Reformation

Die Aussagen eines Mannes stießen im 16. Jahrhundert eine religiöse und gesellschaftliche Bewegung an, die Europa in ihren Grundfesten erschütterte, die Gesellschaft spaltete und auch das Leben heute noch nachhaltig beeinflusst – die Rede ist von Martin Luther und der Reformation. 

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    Reformation – Definition

    Die "Reformation" (lat.: Erneuerung, Wiederherstellung) war eine kirchliche Erneuerungsbewegung in Europa im 16. Jahrhundert.

    Im deutschen Raum wurde sie vom Mönch und Theologieprofessor Martin Luther angestoßen, der die Verweltlichung und die Missstände innerhalb der Katholischen Kirche anprangerte und eine Rückführung zu den Lehren der Bibel und dem Glauben an einen gnädigen Gott forderte.

    Hinweis: In der folgenden Erklärung wird sich hauptsächlich mit der Reformation in den deutschen Staaten des Heiligen Römischen Reichs beschäftigt.

    Reformation einfach erklärt

    Bevor Du Ausführlicheres zu der Reformation, ihren Ursachen, ihrem Verlauf und ihren Folgen erfährst, hier eine kurze Zusammenfassung der Kerninformationen:

    Bei der Reformation, ausgelöst durch Martin Luthers 95 Thesen gegen die Missstände innerhalb der katholischen Kirche (1517), spaltete sich die Gesellschaft in zwei konfessionelle Lager –den Katholizismus und den Protestantismus (Anhänger und Anhängerinnen der reformierten Kirchen, zum Beispiel Luthertum, Calvinismus etc.).

    Infolge dieser Spaltung kam es zu zahlreichen (kriegerischen) Auseinandersetzungen innerhalb und zwischen den deutschen Staaten, aber auch in ganz Europa.

    Erst 1648 konnten die Kriege mit dem Westfälischen Frieden beendet werden – im Friedensvertrag wurden dem Luthertum und dem Calvinismus die Gleichstellung mit der katholischen Kirche und die Religionsfreiheit bestätigt. Der Westfälische Friede beendete die Reformation.

    Anlass für die Reformation

    Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde das Leben der Menschen in Europa maßgeblich durch die katholische Kirche und durch die Fürstenherrschaft bestimmt. Der Papst entschied, woran die Menschen zu glauben hatten und der weltliche Herrscher (Kaiser, König, Fürst) entschied darüber, wie sie zu leben hatten.

    Doch schon lange herrschten vor allem in der Katholischen Kirche teils gravierende Missstände, die zu immer größerem Unmut bei den Gläubigen führten.

    • Hohe Kirchenämter (etwa Amt des Bischofs) vergab die Kirche nicht mehr an Personen, die dafür ausgebildet und geeignet waren, sondern verkaufte sie an die Höchstbietenden. Diese Praxis des Ämterkaufs und -verkaufs wird auch "Simonie" genannt – dabei tauschte die Kirche Ämter und die damit einhergehenden Vorteile gegen Geld.
    • Ebenfalls gängig war es, Ämter einfach an Familienmitglieder oder Verwandte weiterzugeben – es herrschte Vetternwirtschaft.
    • Ein weiterer Mangel war auch, dass viele der Geistlichen sich selbst nicht an die Lehren und Regeln der Kirche hielten, die sie aber selbst den gläubigen Menschen immer wieder predigten.

    Ablasshandel

    Einer der wohl größten Missstände war jedoch der Umgang der Kirche mit den Ängsten der Gläubigen. Durch die starke religiöse Ausrichtung an der katholischen Kirche lebten die Menschen damals in ständiger Furcht vor dem Fegefeuer und der Hölle. So taten die Menschen alles, was ihnen die Kirche sagte, um sich von ihren Sünden zu befreien.

    Dies nutzten der Papst und die Kirche, indem sie im 15. Jahrhundert den sogenannten "Ablasshandel" einführten.

