Schlieffenplan

Nachdem Otto von Bismarck 1890 als Kanzler zurückgetreten war, veränderte sich die deutsche Außenpolitik schlagartig. Sowohl der neue Kanzler Leo von Caprivi, als auch der amtierende Kaiser Wilhelm II. waren auf eine Expansion des Deutschen Kaiserreichs aus. Schon lange vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde Aufrüstung betrieben und Soldaten wurden rekrutiert. Außerdem wurden militärische Strategien und Pläne ausgearbeitet. Einer dieser Pläne war der sogenannte Schlieffenplan – darüber erfährst Du hier mehr.

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    Schlieffenplan – Vorgeschichte

    Am 18. Juni 1887 schloss das Deutsche Kaiserreich unter Otto von Bismarck ein Neutralitätsabkommen mit dem russischen Zarenreich ab. Das Abkommen war Teil der Anstrengungen Bismarcks einen Krieg in Europa vorzubeugen, jedoch war es nur auf 3 Jahre begrenzt. Als Bismarck dann 1890 zurücktrat und Leo von Caprivi neuer Reichskanzler wurde, wurde das Neutralitätsabkommen nicht verlängert.

    Daraufhin kühlte sich das Verhältnis zwischen Russland und Deutschland ab und Russland machte sich auf die Suche nach einem neuen Partner im europäischen Raum. Da Frankreich die Missmut gegen Deutschland teilte, entstand schnell eine geheime Militärkonvention zwischen den beiden Staaten. 1897 entwickelte sich aus diesem Abkommen die Russisch-Französische Allianz.

    Gleichzeitig versuchte Wilhelm II., die Flotte des Deutschen Kaiserreichs weiter auszubauen. Dabei geriet er mit Großbritannien aneinander. Denn bis dato galt Großbritannien als größte Seemacht im europäischen Raum und befürchtete, dass die europäischen Kräfteverhältnisse durch das Vorhaben des deutschen Kaisers ins Wanken geraten würden.

    1904 schlossen sich Großbritannien und Frankreich zu der Entente Cordiale zusammen. Ziel war es, die Interessenskonflikte in Bezug auf die Kolonien in Afrika beiseitezulegen. Als Großbritannien 1907 den Vertrag von Sankt Petersburg mit Russland schloss, trat Russland informell der Entente Cordiale bei. Es entstand die Triple Entente.

    Mit der Triple Entente errichteten die drei Staaten eine geografische Umzingelung Deutschlands.

    Schlieffenplan – Definition

    Das Deutsche Kaiserreich befand sich nun in einer kniffligen Situation. Denn im Falle eines Krieges, musste mit einem Angriff von Westen und Osten gerechnet werden. Deutschland musste sich also auf einen Zweifrontenkrieg vorbereiten. Jedoch hatte das deutsche Militär nicht die Kapazitäten an zwei Orten gleichzeitig zu kämpfen – ein Zweifrontenkrieg sollte auf jeden Fall vermieden werden. Der damalige Chef des Generalstabs, Alfred Graf von Schlieffen, entwickelte daraufhin einen Plan, um dieses Problem zu umgehen. Er entwickelte den Schlieffenplan.

    Der Schlieffenplan bezeichnete ein militärisches Vorhaben Deutschlands, um einen Zweifrontenkrieg zu vermeiden. Dabei sollte zunächst Frankreich als Gegner an der Westfront ausgeschaltet werden und dann gegen Russland an der Ostfront gekämpft werden. Der Schlieffenplan umfasste hauptsächlich das strategische Vorgehen gegen Frankreich.

    Schlieffenplan – einfach erklärt

    Die Idee war es, die Zeit, welche Russland für die Mobilisierung seiner Streitkräfte benötigte, zu nutzen und derweil Frankreich zu bezwingen. Nachdem Frankreich besiegt sein würde, würden die deutschen Truppen von Westen an die Ostfront transportiert werden und dort gegen Russland kämpfen.

