Geschichte der Etrusker
Bis heute gibt es zahlreiche offene Fragen rund um das Volk der Etrusker und ihre Geschichte. Besonders bekannt sind sie für ihre Fähigkeiten in der Metallgewinnung und -bearbeitung sowie ihre sogenannten Nekropolen. Durch ihre Vermischung mit den Römern und dem Aufstieg des Römischen Reiches ging viel Wissen über die etruskische Lebenswelt verloren.
Etrusker – Zeitraum
Die Spuren der Etrusker lassen sich bis etwa 800 v. Chr. zurückverfolgen und bis ins erste Jahrhundert vor Christus immer wieder finden. Es gibt allerdings auch Schriftstücke, die von Etruskern im 6. Jahrhundert nach Christus berichten. Es ist daher nicht eindeutig feststellbar, wie lange das antike Volk existierte.Um 600 v Chr. standen die Etrusker auf dem Höhepunkt ihrer Macht, sollten in den kommenden Jahrhunderten aber von den Römern assimiliert werden.
Assimilieren bedeutet so viel wie "anpassen" / "angleichen" / "eingliedern" etc.
Etrusker – Herkunft
Zur Geschichte der Herkunft der Etrusker gibt es zwei prominente Theorien: zum einen die Einwanderungstheorie und zum anderen die sogenannte autochthone Theorie.
Das Wort "autochthon" bedeutet in der Völkerkunde so viel wie (von Stämmen oder Völkern) eingeboren, indigen, einheimisch.
- Einwanderungstheorie: Das Volk der Etrusker wanderte aus dem kleinasiatischen Gebiet Lydien (Gebiet heutiger Türkei) nach Etrurien ein.→ Genanalysen sollen die Abstammung der Etrusker aus dem antiken Lydien nachgewiesen/nahegelegt haben. Und auch Vergleiche der Sprache, Schrift und Kunst lassen Übereinstimmungen zwischen dem Lydischen und dem Etruskischen erkennen.
- autochthone Theorie: Die Kultur der Etrusker entwickelte sich aus der mittelitalienischen Villanovakultur, die seit etwa 1000 v. Chr. im Raum um Bologna existierte.→ Als Beleg für diese Theorie dienen ebenfalls genetische Untersuchungen, die dafür sprechen, dass die Etrusker kein eingewandertes Volk waren, sondern viel mehr ein lokales Genprofil besäßen.
Heute vertreten viele Forschende der Etruskologie (wissenschaftliche Disziplin, die sich mit den Etruskern beschäftigt) eine Synthese, also eine Mischung der beiden Herkunftsthesen. Sie gehen davon aus, dass es eine einheimische Bauernkultur gab. In diese drangen dann mit der Zeit fremde Seefahrer aus Phönizien (heute Libanon, Syrien, Israel) sowie indogermanische Stämme der Italiker ein – so bildete sich die Villanovakultur. Mit der Zeit mischten sich Einwanderer aus Kleinasien in die Bevölkerung, wodurch schließlich die Kultur der Etrusker hervorging.
Etrusker – Villanovakultur
Die Villanovakultur wird oft als eine Frühphase der etruskischen Kultur gesehen, da sie sich im gleichen Raum Mittelitaliens ausbreitete. Sie existierte für etwa 500 Jahre, von 100 v. Chr. bis 500 v. Chr., also zeitgleich mit den Etruskern. Deswegen gehen auch einige Forschende davon aus, dass sich die etruskische Kultur aus der Villanovakultur entwickelte und nicht aus dem Nahen Osten einwanderte.Die Villanovakultur ist besonders bekannt für ihre Urnenfeldkultur, mit aufwendig verzierten Urnen, in denen sie die Asche ihrer Angehörigen beisetzten. Teilweise gestalteten sie auch sogenannte Hausurnen, die die Wohnhäuser der Verstorbenen kopierten.
Etrusker – Gebiet
Das Gebiet, auf dem die Etrusker lebten, wird Etrurien genannt. Heute liegen auf diesem Gebiet die Regionen Toskana, Latium und Umbrien. Im Verlauf der Geschichte weiteten die Etrusker ihr Einflussgebiet noch weiter aus, wie Du unten auf der Karte erkennen kannst.