    Der "Ablasshandel" war eine weitverbreitete und sehr ausschweifend betriebene Bußpraktik der katholischen Kirche. Gläubige konnten sogenannte Ablassbriefe kaufen. Durch den Erwerb eines solchen Briefes versprach die Kirche den Gläubigen den Nachlass ihrer Sünden und damit eine kürzere Zeit im Fegefeuer.

    Der Ansturm auf die Ablassbriefe war riesig und die Kirche erkannte das finanzielle Potenzial des Ablasshandels. So wurde dieser zunehmend professionalisiert: Die Ablassbriefe wurden etwa gedruckt, um mehr Exemplare verkaufen zu können oder sie wurden von Priestern wie Marktschreier beworben.

    Bald schon hatte der Ablasshandel nicht mehr viel mit dem Glauben an eine ernsthafte Buße zu tun, sondern war nur noch ein Mittel zur Geldmacherei. Mit den hohen Gewinnen finanzierte die Kirche dann teure Bauobjekte wie den Bau des Petersdoms in Rom oder tilgten die Schulden von Geistlichen.

    Einen Mann störte dieser Sittenverfall der Kirche so sehr, dass er sich dazu entschloss, die Kirche öffentlich dafür zu kritisieren – der Name dieses Mannes war Martin Luther.

    Martin Luther – Reformation Zusammenfassung

    Martin Luther, der 1483 in Eisleben geboren wurde, war Augustinermönch und Theologieprofessor. Er erlebte den zunehmenden Verfall der Kirche im frühen 16. Jahrhundert hautnah mit. Martin Luther konnte das Bild eines unbarmherzigen und strafenden Gottes, wie es die Kirche predigte, nicht gutheißen, ebenso wenig wie die Tatsache, dass die Kirche genau dieses Gottesbild nutzte, um aus Geschäftszwecken (Ablass) gezielt Angst unter den Gläubigen zu verbreiten.

    Reformation Martin Luther StudySmarterAbb. 1 - Martin Luther.Lucas Cranach der Ältere: "Porträt von Martin Luther" (1528)

    Luthers 95 Thesen

    Als Reaktion auf den Ablasswahn der Kirche verfasste Martin Luther im Jahr 1517 schließlich seine 95 Thesen gegen den Ablass. Darin verurteilte er die Kirche scharf:

    • er sprach sich gegen das durch die Kirche vermittelte Bild des strafenden Gottes aus,
    • er erkannte dem Bußsakrament des Ablasses jegliche Wirkmacht ab
    • und zu guter Letzt kritisierte er sogar den Papst direkt.

    Stattdessen predigte Martin Luther in seinen Thesen, dass der Mensch allein durch seinen festen Glauben und durch die Gnade Gottes von seinen Sünden freigesprochen würde und Erlösung finde. Außerdem sollte laut Martin Luther jeder in der Lage sein, die Heilige Schrift zu lesen und nicht nur die Geistlichen. Es sollte kein Priester mehr nötig sein, um die Bibel für die Gläubigen auszulegen und so zwischen diesen und Gott zu vermitteln. Jeder sollte sich eine eigene Meinung bilden können und durch die Heilige Schrift einen eigenen Zugang zu Gott erhalten.

    Die vier Soli der Reformation

    Martin Luthers Ansichten können gut mit den vier Glaubenssätzen der Reformation, den sogenannten "vier Soli" zusammengefasst werden – "sola scripta", "sola christus", "sola gartia" und "sola fide".

    1. sola scripta: Allein die Heilige Schrift, also die Bibel, ist als das Fundament der Religion zu verstehen.
    2. sola christus: Christus ist neben Gott selbst die höchste und alleinige Instanz der religiösen Autorität. Nur er ist der Vertreter Gottes auf Erden und nicht etwa der Papst.
    3. sola gratia: Der Mensch ist von Gottes Gnade abhängig, denn nur die Gnade Gottes kann die Menschen schlussendlich erretten und ihnen das ewige Leben schenken.
    4. sola fide: Gott misst den Menschen ausschließlich an seinem Glauben und nicht an seinen Taten und Handlungen. Nur durch seinen starken und unerschütterlichen Glauben kann der Mensch ewiges Leben erlangen.

