Anfängliche Zweifel und eine unbrauchbare Flotte
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges zweifelte vor allem Großadmiral Alfred von Tirpitz an der Relevanz von U-Booten für die Kriegsführung. Die kaiserliche Marine war bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs extrem stark ausgebaut worden und war, nach der des Vereinigten Königreichs, die zweitstärkste Kriegsflotte der Welt.
Dies erwies sich allerdings als eine riesige Fehlinvestition, da die Kriegsschiffe lediglich in den Häfen lagen, weil man sich nicht traute, die überlegenere, britische Marine anzugreifen. Somit hatte die kaiserliche Kriegsmarine zu Beginn des Ersten Weltkrieges eigentlich keinerlei strategische Bedeutung.
Abbildung 1: Deutsches U-Boot des Typ UC I, eingesetzt ab 1915. Quelle: wikimedia.orgDeutsche U-Boote 1. Weltkrieg
Wie kam es aber dazu, dass U-Boote nun doch so eine entscheidende Rolle, vor allem für die deutsche kaiserliche Marine, in den Seekriegen des Ersten Weltkrieges spielen sollten?
Wie bereits erwähnt war Tirpitz' Meinung von U-Booten nicht sonderlich hoch – sein Plan war es, sie nur zum Unterstützen der Hochseeflotte zu nutzen. Sie gegen Handelsschiffe einzusetzen schien ihm gar nicht möglich.
Als dann ein U-Boot (U 9) im September 1914 drei britischen Kriegsschiffe versenkte und im Oktober 1914 einem anderen U-Boot (U 17) die Versenkung eines Handelsschiffes gelang, änderte sich seine Einschätzung.
Einsatzbereich U-Boote
Die U-Boote des Ersten Weltkrieges wurden vor allem als Handelswaffe eingesetzt. Das bedeutet, man wollte besonders den Import und Export feindlicher Staaten sabotieren, indem sie Handelsschiffe angriffen – sie fungierten also als Handelsstörer. Außerdem hatte England seit dem 2. November 1914 mit seiner Marine Blockaden errichtet, die es von deutscher Seite her wieder zu lösen galt. Deutschland war so nämlich vom Welthandel abgeschnitten.
Der Begriff "Uneingeschränkter U-Boot-Krieg" wird verwendet, um zu beschreiben, wenn Schiffe ohne Vorwarnung angegriffen werden.
Aufrüstung der U-Boot-Flotte
Am Anfang des Ersten Weltkrieges verfügte die kaiserliche Marine bloß über 28 U-Boote. Großbritannien hatte hingegen 78 und Frankreich immerhin 55 U-Boote unter seinem Kommando. Als Deutschland feststellte, dass U-Boote durchaus effektiv eingesetzt werden konnten, musste es aufrüsten.
Bei der Aufrüstung der kaiserlichen Marine mit U-Booten spielte vor allem die Germaniawerft in Kiel eine entscheidende Rolle. Sie war die erste Werft in Deutschland, die U-Boote in einem größeren Umfang produzierte. Die Germaniawerft war der wichtigste Auftragnehmer der deutschen kaiserlichen Marine.
Bis 1918 erhöhte sich die Zahl der U-Boote, die im Besitz der kaiserlichen Marine standen, auf ca. 380.
U-Boot-Krieg 1. Weltkrieg – Zusammenfassung
Um die U-Boote noch erfolgreicher als Handelswaffe einsetzen zu können, wurde am 4. Februar 1915 der Bereich rund um die britischen Inseln vom Deutschen Kaiserreich zur Kriegszone ernannt, in welcher nicht nur gegnerische, sondern auch neutrale Schiffe attackiert werden durften. Der offizielle Beginn des U-Boot-Kriegs war am 18. Februar 1915. Dies wurde in der Erklärung vom 4. Februar 1915 von der deutschen Admiralität wie folgt angekündigt:
Vom 18. Februar 1915 an wird jedes in diesem Kriegsgebiet angetroffene feindliche Kauffahrteischiff zerstört werden, ohne dass es immer möglich sein wird, die dabei der Besatzung und den Passagieren drohenden Gefahren abzuwenden.
Im Mai und August 1915 versenkten deutsche U-Boote die Passagierschiffe Lusitania und Arabic, wobei zahlreiche amerikanische Passagiere ums Leben kamen. Dies führte dazu, dass die USA mit dem Kriegseintritt drohten. Als Folge dessen befahl der deutsche Kaiser Wilhelm II. am 18. September den Stopp des uneingeschränkten U-Boot-Kriegs. Zuvor hatte er bereits Angriffe auf neutrale Schiffe und Passagierdampfer verboten. Im Mittelmeer wurde der U-Boot-Krieg allerdings fortgeführt.
Von einem "uneingeschränkten U-Boot-Krieg" ist die Rede, wenn U-Boote andere Schiffe angreifen dürfen, ohne diesen eine Vorwarnung zu geben. Dies war für gewöhnlich laut Prisenrecht, also Seekriegsrecht, nicht zulässig.
