beispiel aus Quellen, Flüssen, Seen oder Brunnen entnommen.
Der Wasserbedarf der damaligen Städte stieg und somit musste das Wasser mit Leitungen aus dem Umland in die Städte transportiert werden. Eine der ältesten und bekanntesten Wasserleitungen stammt aus dem 7. Jahrhundert vor Christus. Gebaut wurde sie von den Assyrern zur Versorgung von Ninive. Die Römer konnten ihren recht hohen Wasserbedarf nur mit Leitungen aus externen Quellen sichern. Diese römischen Wasserleitungen wurden meist in Form von Tunneln, Druckleitungen oder Aquädukten gebaut. Aquädukte waren regelrechte Wunderbauwerke der Antike, denn sie waren oft mehrere hundert Kilometer lang und mussten das Wasser über diese weiten Strecken gleichmäßig führen.
Das lateinische Wort Aquädukt setzt sich zusammen aus "aqua" = Wasser und "ducere" = führen.
In den Städten wurde das Wasser dann aus öffentlichen Brunnen entnommen oder auch in Ton- oder Bleirohren verteilt. Die Brunnen mit dem darin enthaltenen Trinkwasser waren auch für jeden zugänglich. Das Wasser aus den innerstädtischen Wasserleitungen wurde größtenteils privaten Wasserleitungen, Thermen oder öffentlichen Anlagen zugeführt.
Wasserversorgung im Mittelalter
Die zahlreichen Wasserversorgungsanlagen der Römer aus der Antike verfielen im Mittelalter häufig. Grund dafür war meistens nicht die Witterung, sondern der große Bedarf an Steinen. In trockenen Regionen musste das Wasser sogar eimerweise getragen werden. Das Wasser reichte an vielen Orten nicht für eine angemessene Körperpflege aus. Zahlreiche Krankheiten und wiederkehrende Seuchen waren das Resultat.
Mit dem wachsenden Wohlstand des Bürgertums kam allerdings die Frage nach einer besseren Wasserversorgung auf. Man baute die ersten Wasserwerke, Wasserleitungen und Wassertürme. Mithilfe der Wassertürme konnten Wasservorräte gespeichert werden.
Wasserversorgung in der Neuzeit
Die Wasserversorgung erlangte in der Zeit ab dem 18. Jahrhundert eine immer größere Bedeutung.
Wasserversorgung – Wohlhabende Bevölkerung
In einigen Städten gab es schon seit dem 18. Jahrhundert eine Wasserversorgung, allerdings nur für die wohlhabenden Einwohner*innen.
In Karlsruhe beispielsweise wurde im Jahr 1764 ein Wasserwerk in Betrieb genommen. Es handelte sich um eine hölzerne Maschinerie, die das Grundwasser aus einem Brunnen in einen darüber erbauten Turm pumpte. Von dort floss es zunächst in eine hölzerne und ab 1776 in eine eiserne Leitung. Durch dieses sehr frühe Wasserwerk wurden die Hofbeamten in Karlsruhe mit fließendem Wasser versorgt.
Von einer wirklich umfassenden Wasserversorgung spricht man erst, seitdem die Mehrheit der Bürger*innen an die Verteilung angeschlossen ist. Das ist ungefähr seit Ende des 19. Jahrhunderts der Fall.
Wasserversorgung – Industrialisierung
Da im 19. Jahrhundert die Industrialisierung einsetzte und die Bevölkerung in den Städten enorm wuchs, musste sich auch die Wasserversorgung weiterentwickeln. Die Flüsse in den Städten waren stark verunreinigt, weshalb das Trinkwasser nicht mehr aus diesen entnommen werden konnte. Man musste also, um Epidemien zu vermeiden, das Trinkwasser aus dem Grundwasser gewinnen.
Das Grundwasser wurde zunächst ungereinigt eingespeist, bis gesetzlich festgelegt wurde, dass es gefiltert werden muss. Durch die regelmäßigen Verbesserungen der Trinkwasserverordnung wurde die Wasserversorgung im 20. Jahrhundert immer besser.
Die Stadt Hamburg gilt als Vorreiter in der Trinkwasserversorgung. Nach einem Brand, der im Jahr 1842 große Teile der Stadt zerstörte, wurde der englische Ingenieur William Lindley damit beauftragt, für den Wiederaufbau der Stadt eine leistungsfähige Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung zu planen. Diese Anlage trug den Namen "Stadtwasserkunst/Hamburger Wasserwerke" und ist die älteste zentrale Wasserversorgung Europas. Auf gesundheitliche Aspekte, also die Filtration oder die Desinfektion des Wassers, wurde damals allerdings aus Kostengründen verzichtet.
Wasserversorgung – Wissenschaftliche Erkenntnisse
Im Jahr 1883 konnte der Mediziner und Mikrobiologe Robert Koch beweisen, dass der von ihm entdeckte Cholera-Erreger über das Trinkwasser transportiert wird. Bis zu diesem Zeitpunkt war das in der Wissenschaft angezweifelt worden. Auch andere neue mikrobiologische und chemische Kenntnisse am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts verdeutlichten, dass eine kontrollierte und hygienische Versorgung mit Trinkwasser notwendig ist.
Deutlich wurde das zum Beispiel an den oben genannten Hamburger Wasserwerken: Sie entnahmen zu Beginn Wasser aus der Elbe, ohne dieses aufzubereiten. Im benachbarten Altona hatte man dagegen schon mit der Filtration des Wassers begonnen. In der Folge starben bei der Cholera-Epidemie 1892 in Hamburg viele Menschen, im benachbarten Altona dagegen kaum jemand.
