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Doch was ist eigentlich die Ursprünge und die Folgen von Überweidung? Und was hat das mit der Desertifikation der Sahelzone zu tun?
Überweidung – Definition und Bedeutung
Von Überweidung spricht man, wenn Böden durch zu hohe Viehbelastung stark übernutzt werden, und die Tiere den Boden langfristig belasten oder zerstören. In anderen Worten bedeutet das, Tiere übernutzen die Weiden und verbrauchen mehr Bodenpflanzen, als sich regenerieren können.
Überweidung bedeutet, dass Pflanzendecken und Böden durch Viehhaltung so stark übernutzt werden, dass sie sich nicht mehr regenerieren können.
Überweidung – Erklärung
Durch intensiven Viehbesatz auf zu kleinem Raum werden Pflanzen und Böden überbelastet: Zu viele Tiere auf zu wenig Fläche weiden ihren Lebensraum buchstäblich leer, indem sie bereits die kleinen Keime abgrasen oder diese mit ihren Hufen zerstören. Diese andauernde Belastung nimmt schädliche Auswirkungen auf den Boden, bis dieser weniger fruchtbar oder gänzlich leblos wird.
Überweidung – Ursachen
Überweidung lässt sich hauptsächlich auf zwei Gründe zurückführen. Erstens kann die hohe Bodenbelastung durch eine zu hohe Anzahl an Tieren auf der Weide entstehen. Die verfügbare Weidefläche wird abgegrast und übernutzt, da zu wenig Fläche für die Anzahl an Tieren vorhanden ist.
Zweitens spielt auch die Zeit eine Rolle. Wenn Tiere zu lange auf derselben Fläche grasen, ohne bewegt zu werden, wird der Boden ebenfalls übernutzt.
Beide Ursachen gehen hauptsächlich aus der Viehzucht hervor. Zuchttiere werden in hoher Zahl für einen längeren Zeitraum auf kleinen Flächen gehalten. Wildtiere hingegen wechseln ihren Standort von Natur aus, sobald ihre Weideflächen kahler werden. Daher ist der eigentliche Ursprung der Überweidung die vom Menschen betriebene Viehzucht.
Auf dem Foto erkennst Du, wie der Boden um eine Wasserstelle extrem überweidet wurde. Viele Hirten und Viehzüchter bringen täglich zu große Herden zur selben Wasserstelle: Die Tiere grasen alle essbaren Pflanzen ab und der Boden wird kahl.
Überweidung – Folgen
Überweidung und ihre Folgen gefährden die Umwelt und die Menschen. Hier findest Du eine Übersicht der wichtigsten Konsequenzen der Überweidung.
Bodenzerstörung
Bodenzerstörung oder Bodendegradation bezeichnet den Verlust von Struktur und Funktion des Bodens. Dafür gibt es verschiedene Auslöser - einer davon ist Überweidung. Durch die starke Überbelastung verliert der Boden seine Fruchtbarkeit und wird trocken und brüchig. Der Lebensraum der Bodenorganismen wird zerstört und die landwirtschaftliche Nutzung ist nicht mehr möglich.
Mehr über Bodendegradation erfährst Du in der gleichnamigen Erklärung.
Überweidung und Desertifikation
Desertifikation bezeichnet die vom Menschen verursachte Ausweitungen der Wüste, und ist eine mögliche Folge von Überweidung. Wenn die Bodendegradation weitläufig fortschreitet, entstehen wüstenartige Trockenflächen in Gebieten, die zuvor keine Wüsten waren. Diese Flächen sind dann, ähnlich wie Wüsten, nahezu ungeeignet zur landwirtschaftlichen Nutzung oder Viehzucht.
Als Desertifikation bezeichnet man die durch den Menschen verursachte Ausbreitung der Wüsten auf der Erde.
