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Almwirtschaft – Definition
Unter der Almwirtschaft wird die Wirtschaft auf der Alm verstanden. Genauer gesagt, die Landwirtschaft mit dem Vieh.
Almen sind große Wiesen in den Bergen, auf denen im Sommer Tiere leben.
Landwirtschaft ist das gezielte Betreiben von Ackerbau und Viehzucht, bei dem tierische und pflanzliche Produkte hergestellt werden.
Damit eine Weide in den Bergen den Namen Alm tragen darf, muss im Sommer mindestens 60 Tage lang landwirtschaftliches Nutzvieh wie Rinder, Kühe, Schafe, Ziegen oder Pferde dort geweidet werden.
Almwirtschaft kommt häufig in den Alpen vor. Aber auch in anderen europäischen Gebirgen wird oder wurde bis vor ein paar Jahren Almwirtschaft betrieben. Almwirtschaft wird neben den Alpen noch in den Skanden, dem Schwarzwald und den Pyrenäen betrieben.
Du kannst auch die Erklärung zur Landwirtschaft lesen, um einen besseren Vergleich zur Almwirtschaft ziehen zu können. Auch zu den Alpen und zum Schwarzwald findest Du eine extra Erklärung.
Almwirtschaft – Erklärung
Bei der Almwirtschaft befinden sich die Tiere zwischen Frühling und Herbst auf der Weide in den Bergen. Die Weiden liegen meist sehr hoch in den Bergen, über der Baumgrenze. Die Baumgrenze meint eine bestimmte Höhe, ab der keine Bäume mehr wachsen. Über den Winter sind die Tiere dann im Stall im Tal untergebracht.
Es gibt verschiedene Arten der Almwirtschaft und diese haben den Fokus auf verschiedenen Bereichen. Die Galtalm zum Beispiel dient als Alm für junge Kühe, die noch keine Milch geben oder Ochsen unter zwei Jahren. Diese können den Sommer über auf der Alm stehen.
Auf der Melkalm stehen Kühe, die gemolken werden. Die Milch wird dann zu einem Milchhof oder einer Sennerei, in der Käse hergestellt wird, in das Tal gebracht.
In einer Senneralm hingegen werden die Kühe gemolken und aus der Milch wird gleich auf der Alm Käse hergestellt.
Almabtrieb
Die Herde der Tiere muss im Frühjahr auf den Berg getrieben werden und im Herbst wieder zurück in das Tal. Früher fand der Almauftrieb mehrheitlich am 24. April und der Almabtrieb am 11. November statt.
Heute findet der Almabtrieb je nach Witterung Ende September statt. Zudem gibt es Publikum. Eine Woche lang finden die Vorbereitungen statt, wo unter anderem der Schmuck für die Kühe aus Blumen und Glocken hergestellt wird.
Almwirtschaft im Wandel
Die Almwirtschaft hat sich im Laufe der Jahre stark verändert und vielerorts wurde auch die Verbreitung von Almen immer geringer.
Traditionelle Almwirtschaft
Schon fünf Jahrtausende vor Christus wurde Weidewirtschaft betrieben. Die Almwirtschaft wurde dabei auf einer Höhe von 1.200 Metern und höher betrieben. Die Flächen lagen oberhalb der Baumgrenze, da dort keine Bäume, sondern Weiden waren. Im Fokus stand, mithilfe der Tiere Käse und Milch zu erzeugen und diesen dann zu verkaufen. Dabei soll der Natur keinen Schaden zugefügt werden.
Durch Jäger und Sammler, die hinzukamen, wurden dann immer häufiger Teile der Wälder unterhalb der Baumgrenze abgebrannt, um diese Gebiete nutzen zu können. Weideflächen fanden sich mehr und mehr auch in den mittleren Höhenlagen von Gebirgen.
7 Jahrhunderte nach Christus wurde die Almwirtschaft ausgebaut und es entstanden die verschiedenen Schwerpunkte wie die Sennerei, die Bergweidewirtschaft und der Acker- und Feldbau. Durch die Vererbung und damit auch die Unterteilung der Flächen kam es erstmalig zu einem Rückgang der Almwirtschaft, da die Weideflächen kleiner wurden.