    Um Frankreich schnellstmöglich zu besiegen, sah Alfred von Schlieffen eine Zangenbewegung der deutschen Truppen in Richtung Paris vor. Er wollte die deutschen Streitkräfte aufteilen, wobei ein Teil die französische Hauptstadt von Westen aus angreifen sollte, der andere Teil von Osten aus.

    Der Einfachheit halber werden diese Truppenbewegungen in der weiteren Erklärung als westlicher und östlicher Flügel bezeichnet.

    Die Angriffsroute von Westen aus stellte das kompliziertere Vorhaben dar. Denn aufgrund des französischen Sperrgürtels "Barrière de Fer", hätte der westliche Flügel zunächst über Belgien nach Nordfrankreich rücken müssen.

    Die Barrière de Fer war eine Kette militärischer Festungen, welche Frankreich Ende des 19. Jahrhunderts errichtet hatte. Sie zog sich entlang der Deutsch-Französischen Grenze zwischen den Städten Mertz und Straßbourg.

    Von dort sollte er weiter südlich in das französische Inland ziehen, um dann aus dem Westen bis nach Paris vorzustoßen. Derweil sollte der östliche Flügel bereits eine Kampffront gegen die französischen Truppen aufgebaut haben, sodass der westliche Flügel die gegnerischen Streitkräfte sozusagen von hinten überfallen konnte. Schlieffen erhoffte sich einen Überraschungseffekt, welcher zu einem schnellen Sieg führen sollte. Seinen Plan hielt Schlieffen in einer sogenannten Denkschrift fest, bevor er am 04. Januar 1913 verstarb.

    Sogar auf seinem Totenbett betonte Alfred von Schlieffen "den rechten Flügel" stark zu machen. Gemeint war damit der Flügel, der von Westen aus Frankreich angreifen sollte.

    Um gegen mögliche Zwischenfälle auf dem langen Weg gewappnet zu sein, sollte der größere Teil des deutschen Militärs den westlichen Truppen zugeteilt werden.

    Schlieffenplan – Karte

    Auf der Karte kannst Du Dir die einzelnen Vormärsche des Schlieffenplans genauer anschauen.

    Schlieffenplan Karte StudySmarterAbb. 1: Schlieffenplan 1905

    Schlieffenplan – Umsetzung

    Am 28. Juli 1914 brach dann der Erste Weltkrieg aus und der Plan von Schlieffen sollte umgesetzt werden.

    Wenn Du mehr zum Ersten Weltkrieg erfahren willst, kannst Du Dir die Erklärung dazu auf StudySmarter ansehen.

    Nun war Helmuth von Moltke Generalstabschef und wollte den Schlieffenplan in seinen Grundzügen zwar beibehalten, sah aber vor, das Verhältnis von westlichem und östlichem Flügel abzuändern. Generell legte Moltke im Gegensatz zu Schlieffen großen Wert auf die Stärke des östlichen Flügels. Dies sollte sich später als Fehler herausstellen.

    Während sich der westliche Flügel bereits auf einem erfolgreichen Vormarsch befand, fiel Russland am 14. August 1914 überraschenderweise in Ostpreußen ein. Die Mobilisierung der russischen Truppen ging also schneller als gedacht, sodass Moltke kurzerhand beschloss, Truppen des westlichen Flügels zurückzubeordern und an die Ostfront zu schicken.

    Die Verkleinerung des westlichen Flügels wurde den deutschen Truppen dann bei der Schlacht bei Marne zum Problem. Dort überraschten französische und britische Truppen am 05. September 1914 den westlichen Flügel.

    Großbritannien hatte seine Truppen bereits in Richtung Frankreich geschickt, als der westliche Flügel Belgien durchquerte. Denn Großbritannien war nicht nur Verbündeter Frankreichs, sondern auch Schutzbefohlener Belgiens.

