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Kriegsalltag 1. Weltkrieg für Frauen
Wie war das Leben im Ersten Weltkrieg? Die Situation an der Front bestimmte das Leben aller Bürger in der Heimat. Die Familien und Angehörigen der Soldaten erreichten Feldbriefe, Schocknachrichten und Todeszahlen.
Je länger sich der Krieg zog, desto schlechter wurde auch die Lebenssituation für die Menschen. Dabei spielte es keine Rolle, ob man in einem Land lebte, dass gerade einen Etappensieg erreichte oder eine Niederlage einstecken musste. Jedes am Krieg beteiligte Land verbrauchte sehr viel Geld und Material für die Rüstung.
Arbeitsbedingungen
Die Regierung fokussierte sich primär auf die Rüstungsindustrie, um den Krieg weiter vorantreiben zu können. Alle Arbeit richtete sich demnach auf die Kriegsrüstung aus. Diese Ressourcenverschwendung machte sich zum Beispiel bei der Anpassung der Arbeitsverhältnisse bei den Arbeiter*innen bemerkbar, die in der Rüstungsindustrie arbeiteten. Abgesehen davon, dass es nicht unüblich war, dass Frauen nur die Hälfte des Lohns der Männer für die gleiche Arbeit bekamen, mussten sie mit zunehmendem Kriegsverlauf auch länger am Tag arbeiteten. Dazu kam, dass Frauen – im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen – keine Fachausbildung bekamen. So konnte kaum eine von ihnen in ihrem Beruf aufsteigen, mehr verdienen oder mehr Rechte zugesprochen bekommen.
Als 1914 die britische Seeblockade eintrat, wirkte sich die Nahrungsmittelknappheit gravierend auf die deutsche Bevölkerung aus. Der niedrige Lohn reichte häufig nicht aus, um sich davon ausreichend Lebensmittel zu leisten. Die Situation der Arbeiter*innen in der Stadt war sogar noch schlechter, als die für die Landwirt*innen auf dem Land.
Rollenbilder
Traditionelle Rollenbilder lösten sich auch im Krieg nicht auf. Obwohl Frauen nun vermehrt Berufe ausübten, die vor dem Krieg von Männern dominiert waren, änderte sich an den typischen Geschlechterrollen und der Ungleichbehandlung nichts. Für die damalige Gesellschaft war die Front der „männliche“ und die Heimat der „weibliche Bereich“. Das Frauenbild vieler Soldaten sah so aus, dass sie die Heimat mit der „rührenden und liebenden Mutter“ gleichsetzten.
Heimatfront im 1. Weltkrieg
Die Heimatfront wird häufig mit dem Kriegsalltag gleichgesetzt. Sie beschreibt die Situation der Arbeiter*innen jenseits der Front in der Heimat. Die Arbeit, die die Frauen in der Heimat verrichteten, hatte einen großen Einfluss auf die Kriegsfront. Ohne die Arbeit der Frauen an der Heimatfront wäre die Versorgung an der Kriegsfront zusammengebrochen.
Neue Arbeit für Frauen und Kinder im Ersten Weltkrieg
Der Erste Weltkrieg zwang sowohl Frauen als auch Kinder zur Arbeit, noch dazu zu Tätigkeiten, die vor dem Krieg von Männern dominiert waren. Es war also notwenig, dass Frauen und Kinder von 1914 bis 1918 die Arbeit der Männer machten, die in den Krieg gezogen waren. In Großbritannien gab es sogar Frauen, die als Flugzeugmechanikerinnen bei der Royal Airforce tätig waren. Andere verkauften Kriegsanleihen oder waren Schaffnerinnen.
Dies bedeutete jedoch keinesfalls, dass der Anteil der Frauenerwerbstätigen, also Frauen die einer bezahlten Arbeit außerhalb der Familie nachgingen, stieg. Im Gegenteil: im Deutschen Kaiserreich sank dieser Anteil sogar ein wenig. In anderen europäischen Staaten, wie Frankreich oder Großbritannien, stieg er zwar, aber der Anstieg konnte nicht mit der Kriegssituation in Verbindung gebracht werden, weil schon seit dem Jahr 1900 mehr Frauen arbeiteten.