Almwirtschaft – Strukturwandel
Der Strukturwandel der Almwirtschaft hat sich in den letzten Jahren verstärkt. Heutzutage bekommen wir alle Lebensmittel in einem Supermarkt. Käse, Butter und Milch direkt von der Alm zu kaufen, hat nachgelassen.
Fast jeder Produktionsschritt auf der Alm geschieht per Menschenhand. Die Produkte aus dem Supermarkt werden größtenteils per Maschinen hergestellt. Die Kosten sowie der Aufwand der Produkte aus dem Supermarkt sind somit geringer, wodurch die meisten in Supermärkten ihre Produkte erwerben.
Weitere Informationen zum Strukturwandel in der Wirtschaft findest Du in der Erklärung zum Strukturwandel.
In der Almwirtschaft zu arbeiten, ist nicht mehr gewinnbringend und zudem eine anstrengende Tätigkeit. Auch können die Lebenshaltungskosten davon nicht mehr finanziert werden. Durch die fehlende geregelte Bezahlung wird die Almwirtschaft heute oft nur noch als Nebenerwerb genutzt.
Zudem kann die heutige Almwirtschaft schädlich sein. Wenn es zu einer intensiven Weidenutzung kommt, führt dies zu dem Verlust von Besonderheiten der Weiden. Besser sind die Weiden bei der rücksichtsvollen Weidewirtschaft und bei der wenig ertragreichen Weidewirtschaft.
Zu kurze Pausen zwischen den Nutzungen führen zu Pflanzen, die sich nicht erholen können. Im Normalfall wird jede Weide nur einmal im Jahr zum Weiden der Tiere verwendet und steht ansonsten leer. Man nennt eine zu häufige und intensive Nutzung der Weiden auch Überweidung.
Mehr zur Überweidung findest Du in der gleichnamigen Erklärung dazu.
Zudem verändern sich durch die Tiere auch die Nährstoffe im Boden, wodurch die Artenvielfalt der Almwiesen verloren geht. Die Tiere und die strapazierten Pflanzen, die zu gering ausgeprägte Wurzeln haben, sorgen außerdem für eine höhere Anfälligkeit von Erosionen, also dem Abtragen des Bodens durch Wasser.
Almwirtschaft – Bedeutung
Je nach Sichtweise hat die Almwirtschaft eine unterschiedliche Bedeutung. Für die in der Landwirtschaft Beschäftigten ist die Almwirtschaft nicht dasselbe wie für die Besucher und Besucherinnen.
Landwirtschaft
Die Almwirtschaft ist ein wichtiger Bestandteil für die landwirtschaftlichen Betriebe im Tal. Die Arbeitsbelastung im Sommer ist sehr hoch, da unter anderem Futter für den Winter hergestellt werden muss. Es ist daher eine Erleichterung, wenn das Vieh im Sommer auf der Alm ist und weidet. So können mehr Tiere gehalten werden und diese sind auch gesünder.
Durch das Weiden werden die Milch und die daraus hergestellten Produkte zudem hochwertiger, wodurch mehr Einnahmen entstehen. Auch die Muskulatur der Tiere wird besser, was sich auf positiv auf die Qualität des Fleisches auswirkt und wodurch sich die Einnahmen der Bauern erhöhen.
Hirten und Hirtinnen
Die Hirten und Hirtinnen kümmern sich um das Vieh auf den Alpen. Für sie bedeutet die Almwirtschaft harte Arbeit, 7 Tage die Woche. Es werden Herden weitergetrieben, Tiere gemolken, die Ställe ausgemistet, die Gesundheit der Tiere überwacht und verlorenen Tiere gesucht. Manchmal müssen auch Zäune repariert oder Tiere medizinisch behandelt werden. Senner und Sennerinnen müssen zusätzlich noch den Käse und weitere Milchprodukte herstellen.
Zudem werden auf vielen Almen nebenbei Besucher und Besucherinnen bewirtschaftet. Wenn das der Fall ist, muss etwa gekocht und geputzt werden.
