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Wirtschaftswald – Definition & Aufbau
Bei der Nutzung von Wäldern und ihrer natürlichen Entwicklung wird grundlegend zwischen drei Arten von Wäldern unterschieden:
- Urwald
- Naturwald
- Wirtschaftswald oder Nutzwald
Der Wirtschaftswald oder Nutzwald wird dabei am stärksten vom Menschen beeinflusst und genutzt.
Der Wirtschaftswald ist eine regelmäßig bewirtschaftete Waldfläche, aus der Holz zur Nutzung entnommen wird.
Zur Bewirtschaftung eines Wirtschaftswaldes gehören neben dem Fällen von Bäumen (Abbildung 1) auch das Jagen von Waldtieren und das Pflücken von Pflanzen und Pilzen sowie die Pflege der Pflanzen.
Aufbau Wirtschaftswald
Ein Wirtschaftswald kann entweder ein Mischwald oder eine Monokultur sein. Ist er ein Mischwald, wachsen dort mindestens zwei verschiedene Baumarten. Liegt eine Monokultur vor, besteht der Wirtschaftswald nur aus einer einzigen Baumart.
Findest Du in einem Wirtschaftswald Eichen, Buchen und Fichten, ist es ein sogenannter Mischwald.
Findest Du jedoch nur Buchen, stehst Du in einem Wirtschaftswald als Monokultur.
Besonders bei Monokulturen mangelt es an Artenvielfalt und einer gesunden Struktur des Wirtschaftswaldes. Denn grundsätzlich sind die meisten Wälder in Stockwerken aufgebaut.
Diese fünf Stockwerke entstehen durch eine große Vielfalt an Bäumen, kleinen Pflanzen und weiteren Lebewesen im Wald. Da die Artenvielfalt in einem Wirtschaftswald je nach Struktur eher gering ist, ist zwar ein Stockwerksbau im Wirtschaftswald vorhanden, jedoch nicht so ausgeprägt.
Die fünf Stockwerke des Waldes sind die Wurzelschicht, Moosschicht, Krautschicht, Strauchschicht und Baumschicht. Mehr dazu findest Du in der Erklärung zum Ökosystem Wald.
Wirtschaftswald – Merkmale
Ein Wirtschaftswald hat grundsätzlich vier wesentliche Merkmale, die ihn von einem Urwald oder einem Naturwald unterscheiden.
Merkmal Wirtschaftswald | Erklärung |
regelmäßige, forstwirtschaftliche Nutzung | Die Bäume, die in einem Wirtschaftswald wachsen, werden regelmäßig gefällt, um das Holz als Rohstoff zu nutzen. Zudem werden neue Bäume gepflanzt und kranke Bäume entfernt. Diese Bewirtschaftung eines Waldes nennt sich Forstwirtschaft. |
ständige Verjüngung | Die Verjüngung eines Wirtschaftswaldes, also der Wechsel von einer alten Baumgeneration zu einer jungen, kann auf zwei verschiedene Arten erfolgen:
|
geringer Totholzanteil | Als Totholz bezeichnet man Teile von Bäumen oder ganze Bäume, die abgestorben sind, sich aber noch im Wald befinden. Dieses Totholz hat keinen wirtschaftlichen Nutzen und wird deshalb in einem Wirtschaftswald regelmäßig entfernt. |
geringe Artenvielfalt | Sowohl in Bezug auf die Baumarten als auch auf andere Pflanzenarten und Tierarten weist ein Wirtschaftswald meist eine geringe Artenvielfalt auf. |
Tabelle 1 - Wirtschaftswald Merkmale.
Mehr zu Forstwirtschaft findest Du in der eigenen Erklärung dazu. Schau sie Dir gerne als Ergänzung hierzu an.
Unterschied Urwald – Wirtschaftswald
Der Urwald wird oft als klares Gegenteil zum Wirtschaftswald angeführt.
Ein Urwald, auch Primärwald genannt, ist ein menschlich wenig oder gar nicht beeinflusster Wald.
Urwälder werden kaum oder gar nicht vom Menschen beeinflusst oder genutzt und haben daher ihre ursprüngliche natürliche Struktur. Sowohl die Vegetation als auch die Tierwelt sind dort sehr artenreich und vielfältig.
Der Totholzanteil ist im Urwald durch die fehlende Forstwirtschaft sehr hoch.
Mehr darüber erfährst Du in der Erklärung zum Primärwald.
Wirtschaftswald – Naturwald
Auch der Naturwald unterscheidet sich stark von einem Wirtschaftswald.
Als Naturwald wird ein ehemaliger Wirtschaftswald bezeichnet, in dem keine Forstwirtschaft mehr betrieben wird.
Durch das Einstellen der Forstwirtschaft in einem Wirtschaftswald kann sich der Wald langsam erholen. So wächst mit der Zeit sowohl der Totholzanteil als auch die Artenvielfalt und der Wald nähert sich immer weiter seiner ursprünglichen, natürlichen Struktur an – er wird zum Naturwald.
Wirtschaftswald – Vorteile und Nachteile
Eine Waldfläche wirtschaftlich zu nutzen, kann sowohl Vorteile als auch Nachteile für den Wald und die Umwelt haben. Die Vor- und Nachteile unterscheiden sich je nach Aufbau des Wirtschaftswaldes als Mischwald oder Monokultur.
Wirtschaftswald – Vorteile
Die Nutzung eines Waldes als Wirtschaftswald bietet wichtige Vorteile. Besonders Mischwälder bieten zudem weitere Vorteile.
- Gewinn von Holz als Rohstoff zum Eigengebrauch oder Verkauf
- Schaffen von Arbeitsplätzen in der Forstwirtschaft
- Erhalt bestimmter Baumarten
Ist der Wirtschaftswald als Mischwald aufgebaut, können durch eine regelmäßige Pflege des Waldes auch Schädlinge gut bekämpft werden.