Denn obwohl nun mehr Frauen in neuen Bereichen arbeiteten, wurden wiederum viele andere Frauen arbeitslos. Letztere hatten Berufe ausgeübt, die durch den Krieg überflüssig oder einfach nicht ausführbar wurden. Zu den Berufen, die im Krieg nicht benötigt wurden, gehörten Tätigkeiten in der Konsumgüterindustrie. Friseursalons, Kosmetik- und Möbelgeschäfte wurden für den Krieg irrelevant.
Obwohl die Frauenerwerbsarbeit durch den Krieg insgesamt nicht massiv anstieg, gab es durchaus Ausnahmen in bestimmten Bereichen, in denen der Frauenanteil stark stieg. Dazu gehörte u. a. die gefährliche Arbeit in der Rüstungsindustrie. Sie war deswegen so gefährlich, weil es dort keine ausreichenden Schutzmaßnahmen gab, wie wir sie heute kennen. Dass Frauen in Fabriken arbeiteten, war nicht neu, aber sie waren im Krieg stärker in Fabriken vertreten. Des Weiteren nähten Frauen Uniformen für die Soldaten, nachdem diese Mode schon vor dem Krieg, zum Beispiel im Deutschen Kaiserreich, beliebt war.
Außerdem war im deutschen Kaiserreich der „Nationale Frauendienst“ in der Heimat tätig. Sein Ziel war es, schnelle Notlinderung zu gewährleisten, aber auch zur Verbesserung der Stellung der Frau beizutragen, indem die Bedeutung der Frau für die Nation demonstriert werden sollte. Zu den Tätigkeiten des "Nationalen Frauendienstes" gehörten unter anderem das Sammeln von Kleidern und Geld für Bedürftige in der Heimat und das Informieren der Bürger über die Kriegssituation und die damit einhergehenden Veränderungen der Lebenssituation in der Heimat. Auch wurde die Lebensmittelrationierung vom "Nationalen Frauendienst" organisiert.
Durch die Verschiebung der Arbeitsbereiche wurden nun die Frauen gesehen. Im Krieg mussten viele Frauen nämlich außerhalb ihres Haushaltes arbeiten und wurden von der Bevölkerung daher „sichtbarer“. Vorher arbeiteten mehr Frauen zu Hause oder in anderen Haushalten und wurden so von der breiten Öffentlichkeit nicht als arbeitender Teil der Gesellschaft wahrgenommen. Viele Frauen übten nun bewusst Berufe, in denen sie vermehrt von anderen Menschen wahrgenommen wurden. So versuchten sie, das Potenzial der Frauen zu demonstrieren, also zu beweisen, dass Frauen sich nicht nur um Haushalt und Kinder kümmern können, sondern auch fähig sind, diese Berufe auszuüben.
Die Arbeit außerhalb der Familie bedeutete meistens auch eine zusätzliche Belastung für die Frauen. Diejenigen, die nun außerhalb der Familie berufstätig waren, mussten sich zusätzlich häufig um Kinder kümmern, sie erziehen und zum Teil unterrichten.
Unterstützung der Frontsoldaten von Frauen und Kindern im Ersten Weltkrieg
Neben den damals für Frauen ungewöhnlichen Arbeiten, unterstützen die Frauen und Kinder die Soldaten moralisch an der Front, indem sie sie beschenkten. Diese Geschenke hießen „Liebesgaben“ und enthielten je nach finanzieller Lage der Frauen unterschiedliche Inhalte. Es wurden zum Beispiel Trockenfrüchte, Bücher, Tabak und Feuerzeuge verschickt.
Neben der Frauenerwerbsarbeit in der Rüstungsindustrie (Metall- und Chemieindustrie), die einen bedeutenden Teil der Kriegsmaschinerie darstellte, war auch die freiwillige Kriegsfürsorge wichtig. Die Frauen der deutschen „Frauenhilfsaktion im Kriege“ engagierten sich für den Krieg und unterstützten die Soldaten an der Front, indem sie zum Beispiel andere Frauen für die Rüstungsindustrie mobilisierten. Diese Hilfsaktion verstärkte, wie die Fertigung der "Liebegaben", das Bild der Frau, die fürsorglich sei und ihrem „mütterlichem Instinkt“ nachginge.