    Beginn der Reformation

    Am 31. Oktober 1517 soll Martin Luther eine Abschrift seiner 95 Thesen an das Tor der Wittenberger Schlosskirche angeschlagen haben – dieses Ereignis wurde als "Thesenanschlag" berühmt. Ob das Ganze aber wirklich exakt so stattgefunden hat, ist bis heute ungeklärt, und dennoch markiert der Thesenanschlag den Beginn der Reformation.

    Wenn Du Genaueres zu "Martin Luther" wissen möchtest – wie er zum Mönch wurde, welche Ereignisse ihn so prägten, dass er sich gegen die Kirche auflehnte und was genau in seinen 95 Thesen stand – dann wirf einen Blick in die dazugehörige Erklärung hier im Unterset zur Reformation!

    Martin Luthers Thesen machten schnell die Runde in den deutschen Staaten und auch über deren Grenzen hinaus – verantwortlich dafür war vor allem der moderne Buchdruck. Allein in den ersten drei Jahren konnten mithilfe des Buchdrucks rund 700.000 protestantische Schriften im ganzen Land verbreitet werden.

    Martin Luthers Kritik und seine Forderung zur Reformation der Kirche fanden so in kurzer Zeit zahlreiche Anhänger und Anhängerinnen. Das brachte die katholische Kirche in eine heikle Lage – denn der wachsende Zuspruch der Bevölkerung für Martin Luthers Thesen war eine große Bedrohung für die Machtstellung der Kirche.

    Als Reaktion forderte der Papst den Mönch dazu auf, seine Schrift zu widerrufen, doch dieser weigerte sich.

    Luthers Verfolgung

    Daraufhin erließ Papst Leo X. im Januar 1521 den Kirchenbann über Martin Luther, das bedeutete den Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft.

    Auf dem Reichstag zu Worms im April 1521 erließ der römisch-deutsche Kaiser Karl V. zudem das Wormser Edikt. Mit diesem Edikt wurde die "Reichsacht" über Martin Luther erlassen. Durch die Reichsacht war Luther nun vogelfrei – jeder durfte ihn gefangen nehmen oder sogar töten.

    Das Edikt setzte außerdem fest, dass es im gesamten Reich verboten war, Martin Luthers Schriften zu lesen und/ oder zu verbreiten.

    Weitere Informationen zum "Reichstag zu Worms" findest Du in der gleichnamigen Erklärung hier im Studyset zur Reformation!

    Kurz nach dem Reichstag zu Worms erhielt Martin Luther Zuflucht bei Friedrich dem Weisen, dem Kurfürsten von Sachsen. Der Kurfürst versteckte den Mönch auf der Wartburg und dort lebte er unter dem Decknamen "Junker Jörg" und veröffentlichte weitere reformatorische Schriften, die im ganzen Land verbreitete wurden. 1522 übersetzte Martin Luther das Neue Testament der Bibel ins Deutsche – so wollte er auch den unteren Gesellschaftsschichten ermöglichen, die Heilige Schrift zu lesen.

    Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Reformation bereits von einer primär religiösen hin zu einer politischen und sozialen Bewegung entwickelt, die das Heilige Römische Reich erschütterte.

    Reformationsversuche vor Martin Luther

    Tatsächlich war Martin Luther nicht der Erste, der die Missstände der Kirche öffentlich anprangerte und eine Erneuerung oder Rückbesinnung forderte.