Nach diesem Ereignis wusste man in Hamburg und in anderen Städten um die Bedeutung der Wasseraufbereitung. In der darauffolgenden Zeit wurde eine Vielzahl an physikalischen, chemischen und biologischen Verfahren zur Reinigung des Wassers entwickelt.
Abwassersystem
Dem Abwassersystem wurde zu Beginn der Wasserversorgung noch wenig Bedeutung beigemessen. Von den eng besiedelten Gebieten wurde es zwar in Kanälen abgeleitet, floss aber zunächst ungeklärt in Flüsse, Seen oder in extra für das Abwasser gebaute Gruben. Ende des 19. Jahrhunderts wurden mit den ersten Versuchen von Klärverfahren begonnen, die meist aus Absetzanlagen und Bodenfiltern bestanden. Die erste Kläranlage wurde 1882 in Frankfurt am Main in Betrieb genommen, doch es wurden weiterhin massiv Flüsse verschmutzt.
Erst in den 1970er-Jahren wurden neue Verfahren entwickelt, die eine stark verbesserte Klärung des Wassers ermöglichten. Moderne Kläranlagen sind heute dreistufig, sie nutzen sowohl mechanische als auch biologische und chemische Verfahren zur Abwasserreinigung.
Wasserversorgung – Bedeutung heute
Wasser ist für heutige Städte von großer Bedeutung, es gibt allerdings auch Herausforderungen.
Wasserversorgung – Lebensqualität
Wasser prägt Städte auch noch heutzutage sehr deutlich und eine Stadtgestaltung mit und am Wasser hat positive Auswirkung auf die Lebensqualität. Stadtquartiere in räumlicher Nähe zu Gewässern sind sehr beliebte und für die Immobilienbranche auch sehr lukrative Wohnlagen.
In urbanen Gebieten hat Wasser außerdem eine positive Auswirkung auf das Stadtklima, denn es ist dadurch vor allem im Sommer weniger heiß und trocken. Wasser bietet zudem einen Lebensraum für Pflanzen und Tiere und ermöglicht damit auch ein Erleben von Natur inmitten der Städte.
Wasserversorgung – Probleme
Mit dem Wachstum der Städte seit der Zeit der Industrialisierung verschwanden jedoch immer mehr natürliche Gewässer, weshalb Städte heutzutage deutlich trockener und heißer sind als naturgeprägte Landschaften. Das wirkt sich negativ auf die Gesundheit der Stadtbewohner*innen aus. Die Ableitung von Starkregen über das Kanalsystem führt häufig auch zu örtlich auftretenden Überflutungen.
Gerade mit Blick auf die Auswirkungen des Klimawandels ist ein Umdenken im Umgang mit Wasser in der Stadt notwendig. Forscher*innen prognostizieren nämlich eine Zunahme solcher Starkregenereignisse und Überschwemmungen. Das wird in Zukunft ein wichtiger Aspekt für die nachhaltige Stadtentwicklung werden.
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Wasserversorgung - Das Wichtigste
- Wasser wurde in der Antike nicht nur zum Trinken genutzt, sondern auch, um den Alltag der Menschen angenehmer oder gar luxuriöser zu gestalten. Der Wasserbedarf der antiken Städte war hoch und somit musste das Wasser mit Leitungen aus dem Umland in die Städte transportiert werden.
- Die zahlreichen Wasserversorgungsanlagen der Römer aus der Antike verfielen im Mittelalter häufig. Mit dem wachsenden Wohlstand des Bürgertums kam allerdings die Frage nach einer besseren Wasserversorgung auf. Man baute die ersten Wasserwerke, Wasserleitungen und Wassertürme.
- Da im 19. Jahrhundert die Industrialisierung einsetzte und die Bevölkerung in den Städten wuchs, musste sich auch die Wasserversorgung weiterentwickeln. Die Flüsse in den Städten waren stark verunreinigt, weshalb das Trinkwasser nicht mehr aus diesen entnommen werden konnte. Man musste es aus dem Grundwasser gewinnen.
- Wasser prägt unsere Städte auch noch heutzutage sehr deutlich und eine Stadtgestaltung mit und am Wasser hat positive Auswirkung auf unsere Lebensqualität. Gerade mit Blick auf die Auswirkungen des Klimawandels ist jedoch ein Umdenken im Umgang mit Wasser in der Stadt notwendig.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Wasserversorgung
Was gehört zur Wasserversorgung?
Zur Wasserversorgung gehört die Erschließung und Bereitstellung von Trinkwasser und Betriebswasser.
Was ist der Unterschied zwischen Trinkwasser und Brauchwasser?
Trinkwasser ist für den menschlichen Verzehr geeignet. Brauchwasser unterliegt bestimmten minimalen Anforderungen an die Hygiene, durchläuft aber keine Aufbereitung für den Verzehr oder die Zubereitung von Nahrung.
Was ist eine dezentrale Wasserversorgung?
Bei der dezentralen Warmwassererzeugung erfolgt die Trinkwassererwärmung in direkter Nähe zur Entnahmestelle.
Wo kommt mein Wasser her?
Die Quellen, aus denen das Trinkwasser gewonnen wird, sind je nach Region unterschiedlich. Der größte Anteil unseres Trinkwassers (ca. 61 %) stammt allerdings aus dem Grundwasser.
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