Etrusker – Zwölfstädtebund
Um 750 v. Chr. entwickelten sich die Etrusker zur Seemacht über das Thyrrenische Meer und erreichten gegen 600 v. Chr. ihren Machthöhepunkt. Sie verbündeten sich mit den Karthagern (Hauptstadt: Karthago, im heutigen Tunesien) und herrschten gemeinsam mit ihnen über das westliche Mittelmeer.
Die Etrusker hatten keinen Zentralstaat, doch zwölf ihrer Städte, schlossen sich 600 v. Chr. zu einem losen Bund zusammen – dem Zwölfstädtebund. In jeder dieser Städte herrschte ein König, sie waren also monarchisch geordnet. Der Zwölfstädtebund hatte allerdings mehr eine religiöse Funktion als eine politische und wirkte somit kaum nach außen.
Etrusker – Kultur
Viele Teile der etruskischen Kultur wurden von den Römern übernommen. So etwa der purpurfarbene Königsmantel sowie die Purpurtunika, die Fasces und das Vorzeichenlesen aus Tiereingeweiden.
Die Fasces war ein hölzernes Rutenbündel, in dem ein Beil steckte. Es galt in der etruskischen und später römischen Kultur als Zeichen der höchsten Amtsträger.
Bei der Entwicklung der etruskischen Kultur selbst gibt es zahlreiche Hinweise, die auf einen engen Kontakt zwischen den Etruskern und Kulturen des Mittelmeerraums schließen lassen. Eine gegenseitige Beeinflussung ist daher sehr leicht vorstellbar. Zu Beginn sind besonders karthagische Einflüsse erkennbar, ab 500 v. Chr. dann zunehmend griechische.
Etrusker – Sprache
Die Etrusker hatten ihre eigene Sprache, die auch Etruskisch genannt wird. Sie wurde etwa vom 9. Jahrhundert vor Christus bis ins erste Jahrhundert nach Christus gesprochen. Primär ist sie in Form von Inschriften überliefert. Bis heute sind jedoch bloß ungefähr 200 Worte entschlüsselt, wobei die gedeuteten Übersetzungen der Forschenden noch deutlich voneinander abweichen. Bei 300 bis 400 Wörtern ist die Bedeutung noch komplett unklar.
Etrusker – Schrift
Die ältesten überlieferten Schriftstücke der Etrusker stammen aus dem 7. Jahrhundert vor Christus. Bei der etruskischen Schrift handelt es sich um eine Ausführung des altitalischen Alphabets, die sich aus dem westgriechischen Alphabet entwickelt hat. Die Buchstaben wurden also spiegelverkehrt von rechts nach links geschrieben.
Etrusker – Götter
Besonders in der Welt der Götter lassen sich deutliche Beeinflussungen aus der griechischen Mythologie erkennen. An oberster Stelle stand Voltumna, dessen genaue Funktion jedoch bis heute als unklar gilt. Du kannst Dir allerdings merken, dass die Etrusker, wie die Griechen und Römer, eine polytheistische Religion besaßen, das bedeutet, es gab nicht bloß einen einzelnen Gott, sondern viele verschiedene Gottheiten.
So teilten sie etwa die Himmelsrichtung 16 verschiedenen Göttinnen und Göttern zu:
- Norden bis Osten: Gottheiten des Himmels
- Osten bis Süden: Gottheiten der Natur
- Süden bis Westen: Gottheiten der Erde
- Westen bis Norden: Gottheiten der Unterwelt
Mithilfe dieser Zuordnung konnte ein etruskischer Priester Blitze beobachten und deuten. Die sogenannte Blitzlehre war ein wichtiger Bestandteil der religiösen Weissagung der Etrusker. Die Etrusker sind allgemein für ihre Deutung göttlicher Vorzeichen bekannt. Dies taten sie, neben der Blitzlehre, etwa durch das Deuten des Vogelflugs (Flugrouten und Gesang der Vögel) oder die Leberschau.