    Ein reformatorischer Vorgänger war zum Beispiel der tschechische Theologe Jan Hus (13701415). Auch er forderte die Kirche dazu auf, sich vom Geld und anderen weltlichen Dingen abzuwenden und wieder zur Armut zurückzukehren. Doch anders als Martin Luther wurde Hus von der Kirche der Ketzerei angeklagt und schlussendlich auch verurteilt. Jan Hus starb 1415 auf einem Scheiterhaufen.

    Die Idee der Reformation war also zu Luthers Zeiten keine neue, doch bestimmte zeitliche und gesellschaftliche Umstände, wie etwa der Buchdruck, begünstigen die Reformation im 16. Jahrhundert und verhalfen ihr zur Wirkmacht.

    Verlauf der Reformation

    In den folgenden Abschnitten wirst Du erfahren, wie die Reformation "nach Martin Luther" weiterging. Auch wenn der Mönch noch immer die Hauptstimme der Reformation war, so verselbstständige sich die Bewegung doch zunehmend.

    Bauernkrieg (1524–1525)

    In seinen reformatorischen Schriften richtete sich Martin Luther nicht nur an alle, die in religiöser Hinsicht unzufrieden waren, sondern auch an diejenigen, die mit der Gesellschaftsordnung oder den politischen Gegebenheiten der damaligen Zeit nicht einverstanden waren.

    Vor allem die untersten Gesellschaftsschichten (etwa leibeigene Bauern und Bäuerinnen) fühlten sich durch die Reformation und deren Leitgedanken ermutigt, sich von den Zwängen der katholischen Kirche und ihrer weltlichen Herrscher zu befreien. So kam es in den Jahren 1524–1525 zu zahlreichen Bauernaufständen (auch "Deutscher Bauernkrieg" genannt) gegen Klerus und Adel, bei denen die Bauern und Bäuerinnen eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen forderten. Am Ende wurden die Bauernaufstände aber gewaltsam vom Adel niedergeschlagen.

    Der Bauernkrieg war nur einer von zahlreichen kriegerischen Konflikten im Zuge der Reformation.

    Besonders durch den Bauernkrieg wurde die Reformation auch zu einer sozialen Bewegung. Angetrieben durch den reformierten Glauben wagten es die Leibeigene, konkrete Forderungen in Form von grundlegenden Menschenrechten an die Adeligen zu stellen. Somit stand die Reformation nicht mehr nur für eine religiöse Erneuerung, sondern auch für einen sozialen Umbruch.

    Verbreitung und Festigung der Reformation

    Das Gedankengut der Reformation verbreitete sich zunehmend und immer mehr Menschen schlossen sich der Erneuerungsbewegung an – die Bevölkerung und das gesamte Heilige Römische Reich drohten sich in zwei Lager zu spalten. Dies lag vor allem daran, dass der Glaubenskonflikt nicht nur in den unteren Gesellschaftsschichten ausgetragen wurde, sondern auch von den weltlichen Herrschern der Länder, den Fürsten.

    Zahlreiche Fürsten sympathisierten mit der Reformation und bekannten sich offen dazu. Dies hatte aber meist weniger mit Religion oder Glauben zu tun, sondern mehr mit Politik und Herrschaftsansprüchen.

    Die Reichstage zu Speyer (1526/1529)

    Auf dem Reichstag zu Speyer im Jahr 1526 konnten die Fürsten des Heiligen Römischen Reichs eine Lockerung des Wormser Ediktes erwirken. Demnach war es nun nicht mehr verboten, die lutherischen Schriften zu lesen und zu verbreiten, stattdessen konnten nun die Fürsten über die Religionsausübung in ihren Ländern entscheiden.

    Kaiser Karl V., der sich nur sehr selten in den deutschen Staaten aufhielt, wurde auf den Reichstagen von seinem Bruder Ferdinand von Österreich vertreten. Dieser führte auch die Verhandlungen auf dem Reichstag zu Speyer und ließ sich schließlich auf die Kompromisse mit den Fürsten ein.