Natur
Auch aus ökologischer Sicht sind Almen sehr wertvoll. Auf den Weiden lässt sich eine hohe Biodiversität, also Vielfalt von Blumen, Kräutern und Tieren, auffinden. Diese existiert jedoch nur durch die regelmäßige Bewirtschaftung. Ist die Bewirtschaftung zu stark ausgeprägt und zu intensiv, kann die Biodiversität wiederum geschädigt werden und verloren gehen.
Auf den Almen wachsen viele verschiedene Pflanzen. Dazu gehören viele Alpenblumen wie den Enzian, das Alpenglöckchen oder der bekannte Edelweiß.
Tourismus
Almen sind als gepflegte und ansehnliche Kulturlandschaft sowie durch die Ruhe ein beliebtes Ausflugsziel für Besucher und Besucherinnen. Almen locken zudem mit der Landschaft und den vielen Möglichkeiten an Aktivitäten wie Mountainbiken, Wandern und Skifahren.
Almen sind keine Naturlandschaften, sondern durch Jahrtausende landwirtschaftliche Nutzung entstandenen Kulturlandschaften. Naturlandschaften sind von der Menschheit unberührt, Kulturlandschaften hingegen sind vom Menschen geprägt.
Mehr zum Tourismus gibt es in der Erklärung dazu.
Soziokulturell
Auch für die Einheimischen ist die Almwirtschaft nicht nur des Geldes wegen wichtig. Viele Bereiche der Almwirtschaft stammen aus früheren Zeiten. Bräuche, Rezepte sowie Traditionen stammen aus der Almwirtschaft und werden Generation für Generation weitergegeben. Wenn die Almwirtschaft verschwinden würden, gäbe es auch viele Bräuche und Traditionen nicht mehr so wie sie aktuell gelebt werden. Das wird unter anderem an dem Almabtrieb deutlich.
Almwirtschaft – Das Wichtigste
- Almwirtschaft ist die Landwirtschaft mit Nutztieren auf der Alm.
- Almen sind große Wiesen in den Bergen, auf denen im Sommer Tiere leben.Es gibt Galtalmen, Senneralmen und Melkalmen.
- Almwirtschaft wird neben den Alpen noch in den Skanden in Skandinavien, dem Schwarzwald und den Pyrenäen betrieben.
- Der Strukturwandel unserer heutigen Gesellschaft erschwert die Almwirtschaft.
- Die Bedeutung der Almen hängt sehr davon ab, aus wessen Sicht man sie betrachtet. Für Bauern und Bäuerinnen, Touristen und Touristinnen und auch für Bräuche und Traditionen sind sie ein Zugewinn.
Nachweise
- spektrum.de: Almwirtschaft. (18.08.2022)
- alpen-guide.de: Die Almwirtschaft in Tirol. (23.08.2022)
- bund-naturschutz.de: Almwirtschaft in Bayern. (23.08.2022)
- Abbildung 1: Eine Alm in den Alpen Österreichs (https://pxhere.com/id/photo/1018977) licensed by CC0 (https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de).
- Abbildung 2: Eine Kuh auf einer Weide (https://pixabay.com/de/photos/kuh-wiederk%c3%a4uer-weide-entspannung-5453259/) licensed by CC0 (https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de).
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Almwirtschaft
Welche Vorteile hat die Almwirtschaft?
Bei der Almwirtschaft werden bessere Produkte hergestellt, da die Tiere gesünder leben und es erleichtert die Landwirtschaft im Sommer.
Was versteht man unter Almwirtschaft?
Almwirtschaft ist die Landwirtschaft mit Nutztieren auf der Alm.
Was ist eine Alm?
Eine Alm ist eine große Wiese in den Bergen, auf denen im Sommer Tiere leben.
Welche Bedeutung können Almen noch haben?
Almen erleichtern den Landwirten und Landwirtinnen den Sommer, haben eine hohe Biodiversität, ziehen Touristen und Touristinnen an und erhalten Traditionen.
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