Desertifikation findet überwiegend in relativ trockenen Teilen der Erde statt – meistens in den semiariden Übergangsbereichen zwischen Wüsten und Savannen. Wenn Herdentiere die Bodenpflanzen abgrasen, bis diese nicht mehr nachwachsen, werden die besagten Bereiche vegetationslos. Das wiederum begünstigt Bodendegradation. Die oberste Bodenschicht wird brüchig und instabil, und kann leicht vom Wind abgetragen werden.
Das bekannteste Beispiel der Desertifikation ist die Sahelzone in Afrika. Mehr dazu findest Du weiter unten in der Erklärung. Für mehr Informationen zur Desertifikation, lies Dir gerne die passende Erklärung zu dem Thema durch!
Veränderung der Vegetation
Ein weiteres Problem der Überweidung ist der Eingriff in die Entwicklung der Flora, also der Pflanzenwelt eines Gebietes. Überweidung findet meist selektiv statt: Futterpflanzen werden von Tieren bevorzugt, während Pflanzen mit Abwehrmechanismen (wie Gift oder Stacheln) übrig bleiben. Dementsprechend breiten sich ungenießbare Pflanzen mit geringem Wert für die Weidewirtschaft aus, aber nährstoffreiche Pflanzen können nicht mehr nachwachsen. Somit kommt es zur Futterverknappung.
Besonders häufig verändert sich die Vegetation rund um Wasserstellen. Die Selektion und Überweidung von Nahrungspflanzen kann jedoch langfristig ganze Ökosysteme zerstören.
Verlust der Artenvielfalt
Durch die Futterverknappung und das Aussterben von bestimmten Pflanzen in manchen Gebieten trägt die Überweidung außerdem zum Artensterben bei. Insbesondere Insekten verlieren ihren natürlichen Lebensraum sowie ihre Nahrungsquellen. Das ist bedrohlich, da die Artenvielfalt und Biodiversität der Erde für Stabilität und ausgeglichene Ökosysteme sorgen.
Wenn Du mehr über Biodiversität und Artenvielfalt lernen möchtest, gibt es hier eine Erklärung für Dich.
Überweidung – Sahel
Die Sahelzone ist ein etwa 400 Kilometer breites Gebiet in Nordafrika und liegt zwischen der Sahara im Norden und den Dorn- und Trockensavannen im Süden.
Obwohl in diesem Gebiet grundsätzlich ein eher trockenes Klima herrscht, war die Sahelzone früher relativ stark bewachsen und bot sich für die Viehzucht an. Heute wird sie jedoch durch extreme Trockenheit und Dürre gekennzeichnet – es ist extrem heiß und die Niederschläge bleiben aus.
Die Sahelzone ist der Ursprung des Begriffs Desertifikation. Hier wurde erstmals die Ausbreitung der Wüste unter menschlichem Einfluss festgestellt.
Die Sahelzone ist schon lange relativ dicht besiedelt und die Tendenz steigt. Die Bevölkerungsdichte der Sahelzone erhöht sich. Mehr Menschen verbrauchen mehr Nahrung, doch die Nahrungsmittel im Sahel sind begrenzt – es wird mehr Vieh benötigt.
Durch den Bevölkerungsanstieg erhöht sich der Druck der Nahrungsbeschaffung, und somit die Belastung der Ökosysteme. Die größeren Herden benötigen mehr Futter und die verfügbaren Flächen reduzieren sich. Es kommt zur Überweidung. Böden werden zu intensiv und zu häufig für die Viehzucht genutzt, sodass die Pflanzen sich nicht mehr regenerieren können.
Ohne den Schutz der Pflanzen wird der Boden brüchig und spröde. Teilweise werden ganze Bodenschichten vom Wind abgetragen, was auch als Bodenerosion bezeichnet wird. Somit verliert der Boden vollständig seine Vegetation und die Wüste breitet sich aus.
Für die Menschen im Sahel ist die Wüstenausbreitung eine große Bedrohung. Sand- und Staubstürme gefährden den Lebensraum und die Gesundheit der Menschen. Auch die Ernährungssicherheit wird bedroht: Die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen verringern sich, und immer weniger Nahrungsmittel können produziert werden.