    Die Herrscher, die Martin Luthers Thesen unterstützten, nutzten diese Gelegenheit. Sie ließen zahlreiche Landeskirchen errichten und die reformierte Kirchenlehre in ihren Staaten verbreiten. Dadurch, dass in den Landeskirchen die katholische Kirche und der Papst keinen Einfluss hatten, sicherten sich die Fürsten so neben ihrer weltlichen auch die geistliche Macht über ihre Länder. Durch die Reformation konnten sie also ihren Machtanspruch ausweiten.

    Die Durchsetzung der Reformation durch die Landesfürsten führte zu einer Institutionalisierung und Festigung der Reformation in einzelnen deutschen Staaten.

    Das Luthertum und die Lutherische Kirche

    Zu dieser Zeit wurde auch immer deutlicher, dass die fortschreitende Reformation nicht zu einer Erneuerung der römisch-katholischen Kirche führen würde, sondern zu deren endgültigen Spaltung.

    Die Anhänger und Anhängerinnen der Reformation begründeten einen neuen Glauben, das "Luthertum" und eine vom Papst losgesagte Kirche – die Lutherische Kirche.

    Martin Luther, der die Reformation angestoßen hatte, hatte übrigens selbst nie beabsichtigt, dass sich die Kirche aufgrund seiner Thesen spaltete.

    Die Entwicklungen in den reformierten Staaten gefielen dem Papst und auch dem römisch-deutschen Kaiser gar nicht. Auf einem erneuten Reichstag zu Speyer im Jahr 1529 forderte der kaiserliche Vertreter Ferdinand von Österreich die Fürsten dazu auf, die Reformationsbewegung einzustellen – alle weiteren kirchlichen Reformen im Heiligen Römischen Reich wurden erneut untersagt.

    Einige reformatorisch geprägte Fürsten protestieren gegen diese Anordnung – deshalb wurden die Anhänger und Anhängerinnen der lutherischen Reformation ab diesem Zeitpunkt auch als "Protestanten" bezeichnet.

    Augsburger Bekenntnis (1530)

    Im Jahr 1530 kehrte Kaiser Karl V. schließlich persönlich in die deutschen Staaten zurück und berief den Augsburger Reichstag ein, um über alle Angelegenheiten des Reichs zu diskutieren – allen voran die Religionsfrage.

    Ziel des Reichstages war es eigentlich einen Kompromiss zwischen den beiden Konfessionen zu finden, doch statt für beide Seiten zu vermitteln, stellte sich Karl V. auf die Seite der katholischen Kirche. Dennoch übergaben die protestantischen Fürsten Karl V. die "Confessio Augustana", das sogenannte "Augsburger Bekenntnis".

    In diesem Bekenntnis forderten die Fürsten die religiöse Unabhängigkeit von der katholischen Kirche und vom Papst.

    Karl V. lehnte die Forderungen ab, woraufhin die protestantischen Fürsten sich weigerten, die Beschlüsse des Augsburger Reichstages zu akzeptieren. Aus Furcht vor dem Kaiser und den altgläubigen katholischen Fürsten gründeten daraufhin einige deutsche Fürstentümer und Reichsstädte den "Schmalkaldischen Bund". Der Bund war ein Defensivbündnis, bei welchem sich die Parteien gegenseitigen Schutz versprachen, sollten sie angegriffen werden.

    Schmalkaldischer Krieg (15461547)

    Die Streitigkeiten zwischen den Konfessionen ebenso wie die zwischen den weltlichen Herrschern zogen sich auch nach dem Augsburger Reichstag hin.

    In den Jahren 1546–1547 kam es schließlich zum Krieg zwischen dem protestantischen Schmalkaldischen Bund und der kaiserlichen Armee unter Karl V. Der Kaiser wollte den sich immer mehr ausbreitenden Protestantismus zurückdrängen und das Land konfessionell wieder vereinen.

    Doch trotz Karls V. Sieg in diesem Krieg waren die Auseinandersetzungen im Zuge der Reformation noch nicht beendet – der Protestantismus hatte sich schon zu weit verbreitet.


