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Er wurde von Bismarck einberufen, um einen bevorstehenden Krieg zu verhindern.
Im folgenden Artikel erfährst Du, welche Rolle der Außenminister Bismarck dabei spielte, was die Ergebnisse der Versammlung waren und wie sich die außenpolitischen Verhältnisse daraufhin in Europa veränderten.
Berliner Kongress – Orientkrise
Der Anlass des Berliner Kongresses von 1878 war die Orientkrise, die sich in der Zeit von 1875 bis 1878 ereignete. In Bosnien, Herzegowina und Bulgarien herrschten überall Aufstände gegen die türkische Vorherrschaft. Russland unterstützte die Freiheitsaufstände aus strategischen Gründen in der Hoffnung, sich so einen Einfluss auf die Balkanstaaten zu ermöglichen. 1876 wurde der bulgarische Aprilaufstand vom türkischen Militär niedergeschlagen, woraufhin sich Russland als Schutzmacht einsetze. Dies löste 1877 den Osmanisch-Russischen Krieg aus.
Berliner Kongress – Frieden von Stefano
Russland siegte letztendlich gegen die Türkei und im März 1878 wurde der Frieden von Stefano beschlossen, der den Osmanisch-Russichen Krieg offiziell beendete. Russland dehnte somit die Herrschaft auf die Balkanstaaten aus und strebte den Zugang zum Mittelmeer an. Serbien, Montenegro, Rumänien und Großbulgarien erhielten ihre Unabhängigkeit und standen nicht mehr unter der Vorherrschaft der Türkei. Russlands eigentliches Ziel war, einen eigenmächtig großen bulgarischen Staat zu bilden, welchem sich jedoch die Großmächte Österreich-Ungarn und England widersetzen. Diese fürchteten um ihre Machtstellung in Europa.
Die Stimmung zwischen den Großmächten war also, obwohl "Frieden" herrschte, sehr angespannt. Man nannte die Orientkrise deswegen auch "Krieg-in-Sicht-Krise". Der österreichische Außenminister schlug deshalb eine Versammlung vor, die die Streitigkeiten diplomatisch lösen sollte, um einen Krieg zu verhindern. Da das Deutsche Kaiserreich zurzeit kein Interesse an den Balkangebieten hatte und sich auf das Ziel des europäischen Gleichgewichts fokussierte, sollte der deutsche Kanzler Otto von Bismarck die Versammlung anführen.
Berliner Kongress – Geschichte
Der Berliner Kongress tagte daraufhin von Juni bis Juli 1878 in Berlin.
Abbildung 1: Versammlung der Vertreter des Berliner Kongress 1878 in Berlin
Berliner Kongress – Beteiligte
Es versammelten sich am 13. Juni jeweils zwei führende Politiker als Vertreter des Deutschen Kaiserreiches, Österreichs, Russlands, Frankreichs, Großbritanniens, Italiens und des Osmanischen Reiches. Außerdem nahmen die in Berlin beglaubigte Botschafter dieser Länder als weitere Bevollmächtigte an den Verhandlungen teil. Bismarck trat dabei als "ehrlicher Makler" auf, der die Führung des Kongresses leitete. Die Verhandlungen liefen bis zum 13. Juli 1878.
Berliner Kongress – Ergebnisse
Durch die Ergebnisse des Berliner Kongresses wurde der Frieden von Stefano fast vollständig rückgängig gemacht. Es wurde beschlossen, dass Rumänien, Serbien und Montenegro souverän wurden. Russland erhielt Bessarabien und Teile der Türkei, musste aber einige bereits eroberte Gebiete abgeben. Außerdem wurde beschlossen, dass Österreich-Ungarn nun Bosnien, Herzegowina und Sandschak verwalten sollte. Dies sollte die Ausweitung der russischen Macht am Mittelmeer verhindern. Zudem blieb Bulgarien selbstständig, aber der Türkei tributpflichtig. England erhielt Zypern.
Berliner Kongress – Folgen
Der Frieden war für den Moment wiederhergestellt und ein Krieg in Europa wurde erstmal verhindert. Die Spannungen zwischen den Großmächten verblieben aber weiterhin und es tauchte ein neues Problem auf. Die Balkanländer wurden verschoben, verteilt, vergrößert oder verkleinert. Ihre nationalen Interessen wurden gar nicht beachtet und es wurde klar, dass Bismarck eine rein "machtpolitische Politik" betrieb. Obwohl er kein Interesse an den Balkanstaaten hatte, legte er die Gebietsverteilung strategisch vorteilhaft für Deutschland an.