Rolle der Frau im Ersten Weltkrieg – An der Front
In diesem Abschnitt erfährst du, inwieweit Frauen an der Kriegsfront eingesetzt wurden und welche Aufgaben sie hatten.
An der Front arbeiteten nicht nur Soldaten. Es gab auch viel Arbeit im Lazarettdienst. Krankenschwestern versorgten zusammen mit den Feldärzten Verwundete. Allerdings gab es kaum Soldatinnen.
Die wenigen Soldatinnen wurden von der Regierung gern als Druckmittel benutzt, um unwillige Männer dazu zu bewegen, sich als Soldaten zu melden. Ansonsten wurden sie jedoch sowohl von der Regierung als auch von der breiten Gesellschaft nicht anerkannt. Nicht selten schafften es Frauen, Soldatinnen zu werden, indem sie nicht als Frau identifiziert wurden. Doch da viele Soldatinnen Tapferkeit und großen Mut zeigten, wurde ihre Arbeit nach und nach von vielen anerkannt. Vereinzelt riskierten Frauen auch ihr Leben als Spioninnen.
Wusstest du, dass die Deutsche Elizabeth Schragmüller eine Spionin im Ersten Weltkrieg war? 1914 schaffte sie es, an der belgischen Front unter dem Namen "Leutnant Schragmüller" unbemerkt Berichte an die deutsche Kriegsführung zu verfassen. Nachdem diese herausfand, dass "Leutnant Schragmüller" eine Frau war, wurde sie Leiterin der Spionageabteilung der Obersten Heeresleitung. Neben französischen Deserteuren arbeitete auch die Niederländerin Mata Hari, ebenfalls eine heute berühmte Spionin, für sie.
Daneben gab es „weibliche Hilfskräfte“. Diese Frauen arbeiteten an der Front, indem sie Tätigkeiten ausführten, die eigentlich von Frontsoldaten verrichtet wurden. Diese Frauen arbeiteten an der Front neben den kämpfenden Soldaten unter anderem als Näherinnen, Telefonistinnen und Köchinnen. Bei zunehmendem Kriegsverlauf gab es nämlich immer weniger kampffähige Männer. Um möglichst viele Kampfsoldaten einsetzen zu können, wurden die Soldaten von den „weiblichen Hilfskräften“ entlastet. Diese hießen im deutschen Kaiserreich „Etappenhelferinnen“ und wurden nicht von der Regierung, sondern von Frauen der bürgerlichen Frauenbewegung organisiert.
Letztendlich herrschten aber auch hier an der Front die typischen Geschlechterrollen vor: Der Mann wurde als starker und tapferer Soldat romantisiert, während die Frau die Rolle der fürsorglichen Krankenschwester einnahm.
Frauen nach dem Ersten Weltkrieg
Wie veränderte der Erste Weltkrieg die Rolle der Frau in der Gesellschaft?
Der Erste Weltkrieg kann als Beschleuniger der Frauenbewegung in vielen am Krieg beteiligten Staaten gesehen werden, aber nicht als ihr Auslöser. Schon lange vor 1914 gab es Emanzipationsforderungen, die zum Teil vor Kriegsausbruch durchgesetzt wurden. Im deutschen Kaiserreich zum Beispiel durften sich Frauen ab 1908 politisch engagieren und einer Partei beitreten. In der Gesellschaft setzte sich zudem mehr und mehr durch, dass Frauen kein Korsett mehr tragen mussten – auch Frauen der gehobenen Gesellschaftsschichten nicht.
Unter dem Begriff Emanzipation versteht man die Unabhängigkeit und Gleichstellung einer Person. Häufig ist hier die Gleichberechtigung von Frauen gegenüber Männern gemeint.