Schädlinge im Wald können der Borkenkäfer, die Kastanienminiermotte oder der Maikäfer sein.
Diese Schädlinge können sich bei einer Vielzahl an verschiedenen Bäumen und ständiger Kontrolle durch Förster und Försterinnen schwer vermehren und ausbreiten.
Die Abbildung 3 zeigt Dir die Spuren, die ein Borkenkäfer in der Rinde des baumes hinterlassen kann:
Ist ein Wirtschaftswald eine Monokultur, können sich hier Schädlinge trotz regelmäßiger Pflege des Waldes besonders schnell verbreiten. Denn gibt es nur eine Baumart im Wirtschaftswald, herrscht ein Überangebot an einer bestimmten Nahrung. Schädlinge, die genau diese Nahrung benötigen, vermehren sich so schnell und können nur schwer bekämpft werden.
Wirtschaftswald – Nachteile
Neben wichtigen Vorteilen haben Wirtschaftswälder besonders zwei zentrale Nachteile.
Artenvielfalt – Wirtschaftswald
Durch den sehr geringen Totholzanteil in einem Wirtschaftswald wird zum einen die Artenvielfalt gemindert. Denn viele Arten nutzen das Totholz als Lebensraum und Nahrungsquelle. Wenn das wegfällt, fällt auch ihr Lebensraum weg und der Bestand der Arten geht zurück.
Nährstoffkreislauf – Wirtschaftswald
Zum anderen ist auch der Nährstoffkreislauf eines Waldes durch zu wenig Totholz im Wirtschaftswald gestört. Denn durch das Verrotten eines toten Baumes werden wichtige Nährstoffe frei, die in den Waldboden gelangen und so von anderen Bäumen über ihre Wurzeln aufgenommen werden können. Fehlt dieses Totholz, fehlen auch die Nährstoffe für ein gutes Wachstum anderer Bäume.
Ein Nährstoffkreislauf beschreibt den Austausch von organischen und anorganischen Materialien. Abgestorbene Pflanzenteile zersetzen sich und geben Nährstoffe frei, die von anderen Pflanzen und Tieren wieder aufgenommen werden.
Wirtschaftswald Deutschland
In Deutschland sind 11.419.124 Hektar Fläche von Wald bedeckt (Stand 2014). Das entspricht rund 32 % der Gesamtfläche Deutschlands.6 Fast alle Wälder in Deutschland sind Wirtschaftswälder und werden forstwirtschaftlich genutzt. Dafür haben im Jahr 2014 mehr als 1,1 Millionen Menschen im Bereich Holz und Forst gearbeitet.6
Durch die Forstwirtschaft in Deutschland konnten so im Zeitraum zwischen 2002 und 2012 durchschnittlich 76 Millionen m3 Holz pro km2 genutzt werden.6
Neben der forstwirtschaftlichen Nutzung von Wäldern wird durch einige Nationalparks und Naturschutzgebiete in Deutschland versucht, wieder mehr Naturwald zu generieren und eine Entwicklung zurück zum Urwald zu fördern.
Wirtschaftswald - Das Wichtigste
- Der Wirtschaftswald ist eine regelmäßig bewirtschaftete Waldfläche, aus der Holz zur Nutzung entnommen wird.
- Wirtschaftswald Merkmale:
- forstwirtschaftliche Nutzung
- ständige Verjüngung
- geringer Totholzanteil
- geringe Artenvielfalt
- Aufbau Wirtschaftswald: Ein Wirtschaftswald ist entweder als Mischwald mit mehreren Baumarten oder als Monokultur mit nur einer Baumart aufgebaut.
- Wirtschaftswald Vorteile:
- Gewinn von Holz als Rohstoff zum Eigengebrauch oder Verkauf
- Schaffen von Arbeitsplätzen in der Forstwirtschaft
- Erhalt bestimmter Baumarten
- Fast alle Wälder in Deutschland sind Wirtschaftswälder und werden forstwirtschaftlich genutzt.
Nachweise
- spektrum.de: Wirtschaftswald. (30.11.2022)
- spektrum.de: Verjüngung. (30.11.2022)
- spektrum.de: Urwald. (30.11.2022)
- bund-sh.de: Naturwälder: Urwald von morgen. (30.11.2022)
- blog.forestfinance.de: Vom Urwald bis zum Forst: Waldwissen kompakt. (30.11.2022)
- Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2018). Der Wald in Deutschland. bmel.de (30.11.2022)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Wirtschaftswald
Was versteht man unter Wirtschaftswald?
Unter Wirtschaftswald versteht man eine regelmäßig bewirtschaftete Waldfläche, aus der Holz zur Nutzung entnommen wird.
Was ist der Unterschied zwischen einem Urwald und einem Wirtschaftswald?
Der Unterschied zwischen einem Urwald und einem Wirtschaftswald ist, dass ein Urwald nicht oder kaum vom Menschen beeinflusst wird. Dadurch findet man ihn in seiner natürlichen und ursprünglichen Struktur mit großer Artenvielfalt und hohem Totholzanteil vor.
Wie ist ein Wirtschaftswald aufgebaut?
Ein Wirtschaftswald ist entweder als Mischwald mit mehreren Baumarten oder als Monokultur mit nur einer Baumart aufgebaut.
Was sind die Vorteile vom Wirtschaftswald?
Die Vorteile vom Wirtschaftswald sind:
- Gewinn von Holz als Rohstoff zum Eigengebrauch oder Verkauf
- Schaffen von Arbeitsplätzen in der Forstwirtschaft
- Erhalt bestimmter Baumarten
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