Bei der Leberschau wurde die Leber eines Opfertieres zur Orakel-/Omendeutung betrachtet.
Etrusker – Grabstätten
Die Grabstätten der Etrusker faszinieren Forschende und Geschichtsinteressierte bis heute. Denn das etruskische Volk zeichnete sich durch seine aufwendeige Grabstätten aus, die auch Nekropolen genannt werden. Doch was für eine Bedeutung steckt hinter dem Wort "Nekropole"? Dass es sehr dem Begriff "Metropole" ähnelt, hat einen Grund: Während eine Metropole eine Großstadt bezeichnet, bezeichnet eine Nekropole eine Totenstadt.
Polis ist Griechisch und bedeutet "Stadt". Mētropolis kann als "Mutterstadt" übersetzt werden. Nēkros bedeutet "Toter" und nēkropolis somit "Totenstadt".
Abb. 2 - Terrakottafigur einer Etruskerin auf dem Deckel eines Sarkophages, 150 – 120 v. Chr.
Die Etrusker errichteten ab dem 7. Jahrhundert vor Christus, neben Grabhügeln, diese Totenstädte, um ihre verstorbenen Angehörigen beizusetzen. Die Gebäude wurden außerhalb der Siedlungen errichtet und wurden häufig den Wohnhäusern der Familien nachempfunden, die darin beigesetzt wurden.
Etrusker vs. Rom
Doch was wurde aus dem antiken Volk der Etrusker? Wie kam es zum Aussterben ihrer Sprache und Kultur?
Daran sind in erster Linie die Römer schuld. In Rom wurden die Etrusker, die mit Königen über die Stadt herrschten, Etrusci oder Tusci genannt. Um 500 v. Chr. wurde jedoch der etruskische König Lucius Tarquinius Superbus in Rom gestürzt, womit die Königsherrschaft in Rom endete und die Römische Republik eingeführt wurde.
Wenn Du wissen willst, was in Rom nach dem Sturz der etruskischen Königsherrschaft geschah, dann lies Dir gerne die Erklärung "Ausdehnung des Römischen Reiches" hier auf StudySmarter durch!
Einige Jahre später, 482 v. Chr., kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Rom und der etruskischen Stadt Veji, die bloß 18 km auseinander lagen. Beinahe ein Jahrhundert hielten die Konflikte zwischen den beiden Städten an, bis Veji 396 v. Chr. von Rom zerstört wurde. Im selben Jahr fielen zudem die Kelten aus dem Norden in die Poebene (Norditalien) ein. 260 v. Chr. wurden die Etrusker dort schließlich von den Galliern unterworfen.
Es kam zu immer weiteren Auseinandersetzungen, bei denen die Etrusker zahlreiche Niederlagen verzeichnen mussten. Die Römer gründeten Kolonien in Etrurien, sodass den Etruskern ab 90 v. Chr. römisches Bürgerrecht zugesprochen wurde. Ab dem Jahr 40 v. Chr. wird von der endgültigen Romanisierung Etruriens gesprochen.
Etrusker - Das Wichtigste
- Die Etrusker waren ein antikes Volk, das in Mittelitalien lebte.
- Spuren der etruskischen Geschichte lassen sich von etwa 800 v. Chr. bis ins erste Jahrhundert v. Chr. finden.
- 600 v. Chr. erreichte das etruskische Volk den Zenit seiner Macht.
- Seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. wurde Etrurien zunehmend von den Römern erobert und die Etrusker assimiliert.
- Ab 40 v. Chr. galt Etrurien als endgültig romanisiert.
Nachweise
- Prayon (2010): Die Etrusker. Geschichte – Religion – Kunst. C. H. Beck.
- nationalgeographic.de: Erbe der Etrusker: DNA-Analysen offenbaren Herkunft der Hochkultur. (14.10.2022)
- Abb. 2 - Terracotta sarcophagus in shape of an etruscan woman.jpg (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Terracotta_sarcophagus_in_shape_of_an_etruscan_woman.jpg) von Thomas Ihle unter der Lizenz von CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en)
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