    Gegenreformation

    Die fortschreitende Reformation schwächte die Macht der katholischen Kirche im Heiligen Römischen Reich enorm. Zu dieser Zeit, ab 1545, etablierte sich die Bewegung der "Gegenreformation" durch die katholische Kurie.

    Als "Gegenreformation" werden die Maßnahmen der katholischen Kirche und des Papsttums gegen die durch Martin Luther angestoßene Reformation bezeichnet. Ziel war es, die Protestanten und Protestantinnen, wenn es sein musste, auch mit Gewalt zurück zum katholischen Glauben zu führen.

    Eine Maßnahme war zum Beispiel die Wiederaufnahme der Inquisition – Angehörige der reformierten Kirche wurden verfolgt und ihres Glaubens wegen angeklagt. Zur Umsetzung der Gegenreformation wandte sich die katholische Kurie außerdem auch an die alt-katholischen Fürsten und Monarchen (wie Karl V.) und drängten auf deren Unterstützung im Kampf gegen die Protestanten und Protestantinnen.

    Wenn Du Dich jetzt fragst, was die "Inquisition" ist, dann wirf doch mal einen Blick in die gleichnamige Erklärung hier auf StudySmarter und finde mehr darüber heraus.

    Augsburger Religionsfriede

    In den nächsten Jahren gingen die Konfessionsstreitigkeiten im Reich weiter – es kam zu zahlreichen Fürstenaufständen und kriegerischen Auseinandersetzungen. Ferdinand von Österreich erkannte schlussendlich, dass sich der Protestantismus nicht gewaltsam zerschlagen ließ. Die einzige Möglichkeit, die noch blieb, war Frieden zu schließen.

    Und so kam es 1555 zum Augsburger Religionsfrieden, einem Vertrag zwischen dem Reich (also dem Kaiser; hier: dem kaiserlichen Vertreter) und den Reichsfürsten.

    Der Religionsfriede gab den Fürsten nun unter dem Leitsatz "Cuius regio, eius religio" (Wessen Land, dessen Religion) offiziell die Erlaubnis, frei über die Religion in ihrem Staat zu bestimmen.

    Ein Beispiel zu Verdeutlichung:

    Der Kurfürst von Sachsen beschloss, dass in seinem Reich die lutherische Konfession die offizielle Religion war.

    War ein Bewohner oder eine Bewohnerin aus Sachsen zu diesem Zeitpunkt römisch-katholisch, so konnte er/sie

    • entweder den lutherischen Glauben annehmen und weiter in Sachsen leben,
    • oder katholisch bleiben, musste dann aber in ein Gebiet umsiedeln, dessen offizielle Religion die römisch-katholische war.

    Zum ersten Mal seit 38 Jahren, seit dem Beginn der Reformation 1517, ermöglichte der Augsburger Religionsfrieden eine Koexistenz der beiden Konfessionen. Der Katholizismus und das Luthertum galten nun als gleichberechtigt und beide standen unter dem rechtlichen Schutz des Reichs.

    Die Reformation in den deutschen Staaten hatte ihr Ziel scheinbar erreicht – die Gleichberechtigung der Konfessionen. Doch der Augsburger Religionsfrieden löste das Problem vorerst nur auf macht-politischer und rechtlicher Ebene und das auch nur im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Der religiöse Konflikt war damit aber noch nicht beendet.

    Den Augsburger Religionsfrieden erlebte Martin Luther übrigens nicht mehr mit – der Theologe war 1546 verstorben.

    Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Frieden

    Doch auch wenn die Unabhängigkeit des Protestantismus durch den Augsburger Religionsfrieden 1555 gesichert war, kam es auch in den Folgejahren immer wieder zu Auseinandersetzungen. Die wohl schlimmste war der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648, bei dem ganz Europa in einen Glaubenskrieg zwischen Angehörigen des Katholizismus und des Protestantismus gestürzt wurde.