Weitere Ursachen der Desertifikation im Sahel
Die Trockenheit und Ausweitung der Wüste sind jedoch nicht ausschließlich auf Überweidung zurückzuführen. Auch andere menschliche Eingriffe in die Natur tragen zur Wüstenausweitung in der Sahelzone bei.
Übernutzung der Böden
Neben der Überweidung kann auch die landwirtschaftliche Übernutzung der Böden zu Bodengradation beitragen. Wenn Flächen pausenlos und einseitig zum Ackerbau genutzt werden, verliert der Boden seine Regenerationsfähigkeit. Wie bei der Überweidung wächst die Bepflanzung nicht mehr nach, der Boden wird brüchig und es kommt zur Bodenerosion.
Tiefbrunnen
Um die großen Herden zu versorgen, wird außerdem viel Wasser benötigt, doch die natürlichen Ressourcen sind stark limitiert. Daher wurden Tiefbrunnen angelegt, um die Wasserversorgung von Menschen, Tieren und Nutzpflanzen zu gewährleisten. Durch die Entnahme von Wasser aus den tief liegenden Erdschichten sinken die Grundwasserspiegel, und es wird mehr Wasser entnommen als nachsickern kann. Auch so werden Ökosysteme destabilisiert.
Abholzen der Wälder
Auch das großräumige Roden von Bäumen im Sahel trägt zur Desertifikation bei. Die Rodung dient der Erschließung neuer Ackerflächen oder dem Abbau von Holz, um Baumaterial und Energie zu gewinnen. Dabei wird wie bei der Überweidung die Vegetation und der Boden angegriffen.
Überweidung – Das Wichtigste
- Als Überweidung bezeichnet man die starke Übernutzung von Böden durch Viehzucht, die dazu führt, dass die Futterpflanzen nicht mehr nachwachsen können.
- Überweidung destabilisiert die Böden, sodass diese nicht mehr als Futterquelle dienen können, oder sogar vom Wind abgetragen werden.
- Überweidung begünstigt außerdem das Artensterben, da sie die Vegetation beeinflusst und den natürlichen Lebensraum von Tieren bedroht.
- Eine drastische Folge der Überweidung ist Desertifikation – also die Ausweitung der Wüste – die beispielsweise in der Sahelzone beobachtet werden kann.
Nachweise
- klett.de: Ursachen und Bekämpfung der Desertifikation. (06.07.2022)
- spektrum.de: Überweidung. (06.07.2022)
- planet-wissen.de: Desertifikation - Die Wüsten dehnen sich aus. (06.07.2022)
- Abbildung 1: Überweidung nahe einer Wasserstelle (https://www.hippopx.com/fr/dust-safari-animals-water-watering-hole-africa-cows-255032) licensed by CC0 (https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de).
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Überweidung
Was bedeutet Überweidung?
Überweidung bedeutet, dass Pflanzendecken und Böden durch Viehhaltung so stark übernutzt werden, dass sie sich nicht mehr regenerieren können.
Wie kommt es zur Überweidung?
Zur Überweidung kommt es durch zu hohe Viehbelastung. Das passiert, wenn zu viele Tiere auf sehr kleinem Raum grasen, oder wenn Tiere zu lange auf derselben Fläche weiden.
Welche Ursachen und Folgen hat die Übernutzung der Sahelzone?
Die Ursachen der Übernutzung der Sahelzone sind:
- Übernutzung der natürlichen Ressourcen
- Überweidung
- keine ausreichende Regenerationszeit für den Boden
- Bau von Tiefbrunnen
- Abholzung von Wäldern
Dadurch folgt ein sinkender Grundwasserspiegel, Bodenerosion und die darauffolgende Desertifikation.
Welche Fehler wurden bei der Nutzung der Sahelzone von den Menschen gemacht?
Die Menschen haben bei der Nutzung der Sahelzone die natürlichen Ressourcen übernutzt. Das äußert sich in übermäßige Viehzucht, Landwirtschaft, Wassernutzung und Rodung von Wäldern.
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