Der Erste Weltkrieg veränderte jedoch im Allgemeinen die Situation der Frauen nachhaltig. Bis 1918 war in vielen europäischen Ländern die Frauenbewegung immer mehr erstarkt. Frauen hatten im Krieg in unterschiedlichen Bereichen gezeigt, dass sie den Aufgaben der Männer sehr wohl gewachsen waren. Sehr bedeutend für die Emanzipation war die Einführung des Wahlrechtes für Frauen. In vielen europäischen Staaten, zum Beispiel in Großbritannien und Deutschland durften Frauen ab 1918 wählen, in Frankreich allerdings erst seit 1944.
Doch es gab auch rückläufige Entwicklungen der Gleichberechtigung der Frauen. Als der Krieg vorbei war, wollten die Politikarbeitsgeber und Gewerkschaften die Frauen wieder aus ihren Berufen rausdrängen, damit sie keine Konkurrenz für die aus dem Krieg zurückkehrenden Männer darstellten. Außerdem übernahmen in vielen Haushalten Männer wieder die Rolle des Familienoberhauptes.
Besonders stark ausgeprägt war der Rückschlag der Emanzipation in der Weimarer Republik zu Beginn des Nationalsozialismus. Dort wurden wieder überholte Frauenrollen verordnet. Zum Beispiel musste die Frau eine Mutter und eine gute Ehe- und Hausfrau sein und lange Kleider tragen.
Frauen im ersten Weltkrieg - Das Wichtigste
- Der Erste Weltkrieg ist nicht der Auslöser, war aber meistens ein Beschleuniger der Frauenbewegung.
- Die typische Rollenverteilung löste sich, trotz dass Frauen nun in „Männerberufen“ arbeiteten, nicht auf.
- Frauen wurden nun stärker „gesehen“, da viele außerhalb des Hauses arbeiteten.
- Nach dem Krieg wurden viele Emanzipationsversuche rückgängig gemacht.
- Ab 1918 wurde in vielen am Krieg beteiligten Staaten das Frauenwahlrecht eingeführt.
Nachweise
- Abbildung 1: Frau arbeitet in der Industrie im Ersten Weltkrieg (https://picryl.com/de/media/women-in-the-first-world-war-q110080-b80006) (https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de)
- Abbildung 2: Arbeiterinnen in einer Munitionsfabrik in Großbritannien (https://picryl.com/de/media/women-at-work-during-the-first-world-war-q27854-d6c44b) (https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de)
- Abbildung 3: Gedenkmünze zum Frauenwahlrecht (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:0413_-_20_Euro_GM_Deutschland_100_Jahre_Frauenwahlrecht_Bildseite.jpg) by Sven.petersen (https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Sven.petersen) licensed by CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Frauen im Ersten Weltkrieg
Was ist die Heimatfront im 1. Weltkrieg?
Die Heimatfront war der Alltag in der Heimat. Während an der Front die Soldaten gekämpft und ein Teil der Frauen geholfen haben, wurde in der Heimat die Kriegsversorgung von den meisten Frauen sichergestellt.
Wie veränderte der erste Weltkrieg die Rolle der Frau in der Gesellschaft?
Frauen mussten nun Berufe ausüben, die vor dem Krieg von Männern gemacht wurden. Die vorherige Rollenverteilung, dass die Frau zu Hause bleibt und sich um Haushalt und Kinder kümmert, während der Mann Geld verdient, änderte sich somit. Eine Gleichberechtigung wurde damit jedoch nicht erzielt, weil die Frauen wesentlich schlechter bezahlt und als billige Arbeitskräfte ausgenutzt wurden.
Welche Auswirkungen hatte der Krieg auf Frauen und Kinder?
Sowohl Frauen als auch Kinder mussten im Krieg schwer arbeiten, weil die Arbeitskraft der Männer fehlte. Zudem mussten viele Frauen sich um die Kinder kümmern.
Wie war das Leben im Ersten Weltkrieg?
Das Leben im Ersten Weltkrieg war bestimmt von der Situation an der Front. In der Heimat warteten die Menschen auf Nachrichten von ihren Angehörigen an der Front. Die Arbeit war schwer, weil es wenig Arbeitskräfte und Nahrung gab.
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