    Genaueres zum "Dreißigjährigen Krieg" und zu den religiösen und politischen Motiven dieses Krieges findest Du in der dazugehörigen Erklärung hier auf StudySmarter! Und auch zum "Westfälischen Frieden" und seinen Bestimmungen findest Du eine Erklärung!


    Erst der Westfälische Frieden von 1648 beendete die Religionskriege als Folge der Reformation in Europa. Im Westfälischen Frieden wurden die Bestimmungen des Augsburger Religionsfriedens erneuert und endgültig bestätigt. Die lutherische Kirche wurde offiziell als Konfession anerkannt und es wurde die freie Religionsausübung zugesichert.

    Viele Historiker und Historikerinnen setzten mit dem Westfälischen Frieden 1648 auch das Ende der Reformation.

    Calvinismus

    Im Westfälischen Frieden wurde übrigens neben der katholischen und der lutherischen auch eine weitere dritte Konfession offiziell anerkannt – der Calvinismus. Beim Calvinismus, benannt nach seinem Begründer Johannes Calvin, handelt es sich ebenso wie beim Luthertum und eine protestantische/ reformierte Konfession.

    Da die Reformation für eine freie Auslegung der Bibel warb, ist es wenig verwunderlich, dass sich neben dem Luthertum weitere protestantische Strömungen bildeten, die ihre eigenen Bibelauslegungen und Glaubenssätze vertraten. Eine davon war der Calvinismus.

    Doch es gab auch noch weitere bekannte protestantische Bewegungen:

    • Die sogenannten Zwinglianer, benannt nach Huldrych Zwingli, einem berühmten Reformator aus Genf.
    • Die Hussiten, benannt nach dem bereits erwähnten Jan Hus.

    Mehr zum "Calvinismus" erfährst Du in der gleichnamigen Erklärung hier im Unterset zur Reformation.

    Reformation – Bedeutung

    Die Reformation hatte nicht nur die Spaltung der Kirche und die Teilung der Heiligen Römischen Reichs in zwei konfessionelle Lager zur Folge. Durch die Reformation wurden auch andere Bereiche des Lebens verändert – soziale und politische Missstände wurden angeprangert, Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung wurden zum Thema und auch Kunst und Wissenschaft (etwa der Buchdruck) wurde durch die Reformation beeinflusst.

    Die Bedeutung der Reformation für die damalige Gesellschaft war enorm, denn sie leitete nicht nur einen religiösen, sondern auch einen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Umbruch in den deutschen Staaten und in Europa ein, der noch bis heute spürbar ist.

    Die Folgen der Reformation

    Auch in der heutigen Zeit sind die Folgen und Auswirkungen der Reformation noch wahrnehmbar: Die damalige Spaltung der Kirche hat bis heute bestand, denn die lutherisch-evangelische Kirche existiert noch immer, am 31. Oktober wird noch immer der Reformationstag gefeiert und auch die deutschen Bundesländer sind bis heute konfessionell geprägt – so gibt es manche Feiertage entweder nur in primär evangelischen oder in primär katholischen Bundesländern.

    Reformation - Das Wichtigste

    • Die "Reformation" (lat.: Erneuerung, Wiederherstellung) war eine kirchliche Erneuerungsbewegung in Europa im 16. Jahrhundert.