    Gleichzeitig verliefen die Schlachten des östlichen Flügels an der deutsch-französischen Grenze sehr erfolgreich. Es dauerte nicht lange, bis das französische Militär seine Niederlage einsehen musste, dadurch allerdings genug Zeit hatte, die verbliebenen Truppen zur Schlacht bei Marne zu schicken.

    Der ursprüngliche Plan von Schlieffen hatte es vorgesehen, dass der östliche Flügel die französischen Truppen erst ablenken sollte und nicht direkt besiegen. Moltke hatte dem östlichen Flügel jedoch freien Handlungsraum gelassen, sodass die Streitkräfte alles auf einen schnellen Sieg setzten.

    Der nun weit unterlegene westliche Flügel musste sich am 12. September 1914 geschlagen geben und seinen Vormarsch abbrechen. Damit galt der Schlieffenplan als gescheitert. Das Scheitern des Plans nahm letzten Endes großen Einfluss auf den restlichen Verlauf des Ersten Weltkrieges, da sich Deutschland nun doch dem gefürchteten Zweifrontenkrieg stellen musste.

    Schlieffenplan – Fehler

    Letztlich hatte der Schlieffenplan einige Schwachstellen, die zum Scheitern führten und den Ersten Weltkrieg beeinflussten. Zunächst stellte es ein Problem dar, die Geschwindigkeit der russischen Truppen zu unterschätzen. Es wurde damit gerechnet, dass die Zeit, die Russland brauchen würde, die Ostfront zu erreichen, ausreichen würde, um den Schlieffenplan durchzuführen. Ein Zweifrontenkrieg konnte also kaum vermieden werden.

    Außerdem beging Moltke einen Fehler, als er das Verhältnis von westlichem und östlichem Flügel abänderte und den westlichen Flügel umso weiter schwächte, um Truppen an die Ostfront zu schicken.

    Letztlich trug auch der schnelle Sieg des östlichen Flügels gegen die französischen Truppen zum Scheitern des Schlieffenplans bei.

    Grundsätzlich lässt sich sagen, dass viele der Fehleinschätzungen bei der Überarbeitung des Schlieffenplans entstanden sind. Ob der Plan von Schlieffen in seiner ursprünglichen Form geklappt hätte, kann allerdings auch nicht beurteilt werden.

    Schlieffenplan - Das Wichtigste

    • Der Schlieffenplan wurde vor dem Ersten Weltkrieg von Alfred von Schlieffen entwickelt.
    • Es sollte ein Zweifrontenkrieg gegen Russland und Frankreich vermieden werden.
    • Das deutsche Militär wurde in zwei Flügel aufgeteilt, wobei einer Paris aus dem Westen und einer aus dem Osten angreifen sollte.
    • Am 02. September 1914 mussten die deutschen Truppen kapitulieren und der Schlieffenplan galt als gescheitert.

    Nachweise

    1. dhm.de: LeMO Erster Weltkrieg - Kriegsverlauf - Schlieffen-Plan. (01.11.2022)
    2. planet-wissen.de: Erster Weltkrieg: Verlauf 1914 bis 1916 - Deutsche Geschichte. (01.11.2022)
    3. dhm.de: LeMO Alfred Graf von Schlieffen. (01.11.2022)
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    Häufig gestellte Fragen zum Thema Schlieffenplan

    Was war der Schlieffenplan?

    Der Schlieffenplan war, kurz gesagt, ein Plan Deutschlands einen Zweifrontenkrieg mit Frankreich und Russland zu vermeiden.

    Warum hat man den Schlieffenplan als gescheitert angesehen?

    Man hat den Schlieffenplan als gescheitert angesehen, weil die deutschen Truppen kapitulieren mussten, bevor sie Paris erreichen konnten.

    Wann scheiterte der Schlieffenplan?

    Der Schlieffenplan scheiterte am 02. September 1914.

    Wie funktioniert der Schlieffenplan?

    Der Schlieffenplan funktioniert, indem das deutsche Militär in einen zwei Flügel aufgeteilt wurde. Einer sollte Paris vom Westen aus angreifen und der andere vom Osten aus.

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