Abbildung 2: Kriegsgebiet, rund um die britischen Inseln
Handelsschiffe wurden mit der Zeit zunehmend stärker bewaffnet und der Einsatz von U-Boot-Fallen häufiger. Tirpitz forderte daher, den uneingeschränkten U-Boot-Krieg fortsetzen zu dürfen. Es wurde sogar eine Propagandakampagne des Reichsmarineamts ins Leben gerufen, die sich für den uneingeschränkten U-Boot-Krieg aussprach. Da der Kaiser davon äußerst verärgert war und Tirpitz zusätzlich vorgeworfen wurde, eine inkorrekte Angabe bezüglich einsatzfähiger U-Boote gemacht zu haben, musste der Admiral am 15. März 1916 zurücktreten.
U-Boot-Krieg 1917
Im weiteren Kriegsverlauf wurde deutlich, dass Deutschland die Seeschlachten nur für sich entscheiden konnte, wenn es auf den U-Boot-Krieg zurückgriff. Außerdem verfügte das Deutsche Reich Anfang 1917 ohnehin über eine hohe Anzahl einsatzfähiger U-Boote. Sie für die Kriegsführung einzusetzen lag deswegen nahe.
Der Admiralstab schlug daher vor, den uneingeschränkten U-Boot-Krieg wieder zu erlauben, da es so möglich wäre, England innerhalb von nur fünf Monaten in die Knie zu zwingen – dies sollte mit einer monatlichen Versenkungsquote von 600.000 BRT geschafft werden.
"BRT" steht für "Bruttoregistertonne" und ist eine veraltete Maßeinheit für Handelsschiffe. Sie beschreibt das Volumen aller Räume eines Schiffes, das heißt der Ladungs-, Passagier-, Maschinenräume und so weiter. 1 BRT ≈ 2,83 Kubikmeter.
Am 8. Januar 1917 stimmte der Kaiser dem Vorhaben zu. Am 1. Februar 1917 wurde der uneingeschränkte U-Boot-Krieg ohne weitere Vorwarnung eröffnet. Daraus resultierte die Kriegserklärung der USA am 6. April 1917.
Im April, Mai und Juni 1917 gelang es den deutschen U-Booten, die anvisierten 600.000 BRT zu versenken (im April sogar fast 850.000 BRT), was erhebliche Verluste für die Alliierten bedeute. Diese passten sich der Situation allerdings an und führten das Konvoi-System ein, durch welches Handelsschiffe nun von Kriegsschiffen begleitet wurden. Außerdem kümmerten sie sich um bessere Abwehrmaßnahmen.
Dies führte dazu, dass die monatliche Versenkungsquote bis zum Kriegsende nur noch bei ca. 177.000 BRT lag.
Einen endgültigen Seesieg konnte Deutschland trotz allem nicht erringen und der U-Boot-Krieg wurde, als Reaktion auf das 14-Punkte-Programm von US-Präsident Wilson, im Oktober 1918 beendet.
5132 deutsche Männer der U-Boot-Waffe starben im Rahmen des U-Boot-Kriegs.
Bis zum 31. Dezember 1917 versenkten die Deutschen 6,141 Millionen Tonnen Schiffsraum auf Seite der Alliierten sowie 1,127 Millionen Tonnen neutralen Schiffsraum.
Insgesamt versenkten 380 deutsche U-Boote 5.554 alliierte sowie neutrale Handelsschiffe (mit über 12 Millionen BRT). Daneben wurden noch weitere 100 Kriegsschiffe von den Deutschen versenkt.
Erfolgreichstes U-Boot 1. Weltkrieg
Das wohl erfolgreichste Kriegsschiff der Geschichte war das U35 der kaiserlichen Marine. Es versenkte zwei Kriegsschiffe und 224 Handelsschiffe. Von den U-Booten der kaiserlichen Marine wurden circa 200 versenkt.
U-Boote 1. Weltkrieg - Das Wichtigste
- 1914, zu Beginn des Ersten Weltkrieges, verfügte die kaiserliche Marine Deutschlands nur über 28 U-Boote. Diese sollten lediglich zur Unterstützung der Hochseeflotten dienen.
- Die kaiserliche Marine ließ im Laufe des Krieges seine Flotte deutlich aufrüsten: später besaß die kaiserliche Marine circa 380 U-Boote.
- Deutschland startete am 18. Februar 1915 einen uneingeschränkten U-Boot-Krieg. Dieser wurde allerdings wieder gestoppt, als bei einer Versenkung amerikanische Staatsbürger ums Leben kamen und die USA mit dem Kriegseintritt drohten.
- Der uneingeschränkte U-Boot-Krieg wurde im Februar 1917 wieder fortgesetzt und die USA erklärten Deutschland den Krieg.
- Die deutschen U-Boote schafften es hunderte alliierte sowie neutrale Schiffe zu versenken, konnten am Ende jedoch keinen Sieg erlangen – Oktober 1918 beendete Deutschland den U-Boot-Krieg.
Nachweise
- Abb. 1 - Ein Boot der UC 1-Klasse (https://de.wikipedia.org/wiki/UC_1_(Schiff,_1915)#/media/Datei:German_UC-1_class_submarine.jpg) von W.wolny - IWMCollections; gemeinfrei
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