    • Auslöser der Reformation war der Anschlag der "95 Thesen" durch den Mönch und Theologieprofessor Martin Luther am 31. Oktober 1517 in Wittenberg. Luther prangerte die Verweltlichung und die Missstände innerhalb der katholischen Kirche an und forderte eine Rückführung zu den Lehren der Bibel und dem Glauben an einen gnädigen Gott.
    • Luthers Thesen verbreiteten sich (auch dank des Buchdrucks) schnell in allen deutschen Staaten und spalteten die Gesellschaft. Mit der Zeit formte sich dann auf Grundlage der Reformation eine neue Konfession und eine neue Kirche, die lutherische Kirche.
    • Diese Spaltung der Kirche (und damit auch des Heiligen Römischen Reichs) zog zahlreiche Konflikte und Kriege nach sich (Schmalkaldischer Krieg). Eine erste Einigung wurde im Augsburger Religionsfrieden von 1555 geschlossen. Das Reich erlaubte den Fürsten erstmals frei über die Religion in ihren Staaten zu entscheiden.
    • Trotz des Augsburger Religionsfrieden kam es zu weiteren Glaubenskriegen (Dreißigjähriger Krieg) und erst 1648, mit dem Westfälischen Frieden, wurden die Bestimmungen des Augsburger Religionsfrieden erneut bekräftigt und die Religionsfreiheit in den deutschen Staaten endgültig durchgesetzt. Viele Historiker und Historikerinnen sehen im Westfälischen Frieden von 1648 das Ende der Reformation.

    Nachweise

    1. Abb. 1: Licensed under public domain (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lucas_Cranach_d.%C3%84._(Werkst.)_-_Portr%C3%A4t_des_Martin_Luther_(Lutherhaus_Wittenberg).jpg).
    2. Grochowina, Nicole (2020): Die Reformation. De Gruyter Oldenbourg Verlag.
    Häufig gestellte Fragen zum Thema Reformation

    Was ist in der Reformation passiert?

    Bei der Reformation spaltet sich die Gesellschaft in zwei konfessionelle Lager – zum einen die Katholiken und zum anderen die Protestanten (Anhänger reformierter Kirchen, z. B. Luthertum, Calvinismus etc.). Infolge dieser Spaltung kam es zu zahlreichen (kriegerischen) Auseinandersetzungen innerhalb und zwischen den deutschen Staaten. Erst 1648 konnten die Kriege mit dem Westfälischen Frieden beendet werden – in dem Friedensvertrag wurde dem Luthertum und dem Calvinismus die Gleichstellung mit der katholischen Kirche und die Religionsfreiheit bestätigt.

    Was ist die Reformation einfach erklärt?

    Die "Reformation" (lat.: Erneuerung, Wiederherstellung) war eine kirchliche Erneuerungsbewegung in Europa im 16. Jahrhundert. Ausgelöst wurde sie im deutschen Raum vom Theologieprofessor Martin Luther, der 1517 in seinen 95 Thesen die Missstände innerhalb der katholischen Kirche anprangerte. Als Folge seiner Thesen spaltete sich die Kirche in die römisch-katholische und die lutherische Kirche. 

    Was waren die Gründe für die Reformation?

    Die Gründe für die Reformation waren die gravierenden Missstände innerhalb der katholischen Kirche. Geistliche Ämter wurden verkauft und gekauft, es herrschte Vetternwirtschaft, die Geistlichen hielten sich selbst nicht an die Regeln der Kirche und die Gläubigen konnten sich ihr Seelenheil durch Ablassbriefe erkaufen. Diese Missstände sorgten für großen Unmut bei den Gläubigen, aber auch den Geistlichen, wie zum Beispiel Martin Luther. 


    Aber auch politische und soziale Ungerechtigkeit spielten eine Rolle bei der Reformation. 

    In welchen Ländern breitete sich die Reformation aus?

    Ausgehend von den deutschen Staaten verbreitete sich die Reformation in weiten Teilen Europas. So zum Beispiel in den Gebieten des heutigen Tschechiens, der heutigen Schweiz über die Niederlande bis nach England und Schottland und von dort aus breiteten sich protestantische Bewegungen sogar bis nach Amerika aus. Auch in Frankreich, Spanien und Skandinavien verbreitete sich der reformierte Glaube. 

    Wann war die Reformation?

    Die Reformation in Deutschland wird auf 1517 datiert, als Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen haben soll. 
    Die Schweizer Reformation von Zürich ausgehend wird auf 1523 datiert. 

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