Vor allem die russische Regierung fühlte sich durch die Ergebnisse des Berliner Kongresses benachteiligt. Ihr Einfluss auf den Balkan, sowie der gewonnene Zugang zum Mittelmeer, wurde nicht berücksichtigt. Österreich-Ungarn erhielt sogar die Verwaltung Bosniens und Herzegowinas, um die russische Machtexpansion am Mittelmeer zu verhindern.
Außenpolitische Beziehungen
Dadurch, dass Bismarck als "ehrlicher Makler" auftrat und auf dem Kongress keine Vorteile für Deutschland anstrebte, verbesserte sich die Beziehung Deutschlands zu Großbritannien. Er gewann vor allem die Anerkennung der britischen Delegation, die ihm zuvor eher mit Skepsis gegenübergestanden hatte. Nach dem Berliner Kongress bekam Bismarck in London den Ruf eines vertrauenswürdigen Außenpolitikers.
Anders als in England sah die russische Regierung Bismarcks Handeln als negativ an. Sie machten ihn für die Revidierung ihres "Siegfriedens" von Stefano verantwortlich und besorgte sich um die Annäherung Deutschlands an Österreich-Ungarn.
Dreikaiserabkommen
Die Spannungen zwischen Russland und Österreich-Ungarn hatten Folgen für das 1873 geschlossene Dreikaiserabkommen, bei dem sich Russland, Deutschland und Österreich im Falle einer Krise eine gemeinsame Absprache versprochen hatten. Russland war nicht nur enttäuscht von Österreich-Ungarn, sondern auch von Bismarck, der sich durch den Beschluss des Berliner Kongresses näher an Österreich angebunden hatte.
Russland und Österreich-Ungarn konnten ihre Rivalitäten auf dem Balkan bis 1881 noch etwas ausgleichen, sodass es zu einer Annäherung der Bündnispartner des Dreikaiserabkommens kam. Sie schlossen den auf drei Jahre befristeten Drei-Kaiser-Vertrag im Juni 1881 ab, der eine Erneuerung des Dreikaiserabkommens darstellte. Hierbei versprachen sich die drei Mächte Neutralität für den Fall eines militärischen Konflikts mit einer vierten Macht zu.
Damit konnte Bismarck seinem Ziel der Isolierung Frankreichs weiter nachgehen. Denn mit dem Bündnis war die militärische Unterstützung Russlands für Frankreich im Falle eines deutsch-französischen Konflikts ausgeschlossen. Die Beziehungen zwischen Russland und Österreich-Ungarn verschlechterten sich wegen einer weiteren Balkankrise aber derart, dass beide Staaten 1887 zu einer Verlängerung des "Drei-Kaiser-Bündnisses" nicht mehr bereit waren.
Der Balkan wurde so also zum "Pulverfass" und war eine der Ursachen des Ersten Weltkriegs.
Berliner Kongress - Das Wichtigste
- Versammlung zur Konfliktlösung der Balkankrise, um einen Krieg in Europa zu verhindern
- Fand am 13. Juni 1878 bis 13. Juli 1878 in Berlin statt
- Beteiligten: Vertreter Deutschen Reiches, Österreichs, Russlands, Frankreichs, Großbritanniens, Italiens und Osmanischen Reiches
- Bismarck als "ehrlicher Makler"
- Folgen:
- Russland war enttäuscht über die Ergebnisse des Kongress (Revidierung des Frieden von Stefano)
- nähere Anbindung Deutschlands an Österreich
- das Verhältnis zwischen Deutschland und Österreich-Ungarn zu Russland verschlechterte sich
- Balkan wurde zum "Pulverfass" und war eine Ursache des Ersten Weltkriegs
Nachweise
- Abbildung 1: Versammlung der Vertreter des Berliner Kongress 1878 in Berlin (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Berliner_kongress.jpg) Public Domain
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Berliner Kongress
Was wurde auf dem Berliner Kongress 1878 verhandelt?
Auf dem Berliner Kongress wurde die Lösung der Balkankrise verhandelt, um einen Krieg in Europa zu verhindern. Es wurde die Zugehörigkeit und Unabhängigkeit der Balkanländer beschlossen.
Warum nennt man Bismarck den ehrlichen Makler?
Bismarck trat als "ehrlicher Makler" auf, weil das Deutsche Kaiserreich kein sichtliches Interesse an den Balkangebieten hatte und Bismarck aus der Verhandlung keine Vorteile für Deutschland herauszog.
Was war der Berliner Kongress 1878?
Der Berliner Kongress war 1878 eine Versammlung des Deutschen Reiches, Österreichs, Russlands, Frankreichs, Großbritanniens, Italiens und des Osmanischen Reiches zur Konfliktlösung der Balkankrise.
Wann war der Berliner Kongress?
Die Versammlungen des Berliner Kongresses gingen vom 13. Juni bis zum 13. Juli 1878.
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